Unsere Neuen: Raik Singer

Raik Singer
Raik Singer

So mancher Leser wird sich hier verwirrt die Augen reiben: Den kennen wir doch! Raik Singer spielt doch schon seit Jahren am Theater Heilbronn. In »Bezahlt wird nicht«, »Arsen und Spitzenhäubchen«, »Ladies Night«, »Hamlet«, »Maria Stuart«, »Eine Sommernacht« oder »Dantons Tod« und er geht jetzt schon in die dritte Spielzeit als supercooler Detektiv »Wanze« Muldoon.  Warum ist er denn plötzlich einer von »Unseren Neuen«? Weil er seit dieser Spielzeit fest zum Schauspielensemble gehört und nicht mehr als Gast engagiert wird. »Ich habe immerhin eine lange Probezeit von drei Jahren hinter mir, in der die Theaterleitung prüfen konnte, ob sie mich will und ich in mich hineinhorchen konnte, ob ich in diesem Haus richtig bin«, scherzt Raik Singer. Dabei weiß er, dass es für ihn nicht darum ging, sich drei Jahre lang beweisen zu müssen, sondern darum, dass ein fester Platz im Ensemble frei wird. Rolf-Rudolf Lütgens, der mit 65 Jahren vom Status des Festen zum Gast wechselte, tauschte quasi mit Raik Singer die Plätze. »Ich bin jetzt für das reifere Herrenfach zuständig«, kokettiert der immer noch sehr jungenhaft wirkende Schauspieler, der bald ein halbes Jahrhundert vollendet – was ihm allerdings niemand glauben will.

Eine Sommernacht 1
„Eine Sommernacht

Nach seinem Studium an der Hochschule für Schauspiel »Ernst Busch«, Zweigstelle Rostock,  führte seine Laufbahn über Parchim, Hildesheim, Braunschweig, Gießen und Neuss vor drei Jahren nach Heilbronn. Er kam zusammen mit seiner Frau Katrin, die hier als Theaterpädagogin anfing, her. Die beiden hatten beschlossen, dass nach den ersten Jahren, in denen sie sich intensiv um den kleinen Sohn Neil gekümmert hatte, jetzt ihre berufliche Entwicklung dran sei. Er wollte mehr Zeit für den Filius haben und sich wieder stärker dem Film und Synchronsprechen zuwenden. »Doch gleich am ersten Tag in Heilbronn – ich steckte mit beiden Armen tief in den Umzugskisten – kam ein Anruf vom Theater, ob ich einspringen könnte. Ein Schauspieler hatte sich das Knie verletzt.« Und so hatte er seine erste Hauptrolle – eigentlich wider Willen, die er aber alles andere als widerwillig spielte. Und dieser folgte ein Gastengagement ums nächste.
Die Zeit, die er bis jetzt für freie Projekte hatte, ist nicht mehr. Jetzt springt Raik Singer genau wie alle anderen Kollegen des Ensembles von einer Rolle in die nächste. »Wer am Theater Heilbronn arbeitet, der hat nicht viel freie Zeit und ist meist am Ende einer Spielzeit richtig ausgelaugt.« Denn hier stemmt ein Ensemble mit 21 Schauspielern den Betrieb mit über 500 Vorstellungen und noch einmal doppelt so vielen Proben allein. Die Familie muss sich neu organisieren, damit der Sohn, der mittlerweile die zweite Klasse besucht, nicht zu kurz kommt. Aber Raik Singer freut sich, jetzt beruflich richtig in Heilbronn angekommen zu sein, einer Stadt, in der er sich sehr wohl fühlt, in der er direkt unter den Weinbergen wohnt und zwischen den Reben seine Texte lernt und in der Abend für Abend vor gut besuchtem Haus gespielt wird.                            

