Pelz oder nicht Pelz, das war hier die Frage

Vor der Premiere vom Schauspiel „Das kunstseidene Mädchen“ legt Ausstatterin Carla Friedrich noch mal Hand an den Pelz, der eine wichtige Rolle in der Geschichte spielt, und der bei uns natürlich kein echter Pelz ist.

Von Kristin Päckert

Die Endproben für „Das kunstseidene Mädchen“ laufen. Ausstatterin Carla Friedrich, die für Bühnen- und Kostümbild verantwortlich ist, überarbeitet gerade noch den „Feh“  für die nächste Hauptprobe. Er bekommt einen Besatz aus Federn, fühlt sich dadurch anders an. Durch die Strass-Elemente wird er optisch aufgewertet. Der Pelzmantel, den Doris im Theater klaut und mit dem sie nach Berlin flieht, hat im Stück eine große Bedeutung. Für Doris, die durch ihn einen Vorgeschmack darauf bekommt, wie es sich anfühlt, sich wie eine Dame, ein Glanz, ein Star zu kleiden und als solcher wahrgenommen zu werden. Auch in den Vorgesprächen war der Fehmantel ein Thema. Ein Feh ist eigentlich ein Pelz aus dem grauen Winterfell des russischen Eichhörnchens. Für Carla Friedrich und Regisseur Jens Kerbel war aber schnell klar, dass es kein echter Pelz sein soll. Wichtiger im Gesamtarrangement der Bühne und der Kostüme ist es ihnen, die Abstraktheit zu behalten, denn der Mantel dient als Projektionsfläche. Zum einen für Doris, die ihre Vorstellungen von Glanz in den Mantel denkt, zum anderen aber auch als Projektionsfläche für das Publikum. Obwohl das Stück 1931 und 1932 spielt, ist die Ausstattung zeitlos. Die großen Themen, die der Roman von Irmgard Keun behandelt, sind nach wie vor aktuell. Da ist eine junge Frau, die mehr vom Leben will und ausbricht, um einen Traum zu leben. Aber auch bestimmte Parallelen zwischen den sozialen Verhältnissen der Entstehungszeit und der gegenwärtigen politischen Stimmung in Deutschland und Europa lassen sich ohne weiteres feststellen. Genauso wie Doris ihre Vorstellungen davon hat, was es heißt, ein Glanz zu sein, kann das Publikum ab dem 17.02.2018 selbst überlegen und die eigenen Phantasien projizieren.

Es summt und brummt – Die BUGA-Entdecker in ihrer zweiten Mission

Einmal im Monat setzt sich eine Gruppe kreativer Kinder mit Mitteln des Theaters mit der bevorstehenden BUGA auseinander. Sie nennen sich die „BUGA-Entdecker“ und entwickeln gemeinsam mit den Theaterpädagoginnen Katrin Singer und Lisa Spintig und dem Zirkuspädagogen Stefan Bock Erfindungen, die sie sich gut für die Bundesgartenschau 2019 vorstellen könnten.Diesmal drehte sich alles um INSEKTEN, genauer gesagt, um  selbsterfundene Helferinsekten.

Unsere Praktikantin Patricia Mattes berichtet:

Mit Lupen, Schaufeln und Sonnendach ausgestattet gehen die BUGA-Entdecker wieder auf Forscherreise. Dazu treffen sie sich jetzt zum zweiten Mal in der Theaterwerkstatt des Theaters Heilbronn. Dieses Mal suchen sie ganz besondere Insektenarten. Was sind Insekten eigentlich? Braucht man Insekten? Die kleinen Experten wissen genau Bescheid. Insekten sind relativ klein, haben 6 Beine und können mit ihren Facettenaugen mehrfach sehen. Sie können sich gut tarnen wie das „Wandelnde Blatt“ oder imitieren wie das „Pfauenauge“.
Aber welche Fähigkeiten könnten Insekten noch besitzen? Dazu haben die Kinder schon während der letzten Monate eifrig Ideen gesammelt und diese in ihren Forscherbüchern festgehalten. Anfangs bewegen sich die Kinder als Schmetterling schwebend oder als Mistkäfer die Mistkugel rollend durch den Raum. Gemeinsam bilden sie aus ihren Körpern ein beängstigendes, dreiäugiges Rieseninsekt und dann können sie die schon gesammelten Ideen in Modelle umsetzten. Wie sieht wohl die Zauberbiene, der Obstpflücker oder die Minifledermaus mit Kameraaugen aus? Mit viel Knete, Wolle und Glitzerkleber bauen die Kinder ihre Fantasieinsekten und präsentieren sie dem begeisterten Publikum.

