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Die erfahrene Musicaldarstellerin Sabrina Stein hat bei »Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken« noch viel mehr zu tun, als »nur« auf der Bühne zu spielen, zu singen und zu tanzen. Sie hat dazu noch die Aufgabe des »Dance Captain« für alle 18 Vorstellungen übernommen. Da ist es hilfreich, dass sie seit 2001 auch als Tanzdozentin arbeitet.
Was sind die Aufgaben eines Dance Captain? Der sogenannte »Dance Captain« ist dafür verantwortlich, die Show tänzerisch auf Premierenniveau zu halten. Er bietet dem Ensemble nach Möglichkeit ein »Warm up« an und korrigiert die Fehler, die sich mit der Zeit in die Vorstellungen einschleichen können. Besonders gefragt ist er dann, sollte eine Vorstellung nicht mit der Original-Besetzung auf die Bühne gehen. Je nachdem ob ein/e Künstler/in krankheitsbedingt ausfällt oder eine Position neu besetzt werden muß, stellt der Dance Captain die Formationen der Choreographien um oder trainiert den/die neue Künstler/in ein.
Was waren die besonderen Herausforderungen oder ein besonderer Reiz für dich bei den »Schurken«? Der besondere Reiz war, dass ich dieses Stück zuvor nicht kannte, weder den Film noch eine Bühnenfassung. Bei einem selten gespielten Musical dabei zu sein, ist besonders toll. Die Herausforderung war, als Ensembledarstellerin in ständig wechselnde Figuren zu schlüpfen. Dazu kam ein sogenannter »Quick Change«, ein superschneller Umzug, der meinen Kampfgeist geweckt hat.
Was kommt als Nächstes für Sabrina Stein? Ab August probe ich am Capitol Theater Mannheim für »Evita«, die Premiere ist im September.
Die letzten Gelegenheiten, unsere »Schurken« bei ihrem schurkischen Treiben zu erleben, sind am 5. und 19. Juli!
Weitere Informationen zum Stück: https://bit.ly/2sP06Pp
Henrik Ibsen gilt als »Ahnherr des modernen Dramas«. Wie ein Feinmechaniker schaut er in seinen Stücken in die Abgründe der menschlichen Seele und hinter die Fassade der scheinheiligen Gründerzeitgesellschaft. Dabei sind seine Figuren – wie Ibsen selbst – voller Brüche und Widersprüche. Er, der Revolutionär der Theaterwelt, war privat ein Spießer mit Backenbart, der selbst zu Hause mit Orden durch die Wohnung stolzierte.
Die Angst vor dem sozialen Abstieg
Henrik Ibsen wurde 1829 in Skien, einem kleinen Küstenort im Süden Norwegens geboren. Obwohl die Stadt nur 3000 Einwohnern hatte, herrschte ein reges Geschäfts- und Gesellschaftsleben. Ibsens Familie gehörte zu den angesehensten Familien des Ortes, sein Vater Knud hatte einen florierenden Großhandel aufgebaut. Als ältestes von fünf Kindern wuchs Henrik Ibsen in einem gastfreundlichen und geselligen Haus am Stockmanns Gaard auf, eben jenes Umfeld nach dem sich auch Tomas Stockmann in »Ein Volksfeind« sehnt. Jedoch änderten sich 1834 die Lebensverhältnisse der Familie schlagartig. Knud Ibsen hatte sich bei seinen Geschäften finanziell übernommen und musste Bankrott erklären. Die Familie zog aufs Land. Henrik Ibsen empfand diese Deklassierung zeitlebens als schwere Demütigung. Die Angst vor sozialem Abstieg und die Sorge außerhalb der bürgerlichen Gesellschaft zu stehen, wird zum zentralen Thema seiner Werke. Der 15-Jährige Ibsen nimmt schließlich im verschlafenen Örtchen Grimstad eine Apotheker-Lehre auf. Schnell ist ihm klar, dass er es in den beengten Verhältnisse der Provinz nicht lange wird aushalten können. Das Leiden an der Borniertheit und Engstirnigkeit seiner Landsleute teilt Ibsen mit seinem Protagonisten Tomas Stockmann, mit dem ihn auch das Interesse für Medizin verbindet. In den Abendstunden beginnt Ibsen mit dem Verfassen erster Gedichte und Dramen, die zunächst keinen großen Anklang finden. Doch der ambitionierte Jungdramatiker gibt nicht auf und wird 1851 Hausautor am ein Jahr zuvor gegründeten Norwegischen Theater in Bergen. Einige Jahre später wechselt er als Künstlerischer Leiter an das Norwegische Theater in Christiania, dem heutigen Oslo. Doch sein Ziel, die norwegische Dramatik zu beleben, scheitert. Das Theater muss fünf Jahre nach seiner Eröffnung Konkurs anmelden. Ibsen gerät künstlerisch und finanziell in die Krise. Er fühlt sich unverstanden und sehnt sich nach neuen dichterischen Impulsen, die er außerhalb Skandinaviens sieht.