Silke Zschäckel, Pressereferentin

 

Unsere Neuen: Jörg Schulze

Es gibt Lehrer, die prägen ihre Schüler fürs Leben. Bei Jörg Schulze war es der Lehrer für Darstellendes Spiel am Gymnasium in Berlin. Er inszenierte mit den Jugendlichen die »Dreigroschenoper« von Brecht. Jörg Schulze, der seine berufliche Zukunft eher als Ingenieur für Umwelttechnik sah, durfte damals den Mackie Messer spielen. Sogar in der Abiturphase, als die meisten Mitschüler nur noch über Büchern saßen, diskutierten die Theaterschüler nächtelang. »Wir haben alle für dieses Projekt gebrannt. Das hat mein Leben verändert.« Wie man die Schauspielerei zum Beruf macht, wusste er deshalb noch lange nicht. In seiner Familie, in der mehrere Mitglieder bei den Berliner Verkehrsbetrieben beschäftigt sind, konnte ihm keiner raten. Neben Bewerbungen für andere Studiengänge hat er dann einfach auch an Schauspielschulen vorgesprochen und erhielt eine Zulassung für Frankfurt/Main. Hier absolvierte er die ersten zwei Jahre und wechselte dann an die Hochschule für Musik und Theater in Rostock. Nach dem Studium wurde er vom Fleck weg an das Volkstheater Rostock engagiert. Nach zwei Spielzeiten zieht es ihn weiter: Er möchte sich als Schauspieler entwickeln – von Heilbronn ist bekannt, dass man hier viel spielen darf, dass man in sehr unterschiedlichen Rollen auf der Bühne steht. »Außerdem wollte ich in eine Stadt, in der die Menschen ihr Theater lieben«, gesteht er. Schon während seines Studiums, das er mit der Diplomarbeit zum Thema »Vom gesellschaftlichen Wert des Theaters« abschloss, trieb ihn um, was das Theater den Menschen bedeuten könnte.

Neben der Schauspielerei machte Jörg Schulze mit eigenen Projekten auf sich aufmerksam. Zum Beispiel mit Kurzfilmen, von denen einer den Deutschen Jugendvideopreis bekam, oder auch mit eigenen Stückentwicklungen. Außerdem hat er in Rostock einen Jugendtheaterclub geleitet, der ein Stück zum Thema Tod erarbeitet hat. Auch in Heilbronn wird Jörg Schulze einen Jugendclub übernehmen, worauf er sich schon freut.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Jörg Schulze
Foto: Fotostudio M42

Unsere Neuen: Luise Schubert

Luise Schubert ist quasi im Theater groß geworden. Ihre Mutter ist Inspizientin an der Oper Chemnitz und hat ihre Tochter schon als kleines Mädchen mitgenommen. Bereits als Kind stand Luise selbst als Statistin und im Kinderchor auf der Bühne. Sie genoss eine klassische Gesangsausbildung und bekam dank ihrer schönen Stimme große Partien in den sogenannten »Pocketoperas«, die das Theater Chemnitz speziell für Jugendliche im Programm hatte. Unter anderem sang Luise die Agathe im »Freischütz« und die Gräfin in »Figaros Hochzeit«. Eine Karriere als Opernsängerin schien vorgezeichnet, bis Luise im Jugendclub des Theaters das Schauspiel für sich entdeckte. Jährlich brachten sie und ihre Mitstreiter eine Premiere auf die Bühne. Das Theaterspielen wurde wichtiger als alles andere. Weil ihre Freunde an Schauspielschulen vorsprechen gingen, versuchte sie es auch mit 16 Jahren an der Hochschule in Leipzig. Dort bescheinigte man ihr großes Talent. Aber das Abitur in der Tasche zu haben, wäre nicht verkehrt. Also drückte Luise weiter die Schulbank, sprach nach der 11. Klasse noch einmal vor und bestand alle Prüfungen im ersten  Anlauf. Im Theater erlebte sie als Schülerin die Darsteller auf der Bühne, die jetzt in Heilbronn ihre Kollegen sind: »Tobias Weber, Nils Brück, Judith Raab, Sylvia Bretschneider waren zu der Zeit die Protagonisten auf der Bühne in Chemnitz, als ich anfing mich für Schauspiel zu interessieren. Natürlich konnten die sich nicht an mich erinnern, als ich hier auftauchte. Aber für mich ist das sehr vertraut.« Auch die Stadt Heilbronn mit dem Charme, den man erst auf den zweiten Blick erkennt, erinnert sie an ihre Heimatstadt Chemnitz – Heilbronn ist nur kleiner.