In der Welt der kleinen Forscher sorgen Insekten für Sicherheit und Ordnung, indem sie mithilfe ihrer Magnetbeine Müll aufsammeln oder es den Passanten erst gar nicht ermöglichen, unbeobachtet Müll neben den Mülleimer zu werfen. Zauber-Man und Minifledermaus sehen alles und sind sensibilisiert auf Untaten! Die Froschvogelfliege und der Wespenkiller sind darauf spezialisiert störende Insekten zu fangen, damit jeder das vom Obstpflückerkäfer gesammelte und gekühlte Obst entspannt essen kann. Und für ein schattiges Plätzchen an einem heißen Sommertag sorgt der Riesenschmetterling mit seinen weiten Flügeln.

Beim nächsten Treffen im März kommen die BUGA-Entdecker auf dem BUGA-Gelände zusammen. Es bleibt spannend, was sie dort erforschen und entwickeln werden.

 

Boxx@Night Nr. 3: In stillen Nächten – Rammstein mal anders

Frank Lienert-Mondanelli präsentiert seine Lieblingsband
After-Show-Party mit Stella Goritzki

„Ich bin Rammstein-Fan der ersten Stunde“, bekennt Frank Lienert-Mondanelli. Wie bitte? Das Publikum kennt den Schauspieler als großen Liebhaber klassischer Texte, der unter anderem mit einem Balladen-Abend mit Meisterwerken von Schiller, Heine und Co. oder dem Solo „Reinecke-Fuchs“ von Johann Wolfgang von Goethe das Publikum begeisterte. Auch auf der großen Bühne erleben ihn die Zuschauer  als eher die feine Klinge führenden Darsteller.

Dass Rammstein, die musikalischen Protagonisten der „Neuen deutschen Härte“ seine Lieblingsband sind, von der er regelmäßig Konzerte besucht,  würde man deshalb nicht unbedingt vermuten. „Doch, doch – schon seit ihrem ersten Album ‚Herzeleid'“, sagt der Mime. Das schaffte es nach seinem Erscheinen im Jahre 1995 „nur“ auf Platz 99 der Albumcharts und kletterte erst mit dem Erfolg des zweiten Albums „Sehnsucht“ (1997) ebenfalls in die Top Ten, die danach jedes Album der Band erreichen sollte. In Theaterkreisen verbreitete sich Mitte der 90er Jahre eine fast professionell motivierte Begeisterung für diese Band. Weniger wegen des brachialen Musikstils, als vielmehr wegen der doppelbödigen Texte und der opulenten Bühneninszenierung, die ihresgleichen sucht. Heute gelten „Rammstein“ als wesentlichster zeitgenössischer Kulturexport Deutschlands. Die Band ist mit Preisen überschüttet, spielt in riesigen Konzertarenen in aller Welt und hat, so heißt es immer wieder augenzwinkernd, mehr für die Verbreitung der deutschen Sprache getan als das Goethe-Institut. In Paris, Moskau, New York singen die Fans die  Texte mit, und in Skandinavien sind sie sogar Schulstoff.

Diese Texte stammen alle von Till Lindemann, dem charismatischen Sänger mit der tiefen Stimme und dem rollenden R. Dass er auch seit über 20 Jahren Gedichte schreibt, ist nicht ganz so bekannt, obwohl seine beiden Gedichtbände „Messer“ (2005) und „In stillen Nächten“ (2013) für Lyrik ganz außergewöhnliche Verkaufszahlen erreichen. „Hier lernen wir einen ganz anderen Till Lindemann kennen“, sagt Frank Lienert-Mondanelli. Einen sehr verletzlichen, der in  Zwiesprache mit dem Publikum tritt, mit Texten voller Wehmut und Sehnsucht, aber auch voller Abgründe. Der Sohn des DDR-Kinderbuchautors und Lyrikers Werner Lindemann bedient sich hier zum Teil einer aus der Zeit gefallenen Sprache, verschiedener Motive der Romantik sowie der Kunst der Andeutung. Damit trifft er den Liebhaber der klassischen Lyrik Frank Lienert-Mondanelli mitten ins Herz. Diese Gedichte werden einen wesentlichen Teil der Boxx@Night Nr. 3 ausmachen. Außerdem gibt es Ausschnitte aus dem druckfrischen Buch eines anderen Bandmitglieds, des Keyboarders Christian „Flake“ Lorenz: „Heute hat die Welt Geburtstag“. Darin blickt Flake zurück auf die Anfangszeit von Rammstein und die ersten Erfolge. Der Musiker erzählte in einem Interview: „Im Prinzip ist das Buch so, als würde man mich nachts in der Kneipe treffen und ich erzähle einfach die ganze Nacht durch.“
Nun, die ganze Nacht wird dieser Teil der Boxx@Night Nr. 3 nicht dauern, denn es gibt wie immer eine After-Show-Party – diesmal mit einem weiblichen DJ aus dem Ensemble: Stella Goritzki.

