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Blog von Jacob Wahl, Regiehospitant bei »Extrawurst«
Samstag, 4. März 2023. Der Saal im Komödienhaus füllt sich, mein Handydisplay zeigt: 20:00 Uhr. Gleich beginnt die Premiere. Ich habe das Stück, das hier gleich zur Aufführung kommt, in den letzten Wochen unzählige Male gesehen und kann jeden Satz auswendig mitsprechen. Doch die Premiere vor dem Publikum im ausverkauften Haus ist nochmal etwas ganz anderes.
Hinter mir liegen sechs aufregende Wochen. Sechs Wochen als Regiehospitant bei Extrawurst, einer Komödie, in der die Vereinsversammlung eines Tennisclubs wegen einer scheinbar unbedeutenden Angelegenheit – der Anschaffung eines zweiten Grills für das einzige muslimische Mitglied – aus dem Ruder läuft.
Die erste Zeit wurde im Probenzentrum des Theaters Heilbronn geprobt, einem modernen Bau Norden Heilbronns, gelegen zwischen Bahngleisen und Industriegebiet. Von innen wirkt es wie eine Mischung aus Turnhalle und Theaterbühne. Als ich zum ersten Mal in den Probenraum komme, treffe ich dort nicht nur auf den Regisseur des Stückes Folke Braband, sondern auch auf das Ambiente eines Tennisclubs: Überall stehen Pokale und Tennisschläger. Die Schauspielerinnen und Schauspieler kommen dazu, setzen sich auf die Barhocker im Bühnenbild von Tom Presting und sprechen den Text der Szene, die heute geprobt werden soll. Plötzlich bin ich mittendrin im Stück und höre, wie sich die Diskussion um den zweiten Grill entspinnt: Soll man zusätzlich zu dem Grill, das man ohnehin neu anschaffen will, einfach noch einen zweiten kaufen? Oder genügt es einfach, den alten Grill sauber zu machen? Anschließend erlebe ich die gleiche Szene nochmal, diesmal aber nicht nur als Text, sondern gespielt. Der Unterschied fällt mir zuerst ehrlich gesagt kaum auf, weil das Ensemble schon beim Lesen des Textes alles gegeben hat.
Ab da sitze ich Tag für Tag hinter dem großen Tisch im Probenzentrum, schaue mir die Proben an, lache bei den schrägen Gags, trage Änderungen am Text in mein Regiebuch ein und esse währenddessen zu viele Schokokekse. Wenn Tennisbälle über die Bühne fliegen, sammle ich sie wieder auf und bringe das Bühnenbild gemeinsam mit Lisa, der Regieassistentin, wieder in den Originalzustand. Als absoluter Theaterneuling trete ich auch mal in ein Fettnäpfchen: Als ich nach einer Probe begeistert applaudiere, werde ich freundlich zur Seite genommen und lerne, dass man das auf keinen Fall tun darf, denn Klatschen vor der Premiere bringt Unglück – so besagt es zumindest der Theateraberglaube.
Schließlich ist es so weit: Zwei Wochen vor der Premiere wechseln wir vom Probenzentrum auf die Bühne im Komödienhaus. Hier sehe ich zum ersten Mal auch das Originalbühnenbild: Der Schriftzug TC Fortuna Gaffenberg prangt über der Bühne, die nun kaum mehr von einem echten Tennisvereinsheim zu unterscheiden ist. Die Früchte der Arbeit der vergangenen Wochen zahlen sich jetzt aus: Meine Anmerkungen im Regiebuch helfen Lisa, die finale Bühnenfassung für die Mitarbeitenden von Licht und Ton auszuarbeiten. Und am Abend vor der Premiere sagen mir die Ensemblemitglieder, dass ihnen meine Lacher bei den Proben eine große Hilfe waren, um abschätzen zu können, ob die Pointen funktionieren.
Und dann sitze ich in der Premiere unter den Zuschauern. Ganz so gelassen wie bei den Proben kann ich nicht mehr sitzen, weil auch ich gespannt bin, wie das Stück beim Publikum ankommt. An einer Stelle lache ich als einziger, weil einer der Schauspieler einen überraschenden Einfall hat, der aber nur mir auffällt, weil ich das Stück kenne. Am Ende läuft aber alles gut – die Theatergeister haben wohl nochmal ein Auge zugedrückt und mir mein vorzeitiges Applaudieren verziehen. Mit nach Hause nehme ich an diesem Abend nicht nur einen Rucksack voller Premierengeschenke, sondern auch jede Menge ermutigende Erfahrungen und vor allem die Erinnerung an eine schöne, witzige Zeit.
