„Reineke Fuchs“ jetzt als Hörbuch

Frank Lienert-Mondanelli hat Goethes Versepos im Studio aufgenommen

Verkaufsstart der limitierten Auflage am 1. Advent im Besucherservice des Theaters

Mit der Inszenierung von  „Reineke Fuchs“, Goethes berühmtem Versepos in 12 Gesängen über einen verbrecherischen, aber überaus listigen und  charismatischen Fuchs, hat  Schauspieler Frank Lienert- Mondanelli seine Zuschauer in den Kammerspielen begeistert. Jetzt hat er „Reineke Fuchs“ im Studio als Hörbuch aufgenommen. Die Doppel-CD für 15 Euro ist ab dem 1. Advent, pünktlich zur 1. Vorstellung der Weihnachtsmatinee, im Besucherservice des Theaters zu  erwerben.

Das Besondere an dieser Aufnahme: Sie wird nicht gelesen, sondern eben gespielt.  Frank Lienert-Mondanelli schlüpft in die Rollen sämtlicher Tiere dieser Fabel, mit der Johann Wolfgang von Goethe 1793 ein treffendes Bild der lasterhaften  menschlichen Gesellschaft  zeichnete: Reineke erscheint als einziger nicht zum Hoftag von Nobel dem Löwen,  König der Tiere. Denn er hat ein schlechtes Gewissen, weil er so viele Tiere geschädigt hat. Vor allem dem Wolf Isegrim hat er übel mitgespielt und dessen Weib mehrmals entehrt. Und dem Hahn Henning hat er fast sämtliche Kinder geraubt. So schickt der König den Bären als Boten, um den Fuchs an den Hof zu zitieren. Doch Reineke packt Braun bei seiner Gier und schickt ihn in eine lebensgefährliche Falle. Nur seinem Vetter, dem Dachs, gelingt es, ihn an den Hof zu holen. Dort tischt er dem König abenteuerliche Lügen auf, wird freigesprochen und unternimmt gleich die nächsten Gräueltaten.  Jetzt kann er dem Galgen nicht mehr entkommen, glaubt man, um gleich darauf erleben zu können, wie listenreich und klug er  sich immer wieder heraus windet und  über alle seine Gegner triumphiert, weil sie über ihre eigene Lüsternheit,  Bosheit und Dummheit stolpern. Solche Leute braucht der König, ist er doch schließlich selbst der größte Räuber. Er macht Reineke zu seinem Kanzler.  Was für ein  fröhlicher Hohngesang auf den Umgang mit Recht und Gerechtigkeit, auf unsere doppelte Moral! Goethe endet mit den prophetischen Worten: „Denn so ist es beschaffen und so wird es bleiben…“ Das mag einen zwar nicht hoffnungsvoll stimmen, dass irgendwann einmal Ehrlichkeit und Güte die Eigenschaften sind, mit denen man sich auf dieser Welt durchsetzen kann. Aber es macht umso mehr Lust auf diesen alten Text, der zu so vielen ewig gültigen Erkenntnissen verhilft.

Das Hörbuch ist ein Muss für alle Freunde der Goetheschen Versschmiedekunst,  für alle Liebhaber des klug gesprochenen Wortes und alle Fans von Frank Lienert-Mondanelli.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Gemeinsamer Probenstart von Gerhart Hauptmanns Einsame Menschen

Diese Woche geht das große Proben wieder los! Die Heizungen auf sämtlichen Probebühnen des Theaters laufen wieder auf Hochtouren und müssen mehrer Stunden am Tag durchhalten (3 Mal auf Holz geklopft!), denn sämtliche Schauspieler des Ensembles proben wieder. Am Montag ging es los mit dem Jugendstück „Good morning, boys and girls“ von Juli Zeh und am Freitag folgt dann Petra Wüllenwebers Stück „Am Horizont“.
Am Dienstag starteten die Proben zum Drama „Einsame Menschen“ von Gerhart Hauptmann. Doch auf der Probebühne in der Alten Kelter ging es alles andere als einsam zu. Unsere Premierenklasse zum Stück war vollzählig versammelt, sämtliche Mitarbeiter der Gewerke (Ton, Maske, Schneiderei …), der Öffentlichkeitsarbeit und Dramaturgie waren vertreten und natürlich auch die Schauspieler und das Inszenierungsteam um Regisseur Alejandro Quintana. Nach einer kurzen Einführung in Umsetzungskonzept, Bühnenbild und Kostümvorstellungen sowie Stück und Autor ging es gleich ans „erste Lesen in verteilten Rollen“. Bewaffnet mit Bleistift, Radiergummi und Textmarker hatten wir trotz der Stückunterschrift „Drama“ doch viel Spaß beim Lesen, den wir sicher bis zur Premiere am 12. Januar 2012 auch nicht verlieren werden.

