Warm gespielt – Fortbildungsreihe Theaterpädagogik

Für Sportler ist ein »Warm-Up« vor dem Spiel selbstverständlich. Aber auch in der Schule sind »Warm-Up«-Spiele ein guter Start. Sie dienen der Konzentrationsförderung oder eignen sich prima für ein Auflockern zwischendurch. Der Kopf wird wach, Körper und Stimme werden aufgewärmt und man wird warm mit der Gruppe. Fehlen nur noch die passenden Ideen dazu …

Die Theaterpädagoginnen Natascha Mundt und Simone Endres halten im ersten Teil der dreiteiligen Fortbildungsreihe »Grundlagen Theaterpädagogik« für Pädagogen jede Menge kreativen Input für »Warm-Up«-Spiele bereit.

Ein Spiel ohne Verlierer: Ziel ist es, dass sich alle Teilnehmer auf die Stühle retten können und kein Fuß den Boden berührt.
Foto: Natascha Mundt.

Mit großer Spielfreude im Gepäck versammelt sich im Oktober eine bunt zusammengewürfelte Gruppe im Salon3 zum Workshop. In lockerer Runde stellen sich die Teilnehmer kurz vor und man findet sich auf Anhieb interessant und sympathisch. Mit dabei sind unter anderem Pädagogen aus den Bereichen Sonderschulpädagogik, Fremdsprachen, Sport und Musik. Einer der Teilnehmer plant eine Theater AG an seiner Schule zu gründen, eine andere Teilnehmerin hat bereits »aus Versehen« eine gegründet.

Unter Anleitung der Pädagoginnen Natascha Mundt und Simone Endres wird das erste Spiel erklärt, das dabei helfen soll, sich die Namen der Teilnehmer besser einzuprägen. Dazu wird ein Kreis gebildet, zwei Bälle werden als Hilfsmittel benutzt. Eine Person muss sich eine andere Person aus dem Kreis heraussuchen, ihren Namen rufen und ihr den Ball zuwerfen. Nach der ersten Runde wird das Ganze in derselben Reihenfolge wiederholt. Nachdem die erste Runde gut geklappt hat, kommt der zweite Ball ins Spiel. Aber aufgepasst, der zweite Ball bekommt eine andere Reihenfolge als der erste! Gar nicht so einfach, wenn zwei Bälle durch die Luft fliegen und man sich blitzschnell daran erinnern muss, welchen Ball man welcher Person zugeworfen bzw. zuzuwerfen hat.

Konzentration erfordert auch das Assoziationsspiel. Eine Person wählt zu Beginn ein Thema (beispielsweise: Klassenarbeit) und die nächste Person darf ihrer Phantasie freien Lauf lassen und eine Assoziation zu dem vorher genannten Begriff nennen. Die Runde wird auf diese Weise fortgesetzt und es wird darüber gelacht, was für ulkige Verbindungen zu Stande kommen. Am Ende der Schock: Die Runde soll von rückwärts rekonstruiert werden und jede Person muss sich daran erinnern, was sie selbst und die Person nach ihr gesagt hat. Als Hilfe dient das Schema »ich habe x gesagt, weil du y gesagt hast«. Schließlich ist das Staunen groß, dass auch eine scheinbar so komplexe Aufgabe bewältigt werden kann. Eine schöne Idee hat auch eine Pädagogin, die vorschlägt, dass man das Assoziationsspiel gut nach einer Klassenfahrt spielen könnte und dadurch die individuellen Erinnerungen gemeinsam Revue passieren lässt.

Da es bei den Spielen viel um Kreativität geht, ist die Logik manchmal im Weg. Im nächsten Spiel wird daher bewusst mit logischen Denkmustern gebrochen. Eine Person darf pantomimisch eine Situation vorspielen (z.B. einen Kuchen backen). Eine andere Person muss daraufhin fragen »Was machst du?«. Die spielende Person muss auf die Frage hin eine komplett andere Tätigkeit nennen als sie gerade ausführt (z.B. Wäsche waschen statt Kuchen backen). Für die fragende Person ist die Antwort das Stichwort, denn nun muss sie selbst pantomimisch aktiv werden. Sie wird wiederum von der nächsten Person gefragt »Was machst du?« und muss eine möglichst skurrile Antwort geben. Auch hier entstehen lustige Situationen:

A: (hampelt wie ein Clown)

B: Was machst du?

A: (hampelt wie ein Clown) Ich unterrichte!

B übernimmt die Aussage von A und spielt einen Lehrer vor der Klasse.

C: Was machst du?

B: (gestikuliert wie ein Lehrer vor der Klasse) Ich rette die Welt!

