»In der Maske brauche ich eine Stunde«

Die Mezzosopranistin Beatriz Simões singt und spielt als Cavalier Ramiro eine »Hosenrolle«

Beatriz Simões als Cavaliere Ramiro links, mit Ewandro Stenzowski, Foto: Thomas Braun

Ist die »Gärtnerin aus Liebe« in brasilianischer Hand? Wie ihre Kollegin Manuela Vieira und ihr Kollege Ewandro Stenzowski stammt auch die Mezzosopranistin Beatriz Simões (ganzer Name: Beatriz Pampolha Simões Baptista) aus dem südamerikanischen Land und ist sogar in  der Hauptstadt Rio de Janeiro geboren. Dort hat sie ihre ersten Erfahrungen als Opernsängerin gemacht, unter anderem in der Titeltrolle in Händels »Xerxes« oder als Knusperhexe in Humperdincks »Hänsel und Gretel«, bevor sie 2017 an die Opernschule nach Stuttgart kam. Wie unterscheidet sich der Opernbetrieb in Brasilien und in Deutschland? »Da gibt es riesige Unterschiede«, erklärt Beatriz. »Brasilien ist ein riesiges Land – ein Bundesland hat da schon die Größe von Deutschland – und es gibt nur 10 % so viele Opernhäuser wie hier. Und weil die Häuser so weit voneinander weg sind, ist Kommunikation und Austausch zwischen ihnen selten. Dazu wird man auch immer nur als Gast beschäftigt, es gibt kein festes Ensemble. Das Leben als Opernsängerin ist in Brasilien ohne Nebenjob nicht machbar.«

Beatriz Simões; Foto: Andreas Donders

Auf der Sparkassenbühne der BUGA steht Beatriz Simões vor einer Herausforderung, die ihre Kolleginnen und Kollegen von »La finta giardiniera« nicht teilen. Als Ramiro singt sie eine sogenannte »Hosenrolle«. Sie lacht: »Man muss das andere Geschlecht spielen und damit das Publikum überzeugen. Vorher hatte ich nicht viel über Körperhaltung bei Frauen und Männern nachgedacht, aber als ich angefangen habe, Männer zu singen und zu spielen, sind mir viele Fragen gekommen. Wie weit bestimmen biologische Unterschiede die Körperhaltung? Ist gesellschaftlich determiniert, was als männliches oder weibliches Verhalten akzeptabel ist?« Solche Fragen spielen natürlich auch für die Proben eine große Rolle. »Als ich endlich mein Originalkostüm hatte, ist mir alles viel leichter gefallen. In der Maske brauche ich ungefähr eine Stunde, und ich muss sagen, dass ich total überrascht bin, dass ich so männlich aussehen kann. Und falls Sie sich das fragen: Nein, der Bart juckt nicht, es ist alles geschminkt von unserem wunderbaren Maskenteam. Fantastisch, oder?«

Und was für eine Figur ist nun der Cavalier Ramiro in Mozarts Oper? Beatriz Simões geht ganz in der Rolle auf. »Ein Adliger, der von Arminda sitzengelassen wurde. Und jetzt versucht er die ganze Oper über, sie zurückzubekommen, mit Kalkül – er zeigt den Grafen wegen Mordes an –, Überredung oder am Ende mit Drohungen.« Sie seufzt: »Ich glaube, Ramiro denkt, dass er keine andere Frau finden kann, die ihn heiraten würde.« Ob er Erfolg hat? Sehen und hören Sie selbst!

Die nächste Aufführung ist am Sonntag, den 23. Juni um 20:00 Uhr auf der Sparkassenbühne der Buga. Alle Termine finden Sie auf unserer Webseite.

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