Die Theaterclubs treffen sich wieder

Unsere Theaterclubs haben mit ihren Proben begonnen. Ich war dabei und gebe heute einen Einblick in die ersten Treffen, die endlich wieder hier vor Ort im Theater stattfinden können. Nach fast 2 Jahren wurde das aber auch Zeit! In der letzten Spielzeit fanden die Clubs zum ersten Mal online statt. Das hat auch gut funktioniert, und gemeinsam konnten die Theaterpädagoginnen und die Clubmitglieder tolle Stücke erarbeiten, aber letztlich ist es für alle nicht das gleiche, wie live und in Farbe miteinander zu spielen. „Vor Ort hat man einfach andere Möglichkeiten. Mehr Möglichkeiten auch, mit Körperlichkeit und Raum zu arbeiten. Man ist sich insgesamt näher, hat einen anderen Austausch und das Spielen ist noch dynamischer“, erzählt Schulreferentin Anna-Lena Weckesser, die den Club der 13- bis 16-Jährigen betreut.

Die Mitglieder des Theaterclubs für 9-12-Jährige machen sich Gedanken zum Spielzeitmotto »Wi(e)dersprechen« – gemeinsam mit Schauspielerin Nora Rebecca Wolff.

Wie wichtig diese Dynamik untereinander und das Einnehmen von Raum für die Arbeit der Clubs sind, erlebe ich bei meinem Besuch in den Theaterclubs hautnah. Theaterpädagogin Christine Appelbaum leitet gemeinsam mit der Schauspielerin Nora Rebecca Wolff den Club der 9- bis 12-Jährigen. An diesem Tag steht das Thema Emotionen auf dem Plan. Alle Kinder laufen kreuz und quer durch den Probenraum und nehmen dabei verschiedene Emotionen an. Mal sind sie fröhlich und hüpfen munter durch die Gegend, mal schlurfen sie traurig über’s Parkett, um dann wieder selbstbewusst-mutig mit erhobener Brust zu stolzieren.
Im Club der 16- bis 27-jährigen, den die Theaterpädagogin Natascha Mundt und der Schauspieler Andreas Schlegel betreuen, gestaltet sich dieser Raumlauf etwas anders, denn hier steht heute der Körper im Fokus. So sollen sie in unterschiedlichen Geschwindigkeiten den Raum durchqueren, aber alle so synchron wie möglich. Nach einer kleinen Übungsrunde wird wild zwischen verschiedenen Tempi hin und her geswitcht – vom Rennen geht es prompt ins Schneckentempo und dann wieder ins hastige Eilen oder gemächliche Schlendern. Anschließend macht sich die Gruppe auf die Reise und läuft über den Mond, durch Treibsand und über Scherben. Besonders unterhaltsam wird es für mich als Beobachterin, als sich die jungen Erwachsenen in Paaren durch den Raum bewegen und die hintere Person die vordere imitiert. Da wird zwischen den Säulen entlang getänzelt, sich plötzlich geduckt, um gleich darauf hoch in die Luft zu springen, oder der Raum wird kurzerhand zum Catwalk.

Wer traut sich als nächstes ins Rampenlicht?

Nach diesen Übungen zum Ankommen folgt ein weiterer, ganz wichtiger Aspekt der Theaterclubs, der bei den Online-Treffen ganz eindeutig zu kurz kam: Das Erlebnis, auf einer echten Theaterbühne zu stehen. Heute probieren die Jugendlichen sich zum ersten Mal aus und trauen sich, jeweils einzeln eine Weile einfach stumm auf der Bühne zu stehen. Im Rampenlicht, vor den restlichen Clubmitgliedern, ganz alleine und im Mittelpunkt. Das kostet noch einige Überwindung und Frederik gibt zu, „dass die Zeit dort auf der Bühne plötzlich viel langsamer vergeht und auch ein kleiner Erwartungsdruck entsteht, wenn alle Augen auf dich gerichtet sind.“ Und auch im Club der 9-12-Jährigen geht es heute das erste Mal auf die Bühne: einen Zungenbrecher vorlesen. Und als wenn das noch nicht schwer genug ist, sollen die Kinder ihn noch mit einer der zuvor erprobten Emotionen vortragen. Und das machen sie bereits sehr überzeugend. In diesem Punkt profitieren die Mitglieder ganz klar von den Live-Treffen, denn hier wird auch ihr Selbstbewusstsein geschult und sie bewegen sich vielleicht auch ein wenig aus ihrer Komfortzone heraus. Die 10-jährige Uljana freut sich ganz besonders, denn sie macht beim Theaterclub mit, weil sie Theater so gerne mag und auch mal selbst auf der Bühne stehen möchte.

