Frech, unverschämt und mit viel Lust

Bauprobe
Bauprobe

Alle sind zur Bauprobe von »Cyrano de Bergerac« von Edmond de Rostand im Zuschauersaal des Heilbronner Theaters zusammengekommen, um den ersten Ideen von Regisseurin Johanna Schall und Bühnenbildner Horst Vogelgesang zu lauschen. Alle sind im dem Fall Kolleginnen und Kollegen der Technischen Abteilungen, Beleuchtung, Ton, Requisite, Maske, Schneiderei, Dekoration, Malersaal, Schlosserei, Schreinerei, Dramaturgie, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Theaterpädagogik.

„Und sie werden viel zu tun haben!“, kündigt Johanna Schall gleich zu Beginn, nach der freundlichen Begrüßung, an. »Cyrano de Bergerac« soll mit viel Lust, frech und unverschämt aufgeführt werden, unterstützt durch ein aufwändiges Bühnenbild, viele Kostüme, Kampf, Tanz, Tod und vielleicht sogar einer Tortenschlacht.

Da kommt auf alle viel Arbeit zu! Aber noch sind das alles nur Ideen und Vorstellungen von Regisseurin, Bühnenbildner und Kostümbildnerin. Bei der Bauprobe, dem ersten Zusammentreffen von allen, die mit der Aufführung des Stücks etwas zu tun haben, werden die Ideen zur Inszenierung ausprobiert und besprochen. Es ist sozusagen die erste Konfrontation der Ideen mit der Wirklichkeit, denn auch das grobe Gerüst zum Modell des Bühnenbildes steht heute zum ersten Mal auf der Bühne.

Ob das wohl alles so funktioniert? Nicht von heute auf Morgen und vielleicht mit einigen Änderungen, aber bis zur Premiere am 28. Juni ist ja noch Zeit.

Sicher für die Regisseurin ist:„Was fürs Auge muss dabei sein.“ Da darf man gespannt sein!

 Von Janine Osterberg, Praktikantin in der Theaterpädagogik

 

Die starken Männer im Hintergrund

Der Blick auf den langen Arbeitstag der Bühnentechniker ist unser Beitrag zur Kultur-Blogparade 2013 der Residenz München.

In einer Kultur-Blogparade ruft ein Blogbetreiber andere Kulturinstitutionen auf, zu einem bestimmten Thema Artikel zu verfassen. Diese werden gesammelt und vom Aufrufenden zusammengefasst. So entsteht ein Online-Sammelband von Texten, diesmal zum Thema „Der Blick hinter die Kulisse – unser Arbeitsalltag“. Wir freuen uns als Theater die zahlreichen Museumsbeiträge beispielsweise aus dem Städel Frankfurt oder dem Deutschen Historischen Museum zu ergänzen.

