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THEATERKASSE
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74072 Heilbronn
Tel. 07131.56 30 01 oder 56 30 50 kasse@theater-hn.de
Aufgrund der Abstandsregeln im Zuschauerraum, sind bis auf weiteres keine Kartenbuchungen im Webshop möglich. Bitte wenden Sie sich an die Theaterkasse. Vielen Dank für Ihr Verständnis!
Alle sind zur Bauprobe von »Cyrano de Bergerac« von Edmond de Rostand im Zuschauersaal des Heilbronner Theaters zusammengekommen, um den ersten Ideen von Regisseurin Johanna Schall und Bühnenbildner Horst Vogelgesang zu lauschen. Alle sind im dem Fall Kolleginnen und Kollegen der Technischen Abteilungen, Beleuchtung, Ton, Requisite, Maske, Schneiderei, Dekoration, Malersaal, Schlosserei, Schreinerei, Dramaturgie, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Theaterpädagogik.
„Und sie werden viel zu tun haben!“, kündigt Johanna Schall gleich zu Beginn, nach der freundlichen Begrüßung, an. »Cyrano de Bergerac« soll mit viel Lust, frech und unverschämt aufgeführt werden, unterstützt durch ein aufwändiges Bühnenbild, viele Kostüme, Kampf, Tanz, Tod und vielleicht sogar einer Tortenschlacht.
Da kommt auf alle viel Arbeit zu! Aber noch sind das alles nur Ideen und Vorstellungen von Regisseurin, Bühnenbildner und Kostümbildnerin. Bei der Bauprobe, dem ersten Zusammentreffen von allen, die mit der Aufführung des Stücks etwas zu tun haben, werden die Ideen zur Inszenierung ausprobiert und besprochen. Es ist sozusagen die erste Konfrontation der Ideen mit der Wirklichkeit, denn auch das grobe Gerüst zum Modell des Bühnenbildes steht heute zum ersten Mal auf der Bühne.
Ob das wohl alles so funktioniert? Nicht von heute auf Morgen und vielleicht mit einigen Änderungen, aber bis zur Premiere am 28. Juni ist ja noch Zeit.
Sicher für die Regisseurin ist:„Was fürs Auge muss dabei sein.“ Da darf man gespannt sein!
Von Janine Osterberg, Praktikantin in der Theaterpädagogik
In einer Kultur-Blogparade ruft ein Blogbetreiber andere Kulturinstitutionen auf, zu einem bestimmten Thema Artikel zu verfassen. Diese werden gesammelt und vom Aufrufenden zusammengefasst. So entsteht ein Online-Sammelband von Texten, diesmal zum Thema „Der Blick hinter die Kulisse – unser Arbeitsalltag“. Wir freuen uns als Theater die zahlreichen Museumsbeiträge beispielsweise aus dem Städel Frankfurt oder dem Deutschen Historischen Museum zu ergänzen.
Sie sind morgens die ersten, die das Theater betreten und nachts die letzten, die es verlassen. Täglich um 7.30 Uhr rückt die erste Schicht der Bühnentechniker an, um bis 10 Uhr alle Aufbauten für die Proben und Vormittagsvorstellungen erledigt zu haben. Der Tag beginnt mit einer kurzen Aufgabenverteilung – dann schwärmen die starken Männer in der schwarzen Kleidung aus, um das Große Haus, die Kammerspiele, das Komödienhaus und die drei Probebühnen einzurichten. Da die Zeiteinteilung sehr streng ist, sind Schnelligkeit und Pünktlichkeit wichtig. Vor allem aber auch Genauigkeit, denn davon hängt die Sicherheit der Schauspieler ab. 24 Mitarbeiter inklusive Auszubildende hat die Bühnentechnik. Pro Schicht sind 6-8 Kollegen eingeteilt. Einige sind schon seit Bestehen des Theaters am Berliner Platz dabei. Bernd Reber und Dieter Schmid beispielsweise – sie haben sich damals auf eine Anzeige beworben, als für den Theaterneubau Bühnentechniker gesucht wurden. Von Beruf waren sie Schlosser bzw. Schreiner und vom Theater