Zum Abschluss der Clubtreffen geht es jeweils nochmal in Kleingruppen auf die Bühne. Die Kinder spielen kleine Szenen vor, die sie sich zu gemeinsam bestimmten Szenarien in kürzester Zeit selbst ausgedacht und einstudiert haben. Im Club von Natascha Mundt dürfen die jungen Erwachsenen lebende Power-Point-Präsentationen halten. Hierbei erklärt immer eine Person, was auf dem Bild zu sehen ist, und die übrigen stellen das Präsentierte als Standbild dar. Alle setzen das wirklich gut um und bringen viel Humor und Witz ein.

Die Jugendlichen spielen eine selbstausgedachte Szene zum Thema »den Eltern widersprechen«.

Nachdem bei diesen ersten Treffen erstmal die Grundlagen in Sprechen, Körperarbeit, Improvisation und Schauspiel von den Teilnehmenden ausprobiert werden konnten, werden sie nach der Weihnachtspause langsam beginnen, inhaltlich in die Stückentwicklung einzusteigen für ihre Aufführungen im Mai. Hier dreht sich dann thematisch alles um unser Spielzeitmotto, das »Wi(e)dersprechen«, das die einzelnen Clubs auf ihre eigene Art und Weise auf der Bühne umsetzen werden. »Der Theaterclub ist mein kleines Highlight der Woche geworden«, freut sich Anna-Lena Weckesser. Und hofft, dass alle Clubs sich auch im neuen Jahr weiterhin vor Ort treffen können und letztlich auch ihr entwickeltes Stück auf der Bühne der BOXX präsentieren können. Und auch ich werde mir das sicher nicht entgehen lassen.

Clubszene digital

Die Theaterclubs am Theater Heilbronn gehen trotz Pandemie und damit einhergehender geschlossener Theater weiter. Wie das geht? Theater ist doch so nah, so unmittelbar? Die direkte Erfahrung zwischen den Akteuren und den Zuschauern. Genau das haben sich zu Spielzeitbeginn auch die drei Theaterpädagoginnen Christine Appelbaum, Natascha Mundt und Anna-Lena Weckesser gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Evelyn Döbler gefragt. Und sich bewusst dazu entschieden, das Wagnis »Online-Theaterclub« einzugehen. Also treffen sich seit Ende Oktober die vier Clubs wöchentlich über eine Konferenzplattform, um hier gemeinsam den digitalen Raum als Spielfläche zu nutzen.

Der Kinderclub bei den Proben.

Erstaunlicherweise ist das gar nicht ein so großer Unterschied zum realen Proben in den Clubs. Mittlerweile haben sich die Teilnehmer gut als Gruppe zusammengefunden, obwohl sich fast noch niemand davon in der wirklichen Welt getroffen hat. Erste Schauspielübungen für den Körper und die Stimme gingen den Clubbern gut von der Hand. Sie konnten sogar ihren Raum erfahren, indem sie ausprobiert haben, was die Kamera alles so aufzeichnen kann.

Momentan probieren sich alle Clubs an der Kunst des Improvisierens. Hier gilt es, spontan zu sein, sich auf die Situation und seine Mitspieler einzulassen, Kompromisse einzugehen und mit Lust jedes gemachte Angebot der Mitspieler anzunehmen und zu nutzen. Vielleicht befindet man sich so plötzlich in einem Opern-Western, findet auf einem fernen Planeten einen Gegenstand, den man klassifizieren soll oder muss einen gekauften Gegenstand im Laden umtauschen, obwohl man keine Ahnung hat, was man da eigentlich gerade zurückgeben will. Lacher sind also auch auf die Ferne unter den Teilnehmern garantiert und das bindet auch wieder die Gruppe ein Stück mehr zusammen.

Der Teensclub in Aktion.

Kernstück unserer Clubarbeit am Theater Heilbronn ist jedes Jahr das gemeinsame Erarbeiten eines eigenen Stücks, das die Clubber unter theaterpädagogischer Anleitung selbst schreiben. In dieser Spielzeit  beschäftigen sich alle mit dem Spielzeitmotto »Paradise Lost«, das geradezu gespenstisch zur aktuellen Lage passt.