Wein ist ein besonderer Saft. Er atmet Geschichte. Und mit jedem Schluck bekennt sich der Weinschmecker zum Genuss. Er dokumentiert Bodenständigkeit, Selbstbewusstsein, Feingefühl, Stil, Geschmack, Geist und neuerdings eben auch Zeitgeist sowie fließende Kenntnisse in Weinlatein.
Wer mit Weinliebhabern, Önologen oder Sommeliers über Wein spricht, versteht zuweilen nur Kauderwelsch. Da ist dann zum Beispiel von einem »adstringierendem Finish« die Rede, von einer »grasigen Blume« oder einem »fleischigen Körper«. Man kann dieses Wortgeklingel und die teils blumig-gespreizten Ausdrücke einfach nur amüsant finden. Doch was sich hinter dem vermeintlich überkandidelten Weinlatein auch verbirgt, ist ein natürlich gewachsenes Weinvokabular, das sich mit der Zeit entwickelt hat – nicht zuletzt aus der Not heraus: Wie beschreibt man einem anderen Menschen, was man gerade riecht, fühlt oder schmeckt?
»Weinprobe für Anfänger«, Foto: Jochen Klenk
Tatsächlich handelt es sich bei dem Weinlatein oft nur um eine, teils lautmalerische, Beschreibung von vergleichenden Geschmackseindrücken – ein Versuch, mit Worten und für andere zu beschreiben, was man eigentlich nur subjektiv erleben kann: Aromen, Odeurs und Geschmackskomponenten eines guten Tropfens, die die Nase oder die Papillen unter der Zunge gerade wahrnehmen. Zumindest sind der Fachwelt und Weinkennern bisher kaum Alternativen dazu eingefallen. Auch der Wein hat eben seine ganz eigene Sprache.
Abgang
Mit dem Abgang des Weines (auch Nachhall, Finish oder Finale genannt) wird der Nachgeschmack bezeichnet. Also jene Empfindungen, die die Aroma- und Geschmacksstoffe des Weins auf dem Gaumen hinterlassen. Er enthält je nach Rebsorte und Lagerung eine Fülle von Geschmacksnoten, die sich nach einem kurzen Moment im Mund entfalten.
Adstringierend
Adstringierend, von Lateinischen »adstringere« bedeutet »zusammenziehen«. Ein schwerer oder sehr säurehaltiger Wein wird als adstringierend bezeichnet, wenn sich im Mund aufgrund der Kombination von Säure und Tanninen sprichwörtlich alles zusammenzieht.
Alkohol
Bei der Gärung des Weins entsteht Alkohol. Der jeweilige Alkoholgehalt wird in Volumenprozent (Vol.-%) angegeben. Damit Wein seinen Charakter entwickeln kann, braucht er einen bestimmten Alkoholgehalt. Wein enthält in der Regel zwischen 9 und 14 Prozent Alkohol. Vergorener Most gilt erst dann als Wein, wenn er mindestens 8,5 Prozent Alkohol enthält. Ein zu niedriger oder zu hoher Alkoholgehalt wirkt sich zudem negativ auf den Geschmack aus.
Aroma
Mit dem Aroma ist die gesamte Vielfalt des Geschmacks und seiner Dufteindrücke gemeint. Wein hat bis zu fünfhundert verschiedene Aromastoffe, die unterschiedlich konzentriert vorkommen. Sie reichen von Frucht- und Kräuteraromen über Gewürze bis hin zu chemischen Substanzen wie Schwefel. Die Aromen haben ihren Ursprung in der Traube selbst oder entstehen bei der Gärung und im Ausbau.
