„Boxer“-Team zu Besuch bei den Boxern in Neckarsulm

„Na, dann zeig mal die Kampfstellung,“ ruft Toni La Rocca. Schauspieler Peter Volksdorf stellt sich in Pose und geht leicht in die Knie. „Jawoll. Schlag die Führhand.“ Volksdorf schlägt mit der linken Faust in La Roccas geöffnete Rechte. Und schon fängt er sich von dem grinsenden Boxtrainer eine (angedeutete) Ohrfeige auf die rechte Wange ein. „Und wieder kriegst du eine,“ lacht La Rocca. „Beweg dich nicht wie ein Känguru. Eins, zwei, drei.“ La Roccas geballte Faust streicht schnell über Volksdorfs Kinn. „Und jetzt wärst du K.O.“

Box-Unterricht bei Toni La Rocca (links): Frank Lienert-Mondanelli und Peter Volksdorf holen sich schlagkräftige Tipps für „Das Herz eines Boxers“ – Foto: Stephanie Paschke

Das Inszenierungs-Team des Jugendstücks „Das Herz eines Boxers“ ist mit den beiden Schauspielern Frank Lienert-Mondanelli und Peter Volksdorf zu Besuch in der Sporthalle der Johannes-Häußler-Schule in Neckarsulm. Dort trainieren drei Mal wöchentlich die Leistungs-Boxer und zwei Mal wöchentlich die Anfänger von der Neckarsulmer Sportunion, zu denen viele erfolgreiche Aufsteiger wie zum Beispiel Hakan Kutdag, Metin Coruk und Melvin Perry gehören. Perry in der kleineren Sporthalle beim Sparring zu beobachten, begeistert auch Regisseurin Petra Wüllenweber und Bühnen- und Kostümbildnerin Ulrike Melnik, die die geschmeidigen Bewegungen und blitzschnellen Schläge des amtierenden deutschen Jugend-Meisters und Vize-Weltmeisters im Schwergewicht (bis 81 kg) hinter einer Glaswand bewundern.

Box-Unterricht bei Toni La Rocca (links): Frank Lienert-Mondanelli und Peter Volksdorf holen sich schlagkräftige Tipps für „Das Herz eines Boxers“ – Foto: Stephanie Paschke

Für die Theatermacher ist der Ausflug allerdings nicht nur Spaß, sondern auch ein Teil ihrer aktuellen Arbeit: In dem Jugendstück des gebürtigen Heilbronners Lutz Hübner, inzwischen schon ein Klassiker, zeigt ein ehemaliger Champion einem perspektivlosen 16-Jährigen, wie man sich durchs Leben boxt. Und das ist in einer Szene wirklich wörtlich zu nehmen.
Toni La Rocca, früher selbst ein erfolgreicher Bundesliga-Boxer, hat sich gerne bereit erklärt, den zwei box-unerfahrenen Schauspielern vor dem Training die Grundbegriffe auf den Weg zu geben. Dazu gehört aber mehr als Schläge und Posen: „Bei Boxern sind auch das Benehmen und gegenseitiger Respekt wichtig,“ erklärt La Rocca. Das zeigt sich, als die jungen Boxer der NSU nacheinander auftauchen und die ungewohnten Besucher vom Theater Heilbronn neugierig mustern: Keiner geht an dem Trainer, Petra Wüllenweber und den Schauspielern vorbei, ohne ihnen höflich die Hand zu schütteln – mit Augenkontakt.  Wie heißt es bei Hübner: „Ein richtiger Boxer ist ein Gentleman.“ Der Satz könnte auch von Toni La Rocca stammen.

„Das Herz eines Boxers“ hat am 15. März Premiere in den Kammerspielen.

Saallicht aus, Scheinwerfer an, Bühne frei und bitte!

