Rauschhaftes »Pariser Leben«

Pariser Leben 6_klein»Tollheit durchrast diese fünf Akte«, schrieb der Librettist Ludovic Halévy über Jacques Offenbachs Komposition zur Operette »Pariser Leben«. »Die betörende Musik stürmt dahin, reißt mit, verwirrt die Sinne, putscht auf und nimmt den Atem. Alles tanzt, alles wirbelt dahin …« Damit hatte Offenbach zweifellos erfüllt, was seine Auftraggeber von ihm verlangten. Zur großen Weltausstellung in Paris 1867 sollte er eine Opera buffa komponieren, die dem Charakter der Metropole an der Seine gerecht werden sollte.
Paris war im 19. Jahrhundert die Hauptstadt Europas und internationaler Treffpunkt der mondänen Gesellschaft. Bereits 1866 feierte sein »Pariser Leben« Uraufführung. Entgegen den Befürchtungen der Beteiligten, die wegen des etwas frivolen Charakters des Werkes durchaus mit einem Skandal rechneten, wurde diese Operette ein Riesenerfolg. Bis heute zählt »Pariser Leben« neben »Orpheus in der Unterwelt« und »Die schöne Helena« zu den größten Erfolgen Offenbachs.
Jetzt kommt das Pfalztheater Kaiserslautern mit der Inszenierung von Andreas Bronkalla und einem Großaufgebot an Sängern, Tänzern und Musikern nach Heilbronn. Das Urteil nach der Premiere in Kaiserlautern lautete: »Mit prächtigen Kostümen, einem wohldurchdachten Bühnenbild und einer leichtfüßigen Inszenierung ließ das >Pariser Leben< keine Wünsche offen.« Diese Operette ist vor allem eins: eine Hommage an Paris als die Stadt der Liebe und des Flirts.
Metella, eine schöne Dame von etwas zweifelhaftem Charakter, hat so manchem Mann das Herz gebrochen. So auch den beiden Freunden und Lebemännern Raoul de Gardefeu und Bobinet Chicard, die darüber in Streit gerieten und nun am Pariser Bahnhof auf die Dame ihres Herzens warten. Metella jedoch steigt mit einem anderen Herrn aus dem Zug und ignoriert ihre beiden Verehrer, die in ihrer Not wieder zu alter Verbundenheit, aber auch zu gemeinsamen Streichen zurück finden. Um sich über Metella hinwegzutrösten, versuchen sie an andere schöne Frauen heranzukommen. Wie soll das besser gelingen, als in der Rolle eines Fremdenführers, der Damen von internationaler Klasse mit den schönen Seiten von Paris vertraut macht. Gardefeu schlüpft in diese Rolle und kümmert sich um ein adeliges schwedisches Paar, Baron Gondremarck und dessen Frau Christine. Während der Baron ein besonderes Faible für die Pariser Frauen hat, von denen ihm eine gewisse Metella besonders ans Herz gelegt wurde, interessiert sich seine Frau, die so ganz nach Gardefeus Geschmack ist, für Oper und die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Kurzerhand verwandelt Raoul Gardefeu sein Haus in eine »Dependance« des Grand Hotels und kostümiert seine Nachbarn und zufällig anwesende Handwerker als Herrschaften der besseren Gesellschaft. Als Metella auf Wunsch des schwedischen Barons vorbeikommt, sieht sie natürlich sofort, dass Gardefeu sein Interesse an ihr verloren hat und ist eifersüchtig. Dennoch wird ein rauschendes Fest gefeiert, das sein Freund Bolinet am nächsten Tag in der Wohnung seiner Tante in ähnlicher Besetzung wiederholt. Jetzt reicht es Metella. In einem Brief an die Baronin Christine offenbart sie den ganzen Schwindel und die Frauen beschließen, nun ihrerseits die Männer an der Nase herumzuführen…

