Autorin: Karin Kirchhoff
Autor: Theater Heilbronn
Spielender Umgang mit „Dantons Tod“ und „Homo faber“
„Wenn du an Danton denkst, denkst du an die Guillotine. Wenn ich an Danton denke, denke ich ans Abitur.“
„Wenn du an Danton denkst, denkst du ans Abitur. Wenn ich ans Abitur denke…“
„Nein, stopp mal. Wenn du an Danton denkst.“
Der Gedanke hat aber zwei Nasallaute. Auch sonst sind da eine Menge Ecken, an denen die Zunge falsch abbiegen kann.
„Wenn du an Danton denkst, denkst du ans Abitur. Wenn ich an Danton denke, denke ich an Wikipedia.“
Verhaltenes Kichern. Die Nasallaute könnten nämlich Thema im Abi-Aufsatz werden. Eine Schulklasse denkt an Danton, ihr Deutsch-Lehrer macht mit und die Theaterpädagogin Ruth Hengel. Ich denke auch an Danton. Das gehört zu meinem Praktikum. „AbiTour“ heißt die Projektwoche. In der BOXX werden kompakte Fassungen von „Dantons Tod“ und „Homo Faber“ gezeigt, beide sind Abi-Stoff. Davor Workshops und Einführungen der Dramaturgie, hinterher Nachgespräche mit dem Ensemble.
Wir stehen gerade in einem der Workshops. Im Moment im Kreis. Wir sind aber auch noch bei der Einstiegsübung. Was soll das eigentlich werden? Gedacht ist es so: Die Schülerinnen und Schüler begehen das Drama, kauen auf seinen Texten herum. Sie erkunden seine Themen und positionieren sich. Sie spielen damit.
Bei „Dantons Tod“ beschäftigen wir uns mit gesellschaftlichem Status und damit, was er mit einem menschlichen Körper macht. Es geht um revolutionäre Reden und die Stimmen, die sie formen. Wir bewegen uns in der Literatur, aber gleichzeitig geht es um etwas sehr Gegenwärtiges. Gewalt und Moral, Demokratie und Terror und wie sie zueinander stehen, das alles wird Thema. Außerdem: Ist es an der Spitze einer Revolution eigentlich genauso peinlich wie auf der Bühne vor der eigenen Klasse?
Im Workshop zu „Homo Faber“ dagegen legt Theaterpädagogin Katrin Singer den Schwerpunkt auf die Charaktere des Romans und der Stückfassung, auf ihre Beziehungen untereinander und zu Orten. Hanna Piper liebt den Louvre, das ist offensichtlich. Ihre Position zum Dschungel ist da schon weniger eindeutig, das Lebendige, das Wilde scheinen zu passen, andererseits: Die Kunsthistorikerin im Regenwald? Und auch hier ist das Ziel eben nicht, über die Figuren zu sprechen, sondern ihre Rolle anzunehmen, als sie zu sprechen und sich zu begegnen. Schließlich ist es ja die theatrale Herangehensweise an den Text.
Die Klassen, die während der Projektwoche für einen Tag ans Theater kommen, stehen ein Jahr oder auch nur wenige Wochen vor den Abi-Prüfungen. Das theaterpädagogische Begleitprogramm soll sie dabei unterstützen, aus den Inszenierungen etwas mitzunehmen, was der Text allein noch nicht hergibt, das Unmittelbare. Pardon, das soll Theaterpädagogik eigentlich immer. Aus dem Verwertungszusammenhang kommen wir hier ja sowieso nicht raus, Kunst wird plötzlich ganz handfest sinnvoll, wenn sie bei der Prüfungsvorbereitung hilft.
„Wenn du an Danton denkst, denkst du an deinen Deutschlehrer. Wenn ich an Danton denke…“ Ich überlege. Georg Büchners Tragödie habe ich nie gelesen, das habe ich mit einigen Schülern gemeinsam.
Dafür fühle ich mich aber verdächtig textsicher.
Malte Lutz hätte sich als Schüler nie getraut, die Pflichtlektüre zu ignorieren. Inzwischen studiert der 22-Jährige aber Theaterpädagogik an der Hochschule Osnabrück. Am Theater Heilbronn ist er für sechs Wochen im Praktikum.
