Wir als Theater wollen natürlich genau wissen, wer unsere Besucher sind und wie ihnen unser Angebot gefällt. Continue reading „Warum kommentieren Sie denn nicht?“
Kategorie: Allgemein
Stefan Dittrich – Maler und Musiker
Stefan Dittrich ist bei uns am Theater Mitarbeiter im Malersaal. Seiner Kreativität lässt er auch in seiner Freizeit freien Lauf: Er schreibt Lieder und produziert Sketchvideos, die er auf Youtube veröffentlicht. Continue reading „Stefan Dittrich – Maler und Musiker“
Frühjahrsputz im Bilderfundus
Pünktlich zum Frühjahrsanfang haben wir in der Abteilung Marketing mal wieder abgestaubt und aufgeräumt. Dabei haben wir auf den Festplatten auch einige Bilder vom Haus und dem Ensemble gefunden. Es handelt sich um Aufnahmen, die Wolfgang Seidl von Seidldesign für das letzte Spielzeitbuch gemacht hat.
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Ich arbeite fürs Team – Regieassistentin Lara Schüßler
Regieassistenten sind „Gedächtnis und guter Geist jeder Inszenierung“. Sie unterstützen den Regisseur bei seiner Arbeit und führen das Regiebuch, in welchem alle Anweisungen zum Stück festgehalten werden. Die 19-jährige Lara Schüßler ist Regieassistentin bei Christian Marten-Molnár für die Oper Minsk. Nach der ersten Bühnenprobe mit Orchester haben wir mit ihr gesprochen.
Minsk ist die erste Produktion, bei der du am Theater Heilbronn assistierst. Wann hat dich die Lust am Theater gepackt?
Ich habe mit etwa zwölf Jahren angefangen selbst Theater zu spielen, erst in der Jugendtheatergruppe, später Improtheater, dann kam ich in einen Theaterverein, bei dem ich auch heute noch aktiv bin. Dort hat sich herauskristallisiert, dass ich mich da wohlfühle. Dann war irgendwann klar, dass es in Richtung Regie geht.
Ich hatte in der Schule ein Fach, das hieß Literatur und Theater. Da hatte ich die Chance eigene Projekte zu realisieren und selbst zu spielen. Außerdem schreibe ich für eine Zeitung in der Kulturredaktion. Das gibt mir die Möglichkeit anders zu reflektieren. Ich habe mich nach dem Abitur zwar für Studienplätze beworben, aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass man gleich in einen Regiestudiengang reinkommt. Ich hab dann erst eine kleine Regieassistenz bei einem freien Theater in Stuttgart gemacht, und dann eine Hospitanz am Theater in der Josefstadt in Wien. Und jetzt bin ich hier.
Ich habe vor diesem Jahr allen Leuten, die ich kenne, die am Theater was machen gesagt, dass sie mir Bescheid geben sollen, wenn es irgendwo was Spannendes gibt. Dann hat mich Karin von Kries von hier aus der Technik angerufen und gesagt: „Lara, hier könnte es was geben, schreib’ doch eine Bewerbung“. Dann hab ich die Bewerbung geschrieben, mich mit Christian [Marten-Molnár] getroffen und er hat gesagt :„Ok, das machen wir“.
Wusstest du bei der Bewerbung schon, um welches Projekt es sich handelt?
Ich wusste es ungefähr. Dass es eine Oper ist, dass es modern wird – aber sonst wusste ich eigentlich ziemlich wenig darüber. Und das finde ich total spannend, weil ich davor mit Oper wenig am Hut hatte. Ich hatte Musik als Hauptfach in der Schule und kenn mich darum relativ gut aus mit Musik. Aber jetzt bei einer Operninszenierung dabei zu sein, das ist was ganz anderes und total spannend. Es ist eine tolle Möglichkeit für mich da reinzukommen, egal ob Schauspiel oder Oper. Das ist eine riesen Chance und für mich auf jeden Fall eine tolle Erfahrung.
Ist es dann ein Unterschied als Regieassistentin eine Uraufführung zu betreuen…?