Von Silke Zschäckel

»Homo faber« kommt als Pocketversion in die BOXX

Homo_Faber_Presse 1Zwei Jahre lang lief die Heilbronner Inszenierung »Homo faber« nach dem Roman von Max Frisch mit großem Erfolg im Großen Haus. Abiturienten, die den Stoff in der Schule behandeln, saßen neben Menschen mittleren oder auch reiferen Alters, die sich wieder für das Thema interessieren und einen ganz neuen Zugang zur Lebensbeichte des Ingenieurs Walter Faber gewonnen haben. »In jedem Alter sieht man die Geschichte anders«, sagt auch der Heilbronner Intendant Axel Vornam und Regisseur der Bühnenfassung. Er hofft, dass die wunderbare Altersmischung im Publikum auch in der BOXX entsteht. Hier wird am 10. Oktober eine konzentrierte Pocketversion von »Homo faber« Premiere haben, die sich thematisch und ästhetisch eng an die Inszenierung im Großen Haus anlehnt und die Konflikte der Geschichte dieses verhinderten Menschen und sein versäumtes Leben, wie Max Frisch es selber beschrieb,  noch präziser auf den Punkt bringt.

Walter Faber, Schweizer Ingenieur bei der UNESCO in New York, ist Rationalist durch und durch. Er glaubt an die Mathematik. Begriffe wie Mystik und Schicksal haben in seinem Denken nichts zu suchen. »Ich glaube nicht an Fügung und Schicksal, als Techniker bin ich gewohnt mit den Formeln der Wahrscheinlichkeit zu rechnen.« Alleinsein ist der einzigmögliche Zustand für ihn. Mehr als vier Tage mit einer Frau hält er nicht aus, dann hat er wieder Sehnsucht nach seinen Turbinen.
Auf einem Flug nach Mexiko muss sein Flugzeug notlanden. Hencke, ein junger Deutscher fällt ihm auf, der, wie sich herausstellt, der Bruder seines früheren Studienfreundes Joachim ist.
»Wieso Fügung?«, resümiert Faber. »Ich gebe zu: Ohne die Notlandung …wäre alles anders gekommen; ich hätte diesen jungen Hencke nicht kennengelernt, ich hätte vielleicht nie wieder von Hanna gehört, ich wüsste heute noch nicht, dass ich Vater bin …Vielleicht würde Sabeth noch leben. Ich bestreite nicht: Es war mehr als ein Zufall, dass alles so gekommen ist, es war eine ganze Kette von Zufällen.« Wieder in New York muss Faber sich gerade der heiratswütigen Ivy erwehren. Um ihr früher zu entkommen, tritt er seine nächste Reise nach Europa nicht wie geplant per Flugzeug, sondern mit dem Schiff an. An Bord lernt er das junge Mädchen Elisabeth kennen, das ihn mehr und mehr bezaubert. Sie ist das ganze Gegenteil von ihm: jung, lebhaft, verträumt, belesen, kulturinteressiert. Beide fühlen sich trotz des großen Altersunterschieds zueinander hingezogen. Faber wird auf merkwürdige Weise an seine Jugendliebe Hanna erinnert. Doch jegliche Verdachtsmomente, dieses Mädchen könne vielleicht sein Kind sein, rechnet er sich mit messerscharfem Verstand einfach weg …

Axel Vornam sieht Walter Faber als einen Mann, der sich emotional konditioniert hat, damit er sich selbst vor den Unwägbarkeiten dieser Welt schützt. »Das Leben ist für ihn ein permanenter Störfall, den man beherrschen muss. Seinen Verstand nutzt er, um Fehlerquellen zu vermeiden. Gefühle versteckt er hinter Lakonie und Ironie – dies sind für ihn Lebenswerkzeuge, um sich gegen emotionale Affekte, wie Liebe, zu schützen. Die Liebe ist für ihn der Mega-Gau, weil unberechenbar, genau wie alles, was damit im Zusammenhang steht wie Natur, Fruchtbarkeit und Tod. Hinter der intellektuellen Abwehrschlacht, die Faber ständig schlägt, steckt aber eine tiefe Sehnsucht nach Identität.«

»Weiß ich denn, wer ich bin, was ich bin und wer der Mensch mir gegenüber ist, den ich zu kennen glaube? (Max Frisch in seinem Roman »Stiller« (1954). Dies ist das zentrale Thema des Schriftstellers Max Frisch und die Lebensproblematik des Ingenieurs Walter Faber. »Dieser verhinderte Mensch, der von sich selbst ein Bildnis gemacht hat, das ihn verhindert, zu sich selber zu kommen.« (Max Frisch über Walter Faber) Faber arbeitet sich in seinem Bericht an diesem Bild ab und kommt zum Schluss: »Es stimmt nichts«. Er wird schuldlos schuldig.

