Ein Inspektor kommt … Schauspieler Oliver Kainz ist in »Revanche« dem Verbrechen auf der Spur

Unser Praktikant Mark Etting sprach mit dem Schauspieler Oliver Kainz über die Figur des Kriminalinspektors Doppler in unserem Kriminalstück »Revanche«, der mit kühler Überlegung einem Verbrechen auf der Spur ist. Oliver Kainz verstärkt als Gast unser Ensemble in der Inszenierung von Marcus Everding, die am 16. November 2019 um 20.00 Uhr im Komödienhaus Premiere hat.

Etting: Herr Kainz, Sie kommen als Gast ans Theater Heilbronn für die Rolle des Inspektor Doppler in »Revanche«. Wie kam es dazu?

Kainz: Nun, Herr Vornam, der Intendant, hat mich in der Vorstellung »Ein Inspektor kommt« von Priestley gesehen und mich quasi noch in der Kantine engagiert. Ich hatte Zeit und Lust, und nun bin ich hier.

Etting: Sie sind ja halb Engländer…

Kainz: Ja, meine Mutter stammt aus Bristol. Aufgewachsen bin ich aber in Stuttgart.

Etting: War der englische Hintergrund hilfreich für die Rolle?

Kainz: Nun, mit dem Hintergrund konnte ich mich schon besser, also ich meine gut in die Rolle eines englischen Inspektors einfühlen. Da kommt doch einiges immer wieder hoch. Was nicht heißen soll, dass die Kollegen es nicht auch gut machen. Ein tolles Klima auf den Proben.

Etting: Kommen wir zur Rolle. Was ist Inspektor Doppler für eine Figur?

Kainz: Eine sehr spannende, sag ich jetzt mal so. Also, er gibt ja den schrulligen Landpolizisten, der sich dem erfolgreichen Krimi Schriftsteller Wyke quasi unterordnet, um dann den Spieß sozusagen umzudrehen und Wyke regelrecht vorzuführen. Das können Sie sich so vorstellen, wie den Inspektor Colombo. »Ich hätte da noch eine Frage.« (lacht)

Oliver Kainz als Inspektor Doppler


Etting: Doppler überführt also Andrew Wyke?

Kainz: Doch, schon. Er kann seinen Job total gut. Und auch das Publikum wird den Doppler am Anfang unterschätzen.

Etting: Man will also, dass Wyke erwischt wird?

Kainz: Wir wollen hier nichts verraten. Das ist schließlich ein Kriminalstück. Wäre doch schade, wenn das bei Ihnen schon alles nachlesen kann.

Etting: Mal eine Frage an Ihre Herangehensweise: Wie legen Sie den Inspektor an?

Kainz: Ich würde sagen hintergründig, doch. Spiegelnde Facetten, die sich in den Widersprüchen zu gefährlich blitzenden Glassplittern entwickeln.

Etting: Das klingt aber spannend.

Kainz: Ja, das hat Shaffer schon gut geschrieben.

Etting: Und dieser Doppler taucht ja eher überraschend spät im Stück auf.

Kainz: Genau. Also, wenn man das Programmheft nicht gelesen hat, weiß man das erst einmal nicht. Die Figur bezieht aus diesem Überraschungseffekt natürlich ihre Wirkung.

Oliver Kainz als Inspektor Doppler im Verhör mit Andrew Wyke (Nils Brück)

Etting: Man darf also gespannt sein. Ihre nächsten Pläne?

Kainz: Urlaub.

Etting: Verraten Sie uns wohin?

Kainz: Nein. Finden Sie’s heraus.

Etting: Danke für dieses Gespräch.

Das Kriminalstück »Revanche« können sie ab dem 16. November 2019 bis Silvester im Komödienhaus erleben.