Stefanie Symmank, Dramaturgin

Unsere Neuen – Tricks und Raffinessen für den Nachwuchs

Chefmaskenbildnerin Caroline Steinhage liegt besonders die Ausbildung junger Leute am Herzen

»Ein Schauspieler vor der Premiere ist wie ein Hochleistungssportler direkt vor dem Start«, sagt Chefmaskenbildnerin Caroline Steinhage: »Hochkonzentriert, angespannt, aufgeregt. Bei uns in der Maske hat er die letzten Minuten vor dem Auftritt, in denen er sich sammeln kann. Er soll sich entspannen, gar nicht merken, dass an ihm gearbeitet wird, noch einmal die Ruhe genießen, bevor er raus muss.« Das Aufsetzen der Perücke und das Schminken des Gesichts helfen ihm schließlich in die Rolle hinein. Sich selbst zurückzunehmen und ganz in den Dienst der professionellen Verwandlung der Schauspieler zu stellen, so sieht Caroline Steinhage ihre Aufgabe am Abend. Tagsüber sitzen die Maskenbildner nicht in den Schminkräumen direkt neben der Bühne, sondern in ihrer Werkstatt unterm Dach. Dann werden Perücken,  Haarteile, Masken und Glatzen aus verschiedenen Materialien hergestellt oder Schminkmasken ausprobiert und mit den Kostümbildnern besprochen. Außerdem werden alle Perücken, die am Vorabend in der Vorstellung gebraucht wurden, gereinigt und wieder frisiert.
Seit September leitet Caroline Steinhage die Abteilung Maske am Theater Heilbronn. Aus privaten Gründen hat es sie von der Kieler Oper, wo sie bereits 8 Jahre lang als Chefmaskenbildnerin tätig war, nach Süddeutschland verschlagen. Für sie heißt die Arbeit in der Tagschicht nicht nur, selbst Hand anzulegen und die Arbeit ihrer drei Kollegen zu koordinieren, sondern auch den Etat zu verwalten und zu bestimmen, welche Materialien eingesetzt werden.
Vor allem aber gibt sie als Ausbilderin ihr Können an die zwei Azubis der Abteilung weiter. Handwerkliche Tricks und Raffinessen, Stilkunde, Modellieren, Frisier- und Schminktechniken … Die gute Ausbildung von Nachwuchs liegt ihr sehr am Herzen. Erst seit 10 Jahren gibt es staatlich anerkannte Rahmenbedingungen für diese Berufsausbildung. Die Praxis wird an den Theatern gelehrt, die Theorie in der Berufsschule. Den Beruf des Maskenbildners gibt es überhaupt erst seit 30-40 Jahren. Vorher kam der Friseur aus dem Geschäft nebenan und hat die Schauspieler, die sich selbst geschminkt haben, bei ihren Frisuren unterstützt.
Auch Caroline Steinhage hat nach dem Abitur in Wiesbaden eine Friseurlehre absolviert, um daran anknüpfend in Karlsruhe und Mainz eine Ausbildung zur Maskenbildnerin machen zu können. Dass sie das will, wusste sie schon als Jugendliche. Sie wirkte im Jugendtheaterclub des Staatstheaters Wiesbaden mit,  hatte Ballettunterricht und sah ihre Zukunft am Theater und nirgends sonst. »Für die Bühne fehlte mir die Passion«, gesteht sie. »Aber als Maskenbildnerin bin ich ganz dicht dran und habe die perfekte Kombination aus Handwerk, Kunst und dem ganz speziellen Theaterflair, das ich nie missen möchte.«

