Theaterbesuch mit der ganzen Familie in der Weihnachtszeit

Peterchens Mondfahrt, Foto: Thomas Braun
Peterchens Mondfahrt, Foto: Thomas Braun

Die Geschwister Peter und Anne erleben ein unglaubliches Abenteuer bei ihrer Reise zum Mond.

Was gibt es Schöneres als einen gemütlichen Theaterbesuch mit der ganzen Familie in der Weihnachtszeit? Eine Himmelslandschaft mit großem Mond und vielen leuchtenden kleinen Sterne bringt Groß und Klein zum Staunen und Träumen. Eine tolle Geschenkidee des Theaters Heilbronn für Märchenfreunde…

Vorstellungen

Märchenoper »Hänsel und Gretel« aus dem Staatstheater Karlsruhe zu Gast

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Obwohl eigentlich nur die Lebkuchen, aus denen das Hexenhaus besteht, die Beziehung zu Weihnachten herstellen, ist die Märchenoper »Hänsel und Gretel« in den Theatern eines der beliebtesten Werke zur Weihnachtszeit. Was für ein Glück, dass das Theater Heilbronn die Karlsruher Interpretation des ehemaligen Intendanten Achim Thorwald für eine Gastspielreihe von acht Vorstellungen verpflichten konnte. Am 30. November ist die Heilbronner Premiere dieser erfolgreichsten Märchenoper aller Zeiten.
Eigentlich wurde Engelbert Humperdinck im Jahre 1890 von seiner Schwester lediglich gebeten, einige Kinderlieder für ihr kleines Märchenspiel »Hänsel und Gretel«, das sie im Familienkreis aufführen wollte, zu schreiben. Doch die Lieder stießen auf so große Begeisterung, dass er sich entschloss, aus dem kleinen Singspiel eine abendfüllende Oper zu machen, die 1893 in Weimar unter dem Dirigat von Richard Strauss ihre umjubelte Uraufführung erlebte. Entstanden war ein dramatisches und sinfonisches Meisterwerk über den ungewöhnlichen Reifungsprozess eines Geschwisterpaares, ein »Stück Kinderleben«, wie es der Komponist selbst der Ouvertüre voranstellte.
Das Libretto von Humperdincks Schwester Adelheid Wette orientiert sich am Märchen der Brüder Grimm. Hänsel und Gretel leben unter ärmlichen Verhältnissen mit ihrem Vater, dem Besenbinder, und der Mutter zusammen. Als sie eines Tages übermütig spielen, anstatt ihre Arbeit zu erledigen, werden sie von der Mutter zur Strafe in den Wald geschickt, um Beeren zu sammeln. Der Vater macht seiner Frau Vorwürfe, denn im Wald treibt eine gefährliche Hexe ihr Unwesen. Beim Beerensuchen merken die Kinder nicht, wie schnell es dunkel wird. Mit Einbruch der Nacht wird ihnen mulmig zumute. Der Sandmann schickt sie mit seinem tröstenden Abendsegen in den Schlaf.  Am nächsten Morgen stehen sie vor einem Haus aus Lebkuchen und Zuckerzeug. Als sie davon naschen wollen, erscheint plötzlich die Hexe und nimmt sie gefangen. Hänsel soll im Ofen gebraten werden und Gretel für sie arbeiten, doch durch eine List gelingt es den Kindern, stattdessen die Hexe in den Ofen zu stoßen und die vielen Kinder, die schon von ihr verzaubert wurden, zu befreien.
Der berühmte Kinderpsychologe Bruno Bettelheim schrieb: »Solange Kinder an Hexen glauben – wie sie es immer getan haben und immer tun werden, bis sie so alt geworden sind, dass sie sich nicht mehr gezwungen sehen, ihren gestaltlosen Ängsten eine menschenähnliche Gestalt zu geben, sollte man ihnen Geschichten erzählen, in denen gescheite Kinder es fertigbringen, sich von solchen Verfolger-Figuren ihrer Phantasie zu befreien. Wenn ihnen das gelingt, haben sie davon – genau wie Hänsel und Gretel – einen ungeheuren Gewinn.«

Silke Zschäkel

Schenken Sie zu Weihnachten Theater

_TIG7317Wir bieten Ihnen die verschiedensten Geschenkideen für jeden Geldbeutel.