hatten sie nicht viel Ahnung. Aber sie mussten mit dem Theater Heilbronn eines der modernsten Häuser Europas bedienen. »Wir haben alles bei der Arbeit gelernt. Nur ein Techniker kannte sich damals aus«, erinnern sich die beiden. Heute kennen sie alle Bühnen mit ihrer technischen Ausstattung wie ihre Westentasche – trotzdem wird es nie langweilig, versichern sie. Denn sie dienen mit ihrer Arbeit der Kunst. Das heißt, spontan und flexibel zu sein, wenn dem Inszenierungsteam während der Proben geniale Einfälle kommen. Manchmal müssen auch bereits realisierte technische Lösungen wieder verworfen werden. Aber solche Korrekturen bleiben hier im Rahmen – aus Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und den Finanzen. Für jedes Bühnenbild wird lange im Vorfeld einer Inszenierung besprochen, warum welches Element nötig ist. Die Meister der Bühnentechnik lassen es regnen und stürmen. Sie sorgen dafür, dass Kulissenteile hochfliegen und im Boden versinken. Sie sind verantwortlich, wenn die Welt – in diesem Fall die Bretter, die sie bedeuten – sich dreht. Und sie lassen Schauspieler durch die Luft schweben. Besonders in letzterer Situation brauchen die Darsteller absolutes Vertrauen zu den Technikern an den Seilzügen. Das verbindet. All diese Abläufe werden in den Proben geübt, in die auch die Herren von der Technik ab 10 Uhr eingebunden sind. Um 15 Uhr rückt das zweite Team an, um die Probebühnen für die Abendproben umzubauen und vor allem, um die Bühnen für die abendlichen Vorstellungen vorzubereiten. Bis 17.30 Uhr müssen sie fertig sein, denn hinterher richtet die Beleuchtungsabteilung alle Scheinwerfer für das jeweilige Stück ein. Während der Vorstellung agieren sie unsichtbar, und doch würde ohne sie nichts funktionieren. Sie sind eine verschworene Gemeinschaft. Viele wie Zissis Tsiapkinakis, Henry Bickel oder Frank Kammerer sind seit den 80er Jahren dabei. Zissis Tsiapkinakis hatte damals in der Theaterkneipe »Rampenlicht« gehört, dass Bühnentechniker gesucht werden. Henry Bickel und Frank Kammerer haben Mitte der 80er Jahre die DDR verlassen und sind hier am Theater gelandet. Ganz neu ist Bühnenmeister Lutz Schmieder, der über Zeitz und Rudolstadt hierher kam und mit der Einrichtung und Betreuung des sehr aufwendigen Operetten-Gastspiels »Orpheus in der Unterwelt« seine Feuertaufe erlebte und mit Bravour bestand. Die »starken Männer« sind stolz, dass in den 30 Jahren des Bestehens des Theaters nicht eine Vorstellung aus technischen Gründen ausfallen musste. Ein anderer Job kommt für sie nicht in Frage, auch wenn es kaum freie Sonn- und Feiertage gibt und die Arbeitstage sehr lang sind. Wenn der Vorhang gefallen ist, ist die Arbeit noch lange nicht zu Ende. Dann werden die Kulissen wieder abgebaut, bis die Bühne vollkommen leer ist. Oft verlassen die Männer erst nach Mitternacht das Haus. Am nächsten Morgen rückt wieder die Frühschicht an und der Tag, an dem auf der Bühne vier Mal auf- bzw. abgebaut wird, beginnt.
„Es ist gut, dass die Szene in der Probe zweimal gespielt wurde“, stellt ein Teilnehmer des Kultup am 16. Februar im Theater Heilbronn fest. In der Tat bedarf es flinker Smartphonebedienung und etwas Multitaskingtalentes um im Twitterstrom mitzuhalten und gleichzeitig der Probe zu „Minsk“ zu folgen. Da war es gut, dass Regisseur Christian Marten-Molnár und Dramaturg Johannes Frohnsdorf die twitternden Kulturfans mit ihren Erläuterungen zur Inszenierung unterstützten.