Silke Zschäckel, Pressereferentin

MIT CAROLINE STEINHAGE ALS CHEFIN HABEN AUCH MARINA ZIEBOLD (hinten) UND IRIS GROZDANOSKA (vorne) NEU IN DER MASKE ANGEFANGEN.
Foto:Fotostudio M42

Unsere Neuen: Vom Börsenparkett ins Theater

Petra Ostermann ist die persönliche Referentin des Intendanten  

Vom Börsenparkett auf die Bretter, die die Welt bedeuten. Kann es einen größeren Bruch in der beruflichen Laufbahn geben? Bei Petra Ostermann aus dem schönen Weinort Schwaigern, nahm das Leben genau diesen Lauf. Seit April ist die frühere Bankerin persönliche Referentin des Intendanten, nachdem sie vorher vier Jahre als Statistin auf der Bühne und als Souffleuse den Theaterbetrieb von der Pike auf kennengelernt hat. Doch der Reihe nach.
Nach dem Abitur am Wirtschaftsgymnasium machte sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Nach einigen Jahren in der Kundenberatung wechselte sie in ein Familyoffice, um sich um Wertpapiere, Kunst und  Immobilien einer Privatperson zu kümmern. »Das war eine spannende Zeit«, erinnert sie sich. Danach machte sie große Karrieresprünge, die allerdings in umgekehrtem Verhältnis zu ihrer persönlichen Zufriedenheit standen. Als Mitarbeiterin einer internationalen Kanzlei in Stuttgart, die in der Boomphase des Neuen Marktes die Börsengänge von Unternehmen begleitete, und als Schriftführerin im Aufsichtsrat einer börsennotierten Aktiengesellschaft wurde die Zeit zum Luftholen immer knapper. Sie ging zurück zur Bank, spezialisierte sich auf Wertpapiere und war in der Derivate-Beratung tätig. Doch die Interessen ihrer Bank und die der Kunden gleichermaßen zufriedenzustellen, das schien ihr oft eine Sache der Unmöglichkeit zu sein. »In der Mitte des Berufslebens kommt wohl bei vielen Menschen ein Moment, in dem sie sich fragen, ob sie so weitermachen wollen«, sagt Petra Ostermann. »Immerhin hat man noch die Hälfte der Arbeitsjahre vor sich.«
Sie gönnte sich eine Auszeit, wollte in Ruhe nachdenken. Da las sie in der Heilbronner Stimme einen Aufruf für ein Statisten-Casting. Tanz- und sangesfreudige junge Damen für das Musical »Cabaret« wurden gesucht. Da sie schon immer gesungen hat, sehr sportlich ist und sich gut bewegen kann, meldete sie sich an, wurde genommen, tauchte ein in die Theaterwelt, und das zweite (Berufs-)Leben der Petra Ostermann nahm seinen Lauf. Die nächste Rolle hatte sie als Krokodil im Märchen »Räuber Hotzenplotz«. Dann sprang sie für eine erkrankte Souffleuse ein, machte ihre Sache gut und wurde seither immer wieder engagiert. Als dann Arianne Gambino, ihre Vorgängerin im Amt der persönlichen Referentin des Intendanten, ein Angebot vom Schweizer Fernsehen bekam, das sie nicht ausschlagen konnte, fasste sich Petra Ostermann ein Herz und bewarb sich, um fest im Theater zu bleiben. Hier, als Chefmanagerin des Intendanzbüros, in dem sich ständig die Wege der Kunst- und der Geschäftswelt kreuzen, fühlt sie sich genau richtig. Ihre Leidenschaft für Betriebswirtschaft und ihre Fähigkeit zu präsentieren, kann sie genauso einbringen wie ihre Sensibilität und Begeisterung für die Künste, die in allen Ausprägungen am Theater versammelt sind. Was diese Arbeit am meisten von ihrer früheren unterscheidet? »Das Gemeinschaftsgefühl. Hier arbeitet nicht jeder für sich und für seinen größten persönlichen Gewinn, sondern alle zusammen arbeiten für den Erfolg eines Stückes, und sie sind alle zusammen froh, wenn es gut läuft.« Und für eines wird sie künftig immer sorgen: Dass sie nicht nur Zeit zum Luftholen, sondern auch für ihren Hund, fürs Musizieren und fürs Radfahren hat.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