Gutscheine in allen Preislagen (für einzelne Vorstellungen oder für Vorstellungen mit anschließendem Essen im Theaterrestaurant „Gaumenspiel“

Wahlabo: Das Wahlabo erfreut sich in Zeiten immer größer werdender zeitlicher Flexibilität großer Beliebtheit. Es berechtigt zum Besuch von 8 Vorstellungen: vier im Großen Haus, zwei im Komödienhaus und zwei in der BOXX. Dazu gehören noch vier Ermäßigungsgutscheine, mit denen man weitere vier Vorstellungen zu ermäßigten Konditionen besuchen kann. (Preise zwischen 56 und 148 Euro)

-Theatercard: Die Theatercard ist ein sehr beliebtes Geschenk. Sie kostet 60 Euro (für Schüler 35 Euro) und funktioniert ähnlich wie eine Bahncard. Inhaber der Theatercard können jede Vorstellung zum halben Preis besuchen – egal, wie oft sie ins Theater gehen. Menschen, die gern ins Theater gehen, freuen sich sicher über dieses Geschenk, das sie ein ganzes Jahr nutzen können. Wenn man bedenkt, dass Musical, Musiktheater und Ballett 32 Euro kostet; Schauspielvorstellungen im Großen Haus und im Komödienhaus 24 Euro (immer jeweils beste Platzgruppe); dann kann man sich ausrechnen, wie schnell sich so eine Theatercard auszahlt.

Und nur zu Weihnachten: Die Weihnachtspäckchen

Extra zur Weihnachtszeit haben wir für Sie kleine Geschenkpäckchen geschnürt mit jeweils vier Vorstellungen, die man ganz nach Geschmack zusammenstellen kann. Päckchen 1 enthält „Komödienhaus pur“, Päckchen 2 einen „Mix im Großen Haus“ und Päckchen 3 „Von allem etwas“. Mit Preisen zwischen 35 und 67 Euro passen diese Weihnachtsgeschenke auch in Ihr Budget.

Silke Zschäkel

Erste Bühnenprobe für Antigone

Foto 2-1Eine erste Bühnenprobe ist bei jeder Inszenierung ein magischer Moment: Wochenlang haben Regieteam und Schauspieler auf der Probebühne in Attrappen Text, Situationen und Figuren erarbeitet, die Vorstellung vom Endergebnis nur im Kopf.

Jetzt stehen sie plötzlich auf der Bühne – und zu aller Überraschung ist diesmal ein Großteil des Bühnenbilds schon da. Sieben Säulen bilden gewaltig einen rechten Winkel. Ein abgebrochenes Säulenteil liegt links auf dem Boden. Anastasija Bräuniger, seit Ende letzter Spielzeit neu im Ensemble, wird hier ihre erste Klassiker-Hauptrolle spielen, Antigone. Beeindruckt blickt sie an der äußersten rechten Säule hoch zum Portal. Sie streicht über die glatte Oberfläche.

Von einem korinthischen Tempel inspiriert, hat Bühnen- und Kostümbildnerin Heike Neugebauer mit Regisseurin Johanna Schall dieses Raumkonzept entwickelt. Wie eine Mahnung an die Vergänglichkeit der Macht steht das massiv wirkende Monument im Arbeitslicht. Und schon jetzt glänzen sie, die sieben Säulen, die das siebentorige Theben repräsentieren, denn sie sind nicht aus Stein, sondern aus Metall gefertigt.

Johanna Schall ruft ihre Spieler, acht an der Zahl, auf die Bühne. Im Halbkreis sitzen sie vor ihr. „Wenn wir jetzt durch den ersten Teil gehen, dann denkt an eines: Bitte nicht die hinteren Säulen bespielen, die sind noch nicht festgeschraubt.“ Nils Brück, der den Kreon spielt, zeigt auf das liegende Säulenteil: „Können wir uns draufsetzen?“ Johanna Schall fasst an das rechte Ende, aus dem noch metallene Streben ragen. „Ja“, meint sie, „aber passt hier bitte auf.“ Kaum gesagt, schon steht Bühnenmeister Pit Müller bereit – mit weißem Klebeband, das er um die Streben wickelt, damit niemand sich aus Versehen verletzen kann.