Wenn hinter dem Himmel von morgen der Abgrund des Scheiterns beginnt
Mit „Der Auftrag. Erinnerung an eine Revolution“ kommt erstmals ein Stück von Heiner Müller auf die Bühne des Theaters Heilbronn. Ein Gespräch mit Intendant und Regisseur Axel Vornam über den Autor, die Verantwortung für den Fortschritt und den Spaß am Weiterdenken.
von Kristin Päckert
Heiner Müller ist für Sie einer der wichtigsten Theaterautoren der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie haben ihn auch persönlich kennen gelernt.
Ja, das ist aber schon lange her. Das war Mitte oder Ende der siebziger Jahre, als ich am Studententheater war. Da begann er gerade berühmt zu werden. Er war der große Geheimtipp unter den Autoren und eine sehr beeindruckende Persönlichkeit. Wenn Heiner Müller gesprochen hat, ging es nie um irgendetwas Banales. Man hatte immer den Eindruck, man hört jemanden beim Nachdenken, Entwickeln und Philosophieren zu. Das fand ich schon sehr spannend. Seine Art zu denken war sehr geschult an Dialektik. Das ist auch sein Verständnis von Geschichte und Vorgängen und das findet sich auch in den Stücken wieder.
„Der Auftrag“ überführt die Konflikte zwischen Ost und West in die postkolonialistischen Konflikte zwischen sogenannter Erster und Dritter Welt und ist eines der derzeit am meisten gespielten Werke Müllers. Warum ist das Stück gerade heute so brisant?
Das hat sicherlich auch mit der Situation zu tun, in denen sich die europäischen Länder befinden, und damit, dass man das Gefühl hat, dass mit jedem Fortschritt auch bestimmte Verluste verbunden sind. Man muss nachfragen, was denn Fortschritt überhaupt heißt, jetzt, Anfang des 21. Jahrhunderts. Wie lässt er sich definieren? Inwieweit kann ich ihn überhaupt gestalten oder wann werde ich Opfer des eigenen Fortschritts, den ich initiiert habe? Wie kann ich Fortschritt als Prozess in eine Permanenz bringen? Es ist die Frage, wie man das austariert, wie man das versteht und ob man diese Verluste hinnehmen muss. Ob es gar nicht anders denkbar, gar nicht anders machbar ist. Das macht auch die Tragik in den Stücken von Heiner Müller aus. Immer wieder diese Differenz zwischen historischen Entwicklungen und dem Verhältnis des Subjektes dazu. Wir befinden uns in einer Art von Status Quo und natürlich kann man sich in dieser Gesellschaft einrichten. Aber es wird insgesamt nicht mehr infrage gestellt, ob diese Gesellschaft, so wie sie sich jetzt konstituiert, wirklich in der Lage ist Zukunftsfragen zu beantworten. Wir erleben permanent, dass sie das nicht ist. Man denke nur an die Klimakonferenzen, die alle scheitern, obwohl jeder weiß, dass es Ende des Jahrhunderts zu spät sein wird. Die Gesellschaft oder die Menschheit ist dabei, sich selbst abzuschaffen. Mit sehendem Auge rennt sie auf den Abgrund zu. Und da ist man natürlich auch im Verständnis von Heiner Müller, der sagt, dass es vielleicht genau diese Katastrophe braucht, um wieder über so etwas wie Fortschritt nachzudenken und ihn in Gang zu bringen. Was die sogenannte Flüchtlingskrise angeht, liegen die Ursachen nicht nur im Krieg in Syrien. Man hat diese ganze Region seit 20 Jahren destabilisiert. Die Amerikaner vorne dran mit Völkerrechtsverletzungen. Aber dazu gehört ebenfalls diese Art von Postkolonialismus, der auch ganz heftig von der EU betrieben wird.
Heiner Müller sagt, sein Interesse an der Wiederkehr des immer Gleichen, sei ein Interesse an der Sprengung des Kontinuums. Gerade jetzt stehen wir wieder in einer politischen Verantwortung. Die westliche Politik reagiert auf den Anschlag von Paris erneut mit militärischen Interventionen. Bisher haben diese militärischen Reaktionen jedoch nie zu einer Stabilisierung, sondern zu noch mehr Gewalt geführt. Sind wir erneut bei einer Wiederkehr des immer Gleichen? Wird man die Geister, die man rief denn eigentlich noch los?