… das Twittern während einer Theaterprobe erfordert enorme Multi-Tasking-Skills!!! Tippfehler nicht ausgeschlossen. #kultup#Minsk
Ein Kultup wie dieser zeigt, dass auch eifrige Twitterer die Gelegenheiten gerne nutzen sich offline zu treffen um gemeinsam eine Opernprobe zu sehen. Rund 30 theaterbegeisterte Twitterer nicht nur aus Heilbronn sind gekommen, um Einblicke in das Entstehen einer Uraufführung zu bekommen, von der weder Musik noch Bühnenbild bisher öffentlich zu hören und zu sehen waren. Dazu eine Oper, deren Thema der Heimatsuche in eine Stadt wie Heilbronn passt. Im begleitenden Videoprojekt „Dasein: Heilbronn“ filmen Schüler der Wartbergschule Orte der Heimat und des Fremdseins in Heilbronn. Mitglieder des Württembergischen Kammerorchesters, das bei den Aufführungen im Orchestergraben sitzt, spielen live dazu die gemeinsam ausgesuchte Filmmusik.
In der Kultup-Probe bekamen die Twitterer die erste Szene der Oper Minsk zu sehen, in der Anna in der sterilen Kulisse der Londoner U-Bahn einschläft und meint ihren ehemaligen Geliebten Fyodor dort wiederzusehen. Noch war das Licht nicht eingerichtet und die Kostüme nicht fertig, aber die Anonymität dieses Ortes bereits zu spüren. Diese Wirkung unterstreicht die Musik von Ian Wilson, die auch vom Klavier gespielt bereits eindrucksvoll Annas Gefühle nachfühlen lässt.
Der Klavierauszug verspricht schon eine sehr interessante Orchestrierung von „Minsk“. #kultup
Aus der Probe twittern ist, als würde man gleichzeitig während der Probe in einer großen Runde diskutieren. Und so entwickelten sich über die Smartphones und Tablets sowohl Gespräche über die Wirkung des Stückes und des Bühnenbildes, als auch über Probenoutfits und die in der Probe anwesenden Kamerateams. Überhaupt spielte das Zusammentreffen klassischer Medien und der „Neuen Medien“ auch in den anschließenden Gesprächen eine große Rolle. Denn obwohl alle Twitterer öffentlich twittern, scheinen sie dennoch eher kamera- und radioscheu zu sein. In den rund 350 Tweets während der Probe war von der Zurückhaltung nichts zu lesen. Nach einiger Zeit schalteten sich auch die Twitterer außerhalb des Theaters ein, die den Kultup verfolgten; sie kommentieren die Eindrücke der Teilnehmer und wünschen sich einen Live-Stream um auch die Musik zu hören.
Trotz aller digitalen Information ist der analoge Austausch auch für Twitterer noch wichtig, und so endete der Kultup in der Theaterkantine, bei der Diskussion, welche Chancen ein solches Format bietet, und ob es denkbar ist, auch aus regulären Vorstellungen zu twittern. Trotz der spannenden und positiven Erfahrungen beim Kultup im Theater Heilbronn, wird in regulären Vorstellungen zugunsten der Aufmerksamkeit und den Schauspieler zuliebe vorerst das Smartphone ausgeschaltet bleiben.
„Nur in dieser großen Stadt können wir allein sein“ … „Nie ist man allein“ – „Leave me alone“ #kultup#Minsk
Die Anonymität zeigt sich schon bei der Kostümierung der Darsteller von Minsk: Graue Kostüme stehen als Sinnbild für die anonyme Masse an Menschen, der man begegnet und zu der man keinen Kontakt herstellen kann. Doch nicht nur in den Kostümen, sondern auch in den Masken der Statisten, die im Laufe der Woche bei uns eingetroffen sind, findet sich die Anonymität und Uniformität wieder. Es sind insgesamt zehn Masken, vier für die Frauen, sechs für die Männer. Diese sind jeweils identisch. Dadurch lassen sie sich, außer in männlich und weiblich, nicht voneinander unterscheiden. Die Gesichter haben keine eigene Persönlichkeit und bleiben somit anonym. Es ist spannend und gruselig, wie sehr eine Maske einen Menschen verändert. Ohne die Mimik zu sehen, erkennt man keine Regung, keinen Gedanken. Man kann zu den „Maskenmenschen“ keinen Kontakt aufnehmen. Anna fühlt sich alleine inmitten dieser abweisenden, uniformen Wesen.
Den Blick hinter die Kulissen von „Minsk“ zeigt euch Selina Rothenhöfer, Azubi
Die Frage nach dem Aufbau des Bühnenbilds – was wird gezeigt? London oder Minsk? Oder beides? Oder vielleicht doch ganz anders? – ließ sich vor zwei Wochen noch nicht beantworten.