Die Regisseurin wechselt von der Bühne in den Zuschauerraum, die Schauspieler in ihre Haltungen als Eröffnungschor. Die Probe beginnt: „Hart greift in unser Land das fremde Heer, / Bedrängt mit Macht die Tore, Mauern, / Der Feind wie eine Flut rauscht auf uns zu, / Es stöhnt die Stadt, ihr Grund stöhnt von dem Ansturm!“ Ein magischer Moment.

Andreas Frane

Der Schriftsteller und sein allergrößter Fans

„Misery“ nach Stephen King im Komödienhaus

Foto: Thomas Braun
Foto: Thomas Braun

Unter den größten Schurken der Filmgeschichte nimmt Anni Wilkes Platz 17 ein. Viele kennen die verrückte Krankenschwester, die über Monate ihren Lieblingsautor in ihrer Gewalt hat und die der Fantasie von Grusel-König Stephen King entstammt. Jetzt kommt dieses tragikomische Kammerspiel über die Psychopathin und den Schriftsteller auf die Bühne des Komödienhauses. „Misery“ hat in der Bühnenfassung von Simon Moore und in der Inszenierung von Jens Schmidl am 15. November um 20 Uhr Premiere. Das Stück bietet erstklassiges Futter für die beiden Schauspieler Angelika Hart und Raik Singer und garantiert Spannung von der ersten bis zur letzten Minute.

Paul Sheldon, der kommerziell überaus erfolgreiche Autor der Misery-Liebes-Romane, ist eben auf der Rückfahrt von einer Preisverleihung, als sein Auto im Schneesturm verunglückt. Als er wieder erwacht, findet er sich in der einsamen Berghütte von Anni Wilkes  wieder. Sie, so erklärt Anni ihm, hat ihn aus dem Autowrack gezogen, ihm Schmerzmittel gegeben und intravenös ernährt. Sie ist ehemalige Krankenschwester, aber vor allem ist sie Pauls allergrößter Fan, und er könne sich glücklich schätzen bei ihr zu sein und nicht in einem Krankenhaus. Sie hat alle seine Misery-Romane verschlungen und wollte gerade im Dorf schauen, ob das neueste Buch schon als Taschenbuch zu kaufen sei, als sie auf der Heimfahrt Paul fand. Wenn das nicht ein Wunder ist!
Doch Annis Freude verfliegt ganz schnell, als sie das Manuskript des eben fertiggestellten Romans liest, mit dem Paul Sheldon sich endlich vom Schnulzen-Image der Misery-Romane befreien wollte. „Brooklyn brennt“ ist überhaupt nicht nach Annis Geschmack, und sie zwingt Paul durch Entzug der Schmerzmittel, die er wegen der schweren Beinverletzungen dringend braucht, das Manuskript zu verbrennen. Richtig wütend wird sie, als sie dann den jüngsten Roman seiner Erfolgsreihe, „Miserys Kind“, liest, in dem Paul seine Heldin sterben lässt. Das darf nicht sein! Von nun an macht sie ihm das Leben zur Hölle, und Paul muss trotz seiner unerträglichen Schmerzen einen neuen Roman schreiben und Misery wieder ins Leben zurückholen. Soll er ruhig schreien, so viel er will, sagt seine selbsternannte Pflegerin: „Kein Mensch wird hier anhalten, weil alle wissen, dass Anni Wilkes verrückt ist …“
Stephen Kings Roman „Sie“ (im amerikanischen Original „Misery“) erschien erstmals 1987 und wurde ein Bestseller. King erhielt den „Bram Stoker Award“ in der Kategorie „Best Novel“.  Die Verfilmung von Rob Reiner 1990 mit Kathy Bates und James Caan ist mindestens genauso spannend wie der Roman. 1993 brachte der Schriftsteller und Regisseur Simon Moore in London seine Bühnenbearbeitung des Romans heraus, die weltweit die Bühnen erobert hat.
King, der seine Werke bescheiden als „literarisches Äquivalent zu einem Big-Mac mit einer großen Portion Pommes“ bezeichnet, versteht es meisterhaft das Grauen aus der Normalität des Alltags erwachsen zu lassen. In „Misery“ verarbeitete er mehrere Dinge, die ihn selbst sehr umtrieben: Da war seine Angst vor merkwürdigen Fans, die auch ihn und seine Familie manchmal auf beängstigende Weise bedrängten. Außerdem befürchtete er, ähnlich wie sein Held Paul Sheldon, Gefangener seines eigenen Erfolges zu werden. Und drittens war er zum Zeitpunkt des Schreibens an seinem Roman schon einige Jahre alkohol- und drogenabhängig. Die verrückte Krankenschwester „war mein Delirium, meine Metapher für meine Sucht“, erklärte King 2012 in einem Interview mit dem Spiegel.