Die Theaterpädagoginnen erklären, dass es bei allem nicht um ein Schwarz-Weiß-Denken in »richtig« und »falsch« geht. Insgesamt soll den Kindern die Angst genommen werden, Fehler zu machen. Denn nur, wer etwas riskiert und Fehler macht, kommt durch die Erfahrung weiter und kann sich weiterentwickeln.

Am Ende des Workshops wird es ganz schön kuschelig. »Wir spielen Reise nach Jerusalem«, kündigt Natascha Mundt an, »allerdings mit neuen Spielregeln«. Das Spiel heißt dann »Reise nach New York«. Verlierer gibt es keine, die einzige Challenge ist, dass sich alle Teilnehmer auf die Stühle retten können und kein Fuß den Boden berührt. Leichter gesagt als getan, wenn am Ende nur noch zwei Stühle übrig sind, auf die sich eine ganze Gruppe drapieren muss. Eine riesen Gaudi ist es allemal!

Diese und noch viel mehr Bewegungs- und Konzentrationsspiele gab es im Oktober 2022 beim ersten Teil
»Theaterpädagogik 1: Warm-Up« der dreiteiligen Fortbildungsreihe »Grundlagen Theaterpädagogik«.
Klingt spannend? Dann sei unbedingt bei Teil 3 dabei:

Theaterpädagogik 3: Improvisation
Mi., 01.03.2023, 17:00 – 19:00 Uhr

Außerdem bieten wir verschiedene Schwerpunkt-Fortbildungen an:

Schwerpunkt-Fortbildungen

Philosophieren mit Kindern:
24.03.2023, 17:00 – 19:00 Uhr

Bewegung im Raum:
17.05.2023, 17:00 – 21:00 Uhr

Drama im Unterricht zum Anfassen:
14.06.2023, 17:00 – 21:00 Uhr

Mehr Informationen findest du hier.

Was Größe wirklich bedeutet

Kita-Workshop zum neuen BOXX-Stück »Von Maus und Mond oder Wer ist der Größte?«

Was machen denn so viele Kinder am Montagmorgen im Theater? Psst, zu viel dürfen wir nicht verraten, denn was sich hier abspielt, ist streng geheim. »Ihr seid heute unsere Experten«, erklärt die Theaterpädagogin Natascha Mundt den Kindern. Sie dürfen heute eine Probe eines Stücks sehen, das zuvor noch niemand gesehen hat. Für das neue BOXX-Stück ab 3 Jahren sind die Kinder genau die richtigen Kritiker, auf deren Meinung es ankommt.

Die Kinder zeigen der Theaterpädagogin Natascha Mundt, wie groß sie sich machen können.
Eluki (Nora Rebecca Wolff) und Jonas (Andreas Schlegel) in Aktion. Wer gewinnt das Schnick-Schnack-Schnuck-Duell?

Zum Kennenlernen setzt sich die Theaterpädagogin mit den Kindern in einen Stuhlkreis und lässt sie Mutmaßungen über das Stück anstellen. Vier der Kinder erzählen stolz, schon einmal im Theater gewesen zu sein. Der Titel des Stücks »Von Maus und Mond oder Wer ist der Größte?« weckt in einem Kind die Assoziation, dass Riesen in dem Stück vorkommen werden. Um Größe geht es allemal, und Natascha Mundt fordert die Kinder auf, sich der Größe nach aufzustellen, um herauszufinden, welche Kinder die Größten aus der Gruppe sind. Kurz darauf dürfen die Kinder noch einmal aktiv werden und vorführen, wie es aussehen würde, wenn es ganz heiß oder ganz kalt ist, wenn sie durch hohen Schnee stapfen oder eine Maus oder ein Hase wären. Mit dieser Übung werden die Kinder bestens auf das Stück eingestimmt, das im eisigen Kanada spielt. Auch die Kostüme von Nora Rebecca Wolff (»Eluki«) und Andreas Schlegel (»Jonas«) sind an das kühle Wetter angepasst. Die Schauspieler tragen mehrere Schichten dicker Kleidung und sind in Schal, Handschuhe und Mütze gepackt.