Assemblage
Tatsächlich werden viele Weine nicht aus einer einzigen Rebsorte gekeltert, sondern aus teils bis zu vier (oder mehr) Rebsorten zusammengefügt. Dieses Verfahren heißt Assemblage oder auch Verschnitt. Assemblieren ist eine Kunst: Profis lassen durch den Prozess des Assemblierens höherwertige Weine entstehen, die sich durch Harmonie im Geschmack und eine gleichbleibende Qualität auszeichnen – sogenannte Cuvées. Bekannte Cuvées sind zum Beispiel der Rioja, Chateauneuf du Pape oder Chianti. Aber natürlich werden mit der Technik auch schon mal Farbe und Geschmack eines eher minderwertigen Weins korrigiert.
Ausbau
Als Ausbau wird die Gesamtheit der kellerwirtschaftlichen Arbeiten von der Phase der Gärung bis zur Abfüllung des Weins benannt. Er ruht nun im Stahltank oder Holzfass, um zu reifen. Hier entwickelt der Wein seinen Charakter, seine Struktur und Komplexität. Dieser Prozess kann abhängig von der Weinart, dem Jahrgang, der Qualität und dem Potenzial wenige Wochen bis zu einigen Jahren dauern.
Barrique
Das Barrique ist ein kleines Eichenholzfass, das 225 Liter fasst. Rot- oder Weißweine werden in ihm gelagert, um dem Wein ein Vanillearoma zu verleihen. Vor allem jüngere Fässer geben dem Wein einen intensiveren Vanillegeschmack. Aus Kostengründen werden mancherorts allerdings auch nur Eichenspäne dem Wein in einem Stahltank zugesetzt, um auf die kostspielige Fasslagerung zu verzichten und trotzdem das typische Aroma zu erhalten. Weine, die im Barrique ausgebaut werden, weisen aber einen höheren Gehalt an Gerbstoffen oder Tanninen auf. Spezielle Fassbauer sind in der Lage, durch Dauer und Intensität des Ausbrennens solcher Fässer (dem sogenannten »Toasting«), dem Wein eine einzigartige Geschmacksrichtung zu geben.
Blume
Die Blume ist, anders als das Aroma, nur der angenehme Duft, den ein Wein ausstrahlt. Er entwickelt sich im Glas, daher riechen Weinkenner vor dem Trinken gerne am Wein, um seine verschiedenen Aromen besser wahrzunehmen – schwenken entfaltet diese zusätzlich. Gleichermaßen wird hier auch von einem Bouquet gesprochen, das mit Attributen wie »feinfruchtig-blumig« oder »grün« bezeichnet wird. Die Grundlage des Bouquets findet sich in der jeweiligen Rebsorte und dem Reifegrad der Trauben. Sie verleihen dem Wein seine typische Charakteristik.
Chambrieren
Meint das langsame Aufwärmen des Rotweines auf Zimmertemperatur. Die Rotweine werden in der Regel aus dem kalten Keller in den Wohnraum gestellt und sollen hier ein paar Stunden vor dem Öffnen auf rund 18 Grad gebracht werden. Doch Vorsicht: Heute sind Wohnräume meist wärmer als früher und die Zimmertemperatur entspricht nicht der optimalen Trinktemperatur.
Dekantieren
Das Dekantieren meint das Umfüllen des Weins in eine Karaffe, die am Boden in der Regel weit und ausladend (»bauchig«) geformt ist und nach oben hin schmal verläuft. Das Dekantieren dient in erster Linie dazu, den Wein von dem Bodensatz (sogenanntes Depot) zu trennen, der sich nach langem Lagern in der Flasche gebildet hat. Ein weiterer Grund ist der Luftstrom, dem der Wein beim Umgießen ausgesetzt ist. In dem Fall spricht man allerdings vom Karaffieren: Der Wein soll dabei atmen und seine Aromen voll entwickeln. Der Geschmacksunterschied ist teils deutlich, hochwertige Rotweine werden daher häufig dekantiert und karaffiert. Richtig alte Weine können allerdings bei zu viel Luftkontakt »umkippen« und werden dann ungenießbar.
»Weinprobe für Anfänger«, Foto: Jochen Klenk
Grasig, grün
Mit grasig beschreibt das Weinlatein den Geschmack oder den Duft eines jungen Weißweines. Er zeigt deutliche Aromen von frischem Gras. Auch der Begriff »grün« oder »grasig-grün« wird hierbei häufig verwendet. Ein typischer Vertreter dieser Aromen ist die Rebsorte Sauvignon Blanc.