Jana- Sophie Engelmann und Paula Kleine aus der Klasse 9c des Theodor-Heuss-Gymnasiums besuchten einen Workshop zur Inszenierung „Maria Stuart“ und fühlten sich zwei Stunden lang in die Figuren dieses Stückes ein. So haben sie diese zwei Unterrichtsstunden der anderen Art im Theater erlebt:

Saallicht  aus, Scheinwerfer an, Bühne frei und bitte! Mit diesen Worten überlässt die Theaterpädagogin Katrin Singer je vier von uns Schülern das Wort. Nun heißt es über seinen Schatten springen und nur noch so denken, fühlen und handeln wie die Personen aus Friedrich Schillers Drama Maria Stuart. Gespannt schauen wir zu, was sich unsere Mitschüler überlegt haben.
Jeder hatte eine Karte gezogen, auf der jeweils eine wichtige Figur  aus dem Drama charakterisiert und vorgestellt wurde. Auf der Rückseite stand ein kurzes Zitat dieser Person. Nun sollten wir zu viert zusammengehen und eine mögliche Szene unter Einbringung der Zitate auf die Beine stellen.
Das fiel uns nicht so schwer, da wir vorher die einzelnen Personen mit ihren Eigenschaften und ihrem historischen Hintergrund genauer besprochen hatten. Außerdem hatten wir geklärt, dass sich Herrscher und Untertanen auf der Bühne unterschiedlich zu verhalten haben. Eine weitere Übung war es, ein Zitat einer Figur in verschiedenen Stimmungen und Situationen vorzutragen, egal was es inhaltlich aussagte. So sollte man einmal flehend und bittend, dann wiederum stolz und selbstbewusst klingen. Wir  waren gut vorbereitet, eine Szene um die uns vorgegebenen Rollen herum zu gestalten. Die Ergebnisse waren überraschend! Von manch einem Mitschüler hätte man derartige schauspielerische Leistungen gar nicht erwartet.
Es waren also für alle zwei lehrreiche und durchaus amüsante Schulstunden einer anderen Art.

Jana-Sophie Engelmann
Paula Kleine

 

Wie man sich durchs Leben boxt

Mit »Das Herz eines Boxers« schrieb der Heilbronner Autor Lutz Hübner einen modernen Jugendtheater-Klassiker

Das Herz eines Boxers

Sieben Szenen hat Lutz Hübners Jugendstück »Das Herz eines Boxers« — wie sieben Szenen eines Boxkampfes.
Die beiden, die sich hier auf der Bühne gegenübertreten, scheinen zuerst sehr ungleiche Kontrahenten zu sein: Der 16-jährige Jojo ist beim Klauen eines Mofas erwischt worden und muss jetzt in einem Altersheim Sozialstunden ableisten. Der alte Leo, dessen Zimmer er streichen soll, sitzt nach einem Schlaganfall stumm im Sessel. Doch nichts ist, wie es scheint. Leo, ein ehemaliger Boxer mit siegreicher Vergangenheit im Ring, täuscht seine Krankheit nur vor und plant insgeheim die Flucht. Jojo täuscht mit seiner großen Klappe darüber hinweg, dass er sich selbst für einen Loser ohne Perspektiven hält. Er wollte einem Mädchen imponieren und hat die Strafe für den Moja-Diebstahl für einen anderen aus seiner Clique auf sich genommen.

Aus dem Kampf gegeneinander wird in sieben Runden ein Mitein­ander, das beiden hilft, ihre Wünsche zu verwirklichen. Und Leo bringt Jojo etwas bei: »Ein richtiger Boxer hat ein so großes Herz, dass er niemanden hassen kann. Er schlägt zu, aber nicht aus Hass, und wenn er einsteckt, nun, davon geht die Welt nicht unter, so ist das Leben, ganz k.o. ist man nie.»

Der in Heilbronn geborene, in Weinsberg aufgewachsene Lutz Hübner hat mit »Das Herz eines Boxers« einen modernen Jugendtheater-Klassiker geschrieben. Voller Humor und Pfiff erzählt er von Freundschaft, von Courage und von der Kunst, sich durchs Leben zu boxen, und gibt dazu augenzwinkernd auch einigen Männer- und Helden-Klischees eins auf die Nase. 1998 erhielt Hübner für »Das Herz eines Boxers« den Deutschen Jugendtheaterpreis. Daneben liefert das Stück ein perfektes Sparring für zwei lustvolle Schauspieler: Unter der Regie von Petra Wüllenweber ziehen in Heilbronn Frank Lienert-Mondanelli als Leo und Peter Volksdorf als Jojo die Boxhandschuhe an. (Andreas F.)