Durch Improvisationsspiele und -übungen und Gesprächsrunden sammeln die Teilnehmer ihr Material, aus dem dann später ein Stück entstehen soll. Ob dies dann analog in der BOXX zu sehen sein wird, oder ob wir uns dazu auch eine digitale Alternative ausdenken, steht momentan noch in den Sternen. Wir freuen uns aber auf beides und machen aus der Not eine Tugend.

Ein Blick in die Proben des Jugendclubs.

Ein Blick in die Clubszene

von Hanna Kimmerle

Hanna Kimmerle, 18 Jahre, hat eine Woche als Praktikantin in der Theaterpädagogik verbracht, um sich besser orientieren zu können, worauf die Wahl ihres Studienganges fallen soll. Hier berichtet sie von ihren Eindrücken, die sie in den Proben unserer verschiedenen Jugendclubs gewonnen hat.

»Was haben wir gesehen? Was hätten wir uns gewünscht?« Diese beiden Fragen stellen sich die jüngsten Theaterclubmitglieder immer, um nach den Improvisationsspielen das Gesehene zu reflektieren.

Erstes Kennenlernen der Clubs im Oktober 2019.

Ich durfte im Zuge eines Praktikums  eine Woche lang in den abwechslungsreichen Arbeitsalltag der Theaterpädagoginnen und damit auch in die Theaterclubs reinschnuppern. Jetzt, wo die Woche vorbei ist frage auch ich mich: »Was habe ich gesehen? Was hätte ich mir gewünscht?«

Am Montag durfte ich die Theaterpädagogin Christine Appelbaum, die zusammen mit Schauspieler Marek Egert den Kinderclub leitet, begleiten. Begonnen hat die Stunde mit verschiedenen Spielen zum Aufwärmen, deren Ziel es war, die Kinder dazu zu bringen, spontan auf Impulse zu reagieren und nicht alles zu filtern bevor sie es sagen. Das war eine wichtige Vorbereitung auf die Improvisation, die am Ende der Stunde stattfand. Bei dieser ist es eine besondere Herausforderung für die kleinen Schauspieler, unvermittelt aufeinander zu reagieren und wahrzunehmen, wo gerade der Fokus liegt. Ich war sehr begeistert, was für tolle und lustige Ideen die Kinder spontan auf die Bühne gebracht haben.

Auch Christine Appelbaums Stil, die Gruppe zu leiten, hat mich beeindruckt. Es herrscht eine sehr angenehme lockere Atmosphäre, in der die Kinder sich sehr wohlfühlen, Spaß haben können und gleichzeitig viel dazulernen. Nach jeder Szene, die auf der Bühne gezeigt wird, besprechen die Kinder die Fragen: »Was habe ich gesehen? Was hätte ich mir gewünscht?«. Die Schauspieler bekommen direkt Feedback und allen wird klar, worauf sie auf der Bühne achten sollen.

So lernen die Kinder spielerisch und durch viel Reflexion, auf was es beim Theater spielen ankommt.

Diese »schauspielerischen Basics« bringen die 12-15 Jährigen im Teensclub teilweise schon mit. Daher kann hier eine konkretere Vorbereitung auf das Stück im Vordergrund stehen. Während Schauspielerin Juliane König und Schulreferentin Anna-Lena Weckesser, die den Club leiten, schon Ideen der Kinder, die bei der Improvisation aufkommen, festhalten, um sie später für die Stückentwicklung zu verwerten, lernen die Teilnehmer durch verschiedene Übungen Fähigkeiten, die sie später in der Inszenierung brauchen werden. Beispielsweise sollten sie bei einer Aufgabe ihrer Fantasie freien Lauf lassen und Gegenstände verkörpern, da später im Stück das personifizierte Internet eine tragende Rolle spielen soll. Die besondere Herausforderung bei dieser Altersgruppe ist es, dass die Kinder lernen, sich selbst auch mal nicht so ernst zu nehmen, einfach drauf los zu spielen und den Kopf mal abzuschalten.

Um das aus den Kindern herauszukitzeln wirft Juliane sie auch mal ins kalte Wasser oder in Situationen, die ihnen im ersten Moment unangenehm sind. Wenn sie dann warm werden und sich trauen, kommen sehr tolle kreative Szenen zustande.

In der Clubszene treffen die verschiedenen Clubs aufeinander und entwickeln gemeinsam kleine Szenen.