Das weiß ich nicht. Zumindest aber muss man, und das ist auch der verzweifelte Versuch von Heiner Müller, diese Geister immer wieder heraufbeschwören. Er hat mal diesen Satz geprägt: „Das Bekannte ist nicht erkannt.“ Wir haben uns an bestimmte Phänomene schon gewöhnt, aber wir befragen sie nicht mehr. Und das ist einfach der Punkt. Man muss sie immer wieder ausgraben, sie befragen. Sonst hat man gar keine Chance, diese Art von Kontinuum der Wiederkehr des immer Gleichen zu durchbrechen. Das funktioniert nur, wenn man immer wieder auf die Bruchstellen von Geschichte verweist. Das Furchtbare ist aber auch, dass ich in dem Moment, wo ich etwas verändere, auch damit rechnen muss, dass diese Veränderung etwas verändert, was ich vielleicht gar nicht verändert haben möchte. Da ist der Verweis auf die Risiken enthalten. Müller sagte: „Ich glaube an die Ausformulierung von Differenzen. Das ist das Einzige, was Dinge in Bewegung setzen kann.“ Das ist auch Aufgabe des Theaters, genau diese Differenzen aufzumachen und zu beschreiben. Bis zur Unerträglichkeit. Das Theater muss sich dann auch nicht wundern, wenn es nicht immer gemocht wird. Aber es ist wichtig, dass man es tut. Und, was das angeht, ist „Der Auftrag“ ein wichtiges Stück.
Heiner Müller hat sich besonders für das Motiv des Verrats interessiert, auch wegen seiner eigenen Ausreisegenehmigung. Spürbar ist dies in der Figur des Debuisson, der nach dem Siegeszug Napoleons den Auftrag als hinfällig betrachtet und zurück in den Schoß seiner Familie kehrt.
Naja, der Verrat ist aber ein schwer auszuhaltender. Wenn man sich einer gesellschaftlichen Utopie verpflichtet fühlt und diese auch weiter tragen will, ist der Moment, in dem in Frankreich die Konterrevolution zuschlägt, der Versuch dieser gesellschaftlichen Utopie also abgebrochen wird, für jemanden wie Debuisson schwer erträglich. Dann kommt die Frage nach der Sinnhaftigkeit dessen, was man bis dahin getan hat. Das Schlimme ist das Bewusstsein darüber. Das ist das, was die Figuren von Heiner Müller auch auszeichnet. Sie wissen um ihr Handeln, sie reflektieren es. Denen passiert es nicht, dass sie sagen, ich verkaufe mich ans Kapital und werde Manager oder Ingenieur und verdiene 150.000€ im Jahr, kann mir mein Einfamilienhaus kaufen und stütze damit dieses System, obwohl es eigentlich falsch ist. Das ist die Sache, die diese Figuren umtreibt und auch verzweifeln lässt. Als Antoine oder dann am Ende auch Debuisson.
Welche Rolle spielt dabei die Französische Revolution?
Sie ist nur das Vehikel. Es ist ja keine kontinuierliche Geschichte, in der die Französische Revolution abgehandelt wird. Büchner hat sich auch nicht für die Französische Revolution an sich interessiert, sondern für die deutschen Verhältnisse 1830. Also die Zeit der finstersten Restaurationen und Kleinstaaterei, und dieser Hoffnungslosigkeit, dass alles, was Französische Revolution war, dieser Funke von Aufbruch oder Fortschritt, mit Soldatenstiefeln niedergetrampelt. Also eine Zeit, in der nicht absehbar war, dass es da überhaupt eine gesellschaftliche Bewegung geben könnte. Und das ist natürlich das, was Heiner Müller auf eine ganz andere Art und Weise auch immer permanent untersucht. Diese Nicht-Bewegung, die wir gegenwärtig verzeichnen. In der man das Gefühl hat, es gibt eigentlich auch keinen gesellschaftlichen Diskurs mehr über so etwas wie Utopie. Es gibt keine gesellschaftliche Vision mehr. Sondern das, was passiert, ist, dass man den Status Quo mehr recht als schlecht verwaltet und auf Ärgernisse oder auf Veränderungen reagiert. Das ist ein Reagieren aber kein Gestalten mehr.
Ist das Stück auch dafür da, den Diskurs noch einmal neu anzuregen?