PETRA OSTERMANN WECHSELTE NACH DER BANKKARRIERE ANS THEATER UND MANAGT NUN DAS INTENDANZBÜRO.
Foto: Fotostudio M42

Unsere Neuen – Künstlerin mit Experimentier-gen

Carmen Riehl ist die neue Chefrequisiteurin

Es sind lediglich Haferflocken mit Theaterblut, die in der Komödie »Dänische Delikatessen« aussehen wie gerade durch die Knochenmühle gedrehtes Hack. Auch das »frische Muskelfleisch«, das die Metzger Svend und Bjarne alias Oliver Firit und Sebastian Weiss mit flinken (aber aus Bühnensicherheitsgründen stumpfen) Hackmesserhieben zu »Hühnchen in Marinade« verarbeiten, besteht aus nichts anderem als aus Mehl, Rote-Bete-Saft und Lebensmittelfarbe. Selbst aus der Nähe sieht die für jede Vorstellung neu zubereitete Masse aus wie richtiges Fleisch und lässt sich verblüffend echt bespielen. »Wir sind jetzt staatlich geprüfte Fake-Fleischhersteller«, scherzt Carmen Riehl, die seit September  Chefrequisiteurin am Theater Heilbronn ist. Einige Verfahren haben sie und ihre Kollegin Claudia Specht ausprobiert, bis sie den Dreh raus hatten.
Der Arbeitsraum von Carmen Riehl und ihren drei Kolleginnen der Abteilung Requisite gleicht einer Mischung aus Küche, Werkstatt und Chemielabor. Hier wird ausprobiert, wieder verworfen und solange mit den unterschiedlichsten Materialien experimentiert bis man Fake von Echt nicht mehr unterscheiden kann. Dass den Requisiteuren dabei von Regie und Ausstattung vorgegeben wird, WAS sie herstellen sollen, aber nicht WIE sie die Vorgaben umsetzen müssen, stellt für Carmen Riehl den besonderen Reiz an ihrem Beruf dar. Je kniffliger die Aufgabe, desto besser. Studiert hat Carmen Riehl Italienisch, Kunstgeschichte, Grafik und Malerei. Danach hat sie entschieden, dass Theater ein perfekter Ort ist, um die Kunst und die Praxis miteinander zu verbinden. Angefangen hat sie als Kostümassistentin in Hamburg, Mannheim, Gießen und Mülheim an der Ruhr unter anderem in Inszenierungen von Christoph Marthaler und Johann Kresnik. Dann war sie Kostümmalerin an der Bayerischen Staatsoper. Mit der Geburt ihres Sohnes hat sie das Zugvogeldasein aufgegeben. Sie absolvierte in Hamburg am Institut für angewandte Medien die Zusatzausbildung zur »Geprüften Requisiteurin«. Dann arbeitete sie als Requisiteurin am Münchner Residenztheater. Als in Heilbronn die Chefposition ausgeschrieben war, hat sie sich beworben. Ganz wichtig für sie ist, dass ihr mittlerweile achtjähriger Sohn sich in seiner neuen Schule wohlfühlt. Außerdem sind die beiden sehr gern in der »Experimenta». Denn das »Experimentier-Gen« scheint Carmen Riehl an ihren Filius weitergegeben zu haben.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