Lucy Scherer in „Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken“ – Premiere am 17. März 2018

Unsere „Schurken“ werfen ihre Schatten voraus: Für die weibliche Hauptrolle im turbulenten Musical „Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken“ ist es uns gelungen, Musical- und TV-Star Lucy Scherer zu gewinnen. Ab 17. März singt, spielt und tanzt sie auf der Bühne des Großen Hauses die Rolle der „Seifenkönigin“ Christine Colgate, auf deren Geld und Ehre es unsere beiden „Schurken“ Stefan Eichberg und Oliver Firit abgesehen haben. Neben Hauptrollen in den TV-Serien „Hand aufs Herz“ (SAT1) und „Sturm der Liebe“ (ARD) ist sie durch die großen Musicals im Palladium Theater Stuttgart bekannt, als Adrian in „Rocky“, in der Hauptrolle in „Rebecca“, als Sarah in „Tanz der Vampire“ und als Glinda in „Wicked – Die Hexen von Oz“. Mit „Rocky Horror“- und „Schurken“-Regisseur Thomas Winter hat Lucy Scherer im letzten Jahr für das Theater Bielefeld die Uraufführung des Musicals „Das Molekül“ auf die Bühne gebracht.

BOXX@Night Nr. 2 am 16. Dezember um 21.30 Uhr

Hannes Rittig spielt „Die Agonie und die Ekstase des Steve Jobs“/After-Show-Party mit Tobias D. Weber

Apple ist die Kultmarkte der Computerbranche. Ihr Erfinder Steve Jobs (1955-2011) wird als Technik- Guru verehrt, und das Bekenntnis zu seiner Marke mit dem angebissenen Apfel als Logo grenzt schon fast an eine Religion. Auch der amerikanische Autor und Schauspieler Mike Daisey war ein Apple-Jünger und betete zum iGod Steve Jobs. Als er eines Tages auf seinem neuen iPhone Testfotos aus dem chinesischen Foxconn-Werk fand, die etwas von den dortigen Arbeitsbedingungen erahnen ließen,  reiste er an den Ort der Entstehung seiner geliebten Elektronikgeräte. Und seine Liebe bekam einen Riss. Dort, im chinesischen Shenzhen, blickt er in den Abgrund der Verzauberung von iPhone, iPod, iMac und iPad.
„iCity“ so heißt die gigantische Fabrikwelt. In die Schlagzeilen geriet der Konzern Foxconn, als er nach mehreren Selbstmorden von Mitarbeitern im Jahr 2010 Fangnetze zwischen die Hochhäuser spannen ließ. Seine Eindrücke verarbeitete Daisey in dem Monologstück  „Die Agonie und die Ekstase des Steve Jobs“.

Schauspieler Hannes Rittig entführt uns in der BOXX@Night Nr. 2 am 16. Dezember ab 21.30 Uhr in die Apple-Welt mit all ihren Lichtgestalten  und Schattenseiten. Mit viel Humor drängt er sich zwischen uns und unsere iPhones und erzählt von einem  glühenden Apple-Verehrer, der seine Unschuld verliert und von dessen großem Heroen Steve Jobs. Dieser urkomische und zugleich erschütternde Monolog von Mike Daisey spielt mit den Mitteln von Comedy und Infotainment.  Hannes Rittig spielte ihn  bereits vier Spielzeiten lang mit bis zuletzt  ungebrochener Nachfrage in seinem früheren kleinen Theater im „Koeppen“, dem Literaturhaus und Café im Geburtshaus von Wolfgang Koeppen in Greifswald. Jetzt hat er den von Uta Koschel eingerichteten Abend mit nach Heilbronn gebracht. Er selbst gehört nicht zu den Apple-Jüngern, ist aber ein großer Computerfan. Seinen ersten Computer bekam der in der DDR in Halle/Saale aufgewachsene Mime als Schüler Ende der 1980er Jahre: einen Commodore 128 D. Den kaufte seine Großmutter im Intershop – das waren jene Läden in der DDR, in denen man Produkte aus dem Westen ausschließlich für D-Mark einkaufen konnte. Damit war Hannes Rittig seinerzeit den Klassenkameraden in Sachen Heimelektronik weit voraus. Er verbrachte einen Großteil seiner Freizeit an dem Gerät, schrieb selbst Programme und wollte sogar Computerdesign an der Kunsthochschule studieren, bis er sich dann  doch für die Schauspielerei an der Leipziger Hochschule für Schauspielkunst „Hans Otto“ entschied.