Na sicher. Das ist eine Sensibilisierung für die Widersprüche dieser Zeit, die zum Teil gar nicht mehr besprochen werden. Auch in den Parlamenten setzt man sich ja nicht wirklich mit den gesellschaftlichen Problemen auseinander. Das sind mehr oder weniger Reparaturkolonnen, die da unterwegs sind. Mehr aber auch nicht. Das, was man jetzt macht, das lässt sich trefflich an einem Beispiel beschreiben. Seit den achtziger Jahren wurde über die Festung Europa gesprochen. Seither sagt man, wenn die Entwicklungen zwischen Erster und Dritter Welt weiter so auseinander laufen – und man kann es jetzt einfach benennen als die Schere zwischen Arm und Reich – dann werden die Leute irgendwann vor Europa stehen und zu recht sagen: „Wir wollen was zu fressen haben“. Und die wird dann auch kein Stacheldrahtzaun zurückhalten, die werden teilhaben wollen. Diese Situation ist lange absehbar gewesen. Man muss auch fragen, ob man überhaupt daran interessiert gewesen ist, da stabile Verhältnisse einkehren zu lassen oder ob man sich nicht verkalkuliert hat. Ob das Irak ist oder der Arabische Frühling, den man so fröhlich beklatscht hat. Jetzt sieht man, dass daraus keine stabilen Verhältnisse und politische Strukturen erwachsen sind, sondern die Konflikte aufbrechen, die über Jahrzehnte erheblich durch diese autoritären Regierungsformen untern Teppich gehalten wurden.
Der Engel der Verzweiflung ist eine allegorische Figur, der auf Walter Benjamins Engel der Geschichte verweist. Wie steht er zum Stück?
Das ist einerseits eine Art Kommentarebene, andererseits in gewisser Weise auch die innere Stimme von Antoine. Das ist auch die Reflektiertheit dieser Figuren, die genau wissen, was sie tun und woran sie verzweifeln. Und das hat schon damit zu tun, wenn er sagt „ich bin der kommende Aufstand“. Aber da ist das Scheitern schon mit formuliert. Und das ist das, was die Figuren auch in den Wahnsinn treibt, das wirklich tragische Moment, wo es dann in gewisser Weise auch die Dimension einer griechischen Tragödie hat. Ich weiß, ich werde etwas wieder und wieder tun und ich weiß in dem Moment, in dem ich die Särge der Toten aufsprenge und der Himmel der Aufstand ist, lauert dahinter schon der Abgrund des Scheiterns. Das ist dieser Moment, in dem die Revolution institutionell wird oder in sich selbst gefriert. Und das ist auch der Moment dieser allegorischen Figur. Das ist auch das Faszinierende in den Texten Müllers, dass in diesen paar Zeilen, die man natürlich nicht bis ins Letzte analysieren kann, immer auch ein gewisser Interpretationsspielraum ist. Das ist die Qualität dieser Sprache, dass sie ganz unterschiedliche Assoziationen bei einem auslöst, die man nicht immer unbedingt in Begriffe fassen kann. Das ist ja auch ein harter Prozess eines permanenten Versuches, sich dem anzunähern, es verstehen zu wollen. Es gibt ja auch Texte, die habe ich durchgelesen und dann habe ich sie verstanden. Das war’s. Aber um die muss ich mich auch nicht weiter bemühen. Und das ist ja das, an dem man dann Spaß daran hat, wenn man es möchte, dass man an diesen Texten gedanklich immer weiter arbeitet, um dahinter zu kommen. Dieser Text ist voll von Brüchen. Prosatexte wechseln sich ab mit Spielszenen und Traumsequenzen, die sich unmittelbar anschließen. Das macht den Reiz dieses Textes aus. Man kann keiner kontinuierlich erzählten Geschichte folgen, sondern ist gezwungen, jede Szene und jeden Moment neu zu bewerten und sich neu anzueignen. Und das ist auch das Vergnügen, zu dem man die Zuschauer einlädt. Der Abend wird keine einfachen Antworten erzeugen, sondern im besten Fall nachwirken. Vielleicht wird man Sätze im Ohr haben, die einen nicht loslassen, weil man versucht sie zu begreifen oder ins Verhältnis zur eigenen Realität zu setzen. Und das ist, glaube ich, das spannende, was so ein Text kann.
Theater schenken zu Weihnachten
Zu Weihnachten haben wir für Sie zwei ansprechende Weihnachtspäckchen geschnürt – eins fürs große Haus und eins fürs Komödienhaus. Darin enthalten sind Karten für je vier Vorstellungen, die Sie Ihren Lieben oder auch Ihren Freunden oder Geschäftspartnern unter den Weihnachtsbaum legen können.