Wir fliegen mit Alexander Gerst ins All

Aktion “Slices of Life” des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt

Im Mai 2018 beginnt für das Theater Heilbronn eine Reise durch Raum und Zeit. Alexander Gerst wird wieder ins All fliegen und wir fliegen mit. Möglich wird dies durch eine kleine silberne Kugel im Gepäck des deutschen ESA-Astronauten. Diese wird einen speziellen Datenträger mit gesammelten „Slices of Life“ unterhalten. Unter anderem auch ausgewählte Fotos von uns. Doch es wird noch abgehobener: Die Zeitkapsel wird im All verschlossen und erst im Jahre 2068 wieder geöffnet. Bis dahin bewahrt sie das Haus der Geschichte in Bonn auf.

Melanie Jung studiert Public Management (B.A.) in Ludwigsburg und absolviert derzeit ein studienbegleitendes Praktikum in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit.

Bianca Sue Hennes zweite Oper hat am Theater Nordhausen Premiere

„Bonnie und Clyde“ kommt als Roadoper auf die Bühne

Musik von Christian Diemer
Libretto von Bianca Sue Henne

Bianca Sue Henne, Leiterin des Jungen Theaters Heilbronn und Libretistin
Bianca Sue Henne, Leiterin des Jungen Theaters Heilbronn

Dass unserer Leiterin des Jungen Theaters Bianca Sue Henne aufregende Tage bevorstehen, haben wir Heilbronner Kollegen eher nebenbei erfahren. Denn dass am 5. Mai ihre Oper „Bonnie & Clyde“ für die sie das Libretto geschrieben hat, an ihrer früheren Wirkungsstätte, dem Theater Nordhausen, uraufgeführt wird, darum hat sie keinen Wirbel gemacht. Wahrscheinlich, weil sie selbst viel zu aufgeregt und gespannt ist, auf das, was sie erwartet. Wie wird die Musik, die der junge Komponist Christian Diemer komponiert hat? Wie hat der Regisseur Prof. Elmar Fulda, der Leiter der Opernschule an der Weimarer Hochschule für Musik Franz Liszt, mit seinen Studierenden die Oper auf die Bühne gebracht? Von all dem wird sie sich überraschen lassen, wenn sie am Premierenabend im Publikum sitzt.

„Bonnie & Clyde“ ist schon ihre zweite Oper für junges Publikum. Die erste „Kannst du pfeifen, Johanna?“, lief zwei Jahre lang sehr erfolgreich in Nordhausen und wurde auch im Theater Augsburg inszeniert. Bianca Sue Henne brennt für die Theaterarbeit für junge Leute. Und während es im Schauspiel in den letzten Jahren einen großen Zuwachs an guten neuen Stücken für Heranwachsende gibt, vollzieht sich diese Entwicklung im Musiktheater sehr langsam. Sie habe damals für das Theater Nordhausen, ein reines Musiktheater, immer nach Opern für junge Leute gesucht, erzählt Bianca Sue Henne. Und weil die Auswahlmöglichkeiten so begrenzt waren, hat sie sich entschlossen selbst mit Komponisten an Musiktheaterstoffen für junges Publikum zu arbeiten. Sie beschreibt: „Wie ich auf Bonnie & Clyde gestoßen bin, weiß ich nicht mehr, aber der Stoff schien mir einfach perfekt für junges Publikum. Junge Protagonisten – die beiden sind Anfang 20 – eine rasante Roadstory, Liebe und Tod. Gutes Material.“ 

Bonnie Elizabeth Parker und Clyde Chestnut Barrow waren militärisch bewaffnete Schwerverbrecher und skrupellose Mörder. Und dennoch brachten sie es, seit sie im Mai 1934 in einem Hinterhalt erschossen wurden, zu weltweiter Achtung als Gangsterpärchen Bonnie & Clyde. Noch heute fasziniert, dass sie einfach nur zwei junge Leute waren, die nach endlich überstandener ärmlicher Kindheit einen Teil vom Kuchen des Lebens abhaben wollten. Sie suchten die Freiheit und nahmen ihre Zukunft selbst in die Hand, um ihren Traum vom Leben Wirklichkeit werden zu lassen. Bonnie schrieb Gedichte und sang, wollte ein Star werden, Clyde konnte Gitarre und Saxophon spielen. Doch erste kleine Konflikte mit Recht und Ordnung setzten eine Spirale von Gewalt, Strafe und Rache in Gang, die nur in der Katastrophe enden konnte. Den Tod haben Bonnie und Clyde immer in Kauf genommen. Sie wussten nur nicht, wann ihr Treiben sie das Leben kosten würde. Übrigens: Bonnie und Clyde schafften es ganz ohne das Fernsehen, die ersten Reality-Stars zu werden. In den sozialen Netzwerken wird ihre Liebe heute zum Teil höher bewertet als die von Romeo und Julia.