Das Herz eines Boxers

Das Herz eines Boxers
(Empfohlen ab 7. Klasse)
Schauspiel von Lutz Hübner

Premiere am 15. März 2012, 20.00 Uhr, in den Kammerspielen

Regie: Petra Wüllenweber
Ausstattung: Ulrike Melnik
Dramaturgie: Andreas Frane
Mit:
Frank Lienert-Mondanelli
Peter Volksdorf

Vorhang auf für den „Käfig voller Narren“ – TOI TOI TOI

Am Samstagabend ist es so weit. Dann öffnet sich endlich der Vorhang für das Musical „Ein Käfig voller Narren“. Einen Song aus diesem Musical kennt wohl jeder: „I am what I am“. Und genau darum, dass man so sein darf wie man ist, dreht sich das Musical, das im berühmtesten Transvestitenclub an der Riviera spielt. Georges (gespielt von Stefan Eichberg) leitet diesen Club und sein geliebter Albin (gespielt von Nils Brück, der im Frauenkostüm eine wirklich gute Figur macht) ist als Drag-Queen Zaza jeden Abend die große Attraktion. Seit 20 Jahren sind die beiden ein Paar mit allen Höhen und Tiefen. Bei einem einmaligen „heterosexuellen Fehltritt“ hat Georges ein Kind gezeugt – Jean Pierre, mittlerweile 24 Jahre alt. Albin hat sich wie ein Mutter um ihn gekümmert. Der Junge hat sich ausgerechnet in Anne, die Tochter des Abgeordneten Dindon von der Partei für „Tradition, Familie und Moral“ verliebt, der für die Schließung aller Transvestitenclubs in St. Tropez plädiert. Um vor seinen zukünftigen Schwiegereltern bestehen zu können, braucht Jean-Michel ein untadeliges Familienleben. Schließlich kann man Dindon keine Drag-Queen in der angeheirateten Verwandtschaft zumuten. Die „Elternpaare“ sollen sich zur Verlobung kennen lernen und Jean-Michel braucht ganz schnell eine „normale“ Familie. Es ist ganz klar, dass der Abend des Anstandsbesuches in urkomischen Verwirrungen und turbulentem Chaos endet, wenn die schrille Zaza die treu sorgende Mutter von Jean-Michel spielen muss.
Ein Käfig voller Narren“ ist eine vor Situationskomik und flotten Dialogen strotzende musikalische Komödie mit mitreißenden Musik-, Tanz- und Gesangsnummern, die das Inszenierungsteam opulent auf die Bühne bringt.
Eine besondere Augenweide sind die sieben Cagelles, allesamt ausgebildete Musical-Darsteller, die sonst in großen Musical-Produktionen wie „Cats“, „Starlight-Express“ oder „Ich war noch niemals in New York“ auf der Bühne stehen und sich wunderbar in ihren atemberaubend hohen High Heels bewegen können, die sie als Transvestiten in dem Club „La Cage Aux Folles“ tragen müssen.

Wir hoffen, Sie haben viel Spaß in unserem verrückten „Käfig voller Narren“. Für die Premiere gibt es noch ein paar Karten.
Die nächsten Vorstellungen sind am 13. März, am 15. und 16. März jeweils um 19.30 Uhr im Großen Haus

Karten unter 07131/563001 oder 563050 oder direkt im Online-Shop unter www.theater-heilbronn.de

Ein Käfig voller Narren

Stimme TV zu Gast im Theater

360 Grad-Video hinter den Kulissen von „Käfig voller Narren“

 

Heute Mittag war der Chefredakteur der Heilbronner Stimme, Uwe Ralf Heer, mit seinem Stimme-TV -Team zu Gast im Theater, um die wöchentliche 360 Grad-Video-Kolumne am Rande der Proben von „Ein Käfig voller Narren“ (La Cage Aux Folles) zu drehen. Wir nahmen ihn mit auf die Seitenbühne, wo er den Blick des Inspizienten hatte. Er drehte auf der Hinterbühne zwischen einzelnen Kulissenteilen, die auf den nächsten Einsatz warteten. Das Team war mit in der Maske, wo die opulenten Perücken und Kopfputze gerade frisch auffrisiert waren und eine Wolke von Haarspray den Damen und Herren fast den Atem nahm. Und das Team war mit in den Katakomben des Theaters, wo die über 100 Kostüme und die wahnsinnig hohen High Heels, auf denen die Männer in dem Stück sich bewegen und tanzen müssen, gelagert werden. Den Vorschlag, so einen Schuh mal anzuprobieren, lehnte der Stimme- Chefredakteur dankend ab.

