Hurra, das Theater bekommt neue Probebühnen

Erste Fahrstunden auf der Probebühne
Probefahrt der Baumaschinen für die Probebühnen

Große Freude am Theater Heilbronn – der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich beschlossen, neue Probebühnen für 5.2 Millionen Euro für das Theater zu bauen. Wenn alles gut läuft, können die Proben ab Beginn der Spielzeit 2016/17 auf den neuen Probebühnen stattfinden.

Viele fragen sich jetzt sicher, was es mit den Probebühnen auf sich hat: Jedes Theater in Deutschland mit einem festen Ensemble hat Probebühnen, um parallel zum laufenden Vorstellungsbetrieb (in Heilbronn sind das über 500 Vorstellungen im Jahr) die neuen Inszenierungen erarbeiten zu können. Parallel werden zwischen 3-5 Inszenierungen geprobt. An den Vormittagen wird generell auf den Probebühnen geprobt. Dort sind Kulissen und Requisiten für die neuen Inszenierungen eingerichtet, während auf den drei Bühnen des Theaters die Stücke aufgebaut werden, die am jeweiligen Abend Vorstellung haben. Wer abends nicht auf der Bühne steht, hat Probe –  natürlich auf einer der Probebühnen. Die Theater müssen über mindestens so viele Probebühnen verfügen, wie sie Bühnen haben – bei uns sind es also drei.

Da das Theater in Heilbronn bei seiner Planung als „Bespieltheater“ ohne eigenes Ensemble konzipiert war, wurden vor 30 Jahren auch keine Probebühnen eingeplant. Deshalb laufen die Proben schon immer in Provisorien unter zunehmend unhaltbaren Bedingungen. Bis zu acht Stunden täglich verbringen die Schauspielerinnen und Schauspieler und alle an einer Inszenierung beteiligten Mitarbeiter in Räumen, die im Winter viel zu kalt und im Sommer viel zu heiß sind, in denen es keine Umkleidemöglichkeiten, keinen Schallschutz und nur unzureichende sanitäre Anlagen gibt und die auch den  technischen Anforderungen keinesfalls genügen. Seit 2011 kämpft das Theater gemeinsam mit der Stadtverwaltung um neue, bessere Probebedingungen. Und jetzt ist endlich die Lösung nah! Wir freuen uns. Und mit der Aussicht auf Verbesserung der Zustände sind der kalte Winter und auch der nächste heiße Sommer für alle Beteiligten etwas besser auszuhalten.

Weihnachten ist eine schöne Zeit

Foto: Jule Fuchs
Foto: Jule Fuchs

Bei unserer alljährlichen Weihnachtsmatinee kann man es sich nicht nur bei leckeren Plätzchen und Lebkuchen gut gehen lassen, nein, man kann nebenher noch lustigen Weihnachtsgeschichten lauschen, das ein oder andere Weihnachtsliedchen mitsingen und es sich bei netter und amüsanter Gesellschaft gemütlich machen.

In Weihnachtsstimmung versetzen Sie unsere Schauspieler Oliver Firit, Sylvia Bretschneider und Sabine Unger.

Na wenn das mal kein guter Start in eine besinnliche Weihnachtszeit ist, dann kommt der Weihnachtsmann immer noch durch den Schornstein…oder so…

Für die Weihnachtsmatinée am 14. Dezember um 11 Uhr gibt es noch wenige Karten.

 

Nachtfee aus dem Märchen übergab Theaterkarten zum Nikolaus

Theaterverein und Theater verschenken traditionell Karten an Bedürftige

Foto: Jule Fuchs
Foto: Jule Fuchs

Weil es viele Menschen gibt, für die ein Theaterbesuch unerschwinglich ist, kauft der Theaterverein seit mehr als 30 Jahren Karten und verschenkt diese zum Nikolaustag an soziale Einrichtungen der Region. Die Karten werden an Bedürftige verteilt, die sich einen Theaterbesuch sonst nicht leisten könnten. In diesem Jahr sind es 213 Karten im Wert von 3000 Euro – eine Hälfte trägt der Theaterverein, die andere das Theater. Gemeinsam mit der Nachtfee aus dem Märchen „Peterchens Mondfahrt“, Schauspielerin Sylvia Bretschneider, hat die Theatervereinsvorsitzende Hanne Jacobi die Karten übergeben. Folgende Einrichtungen kommen in den Genuss: die Beschützenden Werkstätten, die Fachklinik für Drogenabhängige Friedrichshof, die Diakonie, die Caritas, die Jugendwerkstätten, die Arbeiterwohlfahrt, der Paritätische Wohlfahrtsverband, das Sozialamt der Stadt Heilbronn und das Sozialamt des Landkreises Heilbronn.