Silke Zschäkel

Ein Bein mit Hand und Fuß

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Dass man als Maskenbildnerin mal ein täuschend echtes Männerbein herstellen muss, kommt wahrlich nicht alle Tage vor. Chefmaskenbildnerin Caroline Steinhage stand dieser Tage vor dieser Aufgabe, denn im Thriller „Misery“ nach Stephen King (Premiere am 15. November im Komödienhaus) verliert der Schriftsteller Paul Sheldon sein Bein, weil die psychopathische Krankenschwester Anni Wilkes es ihm amputiert, damit er nicht weglaufen kann. Für diese legendäre Szene aus „Misery“, die natürlich auch im Theaterstück nicht fehlen darf, musste das rechte Bein von Schauspieler Raik Singer ab Knie abwärts täuschend echt nachgebaut werden – mit Adern auf den Füßen und (Männer)Haaren an den Beinen, wie es sich gehört. Die ganze Prozedur dauerte eine Woche und begann mit einem Silikonabdruck, der vom Bein abgenommen und durch eine Gipsform stabilisiert wurde. Akribisch hat Caroline Steinhage den Silikonkautschuk aufgetragen – Millimeter für Millimeter und um jede einzelne Zehe herum. Nachdem diese “Schablone“ ausgehärtet war, wurde sie abgenommen und dann mit einem hautähnlichen Silikon ausgegossen – wieder Millimeter für Millimeter und Zehe für Zehe. Dies entspricht der tatsächlichen Hautschicht eines menschlichen Beines. Die „Muskelmasse“ wird mit einem Polyurethanschaum imitiert, der in den Hohlkörper eingefüllt wird. Nach mehrtägigem Aushärten hat Caroline Steinhage das Bein dann aus seinem Gips- und Silikonmantel befreit und mit Spannung das Ergebnis erwartet. Toll! Dieses Bein hat Hand und Fuß. Jetzt bauen nur noch die „Doktoren“ aus der Schlosserei einen stabilisierenden Metallknochen ein, und dann bekommt es den richtigen Hautfarbton, Haare und ein paar Verletzungen in der Maskenwerkstatt. Fakt ist: Das Silikonbein sieht dem echten zum Verwechseln ähnlich. Schaut es euch an – ab dem 15. November im Komödienhaus in „Misery“.

Silke Zschäckel

Geschichte, Macht, Politik und Antigone

John von Düffel schreibt für das Theater Heilbronn eine neue Bearbeitung von »Antigone«