Jungwein
Der Jungwein ist ein Wein, dessen alkoholische Gärung noch nicht abgeschlossen ist, er wurde noch nicht von der Hefe getrennt.
Lage
Wie bei Immobilien gilt auch beim Wein: Lage, Lage, Lage. Die Lage eines Weinanbaugebietes entscheidet maßgeblich über die Qualität der Reben und den Geschmack des Weines. Entscheidend sind hierbei die Sonneneinstrahlung, die Wasserdurchlässigkeit der Böden, die Temperaturen bei Tag, aber auch bei Nacht, sowie ob es sich um eine Höhen- oder eine Hanglage handelt.
Lüften
Mit dem Lüften ist im Weinlatein das Entkorken eines Rotweins gemeint. Die Flasche wird dabei rund ein bis zwei Stunden vor dem Einschenken geöffnet, der Wein kann in der Flasche atmen und entfaltet in dieser Zeit sein Bouquet.
Reinsortig
Von reinsortigen Weinen spricht der Winzer, wenn ein Wein nur aus einer einzigen Traubensorte besteht. Reinsortige Weine werden als Weiß- und Rotweine hergestellt. Aber Achtung: Reinsortiger Wein darf immer noch bis zu 15 Prozent andere Trauben enthalten.
Restzucker
Der nach der Gärung im Wein zurückgebliebene Zucker wird Restzucker genannt. Ein Wein wird als »trocken« bezeichnet, wenn der Restzucker unter 9 Gramm pro Liter (und der Gesamtsäuregehalt bei maximal 2 Gramm pro Liter) liegt. Als »halbtrocken« gelten bis zu 18 Gramm pro Liter (Gesamtsäureanteil nicht mehr als 10 Gramm pro Liter). Als »lieblich« wiederum gelten Weine mit bis zu 45 Gramm pro Liter, »süßer Wein« hat hingegen über 45 Gramm Restzucker pro Liter.
Säure
Neben dem Restzucker und dem Alkoholgehalt ist die Säure das Rückgrat des Weins. Sie bestimmt seine Struktur und Haltbarkeit. Abhängig von der Sorte und Reife der Trauben liegt der Säuregehalt des Weins zwischen 3 und 16 Gramm pro Liter. Als Faustregel gilt: Je wärmer das Anbaugebiet, desto geringer ist der Säuregehalt im Wein.
Schwer
Als schwer werden extraktreiche und stark aromatische Weine bezeichnet. Sie weisen in der Regel einen hohen Alkoholgehalt auf und haben eine sättigende Wirkung.
Tannine
Auch Gerbstoffe genannt, sitzen in den Kernen, Stielen und Schalen der Traube. Abhängig von der Konzentration schmeckt Tannin leicht bitter und hinterlässt ein pelziges Gefühl auf der Zunge. Im Weißwein ist Tannin ein unerwünschter Stoff, während er im Rotwein zum besseren Aroma beiträgt. Tannine verhindern die frühe Oxidation des Weines und machen es so möglich, dass Rotweine länger gelagert werden können.
Terroir
Im Grunde heißt Terroir nur »Gegend«. Die Übersetzung wird dem Begriff allerdings nicht gerecht. Terroir umfasst mehr, es beschreibt Eigenschaften oder besser gesagt den Charakter eines bestimmten Gebiets, einer Region und welchen Einfluss etwa das Land, der Boden und das Mikroklima auf die dort angebauten Weinreben haben. Neben der Rebsorte erhält der angebaute Wein gerade durch das Terroir seinen ganz eigenen Charakter. Und je kleiner das Gebiet und je knapper die dort hergestellten Weine, desto exklusiver – bestes Beispiel: der Champagner aus der Champagne.
Viskosität
Bezeichnet die Zähflüssigkeit des Weins. Sie deutet auf einen höheren Zucker- bzw. Alkoholgehalt im Wein hin. Die Viskosität überprüft man, in dem man das Glas bis zu einem Drittel füllt, leicht schräg hält und dann beobachtet, wie schnell der Wein am Glasrand zurückfließt. Gelegentlich lassen sich hier auch sogenannte Kirchenfenster in der Verlaufsstruktur wahrnehmen. Sie deuten auf einen hohen Glyzerin-Gehalt hin.
