Im Beifallsrausch in die neue Spielzeit

Es gehört zu den schönsten Momenten von Theaterschaffenden, wenn sich das Publikum zum Beifall von den Plätzen erhebt und ausdauernd Beifall spendet. So geschehen zu unserer Auftakt-Premiere „Das Ballhaus“, diesem Schauspielabend ohne Worte, der allein mit Tanz und nonverbalem Spiel die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts erzählt. Dieser Moment der stehenden Ovationen gleicht einer großen Umarmung zwischen Ensemble und Publikum. Einige Premierengäste haben bereits auf der Premierenfeier verkündet, dass sie dieses Stück, bei dem so viel auf der Bühne passiert, dass man es keinesfalls alles erfassen kann, noch einmal anschauen wollen. Und tatsächlich haben bereits am Montag die ersten schon wieder Karten für eine der nachfolgenden Vorstellungen geordert.

„Die Zoogeschichte“ am zweiten Abend, dieses feine, intelligente Kammerspiel von Edward Albee in der Inszenierung von Alejandro Quintana mit den beiden Schauspielern Tobias Weber und Raik Singer, wurde nicht minder intensiv beklatscht. An beiden Abenden war übrigens eine Kritikerin von einer großen überregionalen Theaterzeitschrift in Heilbronn, die sich einen Eindruck verschaffen wollte. Und die hat uns zu unserem tollen Publikum gratuliert, das so intensiv zuschaut und zuhört und ein Gespür für feinste Nuancen hat.

Auch der dritte Abend des Auftaktwochenendes, der„Ritter Ludwig“, war sehr fein und wurde von den Zuschauern gefeiert. Ein Lustspiel mit ernsten Untertönen, das vom würdigen Altern und von verpassten Lebenschancen erzählt und zeigt, dass es nie zu spät ist, einen neuen Weg einzuschlagen, wenn man sich auf dem alten verrannt hat. Hier sah man so manchen im Publikum verstohlen die Augen auswischen – wobei nicht ganz klar wurde, ob es Lachtränen oder Tränen der Rührung waren, die das Spiel der Kolleginnen und Kollegen aus der Komödie im Marquardt hervorriefen.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Foto: Fotostudio M42

Jagdsaison im Central Park

Edward Albees Erstling »DIE ZOOGESCHICHTE« eröffnet heute um 20 Uhr die Saison in den Kammerspielen.

Endlich Wochenende! Endlich Sonntag! Ausschlafen, Ausspannen, Arbeitslos für einen Tag! Viele Menschen wissen schon montags, wie sie den Tag, an dem selbst Gott sich eine Pause gönnte, verbringen. Auch Peter, Vertreter der amerikanischen Mittelklasse und ein mit sich und der Welt zufriedener Verleger mit einer Frau, zwei Töchtern, zwei Katzen und zwei Wellensittichen, schnappt sich an einem sonnigen Sonntagnachmittag ein Buch, setzt sich im nahe gelegenen Central Park auf eine Bank und beginnt zu lesen. Die Vögel zwitschern, der Rasen grünt, ein leichter Wind weht. Doch plötzlich …: »Ich war im Zoo.« Eine scheinbar harmlose Feststellung, mit der Jerry, ein isoliert lebender und von Problemen heimgesuchter Mensch, der in einer Pension unter äußerst fragwürdigen Bedingungen lebt, Peter bei seinem Lesevergnügen stört. Was will die merkwürdige Person von ihm? Peter versucht, den kauzigen Typen zu ignorieren, doch Jerry schafft es, den Familienvater gekonnt in ein Gespräch zu verwickeln an dessen Ende klar ist, dass es für einen von beiden keinen Montag mehr geben wird. Doch was passiert? Herzinfarkt? Selbstmord? Oder gar Mord? Und wer wird in Edward Albees Erstlingswerk von 1958 das Zeitliche segnen? Gründe und Motive für ein Verbrechen gibt es genug. Einerseits ist es nachvollziehbar, dass Peters Herz schneller schlägt, wenn ein penetranter Störenfried plötzlich auftaucht und ihm ein Gespräch über den guten alten Norden aufdrängen will. Zu allem Überfluss macht Jerry ihm auch noch das geliebte Pfeiferauchen madig, indem er Peter auf die Langzeitfolgen des Tabakkonsums aufmerksam macht. Es ist weiterhin auch nur zu verständlich, wenn Peter in Rage gerät, weil Jerry ihm sein gut situiertes Leben vorwirft, gar anfängt, die sich dahinter verbergende Trostlosigkeit und Mittelmäßigkeit aufzudecken. Da würde doch wirklich jeder aus der Haut fahren, wenn ein völlig Fremder behaupten würde, man hätte sein ganzes Leben lang nur Kompromisse gemacht und hätte nie genug Mumm in den Knochen gehabt, seinen Willen durchzusetzen. Da kann man(n) schon mal seine guten Manieren vergessen und … Anderseits ist Jerry ein gewisses Aggressionspotential auch nicht abzusprechen, schließlich hat er schon versucht, den Hund der Nachbarin zu vergiften. Außerdem macht er den Eindruck eines Kleinkriminellen auf Peter. Bestimmt ist der Typ auch noch bewaffnet! Mit sprachlicher Brutalität zwingt Jerry Peter seine Lebensgeschichte auf, erzählt von seiner schweren Kindheit, seiner miserablen Wohnsituation, seiner Einsamkeit, seiner Sehnsucht nach einem tiefgründigen Gespräch. Jerry hat nie auf der Sonnenseite des Lebens gestanden und scheint zu allem bereit.
Zwei Welten prallen an diesem sonnigen Sonntagnachmittag im Central Park aufeinander. Wer ist Jäger? Wer Gejagter? Am Ende offenbart sich ein grausamer Plan, dessen Erfüllung in einem Unglück endet.
Die Legende besagt, dass Edward Albee in der Nacht seines 30sten Geburtstages die Entscheidung traf, seine Stelle als Laufbursche bei der Western Union zu kündigen, um Theaterautor zu werden. Also »lieh« sich Albee eine Schreibmaschine seines Noch-Arbeitgebers aus und begann zu tippen. Nach 3 Wochen war sein Debütstück »The Zoo Story« fertig. Der Grundstein für seine Karriere als einer der erfolgreichsten amerikanischen Theaterautoren war gelegt. Das meistgespielteste (und bekannteste) Stück des heute 83-jährigen ist allerdings nach wie vor »Wer hat Angst vor Virginia Woolf?«.Welches seiner knapp 30 Stücke gefällt Albee selbst am besten? »Immer das, welches ich noch nicht geschrieben habe. Bei diesem Stück konnte ich noch keinen Fehler machen.«