Diese Fähigkeit, sich selbst nicht so ernst zu nehmen und Hemmungen beim Theater spielen abzuschalten haben die Mädels im Jugendclub schon gelernt. Das merkt man bereits beim Aufwärmen. Wie kleine Kinder das automatisch tun, lassen die Jugendlichen sich auf Spiele und Musik ein und stellen den Spaß an die erste Stelle. Da sie sowohl diese Lockerheit als auch ein wenig Schauspielerfahrung schon mitbringen, kann hier die Stückentwicklung im Vordergrund stehen. Nachdem Natascha Mundt (Theaterpädagogin) und Malin Kemper (Schauspielerin) den Mädchen Impulse gegeben haben, besprechen sie selbstständig, welche Themen ihnen am Herzen liegen und welche sie gerne in ihr Stück einbauen wollen, sowie die Frage wo sie sich und die Welt in der Zukunft sehen. Sie entwickeln Szenen und haben viel Spaß daran, hierbei ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.

Jeder der drei Theaterclubs hat mir auf seine eigene Art und Weise unheimlich gut gefallen. Ich habe alles gesehen was ich mir gewünscht habe. Meine Erwartungen an das Praktikum wurden voll erfüllt. Ich durfte die Theaterpädagogik bei ihrer täglichen Arbeit begleiten und konnte mir so einen umfassenden Einblick über ihre Arbeit verschaffen. Es hat mir bei der Entscheidung für mein Studium geholfen, denn ich will auf jeden Fall etwas mit pädagogischer Ausrichtung studieren.

Das Märchenland sucht den Super-Märchen-Star

Winterzeit ist Märchenzeit

Die BOXX-Kids bei der Erfindung ihrer Märchenfigur.

»Ich bin ein Drache. Ich bin 1000000000 Jahre alt. Am liebsten esse ich Schweine. Da ist es ganz praktisch, dass ich die dann mit meinem gespuckten Feuer direkt grillen kann.«, sagt Anton, 8 , in der ersten Castingrunde von »Das Märchenland sucht den Super-Märchenstar.« Wie, Sie haben von diesem Castingformat noch nie gehört? In den Herbstferien machten sich an zwei Tagen zwölf mutige Kinder zwischen sechs und zehn Jahren zu einer Reise ins Märchenland auf. Doch der Weg war gar nicht so einfach. In verschiedenen Castingrunden durften die Kinder ihre eigene Märchenfigur in der TheaterWerkStatt entwickeln. Dass man sich dazu auch überlegen musste, was die Märchenfigur gern in ihrer Freizeit macht oder am liebsten isst, ist ja ganz klar. So galt es dann, verschiedene Runden zu meistern: Sich vor einer Jury zu präsentieren, ein Ausstellungsobjekt in einem Märchen-Museum zu sein und hier auf viele andere Märchenfiguren zu treffen. Außerdem bauten die Märchensuperstars von morgen aus Rührlöffeln eigene Märchenfigurentheaterpuppen, die in selbst erfundenen kleinen Märchen auf der Bühne glänzen durften. Alle teilnehmenden Märchenfiguren waren so großartig, dass es der Jury um Theaterpädagogin Natascha Mundt nicht schwer fiel, alle Kinder zu Märchenlands nächstem Märchensuperstar zu küren.

Die Märchensuperstars in Aktion.

Doch das waren nicht die einzigen Teilnehmer im Märchen-Casting. Einen Ferientag gab es zudem auch noch im Kinder- und Familienzentrum Augärtle in der Heilbronner Nordstadt. Nur einen Steinwurf vom Probenzentrum des Theaters entfernt treffen sich hier Kinder und Jugendliche aus der Nachbarschaft, um miteinander zu spielen, Sport zu machen, oder einfach nur um zu chillen und eine schöne Zeit zu haben. Warum also nicht die Nachbarschaft nutzen und gemeinsam ein Ferienprojekt auf die Beine stellen, dachte sich Natascha Mundt, die Leiterin der Theaterpädagogik im Theater Heilbronn. Bestens vorbereitet waren die Augärtle-Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren auf den »Theatertag«. Die Erzieherinnen und Erzieher hatten zuvor bereits den Film DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL mit den Kindern geschaut und vorbesprochen. Ganz klar war allen Mädels also, dass sie unbedingt das Aschenbrödel sein möchten. Der einzige Herr der Runde durfte sich als Prinz so nun aus einer Vielzahl von Aschenbrödeln eine aussuchen. Wer die Wahl hat, hat die Qual… Voller Energie erfanden die Kinder gemeinsam und mit der Hilfe von Märchenkarten und Zauberluft viele verschiedene kleine Märchen, tauchten kopfüber in die Verkleidekiste des Augärtle ein und präsentierten stolz ihre eigenen Märchen vor der  Jury aus Erziehern und Theaterfachleuten.