Der Befreiungsschlag
Dank eines Reisestipendiums kann er gemeinsam mit seiner Frau Suzannah und dem gemeinsam Sohn Sigurd nach Rom reisen. Aus dieser einjährigen Reise werden schließlich 27 Jahre im freiwilligen Exil in Italien und später in Deutschland. Diese kühne Entscheidung ist für Ibsen ein künstlerischer Befreiungsschlag, denn erst im Ausland werden seine Hauptwerke entstehen: »Peer Gynt« (1867), »Nora oder ein Puppenheim« (1879), »Ein Volksfeind« (1882), »Hedda Gabler« (1890) u.a. Erst durch die Ferne gewinnt Ibsen einen klareren Blick auf seine Landsleute und vermag jetzt »die Hohlheit hinter diesen selbstgeschaffenen Lügen unseres sogenannten öffentlichen Lebens und die Jämmerlichkeit dieser ganzen persönlichen Phrasendrescherei zu sehen, der es an Worten nie fehlt, wenn es gilt, über eine ‚große Sache‘ zu schwadronieren, die aber nie den Willen, die Kraft oder das Pflichtgefühl für eine große Tat hat.« Die Verlogenheit und Scheinheiligkeit des prosperierenden Bürgertums, die Ibsen in diesen Zeilen anspricht, wird zum Leitmotiv seiner Dramen. Neben aktuellen Themen der Zeit wirkte sich die intensive Auseinandersetzung mit Hegels Dialektik maßgeblich auf sein Werk aus, die für ihn treffend die Zwiespältigkeit des Lebens verdeutlicht. In Ibsens Dramen trägt daher jeder Gedanke bereits seinen Widerspruch in sich. Dieses Prinzip von These und Antithese zeigt sich in »Ein Volksfeind« besonders deutlich an der Figurenzeichnung der beiden Brüdern Tomas und Peter Stockmann.
Im Gegenteil – Der streitbare Dramatiker
Nach den ersten literarischen und finanziellen Erfolgen, veränderte sich Ibsens Selbstverständnis und sein Auftreten. Der etwas verkommene Bohemien, der nichts auf das Urteil anderer gibt, legte nun große Sorgfalt auf sein Erscheinungsbild und präsentierte sich als biederer Bürger. Aber auch in der Maske des Spießers blieb er ein streitbarer Dramatiker, der in seinen Stücken schonungslose Gesellschaftskritik übte und die bürgerliche Doppelmoral anprangerte. Dafür wurde er in seiner Heimat, wie Tomas Stockmann, immer wieder öffentlich angefeindet und von der Presse verunglimpft. Weshalb Ibsen mit einigen Kritikern erbitterte Fehden führte. Seinem Dichterkollegen Björnstjerne Björnson erklärte er dazu: »Glaube nicht, daß ich ein blinder, eitler Narr bin! Du kannst mir glauben, daß ich in meinen stillen Stunden ganz hübsch in meinen eigenen Eingeweiden herumwühle und sondiere und anatomiere, und zwar an Stellen, wo es am wehsten thut. Ich bin jedoch froh über das Unrecht, das mir zugefügt worden ist. Es liegt eine Hilfe und Schickung Gottes darin, denn ich fühle meine Kräfte wachsen mit dem Grimm. Soll es Krieg geben, dann nur zu!« Wie Tomas Stockmann steht auch Ibsen eisern für seine Überzeugungen ein. Er weiß, »dass ein geistiger Vorposten nie eine Mehrheit um sich sammeln kann.« Auch darin gleichen sich Tomas Stockmann und Ibsen, der erklärt, »wo ich gestanden habe, als ich meine Bücher schrieb, da steht jetzt eine ziemlich kompakte Menge. Aber ich selbst bin nicht mehr dort, ich stehe woanders, weiter vorn, wie ich hoffe.«
Als Ibsen 1891 in seine norwegische Heimat zurückkehrte, wird er endgültig in den Stand eines Nationaldichters erhoben. Aber auch im Alter konnte sich Ibsen mit seiner Heimat nicht ganz versöhnen. »Hier oben an den Fjorden habe ich ja das Land meiner Geburt. Aber wo finde ich das Land meiner Heimat?«, fragt er 1897. Mit »Wenn wir Toten erwachen« verabschiedete sich Ibsen 1899 von der literarischen Bühne. Nach langer Krankheit starb er 1906 in Norwegen. Ganz im Sinne seines dialektischen Denkens sollen seine letzten Worte »Im Gegenteil« gewesen sein.
Sie haben beide gerade erst ihren Abschluss gemacht: Anneke Brunekreeft und Lina Gerlitz kommen frisch von der Ausbildung an der Folkwang Universität der Künste in Essen nach Heilbronn. Bei den „hoffnungslos verdorbenen Schurken“ sind sie durchgehend im Einsatz – fast von der ersten Minute an. Als „Schurkenopfer“ Marianne und Sophia, als Hotelgäste, Stubenmädchen, Jahrmarktsfiguren und und und … Singend, spielend, tanzend – und Teile der Ausstattung über die Bühne schiebend, um die atemberaubend schnellen Umbauten zu gewährleisten. „Die Arbeit war eine große Freude“, lacht die gebürtige Schweizerin Anneke Brunekreeft. Und Lina Gerlitz ergänzt: „Wir sind als ganzes Ensemble so vielseitig. Darsteller aus Schauspiel und Musical treffen aufeinander und bereichern sich gegenseitig und natürlich letztlich das Stück.“
Die nächsten (und letzten) Vorstellungen sind am 17. Juni (15 Uhr!), am 5. und am 19. Juli!