Spannung steigt vor den ersten Premieren – das ganze Theater im Endprobenfieber

Bei uns steigt gerade die Spannung, denn es ist die sogenannte Endprobenwoche. In wenigen Tagen starten wir mit den ersten Premieren in die neue Spielzeit. Mit dem „Ballhaus“, diesem opulenten Tanz-Schauspiel, der „Zoogeschichte“, einem feinen Kammerspiel, und der Komödie „Ritter Ludwig“ erleben die Zuschauerrinnen und Zuschauer ein Kontrastprogramm. Man kann die Spannung, die während der Endproben am Theater herrscht, fast mit den Händen greifen. In dieser Woche werden alle Elemente, die eine Inszenierung ausmachen, zusammengefügt. Also Kostüm, Maske, Licht, Ton, Originalrequisiten – darin oder damit müssen sich die Schauspielerinnen und Schauspieler jetzt zurecht finden. Im „Ballhaus“ sitzen die Choreografien bereits. Jetzt werden die schnellen Kostüm- und Maskenwechsel geprobt – eine große Herausforderung auch für die Kolleginnen und Kollegen hinter den Kulissen. Die Band steht mit auf der Bühne und spielt live. Unsere Beleuchtungsabteilung zaubert mit dem Licht und gibt dem Ballsaal, in den sich unsere Bühne verwandelt hat, die richtige Stimmung. In der „Zoogeschichte“ geht es vor allem darum, die Konzentration, die dieses feine Kammerspiel verlangt, immer wieder aufzubauen. Alejandro Quintana setzt noch einmal die „Goldfeile“ an, um die Konturen der Inszenierung weiter zu verschärfen.

Eine der letzten Proben vor der Premiere ist die Fotoprobe. Dann gehen unsere beiden Hausfotografen Katja und Thomas vom Fotostudio m 42 mit diversen Kameras ausgerüstet hinein und halten die Inszenierungen fest. Das ist dann auch für uns von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit die Gelegenheit, die Inszenierung schon mal anzuschauen. Ein wirklich aufregender Moment. Und ganz besonders schön ist es dann zu sehen, wie sich die Inszenierung in den wenigen Proben bis zur Premiere dann noch weiterentwickelt.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Zoogeschichten und Katerfreuden

Tierisch gut! Das Theater Heilbronn! Am Samstag hat „Die Zoogeschichte“ in den Kammerspielen Premiere und auch das Große Haus wird bald von einem Vierbeiner in Stiefeln in Beschlag genommen. Gut eine Woche vor Probenbeginn zu unserem diesjährigen Weihnachtsmärchen „Der gestiefelte Kater“ macht passend dazu eine Katze aus Mannheim überregionale Schlagzeilen. Wuschel heisst die Kami-Katze und soll angeblich eine Frau angegriffen und mit Biss- und Kratzwunden verletzt haben. Wir wissen nicht, was an der Geschichte der „Monster-Katze“ dran ist, aber wir können hier, heute und jetzt schon mal versprechen, dass unser Kater, der zum ersten Mal am 13. November über die Bühne stiefeln und die Kinder begeistern wird, ein ganz liebes und zutrauliches, man kann fast sagen, heldenhaftes Tier ist. Schließlich will er nur das Beste für sein Herrchen und Freund Gustav, dem das Leben gerade etwas übel mitspielt. Der findige Kater behält zwischen dem jammernden Gustav, dem verwirrten König und dem bösen Zauberer immer einen coolen Kopf und beschert Hans am Ende das große Glück. Diese zauberhafte Geschichte kann man nicht in der Zeitung lesen, sondern muss man gesehen haben!