Natürlich. Also gerade bei einer Oper mit moderner Musik. Normalerweise hat man zum Beispiel Aufnahmen, auf die man zurückgreifen kann. Man hat irgendwas, von dem man zehren kann. Man hat Referenzen, auf die man sich beziehen kann. Das ist natürlich eine Chance fürs Regieteam, die müssen sich mit niemandem vergleichen, aber sie sind völlig auf sich gestellt und müssen völlig neu alles erdenken.
Wie viel Einfluss hat man da als Regieassistentin auf die Inszenierung?
Keinen. Man hat in der Regel als Regieassistenz mit dem kreativen Prozess nichts zu tun.
Welche Fähigkeiten sollte man als Regieassistentin mitbringen?
Man muss auf jeden Fall wach sein, man muss einigermaßen gut organisieren können, man muss selbst organisiert und sortiert sein. Oder wenigstens vermitteln, dass man das ist. Und man muss mit Menschen umgehen können. Also man muss sich einfach trauen zu reden, auf Menschen zuzugehen. Gerade wenn man eine freie Assistenz macht und sich mit dem Haus gar nicht auskennt sind muss man sich eben durchfragen. Das muss man halt wollen und einfach machen. Einfach drauf los. Und man muss einfach Freude haben an diesem Prozess. Wenn ich jetzt keine Lust hätte an dem Probenprozess, in dem man Tag für Tag das gleiche Stück anschaut, dann wäre ich falsch am Platz.
Was würdest du sagen, ist das Wichtigste, das man während der Assistenzzeit an Fähigkeiten lernt?
An Fähigkeiten? Also zum einen bekomme ich da ganz viel mit, was die unterschiedlichen Bereiche am Theater angeht. Und natürlich einen sehr tiefen Einblick in die Inszenierungsarbeit, in den Entstehungsprozess. Das kommt auch aufs Team an. Jeder Regisseur arbeitet anders, das ist spannend zu beobachten. Die Arbeit fordert einen Spagat zwischen Unterordnung und sich trotzdem einbringen und eigenständig sein. Ich wäre falsch am Platz, würde ich jetzt in den Proben sitzen und nur sagen „ Nein, ich finde das nicht gut so“.
Du hattest überlegt Schauspieler zu werden, dann war es Regie. Jetzt bist du hier. „Minsk“ ist eine Oper, in der Anna darüber nachdenkt, ob es richtig war als 20 Jährige ihre Heimat zu verlassen. Also diesen Schritt in die neue Welt hinterfragt. Du hast ein ähnliches Alter. Hat die Beschäftigung mit der Oper den Blickwinkel auf solche Lebensentscheidungen verändert?
Ich habe kürzlich mit Christian, also dem Regisseur, über das gleiche Thema gesprochen, weil ich wirklich vor einer Zukunftsentscheidung stehe: Will ich wirklich den Schritt machen in dieses unsichere Leben der Theaterwelt oder will ich auf Nummer sicher gehen und beispielsweise Lehramt studieren?
Ich habe genau das gesagt: „Ich wünschte mir, jetzt würde die ältere Lara kommen, 20 Jahre älter und sagen, so habe ich es gemacht und so war’s scheiße“. Und selbst wenn ich dann noch ins Theater gehen würde, dann hätte ich eine andere Argumentationsbasis. Das wäre was anderes als jetzt ins Blaue hinein. Aber ich glaube, dass es trotzdem nicht vergleichbar ist mit dem Stück. Anna, also Anoushka, gibt ja ihr ganzes Leben auf, ihre Familie, das was sie ist. Und ich gebe ja mich nicht auf. Ich sage ja nur, dieser Teil meines Charakters soll hervorgehoben werden in meinem Leben. Aber ich bleibe ja mir selbst treu.
Wünschst du dir manchmal nach einer Aufführung auch auf der Bühne zu stehen den Applaus genießen zu können und nicht nur im Dunkeln zu sitzen?
Nein, gar nicht so sehr. Ich brauch die Anerkennung des Publikums nicht, wenn ich die Anerkennung während des Probenprozesses habe. Wenn mir gesagt wird „Lara, das hast du gut gemacht“ das macht mich schon zufrieden. Ich bin ja quasi nicht die, die fürs Publikum arbeitet – ich arbeite fürs Team. Regie, Bühnenbild, Darsteller, die arbeiten fürs Publikum. Man muss sich den Dank immer da von denen holen, für die man arbeitet. Das Publikum bekommt ja nichts mit von meiner Arbeit. Und das ist ok so.