John von Düffel, Foto: Katja von Düffel
John von Düffel, Foto: Katja von Düffel

»Wie verhält man sich in Geschichte, ohne sich in sie zu verstricken und sich die Hände blutig zu machen?« fragt Johanna Schall. »Kann man politisch handeln, ohne schuldig zu werden?« Das sind Fragen, die in der letzten Spielzeit auch ihre Shakespeare-Inszenierungen in Bremen, in Heilbronn und in Schwäbisch Hall aufgeworfen haben. Und die sie nun an und mit »Antigone« stellt, die 2.500 Jahre alte Tragödie, die nichts von ihrer Kraft und Relevanz verloren hat. In ihren beiden lebendigen Klassikerinszenierungen in Heilbronn, »Cyrano de Bergerac« und »König Lear«, hat Schall die sehr unterschiedlichen Stoffe mit all ihren virulenten politischen Fragestellungen für heute erzählt, ohne sie krampfhaft ins Heute zu zerren.
So wird es auch bei »Antigone« sein. Und doch ein bisschen anders. Denn die Berliner Regisseurin hat sich in diesem Fall nicht für eine der bekannten Bearbeitungen entschieden, die von Friedrich Hölderlin über Jean Anouilh und Bertolt Brecht bis zu Walter Jens reichen. Sie hat stattdessen den Autor und Dramaturgen John von Düffel gebeten, eine eigene Fassung zu erarbeiten. Von Düffel gilt als ein genauer Beobachter und Beschreiber von Familienbeziehungen. Seine Bearbeitungen von »Buddenbrooks« und »Der dressierte Mann« waren bereits in Heilbronn zu sehen. 2012 schrieb er für das Deutsche Theater in Berlin eine hoch gelobte, sehr klare Dramatisierung der gesamten Sage um das fluchbeladene thebanische Geschlecht der Labdakiden, die mit der Geschichte des König Ödipus beginnt und mit dem Tod von Antigone endet. Für die Heilbronner Inseznierung hat er nun den »Antigone«-Teil abendfüllend ausgeweitet und um die Geschiochte von Eteokles und Polyneikes ergänzt. Drei Werke der drei großen griechischen Tragödienautoren hat von Düffel für seine Fassung herangezogen und kombiniert: Aischylos‘ »Sieben gegen Theben«, Sophokles‘ »Antigone« und Euripides‘ »Die Phönizierinnen«. Er erzählt vom tödlichen Zwist der Ödipus-Söhne Eteokles und Polyneikes, vom Versuch des alten und neuen Herrschers Kreon,  nach Krieg und Untergang der Brüder die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse in Theben durch klare Regeln zu ordnen, und von der Ödipus-Tochter Antigone, die sich genau in diesem prekären Moment seinem Verbot, den zum Staatsfeind deklarierten Polyneikes zu bestatten, widersetzt und damit seine Macht herausfordert. Hegel hat in seiner berühmten Interpretation in diesem Konflikt von Staats- und Familieninteresse das Aufeinanderprallen von zwei gleichberechtigten Positionen gesehen. Doch mehr noch steht im Mittelpunkt – auch in von Düffels Fassung – eine Krise von Macht und Politik, ein Politiker, der als Ratgeber den Staat gerettet hat und nun als Machthaber scheitert, weil er beratungsresistent das Recht in die eigenen Hände nimmt. »Und das«, meint Johanna Schall, »ist eminent aktuell und politisch«.