Von Silke Zschäckel

Axel Vornam inszeniert Philipp Löhles brandaktuelle Gesellschaftssatire im Großen Haus

fotolia»Löhles Kommentar zur Wirklichkeit«: Das war der Titel der Veranstaltungsreihe, die der Dramatiker Philipp Löhle am Berliner Maxim Gorki Theater entwickelt hatte. Und das könnte auch als Motto über seinen Stücken stehen, die sich kritisch, zuspitzend, provozierend und oft mit beißendem Witz mit den aktuellen gesellschaftlichen und politischen Themen und Fragestellungen auseinander setzen. Löhles rasante »Globalisierungsfarce« »Das Ding« hatte das Theater Heilbronn bereits in der Spielzeit 2013/14 auf die Bühne der damaligen Kammerspiele gebracht. Jetzt zeigen wir auf der großen Bühne »Wir sind keine Barbaren!«.

Ganz und gar nicht als Barbaren, nein, als Gutmenschen empfinden sich die beiden jungen, offensichtlich wohlsituierten Pärchen Barbara und Mario und ihre Nachbarn Linda und Paul. Wobei ihnen das Etikett »Gutmenschen« sicher zu spießig wäre, immerhin sind sie als neuerdings vegane Köchin, mobile Fitnesstrainerin – Zumba! Bokwa! Crossfit! – oder als Sound-Entwickler für Elektroautos – wegen der Blinden! – ganz auf der Höhe der Zeit. Und alle Fragen und Entscheidungen des Wohlstands-Lebens könnten sich behaglich auf Prosecco oder Rosé, Klapp-räder oder Flachbildfernseher – mit Ultra HD! – beschränken, würde Barbara nicht ausgerechnet an ihrem Geburtstag einem Flüchtling Tür und Heim öffnen. Bobo – oder heißt er doch Klint? – bringt allein durch seine Anwesenheit den Hausfrieden in Schieflage, Ängste und Vorurteile, Aggression und verdrängtes Begehren brechen unter der Oberfläche scheinbarer Toleranz und Hilfsbereitschaft hervor. Und dann ist plötzlich der Flachbildfernseher zerstört. Und Barbara verschwunden.

Der 37jährige Ravensburger Philipp Löhle schrieb »Wir sind keine Barbaren!« 2014 für das Stadttheater Bern, mitten in einer öffentlichen Debatte um Zuwanderung und »Überfremdung« in der Schweiz. Zwei Tage nach der Uraufführung am 8. Februar wurde in der Eidgenossenschaft über die rechte Volksinitiative »Gegen Masseneinwanderung« abgestimmt. In Anbetracht der Flüchtlingssituation, der PEGIDA-Bewegung und der zunehmend schärfer geführten Diskussionen um Aufnahmequoten, Asylrecht und Fremdenfeindlichkeit erweist sich »Wir sind keine Barbaren!« als brandaktuelles Zeitstück, das mit seinem spitzen Humor den wohl zur Zeit wundesten Punkt der westlichen Demokratie trifft.

Löhles Theatertext setzt dabei zwei besondere dramaturgische Kniffe ein: Der »schwarze« Flüchtling tritt nie auf der Bühne in Erscheinung, wir bekommen ihn nur gefiltert durch die Meinungen der anderen Figuren vermittelt. Und es gibt – neben Barbaras Schwester Anna – noch eine weitere Hauptfigur im Stück: den »Heimatchor«, der immer wieder mit einem kräftig artikulierten WIR-Gefühl die Handlung unterbricht und kommentiert (»Hier sind WIR / WIR sind viele / Kein Platz mehr sonst«). In seinen Texten artikuliert sich eine Mischung aus nachvollziehbaren Ängsten und erschreckender Stammtischrhetorik, die die Abgründe hinter der Fassade so manches wohlsituierten Bürgers aufzeigt. Für diesen Chor, der einmal auch leibhaftig ins Singen kommt, hat sich Regisseur Axel Vornam eine spannende Lösung ausgedacht: Ein gutes Drittel besteht aus Schauspielern des Ensembles und Gästen, die Mehrheit aus Bürgerinnen und Bürgern der Stadt und Region Heilbronn. Passend am 3. Oktober – und als Abschluss der Themenwoche »Krieg« – bringen wir »Wir sind keine Barbaren!« im Großen Haus des Theaters Heilbronn zur Premiere.