Für die Kids waren es tolle Ferientage am Theater.

Zur Belohnung durften sich alle Kinder am 03. November die Premiere von »DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL« im Großen Haus anschauen.

Wie aus Heilbronner Lebensgeschichten Theater wird

»Man braucht gar nicht vor ein Publikum zu treten, wenn man nicht bereit ist, etwas von seiner Lebenserfahrung, seinen Gefühlen, seinen Meinungen und seiner Fantasie Preis zu geben.« Ivan

Eine Szene aus den Proben.

Im Generationenclub treffen Welten aufeinander, jung, alt, Ost, West, verwurzelt, zugezogen, Nord, Süd, nah und fern. Alle Spieler bringen ihre Lebensgeschichten und -erfahrungen mit, aus denen ein eigenes Stück entsteht.

In diesem Jahr ist die Stückentwicklung »Das Gewebe der Gegenwart braucht rote Fäden« entstanden. Orientiert am Spielzeitmotto SINNSUCHER_NoLimits haben sich die Spieler auf die Suche gemacht nach dem, was dem Leben einen Sinn gibt. Geschichten, Erfahrungen, Lebensfäden werden immer wieder verknüpft, beschreibt Andrea die Entstehung des Stückes.

Ob es Geschichten aus ihrer Kindheit in einer anderen fernen Heimat sind, Geschichten vom Ankommen, Geschichten vom Altsein, vom Jungsein. Manche Geschichten erzählen über Krieg, der sich vor über siebzig in das Leben der Menschen einschrieb, als die Erzählenden noch Kinder waren. Jetzt wird er mit den Erfahrungen junger Menschen von heute in Verbindung gebracht. Parallelen zu den Erzählungen Geflüchteter, die heute in Deutschland Schutz suchen, werden offenbar. So laufen hier jeden Mittwoch Geschichten aus vielen Ländern und Kulturen, unterschiedlicher Generationen zusammen und werden im Spiel verwoben. 

Aus den Proben.

Egal ob die Spieler seit der ersten Stunde des Generationenclubs vor sechs Jahren wie Ivan, Bruni, Beate,  Edi, Andrea und Barbara dabei oder erst in den letzten Monaten hinzugekommen sind wie Stefan, Sebastian, Alara und Sam, sie alle finden im wöchentlichen Training zueinander. In der Arbeit – mit Clubleiterin Evelyn Döbler – am eigenen Stück lernen sie alle viel über sich und die anderen und erfahren, wie aus einer willkürlichen Gruppe eine Gemeinschaft wachsen kann. Dank des Clubs, sagt Andrea, habe sie gelernt, zu sehen welches Potential in ihr selbst und auch den anderen schlummert.

Es ist die Freude, die Gemeinschaft, das gemeinsame Nachdenken, das Spielen, das Lachen, die Verbindung mit den anderen, das voneinander Lernen, was die Clubber antreibt, sich jeden Mittwoch zu treffen. Es ist das Zuhören, das Gehörtwerden, das ihnen Kraft, Hoffnung, Stärke gibt einen Platz zu finden, im Club, in der Gruppe, aber auch den eigenen Platz in der Gesellschaft besser auszuloten.  Das alles übertragen sie in ihre Stücke.

Wie Achtsam bin ich gegenüber anderen? Wie gehen wir miteinander um? Wo ist mein Platz in dieser Gesellschaft? Was können wir voneinander lernen? Was verbindet uns? Was trennt uns? Was gibt uns Halt? Wonach suchen wir im Leben? Das sind die Fragen denen sie sich gestellt haben. Jede Woche treten sie miteinander neu in Kontakt. Begegnen sich freundschaftlich mit Vertrauen, Verständnis und ihren Texten, die sie im Spiel zusammenbringen. Beharrlich und mit großem Einfühlungsvermögen für jeden einzelnen treibt Clubleiterin Evelyn Döbler die Gruppe voran. Mit Disziplin, Kraft und Kreativität suchen sie nach dem Verbindenden im Club und in der Gesellschaft. So wird der Club für sie zu einem Ort des Ankommens, der Erdung, der Einbettung im Hier und Jetzt, in Heilbronn. Ihr Stück ist der Wunsch, etwas davon hinauszutragen, von diesem Gefühl der Gemeinschaft und den Geschichten, die in ihr entstehen können.

»Das Gewebe der Gegenwart hat rote Fäden« seht Ihr am 12. Oktober um 18.00 Uhr und am 13. Oktober um 15.00 Uhr in der BOXX.