Von Andreas Frane
In »Richard III.« gibt es einen Moment, der Sonja Isemer besonders herausgefordert hat. Es ist die berühmte Szene im vierten Akt, in der Richard, der beide Söhne der Königin Elisabeth hat ermorden lassen, sie dahin zu manipulieren versucht, ihm als Krönung noch ihre Tochter zur Frau zu geben.
»Wie schnell Elisabeth sich in dieser Situation wieder im Griff hat, wie sie dem Mörder ihrer Kinder klug, schnell und pointiert antwortet«, erklärt Isemer, »das hat mich sehr gereizt.« Die lebhafte, dabei stets konzentrierte Schauspielerin, die nach Engagements am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin und am neuen theater in Halle seit dieser Spielzeit frei arbeitet, kommt für Axel Vornams Inszenierung von »Richard III.« als Gast ans Theater Heilbronn und hat bereits in den ersten Vorstellungen das Publikum für sich erobert. Ihre Ausbildung hat sie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding in München absolviert, ihre Rollen in Inszenierungen des Regisseurs Herbert Fritsch in Schwerin (Leontine in »Der Biberpelz« und Beatrice in »Der Diener zweier Herren«) haben ihr Auszeichnungen und eine Einladung zum Berliner Theatertreffen eingebracht. Mit der Königin Elisabeth, die – so Isemer – »sich, ihre Gefühle und ihre Familie durch die Flucht nach vorne schützt«, fügt sie den großen, starken Frauen in ihrer Arbeitsbiografie eine weitere hinzu. Nach Antigone, Minna von Barnhelm und der Lady Milford. Gibt es bei Shakespeare noch andere Figuren, die sie reizen würden? »Königin Margret«, kommt die schnelle Antwort. »Und natürlich Hamlet. Am liebsten aber, glaub ich, Lady Macbeth.«