Sie sind morgens die ersten, die das Theater betreten und nachts die letzten, die es verlassen. Täglich um 7.30 Uhr rückt die erste Schicht der Bühnentechniker an, um bis 10 Uhr alle Aufbauten für die Proben und Vormittagsvorstellungen erledigt zu haben. Der Tag beginnt mit einer kurzen Aufgabenverteilung – dann schwärmen die starken Männer in der schwarzen Kleidung aus, um das Große Haus, die Kammerspiele, das Komödienhaus und die drei Probebühnen einzurichten. Da die Zeiteinteilung sehr streng ist, sind Schnelligkeit und Pünktlichkeit wichtig. Vor allem aber auch Genauigkeit, denn davon hängt die Sicherheit der Schauspieler ab. 24 Mitarbeiter inklusive Auszubildende hat die Bühnentechnik. Pro Schicht sind 6-8 Kollegen eingeteilt. Einige sind schon seit Bestehen des Theaters am Berliner Platz dabei. Bernd Reber und Dieter Schmid beispielsweise – sie haben sich damals auf eine Anzeige beworben, als für den Theaterneubau Bühnentechniker gesucht wurden. Von Beruf waren sie Schlosser bzw. Schreiner und vom Theater hatten sie nicht viel Ahnung. Aber sie mussten mit dem Theater Heilbronn eines der modernsten Häuser Europas bedienen. »Wir haben alles bei der Arbeit gelernt. Nur ein Techniker kannte sich damals aus«, erinnern sich die beiden. Heute kennen sie alle Bühnen mit ihrer technischen Ausstattung wie ihre Westentasche – trotzdem wird es nie langweilig, versichern sie. Denn sie dienen mit ihrer Arbeit der Kunst. Das heißt, spontan und flexibel zu sein, wenn dem Inszenierungsteam während der Proben geniale Einfälle kommen. Manchmal müssen auch bereits realisierte technische Lösungen wieder verworfen werden. Aber solche Korrekturen bleiben hier im Rahmen – aus Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und den Finanzen. Für jedes Bühnenbild wird lange im Vorfeld einer Inszenierung besprochen, warum welches Element nötig ist. Die Meister der Bühnentechnik lassen es regnen und stürmen. Sie sorgen dafür, dass Kulissenteile hochfliegen und im Boden versinken. Sie sind verantwortlich, wenn die Welt – in diesem Fall die Bretter, die sie bedeuten – sich dreht. Und sie lassen Schauspieler durch die Luft schweben. Besonders in letzterer Situation brauchen die Darsteller absolutes Vertrauen zu den Technikern an den Seilzügen. Das verbindet. All diese Abläufe werden in den Proben geübt, in die auch die Herren von der Technik ab 10 Uhr eingebunden sind. Um 15 Uhr rückt das zweite Team an, um die Probebühnen für die Abendproben umzubauen und vor allem, um die Bühnen für die abendlichen Vorstellungen vorzubereiten. Bis 17.30 Uhr müssen sie fertig sein, denn hinterher richtet die Beleuchtungsabteilung alle Scheinwerfer für das jeweilige Stück ein. Während der Vorstellung agieren sie unsichtbar, und doch würde ohne sie nichts funktionieren. Sie sind eine verschworene Gemeinschaft. Viele wie Zissis Tsiapkinakis, Henry Bickel oder Frank Kammerer sind seit den 80er Jahren dabei. Zissis Tsiapkinakis hatte damals in der Theaterkneipe »Rampenlicht« gehört, dass Bühnentechniker gesucht werden. Henry Bickel und Frank Kammerer haben Mitte der 80er Jahre die DDR verlassen und sind hier am Theater gelandet.
Ganz neu ist Bühnenmeister Lutz Schmieder, der über Zeitz und Rudolstadt hierher kam und mit der Einrichtung und Betreuung des sehr aufwendigen Operetten-Gastspiels »Orpheus in der Unterwelt« seine Feuertaufe erlebte und mit Bravour bestand.
Die »starken Männer« sind stolz, dass in den 30 Jahren des Bestehens des Theaters nicht eine Vorstellung aus technischen Gründen ausfallen musste. Ein anderer Job kommt für sie nicht in Frage, auch wenn es kaum freie Sonn- und Feiertage gibt und die Arbeitstage sehr lang sind. Wenn der Vorhang gefallen ist, ist die Arbeit noch lange nicht zu Ende. Dann werden die Kulissen wieder abgebaut, bis die Bühne vollkommen leer ist. Oft verlassen die Männer erst nach Mitternacht das Haus. Am nächsten Morgen rückt wieder die Frühschicht an und der Tag, an dem auf der Bühne vier Mal auf- bzw. abgebaut wird, beginnt.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Unsere Bühnentechniker

 

G wie Grau, Gruselig, Gesichtslos…

Die Anonymität zeigt sich schon bei der Kostümierung der Darsteller von Minsk:
Graue Kostüme stehen als Sinnbild für die anonyme Masse an Menschen, der man begegnet und zu der man keinen Kontakt herstellen kann.
Doch nicht nur in den Kostümen, sondern auch in den Masken der Statisten, die im Laufe der Woche bei uns eingetroffen sind, findet sich die Anonymität und Uniformität wieder.
Es sind insgesamt zehn  Masken, vier für die Frauen, sechs für die Männer. Diese sind jeweils identisch. Dadurch lassen sie sich, außer in männlich und weiblich, nicht voneinander unterscheiden. Die Gesichter haben keine eigene Persönlichkeit und bleiben somit anonym.
Es ist spannend und gruselig, wie sehr eine Maske einen Menschen verändert. Ohne die Mimik zu sehen, erkennt man keine Regung, keinen Gedanken.
Man kann zu den „Maskenmenschen“ keinen Kontakt aufnehmen. Anna fühlt sich alleine inmitten dieser abweisenden, uniformen Wesen.