„Ich habe viel gelesen und recherchiert über die beiden. Ich brauchte ein solides inhaltliches Fundament. Dann gab es viele Treffen mit dem Komponisten Christian Diemer und dem Regisseur Elmar Fulda. Die beiden haben dann assoziativ beigetragen, was sie persönlich am meisten am Stoff interessiert. Wir haben darüber viel diskutiert und waren nicht immer einig. Aber der Weg ist auch sehr spannend und führt dazu, dass jeder seine Position immer wieder überdenken muss. Und deshalb kann am Ende etwas entstehen, das größer ist als die eigene Phantasie“, sagt Bianca Sue Henne.

Wir drücken ihr die Daumen für diesen spannenden Moment, wenn „ihre“ Figuren auf der Bühne lebendig werden und ihre Gedanken und Gefühle über die Musik, die Bianca Sue Henne bisher „nur“ vom Notenblatt kennt, transportieren. Und wir schicken ein kräftiges TOI TOI TOI nach Nordhausen.

Letzte Vorstellung “Orlando” am 5. Mai – Was kommt danach für das Ensemble?

Foto: Thomas Braun
Foto: Thomas Braun

Am Freitag, den 5. Mai, geht die letzte Vorstellung unserer gefeierten Inszenierung von Händels „Orlando“ über die Bühne. Bei dieser von Axel Vornam in Szene gesetzten Barockoper haben wir nicht nur wieder mit dem Württembergischen Kammerorchester, sondern auch mit der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart zusammen gearbeitet. Was aber erwartet unser junges Ensemble nach der letzten Vorstellung?

Die Sopranistinnen Johanna Pommranz (Dorinda) und Sara-Maria Saalmann (Angelica) werden im Sommer ihr Bachelor- bzw. Masterstudium abschließen. Frau Saalmann tritt direkt im Anschluss an die letzte Vorstellung beim Kristen-Flagstad Festival in Norwegen auf und nimmt am Cesti-Wettbewerb für Alte Musik in Innsbruck teil. Frau Pommranz überbrückt die Zeit bis zum Beginn ihres Masterstudiums Gesang im Oktober mit Konzerten in Deutschland und Österreich. Ihren Master (mit Auszeichnung!) hat Lisbeth Rasmussen Juel (Medoro) bereits in der Tasche und plant ihre nächsten Konzerte und für die Zukunft Vorsingen an diversen Opernensembles.

Ein Wiedersehen und -hören mit Konstantin Krimmel (Zoroastro) ist dagegen schon sehr bald möglich. Ab 23. Juni kann man den Bariton an der Jungen Oper Stuttgart als Ruben und 1. Hellseher in der Oper „Benjamin“ erleben.

Unser umjubelter Gast aus Großbritannien, der Counter-Tenor Owen Willetts, bleibt vorerst Händel – und dem deutschen Theater – treu: Sowohl bei den Internationalen Maifestspielen in Wiesbaden, als auch bei den Händel Festspielen Halle übernimmt er die Titelrolle in „Giustino“.

Wenn Sie das wunderbare Ensemble noch einmal bei uns erleben wollen, dann gibt es nur noch eine Chance, und zwar am 5. Mai – und nicht mehr allzuviele Karten.

Unter Kontrolle – außer Kontrolle

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Was ist, wenn man ständig beobachtet wird? Wenn nicht nur Daten, sondern auch intime Gedanken plötzlich transparent werden? Wenn ein unvorstellbar komplexes Netz aus Daten zwar die ganze Welt zusammenhält, uns aber gleichzeitig die persönliche Freiheit nimmt und wir so zu „digitalen Gefangenen“ werden?