Nach zwei Jahren an der Schauspielschule Leipzig kehrte sie nach Chemnitz zurück, um im dortigen Schauspielstudio die ersten Bühnenerfahrungen zu sammeln. Auch ein Kurzfilm in eigener Regie ist dort entstanden. Seit dem 14. Lebensjahr singt sie in Bands, zuletzt in der Jazz-Formation »Pictophon«. Momentan treffen sich die Bandmitglieder durch unterschiedliche Berufe nur noch sporadisch. Dafür lernt Luise jetzt Kontrabass, ihr Lieblingsinstrument.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Unsere Neuen: Guido Schikore

Wenn es einen riesigen Umweg zum Beruf des Schauspielers gibt, dann ist ihn wohl Guido Schikore gegangen. 1985 in Wermelskichen geboren, hatte er nach dem Abitur gar keine Idee, was aus ihm werden könnte. Das Theater gab es in seinem Fokus überhaupt nicht. Er wollte Fernspäher bei der Bundeswehr werden – also ein Agent, der in feindlichem Terrain abgesetzt wird. Doch stattdessen wurde er den Fallschirmjägern zugeteilt. Nach einer knallharten Grundausbildung, einigen Gewaltmärschen und einer schweren Fußverletzung, beschloss er, sich als Kellner im Offiziersheim seines Bataillons zu bewerben. Als eines Tages für die Offiziere ein Kulturprogramm auf die Beine gestellt werden musste, erarbeitete Guido Schikore sich selbst ein Comedy-Programm. »Ich war kaum auf der Bühne, da hat der ganze Saal gelacht und sich nicht wieder eingekriegt.« Da hat er Blut geleckt. Bei einem  Rhetorikkurs sagte ihm die Lehrerin: »Jetzt bewerben Sie sich doch mal als Schauspieler.« Sie war ganz fassungslos, dass er nicht von selbst darauf gekommen war. In der Nähe der Kaserne lebte ein alter Mime, den Guido Schikore in der Bibliothek kennengelernt hatte. Der bereitete ihn auf die Vorsprechen vor. Den Zuschlag erhielt er von der Leipziger Hochschule für Musik und Theater »Felix Mendelssohn Bartholdy«. »Vom ersten Tag meiner Schauspielausbildung an fühlte ich mich genau richtig.«

Nach zwei Jahren Theorie ging es ans Studio Chemnitz. Von seiner Kommilitonin Luise Schubert, die von Heilbronn eine Zusage hatte, erfuhr er, dass es auch eine Vakanz für einen jungen Mann gibt. Auf der Fahrt nach Heilbronn zum Vorsprechen unterhielt er sich mit einer älteren Dame im Zug, die ihm gut zuredete und die Daumen drückte: »Da lieben die Leute ihre Schauspieler«, gab sie ihm mit auf den Weg. Und nun will er spielen, spielen und nochmals spielen und sich nach allen Regeln der Kunst ausprobieren.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Guido Schikore
Foto: Fotostudio M42

 

Andreas Frane ist neuer Chefdramaturg

Christian Marten-Molnár bleibt als Opernkurator dem Theater Heilbronn weiter verbunden