Masken der Statisten
Masken der Statisten

Den Blick hinter die Kulissen von “Minsk” zeigt euch Selina Rothenhöfer, Azubi

Es wächst und wächst…

Die Frage nach dem Aufbau des Bühnenbilds – was wird gezeigt? London oder Minsk? Oder beides? Oder vielleicht doch ganz anders? – ließ sich vor zwei Wochen noch nicht beantworten.

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Mittlerweile wissen wir von dem Bühnenbildner Nikolaus Porz, dass der Aufbau auf der Bühne zwei Seiten hat, die beide ihre Bedeutung haben.
Die Rückseite – grau, porös und abgewrackt – die von Anna geliebte Heimatstadt Minsk.
Die Vorderseite London steht für  klar, sauber und weiß – aber ohne Wohlfühlatmosphäre für Anna.

Im Vergleich anhand der Bilder sieht man, dass sich seither einiges getan hat. Der untere Bühnenteil, der für „draußen“ steht, wurde jetzt mit dem oberen Teil, der „drinnen“ verkörpert, in der Montagehalle zusammengefügt. Die Verteilung der Seiten sind nun auch deutlich zu erkennen.

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Auch die Seitenwände, die links und rechts noch angefügt werden, sind schon fertig.

Selina Rothenhöfer, Azubi

 

 

Fyodor ließ Anna nicht los

Probenfoto Minsk
Probenfoto Minsk

Nur noch knappe drei Wochen bleiben bis zur Uraufführung von “Minsk”. Seit Ende Januar laufen die szenischen Proben. Auf der Probebühne in der Austraße sprach Dramaturg Johannes Frohnsdorf mit Countertenor Niklas Romer, der den Part des Fyodor singt.

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Der erste Kultur-Tweetup eines Stadttheaters in Deutschland findet am Sa, dem 16.02.2013, um 9:45 Uhr zu einer Probe der Oper Minsk (UA) im Großen Haus des Theaters Heilbronn statt! Anmeldung an @theat_heilbronn oder @KultUp auf twitter oder an schroeder@theater-hn.de
Wer auf Twitter dem Hashtag #kultup folgt, wird bereits ab dem 21.01.2013 mit Neuigkeiten versorgt, kann am Veranstaltungstag so den Tweetup verfolgen und sich auch aktiv ins Gespräch einbringen. Wer selbst keinen Twitter-Account besitzt, kann die Tweets über die Twitterwall verfolgen: http://kultup.tweetwally.com

Ein Ort, an dem ich einmal zuhause war – jetzt nicht mehr.