Die nächsten 20 Minuten dürfen die Kinder einen Ausschnitt aus dem Stück sehen. Ganz gespannt beobachten sie das Geschehen auf der Bühne, an manch einer Stelle ist es so spannend für den einen oder die andere, dass sich ein Kind nicht mehr auf dem Stuhl halten kann und im Stehen weiterschaut. Für Lacher sorgen vor allem die wilden Verrenkungen der Schauspieler, wenn es darum geht, wer der Größte der beiden ist, sowie Nora Rebecca Wolffs gekonnt vorgetragener »Hasendialekt«. Lustig wird es für die Kinder auch, als Eluki in ein Schneeloch fällt und nur noch die Fußsohlen aus dem Loch hervorragen. Angst hatten die Kinder nie, wie sie später in der Nachbesprechungsrunde versichern, jedoch gab es eine Stelle, an der sie gemeinsam mit dem Jungen Jonas zusammenzuckten, der eigentlich nur die Babyrobbe streicheln wollte, aber von seiner Begleiterin lautstark erschreckt wurde. In der Runde wird gemeinsam rekapituliert, was der Reihe nach im Stück geschah. Auf die Frage, wie es in dem Stück weitergehen soll, haben die Kinder sofort ein paar kreative Ideen parat: Die Geschichte soll »100 Jahre weitergehen«, »ein Einhorn soll sterben«, «das Eis soll trotz Sonne nicht schmelzen« und es sollen Iglus und Elfen darin vorkommen. Abschließend dreht sich alles um die Frage, ob es denn nun wichtig sei, wer der Größte ist. Ein Kind hat darauf die perfekte Antwort: Nein, das sei nicht wichtig, »die Größeren sind größer und deshalb stärker, aber die Kleineren sind noch stärker«.

»BOXX|Labor« – Ein theatrales Experiment kommt auf die BOXX-Bühne

In dieser Spielzeit wagt sich unser gesamtes BOXX-Team an ein ganz besonderes Experiment: Eine Stückentwicklung, an der alle Mitwirkenden gleichberechtigt teilhaben und sich einbringen, und bei deren Entstehung auch mehrere Schulklassen eine besondere Rolle spielen. Dieses »BOXX|Labor« steht unter dem Thema »Meine Kultur. Deine Kultur. – Passt das zusammen?«. Wie funktioniert dieses theatrale Labor? Was haben die Schulklassen damit zu tun? Und was ist überhaupt Kultur?

Verschiedene Seile sind Teil des Bühnenbildes vom »BOXX|Labor«.

Was ist Kultur? Diese Frage stand zu Beginn der Arbeit am »BOXX|Labor«. Gemeinsam mit der Leiterin des Jungen Theaters Nicole Buhr, der Regieassistentin Stefanie Roschek und der Dramaturgin Deborah Raulin erkundeten die BOXX-Schauspielerinnen und -Schauspieler Rouven Klischies, Andreas Schlegel und Nora Rebecca Wolff die Ursprünge, Eigenheiten und Merkmale von Kultur allgemein und von ihrer eigenen Kultur. Los ging alles mit einem gemeinsamen Essen im September 2021, bei dem alle Gerichte aus ihren Heimatregionen besteuerten – denn auch Essen kann Kultur sein! Über unzählige Diskussionen, Improvisationen und Recherchen, das Lesen von wissenschaftlichen Texten, das einander Zuhören und Zuschauen, das Einfangen und Weiterdenken von Ideen haben sie das Thema von allen Seiten beleuchtet und in eine sinnliche Theatersprache übersetzt. Alle konnten sich gleichberechtigt mit ihren Gedanken, szenischen Ideen und selbstgeschriebenen Texten einbringen.

So sah das Brainstorming zu Beginn der Stückentwicklung aus. Foto: Johannes Buchholz

Die Idee hinter diesem Theaterexperiment war der Wunsch von Nicole Buhr und der Abteilung Theaterpädagogik, einen neuen Raum für Austausch mit dem Publikum zu schaffen und ein Stück zu entwickeln in engem Kontakt zu denen, die dieses dann später auch ansehen werden. So kann auch das berücksichtigt werden, was das Publikum beschäftigt. Was denken Jugendliche über das Thema? In Anlehnung an die Lehrpläne der Schulen und aktuelle Diskurse viel die Wahl für die Thematik des ersten »BOXX|Labor« schnell auf Kultur. Die Schulklassen beschäftigen sich zum Beispiel im Ethik- oder Geschichtsunterricht mit den Fragen: Was macht Kultur aus? Wie entstehen und entwickeln sich Kulturen?

Vier Schulklassen mit Schülerinnen und Schülern ab 12 Jahren haben im Rahmen von »BOXX|Labor« Workshops zum Thema Kultur besucht, die unsere Theaterpädagoginnen gemeinsam mit dem »BOXX|Labor«-Team durchgeführt haben. Auch in diesen Workshops wurde zunächst einmal gesammelt, was die Schülerinnen und Schüler mit dem Begriff ›Kultur‹ verbinden. Dann haben sich die Klassen in Kleingruppen mit den Hauptfragen beschäftigt, die sich auch das Team selbst zu Beginn der Stückentwicklung gestellt hatte: Was mag ich an meiner Kultur? Was mag ich nicht an meiner Kultur? Was gibt es für Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Kulturen? Durch den Austausch mit den Schülerinnen und Schülern konnten deren Gedanken und Wünsche gehört und in die Stückentwicklung einbezogen werden. Hierbei kamen neben vielen Überschneidungen des Kulturverständnisses auch immer wieder neue Ideen dazu.