Und an dieser Stelle brechen wir mal ein Privileg, das sonst die Zeitung hat und plaudern auch mal aus dem Nähkästchen, so wie es die Stimme oft in ihrer beliebten Rubrik „Aufgeschnappt“ tut: Uwe Ralf Heer braucht für jede Szene nur einen Dreh, dann ist sie im Kasten. Er spricht seinen Text frei in die Kamera und zwei Stunden später ist das Ganze auf Sendung  – Respekt!

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Ausbruch aus dem Schulalltag

… mit dem »Process«

Von Julia Campanella, Kl. 13f und Lydia Kastner, Kl. 13g, Theodor Heuss Gymnasium

Jemand musste den Deutschkurs  verleumdet haben, denn ohne dass die Abiturienten etwas Böses getan hätten, wurden diese eines Morgens zu einer Theater-Werkstatt verschleppt. Der Unterricht, der jeden Freitag gegen 11 Uhr stattfindet, kam diesmal nicht.

Der Process

Denn uns stand etwas viel Größeres bevor – ein Theater-Workshop passend zum Sternchenthema »Der Proceß«. Doch was sollte uns erwarten? Wir schwelgten in Unsicherheit. In der Schule sind wir vorbereitet, dort könnte uns etwas Derartiges unmöglich geschehen, wir haben dort einen geregelten Stundenplan, eine eigene Lehrerin, und die Schreibutensilien liegen auf unseren Tischen. Doch unsere unsichere Lage schwand mit der lebensfrohen Präsenz Katrin Singers, Theaterpädagogin am Theater Heilbronn, die sofort unser Interesse für die Übungen weckte. Ausgestattet mit verschiedenen Rollenkärtchen versuchte ein jeder von uns, sich in die Lage der jeweiligen Charaktere zu versetzen. Vielerlei Emotionen – Wut, Freude, Angst, Neid – kamen sowohl stimmlich als auch durch die Körperhaltung zu Tage. Wie der Nachweis von K.s Schuld, so war auch unser Schauspieltalent schwer zu ergreifen. Doch an Resignation war nicht zu denken.

Der Process

Ähnlich wie die Schauspieler, die an der Inszenierung beteiligt waren, durften wir die uns zugeteilten Charaktere mithilfe diverser Gangarten ausprobieren: die trippelnde Gerichtssekretärin, den mechanisch- bürokratischen Untersuchungsrichter,  den kriechenden, untertänigen Kaufmann Block. Neugierig darauf, wie das Stück mit seinen vielseitigen Charakteren auf der Bühne zum Ausdruck kommen würde, ging der Workshop zu Ende. In freudiger Erwartung  besuchten wir die Vorstellung, die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Wir konnten dabei die Rollen, die am Morgen dargestellt wurden, wiederentdecken. Beeindruckend war die Umsetzung der kalten, bürokratischen und einengenden Welt im Bühnenbild mithilfe von vielen Grautönen und einer absenkbaren Dachschräge, die K. im Laufe des Prozesses Stück für Stück den Freiraum und die Möglichkeit zur Flucht nahm. Den bürokratischen und grauen Strukturen standen die undurchschaubare Komplexität des Gerichtswesens und vor allem die Frauenrollen, die innerhalb unseres Kurses durch ihr extremes Auftreten für gespaltene Meinungen sorgten, gegenüber.

Der Process

Besonders gelungen war die schauspielerische Leistung des Josef K. Durch die gekonnte Umsetzung der Emotionen, die sich in Kafkas Werk nur indirekt abzeichnen, wurde der Wandel seiner Einstellung zum Prozess verdeutlicht. Dementsprechend trug auch die hinzugefügte Traumszene eine große Bedeutung für die Gesamtinszenierung.