Der renommierte Autor Tim Staffel erschafft mit seinem Stück „Im Netz“ etwas, das in der Literaturwissenschaft gerne auch als ‚Dystopie‘ bezeichnet wird: ein zukunftspessimistischer Entwurf einer fiktiven Gesellschaft, die auf bedenkliche Entwicklungen unserer realen Gegenwart aufmerksam machen soll. Matrix, Cloud Atlas, Die Tribute von Panem, Die Bestimmung …  vor allem filmische Darstellungen von Dystopien beschreiben stets den Kontrollverlust des Individuums durch das Agieren einer repressiven Machtinstanz – ob in Form eines Diktators oder als künstliche Superintelligenz. Dabei ist das angepeilte Publikum meist das gleiche, denn vor allem für Jugendliche und junge Erwachsene hat dieses Genre eine enorme Faszination. Auch „Im Netz“ richtet sich an diese „Digital-Natives“-Zielgruppe von Jugendlichen ab 14 Jahren. Die Hauptfiguren Joris und Emil, beide 15 Jahre alt und beste Freunde, erfahren durch die innovative Kontaktlinse ‚Iris‘ (ein Seitenhieb auf die Sprachsteuerung ‚Siri‘), dass diese neue virtuelle Welt zwar unendliche Möglichkeiten bereithält, aber für deren Nutzung  ein hoher Preis zu zahlen ist: das Recht auf Privatsphäre.

Um innovative Technik auf die Bühne zu bringen und die Zuschauer aktiv mit einzubinden, wird bei dem Stück sowohl mit Live-Projektionen, Videosequenzen, Stimmen und Geräuschen aus dem Off und der interaktiven App Toto (Turn on that object) gearbeitet. Das Team aus drei Regisseuren des kollektiven Denkwerks PRINZIP GONZO erarbeitete ein aufwendiges multimediales Erlebnis, welches schon in der letzten Spielzeit am 3. Juni 2016 in der BOXX Uraufführung feierte. Mit veränderter Besetzung startete die Inszenierung am 16. Februar in eine neue Runde. Am morgigen Samstag, dem 18. Februar, 20.00 Uhr ist die nächste Möglichkeit, der packenden Geschichte von Joris und Emil buchstäblich „ins Netz zu gehen“.

Kulturbetrieb? Kultur-Betriebsamkeit!

Exkursion des Studiengangs Kulturmanagement aus Ludwigsburg ins Theater Heilbronn

Exkursion Ludwigsburg, Foto: Christiane Dätsch

Eine Gruppe von etwa 40 Studierenden und Dozenten des Masterstudiengangs „Kulturwissenschaft & Kulturmanagement“ der PH Ludwigsburg war am Mittwoch den 8. Februar auf Exkursion im Theater. Ziel war es, den „Apparat Theater“ – ein Gebilde aus verschiedensten Tätigkeiten und Arbeitsfeldern, die wie Zahnräder ineinandergreifen – erlebbar zu machen. Das Heilbronner Theater gilt als Theater der kurzen Wege, das bedeutet aber nicht, dass das Gewirr aus Verbindungsgängen und Treppenhäusern eine leichte Orientierung bietet. Erstaunen machte also die Runde, als man sich plötzlich hinter der Bühne des Komödienhauses im K3 wiederfand.

Der Rundgang führte vor allem durch die Werkstätten: Schreinerei, Dekoabteilung und der Malersaal wurden begutachtet, die einzelnen Arbeitsgebiete erläutert und laufende Projekte gezeigt. Wer trifft welche Entscheidungen? Welche Materialien werden verwendet? Wie „zaubert“ man aus möglichst leichten Holzzuschnitten ein edles dunkles Parkett? Und wie stellt man eine täuschend echte Schweinehälfte her, um die diversen Vegetarier im Publikum zu erschrecken?