Unser Besucherservice berät Sie gern. Verkauf ab 1. November.
Weihnachtspäckchen Großes Haus
- Fr, 15.01.16 Der nackte Wahnsinn
- Fr, 19.02.16 Der Auftrag. Erinnerung an eine Revolution
- Sa, 19.03.16 Gastspiel Mozart Requiem
- Fr, 15.04.16 Richard O’Brien’s The Rocky Horro Show
Weihnachtspäckchen Komödienhaus
- Sa, 09.01.16 Rita will’s wissen
- Fr, 12.02.16 Laible und Frisch
- Fr, 01.04.16 Die Lüge
- Fr, 27.05.16 Der Hexer
Sommererinnerungen: Vorschaubuch auf Reisen
Wohin würdest du gehen?
Eröffnung der Themenwoche „Krieg“
„Mit der Themenwoche Krieg wollen wir dazu beitragen, den Hintergrund der Stücke noch besser zu verstehen“, so der Leiter des Jungen Theaters Heilbronn, Stefan Schletter. Niemand hatte bei der Auswahl des Theaterstücks „Krieg – stell Dir vor, er wäre hier“ im Frühjahr dieses Jahres damit gerechnet, dass die Thematik so greifbar aktuell sein wird. Und so befasst sich die aktuelle Themenwoche in der BOXX intensiv mit der Flucht aus Kriegsgebieten.
Ein Bestandteil der Themenwoche ist die Ausstellung zum Thema Flucht. Melanie Skiba vom Flüchtlingsrat Baden-Württemberg zeigte in ihrem Vortrag zur Ausstellungseröffnung auf, warum Menschen ihr Heimatland verlassen. Zugleich wurde deutlich, wie kompliziert es ist in Deutschland als Asylbewerber oder als Flüchtling in Europa anerkannt zu werden und einen Aufenthaltsstatus zu erhalten. Hierbei wurde besonders deutlich, wie wichtig die Arbeit des Flüchtlingsrates ist, der Schutzsuchende beim Asylantrag unterstützt.
Nach dem Besuch der Ausstellung ist in der Inszenierung umso drastischer zu erleben, welche Lebensgeschichten hinter Statistiken und Gesetzen stecken. Das Stück „Krieg – stell dir vor, er wäre hier“ unternimmt den Perspektivwechsel. Die Zuschauer werden hier vor die Frage gestellt „wohin würdest du gehen?“. Die häufigste Antwort der Zuschauer ist wohl „ich weiß es nicht“.
Am Mittwoch und Donnerstag (30.09.-01.10.) ist vor der BOXX die interaktive Theaterinstallation „Fluchtpunkt Berliner Platz“ aufgebaut. Die Besucher sind eingeladen zwischen 15-18 Uhr am eigenen Leib das deutsche Asylverfahren zu erleben.
Die Themenwoche endet am Samstag mit der Premiere von Philipp Löhles „Wir sind keine Barbaren!“.
Das Junge Theater Heilbronn startet eine Kooperation mit Qendra Multimedia Prishtina/Kosovo
»Willkommen in Monaco« steht in der Begrüßungs – SMS auf dem Display des Mobiltelefons bei Ankunft in Prishtina. Monaco? Schon bei der Fahrt vom modernen Flughafen auf staubigen Straßen in die quirlige Hauptstadt des Kosovos merkt man schnell, dass diese Land wenig zu tun hat mit dem mondänen Fürstentum am Mittelmeer. »Wir nutzen das Mobilfunknetz Monacos und Sloweniens, weil wir offiziell noch nicht von allen EU-Staaten anerkannt sind,« erklärt uns unser Fahrer auf Nachfrage. Schon ist man mittendrin in einem Land, das zwar geographisch in Europa liegt, sich aber auf Grund seiner Entstehungsgeschichte von vielen europäischen Staaten stark unterscheidet. Kaum 15 Jahre ist es her, dass hier Krieg herrschte. 15 Jahre in denen die Menschen des Kosovos um ihre Anerkennung kämpften und versuchten ein funktionierendes Staatswesen aufzubauen. Mittlerweile erkennen 109 der 193 Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen das kleine Land auf dem Balkan an, aber in Ländern wie Spanien, Griechenland oder Indien gilt man mit einem kosovarischen Pass heute noch als staatenlos, und die Menschen haben keine Reisefreiheit in die Länder des Schengener Abkommens. Kosovo ist nicht nur wegen des Zeitpunkts der Gründung, sondern auch gemessen am Durchschnittsalter seiner Bevölkerung das jüngste Land Europas.