Von Andreas Frane

„Peterchens Mondfahrt“ ist das diesjährige Märchen zur Weihnachtszeit

Fotolia: Kirsty Pargeter
Fotolia: Kirsty Pargeter

In diesem Jahr lädt das Theater Heilbronn alle kleinen und großen Märchenfreunde zu einer abenteuerlichen Reise auf den Mond ein. „Peterchens Mondfahrt“, ein Kinderklassiker aus dem Jahre 1912, kommt in einer neuen, frischen Bearbeitung von Holger Teschke auf die Bühne des Großen Hauses. Premiere der Inszenierung von Michael Blumenthal ist am 9. November um 15 Uhr. Der Regisseur arbeitet zum ersten Mal am Theater Heilbronn. Sein Credo: „Mich interessiert nur ein Kinderstück, das ich auch als Erwachsener spannend finden würde.“ Für zauberhafte Kostüme und ein fantasiebeflügelndes Bühnenbild sorgt Toto. Der Komponist Thomas Bloch Bohnhoff schreibt extra für die Heilbronner Inszenierung eine eigene Musik.
Eines schönen Abends landet Maikäfer Sumsemann, gespielt von Oliver Firit, im Kinderzimmer von Peter (Ferdinand Seebacher) und Anneliese (Katharina Leonore Goebel). Der Käfer stammt aus einer alten Musikerfamilie und er hat sehr feine Manieren. An diesem Abend jedoch hat ein Tröpfchen zu viel von seinem Vergissmeinnichtschnaps getrunken und stimmt das traurige Lied von seinem verlorenen sechsten Beinchen an. Sein Urgroßvater Sumsemann hatte es vor vielen, vielen Jahren eingebüßt. Ein Dieb hatte es ihm ausgerissen, als er Holz aus dem Wald stehlen wollte. Zur Strafe verbannte die Nachtfee den Dieb mitsamt dem Käferbeinchen auf den Mond, wo er jetzt einsam als Mann im Mond leben muss. Was für ein Jammer für die Maikäferfamilie, denn von nun an kamen alle Nachfahren von Sumsemann mit nur fünf Beinchen statt mit sechsen auf die Welt. Der Nachtfee tat das sehr leid und sie sagte: Sie könne zwar die Strafe für den bösen Mann nicht aufheben. Aber wenn ein Sumsemann zwei nette Kinder finden würde, die niemals ein Tier gequält haben, dann dürften sie mit ihm auf den Mond, um das Beinchen wiederzuholen.
Auch wenn Peter und Anneliese nicht die artigsten Kinder sind und sich hin und wieder streiten, wie das bei Geschwistern so üblich ist, sind sie sehr tierlieb und abenteuerlustig und  Sumsemann bittet sie um Hilfe. Die drei erleben ein unglaubliches Abenteuer. Sie treffen den Sandmann (Johannes Bahr), den Meister aller Traumsände, der wie ein Himmelsgeneral regiert. Er gibt den Kindern seinen treuen Begleiter, den kleinen Bären, mit auf die Reise und weiter geht’s zur Nachtfee (Sylvia Bretschneider), wo sich ihnen zunächst der wichtigtuerische Milchstraßenmann (Tobias D. Weber) in den Weg stellt. Aber schließlich reiten die drei auf Planeten zum Mond und mit Hilfe von Donner, Blitz, Schnee und Eis können sie den Mondmann besiegen und das sechste Käferbein wiederholen.

Peterchens Mondfahrt
Märchen nach Gerdt von Bassewitz in einer Bearbeitung von Holger Teschke
Inszenierung: Michael Blumenthal
Ausstattung: Toto
Musik: Thomas Bloch Bohnhoff
Dramaturgie: Stefan Schletter

Mit: Johannes Bahr (Sandmann), Sylvia Bretschneider (Nachtfee), Oliver Firit (Sumsemann), Katharina Leonore Goebel (Anne), Ferdinand Seebacher (Peter), Tobias D. Weber (Milchstraßenmann / Mann im Mond)

Familienvorstellungen: 9. November 15 Uhr, 23. November 15 Uhr, 21. November 15 Uhr, 26. November 11 Uhr, 04. Januar 15 Uhr 