Von Silke Zschäckel

Zwischen Käsestulle und Taschenrechner

Handyfreie Zone in der Theaterwerkstatt

 

Handy-BoardJugendliche sitzen entspannt auf Sofas. Sie reden miteinander. Sie sehen sich an. Sie lachen und diskutieren. Keine Funksignale durchkreuzen die Blickkontakte. Keine Klingeltöne unterbrechen die Gesprächsverläufe. Sie sind ganz und gar beieinander.

Wo gibt es denn sowas? Bei den Theaterclubs in der Theaterwerkstatt! Schauspieler Ferdinand Seebacher baute das „Handy-Board“. Als es vorgestellt wurde, staunten die Jugendlichen nicht schlecht: „Euer Ernst?“ Ja. Und wie schwer die Handyabgabe zu Beginn der Theaterzeit (2 Stunden) werden sollte, konnte keiner ahnen. Schnell wurde sich in diversen Foren abgemeldet: „Macht euch keine Sorgen. Ich spiele Theater. Mir geht es gut. Melde mich nachher wieder!“ Widerwillig wurden die Geräte in das Board gelegt, trauernde Blicke durch den Raum geworfen und selbst in der Pause schlichen sie um den Tresen herum, auf dem die Handys lagen. Aber den Handys ging es gut. Die waren nämlich auch mal ganz froh nicht einsam in der überfüllten Schultasche zwischen der Käsestulle und dem Taschenrechner zu liegen.

Mittlerweile genießen die jungen Schauspieler diese Zeit der Unerreichbarkeit. In diesen zwei Stunden sind sie 100 % bei der Sache. Und diese Sache lohnt sich: Theaterspielen, Denkprozesse, Diskussionen, Freude, Kreativität, Freunde, Spaß und vieles mehr.

Und ab und zu wird ein Handy sogar im Handy-Board vergessen. Dann hört man leise im Dunkeln: „Hallo? Ist dort jemand? Hallo?“

Von Antjé Femfert

Ein Bein mit Hand und Fuß

Beinabdruck Raik 2

Dass man als Maskenbildnerin mal ein täuschend echtes Männerbein herstellen muss, kommt wahrlich nicht alle Tage vor. Chefmaskenbildnerin Caroline Steinhage stand dieser Tage vor dieser Aufgabe, denn im Thriller „Misery“ nach Stephen King (Premiere am 15. November im Komödienhaus) verliert der Schriftsteller Paul Sheldon sein Bein, weil die psychopathische Krankenschwester Anni Wilkes es ihm amputiert, damit er nicht weglaufen kann. Für diese legendäre Szene aus „Misery“, die natürlich auch im Theaterstück nicht fehlen darf, musste das rechte Bein von Schauspieler Raik Singer ab Knie abwärts täuschend echt nachgebaut werden – mit Adern auf den Füßen und (Männer)Haaren an den Beinen, wie es sich gehört. Die ganze Prozedur dauerte eine Woche und begann mit einem Silikonabdruck, der vom Bein abgenommen und durch eine Gipsform stabilisiert wurde. Akribisch hat Caroline Steinhage den Silikonkautschuk aufgetragen – Millimeter für Millimeter und um jede einzelne Zehe herum. Nachdem diese “Schablone“ ausgehärtet war, wurde sie abgenommen und dann mit einem hautähnlichen Silikon ausgegossen – wieder Millimeter für Millimeter und Zehe für Zehe. Dies entspricht der tatsächlichen Hautschicht eines menschlichen Beines. Die „Muskelmasse“ wird mit einem Polyurethanschaum imitiert, der in den Hohlkörper eingefüllt wird. Nach mehrtägigem Aushärten hat Caroline Steinhage das Bein dann aus seinem Gips- und Silikonmantel befreit und mit Spannung das Ergebnis erwartet. Toll! Dieses Bein hat Hand und Fuß. Jetzt bauen nur noch die „Doktoren“ aus der Schlosserei einen stabilisierenden Metallknochen ein, und dann bekommt es den richtigen Hautfarbton, Haare und ein paar Verletzungen in der Maskenwerkstatt. Fakt ist: Das Silikonbein sieht dem echten zum Verwechseln ähnlich. Schaut es euch an – ab dem 15. November im Komödienhaus in „Misery“.