Dort studierte er übrigens zusammen mit Tobias D. Weber und ist seitdem eng mit ihm befreundet. Die beiden sind glücklich, in Heilbronn jetzt zusammen in einem Ensemble zu sein. Auch die Boxx@Night Nr. 2 bestreiten sie zusammen. Tobias D. Weber ist diesmal  DJ der After-Show-Party.

 

 

Mit der Achterbahn direkt zur Schule

Die BUGA-Entdecker bauen in der Theaterwerkstatt an der Zukunft

Wir befinden uns in der Zukunft, genauer gesagt im Jahr 2217. Schüler fahren mit der Achterbahn direkt in die Schule. Hausaufgaben müssen nicht mehr selbst erledigt werden, sondern dafür gibt es eine Maschine, die sich um die Deutsch- und Matheaufgaben kümmert. Schöne neue Welt! Eine Welt, wie sie sich Kinder wünschen und  im Handumdrehen selbst erschaffen. Als kleine Visionäre, die an der Zukunft ihrer Stadt bauen. Sie nennen sich die „BUGA-Entdecker“ und entwickeln gemeinsam mit der Abteilung  Theaterpädagogik des  Theaters Heilbronn spektakuläre Erfindungen, die sie sich gut für die Bundesgartenschau 2019 vorstellen könnten.

Aus Materialien wie Pfeifenputzern, Glitzerkleber, Federn und Aufklebern bauen sie die ersten Prototypen ihrer Ideen in der Theaterwerkstatt und präsentieren diese vor dem staunenden Publikum.  Neben der Achterbahn zur Schule und der Hausaufgabenmaschine wird auch an das leibliche Wohl gedacht: Eine Donut-Maschine, die sofort Energie für Kopf und Körper liefert und die Müdigkeit vertreibt, wäre doch was Feines. Mit einer beweglichen Antenne und einem Auge, welches in jedes Gehirn sehen kann und die Wünsche erkennt, ist die Wunschmaschine ausgestattet. Für schöne Töne sorgt eine Blumengitarre. Diese könnten die Besucher der BUGA sogar mit nach Hause nehmen. Nach dem Wunsch der jungen Erfinder gibt es noch eine zweite Achterbahn auf dem BUGA-Gelände, die auf einer sonnenhellen Metallscheibe stehen soll. Die letzte Erfindung knüpft an einen Ort auf der BUGA an: das Labyrinth. Die Idee ist ein Erlebnislabyrinth, das viele Hindernisse und Aufgaben beherbergt.

Die BUGA-Entdecker? Wer ist denn das eigentlich?

Die BUGA-Entdecker ist eine der AGs, die im Rahmen der Vorbereitungen zur Bundesgartenschau (BUGA) stattfinden und die on den Theaterpädagoginnen Katrin Singer und Lisa Spintig und dem Theater- und Zirkuspädagogen Stefan Buck geleitet wird. In monatlich stattfindenden Treffen schlüpfen die Kinder in die Entdeckerrolle und erlernen mit jedem Mal Kompetenzen, die sie als Entdecker gut gebrauchen können. So lernen die Kinder nicht nur das entstehende BUGA-Gelände kennen, sondern setzten sich mit diesem auch mit Mitteln des Theaters  auseinander.

Nach diesem 1. Tag ihres gemeinsamen kreativen Schaffens sind die Kinder begeistert und wollen am liebsten weiterbauen. Der Start einer wunderbaren, gemeinsamen Entdeckungsreise.
Der Samen wurde mit diesem ersten Termin gesät. Damit die jungen Ideen-Pflänzchen der Kinder noch weiter wachsen können, bekommen die BUGA-Entdecker ein persönliches Forscherbuch überreicht, welches sie nutzen können, um alle weiteren Inspirationen, Gedanken, Ideen und Geistesblitze zur BUGA festhalten zu können.
Wir sind gespannt wo die Reise noch hingeht. Wer weiß, welche Erfindungen uns im Jahr 2217 noch erhalten bleiben werden …

Bleib nicht stehen, renn!

 Schüler des Robert-Mayer-Gymnasiums Heilbronn haben das Stück „Running“ besucht und sich in einem Workshop intensiver damit auseinander gesetzt. Haben sie sich wiedererkannt? Das beschreiben zwei von ihnen hier:

Ein Bericht von Aleyna Karablut & Omen Dalal

Wovor laufe ich weg? Wogegen laufe ich? Was ist mein Ziel?