Vier Jahre lang bestimmte Christian Marten-Molnár als Chefdramaturg wesentlich das Profil des Theaters Heilbronn mit. Bereits die fünf Jahre zuvor war er in gleicher Funktion mit Intendant Axel Vornam am Rudolstädter Theater tätig. Im hohen Norden, in Schleswig-Holstein, hatten sich die beiden kennen und schätzen gelernt. Deshalb ließ sich Christian Marten-Molnár auch zwei Mal als Chefdramaturg gewinnen, obwohl seine eigentliche Profession doch im Bereich Musiktheaterregie liegt. Das hat er studiert, dafür schlägt sein Herz. In Heilbronn werden allen Musiktheaterfreunden die Raritäten in bester Erinnerung sein, die CMM, wie er von seinen Kollegen genannt wird, in Kooperation mit dem Württembergischen Kammerorchester auf die Bühne gebracht hat. Wenn er jetzt nicht konsequent den Weg in Richtung Musiktheaterregie einschlägt, so sagt er, wird er es nie wieder tun und sich das vielleicht nie verzeihen. Deshalb gibt er seine feste Anstellung als Chefdramaturg auf und arbeitet wieder frei als Musiktheaterregisseur – auch am Theater Heilbronn. Denn er wird weiterhin die gemeinsame Oper mit dem WKO inszenieren. In dieser Spielzeit wird es die Uraufführung der Oper »Minsk« von Ian Wilson und Lavinia Greenlaw sein. Außerdem stellt er seine große Musiktheaterkompetenz weiterhin dem Theater Heilbronn zur Verfügung, indem er als Opernkurator in Deutschland unterwegs ist, um die Musiktheatergastspiele zu suchen.

Andreas Frane und Christian Marten-Molnár
Fotos: Fotostudio M42

Neuer Chefdramaturg wird Andreas Frane. Der Übergang ist reibungslos, denn Andreas Frane arbeitet bereits seit einem Jahr in der Dramaturgie. Er hat das Haus, seine Mitarbeiter und die Zuschauer kennengelernt und Kontakte geknüpft: »Im letzten Jahr habe ich immer mehr Lust auf diese Stadt bekommen«, sagt er. Über die Stationen Passau, Tübingen, Oldenburg, Hildesheim und nach der Leitung der Bayerischen Theatertage in Regensburg kam er hierher. 14 Jahre ist er jetzt Dramaturg. An Heilbronn reizt ihn nicht nur die Nähe zu seiner Heimatstadt Nürnberg, sondern vor allem das Gefühl, in einem Team angekommen zu sein, in dem alle das Gleiche wollen und in dem mit viel Engagement gearbeitet wird. Will er neue Akzente setzen? »Mir ist Kontinuität und Weiterentwicklung dessen wichtig, was hier schon so gut läuft. Klingt vielleicht unspektakulär, aber warum sollte man ein Haus, das so gut aufgestellt ist, umkrempeln wollen«, sagt er.  Weiterarbeiten möchte er an der Vernetzung des Theaters in der Stadt und mit anderen Theatern. Am Theater Heilbronn mag er das Profil eines Schauspielhauses mit einem großen Ensemble, das auch Musicals produziert. Beidem, dem Schauspiel und dem Musical, gehört seine Leidenschaft. Er schätzt auch die intensiven Publikumskontakte, die man als Dramaturg hat. »Ich bin gern für das Publikum da, denn ich weiß, warum wir ein Stück im Spielplan haben und warum wir es so inszenieren. Da stelle ich mich gern Fragen oder Diskussionen.«

Silke Zschäckel, Pressereferentin

 

Ingrid Richter-Wendel wird mit der Staufermedaille geehrt

Ingrid Richter-Wendel wird mit der Staufermedaille geehrt

Verleihung am 5. Mai im Anschluss an die Premiere »Verbrennungen« von Kunstministerin Theresia Bauer

Die beliebte Schauspielerin Ingrid Richter- Wendel, seit 1969 Ensemblemitglied des Theaters Heilbronn, erfährt eine der höchsten Ehrungen des Landes Baden-Württemberg: Sie erhält die Staufermedaille, eine besondere, persönliche Auszeichnung des Ministerpräsidenten für Verdienste um das Land Baden-Württemberg.