Silke Zschäckel

Mond und Sterne – traumhaft schön

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Die Bühne des großen Hauses verwandelt sich gerade in eine traumschöne nächtliche Himmelslandschaft mit einem großen Mond und zauberhaft leuchtenden Sternen. Denn bald findet hier „Peterchens Mondfahrt“ statt – unser diesjähriges Abenteuer für alle kleinen und großen Märchenfreunde. Darin unternehmen Peter und Anneliese gemeinsam mit Maikäfer Sumsemann eine aufregende Reise zum Mond, um das sechste Käferbeinchen zurückzuholen, das der Mann im Mond bei sich hat. Unterwegs begegnen sie dem Sandmann, dem Milchstraßenmann, der Nachtfee und dem kleinen Bären … Ein Märchen zum Träumen und zum Staunen –

Premiere ist am 9. November um 15 Uhr.

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Die Schlüsselfiguren im Dunkeln

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Was machen Sie eigentlich vormittags?

Guten Abend, meine Damen und Herren. Das erste Zeichen. Es ist 19 Uhr. In einer halben Stunde beginnt die Vorstellung.« Die Stimme des Inspizienten ist in allen Räumen hinter der Bühne zu hören, sogar auf den Toiletten. Ab 19 Uhr hört alles auf sein Kommando. Die Zuschauer sehen diesen wichtigen Mitarbeiter des Theaters eigentlich nur, wenn er sich mit einem letzten Blick in den Saal überzeugt, dass das Publikum die Plätze eingenommen hat. Er lässt die Saaltüren schließen, verschwindet in eine dunkle Ecke neben der Bühne, tritt an sein Inspizientenpult, das mit Monitoren, Knöpfen und Lämpchen ausgestattet ist, und gibt das Zeichen für den Beginn der Vorstellung. Von nun an ist er die Schaltstelle zwischen Kunst und Technik, eigentlich das Gehirn des Abends, das sämtliche Abläufe hinter der Bühne koordiniert. Was sich hinter den Kulissen abspielt, kann man als Zuschauer nur erahnen. Neben den Schauspielern warten Techniker, Ankleider, Requisiteure, Maskenbildner und Spezialisten für Licht und Ton auf ihre Einsätze, die auf die Sekunde miteinander abgestimmt sind. Nichts läuft ohne Signal des Inspizienten. Er gibt die Cues für jeden Lichtwechsel, für die Toneinsätze, für die Auftritte der Schauspieler. Vom Inspizienten kommen die Anweisungen für Spezialeffekte und Umbauten, für den Einsatz der Requisiten, für schnelle Umzüge und am Ende dafür, wie oft sich die Schauspieler im Beifall verbeugen. Jedem, der einmal die Gelegenheit hat, einem Inspizienten über die Schulter zu gucken, nötigt diese Arbeit sehr viel Respekt ab. Konzentration von der ersten bis zur letzten Sekunde und Gelassenheit in Situationen, in denen in diesem hochtechnisierten, immer etwas künstlerisch-nervösen und fein getunten Apparat etwas nicht klappt, zeichnet sie aus.

Drei Kollegen arbeiten in diesem Beruf am Theater Heilbronn. Ihre Wege sind sehr unterschiedlich, denn eine feste Berufsausbildung gibt es für diese anspruchsvolle Tätigkeit nicht. Viele Kenntnisse über das Zusammenwirken aller Details, die für die Vorstellungsabläufe nötig sind, erwirbt man sich im Theateralltag. Seit Bestehen des Hauses am Berliner Platz ist Detlev Hahne dabei, der zuvor als Techniker am Theater der Altstadt in Stuttgart gearbeitet hat, dann als Regieassistent und Inspizient an die Komödie im Marquardt wechselte und mit dem Neubau des Theaters nach Heilbronn kam. Eine kurze Unterbrechung führte ihn 1984 nach Hannover, aber die Liebe brachte ihn schnell wieder zurück. Kim Dinah Burkhard hat Stage-Management in London studiert – eine vergleichbare Ausbildung gibt es in Deutschland nicht. Das Theater Heilbronn war ihre erste Station und sie ist es seit 1998. Dritter im Bunde der Inspizienten ist seit 2004 Lars Erik Bohling. Er hat Theaterwissenschaften studiert, bei den Salzburger Festspielen als Spielleiter gearbeitet, war an den Staatstheatern Darmstadt, Mainz und an der Oper Frankfurt als Regieassistent im Musiktheater beschäftigt, hat eigene Inszenierungen realisiert, einen europäischen Nachwuchs-Sängerwettbewerb organisiert, war bei Rundfunk und Fernsehen tätig und ist schließlich ans Theater Heilbronn gekommen.