Die Oper „Minsk“ von Ian Wilson und Lavinia Greenlaw wird in Kooperation mit dem Württembergischen Kammerorchester am Theater Heilbronn am 03. März 2013 im großen Haus uraufgeführt. Weitere Informationen und Aufführungstermine auf der Theaterhomepage.
Das Interview führte Johannes Pfeffer
Alle Bilder: Lara Schüßler
Parken am Theater
Je stärker Theater, Kino oder Veranstaltungen in der Innenstadt besucht werden, desto voller ist das Parkhaus im K3. Besonders an den Wochenenden werden die Parkplätze in der Tiefgarage am Theater knapp. Wenn das Parkhaus voll ist, werden die Zufahrten gesperrt.
Deshalb empfehlen wir unseren Besuchern, frühzeitig zu kommen oder gleich die Parkhäuser in der Nähe aufzusuchen: »Am Bollwerksturm« über die Zufahrt: Mannheimer Straße oder »Harmonie« über die Zufahrt Gymnasiumsstraße
Wir möchten noch einmal darauf hinweisen, dass das Theater nicht Betreiber der Tiefgarage »Am Theater« ist und diese nicht ausschließlich von Theaterbesuchern genutzt wird. Betreiber ist die APCOA-Parkhausgesellschaft in Stuttgart. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an: Tel.: 01805/904443 oder Mail: service@apcoa.de
Anonym in einer Stadt mit 8 Millionen Fremden
Anna verlässt ihre Heimatstadt Minsk mit großen Erwartungen um nach London zu gehen, wie viele andere ihrer Generation aus Osteuropa. In den 1970er Jahren lebten in London rund 100 Menschen russischer Herkunft. Im Dezember 2006 waren es bereits 300.000. London ist eine der multikulturellsten Städte Europas. Nur rund 44% der Bevölkerung sind weiße Briten. Viele Einwanderer leben mittlerweile in der zweiten oder dritten Generation in Großbritannien, dennoch sind 33% der Einwohner Londons nicht in GB geboren.
Auch die junge Anna, genannt Anoushka, verlässt ihre Heimat mit 20 Jahren. Die Oper setzt ein, als Anna 40 Jahre ist. Sie fährt mit der Circle Line durch den Stadtbezirk Tower Hamlets. Ein Bezirk, in dem sehr viele Einwanderer aus Indien, Pakistan und Bangladesh leben. Wie einige andere Ethnien haben sie ganze Stadtviertel bevölkert und leben dort unter ihresgleichen. Die russischen Zuwanderer sind über die gesamte Stadt verteilt, sie leben eher anonym und weit voneinander entfernt. Erst in jüngster Zeit beginnen sie sich zu kulturellen Veranstaltungen und in Clubs zu treffen, entstehen russische Geschäfte und Restaurants.
Die Aussicht auf Freiheit, die beruflichen Chancen und die Gerechtigkeit des Systems locken viele aus der ehemaligen Sowjetunion nach London. Entweder sie sind bereits in Russland zu Reichtum gekommen und ziehen dann mit ihren Familien nach London um dort das Geld auszugeben. 60% der Wohnungen in London, die über 20 Millionen Dollar kosten werden von russischen Auswanderern erworben. Dadurch hab sie, gemeinsam mit Neureichen aus Asien und arabischen Ländern, die Immobilienpreise, in den letzten Jahren massiv in die Höhe getrieben.
Anna gehört zur anderen Gruppe der Studenten und Intellektuellen, die die Freiheit schätzen und in Großbritannien den Wohlstand suchen. Die guten Chancen haben viele von ihnen genutzt. Wer es sich leisten kann, fliegt zum Arbeiten nach Russland und am Wochenende zur Familie nach London. Zurückkehren in die alte Heimat werden die wenigsten. Nicht zuletzt deshalb ist London auch als „Londongrad“ oder „Moscow-on-the-Thames” bekannt.
Quellen:
- Why are Russians moving to Britain?