Mittlerweile wissen wir von dem Bühnenbildner Nikolaus Porz, dass der Aufbau auf der Bühne zwei Seiten hat, die beide ihre Bedeutung haben. Die Rückseite – grau, porös und abgewrackt – die von Anna geliebte Heimatstadt Minsk. Die Vorderseite London steht für klar, sauber und weiß – aber ohne Wohlfühlatmosphäre für Anna.
Im Vergleich anhand der Bilder sieht man, dass sich seither einiges getan hat. Der untere Bühnenteil, der für „draußen“ steht, wurde jetzt mit dem oberen Teil, der „drinnen“ verkörpert, in der Montagehalle zusammengefügt. Die Verteilung der Seiten sind nun auch deutlich zu erkennen.
Auch die Seitenwände, die links und rechts noch angefügt werden, sind schon fertig.
Nur noch knappe drei Wochen bleiben bis zur Uraufführung von „Minsk“. Seit Ende Januar laufen die szenischen Proben. Auf der Probebühne in der Austraße sprach Dramaturg Johannes Frohnsdorf mit Countertenor Niklas Romer, der den Part des Fyodor singt.
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Der erste Kultur-Tweetup eines Stadttheaters in Deutschland findet am Sa, dem 16.02.2013, um 9:45 Uhr zu einer Probe der Oper Minsk (UA) im Großen Haus des Theaters Heilbronn statt! Anmeldung an @theat_heilbronn oder @KultUp auf twitter oder an schroeder@theater-hn.de Wer auf Twitter dem Hashtag #kultup folgt, wird bereits ab dem 21.01.2013 mit Neuigkeiten versorgt, kann am Veranstaltungstag so den Tweetup verfolgen und sich auch aktiv ins Gespräch einbringen. Wer selbst keinen Twitter-Account besitzt, kann die Tweets über die Twitterwall verfolgen: http://kultup.tweetwally.com
Es ist Donnerstag Nachmittag, 14 Uhr, der „MuFu“, Multifunktionsraum, der Wartbergschule verwandelt sich langsam in ein „Filmstudio“, die Leinwand steht bereits am hinteren Raumende und Beya zieht die Vorhänge zu, damit man den Film besser sehen kann. Die 15 Schülerinnen und Schüler der Theater AG, die von Simone Jörg und Uli Eisele geleitet wird, nehmen auf den im Kreis aufgestellten Hockern Platz, um einen weiteren Schritt in der Produktion ihres Filmes zu machen. In den letzten Wochen haben die Jugendlichen, die in der Wartbergschule die Klassen 7 bis 9 besuchen, unter dem Projekttitel „Dasein: Heilbronn“ mit ihren Handykameras Orte gefilmt, an denen sie sich fremd fühlen, und solche, an denen sie zu Hause sind. Mit Hilfe des Filmemachers Jonas Dietz haben sie aus diesen vielen kleinen Einzelepisoden einen Film zusammengeschnitten, der dem Betrachter zeigt, was die Jugendlichen an bestimmten Orten in ihrer Stadt empfinden und was wichtig ist, damit ein Platz Geborgenheit und Sicherheit vermittelt und als „gut“ empfunden wird. Doch trotz der sehr persönlichen Bilder und Gedanken der Schüler, ist der Film noch irgendwie emotionslos. Hier kommen nun die Musiker Stephan Schubert, Johannes Hehrmann, Irene Lachner, und Georg Oyen ins Spiel. Sie sind Musiker des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn und haben ein Streichquartett gebildet, das sich aus erster und zweiter Geige, Bratsche und Cello zusammensetzt. Viele der Schüler hören dies zum ersten Mal und haben auch sonst noch nie Kontakt mit klassischer Musik gehabt – eine Begegnung von zwei unterschiedlichen Welten. Die Musiker haben sich den Film der Schüler angeschaut, überlegt, welche Musik vielleicht dazu passen könnte, und ein großes Paket mit musikalischen Vorschlägen mit in den „MuFu“ gebracht. Gemeinsam überlegen nun alle, welche Musik zu welchen Filmszenen passt, ob das Stück vielleicht ein bisschen langsamer besser geeignet wäre oder an manchen Stellen ganz schnelle Tonfolgen verdeutlichen, was der jeweilige Kameramann gefühlt hat. „In dem Haus hat mein Vater gewohnt, aber jetzt lebt er nicht mehr in Deutschland. Früher bin ich oft nach der Schule da hin, aber jetzt kann ich das nicht mehr.