„Running“ steht im Fokus dieser Fragen und des Unterrichts des Kunstkurses der Jahrgangsstufe 1 am Robert-Mayer-Gymnasium. Wir Schüler unternahmen nämlich einen kleinen Ausflug zum Theater-Workshop in Heilbronn. Schon gleich fing der zunächst farblose Tag mit Musik und Bewegungen an. Die Theaterpädagogin Lisa Spintig ahmte mit uns das Theaterstück nach, indem wir in Gruppen unser Gegenüber imitierten. Dadurch wurde die Zusammenarbeit der Schauspieler und der Tänzer dargestellt. Weitere Gruppenspiele erschufen in uns ein indirektes Bühnengefühl, wodurch wir uns in die Tänzer und die Schauspieler besser hineinversetzen konnten.

Anschließend war das künstlerische Potenzial gefragt! Denn was wäre ein ganzer Kunstkurs ohne Malerei?

Dabei setzten wir uns mit dem Thema „Running“ auseinander und versuchten es so gut wie möglich bildhaft darzustellen. Dafür skizzierten wir in Gruppen einen rennenden Menschen. „Wohin renne ich?“ „Wieso renne ich?“ diese und ähnliche Fragen wurden rund um dieses Thema gestellt. Die Gedanken und die Ideen sind erst dann verwirklicht worden, nachdem wir die Ehre hatten, den Schauspielern und den Tänzern persönlich bei der Probe zuschauen zu dürfen. Dreißig Minuten voller Energie und Begeisterung. Ihre tiefgründige Message gemixt mit HipHop und Rap brachte uns sowohl zum Mitfiebern als auch zum Nachdenken. „Wir haben mit dem Gedanken rennen angefangen und wollten unseren Ideen mit dem Tanzen und den Bewegungen mehr Ausdruck verleihen.“, so die Autorin Anna Konjetzky.

Running, ein einfacher Begriff mit vielen Facetten.

Rennen, wie die innere Unruhe. Rennen, um sich selbst zu finden. Rennen, um dem stressigen Alltag zu entfliehen. Rennend durch den Raum mit ungewöhnlichen Tanzbewegungen und belebender Musik. Ein Stück, das die Jugendlichen berührt und ihre Lebenssituation repräsentiert. Jedoch war das Stück kürzer als erwartet und viele aufgeworfene Fragen wurden gegen Ende hin trotzdem nicht geklärt. Zu viele Interpretationsmöglichkeiten, aber wenige Antworten. Hat das offene Ende dann seine gewünschte Wirkung erzielt? Haben wir etwas von dem Stück lernen können? An dem Punkt gingen die Meinungen auseinander. Dass die Aufführung jedoch einen Großteil unseres Lebens beschrieb, darin waren wir uns einig.

Kein perfektes Stück, was aber in Anbetracht des Themas wieder perfekt wird.

 

 

Novemberblues? Nicht mit uns!

Föhnen am ganzen Körper, heißer Kakao, warme Farben oder ein Hund helfen gegen schlechte Laune in der dunklen Jahreszeit.

Von Burcu Sahin

Wem geht es nicht so? Es regnet pausenlos, draußen ist es  grau und kalt. Das enorme Verlangen nach Schlaf und Süßigkeiten beherrscht einen. Trägheit macht sich breit. Alles Anzeichen für den allbekannten Novemberblues. Auch im Theater beginnen viele Unterhaltungen mit den Worten: „Dieses Wetter schlägt einem voll auf’s Gemüt …“ Doch muss das so sein?  Ich habe mir überlegt, ein paar Ratschläge hier im Theater zu sammeln. Ein paar Inspirationen zu bekommen, um aus dieser düsteren Laune herauszukommen und das Gemüt effektiv zu erhellen.

Fangen wir an:

Als allererstes habe ich meine Nachbarin im Büro gefragt, wie sie am besten mit dem Novemberblues umgeht. Silke Zschäckel ist hier Pressereferentin und meinte: Ganz einfach, sich nicht vom Wetter runterziehen lassen! Denn ändern kann man es ohnehin nicht. Es tut außerdem gut,  sich mit warmen Farben (Herbstblumensträuße) und schönen Düften (Parfüm aufs Handgelenk und regelmäßig daran schnuppern) zu umgeben, das gibt einem gleich ein ganz anderes Gefühl. Ein guter, heißer Tee mit viel Ingwer und Mango oder Minze wäre auch eine Idee.

Nina Ay im Büro nebenan hat gerade ihre Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau abgeschlossen. Sie hat einen ungewöhnlichen Tipp gegen die Novemberkälte. Sie föhnt sich am ganzen Körper. Sie sagt, sie würde das am liebsten den ganzen Tag machen, sie liebt es einfach so sehr. Die warme Luft, die sie umhüllt, erhellt ihre Stimmung ungemein. Zwar steigen die Stromkosten enorm, aber wie gesagt: ihre Laune macht es auch.

