»Rituale« vereint Arbeiten von zwei Ausnahmechoreografen

Ballettabend von Ohad Naharin und Marco Goecke als Gastspiel des Saarländischen Staatstheaters

von Silke Zschäckel

Ohad Naharin: George & Zalman | Yael Fischer, Sidney Ramsey | Foto: Bettina Stöß

Dieser Ballettabend verbindet zwei der herausragendsten Choreografen unserer Zeit. Beide sind Schöpfer neuer Bewegungsstile im Tanz: Ohad Naharin, einer der bekanntesten Choreografen Israels, und künstlerischer Leiter der Batsheva Dance Company, und Marco Goecke, der zu den führenden Choreografen Deutschlands zählt. Die beiden haben einige ihrer großartigen älteren Stücke mit der Compagnie des Saarländischen Staatstheaters neu erarbeitet. Ohad Naharins »George & Zalman« wurde 2006 in Jerusalem vom Batsheva Ensemble uraufgeführt. »Black Milk« stammt aus dem Jahr 1985 und wurde für die Kibbutz Dance Company kreiert. Beide Stücke gleichen zwei sich steigernden Ritualen: das erste für ein Frauen-, das zweite für ein Männerensemble. Marco Goeckes »Whiteout« aus dem Jahr 2008 wurde ursprünglich mit dem Ballets de Monte-Carlo entwickelt und in Monaco uraufgeführt. Es zeigt uns eine Gruppe von drei Frauen und sechs Männern, deren Flatter- und Schüttelbewegungen immer wieder in ekstatischer Entrückung kulminieren.

Ohad Naharin trägt den ehrenvollen Namen »Mr. Gaga«, denn er begann mit seiner einzigartigen Bewegungssprache einen neuen Weg des zeitgenössischen Tanzes zu beschreiten. In der Gaga-Technik stehen gelebte innere Bilder über Äußerlichkeiten, weswegen beim Training auch ohne Spiegel, aber mit Metaphern gearbeitet wird. Kontaktaufnahme und Überwindung der Vereinzelung stehen in seinem Bewegungskonzept im Vordergrund.

Ohad Naharin: Black Milk | Shawn Throop, Noah Oost, Hyo Shimizu, Flavio Quisisana | Foto: Bettina Stöß

In Tel Aviv, wo Ohad Naharin seit 1990 die renommierte »Batsheva Dance Company« künstlerisch prägt, geht man mittlerweile zum Gaga-Kurs wie zum Pilates, ins Fitnessstudio oder Yogaloft. Die Profitänzer benutzen die Tanzsprache, um für ihre Choreografien ein anderes Körpergefühl zu entwickeln, gleichzeitig ist beim Gaga-Kurs jeder Laie willkommen. Der Sohn einer Feldenkrais-Lehrerin und eines Psychologen steht für eine Bewegungssprache, die universell und doch persönlich ist. Er kontrastiert körperliche Explosivität mit Stille, interessiert sich für Gegensätze, Kanten und Extreme, und vertritt die Philosophie, dass jeder tanzen sollte.

Marco Goeckes Tanzsprache ist absolut anders als alles, was es bisher auf den Bühnen dieser Welt zu sehen gab. Tanz in Hochspannung, Bewegungen wie Zittern, Zucken, Flattern und Schlagen sowie rasante Tempi sind typische Kennzeichen für Goeckes Körpersprache.

Diese innovative künstlerische Qualität wurde im Oktober 2022 mit der Verleihung des Deutschen Tanzpreises gewürdigt. Goecke hat etwa neunzig Werke für die renommiertesten Ensembles vor allem in Europa kreiert, unter ihnen das Ballett der Pariser Oper, das Stuttgarter und das Züricher Ballett sowie das Bayerische Staatsballett.

Alle Informationen und Karten zu »Rituale« finden Sie HIER

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