Stephen Kings Bestseller »Misery« im Komödienhaus

Fan Nummer eins

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Für viele Leseratten würde sicher ein Traum in Erfüllung gehen, wenn Jussi Adler-Olsen bei ihnen im Gästezimmer seinen neusten Kriminalroman schreiben würde. Und viele Jugendliche haben sich bestimmt auch gewünscht, dass Joanne K. Rowling in ihrem Kinderzimmer endlich ein weiteres Fantasy-Buch um den Zauberschüler Harry Potter schreibt, damit sie wissen, ob das Gute gegen das Böse siegt – und zwar so schnell wie möglich. Für Annie Wilkes, eine der zwei Hauptfiguren in Stephen Kings Bestseller »Misery« und bei uns gespielt von Ensemblemitglied Angelika Hart, wird dieser Wunsch Wirklichkeit. Annie ist Pauls Fan Nummer eins und als solcher ist es eine Ehre für sie, ihn in ihrem Haus nach seinem schweren Unfall gesund zu pflegen. Zum Dank dafür muss er ihr »nur« einen weiteren Misery-Roman schreiben. Was zunächst nach einer Win-win-Situation aussieht, entwickelt sich für Paul zum Alptraum. Mit ihrem Hang zu Gewalt und Aggression zwingt Annie Paul, ihr ganz persönlicher Hausautor zu werden. Die Telefone sind gekappt, dicke Schlösser verriegeln sämtliche Türen, überall hat sie Fallen aufgestellt, damit ihr etwaige Fluchtversuche nicht entgehen. Paul gehört ihr ganz allein. Hatte ihn früher die Frage »Woher nehmen Sie eigentlich all ihre Ideen« aufgeregt, bringen ihn jetzt Annis perfide Spielchen um seine schmerzstillenden Medikamente und ihr permanentes Schwanken zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt auf die Palme. Dachte er früher, mit leichten Kopfschmerzen nicht einen Satz schreiben zu können, wird er sich nun unter größten Schmerzen einen ganzen Roman aus den Fingern pressen müssen. Paul wird zu einer modernen Scheherazade, denn Annie verlangt jeden Tag ein neues »Misery«-Kapitel. Eigentlich wollte Paul sich von seinem Schnulzen-Image der »Misery«-Romane trennen, aber nun ist es gerade dieses Buch, dessen Schreiben ihn am Leben hält. Doch wird Annie auch wirklich ihr Versprechen halten und Paul gehen lassen, wenn er am Ende ist?
1990 kam der Roman »Misery« (dt. »Sie«) des »King of Horror« in der Regie von Rob Reiner (der u. a. auch »Harry und Sally« filmisch in Szene setzte) in die amerikanischen Kinos. Besonders die »Metzgerszene«, in der Annie (Oscar als Beste Hauptdarstellerin für Cathy Bates) Pauls Fußgelenke mit einem Vorschlaghammer zertrümmert, bleibt vielen Zuschauern in Erinnerung. Allerdings ist diese eine »weichgespülte« Version der Beschreibung aus dem Roman. Die Theaterfassung hält sich an das Original und zeigt, dass Anni als examinierte Krankenschwester nicht nur mit einer Infusionsnadel umzugehen weiß, sondern auch mit einer Axt und einem Propangasbrenner … Doch keine Angst! Aus dem Komödienhaus wird kein Horrorhaus. »Das Stück ist ein Thriller und arbeitet mit vielen Elementen, um Spannung und Nervenkitzel zu erzeugen. Ich denke aber, dass der >Horror< des Stücks nur durch das Lachen verarbeitet werden kann, weil man froh ist, das nicht selbst erleben zu müssen«, sagt Regisseur Jens Schmidl und fügt augenzwinkernd hinzu: »Außerdem versuche ich immer, ernste Stücke zu machen, aber irgendwie lacht doch wieder jemand. So wird es sicher auch bei >Misery< sein!«

Von Stefanie Symmank

„Lebkuchenkinder“ treffen sich zur ersten Probe

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„Wollen Sie, dass Ihr Kind ein Lebkuchenkind wird?“ Dieses Angebot kam nicht, wie man vermuten möchte, von einer örtlichen Bäckerei, sondern vom Theater Heilbronn. Für das Gastspiel des Badischen Staatstheaters Karlsruhe mit „Hänsel und Gretel“ (Premiere 30. November 2014) hat Chefdramaturg Andreas Frane eigens einen Kinderchor zusammengestellt. Mit Unterstützung einiger Kantoreien und Schulen haben sich über 30 Kinder gemeldet, die bei den acht Terminen der fantastischen, weihnachtlichen Inszenierung mitsingen werden. Die Gesangspädagogin Andrea Voit-Erlewein probt seit diesen Tagen mit den Kindern die Musik zur Schlussszene der Oper.

Nun fragen Sie sich sicher, warum ein Gastspiel des Badischen Staatstheaters ohne Kinderchor „geliefert“ wird. Die Antwort ist so simpel wie skurill. Die Aufführung von Hänsel und Gretel beginnt um 19:30 Uhr und dauert etwa 2 ¼ Stunden. Die Lebkuchenkinder kommen kurz vor Schluss der Oper, also gegen 21:30 Uhr. Das Jugendschutzgesetz schreibt jedoch vor, dass Kinder unter 16 Jahren ohne Begleitung der Eltern um 22 Uhr zu Hause sein müssen. Ein Kinderchor aus Karlsruhe wäre also schlicht und einfach nicht rechtzeitig zu Hause. So haben nun mehr als 30 Kinder aus dem nahen Heilbronner Umland die einmalige Gelegenheit auf der großen Bühne des Theaters Heilbronn mit den Profis des Badischen Staatstheaters aufzutreten.