Rebekka Mönch, die Leitung des Marketing und der Öffentlichkeitsarbeit ist schwer begeistert von ihrer Tageslichtlampe, mit der sie jeden Morgen nicht nur sich sondern auch ihren kleinen Sohn aus den Federn lockt. Und was auch auf gar keinen Fall fehlen darf, ist ganz viel Kakao. Die Schokolade und die warme Milch, diese Kombination macht auch es einfach aus.

Sophie Püschel, Dramaturgin, antwortet  zunächst: Möglichst viel arbeiten, dann merkt man nichts davon. Doch dann meint sie auch, dass das nicht alles sein kann. Sie genießt die Gesellschaft ihrer WG-Mitbewohner und freut sich über die Abende, an denen man gemeinsam kocht und sich einfach mal unterhalten kann. Gegen die Kälte, da waren wir uns beide einig, helfen Wärmflaschen und dicke, flauschige Socken!

Ein Stockwerk weiter oben war ich zunächst bei Michéle-Jarry Anton, sie ist nun seit 38 Jahren bei uns im Haus und hat hier vielleicht so einige Male den Novemberblues mitbekommen. Wenn sie merkt, dass es um sie herum düster wird, umgibt sie sich mit vielen bunten Farben. Ab und zu, meinte sie, schließt sie gerne die Augen und macht einen geistigen Spaziergang an den Strand. Ein kurzer Ausflug in Gedanken, einfach mal an die Wärme auf der Haut, den feinen Sand und an das Meer denken.

Eine Tür weiter sitzt Kerstin Klier, sie ist die Leiterin der Verwaltung. Für sie gibt es keinen Novemberblues. Sie sagt, sie ist so geerdet, sie hat sowas nicht. Kerstin Klier liebt den Schnee, die Sonne, den Regen – eigentlich jedes Wetter. Für sie wird jede Jahreszeit so angenommen wie sie kommt. Auch schön.

Gleich daneben ging es gerade so weiter, Petra Ostermann ist die persönliche Referentin des Intendanten und wusste auch nichts von einem Novemberblues. Sie sagte klipp und klar, sie hat einen Hund, da geht sowas nicht. Mit ihm geht sie täglich mindestens zwei Stunden in der Natur spazieren, egal bei welchem Wetter. Ihr Hund muss raus, komme was wolle. Die Spaziergänge in der frischen Luft helfen ihr sehr, den Vitamin D Haushalt im Gleichgewicht zu halten. So kann nichts schief gehen.

Bei unserem Intendanten, Axel Vornam, kam als allererste Antwort: Novemberblues? Einfach ablehnen! Wenn ich das nicht will, dann hab ich das auch nicht, war sein Ratschlag. Er empfiehlt mir von Artur Schopenhauer „Die Welt als Wille und Vorstellung“, obwohl er sich danach doch nicht mehr so sicher war, ob manche nach dieser Lektüre nicht erst recht dem Novemberblues verfallen würden. Einen Versuch ist es bestimmt wert.

Wieder im mittleren Stockwerk zurück habe ich Bianca Sue Henne, die Leiterin des Jungen Theaters, fragen können, wie sie mit dieser Zeit am besten umgeht. Ihr Rezept ist Meditation, am besten ohne irgendwelche Geräusche. Sie sucht die Stille. Dadurch kann sie sich entspannen und sich wieder dem Alltag widmen.

Von Lisa Spintig, Theaterpädagogin, kam als Antwort. Heiße Milch mit Honig. Fertig.

Meine kleine Fragerunde im Haus hat sich als erfolgreicher herausgestellt als ich erwartet hatte. So viele unterschiedliche Tipps. Ich  bin mir sogar sicher, dass man mit einigen Ratschlägen tatsächlich etwas bewirken kann. Mir persönlich hilft auch immer einfach ein großes Stück Schokolade, gekoppelt mit einer guten Serie. Denn manchmal darf man diese Trägheit auch einfach akzeptieren. Das Wichtigste ist nur, sich dem nicht vollkommen hinzugeben und die schlechte Laune im traurigen Monat November über die Lebensgeister gewinnen zu lassen.

In diesem Sinne, kommt durch  die dunkle Jahreszeit!

Eure Burcu

Neu im Ensemble: Hannes Rittig

Aus dem hohen Norden in den Südwesten: Seine erstes Stück am Theater Heilbronn war „Fundament“.  Ab dem 2. Dezember ist Hannes Rittig in „Taxi Taxi“ zu sehen. Hier erfahrt ihr mehr über unseren neuen Schauspielkollegen.