CARMEN RIEHL BEREITET »FRISCHFLEISCH« AUS MEHL, ROTE-BETE-SAFT UND LEBENSMITTELFARBE ZU.
Foto: Fotostudio M42

Unsere Neuen – Kunstvolle Form und brisantes Thema

Dramaturg Johannes Frohnsdorf liebt Texte, die beides haben

Johannes Frohnsdorf, neuer Kollege in der Dramaturgie, kam  über Musik mit dem Theater in Berührung. Als er 12 Jahre alt war, befand seine Musiklehrerin, dass er eine schöne Stimme habe. »Sopran«, sagt Johannes Frohnsdorf und lacht, denn natürlich kann man sich das heute nicht mehr vorstellen. Er bekam Gesangsunterricht bei einer Koloratursopranistin und erste kleine Rollen in Opernaufführungen seiner Heimatstadt Dessau. An eine berufliche Zukunft am Theater hat er damals nicht gedacht. Vielmehr träumte er davon, Dolmetscher zu werden. Während seines Zivildienstes in der Bibliothek merkte er, dass seine ganze Leidenschaft den Büchern gehört. Also studierte er in Leipzig Germanistik und  Theaterwissenschaft. Wertvolle Erfahrungen sammelte er zwei Sommer lang beim Carl-Orff-Festival in Andechs, wo er vom Kartenverkauf bis zur Regieassistenz alles erledigte, was anfiel. Sein erstes Engagement führte ihn als Dramaturgieassistent an Deutschlands kleinstes Stadttheater, nach Aalen. »Ein idealer Ort, um zu lernen, denn da muss man Allrounder sein.« Hier übernahm er Dramaturgien, führte Publikumsgespräche, leitete einen Jugendclub und wurde auch mit Organisationsaufgaben im Künstlerischen Betriebsbüro betraut. Nach zwei Jahren suchte er neue Herausforderungen und bewarb sich um die Dramaturgenstelle in Heilbronn. »Mich reizt es, an dieser Schnittstelle zwischen dem Text und dessen Umsetzung zu arbeiten«, sagt er. »Ich liebe es, mich in einen Text hineinzuwühlen.« Es sei ein beglückendes Erlebnis, wenn einen ein guter Text gleich beim Lesen gefangen nehme, wenn eine kunstvolle Form und ein brisantes Thema zusammenkommen. Spannend ist der Findungsprozess des Inszenierungskonzeptes zusammen mit Regisseur und Ausstatter. In den Proben beobachtet und beschreibt der Dramaturg: Geht das Konzept auf? Ist das Geschehen auf der Bühne für das Publikum nachvollziehbar und die Geschichte insgesamt verständlich? Keine leichte Aufgabe, denn manchmal muss man dem Regisseur auch sagen, dass sich Ideen nicht einlösen. Ein weiteres wichtiges Arbeitsfeld ist die Vermittlung der künstlerischen Inhalte des Hauses. Einführungen vor den Vorstellungen, Theaterfrühstücke, Publikumsgespräche gehören dazu und sorgen dafür, dass die Dramaturgen einen engen Kontakt mit dem Publikum pflegen.
Und wenn Johannes Frohnsdorf gerade nicht mit einer aktuellen Inszenierung beschäftigt ist, lesen er und seine Kollegen Stefanie Symmank und Andreas Frane Stücke über Stücke, um diese vielleicht für die kommende Spielzeit vorzuschlagen.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

WER DAS LESEN LIEBT, IST IN DER DRAMATURGIE RICHTIG — FÜR JOHANNES FROHNSDORF GIBT ES NICHTS SCHÖNERES.
Foto: Fotostudio M42

 

Brückenschlag vom Film zur Bühne

Fast wie eine Clownsnummer eröffnet der schottische Autor Tom McGrath sein Stück„Laurel & Hardy“. Stan stolpert auf die Bühne, fällt und landet auf Ollie. Ein weltberühmtes Duo ist zusammengebracht. Der Abend kann beginnen. Ab 24. November werden Stan (Till Schmidt) und Ollie (Oliver Firit) die Geschichte von Laurel und Hardy mit viel Slapstick und Situationskomik erzählen, musikalisch begleitet von Nicolas Kemmer am Klavier. Während elf Tage vor der Premiere gerade im Komödienhaus das Bühnenbild von Regisseur und Ausstatter Elmar Thalmann aufgebaut wird, sind Thalmann und Schmidt am Nachmittag auf der Bühne im Großen Haus beschäftigt. Ein Drehtermin ist für heute angesetzt. Eine Szene von Stan mit einem Hut, der ein seltsames Eigenleben führt, soll gedreht werden. Zwei Stunden sind dafür vorgesehen. Das ist das Maximum, denn auf der Bühne im Großen Haus laufen in dieser Woche vormittags und abends die Endproben zu „Dantons Tod“. Da kommt es auf gute Vorbereitung an, nicht nur bei Schmidt und Thalmann. Die haben die Hutszene schon lange angelegt und geprobt. Ein gutes Dutzend Personen sind da beschäftigt auf der großen Bühne: Bühnentechnik, Beleuchtung, Ton, Requisite, Maske, Regieassistenz – Menschen aus vielen Abteilungen kommen zum Einsatz, um einen kurzen Filmclip aufzuzeichnen, der einmal der Ausgangspunkt dafür sein wird, dass Stan die Bühne betritt. Am Anfang des ganzen Geschehens stand eine einfache Frage, die sich Regisseur Elmar Thalmann stellte: „Wie schaffen wir es, eine Brücke zwischen der Welt der Filme und der Bühne, auf der Stan und Ollie zu sehen sind, aufzubauen?“ Ohne zuviel verraten zu wollen, als Antwort ist Thalmann und Schmidt eine zauberhafte Bildsequenz gelungen.