“ Kristina erzählt eine wichtige Wende in ihrem Leben in einigen wenigen Sätzen. Klar ist sie traurig, dass ihr Vater weg ist, aber sie hat gelernt sich mit der Situation zu arrangieren. Musiker und Schüler reden über all diese kleinen und großen Schicksale, über Orte und Momente, in denen sie sich „fehl am Platz“, „allein gelassen“ oder auch „genau richtig an Ort und Stelle“ gefühlt haben. „Ich bin jedes Wochenende in der Moschee. In den Ferien sogar fast jeden Tag. Wir lesen dort im Koran und manchmal gibt es kleine Feste.“ Silan weiß wo sie sich aufgehoben fühlt – ein guter Ort, der ihr Geborgenheit gibt. Neben der ganz persönlichen Bedeutung von „Heimat“ und „Fremde“ lernen die Jugendlichen aber auch konkretes Handwerkszeug: „Wie funktioniert klassische Musik?“, „Wie mache ich einen Film?“, „Was macht eigentlich ein Berufsmusiker den ganzen Tag“? und „Wie bekomme ich einen Ton aus dem Cello heraus?“. Manchmal schweifen sie auch einfach ab und unterhalten sich über Haustiere und Lieblingsessen, aber auch das ist spannend und oft richtig lustig!
Das Württembergische Kammerorchester Heilbronn möchte in einer Stadt wie Heilbronn, in der 46 Prozent der Einwohner eine Zuwanderungsgeschichte haben, Angebote für alle Einwohner entwickeln. „Dasein: Heilbronn“ ist das erste Projekt für Jugendliche mit Zuwanderungsgeschichte, das dank der Förderzusage des Innovationsfonds des Landes Baden-Württemberg realisiert werden kann. Projektleiterin Katharina Gerhard und die verantwortlichen Lehrer der Wartbergschule haben es sich zum Ziel gemacht, die Jugendlichen für den eigenen Lebensraum zu sensibilisieren und ein Selbstbewusstsein in der gesellschaftlichen Migrations-Debatte zu schaffen. Darüber hinaus sollen Verständnis für den Beruf des Musikers geweckt werden, die Techniken zum Erstellen von Video und Soundtrack sowie Aufführungsdisziplin und Verantwortung für das künstlerische Produkt vermittelt werden. „Heimat“ und „Fremde“ sind hierbei stets zentrale Begriffe, mit denen die jungen Heilbronner auf unterschiedlichen Ebenen umgehen. So lernen sie, dass man auch in der Heimat fremd und in der Fremde heimisch sein kann.
Ausgangspunkt des Projektes ist die Uraufführung von Ian Wilsons Oper „Minsk“, die in einer Kooperation von Württembergischem Kammerorchester und Theater Heilbronn entsteht und am 3. März 2013 zur Premiere kommt. Unmittelbar vor der Uraufführung wird die vertonte Version des Filmes „Dasein: Heilbronn“ um 18.30 Uhr im Theater Heilbronn öffentlich gezeigt werden. „Ich bin sehr gespannt, ob die Leute die Orte, die wir gefilmt haben, kennen!“ Wie Ogulcan, so machen sich einige der Schüler bereits jetzt Gedanken, wie die Filmpremiere beim Publikum ankommt – ein Highlight aber, und das ist jetzt schon sicher, ist die musikalische Livebegleitung zum Film!
3. März 2013: Filmpremiere mit Live-Musik im Foyer des Theaters Heilbronn; 18.30 Uhr im Theater Heilbronn; anschließend Premiere von „Minsk“
(Eine Kooperation mit der Wartberg-Schule und dem Theater Heilbronn)
Der erste Kultur-Tweetup eines Stadttheaters in Deutschland findet am Sa, dem 16.02.2013, um 9:45 Uhr zu einer Probe der Oper Minsk (UA) im Großen Haus des Theaters Heilbronn statt! Anmeldung an @theat_heilbronn oder @KultUp auf twitter oder an schroeder@theater-hn.de Wer auf Twitter dem Hashtag #kultup folgt, wird bereits ab dem 21.01.2013 mit Neuigkeiten versorgt, kann am Veranstaltungstag so den Tweetup verfolgen und sich auch aktiv ins Gespräch einbringen. Wer selbst keinen Twitter-Account besitzt, kann die Tweets über die Twitterwall verfolgen: http://kultup.tweetwally.com
Grau sind nicht nur Teile des Bühnenbildes von Minsk, sondern auch die Kleidung der Darsteller. Graue Kostüme als Sinnbild für die anonyme Masse an Menschen, die einem begegnet, zu der man keinen Kontakt herstellen kann.