Von Andreas Frane

Wo Männer noch Männer sind …

maennerhort»Shoppingscheiße«, stoßseufzt Eroll (gesprochen: Ehroll, gespielt von Gabriel Kemmether), Programmierer bei der HUK-Coburg und Ehemann von Connie. Wie jeden Samstag hat er den Einkaufs-Parcours im Happy Center nur mit Mühe überstanden. Und wie jeden Samstag ist ihm nach fünf Stunden die Flucht gelungen – in den »Männerhort« im Heizungskeller, den der ebenso shopping-gestresste Pilot Helmut (gespielt von Raik Singer), Ehemann von Alexis, als Fluchtpunkt, Insel und Oase eingerichtet hat. Als Ort, wo Männer das tun können / dürfen, was Männer so tun, wenn sie sich unbeobachtet fühlen: Fußball gucken, Bier trinken, über Frauen lästern. Dritter im Bunde ist die »Führungskraft« Lars (gespielt von Nils Brück), Ehemann von Anne, der einen penetranten Hang zum Besser-Schneller-Höher hat. Alles könnte so schön sein, wenn, ja wenn nicht eines Samstags der Brandschutzbeauftragte Mario Breger (gespielt von Tobias D. Weber) das Geheimversteck entdeckt hätte. Nicht nur, dass er die anderen drei Herren damit in der Hand hat und jederzeit aufliegen lassen kann, nein, er muss auch das prekäre Einkaufs-Freizeit-Verhältnis und die Männerfreundschaft des Trios ins Kippen bringen …

Als der ausgebildete Kirchenmusiker und inzwischen für seinen Roman »Das war ich nicht« mehrfach preisgekrönte Kristof Magnusson 2003 sein Stück »Männerhort« schrieb, konnte er nicht ahnen, dass er (nicht nur) dem uraufführenden Schauspiel Bonn einen Kulthit bescheren würde. Selbst gestrenge Kritiker von großen deutschen Tageszeitungen bejubelten die Komödie gleich als »ein Geschenk des Himmels – auch für Schauspieler«, der Erfolg hat nun schon mehr als zehn Jahre gehalten und im letzten Jahr sogar zu einer starbesetzten Kinoversion geführt. Das Männerbild, das »Männerhort« dabei genüsslich ausbreitet und geradezu verständnisvoll demontiert, ist offensichtlich dasselbe geblieben: Hinter den vermeintlichen Machos verbergen sich meist Memmen, das männliche Revier will markiert sein, das Kind im Manne schlägt gerne durch und zu, und selbstverständlich will kein Mann der Loser sein. Sowohl die Typen als auch der Humor des Stückes scheinen auch noch international zu sein. Erfolgreiche fremdsprachige Übersetzungen ins Englische und Französische, ins Polnische, Bulgarische und Türkische, in Marathi und sogar in Platt belegen, dass männliches Verhalten und männliche Befindlichkeiten überall gleich sind. Ein erschreckender Gedanke?

Keine Sorge: Die vier Herren in Lothar Maningers Inszenierung, die den Premierenreigen im Komödienhaus eröffnet, sind – trotz ihrer ganzen Fehler und Schwächen – eigentlich ganz sympathische Kerle und im Grunde alle arme Würstchen. Und vielleicht werden sie am Ende ja ziemlich beste Freunde.

Von Andreas Frane

Das Vorschaubuch geht wieder auf die Reise

_DSC0002Die beliebte Aktion „Vorschaubuch auf Reisen“ wird es auf in diesem Jahr geben. Nehmen Sie unser Vorschaubuch mit in den Urlaub, zeigen Sie ihm die Welt und schicken Sie uns ein Foto. Unter allen Einsendungen verlosen wir wieder attraktive Preise. Eine Auswahl der Fotos werden wir wieder im Blog und auf unseren Social Media Kanälen präsentieren.

Das Vorschaubuch gibt es kostenlos, es liegt an allen drei Spielstätten des Theaters aus. Ihr Foto senden Sie bis zum 17. September 2015 an marketing@theater-hn.de.

