»Eine Rolle spielen, die wiederum eine Rolle spielt«

Als »Gärtnerin aus Liebe« kommt die Sopranistin Johanna Pommranz ans Theater Heilbronn zurück

Johanna Pommranz als Marchesa Violante Onesti, unter dem Namen Sandrina als Gärtnerin verkleidet; Foto: Thomas Braun

»Bei »Orlando« habe ich Gesang noch im Bachelor-Studiengang studiert, inzwischen geht mein Master-Studium schon dem Ende entgegen«, antwortet Johanna Pommranz auf die Frage, was sie als Sängerin gemacht hat, seit sie als Dorinda in unserer letzten eigenen Operninszenierung das Heilbronner Publikum eroberte. »Außerdem konnte ich weitere Opernerfahrungen sammeln, z.B. in Tübingen als Erminio in der Wiederentdeckung von Jommellis »Il cacciatore deluso« oder als Sand- und Taumännchen in Humperdincks »Hänsel und Gretel« bei den Staufer Festspielen. Daneben gab es viele Konzerte mit Orchester und einige solistische Auftritte auch im Ausland – Spanien, Österreich und Frankreich.«

Nun singt und spielt die aus Gomaringen stammende junge Sopranistin die Titelrolle in unserer Gartenoper »La finta giardiniera«. Und sie ist als die »Gärtnerin aus Liebe« auch sicher die vielschichtigste Figur in Mozarts Jugendwerk. »Für mich liegt das Geheimnis von Sandrina, alias Violante, zum einen darin, dass sie eine wahnsinnige Entwicklung durchläuft«, beschreibt Johanna. »Trauer, Zorn, Eifersucht, aber auch Todesangst und Freude. Dass sie all diese Gemütszustände und Emotionen durchlebt, macht sie zu einer alles andere als stereotypen Figur. Für mich wird sie dadurch so menschlich.« Sie erklärt sich das Besondere an der vermeintlichen Gärtnerin Sandrina aber auch opernhistorisch: »Zum anderen kann man sie weder einer typischen Opera buffa- noch einer typischen Opera seria-Figur zuordnen. Eigentlich ist Violante eine Gräfin, die sich aber als eine Person niedrigen Standes ausgibt. Ich finde, dass Mozart das in seiner Komposition wahnsinnig interessant widerspiegelt. In ihrer Arie »Geme la tortorella« verwebt er Elemente der Opera buffa wie liedhafte Melodik mit einer so differenzierten Harmonik und Dynamik, die nicht mehr der Opera buffa zugeordnet werden können. Auch der Text lässt sich als Gleichnisarie der Opera seria zuordnen. So verschmilzt an dieser Stelle Musik beider Varianten, genauso wie die beiden Rollen Sandrina und Violante quasi gemeinsam singen und ineinander verschmelzen. Bei ihrer letzten Arie im zweiten Akt ist aber nichts mehr von der Opera buffa wiederzufinden. Sandrina flieht aus dem Haus des Podestà und hat ihre Rolle als Gärtnerin abgelegt. Sie ist Violante.«

Johanna Pommranz und Paul Sutton, im Vordergrund; Foto: Thomas Braun

Man merkt Johanna Pommranz an, wie intensiv sie sich mit der Gärtnerin auseinander gesetzt hat. »La finta« war offensichtlich für sie ein Spaß und eine Herausforderung: »Neben dem großen Reiz, eine Rolle zu spielen, die wiederum eine Rolle spielt, hat die Partie in musikalischer Hinsicht auch viele Tücken. Die vielen verschiedenen Emotionen stellen unterschiedliche Ansprüche an die Stimme. So gibt es viele lyrische Elemente, aber auch dramatische und Koloraturpassagen. Das alles innerhalb einer Oper zu zeigen und sich zwischen den Arien umzustellen, finde ich bei jeder Vorstellung aufs Neue spannend.« Und was ist das nächste Spannende für Johanna? »Mein Master-Abschluss an der Hochschule im Februar«, lacht sie. »Und dann heißt es für mich: Vorsingen und hoffen, dass ich in ein Opernstudio aufgenommen werde.« Wir wünschen ihr dafür ein herzliches TOI TOI TOI!

Noch könnt Ihr Johanna Pommranz zwei Mal in der Oper »La finta giardiniera« auf der BUGA erleben, gleich heute Abend um 20.00 Uhr und das letzte Mal am Freitag 5. Juli 2019 um 20.00 Uhr.

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