Die Auszeichnung wird ihr am 5. Mai im feierlichen Rahmen im Anschluss an die Premiere des Schauspiels »Verbrennungen« im Großen Haus verliehen. Ingrid Richter-Wendel steht in diesem Stück selbst auf der Bühne. Sie erhält die Medaille aus den Händen von Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst, in Anwesenheit des Heilbronner Oberbürgermeisters Helmut Himmelsbach.

Die Staufermedaille wurde 1977 anlässlich der Ausstellung zur Geschichte und Kultur der Stauferzeit und dem Staufer-Jahr 1977 in Baden-Württemberg erstmals geprägt und herausgegeben. Die Vorderseite trägt die Inschrift Die Staufer 1079 – 1268 und bezieht sich auf das schwäbische Adelsgeschlecht der Staufer. Die Medaille soll an die fortschrittliche Stauferzeit erinnern: Landesausbau, Rodung, Städtebau, Fernhandel. Deshalb zeigt die Vorderseite auch nicht den Kaiser Friedrich II., sondern Friedrich I. Barbarossa, den moderneren Herrscher. Die Rückseite zeigt das Wappen mit den drei Löwen, das seit König Heinrich VII., der älteste Sohn und Mitkönig Friedrich II., von den Staufern geführt wurde und seit 1952 das Wappen des Landes Baden-Württemberg ist.

Ingrid Richter-Wendel

Unsere Neuen: Stefanie Symmank

Und wenn man noch so ein großer Goethe-Freund ist − eines seiner Stücke über fünf oder sechs Stunden im Theater zu verfolgen, das hält wohl selbst der hartgesottenste Fan nicht aus. »Deshalb gibt es uns, die Dramaturgen«, sagt Stefanie Symmank. Damit so ein Goethe-Stück nur zweieinhalb oder drei Stunden dauert, nehmen sich die Dramaturgen den Text vor und kürzen ganz vorsichtig Passagen heraus. Entscheidend ist natürlich, dass man ihn trotzdem versteht und dass nichts Wesentliches fehlt. So anschaulich beginnt Stefanie Symmank ihre Arbeit zu erklären, denn sehr oft wird ihr die Frage gestellt: Was macht man eigentlich als Dramaturgin? Seit dieser Spielzeit gehört sie zum Leitungsteam des Theaters Heilbronn. Das Einstreichen der Texte ist dabei nur ein kleiner Aspekt der Arbeit. Die Dramaturgen erstellen die Programmhefte, sie sind das neutrale Auge im Inszenierungsprozess, vermitteln zwischen Autoren und der Regie, zwischen Regie und Schauspielern, zwischen Inszenierung und Publikum. »Wir sind die Textdeuter, die Vermittler, die Brückenbauer, – obwohl wir den Goethe natürlich auch nicht selbst gekannt haben.« Dramaturgen lesen unendlich viele Stücke und suchen aus der Vielfalt der alten und neuen dramatischen Texte diejenigen  heraus, die für die Zeit, die Stadt und ihr Theater interessant sein können. Sie arbeiten im Hintergrund, verbeugen sich nie auf der Bühne, obwohl sie auch  einen großen Anteil am Gelingen einer Inszenierung haben. In Heilbronn jedoch gehören sie zu den bekannten Gesichtern des Theaters. Sie sind die Protagonisten, wenn es heißt, engagiert auf das Publikum zuzugehen. Sie leiten die Theaterfrühstücke und halten vor den Vorstellungen die Einführungen zu den Stücken. Das bedeutet zwar gegenüber anderen Theatern ein Mehr an Arbeit, kann Stefanie Symmank aber nicht schrecken. »Der Austausch mit dem Publikum ist mit das Schönste an meiner Arbeit. Und die Aufforderung, mit mir und meinen Kollegen ins Gespräch zu kommen, ist immer ernst gemeint«, sagt die gebürtige Neubrandenburgerin. Eine Puppentheaterinszenierung von Ovids »Metamorphosen«, die sie im Vorschulalter in ihrer Heimatstadt sah, war das Erweckungserlebnis. Nicht Schauspielerin zu werden, sondern als Dramaturgin zu arbeiten, diese Entscheidung traf Stefanie Symmank während ihres Praktikums am Kinder- und Jugendtheater in Berlin. Die Kommunikation auf Augenhöhe mit dem künstlerischen Leiter einer Produktion, ja sogar die Mitwirkung an der inhaltlichen Ausrichtung eines ganzen Theaters sollten von da an zu ihren Arbeitsfeldern gehören. Ihr Studium in Hildesheim war »glücklicherweise« sehr praxisorientiert. Danach führte ihr Weg über die Theater Konstanz und Erlangen nach Heilbronn. Ihren Einstand als Dramaturgin hatte sie mit der »Zoogeschichte« und den »Präsidentinnen«. Derzeit beschäftigt sie sich intensiv mit dem »Gestiefelten Kater« und bereitet schon das Stück »Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)« fürs Komödienhaus vor. Und nebenbei ist sie mit ihren Kollegen auf der Suche nach Stoffen für die neue Spielzeit.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