Weinstein
Ist der Trivialname für das Kalium- oder Calciumsalz der Weinsäure. Er setzt sich am Boden oder am Korken der Flasche ab und wird oft fälschlicherweise als Zucker angesehen. Im Mund fühlt er sich wie scharfkantiger Sand an und schmeckt leicht säuerlich, die Weinqualität beeinträchtigt er aber nicht.
Sie arbeiten fünf, sechs, sieben Tage die Woche, 10, 12, 15 Stunden lang, von morgens bis abends (das ist nur ein kleines bisschen übertrieben 🙂 ), hängen sich voll rein, und doch sind Sie noch nicht wirklich zufrieden mit sich?
So geht mir das auch. Ich freue mich also schon darauf jetzt nach Hause zu fahren. Aber da fällt mir ein, dass ich mich ja für heute Abend mit einer Freundin im Theater verabredet habe… Na großartig! Eigentlich wollte ich doch einfach nur nach Hause, kurz was essen und dann die Decke über den Kopf ziehen…
Was kommt denn heute? „Eine Sommernacht“ – Beziehungskomödie, genau das was ich jetzt brauche… Na gut, ausgemacht ist ausgemacht.
Ich sitze also, mit den Gedanken noch bei der Arbeit, im Theater. So richtig nach Beziehungskomödie ist mir immer noch nicht. Doch das ändert sich schon nach zwei Minuten. Die Schauspieler kommen auf die Bühne, trinken Wein oder Whisky (also natürlich ist nicht wirklich Alkohol in den Gläsern) und albern herum. Das Publikum ist irritiert und irgendwo hört man jemanden fragen: „Hat’s denn schon angefangen?“ Für den ersten Lacher wurde damit gesorgt.
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Und dann werde ich in die Welt von Helena (Judith Lilly Raab) und Bob (Raik Singer) entführt, die eigentlich eher zufällig eine feucht fröhliche Nacht miteinander verbringen und beschließen sich nicht mehr wiederzusehen. Eingebettet in den musikalischen Rahmen von „Love will break your heart“ zu „Love will change your heart“ erleben die zwei, bei ihrem Versuch sich nicht mehr wiederzusehen, viele witzige und schöne, aber auch traurige Momente.
Ich genieße also eine herrliche Abwechslung von Humor und den wirklich wichtigen Fragen des Lebens. Ich lache ein erstes, ein zweites, ein drittes Mal… – und nach 90 Minuten gehe ich gut gelaunt nach Hause. Ich denke weder an den Chef, noch an die nicht fertigen Arbeiten, sondern ich erwische mich dabei wie ich auf der Heimfahrt grinsend „Love will break your heart…..“ vor mich hinsumme.
Kennen Sie das?
…wenn nicht, dann kommen Sie doch einfach vorbei!
Die nächste Vorstellung ist am Freitag 19.04.2013, 20 Uhr in den Kammerspielen.
In der französischen Beziehungskomödie geht es um nichts als »Die Wahrheit« Premiere: 09. März 2013, Komödienhaus
Warum sind Komödien über untreue Lebenspartner so beliebt? Vermutlich weil jeder irgendwie mitreden kann. Kaum jemand, der nicht schon mal mit diesem Thema in Berührung gekommen ist: Der beste Freund hat sein Leid geklagt, weil er vermutet, dass die Liebste nebenbei noch einen anderen hat. Die Schwester weiß nach einem Seitensprung nicht weiter und holt sich Rat. Und glaubt man den Statistiken, dann haben sich rund 50 Prozent der Menschen in festen Beziehungen schon einmal auf amouröse Abwege begeben. Fast 4,5 Mio. Treffer gibt es in einer der führenden Internet-Suchmaschinen unter dem Stichwort »Seitensprung«. Es gibt sogar eine boomende Untreue-Industrie: Detekteien, die ausschließlich in dieser Angelegenheit recherchieren und Agenturen, die außereheliche Treffen so organisieren, dass garantiert niemand etwas merkt. Unzählige Ratgeber in Buchform oder im World Wide Web beschäftigen sich mit der Frage: Was passiert »danach« – sagt man die Wahrheit oder besser nicht? »Wenn die Leute von heute auf morgen aufhören würden, sich zu belügen, gäbe es kein einziges Paar mehr auf Erden. Und in gewisser Hinsicht wäre das das Ende der Zivilisation.« Das ist zumindest die Haltung von Michel, der Hauptperson in der Komödie »Die Wahrheit« des Franzosen Florian Zeller.