Die Ergebnisse der Kleingruppen eines Schulworkshops. Foto: Kea Leemhuis

Die Schulklassen werden dann auch eine der Vorstellungen besuchen, die immer ein Diskussions- und Reflexionsgespräch beinhalten. Das Team des »BOXX|Labor« ist schon ganz gespannt auf das Feedback der Schülerinnen und Schüler! So viel ist bereits sicher: Alle Beteiligten haben viel über das Thema Kultur gelernt. Und in der nächsten Spielzeit wird es ein weiteres »BOXX|Labor« geben, dann zu einem neuen Thema.

Vorstellungstermine »BOXX|Labor1: Meine Kultur. Deine Kultur. – Passt das zusammen?«

Donnerstag, 28.04.2022 um 11:00 Uhr (Premiere)

Dienstag, 03.05.2022 um 11:00 Uhr

Mittwoch, 04.05.2022 um 18:00 Uhr

Tickets gibt es hier: https://www.theater-heilbronn.de/programm/junges-theater/stueck-detail.php?SID=481

Kinderreporter zu Gast zur Kinderpressekonferenz

In dieser Spielzeit haben wir endlich wieder regelmäßig die Kinderreporter der Heilbronner Stimme im Haus! Ihren ersten Einsatz hatten sie jetzt zur Kinderpressekonferenz – und haben hier von unserem Team des Jungen Theaters Einführungen in die Stücke bekommen, die in dieser Spielzeit in der BOXX gezeigt werden. Dann gab es noch Infos zu unserem Workshop-Angebot und zu den Theaterclubs, bevor die Nachwuchsreporter ihre zahlreichen Fragen stellen konnten. Diese reichten von Konzeptionellem (Wer denkt sich die Workshops aus und wer sucht die Stücke aus?) über die Handwerkskunst der Schauspieler (Passt sich der Schauspieler eher der Rolle an oder die Rolle / die Figur sich dem Schauspieler?) bis hin zum allgemeinen Theaterbetrieb (Was hat das Theater im Lockdown gemacht und wie steht es eigentlich um die Barrierefreiheit?). Nicole Buhr, die Leiterin des Jungen Theaters, die Theaterpädagoginnen Natascha Mundt und Christine Appelbaum sowie die Schulreferentin Anna-Lena Weckesser wussten auf fast jede Frage eine Antwort (Wie viele verschiedene Jobs es am Theater tatsächlich gibt, das hatten wir bislang auch noch nicht genau nachgezählt!) und konnten den Kindern viele kleine Anekdoten erzählen.

Unser Team des Jungen Theaters stand den Kinderreportern Rede und Antwort (v.l. Christine Appelbaum, Natascha Mundt, Nicole Buhr, Anna-Lena Weckesser) Foto: Kea Leemhuis


Die Kooperation mit der Heilbronner Stimme besteht bereits seit der Spielzeit 2019/20 und umfasst neben der Pressekonferenz eine Theaterführung, einen praktischen Workshop mit der Theaterpädagogik und Rezensionen von unseren Kinder- und Jugendstücken. Die Theaterführung wurde coronabedingt zwar noch verschoben, einen ersten Blick in die BOXX samt aufgebautem Bühnenbild für »Petty Einweg« konnten die Kinder aber schon erhaschen. Dann machten sie sich, bestückt mit jeder Menge Notizen, vielen neuen Infos und einem BOXX-Turnbeutel auf den Weg nach Hause, um ihre Artikel zu verfassen. Wir sind schon sehr gespannt!

Kreativ bleiben – Die Fritze-Challenge

Der Lockdown stellt nicht nur das Theater vor neue Herausforderungen, sondern auch unsere Kooperationsschulen.

Wie unsere Theaterpädagoginnen die Lehrkräfte in Schwung bringen und so den Online-Unterricht bereichern, konntet ihr in unserem letzten Blogartikel lesen. Doch auch die Schulen sind nicht untätig und werden kreativ im Lockdown.

So haben die Lernbegleiter Julia Frömel, Katja Röken und René Karl von der Fritz-Ulrich-Schule die Fritze-Challenge ins Leben gerufen. Die Schülerinnen und Schüler waren in ihrer Freizeit aufgefordert, verschiedene Aufgabenstellungen zu lösen, die sie in die Heilbronner Stadt und Umgebung führten. In verschiedenen Video-Challenges stellten Lehrkräfte und Kooperationspartner der Schule den Schülerinnen und Schülern Aufgaben, die sie kreativ lösen sollten. Zunächst galt es den Ort für die Aufgabe zu finden, im zweiten Schritt mussten Lösungen gefunden werden. Insgesamt gab es 30 Challenge-Orte. In Lerngruppen machten sich die Schülerinnen und Schüler auf und stellten sich den Herausforderungen.