Anschließend stellten sich Chefdramaturg Andreas Frane, Silke Zschäckel (Presse) und Johannes Pfeffer (Werbung/Öffentlichkeitsarbeit) vor und erläuterten ihren jeweiligen beruflichen Weg, der sie – ob unabsichtlich oder geplant – ans Theater brachte. In einer lockeren Diskussions- und Fragerunde ging es vor allem um die Rahmenbedingungen des Theaterbetriebs in Bezug auf Spielplangestaltung, Zusammenstellung des Schauspielensembles und die Beschaffung von Fördermitteln für soziale Projekte. Mit diesem neu gewonnenen „Insiderwissen“ wurde abends die Komödie Der Vorname besucht, hoffentlich nicht ausschließlich aus einem „kulturmanagerialen“ Blickwinkel.

Patricia Heiss

AB Ins Theater!

Und dass es Glück war, wird man erst aus der Distanz sehen.

KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERA
KONICA MINOLTA DIGITAL CAMERA

Dieses Zitat aus Peter Stamms Roman Agnes beschreibt ziemlich treffend, was ich fühle, wenn ich an mein Abitur zurückdenke. Ohne Frage, eine nervenaufreibende und stressige Zeit. Und doch empfinde ich sie im Nachhinein als eine intensive Phase voller schöner Momente, geprägt von Zusammenhalt und Tatendrang. Mein Abi ist mittlerweile drei Jahre her, die Sternchenthemen für das Deutsch-Abitur sind aber immer noch dieselben wie damals. Homo Faber und Agnes –  diese zwei Werke gehören unter anderem zu der Pflichtlektüre für die Allgemeinbildenden Gymnasien. Im Rahmen meines Praktikums werde ich nun noch einmal mit dem Stoff konfrontiert, sitze zwischen Deutschkursen in der Vorstellung und dieses beflügelnde Abi-Feeling kommt tatsächlich noch einmal auf.

Los geht’s mit Homo Faber in der Pocketversion. 2013 habe ich dieses Stück im Großen Haus gesehen, mittlerweile gibt es die komprimierte Fassung in der BOXX. Kammerspielartig und auf das Wesentliche reduziert – eine perfekte Vorbereitung für die Schüler und eine perfekte Möglichkeit für mich, die Handlung, die Figuren und die Motive ins Gedächtnis zurückzurufen. Am gleichen Tag besuche ich zudem die Autorenlesung von Peter Stamm. Er sitzt – im behaglichen Bühnenbild des Komödienhauses von Der Vorname integriert – auf einem alten Plüschsessel und wird mit Fragen gelöchert. Dies ist die einmalige Gelegenheit, um das ein oder andere Geheimnis zu Agnes von ihrem Schöpfer höchstpersönlich lüften zu lassen.

Zusätzlich zu den „Frontaldarbietungen“ im Theater gibt es speziell für die Abiturienten kostenlose Theaterworkshops. So zum Beispiel  der Workshop zu Homo Faber in der Theaterwerkstatt im Wollhaus. Theaterpädagogin Katrin Singer verteilt laminierte Kärtchen, lässt die Schüler in die Rollen der Hauptfiguren schlüpfen und gibt Kontexte vor, in denen die Figuren nun miteinander interagieren sollen. Die zentralen Motive werden sowohl situativ als auch in Diskussionen interpretiert und das Hineinversetzen in den Stoff wird zum Gruppenerlebnis. Bei den Standbildern freuen sich sowohl die Darstellenden als auch die Zuschauer über die oft sehr originelle Umsetzung.
Nach diesen ganzen konstruktiven Vorbereitungsmaßnahmen bleibt nur noch, viel Erfolg für die im April anstehenden Prüfungen zu wünschen! Und falls so langsam Panik und Schrecken aufsteigen sollte, denkt daran, was Max Frisch einmal gesagt hat:
Die Krise ist ein produktiver Zustand. Man muss ihr nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen.

Patricia Heiss ist als Praktikantin für sechs Wochen am Theater Heilbronn und sammelt dort Erfahrungen im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Sie studiert an der Universität Mannheim im fünften Semester Kultur & Wirtschaft.