Also trifft er sich fröhlich weiter mit Alice, der Frau seines besten Freundes Paul, um mit ihr regelmäßige Schäferstündchen im Hotel zu verbringen. Seiner Gattin erzählt er von endlos langen Sitzungen, bei seinen Kollegen entschuldigt er seine Abwesenheit von der Arbeit mit schweren Infekten und manchmal muss sogar Paul als Alibi für die Zeit herhalten, in der Michel sich mit dessen Frau vergnügt. Wüsste Paul die Wahrheit, das würde ihn zerstören, glaubt Michel. Seiner Frau Laurence jedenfalls würde er nie etwas von dem Verhältnis mit Alice erzählen. Selbstverständlich einzig und allein um sie zu schützen. Denn Michel ist fest davon überzeugt, dass es rücksichtsvoller gegenüber dem Partner ist, ihm nicht die Wahrheit zu sagen. Klar wird es hin und wieder anstrengend, sich im eigenen Lügengespinst nicht zu verirren. Aber Michel ist fest davon überzeugt, dass er alles bestens im Griff hat … Was bei englischen Komödien der schwarze Humor, ist bei französischen Stücken dieses Genres die flirrende Leichtigkeit. Und nichts ist, wie es scheint. Weder ist der Grundkonflikt dieses Stückes so banal, wie es zunächst aussieht, noch ist der Verlauf der Dinge vorhersehbar. Denn im Laufe der sieben Szenen nimmt das Stück so manche überraschende Wendung. Das Publikum, das nicht einen Deut schlauer ist als die handelnden Personen, darf sich also nicht nur auf einen unterhaltsamen, sondern auch auf einen spannenden Abend freuen. Psst: Wenn Sie im Laufe des Stücks hin und wieder zu Ihrem Partner schielen und sich fragen, ob der Sie auch so gnadenlos hintergeht, dann denken Sie an die oben zitierte Statistik. Es ist »nur« die Hälfte der Männer und Frauen, die Liebesabenteuer außerhalb der Partnerschaft suchen. Sie haben also mindestens zu 50 Prozent die Chance, dass Ihr Partner treu ist. Die meisten Seitensprünge passieren angeblich aus Langeweile. Das beste Mittel, um dies zu verhindern, sind gemeinsame Interessen und Unternehmungen. Also wenn Sie gern und regelmäßig zusammen ins Theater gehen, dann kann Ihnen schon gar nicht mehr viel passieren. Deshalb: Bleiben Sie uns treu!
»Die Perle Anna« mit einer Paraderolle für Anita Kupsch als Sommergastspiel im Komödienhaus
Für Haushälterin Anna könnte das Leben so angenehm und bequem sein, wenn da nicht Hausherr Bernard und seine Frau Claudine wären. Denn seitdem Claudine in letzter Zeit stundenlang auf Einkaufstour ist, ohne jedoch mit Einkäufen nach Hause zu kommen, und Anna Bernard bei Telefonaten erwischt, die er vor ihr geheim halten möchte, ist ihre Ruhe dahin. Da kommt Anna der Umstand, dass Bernard auf Dienstreise gehen muss, während Claudine zu ihrer Mutter will und die Haushälterin daher auf Urlaub schickt, sehr gelegen. Anna gibt zwar vor zu verreisen, bleibt aber unbemerkt von ihren Herrschaften in der Wohnung, um endlich einmal in Ruhe die Füße hochlegen zu können. Aber besagte Ruhe währt nicht lange, denn plötzlich steht Claudine samt unbekannter männlicher Begleitung in der Tür: Mit ihrem Geliebten Robert, einem Profiboxer, will sie es sich ebenfalls in der Wohnung gemütlich machen, obwohl Robert kurz vor einem Kampf steht und sich eigentlich von Weib und Alkohol fernhalten sollte. Schnell hat Anna beide im Schlafzimmer einquartiert und will sich wieder dem süßen Nichtstun hingeben, da öffnet sich erneut die Wohnungstür und hereinspaziert kommt Bernard mit seiner Geliebten Catherine – und schon fangen die Probleme an. Nur gut, dass Anna noch nie um eine Antwort verlegen war … Eine Paraderolle für den Bühnenliebling aus Berlin: Anita Kupsch!