 

Stefanie Symmank
Foto: Fotostudio M42

 

Unsere Neuen: Andreas Frane

»Ich wollte gar kein Dramaturg werden. Nicht mal ans Theater wollte ich«, sagt Andreas Frane. Vielmehr sah er sich im Feuilleton einer Zeitung. Mit journalistischer Arbeit hat er sich sein Studium der englischen Literatur und der Theaterwissenschaft in Erlangen finanziert. Er schrieb Theaterkritiken, Buchrezensionen und besprach Filme. Das Volontariat bei der Zeitung war ihm schon sicher. Um die Zeit zwischen Studium und Redakteursausbildung zu überbrücken, ging er als Hospitant ans Theater Hof – nur um sich mit noch mehr Wissen zu rüsten für seine künftige Arbeit. »Und das war’s. Da habe ich Blut geleckt und kam vom Theater nicht mehr los.« Selbst am künstlerischen Prozess beteiligt zu sein und nicht nur über das Ergebnis zu schreiben, erschien ihm viel reizvoller. »Das Theater ist eine eigene Welt, die kann einen auch auffressen. Aber sie garantiert in jedem Fall, dass das Leben nicht langweilig wird.« Von Hof ging es nach Nürnberg und von da aus zu seiner ersten festen Anstellung als Dramaturg ans Theater nach Passau. Das ist jetzt 13 Jahre her und in dieser Zeit hat sich Andreas Frane zu einem Theatermann entwickelt, der den Kunstbetrieb von vielen Seiten kennt. Er war in Tübingen, Oldenburg und Hildesheim engagiert, hat Öffentlichkeits- und Pressearbeit gemacht und war sogar für ein halbes Jahr Schwangerschaftsvertretung einer Verwaltungsdirektorin. 2010 hat er die 28. Bayerischen Theatertage in Regensburg geleitet. Noch immer schreibt er regelmäßig für Zeitungen, aber nicht mehr übers Theater, sondern über Bücher und Filme.
Was reizt ihn an Heilbronn?
Nicht nur die Nähe zu seiner Heimatstadt Nürnberg, sondern vor allem das Gefühl, in einem Team angekommen zu sein, in dem alle das Gleiche wollen. »Die Größe eines Hauses ist mir egal, aber man verbringt so viel Zeit miteinander, da muss Offenheit herrschen und man muss an einem Strang ziehen.« Beworben hat er sich in Heilbronn, weil es ein Schauspielhaus mit einem großen Ensemble ist und auch aus eigener Kraft Musicals produziert. Beidem, dem Schauspiel und dem Musical, gehört seine Leidenschaft. Er verbringt viel Zeit damit, nach Raritäten zu suchen, die zu Erfolgen werden könnten. In seiner letzten Wirkungsstätte, dem Theater Hildesheim, ist mit der Entdeckung des Musicals »Die Frau des Bäckers« vom »Wicked«-Komponisten Stephen Schwartz so ein großer Wurf gelungen. Im Schauspiel begeistern ihn vor allem englische und amerikanische Autoren. In Heilbronn mag er auch die intensive Publikumsarbeit, die man als Dramaturg leisten muss. »Ich bin gern fürs Publikum da, denn ich weiß, warum wir ein Stück im Spielplan haben und warum wir es so inszeniert haben. Ich liebe Diskussionen mit Zuschauern.« Gerade betreut er die Komödie »Frohe Feste« des von ihm sehr geschätzten Alan Ayckbourn, die am 11. November Premiere haben wird. Und dann liegen auf seinem Schreibtisch schon stapelweise neue Stücke und Musical-CDs, die für die neue Spielzeit gelesen und gehört werden müssen.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Andreas Frane
Foto: Fotostudio M42