SWR zeigt Beitrag über Musical ‚Big Fish‘ in der Landesschau aktuell

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In einer turbulenten Zeit voller Premieren und Uraufführungen kann es schon einmal vorkommen, dass sich das SWR-Fernsehen gleich zwei Wochen in Folge anmeldet, um über das Theater Heilbronn zu berichten. Nach dem Beitrag über „Ein Lied von Liebe und Tod (Gloomy Sunday)“ in der Sendung Kunscht! vom 19. Januar wurde nun auch hinter und vor den Kulissen von „Big Fish“ gedreht. Das Musical – eine magische Geschichte über eine Vater-Sohn-Beziehung und das Kind im Manne – wird für fünf Abende in Folge ab dem 25. Januar im Großen Haus zu sehen sein. Zum ersten Mal findet eine Zusammenarbeit mit der renommierten Theaterakademie August Everding aus München statt.

Die Süddeutsche Zeitung schrieb am 13. November 2016 über die Europäische Erstaufführung im Münchener Prinzregententheater: “So Ideenreich, so liebevoll, so frisch hat selbst das Deutsche Theater lange kein Musical mehr hinbekommen.” Vielleicht liegt das Geheimnis dieser „frischen“, spritzigen Produktion auch an dem jungen Ensemble. So filmt das SWR-Kamerateam nicht nur Ausschnitte aus der Komplettprobe, sondern zeigt auch den Trubel hinter der Bühne: da werden die letzten Kostüme zurechtgelegt, der Soundcheck (noch im Bademantel) durchgeführt, es wird gescherzt und die Choreografie in Erinnerung gerufen. Diese heitere Stimmung wandelt sich sofort mit Beginn der Probe auf der Bühne in konzentriertes, professionelles Arbeiten – ohne, dass der Spaß und die gute Laune verloren gehen.

Wer es heute nicht zur Premiere schafft, kann um 19.30 Uhr in der Landesschau aktuell im SWR Fernsehen schon mal einen Eindruck gewinnen. Es lohnt sich, einzuschalten – und es lohnt sich natürlich doppelt, noch eine der letzten Karten für die nachfolgenden Vorstellungen, die bis zum 29. Januar in Heilbronn zu sehen sind, zu ergattern!

Praktikantin Patricia Heiss hat dem Kamerateam und dem Team von Big Fish zugeschaut.

Das Fernsehen im Theater – das Theater im Fernsehen

SWR-Magazin „Kunscht!“ zeigt wenige Tage vor der Premiere von „Ein Lied von Liebe und Tod (Gloomy Sunday)“ erste Einblicke und Hintergründe

SWr Kunschd im Theater HeilbronnInterviews, Szenenausschnitte und der Alltag hinter den Kulissen – das Kamerateam des SWR begleitet an dem Montagnachmittag vor der Premiere die Abläufe um die erste Komplettprobe zu „Ein Lied von Liebe und Tod (Gloomy Sunday)“, das am 21. Januar um 19.30 Uhr im Großen Haus Uraufführung feiern wird.
Dabei legt das fünfköpfige Fernsehteam den Fokus vor allem auf die musikalische Quintessenz des Schauspiels von John von Düffel; das berühmt-berüchtigte Lied vom traurigen Sonntag, welchem eine besondere melancholische Anziehungskraft zugeschrieben wird und um welches sich die Legende der „Hymne der Selbstmörder“ rankt. Was empfinden die Schauspieler, wenn sie die weltbekannte, und doch so simple Melodie hören? Worin besteht für Regisseurin Uta Koschel die Besonderheit des traurig-schönen Liedes? Wie wird in der Inszenierung die Verbindung zwischen Dialogen, Bühnenbild und Musik hergestellt? Das sind nur ein paar der Fragen, die das Team um Redakteurin Ursula Böhm stellen.
Zusätzlich begleitet das Kamerateam das geschäftige Treiben abseits vom Scheinwerferlicht: Impressionen vom Probenalltag der Mitarbeiter, die für Ton, Maske, Licht oder Kostüm zuständig sind, vor der wichtigen Probe final Hand anlegen und letzte Veränderungen vornehmen. So wird gefilmt, wie kurz vor der „Vorstellung“ die Frisuren zurecht gemacht werden, im Gang zur Bühne schnell die Hosenträger befestigt werden und die Schauspieler Bettina Burchard, Nils Brück und Paul-Louis-Schopf allmählich durch die optische Veränderung in ihre Rollen schlüpfen. Eine Theaterinszenierung, die über das Medium Fernsehen zugänglich gemacht wird? Funktioniert wunderbar, vor allem weil so interessante neue Perspektiven geschaffen werden, der zoom-in eine unmittelbare Nähe zu den Darstellern schafft. Und die filmischen Momentaufnahmen zeigen, dass im Theater das reibungslose Zusammenspiel von allen Komponenten vor, neben, unter, über und auf der Bühne Voraussetzung für ein gelungenes Ergebnis ist. Egal, ob Probe oder Premiere.
Ausgestrahlt wird der Beitrag am 19. Januar um 22.45 Uhr im SWR, zudem ist die Sendung „Kunscht!“ natürlich in der SWR-Mediathek rückblickend abrufbar.