Foto: KOMÖDIE IM MARQUARDT Stuttgart
Premiere: 27.07.2012 Regie: Manfred Langner Mit: Anita Kupsch, Ulla Schlegelberger, Alexandra Marisa Wilcke, Christopher Krieg, Christian Sunkel Gastspiel der KOMÖDIE IM MARQUARDT Stuttgart
Mit Peter Shaffers »Komödie im Dunkeln« sorgt Regisseurin Katka Schroth für helles Gelächter
Ich liebe Komödien, und ich würde liebend gerne mehr davon schreiben, meint der britische Dramatiker und Drehbuchautor Peter Shaffer (»Amadeus«). »Aber es ist sehr hart, und ich glaube, es verlangt fast mehr Disziplin als die ‚ernsthaften‘ Stücke.« Diese Disziplin, vor allem in fast akrobatischer Körperbeherrschung und wildem Slapstick, brauchen auch die sieben Schauspielerinnen und Schauspieler, die bei seiner »Komödie im Dunkeln« über die Bühne stolpern, purzeln und fallen. Denn Shaffer dreht sein Stück mit einem genialen Kniff zur rasanten Farce auf, in der jede Albernheit erlaubt ist: Die Bühne, das Apartment des jungen Künstlers Brindsley Miller, ist zwar für die Zuschauer hell erleuchtet, aber die Figuren des Stücks tappen buchstäblich im Dunkeln. Die Idee kam dem Autor 1965, nachdem er an der Pekingoper einen Schwertkampf in fiktiver Dunkelheit gesehen hatte. Für die Sommersaison des renommierten Londoner National Theatres schrieb er fast in Rekordzeit den Einakter »Komödie im Dunkeln«, in dem schon nach ein paar Minuten ein Stromausfall für heillose Verwirrung sorgt. Und das ausgerechnet an dem Abend, als Brindsley den Besuch eines reichen russischen Kunstmäzens und des furchteinflößenden Vaters seiner Verlobten Carol erwartet. Um beiden zu imponieren, haben er und Carol die Antiquitäten seines verreisten Nachbarn Harold Gorringe »ausgeliehen«. Aber weil selten ein Unglück alleine kommt, kehrt nicht nur Harold früher aus dem Wochenende zurück, sondern taucht auch noch unerwartet und ungesehen Brindsleys Ex-Freundin Clea in der Wohnung auf. Im Schutz der Dunkelheit versucht Brindsley mit allen Mitteln den völlig verrückten Abend zu retten – falls das überhaupt noch möglich ist. Aber da sich alle unsichtbar und unbeobachtet fühlen und dementsprechend die Hemmungen fallen und die Aggressionen steigen, ist schon bald das blinde Chaos König. Grelles Licht ins Dunkel und schallendes Gelächter ins Komödienhaus bringt die Berliner Regisseurin Katka Schroth, die sich mit Peter Shaffers Erfolgsstück erstmals in Heilbronn vorstellt. Seit 1996 inszeniert sie unter anderem in Zürich, am Theater Magdeburg, an den Bühnen Halle, am Theater Bielefeld, am Staatstheater Nürnberg, am Rheinischen Landestheater Neuss und in Toronto/Kanada.
Andreas Frane, Dramaturg
Premiere am 16. Juni 2012, 20.00 Uhr, im Komödienhaus Regie: Katka Schroth Bühne: Johanna Pfau Kostüme: Elke von Sivers Mit: Sylvia Bretschneider, Gabriel Kemmether, Judith Lilly Raab, Till Schmidt, Sabine Unger, Tobias D. Weber, Kai Windhövel
GEBALLTE FRAUENPOWER IN DER KOMÖDIE »DER DRESSIERTE MANN«
Wann ist der Mann ein Mann? Das fragte schon Herbert Grönemeyer. Wenn er außen hart ist und innen ganz weich? Neueste Studien zeigen, dass das klassische Rollenbild des Mannes, der sich vor allem über Stärke oder Statussymbole definiert, von gestern ist. Der Mann von heute ist bereit, die weiche Seite nach außen zu kehren und eine Träne zu verdrücken, wenn der geliebte Fußballklub wieder haushoch verloren hat. Doch wie viel »Mann« bleibt da noch übrig? Immerhin 31 Prozent der in einer Umfrage befragten Frauen finden es lächerlich, wenn Männer sich die Achseln rasieren. Und jede fünfte Frau findet es unmännlich, wenn Er keinen Nagel in die Wand bekommt. Wie möchte Frau also den Mann haben?