Probe Dasein_Heilbronn
Probe Dasein_Heilbronn

Es ist Donnerstag Nachmittag, 14 Uhr, der „MuFu“, Multifunktionsraum, der Wartbergschule verwandelt sich langsam in ein „Filmstudio“, die Leinwand steht bereits am hinteren Raumende und Beya zieht die Vorhänge zu, damit man den Film besser sehen kann. Die 15 Schülerinnen und Schüler der Theater AG, die von Simone Jörg und Uli Eisele geleitet wird, nehmen auf den im Kreis aufgestellten Hockern Platz, um einen weiteren Schritt in der Produktion ihres Filmes zu machen.
In den letzten Wochen haben die Jugendlichen, die in der Wartbergschule die Klassen 7 bis 9 besuchen, unter dem Projekttitel „Dasein: Heilbronn“ mit ihren Handykameras Orte gefilmt, an denen sie sich fremd fühlen, und solche, an denen sie zu Hause sind. Mit Hilfe des Filmemachers Jonas Dietz haben sie aus diesen vielen kleinen Einzelepisoden einen Film zusammengeschnitten, der dem Betrachter zeigt, was die Jugendlichen an bestimmten Orten in ihrer Stadt empfinden und was wichtig ist, damit ein Platz Geborgenheit und Sicherheit vermittelt und als „gut“ empfunden wird.
Doch trotz der sehr persönlichen Bilder und Gedanken der Schüler, ist der Film noch irgendwie emotionslos. Hier kommen nun die Musiker Stephan Schubert, Johannes Hehrmann, Irene Lachner, und Georg Oyen ins Spiel. Sie sind Musiker des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn  und haben ein Streichquartett gebildet, das sich aus erster und zweiter Geige, Bratsche und Cello zusammensetzt. Viele der Schüler hören dies zum ersten Mal und haben auch sonst noch nie Kontakt mit klassischer Musik gehabt – eine Begegnung von zwei unterschiedlichen Welten. Die Musiker haben sich den Film der Schüler angeschaut, überlegt, welche Musik vielleicht dazu passen könnte, und ein großes Paket mit musikalischen Vorschlägen mit in den „MuFu“ gebracht. Gemeinsam überlegen nun alle, welche Musik zu welchen Filmszenen passt, ob das Stück vielleicht ein bisschen langsamer besser geeignet wäre oder an manchen Stellen ganz schnelle Tonfolgen verdeutlichen, was der jeweilige Kameramann gefühlt hat.
„In dem Haus hat mein Vater gewohnt, aber jetzt lebt er nicht mehr in Deutschland. Früher bin ich oft nach der Schule da hin, aber jetzt kann ich das nicht mehr.“ Kristina erzählt eine wichtige Wende in ihrem Leben in einigen wenigen Sätzen. Klar ist sie traurig, dass ihr Vater weg ist, aber sie hat gelernt sich mit der Situation zu arrangieren. Musiker und Schüler reden über all diese kleinen und großen Schicksale, über Orte und Momente, in denen sie sich „fehl am Platz“, „allein gelassen“ oder auch „genau richtig an Ort und Stelle“ gefühlt haben. „Ich bin jedes Wochenende in der Moschee. In den Ferien sogar fast jeden Tag. Wir lesen dort im Koran und manchmal gibt es kleine Feste.“ Silan weiß wo sie sich aufgehoben fühlt – ein guter Ort, der ihr Geborgenheit gibt.
Neben der ganz persönlichen Bedeutung von „Heimat“ und „Fremde“ lernen die Jugendlichen aber auch konkretes Handwerkszeug: „Wie funktioniert klassische Musik?“, „Wie mache ich einen Film?“, „Was macht eigentlich ein Berufsmusiker den ganzen Tag“? und „Wie bekomme ich einen Ton aus dem Cello heraus?“. Manchmal schweifen sie auch einfach ab und unterhalten sich über Haustiere und Lieblingsessen, aber auch das ist spannend und oft richtig lustig!

Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn möchte in einer Stadt wie Heilbronn, in der 46 Prozent der Einwohner eine Zuwanderungsgeschichte haben, Angebote für alle Einwohner entwickeln. „Dasein: Heilbronn“ ist das erste Projekt für Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte, das dank der Förderzusage des Innovationsfonds des Landes Baden-Württemberg realisiert werden kann. Projektleiterin Katharina Gerhard und die verantwortlichen Lehrer der Wartbergschule haben es sich zum Ziel gemacht, die Jugendlichen für den eigenen Lebensraum zu sensibilisieren und ein Selbstbewusstsein in der gesellschaftlichen Migrations-Debatte zu schaffen. Darüber hinaus sollen Verständnis für den Beruf des Musikers geweckt werden, die Techniken zum Erstellen von Video und Soundtrack sowie Aufführungsdisziplin und Verantwortung für das künstlerische Produkt vermittelt werden. „Heimat“ und „Fremde“ sind hierbei stets zentrale Begriffe, mit denen die jungen Heilbronner auf unterschiedlichen Ebenen umgehen. So lernen sie, dass man auch in der Heimat fremd und in der Fremde heimisch sein kann.

Ausgangspunkt des Projektes ist die Uraufführung von Ian Wilsons Oper „Minsk“, die in einer Kooperation von Württembergischem Kammerorchester und Theater Heilbronn entsteht und am 3. März 2013 zur Premiere kommt. Unmittelbar vor der Uraufführung wird die vertonte Version des Filmes „Dasein: Heilbronn“ um 18.30 Uhr im Theater Heilbronn öffentlich gezeigt werden.
„Ich bin sehr gespannt, ob die Leute die Orte, die wir gefilmt haben, kennen!“ Wie Ogulcan, so machen sich einige der Schüler bereits jetzt Gedanken, wie die Filmpremiere beim Publikum ankommt – ein Highlight aber, und das ist jetzt schon sicher, ist die musikalische Livebegleitung zum Film!

3. März 2013: Filmpremiere mit Live-Musik im Foyer des Theaters Heilbronn; 18.30 Uhr im Theater Heilbronn; anschließend Premiere von „Minsk“

(Eine Kooperation mit der Wartberg-Schule und dem Theater Heilbronn)

Judith Heinrich,  Württembergisches Kammerorchester

 

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Grau.