Anhand der szenischen Umsetzung von »Der Process« konnte sich jeder von uns näher mit der Intention des Werkes auseinandersetzen und neue Sichtweisen für die Interpretation gewinnen.

Während der reflektierenden Verarbeitung der gesammelten Eindrücke schien es uns, als ob durch die Vorfälle des Tages eine große Unordnung verursacht worden sei. War aber einmal diese Ordnung wieder hergestellt, war jede Spur dieser Vorfälle ausgelöscht und alles nahm seinen gewöhnlichen Lauf des Schulalltags auf

Imaginale

Liebe Freundinnen und Freunde des Heilbronner Theaters,

wir möchten es nicht versäumen, Sie noch einmal auf das Treffen der weltweit besten Figurentheaterinszenierungen bei der IMAGINALE aufmerksam zu machen.

Alle zwei Jahre präsentiert die IMAGINALE, das internationale Figurentheaterfestival Baden-Württemberg, eine handverlesene Auswahl der weltweit besten und interessantesten Figurentheaterinszenierungen für Erwachsene und Kinder. Die nächste IMAGINALE findet vom 15.-25. März 2012 statt. Erstmals ist in diesem Jahr auch das Theater Heilbronn Mitveranstalter dieses großen Figurentheaterfestivals – mit fünf hochkarätigen Inszenierungen, die in den Kammerspielen oder im Komödienhaus laufen.

Die IMAGINALE wird am Festivalort Heilbronn mit einem grandiosen Stück des aus Brasilien stammenden und in den Niederlanden lebenden Puppenspielers und Tänzers Duda Paiva eröffnet: „Bastard!“ am Freitag, 16. März, um 20 Uhr im Komödienhaus. Duda Paiva arbeitet mit lebensgroßen Schaumgummifiguren, mit denen er zu verschmelzen scheint und die man bald für Wesen aus Fleisch und Blut hält. Sein Solo „Bastard!“ ist inspiriert vom Buch „L’arrache coeur“ (Der Herzausreißer) des französischen Schriftstellers Boris Vian und dessen humorvoller Annäherung an die menschliche Grausamkeit.

Am Samstag, 17. März, läuft um 17 Uhr in den Kammerspielen ein Stück der international gefeierten Gruppe „Thalias Kompagnons“ aus Nürnberg: „Kafkas Schloss – ein Machtspielchen“ . Kafkas Romanfragment wird hier mit kleinen Holzfiguren als boshaftes „Mensch-ärgere-dich“- Spiel voller Intrigen, Machtkämpfe und Beziehungsfallen erzählt.
Für alle Kafka-Fans und solche, die es werden wollen, bietet das Theater am 17. März einen ganzen Kafka-Tag an:
16.00 Uhr: Lesung Franz Kafka „Brief an den Vater“ Oberes Foyer
17.00 Uhr: Figurentheater: „Kafkas Schloss – Ein Machtspielchen“ Kammerspiele
19.30 Uhr: Schauspiel „Der Process“ nach Franz Kafka – Großes Haus
Man kann die Vorstellungen einzeln buchen oder ein Kombiticket für alle drei Veranstaltungen.

Am Sonntag-Vormittag, 18. März, um 11 Uhr im Komödienhaus dürfen sich Musikfreunde die unglaublich amüsante Interpretation von Mozarts „Zauberflöte – eine Prüfung“ durch die „Thalias Kompagnons“ und das ensembleKONTRASTE nicht entgehen lassen. Es ist ein Spiel mit historischen Papierkulissen, Puppen und Projektionen, einem Orchester und einem sensationellen Countertenor, der alle Partien der Oper von Sarastro bis zur Königin der Nacht übernimmt. Diese Inszenierung ist für Erwachsene und für Kinder ab 10 Jahren geeignet.

Am Samstag, 24. März um 20 Uhr ist das Stuffed Puppet Theatre von Neville Tranter, einem der weltweit erfolgreichsten Puppenspieler, aus Amsterdam zu Gast im Komödienhaus mit „Schicklgruber alias Adolf Hitler“. Mit Klappmaulfiguren bietet er ein groteskes Kammerspiel über die letzten Tage im Führerbunker. Es treten auf: Adolf Hitler, Eva Braun, Josef Goebbels, dessen Kinder, Hermann Göring und der Tod.