An seiner letzten Wirkungsstätte waren die Menschen ziemlich traurig, als Hannes Rittig mit seiner Familie die Umzugskartons packte, um aus der norddeutschen Universitätsstadt Greifswald nach Heilbronn zu ziehen. Eine ganze Woche lang spielte er in seinem kleinen Theater im „Koeppen“, dem Literaturhaus und Café im Geburtshaus des Schriftstellers Wolfgang Koeppen, Stücke aus den letzten fünf Jahren. Heilbronns Chefregisseurin Uta Koschel war in der letzten Vorstellung zugegen und musste sich fast verteidigen, dass sie den beliebten Schauspieler aus Greifswald wegholte. Die beiden kennen sich aus vielen Inszenierungen am Theater Vorpommern, dem Hannes Rittig 12 Jahre lang als Protagonist angehörte, bis ein neuer Intendant kam und viele Kollegen nicht verlängerte. „Aber ich konnte und wollte aus Greifswald nicht weg“, erinnert sich Hannes Rittig. Seine Frau Barbara war zu der Zeit noch Solo-Tänzerin im sehr erfolgreichen Ballett Vorpommern. Die beiden haben zwei Söhne – damals waren sie 2 und 8 Jahre alt. „Also habe ich mir einen neuen Weg gesucht“, sagt Hannes Rittig. Er übernahm das Café im Literaturhaus Wolfgang Koeppen, das wenige Jahre zuvor von Günter Grass und Gerhard Schröder eingeweiht wurde. Er begann mit Kollegen aus seinem früheren Ensemble Lesungen zu veranstalten und  Inszenierungen zu erarbeiten. Schnell entdeckten die Greifswalder Schauspielfreunde die kleine, aber feine Off-Theater-Bühne für sich. Bald schrieb Hannes Rittig auch eigene Stücke, und er gewann Regisseure, die mit den Schauspielern arbeiteten.  Uta Koschel verbrachte so manchen Sommer im „Koeppen“, inszenierte dort „4.48 Psychose“, „Das geheime Leben von Henry und Alice“ und „Sommerherz“. Rittig stand auf der Bühne, kümmerte sich außerdem um den Cafébetrieb und um reibungslose Abläufe hinter den Kulissen. Er genoss den Erfolg, denn der Laden brummte. Und doch blieb die Sehnsucht nach einem ganz normalen Schauspieleralltag …

Aufgewachsen ist Hannes Rittig  als Sohn eines Literaturdozenten und einer Medizinisch-Technischen Assistentin in Halle/Saale. Literatur, Theater und Bildende Kunst gehörten zum Familienalltag dazu. Eigentlich wollte er Computerdesign an der Kunsthochschule studieren, aber die Aussicht auf stundenlanges Stillsitzen war ihm ein Graus. Eine Lehrerin riet ihm, sich auf der Schauspielschule zu bewerben. Gleich der erste Versuch in Leipzig hat geklappt. Dort studierte er zusammen mit seinem jetzigen Ensemble-Kollegen Tobias D. Weber, mit dem ihn seit damals eine enge Freundschaft verbindet. Noch während des Studiums wurde er ans Theater Eisleben engagiert, wo er von Pinocchio bis Hamlet viele jugendliche Hauptrollen spielen durfte. Es folgte ein Engagement in Chemnitz, wo er sich in die Tänzerin Barbara verliebte. Als sie ein Engagement in Greifswald erhielt, stand er vor der Frage – gehen oder bleiben. Schließlich bewarb er sich auch im Norden und erhielt ein Engagement. Als Paar an einem Haus arbeiten zu können, ist im Theaterleben ein Sechser im Lotto.

Heilbronns Intendant Axel Vornam hatte Rittig in einigen Inszenierungen in Greifswald gesehen und wollte ihn nach Heilbronn holen. „Mit der ganzen Familie neu anzufangen, ist nicht leicht“, gesteht Hannes Rittig. Seine Söhne gingen in die Schule, seine Frau hatte sich eine neue Existenz als Tanzpädagogin und Choreografin aufgebaut, er sein erfolgreiches Theater und Café Koeppen. Und doch war da diese Sehnsucht.  Die Familie machte Urlaub in Lauffen – „wunderschön“ ̶ , besuchte viele Vorstellungen im Theater, erspürte die Stadt ̶ „eine spannende Gegend der Arbeit und des Genusses“  ̶  und sagte schließlich zu. Nun genießt er es, sich ganz auf seine ursprüngliche Profession konzentrieren zu können und mit sehr guten Kollegen zusammenzuarbeiten. Sein größter Wunsch für die nächste Zukunft ist, dass seine Familie sich hier gut einlebt und dass er als Schauspieler möglichst viele Erfahrungen machen darf. Und statt in den weiten Caspar-David-Friedrich-Himmel im Norden schaut Hannes Rittig hier eben in die gemütlichen Weinberge. Das hat doch auch was!