Heute ist Carsten Bänfer, Tonmeister am Theater Heilbronn, Kameramann. Er hockt im Bühnenbild von „Aladin und die Wunderlampe“, auf der Drehscheibe der großen Bühne, an dem Punkt, der am weitesten von der gegenüberliegenden weißen, transparenten Opera-Folie entfernt ist. Möglichst groß soll der Bildausschnitt sein, den das Objektiv einfängt. Auf der anderen Seite der Folie wirft ein Scheinwerfer warmes Licht in Richtung Kamera. Zwei Schatten zeichnen sich auf der Opera ab – Stan und der eigensinnige Hut. Ins Gigantische gezerrt tritt ein dritter Umriss hinzu. Es ist Regisseur Elmar Thalmann. Er nimmt Maß, verständigt sich mit Kameramann Bänfer und klebt Streifen auf den Bühnenboden. Auf seiner Seite der Opera braucht Till Schmidt Markierungen, um zu wissen, wo der Bildausschnitt der Kamera endet. Änderungen des Aufbaus sind nötig. Die Schatten müssen schärfer werden, Stans Schuhe mit ins Bild. Lichtquelle und Kamera werden verschoben, die Opera tiefer gefahren. Schmidt löst während der Unterbrechung Schmunzeln bei Umstehenden aus. Geschickt lässt er seine Melone in die Höhe springen, als hätte es einen überraschenden Luftstoß gegeben. Firit ist inzwischen mit seinem Sohn gekommen. Die Neugier auf das, was einmal der Anfang des Stücks sein wird, ist groß. Bevor es mit dem Dreh losgeht, probieren Requisiteurin Claudia Specht und Regieassistentin Katrin Minkley. Sie sind es, die wie von Geisterhand Stans Hut steuern, was nicht ganz einfach ist und durchaus an Puppenspieler erinnert, die eine Figur animieren. Nachdem noch einmal die Markierungen überprüft und korrigiert sind, noch ein Probelauf der Szene. Dann beginnt der Dreh. Das Geheimnis, was in dem Filmclip zu sehen ist, wird natürlich erst bei der Premiere gelüftet …

Johannes Frohnsdorf, Dramaturg

Auf den Spuren von Dick und Doof

Eine Hommage an das erfolgreichste Komikerduo der Filmgeschichte im Komödienhaus

Dick und Doof, El Gordo y El Flaco, Stanlio e Ollio, Helan & Halvan, Crick & Crok, Sisman & Saif, Gog & Gokke, Flip i Flap, Dikke & Dunne oder einfach Laurel und Hardy: Eine Unmenge von Namen für dieses Duo zirkuliert seit seiner Geburt 1927 um den Erdball. Von Tasmanien bis Tennessee, vom Stummfilm bis zum Flash-Stream laufen ihre Filme – und kein Ende in Sicht! Dieses Team ist ein unverwüstlicher Komik-Klassiker, ein quicklebendiger Evergreen, und man kann mit Fug und Recht behaupten: Jedes Kind kennt den Dicken und den Dünnen mit den Bowlerhüten.

Wer nur ein paar ihrer Streifen gesehen hat, wird Stans erschütterndes Weinen vor Augen haben, sich an sein schrilles Lachen und an das obligatorische Kopfkratzen erinnern. Genauso unnachahmlich sind Ollies Leichtfüßigkeit – trotz der Leibesfülle, das Krawattengefummel und sein stoischer Blick in die Kamera, wenn wieder etwas schief geht. Doch erst gemeinsam ergeben »die Jungs« jene explosive Mischung, die verheißt, dass es gleich urkomisch wird. Die Aufgaben scheinen klar verteilt: Ollie glaubt zu wissen, wo es langgeht, er kommandiert Stan herum, weist ihn zurecht und schickt ihn vor, wenn es brenzlig wird. Der verträumt und kindlich wirkende Stan dagegen ist es, der die Dinge durcheinanderbringt – was dank Ollies tatkräftiger Mitwirkung im perfekten Kuddelmuddel endet – und während die Welt der »Laurel-&-Hardy«-Filme im Chaos versinkt, überrollen uns als Zuschauer Zwerchfellbeben.