- 300.000 Russians in the UK
- Russians in the United Kingdom, Wikipedia
- London, Wikipedia
Aufführungstermine der Oper „Minsk“
- So. 03.03.2013 19.30 Uhr, Uraufführung
- Mi. 06.03.2013 19.30 Uhr
- Do. 21.03.2013 19.30 Uhr
- Fr. 22.03.2013 19.30 Uhr
Johannes Pfeffer, Praktikant in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
„From Minsk to Minsk is quite a journey“
Montag, 21. Januar 2013. Gerade drei Wochen ist das Jahr alt, und schon vier Premieren stehen zu Buche. Klar, dass bei diesem Tempo die nächste Runde von Inszenierungen nicht lange auf sich warten lässt. Nach dem Probenstart von „Die Schatzsucher“ (Uraufführung) ist es heute für das Musical „Das Apartment“ und für die Oper „Minsk“ soweit. Das besondere Projekt, das Theater Heilbronn und Württembergisches Kammerorchester jedes Jahr herausbringen, ist diesmal eine Opernuraufführung. Lavinia Greenlaw und Ian Wilson, eine Dichterin und ein Komponist von europäischem Rang sind die Schöpfer von „Minsk“. Die Regie Regie führt Christian Marten-Molnár, der bereits bei Wilsons und Greenlaws erster Oper, „Hamelin“ 2003 die Uraufführung inszenierte.
Die Erinnerung ist wie ein Gefäß, in dem sich die Vergangenheit absetzen. Bruchstücke davon können auftauchen, man kann sie aufsuchen, oder sie können einen heimsuchen. Immer ist das Erinnern aber ein Gang in das Innere. Anna, die in einer überfüllten Londoner U-Bahn nach Hause fährt, tritt einen solchen Gang ins Innere an, als sie in ihren Gedanken versinkt, die sie in ihre Heimatstadt Minsk führen. Im Traum begegnet Anna sich selbst als Zwanzigjähriger, von allen Anoushka gennant, und ihrem Geliebten Fyodor, den sie zurückließ, als sie vor zwanzig Jahren Minsk verließ. Die vierzigjährige Anna muss feststellen, dass sie in Minsk etwas verloren hat, das sie nicht ersetzen kann, ihre eigene Stärke, ihre Liebe und einen Ort, an den sie gehört. Anoushka will davon nichts hören und beharrt darauf, dass sie aus Minsk fort müsse, egal wohin. Nur fort aus der beengenden Umgebung, dorthin wo der Himmel weit ist. Annas Reise beginnt in der Londoner U-Bahn und führt doch „von Minsk nach Minsk“. „Quite a journey“ – eine beträchtliche Reise in Annas Inneres, von wo die Protagonistin am Ende Unerwartetes mitbringen wird …
Johannes Frohnsdorf
Der erste Kultur-Tweetup eines Stadttheaters in Deutschland findet am Sa, dem 16.02.2013, um 9:45 Uhr zu einer Probe der Oper Minsk (UA) im Großen Haus des Theaters Heilbronn statt! Anmeldung an @theat_heilbronn oder @KultUp auf twitter oder an schroeder@theater-hn.de
Wer auf Twitter dem Hashtag #kultup folgt, wird bereits ab dem 21.01.2013 mit Neuigkeiten versorgt, kann am Veranstaltungstag so den Tweetup verfolgen und sich auch aktiv ins Gespräch einbringen. Wer selbst keinen Twitter-Account besitzt, kann die Tweets über die Twitterwall verfolgen: http://kultup.tweetwally.com
Und hoppla, jetzt werde ich 80
Mit Ingrid Richter-Wendel auf der Suche nach dem Geheimnis der ewigen Jugend
Es gibt Menschen, denen kann die Zeit nichts anhaben. Sie verblühen nicht, sie werden nicht unsichtbar, sie bleiben immer schön. Ingrid Richter-Wendel ist so ein Mensch. Am 20. Januar wird sie 80 Jahre alt. Wer sie sieht, ob auf der Bühne oder privat, der kann das kaum glauben. Intendant Axel Vornam erinnert sich an seine erste Begegnung mit ihr vor fünf Jahren in einem Heilbronner Café: »Da saß mir eine Mittsiebzigerin gegenüber, mit Augen, so lebendig wie bei einem jungen Mädchen, mit einem ansteckenden Lachen, einer großen Neugier und einer unglaublichen Attraktivität. Ich war hingerissen.«