Eindrücke aus den vergangenen Jahren gibt es hier

Wir wünschen dem Vorschaubuch und unseren Theaterfans einen schönen Sommerurlaub.


 

Teilnahmebedingungen und rechtliche Hinweise:
Die Preise werden unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verlost, die bis zum 15. September 2015 ein Bild mit dem Vorschaubuch 2014/15 an marketing@theater-hn.de einsenden. Die Preise werden bis zum 17. September 2015 unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verlost. Die  Gewinner(innen) erklären sich damit einverstanden, dass ihr Foto und Teilnehmername veröffentlicht wird. Die Gewinner(innen) werden per E-Mail benachrichtigt. Die Preise dürfen nicht getauscht oder verkauft
werden, insbesondere findet keine Barauszahlung statt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

BITTE STÖREN! Tag der offenen Tür am Theater Heilbronn

 

Die Mitarbeiter des Theaters Heilbronn Foto: Jule Fuchs
Foto und Text: Jule Fuchs

Am letzten Wochenende, und zwar genau der 11. Juli 2015 um 13:00 Uhr, öffnete das Theater Heilbronn seine Pforten für den diesjährigen Tag der offenen Tür. Alle Mitarbeiter des Theaters versammelten sich auf dem Balkon des Großen Hauses und begrüßten unsere Gäste, die schon neugierig vor dem Eingang standen, mit tosendem Lärm. Der Startschuss war ein riesiger Knall worauf danach die Bänder durchgeschnitten wurden, um Eintritt ins Theater zu gewähren. Über einen roten Teppich gelangten unsere Gäste in das Innere. Jeder Einzelne wurde mit jeder Menge Applaus empfangen. Und dann? Ja und dann wurde das Theater richtig voll und es wurde kräftig GESTÖRT.

„Bitte stören“ lautete das Motto an diesem Tag und das ließen sich unsere Mitarbeiter und Besucher natürlich nicht zweimal sagen. Von der einen Ecke hörte man das Rattern des Glücksrades, von oben hallten schöne Klänge von den Sekretärinnen nach unten und tief unten, in den Tiefen der Katakomben, hörte man noch Schreie von den Gruselrundgängen. Doch das war längst nicht alles, was das Theater an diesem Tag bot. Auch die Kleinsten kamen nicht zu kurz. Von Theater-Rallye und Kugellauf-Workshop bis hin zum Workshop der Kampfchoreografie und die Entwicklung eines animalischen Kleintierorchesters. Ein Kinderprogramm wie es im Buche steht. Die Kinder beschenkten uns danach mit einem großen Lächeln im Gesicht. Als wir sie fragten, was sie denn heute störe, antworteten die meisten:“ Stören? Heute? NÖÖÖÖÖ!“

Doch neben den Kids hatten auch alle 12+ großen Spaß an den verschiedenen Möglichkeiten und Aktionen die wir boten. Bei einem Synchron- oder Schauspiel-Workshop, konnten die Besucher in den Beruf des Schauspielers schnuppern und ihre Grenzen überschreiten. Die Highlights des Tages waren die Vorstellungen der Bühnenshow und ein Stück von zwei Schauspielerinnen unseres Schauspielensembles Katharina Leonore Goebel und Anastasija Bräuniger „YOLO oder ich will keinen oktopus über die bühne robben sehen“. Alle gespielten Vorstellungen wurden laut umjubelt. Der letzte Programmpunkt war die berühmte Theaterauktion. Dort konnte man Requisiten aus den Stücken der letzten Spielzeiten erwerben. Intendant Axel Vornam und sein störmischer Assistent (Schauspieler Gabriel Kemmether) versteigerten mit viel Charme und Geschick die Schmuckstücke an das Publikum. Zum Ersten… Zum Zweiten… Und Zum Dritten!
Alle Einnahmen der Versteigerung fließen in das Bündnis: „Heilbronn sagt nein!“. Mit dem Geld werden Plätze für Kinderfreizeiten finanziert, die dem Stadt- und Landkreis Heilbronn anteilig zur Vermittlung an Asylbewerberkinder angeboten werden.
Es war mal wieder ein überaus als gelungener Tag.
Und denkt daran, für die nächste Spielzeit heißt es: BITTE STÖREN!