Stefanie Symmank, Dramaturgin

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Spannung steigt vor den ersten Premieren – das ganze Theater im Endprobenfieber

Bei uns steigt gerade die Spannung, denn es ist die sogenannte Endprobenwoche. In wenigen Tagen starten wir mit den ersten Premieren in die neue Spielzeit. Mit dem „Ballhaus“, diesem opulenten Tanz-Schauspiel, der „Zoogeschichte“, einem feinen Kammerspiel, und der Komödie „Ritter Ludwig“ erleben die Zuschauerrinnen und Zuschauer ein Kontrastprogramm. Man kann die Spannung, die während der Endproben am Theater herrscht, fast mit den Händen greifen. In dieser Woche werden alle Elemente, die eine Inszenierung ausmachen, zusammengefügt. Also Kostüm, Maske, Licht, Ton, Originalrequisiten – darin oder damit müssen sich die Schauspielerinnen und Schauspieler jetzt zurecht finden. Im „Ballhaus“ sitzen die Choreografien bereits. Jetzt werden die schnellen Kostüm- und Maskenwechsel geprobt – eine große Herausforderung auch für die Kolleginnen und Kollegen hinter den Kulissen. Die Band steht mit auf der Bühne und spielt live. Unsere Beleuchtungsabteilung zaubert mit dem Licht und gibt dem Ballsaal, in den sich unsere Bühne verwandelt hat, die richtige Stimmung. In der „Zoogeschichte“ geht es vor allem darum, die Konzentration, die dieses feine Kammerspiel verlangt, immer wieder aufzubauen. Alejandro Quintana setzt noch einmal die „Goldfeile“ an, um die Konturen der Inszenierung weiter zu verschärfen.

Eine der letzten Proben vor der Premiere ist die Fotoprobe. Dann gehen unsere beiden Hausfotografen Katja und Thomas vom Fotostudio m 42 mit diversen Kameras ausgerüstet hinein und halten die Inszenierungen fest. Das ist dann auch für uns von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit die Gelegenheit, die Inszenierung schon mal anzuschauen. Ein wirklich aufregender Moment. Und ganz besonders schön ist es dann zu sehen, wie sich die Inszenierung in den wenigen Proben bis zur Premiere dann noch weiterentwickelt.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Zoogeschichten und Katerfreuden

Tierisch gut! Das Theater Heilbronn! Am Samstag hat „Die Zoogeschichte“ in den Kammerspielen Premiere und auch das Große Haus wird bald von einem Vierbeiner in Stiefeln in Beschlag genommen. Gut eine Woche vor Probenbeginn zu unserem diesjährigen Weihnachtsmärchen „Der gestiefelte Kater“ macht passend dazu eine Katze aus Mannheim überregionale Schlagzeilen. Wuschel heisst die Kami-Katze und soll angeblich eine Frau angegriffen und mit Biss- und Kratzwunden verletzt haben. Wir wissen nicht, was an der Geschichte der „Monster-Katze“ dran ist, aber wir können hier, heute und jetzt schon mal versprechen, dass unser Kater, der zum ersten Mal am 13. November über die Bühne stiefeln und die Kinder begeistern wird, ein ganz liebes und zutrauliches, man kann fast sagen, heldenhaftes Tier ist. Schließlich will er nur das Beste für sein Herrchen und Freund Gustav, dem das Leben gerade etwas übel mitspielt. Der findige Kater behält zwischen dem jammernden Gustav, dem verwirrten König und dem bösen Zauberer immer einen coolen Kopf und beschert Hans am Ende das große Glück. Diese zauberhafte Geschichte kann man nicht in der Zeitung lesen, sondern muss man gesehen haben!

Stefanie Symmank, Dramaturgin