Erste fertige Kostüme habe ich in der Schneiderei begutachten dürfen. Wie fleißige Bienchen arbeiten die Schneiderinnen jetzt nun schon seit Mitte Dezember an den Kostümen von Minsk.
„Es dauert ungefähr 1-2 Tage bis ein Mantel fertig ist.“, verraten sie. Verwendet wurde Filz und Watte zum Polstern.
Es werden Kostüme neu entworfen und genäht, zum Teil wird auch vorhandene Kleidung aus dem Fundus verwendet. Dabei stellt der Kostümbildner von Minsk, Nikolaus Porz, eine Auswahl zusammen, welches Kostüm am besten zu dem jeweiligen Schauspieler und zu seiner Rolle passen könnte. Die letzten Feinabstimmungen werden jedoch meist kurz vor der Premiere getroffen, da man erst im Zusammenspiel von Bühne, Licht und Kostüm sieht, ob alles zusammenpasst. Das passiert ungefähr 1-2 Wochen vor der Premiere.
Selina Rothenhöfer, Azubi
Der erste Kultur-Tweetup eines Stadttheaters in Deutschland findet am Sa, dem 16.02.2013, um 9:45 Uhr zu einer Probe der Oper Minsk (UA) im Großen Haus des Theaters Heilbronn statt! Anmeldung an @theat_heilbronn oder @KultUp auf twitter oder an schroeder@theater-hn.de Wer auf Twitter dem Hashtag #kultup folgt, wird bereits ab dem 21.01.2013 mit Neuigkeiten versorgt, kann am Veranstaltungstag so den Tweetup verfolgen und sich auch aktiv ins Gespräch einbringen. Wer selbst keinen Twitter-Account besitzt, kann die Tweets über die Twitterwall verfolgen: http://kultup.tweetwally.com
Das Oldenburgische Staatstheater kommt mit barocker Inszenierung des Händeloratoriums »Saul« nach Heilbronn
Dass Opernkurator Christian Marten-Molnár im Gespann mit Intendant Axel Vornam ein gutes Händchen bei der Auswahl der Musiktheatergastspiele für das Heilbronner Theater hat, beweisen die sehr gut besuchten und mit viel Beifall bedachten Opernaufführungen im Grossen Haus. Tausende Kilometer legen die beiden im Jahr zurück, um sich viele, viele Opern an den unterschiedlichsten Häusern anzuschauen und die beste Auswahl für Heilbronn zu treffen. Wenn die musikalische Qualität und die Inszenierung stimmen, das Bühnenbild kompatibel mit unserer Bühne ist und die Künstlerischen Betriebsbüros beider Häuser auch noch die Vorstellungstermine koordinieren können, dann ist eine von drei Musiktheaterinszenierungen pro Spielzeit »gekauft«.
Fündig wurden Marten-Molnár und Vornam einmal mehr am Oldenburgischen Staatstheater. Erinnert sei nur an »Orphée et Eurydice« von Christoph Willibald Gluck oder an »Faust« von Charles Gounod. Jetzt ist das Oldenburgische Staatstheater mit »Saul«, dem szenischen Oratorium von Georg Friedrich Händel, zu Gast. Die Inszenierung von Lydia Steier wurde von der Presse als »Geniestreich« gefeiert und für den Faust 2012 in der Kategorie »Beste Musiktheaterinszenierung des Jahres« nominiert. Üppig und bilderreich inszenierte die Regisseurin das barocke Oratorium, das am Beginn einer Reihe von Meisterwerken steht, mit denen Händels Ruhm als Oratorienkomponist begann.