Imagetrailer für das Theater Heilbronn

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Schon seit einigen Jahren kooperieren das Theater Heilbronn und die Foto- und Medienklasse der Schule für Gestaltung beim Kolping Bildungswerk Heilbronn. Mindestens eine Inszenierung pro Spielzeit wird von den angehenden Foto- und Medientechnikern fotografiert. In diesem Jahr hat das Theater einen Projektauftrag vergeben: einen Werbetrailer für das Theater Heilbronn zu erstellen, der die Künste auf der Bühne und hinter den Kulissen gleichermaßen vorstellt. Joy Lauter und Laurine Widmer stellten sich der Herausforderung und produzierten den Trailer als Abschlussprojekt ihrer Ausbildung. Bei den Filmaufnahmen und den Fotos hat ihnen mit Patricia Koeberl noch eine dritte Klassenkameradin geholfen. Es ist fast nicht zu zählen, wie oft die Mädchen im Theater waren, um hier zu filmen und zu fotografieren. Ob in den Proben der unterschiedlichsten Stücke, bei Rundgängen durch die verschiedenen Abteilungen oder bei Besichtigungen des Bühnenturms und der Untermaschinerie. Sogar aufs Dach sind sie geklettert und haben die Arbeit des Theaters mit viel Liebe zum Detail festgehalten. Dann galt es, eine Dramaturgie zu entwickeln und in unzähligen Stunden im Schnittraum ihrer Schule aus den vielen Stunden Material einen knackigen Trailer zu erstellen. Jetzt ist er fertig und wird am Tag der offenen Tür, dem 11. Juli, zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Künftig ist er auch auf unserer Homepage zu sehen und macht hoffentlich schön neugierig auf Drama, Liebe, Wahnsinn auf der Bühne und die vielen Könner hinter den Kulissen.

Schon vor der Sommerpause wird am Bühnenbild fürs Weihnachtsmärchen gearbeitet

Trotz der hochsommerlichen Temperaturen denken einige Kollegen des Theaters Heilbronn schon intensiv an Weihnachten. Denn gerade wird am Bühnenbild für das diesjährige Weihnachtsmärchen „Der Lebkuchenmann“ gearbeitet. Dieses spielt in einem Küchenregal, in dem um Mitternacht die Bewohner wie Herr Salz und Frau Pfeffer, der Teebeutel und der Kuckuck aus der Kuckucksuhr lebendig werden. Der neue Küchenbewohner, ein frischgebackener Lebkuchenmann, hat in dieser Nacht eine gefährliche Mission zu erledigen. In diesem Küchenregal stehen natürlich auch bunte Tassen, Teller, Eierbecher, Zahnstocher und sogar ein altes Küchenradio – die derzeit im Malersaal gebaut und bunt bemalt werden. Weil sie größenmäßig das richtige Verhältnis zu den Schauspielern brauchen – nämlich genauso groß sein müssen, werden sie überdimensional und wunderschön, wie wir finden. Das Märchen wird übrigens vom Erfolgs-Team des letzten Jahres auf die Bühne des großen Hauses gebracht: die Regie hat Michael Blumenthal und für die Ausstattung ist Toto verantwortlich. Malersaalazubine Ekaterina Kolesova ist für das Küchengeschirr verantwortlich.  

YOLO oder ich will keinen oktopus über die bühne robben sehen

Anastasija Bräuniger und Katharina Leonore Goebel entwickeln ein kurzes Schauspiel über die Lage ihrer Generation