Worin liegt das Geheimnis ihrer ewigen Jugend? »Ich zähle die Jahre nicht«, sagt Ingrid Richter-Wendel. »Ich spaziere von Anbeginn durchs Leben, mal frohgemut, mal mühselig und beladen und hoppla, jetzt werde ich 80.« Sie habe noch nicht einen Tag mit ihrem Alter gehadert. »Dafür hatte ich nie Zeit.« Als Schauspielerin mit vier Kindern, nach dem frühen Tod ihres ersten Mannes viele, viele Jahre alleinerziehend, waren ihre Tage übervoll und die Gelegenheiten, vor dem Spiegel nach Falten zu suchen, selten. Es galt, Proben, Vorstellungen und den Alltag für sich und die Kinder zu organisieren: »Wenn mich heute einer fragt, wie das ging: Ich weiß es nicht. Aber es ging – auch dank meiner Nachbarn in der Weinsberger Straße, die mit auf meine Kinder aufgepasst haben und dank meiner Vermieterin, die sogar für uns gekocht hat.«
Außerdem habe sie sehr viel Glück gehabt, sagt sie mit blitzenden Augen und man ahnt, dass sie dieses Glück im Wesentlichen sich selbst zu verdanken hat. Ihr Schulrektor erkannte einst ihr Talent und schickte sie zum Vorsprechen an die Schauspielschule Leipzig. »An dem Tag war noch niemand genommen worden und ich war die Letzte. Die älteren Schauspielschüler haben mich gefragt, ob ich Stanislawski kenne, nach dessen Methode an der Schauspielschule unterrichtet würde. Keine Ahnung hatte ich davon und ich war mir sicher, dass ich es nicht schaffen würde.« Doch sie wurde genommen, war in einem Studienjahr mit Eberhard Esche und Klaus Piontek. Es folgten drei Jahre Schauspielschule mit einer hervorragenden Ausbildung (»Jeden Tag Sprecherziehung! – davon profitiere ich noch heute!«), ein praktisches Jahr in Dresden, das erste Engagement in Meiningen. Ihr Mann, der Regisseur Fritz Wendel, 25 Jahre älter als sie, war Westberliner und inszenierte vor dem Bau der Mauer an vielen Theatern in der DDR. Als das kleine Land im Osten begann, seine Menschen einzusperren, gingen die beiden in den Westen. »Dort bekam ich erst einmal die Kinder.« Ihr Mann arbeitete in den Theatern der Bundesrepublik, und sie eroberte nach und nach über Gastspielverträge die Bühne wieder zurück. Als ihr Mann, der auch in Heilbronn inszenierte, starb, erhielt sie einen Kondolenzbrief vom damaligen Heilbronner Intendanten Walter Bison, der ihr einen Gastvertrag als Schauspielerin anbot. Nach einem sehr kurzen Vorsprechen: »Spiel mal einen Ausbruch, kannst Du das?«, erhielt sie ein Festengagement und zog mit ihren Kindern nach Heilbronn. Die Intendanten Walter Bison und später Klaus Wagner sicherten ihr zu, dass sie sich niemals Sorgen um ihre berufliche Zukunft machen müsse. »Das war ein sehr gutes Gefühl«, sagt Ingrid Richter-Wendel heute noch mit Dankbarkeit. Vor allem auch wegen der Kinder. Um diese nicht zu entwurzeln, hat sie Angebote anderer Häuser ausgeschlagen. Seit über 40 Jahren steht sie in Heilbronn auf der Bühne und das Publikum liebt sie. »Es kam Intendant Martin Roeder-Zerndt und ich spielte weiter. Und jetzt ist Axel Vornam da und ich spiele weiter.«
Ganz klar ist das Theaterspielen für sie ein Jungbrunnen. Das Nachdenken über die zu verkörpernden Figuren und über die gesellschaftlichen Zusammenhänge ist ihr wichtig und es sorgt auf wohltuende Weise dafür, dass man sich selbst nicht so wichtig nimmt, meint sie. Sie ist eine Schauspielerin, die alles ausprobiert, sich für nichts zu schade ist – das schätzen ihre Kollegen an ihr. Wie ist es für sie, dass ihr Name quasi ein Synonym für das Theater Heilbronn ist? »Unheimlich«, sagt sie. »Aber auch schön. Ich erhalte Rückmeldungen für jede Inszenierung, Lob und Tadel. Und ich werde immer nach meiner Meinung gefragt.« Dann bricht sie gern eine Lanze für Stücke, die das Publikum fordern. Sie kann es nicht begreifen, wenn jemand sich beschwert, dass ein Abend zu anstrengend sei. »Es macht Spaß, sich anzustrengen«, sagt sie. »Immer nur Schokolade essen, ist langweilig. Man muss auch mal was zu beißen haben.« Erst »Verbrennungen«, dann »Wie im Himmel« – deshalb liebt sie das Stadttheater.