Heute gilt Händel als der erste Superstar unter den Komponisten. Er war der erste lebende Künstler, dem ein Denkmal gesetzt wurde und sein Einkommen übertraf das seiner Kollegen um ein Vielfaches. Als er aber 1738 mit der Komposition von »Saul« begann, stand er – heute unvorstellbar – am Tiefpunkt seiner Karriere. Seine Opern floppten bei Publikum und Kritik. Doch statt sich davon unterkriegen zu lassen, zog er seine Konsequenzen, orientierte sich neu und schwenkte um auf die Vertonung geistlicher Inhalte.
Mit der Uraufführung des dreiaktigen Oratoriums »Saul« kehrte 1739 der Erfolg zu ihm zurück. In kongenialer Zusammenarbeit mit dem Shakespeare-Herausgeber und Librettisten Charles Jennens wurde aus der weitschweifenden alttestamentarischen Erzählung von König Sauls Eifersucht auf den jungen Emporkömmling David ein packendes Drama: König Saul ist alt und behäbig geworden. Vorbei sind die Zeiten, da er mit Heldentaten sein Volk zu beeindrucken wusste. Er sieht mit immer größer werdendem Unwillen, dass es in dem jungen Feldherrn David, der nur mit einer Schleuder den mächtigen Philisterführer Goliath besiegte, sein neues Idol gefunden hat. Einst hatte König Saul den jungen David selbst an seinen Hof geholt und zum erfolgreichen Kriegsherrn erzogen. Doch je mehr Saul seinen Stern verblassen sieht, umso mehr schlägt seine Gunst um in Neid und seine Liebe in Hass, der ihn schließlich selbst vernichtet. Händel erwies sich hier als ein Meister der psychologisch-musikalischen Zeichnung dieser extremen Gefühlswelten. Romain Rolland schrieb 1925 in einer Studie über Händels Oratorien: »Diese Musik malt: sie malt Affekte, Seelen, Situationen, ja selbst ganze Epochen und Orte (…) Mit einem Wort: das Wesen dieser Kunst ist malerisch, ist dramatisch!«
Sechs Workshops, fünf Vorstellungen, fünf Autorenportraits, vier Publikumsgespräche, zwei Stückeinführungen und das alles in fünf Tagen. Die Themen-Abi-Tour-Woche des Heilbronner Theaters ist vorbei. Nachdem die letzte Vorstellung von „Kohlhaas“ in diesem Rahmen mit stehenden Ovationen beendet wurde, haben sich die Schüler, Schauspieler, Lehrer und Theaterpädagogen erst einmal eine Verschnaufpause verdient.
Bei der letzten Veranstaltung, dem Publikumsgespräch nach „Kohlhaas“, beantworteten Theaterpädagogin Katrin Singer und Dramaturgin Stefanie Symmank Fragen des Publikums. Heraus kamen interessante Fakten, die man als „normaler“ Theaterzuschauer sicherlich nicht erfahren hätte. Die in „Kohlhaas“ verwendete Musik war eher eine Zufallsauswahl der Regisseurin Constanze Kreusch, die sie bei Proben rein nach Gefühl herausgesucht hat. Eine Szene, in der sich Michael Kohlhaas an seine Frau Lisbet erinnert, ist ein Improvisation des Schauspielers Tobias D. Weber. Ein Detail aber haben die Zuschauer ohne Erklärung richtig gedeutet: Die vier Erdhaufen auf der Bühne erinnerten einen Schüler an ein Schlachtfeld oder auch an Grabbeete auf einem Friedhof. Für einen anderen Schüler war das Bühnenbild, so schlicht wie es ist, genau richtig. So konnte er das eigene Bild, das er sich nach dem Lesen der Novelle macht, aufrecht erhalten. Und doch hat sich die Sicht auf Kohlhaas und seine Taten nach dem Theaterbesuch für viele Zuschauer geändert. „Viel positiver, menschlicher, emotionaler“, beschrieb Frau Hölzel, Lehrerin des Deutsch-Kurses vom Gymnasium Schenk-von-Limpurg, der am Freitag noch einmal das volle Abi-Tour-Programm besucht hat, den Kohlhaas, den sie im Theater gesehen hat. Sie findet: „Man kann ihm mehr verzeihen.“
Positiver können auch die Prüflinge, die während der Abi-Tour-Woche im Theater und den Workshops waren, der Abiturprüfung, zumindest in Deutsch, entgegen sehen. Viel Erfolg!
Beitrag und Foto von Janine Osterberg, Praktikantin in der Theaterpädagogik