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Auswahl des Kostümbildners

Grau sind nicht nur Teile des Bühnenbildes von Minsk, sondern auch die Kleidung der Darsteller. Graue Kostüme als Sinnbild für die anonyme Masse an Menschen, die einem begegnet, zu der man keinen Kontakt herstellen kann.

Erste fertige Kostüme habe ich in der Schneiderei begutachten dürfen.
Wie fleißige Bienchen arbeiten die Schneiderinnen jetzt nun schon seit Mitte Dezember an den Kostümen von Minsk.

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Mantel einer Statistin

 

„Es dauert ungefähr 1-2 Tage  bis ein Mantel fertig ist.“, verraten sie. Verwendet wurde Filz und Watte zum Polstern.

Es werden Kostüme neu entworfen und genäht, zum Teil wird auch vorhandene Kleidung aus dem Fundus verwendet. Dabei stellt der Kostümbildner von Minsk, Nikolaus Porz, eine Auswahl zusammen, welches Kostüm am besten zu dem jeweiligen Schauspieler und zu seiner Rolle passen könnte.
Die letzten Feinabstimmungen werden jedoch meist kurz vor der Premiere getroffen, da man erst im Zusammenspiel von Bühne, Licht und Kostüm sieht, ob alles zusammenpasst. Das passiert ungefähr 1-2 Wochen vor der Premiere.

Selina Rothenhöfer, Azubi

 

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In der Werkstatt wachsen Bühnenwelten

Nikolaus Porz, Ausstatter von „Minsk“ erläutert sein Bühnenbild und wie sich auf dem Theater London in Minsk verwandeln wird.

 

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Oberen Fotos: Bühnenbildmodell Minsk und London

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Das erste Mal und „Übersetzungen“ von Klängen – der Komponist Ian Wilson

Die Korrepetitorin merkt an, „das sind alles Reflexe, was ich hier spiele“, und kreist mit der rechten Schulter, um ihren Arm zu lockern. Diese Reflexe, die sie da aus den Handgelenken schüttelt, das sind Töne aus dem Klavierauszug von „Minsk“, rhythmische Gruppen, die sich wiederholen, Einwürfe schneller Sechzehntelnoten. „Reflexe“, kleine Felder auf dem Papier gefüllt mit viel Druckerschwärze: voller Information, doch mit einem Blick erfasst. Den Rest machen die Hände – automatisch.

Obschon das „nur“ Klavierklänge sind, Andeutungen eines Orchesterklangs, der einmal zu hören sein wird, eine Orientierung für Sänger und Statisten, die an diesem Samstag szenisch proben – in den originalen Tempi, durch Akzent und Dynamik werden hier Noten zu Musik. Vorwärtstreibend, beengend, leise und unheimlich, übermütig – eine ungeheuer gestische Musik kündigt sich im Spiel der Korrepetitorin an. Es sind die Vorgänge im Inneren der Figuren, Anna, Anoushka, Fyodor, es sind Stimmungen von Orten und Erinnerungen, denen der britisch-irische Komponist Ian Wilson einen Klang verliehen hat – einen Klang, den noch niemand im Original gehört hat, auch Wilson nicht. Erst die Uraufführung am 3. März im Theater Heilbronn wird seine Komposition im eigentlichen Sinn offenbaren.

Streichorchester und Schlagzeug des Württembergischen Kammerorchesters werden den instrumentalen Part der Oper übernehmen; Wilson hat die Oper, die eigentlich für eine kleinere Besetzung mit Instrumenten wie Klarinette, Trompete, Akkordeon und Balaika instrumentiert war, für die Uraufführung umgearbeitet, was jedoch mehr  war als eine pragmatische Anpassung. In gewisser Weise kommt die neue Besetzung sogar Wilsons Intention der Wirkung des Stücks entgegen. Die ursprüngliche Besetzung habe relativ direkt die Traum- bzw. Gedankenwelt Annas illustriert. Eine andere Besetzung, die mit den ihr eigenen Mitteln den Klang der ursprünglich geplanten Instrumente nachvollziehe, habe den Vorteil, dass so immer auch eine Entrücktheit mitschwinge, etwas, das für Traum und Gedankenwelt einer Person, das für einen anderen Bereich von Wirklichkeit steht.