Und am Sonntag, 25. März, gibt es um 15 Uhr in den Kammerspielen ein Stück für Kinder ab sechs Jahren „Ernesto Hase hat Loch in der Tasche“ vom Ensemble Materialtheater aus Stuttgart. Darin geht es um eine Hasenfamilie, welche die Armut bekommt, so wie andere eine Krankheit – ein Stück mit Gewicht, aber ohne Schwere und mit viel Hoffnung und Humor.

Kommen Sie! Staunen Sie! Lassen Sie sich inspirieren! Wir sind sicher: Sie verlassen als Figurentheaterfans die Vorstellungen

Der Kartenvorverkauf für die fünf Vorstellungen in Heilbronn läuft unter 07131/563001 oder 563050 oder im Online-Shop unter www.theater-heilbronn.de

Serie Social Media in der Praxis

Wir haben uns mit Karin Janner ausführlich über Social Media am Theater Heilbronn unterhalten. Ihren Blog Artikel möchten wir als Anlass nehmen, um euch zu fragen, über welche Themen rund ums Theater ihr mehr auf unseren Web Plattformen erfahren möchtet? Was findet ihr toll oder welche Informationen fehlen euch?
Wir freuen uns auf eure Anregungen, Ideen und Tipps!!!

Serie Social Media in der Praxis

Meister des schönen Scheins

Wohl jeder Mitarbeiter des Theaters wurde in seinem Berufsleben schon einmal gefragt: »Und was machen Sie vormittags?« Viele Menschen haben im Kopf, dass an den Abenden die Vorstellungen im Theater laufen, und können sich nicht vorstellen, dass dort fast rund um die Uhr und natürlich auch vormittags gearbeitet wird. Zum Beispiel im Malersaal
Sie können sich ihren eigenen Palast bauen — richtig preiswert noch dazu. Marmor, Gold, edle Hölzer, wertvolle Tapeten und Gemälde – alles kein Problem. Sie brauchen dafür lediglich ein paar Sperrholzplatten, die sie mit Farbe und verschiedenen Materialien bearbeiten.  »Wir sind die Meister des schönen Scheins«, sagt Kirstin Köppel, stellvertretender Vorstand im Malersaal. »Die Blender und Täuscher«, fügt sie verschmitzt hinzu. Dass sie und ihre Kollegen falsche Tatsachen vortäuschen, ist kein Verbrechen, sondern eine hohe Kunst, die mit einfachen Mitteln die schönsten Welten auf der Bühne entstehen lässt.

Karlheinz Kirchler, Herbert KÜbler und Kirstin Koeppel – das starke Team des Malersaals.

Seit 1993 arbeitet Kirstin Köppel als Malerin und Plastikerin im Theater Heilbronn, ihr Kollege Karlheinz Kirchler ist seit 1998 mit dabei. Gelernt haben sie ihre Kunst beim dienstältesten Mitarbeiter des Heilbronner Theaters, bei Herbert Kübler, der als Vorstand die Abteilung  leitet, seit 1977 seinem Haus die Treue hält und Jahr für Jahr talentierte junge Leute in seinem Beruf ausbildet. Stefan Dittrich hat im vergangenen Jahr seine Ausbildung abgeschlossen. Derzeit baut er einen 2,90 Meter großen Männerakt aus Marmor für das Musical »Ein Käfig voller Narren«. Natürlich ist die Figur nicht wirklich aus Marmor, sondern aus Styropor. Das wird mit einer Kaschiermasse aus Kreide und Leim bestrichen und anschließend poliert. Und siehe da, die Statue glänzt wie feinster Marmor. Nicht nur aus der Ferne wirkt sie sagenhaft schwer und wertvoll. Um diese Figur zu bauen, bekam Stefan Dittrich lediglich ein Foto als Vorlage. Wie nur bekommt man den Kerl dreidimensional? Um sich die Rückfront des Herrn vorstellen zu können, ahmt Stefan Dittrich die Bewegung auf dem Bild nach und fotografiert sich von hinten. So hat er eine Ahnung, wie die Muskeln auf dem Rücken verlaufen könnten und wie die Beine stehen müssen. Dann fertigt er Zeichnungen von allen Seiten und schließlich geht’s ran an das Styropor. Zunächst mit einer großen Drahtsäge, der man auf keinen Fall zu nahe kommen sollte. Dann mit Messern und Raspeln. Die Arbeitsweise unterscheidet sich keinen Deut von der eines Bildhauers.