Neu im Ensemble: Anja Schreiber

In „Fundament“ gab sie ihren Einstand im Heilbronner Ensemble. Ab dem 24. November ist sie in der Komödie „Venedig im Schnee“ zu sehen. Hier erfahrt ihr mehr über unsere neue Schauspielkollegin.

„Nirgends lässt sich der Text besser lernen, als beim Spaziergang durch die Weinberge“, sagt Anja Schreiber. Für die junge Frau mit dem blonden Wuschelkopf ist das Engagement in Heilbronn fast ein Heimspiel, denn sie ist jetzt wieder ziemlich nahe an ihrer Heimat, dem Südschwarzwald. „Es riecht wieder wie zu Hause.“ Maultasche und Spätzle, der hiesige Dialekt, die Mentalität der Menschen und die Kehrwoche, all das ist ihr vertraut. Wobei sie mit einem Augenzwinkern gesteht, in den letzten Jahren im Gegensatz zu allem anderen die Kehrwoche nicht unbedingt vermisst zu haben.

Eigentlich ist Anja Schreiber diplomierte Architektin. Nach dem Studium in Konstanz hatte sie ihren Job in einem Architekturbüro in Basel schon sicher. Aber die Aussicht, vorrangig am Rechner zu sitzen, sich zu 80 Prozent mit Statik beschäftigen zu müssen und nur zu 20 Prozent die eigene Kreativität leben zu dürfen, bereitete ihr Unbehagen. Schon seit frühester Kindheit war sie ein Wirbelwind mit dem Drang zur Bühne. Sie war beim Ballett, spielte Theater, lernte Trompete und machte auch sonst viel viel Musik. „Ich wollte gern ans Theater“, gesteht sie. „Aber ich habe es mich nicht getraut.“ Deshalb zunächst die Architektur. Das Studium hat Spaß gemacht, aber unterschwellig war auch während dieser Zeit die Kunst immer präsent. Ob als Entwurf eines Theaters für die Piazza  Anfiteatro  im toskanischen Lucca  oder ob als Planung für ein Museum in ihrer Diplomarbeit.

In ihrer Zeit in Konstanz hatte sie eine Schauspielerin kennengelernt, mit der sie ausführlich über ihren verdrängten Wunsch sprach. „Und obwohl sie mich schonungslos  über alle Schattenseiten des Berufes aufgeklärt hat, drängte es mich, wenigstens einmal diese Schauspieleignungsprüfung zu machen. Nur um zu sehen, ob ich es kann“, erzählt Anja Schreiber.  Da war sie schon 25 Jahre alt. Die Aufnahmeprüfung in Bern hat auf Anhieb geklappt. Aber sollte aus dieser Mut- und Bestätigungsprobe nun auch die Konsequenz folgen, alle berufliche Sicherheit in den Wind zu schlagen? Einen Weg zu gehen, bei dem das Hobby Beruf werden würde, aber wenig Platz für andere private Träume bliebe. „Das kann man nur machen, wenn man wirklich dafür brennt.“ Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

Während der Schauspielausbildung an der Hochschule der Künste in Bern spielte sie bereits am Theater Biel-Solothurn und im Schauspielhaus Basel.  Ihr Erstengagement hatte sie am Deutschen Theater Göttingen von 2009-2014.    Danach war sie von 2014-2017 am Theater Plauen-Zwickau engagiert, suchte aber vor allem aus familiären Gründen wieder die Nähe zu ihrer alten Heimat.  Nun also gehört sie fest zum Ensemble des Theaters Heilbronn.  Einziger Wermutstropfen ist die aussichtlose  Wohnungssituation. In Heilbronn hat Anja Schreiber keine Wohnung gefunden, deshalb pendelt sie nun täglich zweimal zwischen Neckarsulm und dem Theater hin und her. Vormittags für die Proben, abends für die Vorstellungen. Sie fährt mit dem Auto, weil das Warten auf öffentliche Verkehrsmittel sie noch mehr Zeit kosten würde. „Mal sehen, wie lange ich es mir leisten kann“, sagt sie.  Sie genießt die Arbeit  mit den neuen Schauspielkollegen, von denen sie viel lernen kann, und findet es unglaublich, wie die Stadt Heilbronn das Theater wertschätzt und ins Haus investiert. Als sie das zum ersten Mal das neue Probenzentrum gesehen hat, konnte sie nur noch staunen.