Lisa Marie Roth, Levi Josua Schultz, Samira Brauch und Raunietta Dietze von der Fritz-Ulrich-Schule haben uns ganz besonders beindruckt.


Auch unsere Theaterpädagogik war als Kooperationspartner der Fritz-Ulrich-Schule mit von der Partie. Normalerweise besuchen die Klassen der Schule jährlich eine Aufführung im Theater, wobei sie theaterpädagogisch betreut werden. Das ist während Corona nicht möglich. Doch bleiben unsere Pädagoginnen auch in der Pandemie mit den Schulen in Kontakt (siehe den Beitrag vom 13. Mai 2021). Die Idee der Fritze-Challenge fanden unsere Theaterpädagoginnen so gut, dass sie gern eine Aufgabenstellung kreierten und Preise für die Verlosung spendeten.

Für die Challenge überlegte sich unsere Kollegin Christine Appelbaum eine besondere Herausforderung, deren Ergebnisse uns schwer beeindruckt haben. Die Aufgabenstellung könnt ihr im Video sehen.

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Der zu findende Ort war nicht schwer: Es ist der Brunnen vor dem Theater. Doch die Aufgabe, das Figurenensemble des Brunnens als Inspiration für eine selbstverfasste Kurzgeschichte zu nutzen, hatte es in sich. Umso beeindruckter waren wir von den Ergebnissen. Es sind vier bezaubernde Minierzählungen entstanden, die uns die Fritz-Ulrich-Schule nach erfolgreicher Beendigung der Fritze-Challenge schickte. Als wir die charmanten Storys lasen, waren wir so begeistert von den kreativen Ideen der Schülerinnen und Schüler, dass wir beschlossen, diese Geschichten mit dem Ensemble der BOXX unserem Publikum vorzustellen.

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Die Fritze-Challenge zeigt uns, wie die Heilbronner Schulen einen kreativen Umgang mit dem Lockdown finden, der die Schülerinnen und Schüler fördert und fordert. Welch kluge und charmante Geschichten dabei entstanden sind, wozu der Brunnen vorm Theater die Autorinnen und Autoren aus der 7. und 8. Klassenstufe der Fritz-Ulrich-Schule inspirierte, seht ihr diese Woche und die nächsten drei Montage in unserem Instagram-Kanal. Dort liest unser BOXX-Ensemble die vier Gewinnergeschichten der Video-Challenge vom Theater Heilbronn.

Schnell mal kreativ sein

Besuch beim Workshop: Stressabbau und Konzentrationssteigerung mit der Theaterpädagogik 

»Sitzen 13 Akademiker um 19.15 Uhr zusammen und machen Grimassen«, schreibt einer in die Chatkommentare und sendet drei dicke Grinse-Smilies hinterher. Seinem Gesicht, in das sich seit geraumer Zeit ein breites Lächeln eingegraben hat, sieht man den Spaß an dieser speziellen Abendunterhaltung an. Wie die anderen Akademiker, die sich zur Online-Konferenz verabredet haben, ist er Lehrer und der Einladung der Abteilung Theaterpädagogik zum Workshop »Energizer und Warm up« gefolgt. Schon zum zweiten Mal haben die Theaterpädagoginnen des Theaters Heilbronn zu einer Online-Fortbildung für Pädagogen eingeladen, in der sie ganz praktische Tipps vermitteln, wie man in einer Schulklasse nach anstrengenden Arbeitsphasen Lockerungsübungen einbaut, oder wie man die Konzentration wieder sammelt, wenn die Energie der Schüler langsam schwindet. Die Idee kam Natascha Mundt, Christine Appelbaum und Anna-Lena Weckesser, weil es im Online-Unterricht zu Corona-Zeiten dreimal schwerer ist, die Aufmerksamkeit der Schüler auf einem hohen Level zu halten. Sie selbst merken es bei der Arbeit mit ihren Kinder- und Jugendclubs, wo die Übungen ihnen schon so manchen guten Dienst erwiesen haben. Das Schöne ist, dass alle Methoden auch in Präsenzveranstaltungen und mit allen Altersgruppen funktionieren. Die Theaterpädagoginnen setzen sie regelmäßig ein, wenn sie in den Schulen der Region unterwegs sind, und kaum jemand kann sich dem Charme dieser so ganz und gar nicht pädagogisch wertvoll daherkommenden Energizer entziehen.
Auch die Lehrer nicht, denen Natascha Mundt und Christine Appelbaum an diesem Abend gern von ihrem Wissen abgeben. Eigentlich wollten sie zu zweit die Gruppe anleiten, aber weil es auch für diesen Termin so viele Anmeldungen gab, wird die Gruppe geteilt. Ich darf beim Online-Workshop vom Team Natascha zuschauen und, um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe schon lange nicht mehr so einen lustigen Abend erlebt.