Besonders ihr Stadttheater in Heilbronn, der Stadt, die sie warmherzig ihr Zuhause nennt. Hier fühlt sie sich geborgen und gut aufgehoben. »Es geht mir richtig gut.«
Wahrscheinlich ist dies das Geheimnis ihrer Jugend. Sie ist glücklich, weil sie glücklich sein will und aktiv dafür arbeitet. Sie genießt die Schönheiten des Lebens und betrachtet die Probleme als Herausforderungen. Sie liebt leidenschaftlich ihren Beruf, der sie immer wieder fordert und dessen Handwerk sie perfekt beherrscht. Sie schwärmt von ihrem Mann, dem bildenden Künstler Joachim Bertsch, mit dem sie seit über 30 Jahren wunderbar reden und auch heftig streiten kann. Sie erzählt liebevoll von ihren Kindern und Enkelkindern, zu denen sie eine innige Beziehung pflegt. Sie arbeitet gern mit ihren Kolleginnen und Kollegen, von denen sie sich geschätzt fühlt. Sie hat ein Auge für die kleinen Feinheiten des Alltags und so viele Momente der Freude am Tag. Sie ist aufmerksam und sensibel für ihre Mitmenschen, über deren Erfolge sie sich ehrlich mitfreuen kann. Und sie ist von einer so liebenswerten Neugier und so unbändigen Lebenslust, dass man sich wünschte, die wären ansteckend.
Kurz vor ihrem 80. Geburtstag freut sie sich auf die nächsten Rollen: »Ja, ich spaziere noch ein bisschen weiter auf meinem Lebensweg, mal frohgemut, mal mühselig und beladen …« Sagt´s und lächelt schelmisch, wie ein junges Mädchen.
Mit einer Matinee in den Kammerspielen feiert das Theater am 20. Januar um 11 Uhr den Geburtstag von Ingrid Richter-Wendel. Gratulanten sind herzlich eingeladen.
Silke Zschäckel
Poetry! – Dead or Alive?
SWR2 Kulturnacht am 18. Januar im Komödienhaus
Im Wettstreit der Worte geht’s um Leben und Tod – Gegenwartspoeten mit eigenen, unveröffentlichten Texten treten gegen zum Teil bereits verstorbene Berufskollegen an, verkörpert von Schauspielerinnen und Schauspielern des Heilbronner Theaters.
Dichter also gegen Dichter, das Publikum der Richter: Das spektakuläre Poesie-Theater-Format »Poetry! – Dead or Alive?« wurde 2003 von den beiden Slam-Aktivisten Rayl Patzak und Ko Bylanzky in den Münchner Kammerspielen begründet. Heute ist es in vielen namhaften Häusern wie etwa dem Hamburger Schauspielhaus, dem Schauspielhaus Zürich oder an der Berliner Schaubühne dank seiner originellen Ausdruckskraft, seiner interaktiven Dynamik und überraschenden Lebendigkeit ein Publikumsmagnet. Schauplatz von »Poetry – Dead or alive?« im Rahmen der SWR2 Kulturnacht am 18. Januar ist das Komödienhaus des Theaters Heilbronn. Der Modus: Jedem der Teilnehmer stehen für seinen Auftritt sechs Minuten Zeit zur Verfügung. Und zur Verführung: Es gilt, das interessierte, kritische und scharfrichtende Publikum auf die eigene Seite zu ziehen, mit dem, was seit jeher die Qualität von Sprache ausmacht: Witz, Poesie, Imagination, Esprit, Drive, »Überredungskunst«, kurz all dem, was Wörter zu Worten macht. Die sich duellierenden Gruppen – Slammer hier, SchauspielerInnen dort – absolvieren ihre Wortduelle, vom Publikum jeweils mit Punkten bewertet. Abschließend treten die zwei Wortgewaltigsten als Finalisten gegeneinander an – dann hat das Publikum das letzte Wort.