Schon in den Proben sind die Inspizienten dabei. Jeder hat seine festen Stücke, doch im Notfall müssen sie sich auch gegenseitig vertreten können. Ihr Gedächtnis ist das Inspizientenbuch, das während der Proben entsteht, ständig weiterentwickelt wird und neben dem Text alle Anweisungen für Licht, Ton, Umbauten und die Auftritte enthält. Jeder der drei kann das Buch des anderen lesen und damit arbeiten. Die Stichworte sind extra markiert. Was aber passiert, wenn ein Schauspieler mal ein Stichwort auslässt oder ein Techniker auf das Einsatzsignal des Inspizienten nicht rechtzeitig reagiert? »Dann heißt es für uns ganz sensibel und aufmerksam das Geschehen auf der Bühne zu verfolgen und den Fehler sofort auszubügeln«, sagt Kim Dinah Burkhard. »Mit den Jahren entwickelt man ein Gefühl dafür, wenn sich eine schwierige Situation anbahnt und ist bereit für den schnellen Eingreifplan«, ergänzt Lars Erik Bohling. Menschenkenntnis und Einfühlungsvermögen in die Eigenheiten der Regisseure, der Schauspieler und aller anderen Kollegen gehören deshalb zu ihren wichtigsten Eigenschaften.

Was sie alle drei reizt, ist die große Verantwortung, die sie tragen, die Team-Arbeit und der Nervenkitzel des Live-Erlebnisses. Kein Abend ist wie der andere. Sie allerdings dürfen nie die Nerven verlieren, denn von ihrer präzisen Arbeit können sogar Menschenleben abhängen. »Die Bühne ist ein gefährlicher Ort«, sagt Detlev Hahne. Und Bühnenunfälle, die durch Fehlentscheidungen von Inspizienten verursacht wurden, hat es an anderen Theatern schon gegeben. Hier zum Glück noch nie. Als Nervennahrung für alle steht auf dem Inspizientenpult immer eine 1000-Gramm-Packung mit Gummibärchen. Das gehört zu den Ritualen, genau wie der Gang durchs Haus eine Stunde vor der Vorstellung, um nachzusehen, ob die Bühne richtig eingerichtet ist, die Requisiten und Kostüme bereitliegen und ob alle Techniker, Schauspieler und die Feuerwehr an Ort und Stelle sind. Über 500 Mal pro Spielzeit sind Detlev Hahne, Kim Dinah Burkhard und Lars Erik Bohling für das Gelingen der Vorstellung verantwortlich. Das was sie leisten, wissen alle im Theater zu schätzen. Das Publikum sieht diese wichtigen Schlüsselfiguren im Dunkeln nicht, denkt aber vielleicht beim nächsten Beifall auch an sie.

Silke Zschäckel

Liebe auf den ersten Blick

Wohl jeder Mitarbeiter des Theaters wurde in seinem Berufsleben schon einmal gefragt: »Und was machen Sie vormittags?« Viele Menschen haben im Kopf, dass an den Abenden die Vorstellungen im Theater laufen, und sie können sich nicht vorstellen, dass Mitarbeiter dort fast rund um die Uhr arbeiten. Zum Beispiel: Die Verwaltungsleiterin Kerstin Leicht

»Es war Liebe auf den ersten Blick«, sagt Kerstin Leicht. Gleich am Tag ihres Bewerbungsgespräches für den Posten als Leiterin der Finanzbuchhaltung und EDV am Theater Heilbronn hat sie dieses Haus am Berliner Platz ins Herz geschlossen. Es war ein heißer Tag im Jahre 1992. Jürgen Frahm, der damalige kaufmännische Geschäftsführer an der Seite von Intendant Klaus Wagner, hat sie empfangen »und so begeistert von seiner Arbeit erzählt, dass er mich sofort angesteckt hat«, erinnert sie sich. Die Chemie stimmte und die junge Diplombetriebswirtin mit Schwerpunkt Personal und Hotelbetriebswirtschaft, die nach ihrem Studium an der Hochschule Heilbronn erst in einem Hotel an der Rhön, anschließend als Leiterin in einer Personalleasing-Firma und dann in einem Handelsunternehmen als Buchhaltungsleiterin gearbeitet hat, unterzeichnete ihren Vertrag mit dem Theater Heilbronn. »Von da an war ich für die, freie Wirtschaft’ verloren«, sagt Kerstin Leicht. »Mir eröffnete sich eine ganz neue Welt, in der ich meine betriebswirtschaftlichen Fachkenntnisse in den Dienst der Kultur stellen durfte.« Seit 22 Jahren hält sie dem Theater Heilbronn die Treue, geht mit ihm durch dick und dünn und lebt ihren Beruf. Seit Jürgen Frahm 2003 in den Ruhestand ging, hat sie als Verwaltungsleiterin den Überblick über die Finanzen und ist in kaufmännischen Belangen die Stellvertreterin des Intendanten. Sie kennt die Zuschauer und die Zuschauer kennen sie. Sie gilt als die Frau mit dem großen Herzen, als gute Seele. »Aber ich verwalte auch die Zahlen«, sagt sie energisch. Und da kann und darf man nicht immer großherzig sein, denn man kann nur so viel Geld ausgeben, wie da ist.