IAN WILSON  photo credit: Steve Rogers
IAN WILSON
photo credit: Steve Rogers

Wilson beschreibt die Bearbeitung der Partitur von „Minsk“ als „eine interessante Erfahrung, sich wieder mit einem Stück zu beschäftigen, das ich seit einigen Jahren nicht mehr angeschaut hatte.“ „In gewisser Weise musste ich es wie ein historisches Artefakt behandeln, wie etwas, dessen Charakter ich bewahren musste. Sogar wenn ich versuchte, alles umzuändern, versuchte ich eigentlich, alles so zu belassen, wie es war, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ Es ging ihm darum, Klangfarben in die neue Fassung zu „übersetzen“.

Für sein Werk – mit seinen nicht einmal fünfzig Jahren hat er bereits annähernd 130 Stücke für die verschiedensten Besetzungen geschrieben – sei „Minsk“ nicht repräsentativ, sagt Wilson selbst. Überhaupt könne er sich kaum vorstellen, ein für seine Arbeit repräsentatives Stück zu benennen, gehe er doch an jede Partitur neu heran und suche nach einer dem jeweiligen Stück angemessenen Sprache. Die Frage nach einer gewissen Nähe von „Minsk“ zur Minimal Music weist Wilson sehr bestimmt zurück. Hinter keinem seiner Stücke stünden Gedanken im Sinn der Minimal Music und ihrer Kompositionsverfahren. Wiederholung setze er in aktionsreicher Musik ein, um dem Hörer Halt zu geben. Stil, verstanden als wiedererkennbare Handschrift eines Künstlers, interessiert Wilson nicht. Er gehört zu jenen Künstlern, die nicht wollen, dass man von ihm erwartet, eine bestimmte Ästhetik zu bedienen.

Ian Wilson (*1964 im nordirischen Belfast) ist ein im Vereinigten Königreichen und auf dem europäischen Kontinent etablierter Komponist Neuer Musik. Zu seinem vielseitigen, umfangreichen Werk gehören zwei Opern, „Hamelin“ (2003) und Minsk (2005/06), zu denen die Dichterin Lavinia Greenlaw jeweils das Libretto verfasste.

Johannes Frohnsdorf, Dramaturg

 

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Am Punkt des ‘Schwebens’

Die englische Dichterin Lavinia Greenlaw (Librettistin von „Minsk“)

 

Lavinia Greenlaw Foto: Julian Abrams
Lavinia Greenlaw
Foto: Julian Abrams

 

“Ich war ein kurzsichtiges, geistig abwesendes Kind, das immer gegen das Problem anrannte, wo es sich befand, was es anschaute, was es vor sicht hatte: ‘Ich kann nicht sehen, ich kann mir keinen Begriff machen.’“, erinnert sich die englische Dichterin Lavinia Greenlaw, die das Libretto zur Oper „Minsk“ verfasst hat. Heute gilt sie als eine Meisterin der Wahrnehmung, der Beschreibung von Raum, Licht und Wasser. Sie selbst versteht das nicht als Widerspruch, eher könnte man einen Zusammenhang vermuten:

Mich hat immer der Moment interessiert, in dem wir versuchen, die Dinge zu bestimmen. Als ich begriff, dass das Sehen nur zur Hälfte mit dem zu tun hat, was physisch da ist und dass die andere Hälfte davon abhängt, was man zu sehen erwartet, war ich fasziniert. Astronomen sehen im Weltraum einen Haufen Sterne und sagen: ‚sieht aus wie ein Krebs.’ Also nennen sie ihn Krebs-Nebel.

Im Zentrum von Greenlaws Arbeit stehen ihre Gedichte. Als Lyrikerin begann sie ihre Laufbahn, veröffentlichte bisher vier Gedichtbände, aber auch zwei Romane, Essays und Bearbeitungen für das Radio. Häufig verwendet sie in ihren Texten Fragmente aus ihrem eigenen Leben. In London geboren, verbrachte sie ihre Jugend auf einem Dorf in Essex. In ihrem ersten Roman, der auf deutsch unter dem Titel „Die Vision der Mary George“ erschien, nimmt sie die ostenglische Landschaft in ihre atmosphärischen Beschreibungen auf. Zur Welt der siebzehnjährigen Mary George gehören aber auch Punk- und Popmusik der Siebzigerjahre in der Provinz. Greenlaw berichtet in einem Interview, in ihrer Jugend sei sie der einzige Punk im Ort gewesen. Einer ihrer Essays trägt den Titel „The Importance of Music to Girls“. Greenlaw spürt allerdings auch eine große Affinität zur Bildkunst, schreibt über Kunst der Moderne und des 17. Jahrhunderts, nutzt Musik und Bildende Kunst aber auch, um sich eine Auszeit von der Sprache zu verschaffen. Sprache fasziniere und frustriere sie gleichermaßen: „Ich wünschte, ich könnte ohne Sprache das tun, was ich tue.“