Abgesehen natürlich vom Moderator – in diesem Falle Bernd Lechler von SWR2. Seitens der Gegenwarts-PoetInnen werden aufgeboten: Anke Fuchs aus Köln, eine Meisterin der leiseren, lyrischen Töne, Ahne aus Berlin, der wohl prominenteste Vertreter der Lesebühnen-Fraktion, der seine Zungenfertigkeit mittlerweile auch zu Papier gebracht hat (»Wie ich einmal die Welt rettete«), das Doppel Hanz ‚N Roses, die beiden charmanten Live-Performer aus dem Großraum Stuttgart, Daniel Wagner, Sprech-Entertainer und furioser Wortspieler, dabei Geschichts- und Lateinstudent mit Ziel Lehramt aus Heidelberg, und Sulaiman Masomi aus Paderborn, ein Chronist der Strapazen des Alltags und im Auftrag des Goethe-Instituts weltweit aktiv als Botschafter der deutschen Literatur.
Das die Größen der Literaturgeschichte personifizierende Team vom Theater Heilbronn geht mit fünf Akteuren seines in zahlreichen Aufführungen nervengestählten, sprach- und darstellungsgewandten, über den Heilbronner Bühnenrand hinaus bekannten und bewährten Ensembles ins Wortrennen. Das sind Luise Schubert, Oliver Firit, Peter Volksdorf, Sebastian Weiss und Frank Lienert-Mondanelli. Man darf gespannt sein, wer letztlich überlebt – die lebenden oder die toten Dichter…
Für die musikalischen Akzente des Abends sorgt der Heidelberger Jo Bartmes (die Heilbronner kennen ihn als musikalischen Leiter und Komponisten der Kultinszenierung »Eine Sommernacht«). Seine Band: Fola Dada (vocals), Jo Bartmes (organ, whistling, voc), Frank Spaniol (bassclarinet, effects), Sebastian Merk (drums). Virtuos bringt die Formation die unterschiedlichsten Stilrichtungen und Arrangements mit-, in- und gegeneinander ins Schwingen, von Nu-Jazz, Neo-Soul, Progressive Pop, Drum&Bass bis zu Filmmusik und Indie-Beat.
Reinold Hermanns
Veranstaltung:
Komödienhaus
Theater Heilbronn,
18. Januar 2013,
20.00 – ca. 23.00 Uhr
Sendung:
26. Januar 2013,
20.03 – 22.00 Uhr
SWR2
*Fröhöliche Weihnacht überall*
wünschen wir den Freunden des Theaters Heilbronn. Feiert schön im Kreise Eurer Lieben, findet Zeit für Muße, lasst Euch reich beschenken und genießt den guten Weihnachtsbraten. Falls Ihr noch auf der Suche nach einem Geschenk seid: Auch am 24. Dezember ist unser Besucherservice noch bis 13 Uhr geöffnet. Da gibt es viele Geschenkideen in allen Preisklassen.
Am 24. und 25. Dezember ist ansonsten bei uns im Haus Weihnachtsruhe. Aber schon am 26. Dezember spielen wir wieder für Euch. Vielleicht bieten die freien Tage für den einen oder anderen endlich mal wieder Gelegenheit für einen Theaterbesuch. (Aber „Wie im Himmel“ am 27. und 31.12.; „Aladin und die Wunderlampe“ am 26.12. und „Laurel und Hardy“ am 28.12 und 31.12. sind schon ausverkauft). Für alle anderen Vorstellungen gibt es noch Karten, auch im Online-Shop unter www.theater-heilbronn.de