 

Interview mit Peter Volksdorf

Interview mit Peter Volksdorf

1.    Jeder ist wohl in seiner Kindheit mit Märchen in Berührung gekommen, zum Beispiel im Kindergarten oder bei den Großeltern- wann bist du dem „Gestiefelten Kater“ das erste Mal begegnet und was für einen Eindruck hat er damals bei dir hinterlassen?

Ich habe ihn mal in einem amerikanischen Musical im Fernsehen gesehen. Der Kater war total schlau und mutig, aber da ich als Kind schon immer die Bösewichte viel cooler fand, konnte der Kater gegen den Zauberer natürlich nicht auftrumpfen und war eher Beiwerk.

2.    Welche Gedanken gingen dir durch den Kopf, als du erfahren hast, dass du im Weihnachtsmärchen „Der Gestiefelte Kater“ tatsächlich den Kater spielst?

Aufgekratzte Kinder und viel Fell.

3.    Wie hast du dich auf diese Rolle vorbereitet? Musstest du tagelang üben, wie eine Katze zu miauen und auf die Jagd zu gehen oder fällt dir das eher leicht?

Es ging mir darum, herauszufinden, wie ich mich als Katze sehen würde, welche verhaltenstypischen Muster sie besitzen und wie man sie als Schauspieler am besten charakterisieren kann. Also habe ich als erstes Katzen beobachtet, das Musical Cats gesehen und mich mit Leuten unterhalten, die Katzen haben. Es ist ein laufender Prozess, wir (der Regisseur und ich) arbeiten jetzt immer noch daran, Sachen zu verfeinern, auszuloten, wegzulassen.

4.    Was reizt dich besonders an der Rolle des Katers und was liegt dir so gar nicht?

Der „Gestiefelte Kater“ reizt mich unter anderem, weil es nicht das eigentliche Sprech- bzw. Stehtheater ist. Ich muss vor allem körperlich aus mir rauskommen und in die Rolle eines Tieres schlüpfen. Aber gleichzeitig die Menschlichkeit mit dem Körperlichen einer Katze verbinden. Das ist sehr spannend. Und verdammt anstrengend. Ich rase von einem Bühnenrand zum anderen, bin immer in Bewegung. Bei den ersten Proben kam kein Text aus mir raus, weil es nur ein einziges Geschnaufe war. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die Belastung und jetzt schaffe ich auch beides, Sprechen und Rennen. Da bin ich sehr stolz auf mich!

5.    Welche Szene des Märchens spielst du am liebsten und wieso?

Im Moment ist es die Szene, in der ich Hans ins Wasser werfe und er von dem König, der Prinzessin und Gustav gerettet werden muss. Sie ist rasant, humorvoll, spektakulär und romantisch. Das Bühnenbild ist wunderschön und lebendig. Hier ist das Stück wie ein kleines Feuerwerk.