Stefan Dittrich baut den 2,90-Meter-Mann.

Ähnlich ist es in der Theatermalerei. Alle Kollegen im Malersaal sind hervorragende Maler und Zeichner und gehen seit frühester Kindheit diesem Hobby nach. Beruflich schaffen sie Auftragswerke in riesigen Formaten. Auftraggeber sind in diesem Fall die Bühnenbildner, die mit Modellen und Fotos der Bühne kommen und sagen, was sie sich wünschen. »Wie wir das umsetzen, das ist unserer Kreativität überlassen. Es muss nicht nur schön, sondern immer auch kostengünstig und den Erfordernissen des Theateralltags gewachsen sein«, erklärt Karlheinz Kirchler.  Eine Aufgabe für den »Käfig voller Narren« war es zum Beispiel eine 10 Meter breite und 6,50 Meter hohe Stadt-Silhouette von St. Tropez in Abenddämmerung auf Leinwand zu malen. Die Vorlage war ein Foto. Hier bedienen sich die Künstler im Malersaal, in diesem Fall Sarah Michel und Benedikt Finteis aus dem zweiten Lehrjahr, der Rastertechnik. Über das Foto wird ein Liniengitter gezeichnet, welches das Bild in kleine Kästchen teilt. Diese Kästchen werden dann maßstabsgetreu mit Schnüren auf der riesigen grundierten Leinwand auf dem Boden übertragen. Dann werden die Umrisse aus den kleinen Kästchen in die großen gezeichnet. Anschließend werden ohne Schnurnetz die Farben aufgetragen. Für Formate von bis zu 19×19 Metern ist im Heilbronner Malersaal Platz. Die Maler arbeiten im Stehen mit Pinseln an ca. ein  Meter langen Stielen. Von den wertvollen Langschaftpinseln hat jeder Theatermaler sein eigenes Sortiment, das er wie seinen Augapfel hütet.

Die Farben werden nicht etwa fertig gekauft, sondern selbst mit Wasser, Kaltleim und Farbpigmenten angerührt. Das ist für Malersaalvorstand Herbert Kübler wichtig wegen der Brillanz und deshalb eine Frage der Ehre. Die Farbküche ist mit ihren bunten Kisten, in denen die Pigmente in allen Abstufungen der Regenbogenfarben lagern, eine Wohltat für Auge und Seele – gerade in der grauen Jahreszeit.  Vielleicht sind deshalb die Kollegen im Malersaal immer gut gelaunt, auch wenn es noch so dicke kommt. Wie alle Abteilungen im Haus auch haben sie ein enges Terminraster. Ein Rädchen greift ins andere, wenn die  Arbeitsschritte mit den anderen Abteilungen wie der Schreinerei, der Schlosserei und der Dekowerkstatt koordiniert werden, die alle gemeinsam am Bühnenbild für eine Inszenierung arbeiten. Und jeder Auszubildende lernt vom ersten Tag an, sich die Zeit perfekt einzuteilen und muss gleich richtig mithelfen. Elisabeth Eis und Charlotte von Davier dürfen sich bereits  im ersten Lehrjahr an Picasso-Imitationen heranwagen – in riesigen Formaten, denn anders würden sie den Ansprüchen der Bühne einfach nicht genügen.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Drag Queens und schmissige Songs

 Bei »La Cage Aux Folles« verwandeln sich Männer in Frauen

Das ist ein Stück, da müssen wir auf den Putz hauen, grinst Chefmaskenbildner Sasha Heider-Friebel. Er meint das Musical »Ein Käfig voller Narren«, das Regisseur Jens Schmidl gerade am Theater Heilbronn inszeniert.