In Prishtina lebt und arbeitet der Autor Jeton Neziraj, der eigens für das Junge Theater Heilbronn ein Stück über kulturelle und religiöse Vielfalt schreiben wird, eine Vielfalt die auf dem Balkan seit Jahrhunderten Alltag ist. Gemeinsam mit Theaterpädagogin Katrin Singer reiste Stefan Schletter, Leiter des Jungen Theaters, im Juni zu einem ersten Besuch in den Kosovo. Finanziert wurde dieses Treffen vom Goethe Institut Belgrad, für den Herbst ist der Besuch einer kosovarischen Delegation am Theater Heilbronn geplant. Durch die Unterstützung des Innovationsfonds Baden-Württemberg ist es nun möglich geworden, den Stückauftrag an Jeton Neziraj zu vergeben. Die Planung dieses Projektes und der Austausch über die Situation von Theater in beiden Ländern waren die Kernpunkte bei den vielen Gesprächen vor Ort. Besonderes Interesse zeigten die kosovarischen Kollegen an der theaterpädagogischen Arbeit des Theaters Heilbronn. »So etwas gibt es hier nicht,« sagt Jeton Neziraj. Theaterpädagogik könne aber ein wichtiger Baustein sein, um jungen Menschen hier eine Perspektive aufzuzeigen und ihnen Mut zu machen, hofft er. Das Junge Theater Heilbronn wird die spannende Zusammenarbeit mit den Kollegen im Kosovo weiter vertiefen und vielleicht steht ja beim nächsten Besuch schon »Willkommen im Kosovo« auf den Displays der Mobiltelefone.
Das Vorschaubuch geht wieder auf die Reise
Die beliebte Aktion „Vorschaubuch auf Reisen“ wird es auf in diesem Jahr geben. Nehmen Sie unser Vorschaubuch mit in den Urlaub, zeigen Sie ihm die Welt und schicken Sie uns ein Foto. Unter allen Einsendungen verlosen wir wieder attraktive Preise. Eine Auswahl der Fotos werden wir wieder im Blog und auf unseren Social Media Kanälen präsentieren.
Das Vorschaubuch gibt es kostenlos, es liegt an allen drei Spielstätten des Theaters aus. Ihr Foto senden Sie bis zum 17. September 2015 an marketing@theater-hn.de.
Eindrücke aus den vergangenen Jahren gibt es hier
Wir wünschen dem Vorschaubuch und unseren Theaterfans einen schönen Sommerurlaub.
Teilnahmebedingungen und rechtliche Hinweise:
Die Preise werden unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verlost, die bis zum 15. September 2015 ein Bild mit dem Vorschaubuch 2014/15 an marketing@theater-hn.de einsenden. Die Preise werden bis zum 17. September 2015 unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verlost. Die Gewinner(innen) erklären sich damit einverstanden, dass ihr Foto und Teilnehmername veröffentlicht wird. Die Gewinner(innen) werden per E-Mail benachrichtigt. Die Preise dürfen nicht getauscht oder verkauft
werden, insbesondere findet keine Barauszahlung statt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
Versteigerungsobjekte Tag der offenen Tür 2015
Er ist mittlerweile zum Tag der offenen Tür am Theater Heilbronn eine gute Tradition geworden, der Programmpunkt „Theaterauktion“. Requisite, Maske, Malersaal, Dekorationsabteilung und Schneiderei haben ihre Fundi geplündert und ein paar sehr schöne Schmuckstücke zur Versteigerung freigegeben. Viel Zeit und Arbeit, Liebe zum Detail und Herzblut liegt in diesen Exponaten. Damit Sie sich vorab überlegen können, was bei Ihnen gut in Haus, Kleiderschrank und Garten passen würde (und wie viel Sie bereit sind dafür zu zahlen), stellen wir Ihnen die angebotenen Dinge hier und heute schon einmal vor. Live und in Farbe gibt es dann alles am 11. Juli, um 17.00 Uhr im Großen Haus des Theaters zu ersteigern, wenn Intendant Axel Vornam und sein störmischer Assistent Gabriel Kemmether auf humorvolle und ganz unbürokratische Art und Weise den Hammer schwingen und „Zum Ersten, zum Zweiten und verkauft!“ rufen.