6.     Du hast den „Gestiefelten Kater“ jetzt näher kennen gelernt. Ist er dir sympathisch? Würdest du mit ihm was unternehmen wollen oder eher auf Abstand gehen?

Den Kater wünsch ich mir für jeden als Freund.
Kater und Hans sind eigentlich eine Person. Heutzutage gibt es viele Menschen, die hauptsächlich den Hans leben. Das heißt sie leben in der Vergangenheit und geben der Angst zu häufig einen zu großen Raum. Ich bin der Meinung, es sollte mehr der Kater gelebt werde. Er hat ein Ziel vor Augen und geht Risiken ein. Er sieht Probleme als Chancen, nimmt also das Leben in die Hand.
Ich glaube, dass es erst dadurch bunt und lebenswert wird.

Peter Volksdorf
Foto: Fotostudio M42

Unsere Neuen – Teil 2

Philipp Lind

Für Philipp Lind gab es beruflich keinen Plan B. Schauspieler wollte er werden und sonst nichts. Obwohl es in seiner Familie niemanden mit einer besonderen Affinität zum Theater gibt. Unterstützt hat sie ihn in seinem Wunsch trotzdem. Wahrscheinlich ist es sein ausgesprochenes Faible für die Lust am Widerspruch, am Konflikt – dem also, was ein Drama ausmacht – die Philipp Lind zwangsläufig auf die Bretter, die die Welt bedeuten, geführt hat. Von Beginn an spielte er in der Schule Theater, im Alter von 13-18 begleitete ihn die Arbeit im Theaterjugendclub des Landestheaters Marburg, seiner Geburtsstadt, beim Erwachsenwerden. Nicht der schlechteste Weg, sich mit den Fragen, die einen auf diesem Weg umtreiben, auseinanderzusetzen. Noch vor dem Abitur bewarb er sich an verschiedenen Schauspielschulen und wurde an der Bayrischen Theaterakademie August-Everding in München angenommen. Hier nutzte er natürlich die Gunst des Ortes und ging ins Theater, so oft es die Zeit erlaubte – besonders häufig in die Münchner Kammerspiele. Sein Verständnis von Theater wurde hier weiter geprägt. Philipp Lind sieht Theater als Mittel, sich mit der Welt auseinanderzusetzen, Dinge zu hinterfragen, zu erkennen und zu verwerfen. Theater ist für ihn die Möglichkeit, Lebensentwürfe auszuprobieren, Fehler machen zu dürfen und wieder von vorn anzufangen. Theater, das nur unterhält oder die Zuschauer berieselt, interessiert ihn nicht. Abende, die artig beklatscht und als nett und schön eingestuft werden, sind für ihn nicht von Reiz. Da ist es ihm lieber, wenn die Hälfte der Zuschauer irritiert den Saal verlässt – aber noch lange über das Theater diskutiert. Mit dem Motto seiner ersten Spielzeit am Theater Heilbronn »Courage« kann er sich sehr identifizieren. Das hat es ihm auch erleichtert, von einer Stadt wie München nach Heilbronn zu wechseln. Natürlich hat er sich vorher über das Theater erkundigt und erfahren, dass Heilbronn eine gute Ensemble-Arbeit leistet. Das heißt, dass alle Schauspieler auf vielfältigste Weise besetzt werden, dass mit ihnen gearbeitet wird und sie sich weiter entwickeln können. Für einen Anfänger ideale Bedingungen. Seinen Einstand in Heilbronn gab Philipp Lind im Eröffnungsstück der neuen Spielzeit, dem »Ballhaus«, einem Stück, das beides hat: Unterhaltungswert und dramatische Tiefe.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Foto: Wolfgang Seidl, SeidlDesign