Von der Lust des gemeinsamen Singens

Alejandro Quintana bringt den Kinohit »Wie im Himmel« auf die Bühne – mit einem Heilbronner Chor

Ich musste diese Geschichte einfach erzählen,« gestand der schwedische Autor und Regisseur Kay Pollak einem Journalisten, »ich konnte nicht widerstehen.«
Die Geschichte, von der er spricht, ist die seines Erfolgsfilms »Wie im Himmel«:
Nach einem Zusammenbruch sucht der weltberühmte Dirigent Daniel Dareus Ruhe und Frieden in seiner schwedischen Heimat. Doch als er sich in dem kleinen abgelegenen Ort unversehens mit der Leitung des Kirchenchors wiederfindet, hat das nicht nur wundersame Auswirkungen auf den Gesang und den Zusammenhalt der Gemeindemitglieder, sondern bringt auch lange schwelende Konflikte und verdrängte Gefühle ans Tageslicht.

Pollak kam mit 66 Jahren und nach einer 18-jährigen Filmpause durch seine Frau Carin auf die Idee zu seinem Drehbuch: »Sie sang in einem Chor, und ich bin immer dorthin gefahren, um sie wieder abzuholen. Dabei lauschte ich dem Gesang und beobachtete den Chor, und nach und nach wurde mir bewusst, dass so ein Chor eigentlich als Metapher für Menschlichkeit stehen kann …« Er führte viele Gespräche mit Chorleitern und -mitgliedern und entwickelte daraus seine Figuren und Geschichten: Da ist Inger, deren Ehe mit dem Ortspfarrer Stig in einer Sackgasse angelangt ist, die von ihrem Mann misshandelte Gabriella mit der engelreinen Stimme und der geschäftige Arne, der gerne auf anderen herumhackt. Da ist vor allem aber auch die enorme Kraft und Energie des gemeinsamen Singens, die (fast) alle hin- und mitreißt und aus der – im Film wie in der Theaterfassung – eine wirkliche, harmonische Gemeinschaft entsteht.
Mehr als zwei Millionen Menschen sahen allein in Schweden 2004 »Wie im Himmel«. Der Kinohit war für den Europäischen Filmpreis ebenso nominiert wie für den Oscar als »Bester ausländischer Film« und zählt auch in Deutschland zu den erfolgreichsten Programmkino-Filmen aller Zeiten. 2007 entstand erstmals eine Bühnenfassung am Theater Konstanz. Für das Theater Heilbronn und sein Ensemble bearbeitete Regisseur Alejandro Quintana das Drehbuch neu. Und um die Wirkung des Chorgesangs beim »himmlischen« Finale besonders hör- und spürbar zu machen, bekommen die Schauspieler Unterstützung vom Heilbronner Heinrich-Schütz-Chor unter der Leitung von Michael Böttcher. Vielleicht macht unsere Inszenierung ja auch dem einen oder anderen Zuschauer Lust und Mut, das wunderbare Erlebnis des gemeinsamen Singens selbst zu entdecken und sich in einem der vielen Chöre der Region zu engagieren?

Andreas Frane, Dramaturg

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