Stefanie Symmank, Dramaturgin

Psychologin mit Nadel und Faden

Was machen Sie eigentlich vormittags?
Kostümwerkstatt

Wohl jeder Mitarbeiter des Theaters wurde in seinem Berufsleben schon einmal gefragt: „Und was machen Sie vormittags?“. Viele Menschen haben im Kopf, dass an den Abenden die Vorstellungen im Theater laufen und können sich nicht vorstellen, dass dort fast rund um die Uhr und natürlich auch vormittags gearbeitet wird. Zum Beispiel in der Kostümwerkstatt:
Mit sicherer Hand setzt Roswitha Egger die große Schere an und schneidet den schönen roten mit Pailletten besetzten Jerseystoff für ein Ballkleid zu. Es ist für den großen Showauftritt in der ersten Inszenierung der Spielzeit: “Das Ballhaus“ bestimmt. Sylvia Bretschneider, die in diesem Schauspiel ohne Worte den Typ „große Liebende“ verkörpert, wird es anhaben. Doch dieses Kleid soll nicht einfach nur gut aussehen und der Schauspielerin schmeicheln. Es muss noch einiges mehr können. Obwohl es eng anliegend ist, soll es viel Bewegungsfreiheit bieten und Sylvia Bretschneider muss für das Publikum unsichtbar darunter noch ein zweites Kleid tragen. „Das Ballhaus“ ist eine große Zeitreise durch das vergangene Jahrhundert. Es beginnt im Heute und führt dann zurück in die Zwanziger Jahre. Die erste Verwandlung der Schauspielerinnen und Schauspieler geschieht auf offener Bühne. Sie pellen sich aus dem Jetzt, indem sie das Kostüm abstreifen und dann in den Originalkostümen der 20er Jahre auf der Bühne stehen. Alle Zeitenwechsel werden vor allem über die Veränderungen in den Kostümen erzählt. Für 19 Schauspielerinnen und Schauspieler werden rund 160 Kostüme gebraucht. „Früher hätte ich da Panik bekommen“, sagt Roswitha Egger, die seit 28 (?) Jahren die Kostümwerkstatt am Theater Heilbronn leitet. Aber im Laufe der Jahre hat sie mit den Kolleginnen und Kollegen einen der best sortierten Fundi in Deutschland aufgebaut – so sagen es zumindest die Gast-Kostümbildner, die landauf, landab an den unterschiedlichsten Theatern arbeiten. Tausende Kostüme hängen dort sorgfältig sortiert an meterlangen Kleiderstangen – die allermeisten sind selbst genäht, einige historische Kostbarkeiten auch erworben oder als Schenkung ans Heilbronner Theater gegangen. Rund die Hälfte der benötigten Garderobe hat Kostümbildner Mathias Werner da gefunden.
Die andere Hälfte wird nach seinen Zeichnungen angefertigt.Der schwierigste Part liegt dabei bei den Gewandmeistern Roswitha Egger und Andreas Hihn. Die beiden müssen nämlich nach den Entwürfen, den sogenannten Figurinen, die einen Eindruck davon vermitteln, wie das Kostüm mal aussehen soll, die Schnitte anfertigen – historisch korrekt, nach Schauspielermaß und bühnentauglich. Roswitha Egger kümmert sich um die Damenkostüme – obwohl sie ursprünglich zur Herrenschneiderin ausgebildet wurde: „Es schadet nichts, wenn ich als Leiterin der Abteilung auch von den Herren etwas verstehe“, sagt sie. Ihr Stellvertreter Andreas Hihn schneidet die Maßanzüge aller Couleur für die Männer zu. „Es ist ein sehr kreativer Prozess“, schwärmt Roswitha Egger. Deshalb kann man auch nicht einfach so drauf losarbeiten. Sie versetzt sich bei einem neuen Stück immer erst in Stimmung, in dem sie sich ein paar ganz besonders schöne Kleider vornimmt, auf die sie richtig Lust hat. Beim Ballhaus, diesem Riesenstück, waren es die Kleider von Ingrid Richter Wendel, die nicht nur am Theater die Grand Dame ist, sondern diese in dem Stück auch spielen darf. Außerdem ist sie mit ihrer langen Theatererfahrung ein Vollprofi bei den Anproben und macht es der Kostümchefin leicht. In dieser heiklen Phase ist Vertrauen die absolute Voraussetzung. Längst ist Roswitha Egger zur engen Beraterin für viele Schauspielerinnen geworden. „Schließlich sind wir dafür verantwortlich, ob die Damen optisch zwei Kilo mehr haben oder nicht.“ Manchmal fühle sie fast wie eine Psychologin.