Katharina_GoebelStammt der Text von Heiner Müller oder Elfriede Jelinek? Beim ersten Hinhören könnte man dies fast vermuten. Aber nein! Dieser Text stammt von den zwei jüngsten Schauspielerinnen des Heilbronner Ensembles, Anastasija Bräuniger und Katharina Leonore Goebel, den sie zusammen mit dem Berliner Philosopiestudenten David Heering  geschrieben haben: „YOLO oder ich will keinen oktopus über die bühne robben sehen“, lautet der Titel ihrer 20- minütigen, sehr intensiven und kritischen Auseinandersetzung mit der Lage ihrer Generation. Am Tag der offenen Tür des Theaters Heilbronn, dem 11. Juli, werden sie ihr kleines Schauspiel in drei Vorstellungen dem Publikum präsentieren – um 14.15 Uhr, um 15 Uhr und um 16.15 Uhr in der Montagehalle.
Ihr Denken, ihr Schreiben ist geschult an diesen beiden Großen der deutschsprachigen Dramatik. Was sie umtreibt? „Alles ist möglich, alles ist denkbar, alles ist legitim und man tut am Ende nichts“, sagt Katharina Leonore Goebel. „Es gibt nichts mehr, wozu man eine Haltung beziehen muss, wogegen man rebellieren kann“, ergänzt Anastasija Bräuniger. Und das macht die beiden wütend. „Wir wollen etwas leisten und nicht so eine verschwendete Generation sein, die sich nur um sich selber dreht.“ Das reicht den beiden nicht. Denn „YOLO!“, dieser Begriff wurde 2012 zum Jugendwort des Jahres gewählt und steht für – you only live once.Anastasija_Bräuniger
Anastasija Bräuniger und Katharina Leonore Goebel haben in ihrem Stück zwei Prinzipien gegenüber gestellt. Auf der einen Seite steht Ikarus, dieser fliegende Junge aus der griechischen Mythologie, der sich mit seinen durch Wachs zusammengehaltenen Flügeln zu nahe an die Sonne wagte und abstürzte. Er hat sein Streben nach immer Höherem mit dem Leben bezahlt. Auf der anderen Seite steht ein Partygirl von heute, dessen meistgebrauchte Wörter geil und krass sind, dem die ganze Welt offen steht und das sich vor lauter Möglichkeiten für keine einzige entscheidet. Sie ist immer online, liest die News und findet vieles ganz „schlimm“. Und ihr Ich ist so satt und müde, dass in ihr eine unerklärliche Zerstörungswut reift, um aus diesem Stillstand ausbrechen zu können.
Wie dieser Kampf dieser beiden Prinzipien ausgeht und was es mit dem über die Bühne robbenden Oktopus auf sich hat, kann man sich am Tag der offenen Tür ansehen. „Wir können zwar nicht auf die Barrikaden gehen, aber wir können Kunst machen“, sagen Anastasija Bräuniger und Katharina Leonore Goebel und hoffen, dass sie viele Menschen damit erreichen.

Versteigerungsobjekte Tag der offenen Tür 2015

Er ist mittlerweile zum Tag der offenen Tür am Theater Heilbronn eine gute Tradition geworden, der Programmpunkt „Theaterauktion“. Requisite, Maske, Malersaal, Dekorationsabteilung und Schneiderei haben ihre Fundi geplündert und ein paar sehr schöne Schmuckstücke zur Versteigerung freigegeben. Viel Zeit und Arbeit, Liebe zum Detail und Herzblut liegt in diesen Exponaten. Damit Sie sich vorab überlegen können, was bei Ihnen gut in Haus, Kleiderschrank und Garten passen würde (und wie viel Sie bereit sind dafür zu zahlen), stellen wir Ihnen die angebotenen Dinge hier und heute schon einmal vor. Live und in Farbe gibt es dann alles am 11. Juli, um 17.00 Uhr im Großen Haus des Theaters zu ersteigern, wenn Intendant Axel Vornam und sein störmischer Assistent Gabriel Kemmether auf humorvolle und ganz unbürokratische Art und Weise den Hammer schwingen und „Zum Ersten, zum Zweiten und verkauft!“ rufen.

Wir freuen uns auf rege Beteiligung, natürlich auch finanzielle, denn die Einnahmen der „Theaterauktion“ gehen an das Bündnis „Heilbronn sagt nein“. Mit dem gespendeten Geld werden Plätze in den Kinderfreizeiten finanziert, die dem Stadt- und Landkreis Heilbronn anteilig zur Vermittlung an Asylbewerberkinder angeboten werden. So soll diesen Kindern schon frühzeitig das Angebot einer Integration zur Verfügung gestellt werden, das im Moment nicht anderweitig finanzierbar ist.

Bereits im Vorfeld der Auktion können per Mail Gebote für die Auktion eingereicht werden. Senden Sie diese unter Angabe Ihrer Kontaktdaten und dem gewünschten Objekt bis spätestens Freitag, 10.7.15 12 Uhr, an pressebuero@theater-hn.de

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