Es gehört zu den schönsten Momenten von Theaterschaffenden, wenn sich das Publikum zum Beifall von den Plätzen erhebt und ausdauernd Beifall spendet. So geschehen zu unserer Auftakt-Premiere „Das Ballhaus“, diesem Schauspielabend ohne Worte, der allein mit Tanz und nonverbalem Spiel die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts erzählt. Dieser Moment der stehenden Ovationen gleicht einer großen Umarmung zwischen Ensemble und Publikum. Einige Premierengäste haben bereits auf der Premierenfeier verkündet, dass sie dieses Stück, bei dem so viel auf der Bühne passiert, dass man es keinesfalls alles erfassen kann, noch einmal anschauen wollen. Und tatsächlich haben bereits am Montag die ersten schon wieder Karten für eine der nachfolgenden Vorstellungen geordert.
„Die Zoogeschichte“ am zweiten Abend, dieses feine, intelligente Kammerspiel von Edward Albee in der Inszenierung von Alejandro Quintana mit den beiden Schauspielern Tobias Weber und Raik Singer, wurde nicht minder intensiv beklatscht. An beiden Abenden war übrigens eine Kritikerin von einer großen überregionalen Theaterzeitschrift in Heilbronn, die sich einen Eindruck verschaffen wollte. Und die hat uns zu unserem tollen Publikum gratuliert, das so intensiv zuschaut und zuhört und ein Gespür für feinste Nuancen hat.
Auch der dritte Abend des Auftaktwochenendes, der„Ritter Ludwig“, war sehr fein und wurde von den Zuschauern gefeiert. Ein Lustspiel mit ernsten Untertönen, das vom würdigen Altern und von verpassten Lebenschancen erzählt und zeigt, dass es nie zu spät ist, einen neuen Weg einzuschlagen, wenn man sich auf dem alten verrannt hat. Hier sah man so manchen im Publikum verstohlen die Augen auswischen – wobei nicht ganz klar wurde, ob es Lachtränen oder Tränen der Rührung waren, die das Spiel der Kolleginnen und Kollegen aus der Komödie im Marquardt hervorriefen.
Silke Zschäckel, Pressereferentin
Foto: Fotostudio M42