Schauspieler und Hauptdarsteller Nils Brück wirft einen besorgten Blick in den Spiegel. Noch weiß er nicht, was ihm am Ende dieser »Probe« entgegenschauen wird. Denn innerhalb der nächsten dreißig Minuten soll er sich von einem gestandenen Mann in Zaza verwandeln, eine »Drag Queen«, Star und Attraktion des Travestie-Clubs »La Cage Aux Folles« im mondänen Saint-Tropez. Ein Testlauf für insgesamt sechzehn Vorstellungen, bei denen die Verwandlung während der Nummer »Mascara« live auf der Bühne des Großen Hauses passieren wird. Neugierig beobachtet Kostümbildnerin Ilka Kops wie Brück mit Hilfe von Mastix, Puder, Rouge, Lippenstift, Perücke und künstlichen Wimpern zu einer betörend attraktiven Frau mutiert. Und er ist nicht der Einzige, der sich im »Käfig voller Narren« verwandelt: Für die großen Shownummern im Club »La Cage Aux Folles« sind neben Brück noch acht »Cagelles«, extra engagierte Musicaltänzer und -sänger, verantwortlich, die mit der Berliner Choreografin Andrea Heil, dem musikalischen Leiter Hans Kaul und dem Großteil des Schauspielensembles seit Ende Januar in Heilbronn proben. Sasha Heider-Friebel seufzt: »Das sind für uns ungefähr fünfzig Kopfbedeckungen, Perücken und Paillettenhauben«. »Und über hundert Kostüme«, ergänzt Ilka Kops. Die Seufzer sind schnell von einem erneuten Grinsen weggewischt. »Aber gerade so ein Ausstattungsstück macht auch Riesenspaß.«

Trotz aller Lust an der Verwandlung, der schmissigen Musik und den turbulenten Verwicklungen ist bei dem Musical, das auf einer erfolgreichen französischen Boulevard-Komödie und ihrer mehrfach preisgekrönten Verfilmung basiert, nicht alles nur Jux und Tollerei: Seit mehr als zwanzig Jahren sind Clubbesitzer Georges und sein Star Albin alias Zaza ein Paar. Zwei Welten prallen aufeinander, als Jean-Michel die Tochter eines erzkonservativen Politikers heiraten und dafür seine »Herkunft« verleugnen will. Er ist das Ergebnis eines »heterosexuellen Fehltritts« von Georges und wird von Albin liebevoll »bemuttert«. Wie weit sollen, wie weit können Albin und Georges für das Glück ihres Sohnes verstecken, was und wie sie sind? Autor Harvey Fierstein und Komponist Jerry Herman schufen mit ihrer Version vom »Käfig voller Narren« 1983 ein charmantes, aber auch mitreißendes Plädoyer für Toleranz und Selbstachtung, Freiheit und Individualität, das in einem Song gipfelt, der zur Hymne wurde: »Ich bin, was ich bin.« (Andreas F.)

Fotos: Maskenprobe für Nils Brück, der Albin alias Zaza im »Käfig voller Narren« spielt. Rund 30 Minuten dauert die Verwandlung des Mannes in eine schillernde Drag Queen. Kostümbildnerin Ilka Kops und Maskenchef Sasha Heider-Friebel probieren das optimale Make-Up und Geschmeide für ZaZa.

Ein Käfig voller Narren
Musical von Jerry Herman und Harvey Fierstein nach Jean Poiret
Premiere am 10. März 2012, 19.30 Uhr, im Großen Haus

Musikalische Leitung: Hans Kaul
Regie: Jens Schmidl
Bühnenbild: Marcel Keller
Kostüme: Ilka Kops
Choreografie: Andrea Heil
Gesangstraining: Andrea Voit-Erlewein
Dramaturgie: Andreas Frane
Mit:
Julia Apfelthaler
Johannes Bahr
Sylvia Bretschneider
Nils Brück
Stefan Eichberg
Angelika Hart
Gabriel Kemmether
Philipp Lind
Rolf-Rudolf Lütgens
Till Schmidt
und als Cagelles:
Hakan T. Aslan
Stratos Goutsidis
Kevyn Haile
Claus Opitz
Timo Radünz
Eric Rentmeister
Patrick Stauf
Robert Zapatka
Statisterie