Patricia Heiss ist als Praktikantin für sechs Wochen am Theater Heilbronn und sammelt dort Erfahrungen im Bereich der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Sie studiert an der Universität Mannheim im fünften Semester Kultur & Wirtschaft

Warten auf den großen Auftritt

Eine Palme und ihre Geschichte

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Es war einmal eine majestätische Palme, die zwischen Plüschkissen, Nähmaschinen und großen Holzkisten in der Dekowerkstatt des Theaters auf den Auftritt ihres Lebens wartete. Sie war zwar noch sehr jung, führte aber  ein sehr unbekümmertes Leben. Allerdings fehlte ihr manchmal das Gefühl von gleißendem Licht auf ihren großen Palmenblättern. Und natürlich wünschte sie sich die Gesellschaft einer weiteren Palme, denn Palmen sind sehr ungern allein. Doch zum Glück sollte sie bald eine Palmengefährtin bekommen. Wenige Meter entfernt lagen die einzelnen Palmenteile aus flexiblem Tanzboden auf einem langen Tisch und Schöpferin Angelika Wagner hatte schon mit dem Verkleiden des Stamms begonnen. Allerdings hatten die Chefin der Abteilung und ihre Kollegen immer wieder etwas anderes zu tun, beispielsweise die Fertigstellung der Kulissen im Komödienhaus, und so wurde die Freundin der Palme einfach nicht fertig.

Ihrer Einzigartigkeit war sich die einsame Palme bewusst, war sie doch in mühevoller Kleinstarbeit und nach mehreren Skizzen, Schablonen und Modellen hergestellt worden um ab März eine ganz besondere Rolle in dem Kinderstück König und König zu spielen.  Passend für diesen königlichen Anlass war sie nicht in erdigem Grün gekleidet, sondern ihr Stamm erstrahlte in leuchtendem Rot. Dadurch würde sie sich später auf der Bühne von den anderen Farnen und Gesträuchen abheben. Ihre noch graue Blätterkrone hatte die Besonderheit, durch geschicktes Anstrahlen alle Farben des Regenbogens anzunehmen. Hinter den überlappenden Schichten des Stammes verbarg sich zudem eine bemerkenswerte Raffinesse – ein Stahlrohr, welches problemlos eine Hängematte mit zwei jungen Königen tragen konnte und tropischen Stürmen und tosendem Beifall trotzen würde, ohne sich zu verbiegen. Leider konnte sich die Palme deswegen auch nicht wie die anderen Schauspieler vor dem Publikum verbeugen, sondern blieb starr in ihrer Position. Doch so weit dachte sie noch gar nicht und da sie keinen Text auswendig zu lernen hatte würden die ersten Proben mit Palme wohl erst kurz vor der Premiere am 12. März stattfinden.

Und wenn die Palme bis dahin nicht vom Bühnenbildner gegen einen Apfelbaum eingetauscht wird, dann lebt sie Vorstellung für Vorstellung im Dschungel der Bühne. Und wer weiß, vielleicht wird sie sich in der Fantasie der Zuschauer doch im Wind wiegen können…

Autorin: Patricia Heiss