Die Theaterpädagoginnen Natascha Mundt und Christine Appelbaum leiten die Workshops an.

Los geht’s mit einem Kennlernspiel: Die Computer-Kameras werden mit Post-its abgeklebt, die abgenommen werden, wenn man sich von einer bestimmten Frage der Teamleiterin angesprochen fühlt. Bei der letzten Frage in dieser Rubrik – Wer hätte jetzt lieber Präsenzunterricht? – sind alle Klebezettel weg. 
Bei einer der nächsten Übungen gilt es, schnellstmöglich Gegenstände in einer vorgegebenen Farbe herbei zu schaffen und in die Kamera zu halten. Danach geht es um Wahrnehmungstraining – alle Teilnehmer prägen sich für zwei Minuten die Gesichter und die Bild-Hintergründe der anderen ein. Dann werden die Kameras abgeklebt und jeder ändert zwei Details an sich, die anschließend von den anderen erraten werden müssen: Brille auf, Haare offen, Ordner verschwunden … Man muss schon genau hinschauen und sein Gegenüber bewusst wahrnehmen. Dann wird es wieder sportlich, wenn alle sehr zügig Utensilien heranholen müssen, die mit einem bestimmten Buchstaben anfangen. Wer die meisten Dinge eingesammelt hat, ist Sieger. Die Steigerung dieser Übung ist eine Geschichte, die man rund um diese Gegenstände erfinden soll. Je absurder, desto besser. Ein herrlicher Spaß und ein wunderbares Training für die grauen Zellen.

Bereit für den Workshop.

Nach einer kurzen Pause wird es nun richtig spaßig. Zunächst gilt es, berühmte Bilder nachzustellen. Dann soll man die Grimasse seines Vorgängers nachmachen (O-Ton der Ermunterung von Natascha Mundt: Man muss keine Angst haben, sich zum Obst zu machen). Wer will, kann hier mit seiner Gruppe die beste Grimasse küren. »Die Klassen lieben es, sie machen wirklich alle mit«, versichert die Theaterpädagogin.
Dann folgt die Aufgabe, Emotionen in unterschiedlichen Abstufungen darzustellen: zum Beispiel ein bisschen Freude, größere Freude, riesengroße Freude. An dieser Stelle ist bei vielen Workshopteilnehmern durchaus schauspielerisches Talent erkennbar.
Mein Highlight ist folgende Übung: Alle stellen sich mit dem Rücken zur Kamera. Wenn sie nach vorne schauen, befinden sie sich in einer bestimmten Rolle. Wie sieht ein typischer Lehrer aus? Vom Erklärbär bis zur (gegenwärtig) ratlosen Person ist eine große Auswahl an Persönlichkeitstypen. Und dann die Aufforderung: Dreht euch um als eure Schüler! Köpfe mit zerrauften Haaren und zerknirschten Gesichtern schauen jetzt aus den Video-Kacheln. Aber alle mit einem liebevollen Augenzwinkern, bei dem man erkennen kann, warum die Lehrer nach vielen Stunden online-Unterricht noch den Workshop absolvieren – für ihre Schüler nämlich!
So manche Übung könnte man auch als Party-Spaß in sein Repertoire aufnehmen, wenn es denn wieder möglich ist. Einen Zungenbrecher zu sprechen etwa – zuerst normal, dann ganz schnell, hinterher in Zeitlupe, mit einer vorgestellten großen Kartoffel im Mund, einem Zahnstocher quer oder einer heißen Kirsche. Oder man tauscht alle Vokale in ein A: Faschers Fratze faschte frasche Fasche …
Und versuchen Sie mal, in der Gruppe bis 21 zu zählen, jeweils einer nach dem anderen, ohne festzulegen, wer wann dran ist. Immer wenn zwei zur gleichen Zeit eine Zahl nennen, muss wieder von vorn begonnen werden. An diesem Abend kommen all die schlauen und engagierten Lehrerinnen und Lehrer nicht weiter als bis zur Sieben. Macht nichts! Dafür haben sie jede Menge Muskeln gelockert, Stress abgebaut und Glückshormone freigesetzt. So viel ist sicher!

Der Workshop wird für alle interessierten Lehrkräfte wieder angeboten. Wer Interesse hat, kann sich auf der Warteliste unter: theaterpaedagogik@theater-hn.de anmelden.