Wir freuen uns auf rege Beteiligung, natürlich auch finanzielle, denn die Einnahmen der „Theaterauktion“ gehen an das Bündnis „Heilbronn sagt nein“. Mit dem gespendeten Geld werden Plätze in den Kinderfreizeiten finanziert, die dem Stadt- und Landkreis Heilbronn anteilig zur Vermittlung an Asylbewerberkinder angeboten werden. So soll diesen Kindern schon frühzeitig das Angebot einer Integration zur Verfügung gestellt werden, das im Moment nicht anderweitig finanzierbar ist.
Bereits im Vorfeld der Auktion können per Mail Gebote für die Auktion eingereicht werden. Senden Sie diese unter Angabe Ihrer Kontaktdaten und dem gewünschten Objekt bis spätestens Freitag, 10.7.15 12 Uhr, an pressebuero@theater-hn.de
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Der ganz normale Bürowahnsinn
Wer weiß heute noch wo ein Rückstelltastenregulatoren-Abstandseinstellrad eingebaut ist? Die »Office-Managerin« sicher nicht mehr, die »Sekretärin« aber schon, denn sie kann sie noch bedienen: die Schreibmaschinen dieser Welt mit den so vertraut klingenden und erfolgsversprechenden Namen wie Erika, Mignon, Triumph und Olympia.
Im Zeitalter von PC, Laptop und iPad stehen zwar keine Schreibmaschinen mehr in den Arbeitsstuben der »Fachkauffrauen für Büromanagement«, allerdings ist der alltägliche Wahnsinn, der sich hier zuweilen austobt, absolut zeitlos. Deshalb werfen wir, pünktlich zum Sommer, wenn fast ein jeder schon gedanklich im Urlaub ist, einen Blick in die Betriebsabläufe eines Großraumbüros und schauen keineswegs grauen »Büromäusen« beim Fingernägel lackieren, Kaffee kochen, Frauenzeitschriften lesen und privaten Telefonieren zu. Aber es werden nicht nur Klischees bedient, es wird auch gearbeitet! Sechs singende Sekretärinnen schreiben Steno (Versuchen Sie das fünf Mal hintereinander fehlerfrei zu sagen!), werden zum Diktat gerufen, nehmen Telefonate an, vertrösten Anrufer und klappern auf den Schreibmaschinen bis die Tastatur raucht und nicht nur die Farb- sondern auch die Stimmbänder glühen. Denn die Damen des Vorzimmers sind nicht nur virtuose Schreibmaschinistinnen, sondern auch leidenschaftliche musikalische Bürokräfte, die trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere (vom Vamp über das schüchterne Hausmütterchen bis hin zur biederen Bürovorsteherin sind alle dabei), eins vereint: Die Sehnsucht nach »A little respect«. Und so singen sie von ihren Sorgen und Nöten, die der turbulente Sekretärinnenalltag mit sich bringt, aber auch von den verborgenen Sehnsüchten und geheimnisvollen Lastern, die mit ein bisschen Tipp-Ex nicht so einfach zu entfernen sind. Zickenkriege werden ebenso besungen wie Büroromanzen, wenn schon nicht mit dem Chef, dann mit dem blassen und unscheinbaren Büroboten, der eine Bürorevolte nur dadurch zu verhindern weiß, dass er den Eros (Ramazotti) in sich weckt und so seine wahre Identität zu erkennen gibt.
Franz Wittenbrink, dessen Liederabend »Männer« einer der Renner der letzten beiden Spielzeiten im Großen Haus war, hat neben dem testosterongestählten Abend mit »Sekretärinnen« auch einen echten Frauenquotenkracher mit Herz, Humor und Hits zu bieten. Dabei ist »Sekretärinnen« mehr als nur ein Liederabend. Es ist eine Musical-Revue, ein »Tippsical«, ist geballte Frauenpower, gepaart mit musikalischen Freudentänzen und poppigem Schreibmaschinengeklapper. Ein wahrhaft feminines Vergnügen, bei dem auch die Männer nicht zu kurz kommen …
Regisseur Philippe Besson stellt sich mit der flotten Mischung aus Schlager, Chanson und Pop erstmals dem Heilbronner Publikum vor. Mit dabei ist auch der Berliner Musiker und Sänger Andreas »Kulle« Dziuk, der u. a. seit 1996 Keyborder der deutschen Rockband Pankow ist.