Ihr Handwerk beherrschten Laurel und Hardy aus dem Effeff. Wie nahezu alle frühen Filmkomiker kamen sie vom Varieté-Theater, brachten ihr Spiel von dort mit in den Film und entwickelten es weiter. Als Vater des Duos gilt Regisseur Leo McCarey. Er führte das komische Paar zusammen, wohl kaum ahnend, was hier seinen Anfang nahm. Gewachsen über drei Jahrzehnte und erprobt in 106 Filmen, brachten Laurel und Hardy dank ihres genialen Zusammenspiels ein Millionenpublikum zum Lachen. Auf dem Gipfel ihrer Karriere gehörten sie zu den Super-Stars in Hollywood. Als ihr größter Erfolg gilt der Oscargewinn 1932 mit »The Music Box«.

Dramatiker und Jazzmusiker Tom McGrath setzt den beiden Komikern mit seinem 1976 uraufgeführten Stück »Laurel & Hardy«, das auf den Britischen Inseln bis heute ein Publikumshit ist, ein Denkmal. Stan und Ollie schlüpfen darin noch einmal in ihre alten Rollen, zeigen Szenen aus ihren Filmen und ihrem Leben und bringen auch ansonsten jede Menge von dem liebevoll gemachten Unfug auf die Bühne, für den sie so berühmt sind. Im Heilbronner Komödienhaus begeben sich Till Schmidt (Stan) und Oliver Firit (Ollie) auf die Spur des Filmpaares – auch sie ein erprobtes, eingespieltes Team und ohne Zweifel eine ideale Besetzung. Mit großer Leidenschaft und Spielfreude nähern sie sich ihren Figuren, bauen Slapsticknummern auf, feilen am Mienenspiel und dem Timing der Aktionen, üben Lieder und Tänze ein. Dritter Partner auf der Bühne ist Nicolas Kemmer, der am Klavier mit den beiden musikalisch interagiert und dafür sorgt, dass genau die richtige Mischung aus Music-Hall- und Stummfilm-Atmosphäre aufkommt. Die Inszenierung von Regisseur Elmar Thalmann – seine erste Arbeit am Theater Heilbronn – wird ab 24. November im Komödienhaus zu sehen sein: ein Muss, nicht nur für all jene, die jetzt schon Fans von »Laurel & Hardy« sind!

Johannes Frohnsdorf, Dramaturg

Zeichnung: Kristin Köppel

 

Laurel & Hardy
Komödie von Tom McGrath
Premiere am  24. November 2012, 20.00 Uhr, im Komödienhaus

Eine Kiste voller Kohlköpfe?

Eine Kiste voller Kohlköpfe? Was fließt in diesen Gulli ab? Was rutscht diese Rampe herunter? Wohin führen diese Eisentreppen? Was macht das alles in und mit „Dantons Tod“?
Ab 17. November lösen sich die Bilderrätsel in Axel Vornams Inszenierung des Büchner-Klassikers im Großen Haus des Theaters Heilbronn.

Andreas F., Dramaturg

Bürgerstiftung unterstützt »Heimkehr der Köpfe«

Die Heilbronner Bürgerstiftung unterstützt die »Heimkehr der Köpfe«. Mit 2000 Euro fördert die gemeinnützige Stiftung die Restaurierung der  sechs großen Maskenköpfe aus Heilbronner Sandstein, die früher das alte Jugendstiltheater zierten. Nachdem diese Köpfe 40 Jahre lang im Lapidarium der Stadt aufbewahrt wurden, sind sie nun wieder ins Theater zurückgekehrt und begrüßen die Besucher vom Balkon über dem Haupteingang. Der Theaterverein Heilbronn hat über die Sammlung von Spendengeldern die Restaurierung und Installation der steinernen Zeugen der Heilbronner Theatertradition finanziert.