Bevor Roswitha Egger nach Heilbronn kam, absolvierte sie ihre Meisterausbildung in München und arbeitete acht Jahre lang am Staatstheater Stuttgart. Dort war sie vor allem für das Ballett zuständig, hat es gelernt, hoch strapazierfähige Kostüme von großer Schönheit zu zaubern. Und hier entwickelte sie jenen Zug, für den sie heute bekannt ist: Sie ist eine extreme Perfektionistin. „Nur wenn man bei der Arbeit mehr als 100 Prozent gibt, sehen die Kostüme von der Bühne herunter zu 100 Prozent schön aus“, sagt sie. Sind die Kostüme fertig, ist die Arbeit nicht beendet. In der Verantwortung der Kostümchefin liegt auch die Organisation der Umzüge hinter den Kulissen, die eine generalstabsmäßige Planung verlangen. Außerdem müssen die Kostüme nach den Proben und Vorstellungen gereinigt und gewaschen werden.

Manche ihrer früheren Kolleginnen, die heute in der Industrie und für große Modelabels arbeiten, schauen etwas mitleidig, wenn sie Roswitha Egger treffen: Am Theater muss man ständig abends arbeiten – manchmal auch nachts, wenn zwischen den letzten Proben vor der Premiere Kostüme von einem Tag auf den anderen geändert werden müssen . „Ich musste mich entscheiden, entweder Haute Couture oder Theater.“ Dass die Entscheidung aufs Theater fiel, hat sie nie bereut. Kein Tag ist wie der andere. Die Herausforderungen höre nie auf. Und modische Akzente setzt sie eben ganz privat, mit wunderschönen Kleidern, die sie für sich selbst entwirft und die ihrer Seele gut tun.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

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Theaterprobe provoziert Polizeieinsatz

„Ich war im Zoo.“ So beginnt das Stück, welches am Samstag, den 24. September in der Kammer Premiere feiern wird. Die Zoogeschichte heißt es und geschrieben hat es der „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“-Autor Edward Albee. Wir waren zwar nicht im Zoo, aber haben auch mal unseren dunklen Probenraum verlassen und sind hinaus in den Park gegangen, genau dorthin, wo das Stück auch spielt. Für die Schauspieler Tobias D. Weber und Raik Singer und auch für Regisseur Alejandro Quintana ein tolles Erlebnis, „in freier Wildbahn“ zu proben. Wie authentisch die zwei Männer waren, war an einem durch die Proben verursachten Polizeieinsatz zu erkennen. Im Stück gibt es einen Kampf zwischen Jerry und Peter, es fällt auch das ein oder andere unschöne Wort in entsprechend aufgebrachter Lautstärke. Manch ein Spaziergänger mag da tatsächlich vermutet haben, dass es sich hier um die brutale Wirklichkeit handelt, ein couragierter Parkbesucher griff zum Telefon und rief die Polizei. Das Probenteam konnte die Situation aber schnell klären und mit einem Lächeln auf den Lippen wünschten uns die „Freunde und Helfer“ alles Gute. Wir bedanken und an dieser Stelle auch bei dem hilfsbereiten Anrufer, denn nicht mal Regisseur Quintana konnte den beiden Schauspielern an diesem Tag ein besseres Lob geben.

Stefanie Symmank, Dramaturgin

Schwitzen und Tanzen

Ganz außergewöhnliche Proben absolviert derzeit das Schauspielensemble des Heilbronner Theaters: Für das „Ballhaus“ von Steffen Mensching, ein Schauspiel ohne Worte, lernen sie Tanzschritte anstelle von Texten, trainieren Hebungen und Sprünge statt Monologe und Dialoge. Täglich acht Stunden, vier am Vormittag und vier am Abend, wird geprobt, um diesen Bilderbogen des 20. Jahrhunderts von den 20er Jahren bis zum Mauerfall mit Choreografien, gespielten Situationen, Live-Musik und über 160 originalgetreu erstellten Kostümen auf die Bühne zu bringen. Wir freuen uns schon, auf diese „Perle“ der Theaterliteratur an unserem Theater zeigen zu können.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Fotos: Fotostudio M42