Clubszene digital

Die Theaterclubs am Theater Heilbronn gehen trotz Pandemie und damit einhergehender geschlossener Theater weiter. Wie das geht? Theater ist doch so nah, so unmittelbar? Die direkte Erfahrung zwischen den Akteuren und den Zuschauern. Genau das haben sich zu Spielzeitbeginn auch die drei Theaterpädagoginnen Christine Appelbaum, Natascha Mundt und Anna-Lena Weckesser gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Evelyn Döbler gefragt. Und sich bewusst dazu entschieden, das Wagnis »Online-Theaterclub« einzugehen. Also treffen sich seit Ende Oktober die vier Clubs wöchentlich über eine Konferenzplattform, um hier gemeinsam den digitalen Raum als Spielfläche zu nutzen.

Der Kinderclub bei den Proben.

Erstaunlicherweise ist das gar nicht ein so großer Unterschied zum realen Proben in den Clubs. Mittlerweile haben sich die Teilnehmer gut als Gruppe zusammengefunden, obwohl sich fast noch niemand davon in der wirklichen Welt getroffen hat. Erste Schauspielübungen für den Körper und die Stimme gingen den Clubbern gut von der Hand. Sie konnten sogar ihren Raum erfahren, indem sie ausprobiert haben, was die Kamera alles so aufzeichnen kann.

Momentan probieren sich alle Clubs an der Kunst des Improvisierens. Hier gilt es, spontan zu sein, sich auf die Situation und seine Mitspieler einzulassen, Kompromisse einzugehen und mit Lust jedes gemachte Angebot der Mitspieler anzunehmen und zu nutzen. Vielleicht befindet man sich so plötzlich in einem Opern-Western, findet auf einem fernen Planeten einen Gegenstand, den man klassifizieren soll oder muss einen gekauften Gegenstand im Laden umtauschen, obwohl man keine Ahnung hat, was man da eigentlich gerade zurückgeben will. Lacher sind also auch auf die Ferne unter den Teilnehmern garantiert und das bindet auch wieder die Gruppe ein Stück mehr zusammen.

Der Teensclub in Aktion.

Kernstück unserer Clubarbeit am Theater Heilbronn ist jedes Jahr das gemeinsame Erarbeiten eines eigenen Stücks, das die Clubber unter theaterpädagogischer Anleitung selbst schreiben. In dieser Spielzeit  beschäftigen sich alle mit dem Spielzeitmotto »Paradise Lost«, das geradezu gespenstisch zur aktuellen Lage passt.

Durch Improvisationsspiele und -übungen und Gesprächsrunden sammeln die Teilnehmer ihr Material, aus dem dann später ein Stück entstehen soll. Ob dies dann analog in der BOXX zu sehen sein wird, oder ob wir uns dazu auch eine digitale Alternative ausdenken, steht momentan noch in den Sternen. Wir freuen uns aber auf beides und machen aus der Not eine Tugend.

Ein Blick in die Proben des Jugendclubs.

Positiver, menschlicher, emotionaler!

Sechs Workshops, fünf Vorstellungen, fünf Autorenportraits, vier Publikumsgespräche, zwei Stückeinführungen und das alles in fünf Tagen.
Die Themen-Abi-Tour-Woche des Heilbronner Theaters ist vorbei. Nachdem die letzte Vorstellung von „Kohlhaas“ in diesem Rahmen mit stehenden Ovationen beendet wurde, haben sich die Schüler, Schauspieler, Lehrer und Theaterpädagogen erst einmal eine Verschnaufpause verdient.

Nachgespraech Kohlhaas
Nachgespraech Kohlhaas

Bei der letzten Veranstaltung, dem Publikumsgespräch nach „Kohlhaas“, beantworteten Theaterpädagogin Katrin Singer und Dramaturgin Stefanie Symmank Fragen des Publikums. Heraus kamen interessante Fakten, die man als „normaler“ Theaterzuschauer sicherlich nicht erfahren hätte. Die in „Kohlhaas“ verwendete Musik war eher eine Zufallsauswahl der Regisseurin Constanze Kreusch, die sie bei Proben rein nach Gefühl herausgesucht hat. Eine Szene, in der sich Michael Kohlhaas an seine Frau Lisbet erinnert, ist ein Improvisation des Schauspielers Tobias D. Weber. Ein Detail aber haben die Zuschauer ohne Erklärung richtig gedeutet: Die vier Erdhaufen auf der Bühne erinnerten einen Schüler an ein Schlachtfeld oder auch an Grabbeete auf einem Friedhof. Für einen anderen Schüler war das Bühnenbild, so schlicht wie es ist, genau richtig. So konnte er das eigene Bild, das er sich nach dem Lesen der Novelle macht, aufrecht erhalten. Und doch hat sich die Sicht auf Kohlhaas und seine Taten nach dem Theaterbesuch für viele Zuschauer geändert.
„Viel positiver, menschlicher, emotionaler“, beschrieb Frau Hölzel, Lehrerin des Deutsch-Kurses vom Gymnasium Schenk-von-Limpurg, der am Freitag noch einmal das volle Abi-Tour-Programm besucht hat, den Kohlhaas, den sie im Theater gesehen hat. Sie findet: „Man kann ihm mehr verzeihen.“