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Die Zeiten haben sich in den letzten 20 Jahren sehr geändert. Als sie hier anfing, wurden Einnahmen und Ausgaben noch sehr langwierig per Hand eingetragen. Ein computergestütztes Controlling gab es nicht. Auch der Druck, mit streng limitierten Geldern zurechtkommen zu müssen, war nicht so groß. Unter ihrer Leitung wurde eine Software eingeführt und im Laufe der Jahre ständig verbessert, mit deren Hilfe alle Finanzen automatisch kontrolliert werden können. 2001 war ein wichtiges Jahr – hier wurde nicht nur das Komödienhaus eröffnet, sondern auch das ganze System auf den EURO umgestellt, der ab 1. Januar 2002 offizielles Zahlungsmittel war. Außerdem wurde das Theater ein Eigenbetrieb und bekam von der Städtischen Kämmerei die Verantwortung für den Umgang mit den Geldern übertragen. Selbstverständlich vereinfachte das viele Wege, aber Rechenschaft über Einnahmen und Ausgaben auf Heller und Pfennig legt das Theater seither umso akribischer ab – bis heute alle drei Monate in Form eines Berichtes an die Stadtverwaltung und an den Gemeinderat.
Dank eines engen Miteinanders zwischen künstlerischer Leitung und Verwaltung steht das Theater finanziell auf soliden Füßen. »Man wägt immer ab zwischen Kunst und Geld« beschreibt Kerstin Leicht, »zwischen dem, was man künstlerisch will und dem, was man bezahlen kann.« Die Controlling-Systeme schlagen gnadenlos Alarm, sollte man auch nur in die Nähe einer zu großen Ausgabe kommen. Dann suchen Intendant und Verwaltungsleiterin gemeinsam nach einer Lösung. »Mit Axel Vornam als Intendant, der sich auch auf die Finanzen versteht, und mir als Verwaltungsleiterin mit einer großen Liebe zur Kunst sind wir eigentlich ein unschlagbares Team«, ist sie überzeugt. »Und mit 170 Mitarbeitern, die sich sehr mit diesem Theater und ihrer Arbeit identifizieren, die nicht nur Dienst nach Vorschrift machen, sondern sich mit Leib und Seele in ihre Aufgaben hineinknien – die sind das größte Pfund und machen das Theater Heilbronn zu einem ganz besonderen Haus.«
Kerstin Leicht weiß, wovon sie redet. Als Mitglied der Verwaltungsdirektorenkonferenz, als Beraterin in verschiedenen Tarifausschüssen und als Beisitzerin im Bühnenschiedsgericht ist sie bestens mit der Situation der Theaterlandschaft in Deutschland vertraut. Immer öfter klingelt bei ihr das Telefon und sie wird von Kollegen aus anderen Häusern um Rat gefragt. »Dass es in Heilbronn gut funktioniert, hat sich herumgesprochen«, sagt sie nicht ohne Stolz. Natürlich ist nicht immer alles eitel Sonnenschein, wenn so viele Individualisten und Künstlernaturen als großes Ganzes zusammenwirken. »Aber es gibt niemals Monotonie und so unsagbar schöne Glücksmomente, beispielsweise nach einer gelungenen Premiere.« Hin und wieder lässt Kerstin Leicht ihre Zahlen auch Zahlen sein und hilft im Besucherservice aus, um direkt den Kontakt zum Publikum zu haben. Beraten, diskutieren, Stücke empfehlen – das ist ihre Welt.
Manchmal genießt sie auch einfach nur ihren Garten oder das Walken durch die Weinberge gemeinsam mit ihrem Mann Andreas Klier. Doch da dieser als Meister für Veranstaltungstechnik auch ein Theatermann ist, den sie übrigens in Heilbronn kennengelernt hat, drehen sich die Gespräche auch während der ausgedehnten Walking-Touren immer wieder um ihre gemeinsame große Liebe: das Theater.

Silke Zschäckel, Pressereferentin