In ihren Gedichten verbindet sie, die aus einer Familie von Naturwissenschaftlern stammt, (beide Eltern waren Ärzte) eine sehr subjektive Sicht mit Elementen aus den großen Wissenssystemen der Naturwissenschaften, der Astronomie, der Geographie und Geschichte. Dabei entsteht ein eigentümliches Ineinander verschiedener Auffassungen von Wirklichkeit. Dazu trägt auch die Vielfältigkeit der Sprachspiele bei. So verfasste sie als Artist in Residence am Londoner Science Museum das Gedicht „Iron Lung“ über eines der Exponate des Museums. Die Beschreibung der Eisernen Lunge, des Gerätes zur äußeren Beatmung eines  Menschen, weckt auf faszinierend-befremdliche Weise die Ahnung einer menschlichen Berührung. Auf Youtube kann man anschauen, wie Greenlaw das Gedicht liest und kommentiert: „Ich gebe vor, es sei ein Wissenschaftsgedicht, eigentlich ist es aber ein Liebesgedicht. Jemand atmet für dich. Was könnte ein stärkeres Bild für Liebe sein?“ Die Sicht auf die Dinge gerät in Greenlaws Gedichten in Unruhe, in Bewegung. Die Bedeutung ‚schwebt’ sozusagen – entzieht sich, zieht sich zurück an einen Punkt vor dem Begreifen. Diese Textgebäude sind nicht direkt zugänglich. Man kommt nicht schnell in sie hinein, rutscht zunächst an ihrer Oberfläche ab. Doch man will nachlesen, das Schweben spüren, die ungeheuere Musikalität dieser Texte auskosten.

Das Grundmotiv von „Minsk“, den Gang ins Innere eines Menschen mitten in einer alles andere als intimen Umgebung, öffentlich, voller Bewegung und Veränderung, griff Lavinia Greenlaw 2011 noch einmal auf: in der Klanginstalltion „Audio Obscura“, für die sie den Ted Hughes Award erhielt, der für Lyrik in neuartigen Zusammenhängen verliehen wird. In „Audio Obscura“ tauchen aus einem Teppich von Bahnhofsgeräuschen lyrische Texte auf, Monologe, wie sie Menschen halten könnten, die sich auf dem Bahnhof befinden, jeder von ihnen unter Anspannung. Greenlaw betont, „Audio Obscura“ liege „absolut im Herzen meiner Arbeit.“ Parallel dazu bereitete sie die Veröffentlichung ihres vierten Gedichtbandes, „The Casual Perfect“, (etwa: Die Vollkommenheit des Zwanglosen) vor. „Als ich an diesen beiden Dingen arbeitete, verbrachte ich viel Zeit damit, darüber nachzudenken, wie wir zuhören und wie wir mit den Menschen in unserer Umgebung in Beziehung treten.“, berichtet sie,

Und das hat mich schon verändert, weil ich früher kaum wusste, wo ich mich befinde, und kaum mitbekam, was um mich herum war, weil ich immerzu an etwas anderes dachte. Ich war woanders, weit weg. Die Arbeit mit Klang, und über das Überhörte nachzudenken, bedeutet, dass ich mich vielmehr der Frage aussetze, wo ich bin. Und die Gedichte (in „The Casual Perfect“) drehen sich darum, dass es mir besser geht, dort wo ich bin.

Johannes Frohnsdorf, Dramaturg

 

Der erste Kultur-Tweetup eines Stadttheaters in Deutschland findet am Sa, dem 16.02.2013, um 9:45 Uhr zu einer Probe der Oper Minsk (UA) im Großen Haus des Theaters Heilbronn statt! Anmeldung an @theat_heilbronn oder @KultUp auf twitter oder an schroeder@theater-hn.de
Wer auf Twitter dem Hashtag #kultup folgt, wird bereits ab dem 21.01.2013 mit Neuigkeiten versorgt, kann am Veranstaltungstag so den Tweetup verfolgen und sich auch aktiv ins Gespräch einbringen. Wer selbst keinen Twitter-Account besitzt, kann die Tweets über die Twitterwall verfolgen: http://kultup.tweetwally.com