Positiver können auch die Prüflinge, die während der Abi-Tour-Woche im Theater und den Workshops waren, der Abiturprüfung, zumindest in Deutsch, entgegen sehen.
Viel Erfolg!

Beitrag und Foto von Janine Osterberg, Praktikantin in der Theaterpädagogik

Einen schönen Tod sterben

Für 27 Schülerinnen der Christiane-Herzog-Schule ging es heute im dreistündigen Intensivworkshop zu „Dantons Tod“ darum, die Macht, die der Ohnmacht gegenübersteht und den Status, der die Figuren voneinander abgrenzt, selber zu spielen und dadurch die Themen des Dramas von Georg Büchner besser zu verstehen.

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Die Schülerinnen haben sich in Danton, Robespierre, deren Frauen und das einfache Volk verwandelt und mussten dabei genau überlegen, wie diese sich verhalten und wie man das auf der Bühne zeigt.
Die Bürger im Stück beispielsweise, sind wankelmütig, manipulativ und in der Heilbronner Inszenierung werden sie besonders überspitzt dumm und deshalb in einigen Szenen betrunken dargestellt. Beim Spiel „Texte fischen“ lasen die Mädchen Textzitate der Bürger darum mit einer imaginären heißen Kirsche auf der Zunge, stolpernd und mit ausufernden Gesten vor.
Als es zum Schluss darum ging verschieden Szenen nachzuspielen, wollten alle Julies stillen Tod aufführen. Katharina gab sich dabei besonders viel Mühe, denn „wenn man stirbt,
dann auch schön.“

Ob Julie wirklich so schön stirbt, wie Katharina und die anderen Mädchen es dargestellt haben, können sie heute Abend bei ihrem Theaterbesuch sehen. Sicherlich werden sie einiges wiedererkennen von dem was sie heute selbst dargestellt haben.

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Beitrag und Fotos von Janine Osterberg, Praktikantin in der Theaterpädagogik

Wochenendmüdigkeit mit Schwung beendet!

„Steht mal alle auf, wir machen das jetzt praktisch, nicht so theoretisch wie in der Schule.“, begrüßt die Theaterpädagogin Katrin Singer fröhlich die Teilnehmer des „Kohlhaas“-Workshops, der die Anfangsveranstaltung der „Themen-Abi-Tour“-Woche ist.

Aufstöhnen begleitet das Stühlewegschieben und Aufstehen der Schüler. Immerhin ist es
Montagmorgen und wäre jetzt Schule, könnten sie vor lauter Wochenendmüdigkeit noch ein wenig vor sich hin dösen, wenn der Lehrer gerade mal nicht hinschaut. Aber sie sind im Theater und da wird nicht geschlafen, sondern mitgemacht. Nach zwei kurzen Aufwachspielen sind dann schließlich alle so weit.
Auf dem Theaterstundenplan stehen Figurenspeeddating, in dem Kohlhaas auf die Dame Heloise trifft und Standbilder, bei denen die wichtigsten Schlüsselszenen dargestellt werden. Nach der Pause geht es weiter mit kreativen Improvisationen, bei denen schon mal Elisabeth auf den lieben Gott trifft, der sie als Zigeunerin zurück auf die Erde geschickt hat.
Auch ganz neue Sichtweisen sind möglich. Eine Schülergruppe hat es ausprobiert, die Geschichte aus der Sicht der Pferde zu erzählen.

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Als der etwas andere Unterricht zu Ende ist, steht für einen Schüler fest: „Die Personen im Stück kenne ich jetzt besser.“ Alle Teilnehmer haben die Erzählung „Michael Kohlhaas“ mal ganz anders kennengelernt. Mit Tüchern verkleidet und Holzschwertern bewaffnet, haben sie sich den Inhalt spielerisch erobert.

Weiter geht es heute Abend mit einem Autorenportrait über Heinrich von Kleist und einer „Kohlhaas“-Vorstellung mit anschließendem Nachgespräch, bei dem nach der heutigen Vorbereitung bestimmt nicht mehr viele Fragen offen sind.

Beitrag und Fotos von Janine Osterberg, Praktikantin in der Theaterpädagogik