Der Weg zu Macht ist ein dreckiger.

Das spiegelt sich auch in dem Bühnenbild der Inszenierung »Richard III.« wider. Über zweieinhalb Stunden kämpfen sich die Schauspieler durch einen Sumpf aus Dreck im wahrsten Sinne des Wortes.

Auf der Bühne ist ein Schlachtfeld entstanden, statt des klassischen Bühnenbodens haben unsere Bühnentechniker dort einen morastigen Erdboden erschaffen, der keinen sicheren Halt gewährt.

Ob er die Schlachtfelder der Rosenkriege zwischen den Herrscherhäusern Lancaster und York, den Sumpf und Morast der Familie York, inder jeder Dreck am Stecken hat, symbolisiert – dieser schlammige Bühnenboden bietet jede Menge Raum als Spiel- und Projektionsfläche. Über vier Monate wird er für jede Vorstellung im großen Haus neu auf die Bühne gebracht.  Unsere Bühnentechniker haben ein ausgeklügeltes System entwickelt, dass der Torf frisch bleibt, zu jederAufführung die gleiche Konsistenz besitzt.

Es ist nicht das erste Mal, dass mit Schlamm auf der Bühne gearbeitet wird, erklärt Bühnenmeister Lutz Schmieder. Aus der Inszenierung »Dantons Tod« lagen bereits jede Menge Erfahrungswerte vor, so dass die Produktionsleitung sofort wusste, was zu bestellen war, um einen morastigen Sumpfboden entstehen zu lassen. Acht Kubikmeter Schwarztorf wurden bestellt und auf Paletten angeliefert. In einer eigens für die Bühne des großen Hauses gefertigten Schlammwanne wurde der noch trockene Torf aufgeschüttet und so lange gewässert bis er die gewünschte Konsistenz hatte. In kleinen Schritten haben sich Bühnentechniker und Regisseur Axel Vornam an das Endergebnis herangetastet, vorsichtig wurde immer wieder Wasser hinzugegeben, bis der Schlamm die richtige Feuchtigkeit erreicht hatte.
Die Schlammwanne ist ein 6 x 12 Meter großes Untergestell aus Holz, die in Zusammenarbeit mit den Werkstätten gebaut wurde. Mehrere Schichten Teichfolie dichten die Wanne ab, so dass der eigentliche Bühnenboden stets geschützt bleibt.

Doch was passiert mit dem Schlamm, wenn die Tiere des Dschungels über die Bühne tanzen oder sich die illustre Gesellschaft durch die Pension Schöller durch die Nächte feiert?

Nach jeder Vorstellung wird die Schlammwanne von den Bühnentechnikern mit Schaufeln, Schneeschiebern und Besen geleert. Der Torf wird in Handarbeit in große Behälter gefüllt, die bis zur nächsten Vorstellung aufder Hinterbühne lagern. Auch die Schlammwanne wird bis zur nächsten Vorstellung abgebaut. Bevor es wieder auf die Bühne geht, wird der Torf erneut aufbereitet. Ist er durch das Lagern zu trocken geworden, wird er erneut gewässert. Wenn erdurch zu viel Wasser übersättigt ist, wird er von den Bühnentechnikern ausgetauscht, bevor er zu schimmeln anfängt. Dann wird neuer trockener Torf – zur Sicherheit lagert genug »frischer« Torf hinter der Bühne, denn er wird nur zu bestimmten Jahreszeiten ausgeliefert – mit Schaufeln untergehoben und immer wieder umgeschichtet und erneut gewässert, bis der Schlamm wieder den Anforderungen der Inszenierung entspricht. Dann wird er erneut in die Schlammwanne geschaufelt verteilt, und das Spektakel auf dem Shakespearischen Schlachtfeld kann erneut seinen Lauf nehmen.

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