Für Alice Schwarzer war das in den 1970er Jahren noch keine Frage. Dass die Frau über den Mann verfügen, ihn gar von sich abhängig machen kann – undenkbar! Schließlich kämpft(e) Schwarzer für die Emanzipation der Frau, für die Befreiung aus dem die Frau unterjochenden Patriarchat. In scharfer Abgrenzung zu Schwarzer stellte Esther Vilar in ihrem 1971 erschienenen Buch »Der dressierte Mann« die These auf, dass der Mann zwar ein starkes, intelligentes Wesen ist, sich aber bereitwillig in einem System namens Ehe versklaven lässt, in dem ihn die Frauen als »ausbeutendes Luxusgeschöpf« durch verschiedene Dressurakte von sich abhängig machen. Dass sich Vilar mit diesen Äußerungen keine Freundinnen machte, liegt auf der Hand. Als »Verräterin des eigenen Geschlechts« beschimpft, angefeindet und sogar zusammengeschlagen, verließ sie die Bundesrepublik und emigrierte in die Schweiz.
Wann ist der Mann ein Mann? Foto: Fotostudio M42
Der Autor John von Düffel hat Vilars antifeministische Kampfschrift für die Bühne als spritzig-amüsante Komödie bearbeitet. Düffel lässt dabei nicht nur die zwei Antipoden Emanze und Antifeministin in Gestalt zweier Mütter aufeinanderprallen, er hinterfragt auch die Chancen für ein glückliches Zusammenleben der nachfolgenden Generation. Bastian will Helen einen Antrag machen. Er ist der heiratswilliger Sohn von Dr. Elisabeth Schröder-Röder, Feministin der ersten Stunde und promoviert in Gender Studies. Helens Mutter ist Dr. Konstanze Engelbrecht, verheiratet in 3. Ehe mit einem Zahnarzt und promoviert »in Naturwissenschaften, also Männer«. Die Verlobte in spe teilt ihrem Liebsten jedoch just in dem Moment mit, dass sie den Job bekommen hat, auf den Bastian eigentlich scharf ist und dass sie jetzt ein Vielfaches mehr verdient als er. Für Helen kein Problem, schließlich leben die zwei in einer »Beziehung auf Augenhöhe«. Doch für Bastian ist der Abend gelaufen. Seine Männlichkeit ist angekratzt, an Heirat ist nicht mehr zu denken. Ein Drama für Helens Mutter. Schließlich glaubte sie, den »Ladenhüter ihres Lebens« endlich an den Mann gebracht zu haben. Und auch Dr. Schröder-Röder findet plötzlich Gefallen an der Idee, dass die Ehe eine perfide Erfindung der Frauen zur Unterwerfung des Mannes ist. Schließlich würde sich erst dadurch die Emanzipation der Frau bezahlt machen! Also wird Helen kurzerhand in ein powackelndes Weibchen verwandelt und bezirzt Bastian in der »Sprache der Verführung« so gut sie es eben kann. Als die drei Frauen sich am Ziel glauben, zieht Bastian überraschend den Schwanz ein und erklärt die Ehe für überholt. Jetzt hilft nur noch eins: Kinder!
Starke Frauen, die so rigoros wie vergnüglich ihren Mann stehen und ein beherzter Mann, der eigentlich nichts gegen Gleichberechtigung hat, solange die Frau nicht mehr verdient als er, stehen im Mittelpunkt dieser Komödie, die vielleicht einen Hinweis darauf geben kann, wie Liebende glücklich miteinander leben könn(t)en.
Stefanie Symmank, Dramaturgin Der dressierte Mann Komödie von John von Düffel Nach dem Bestseller von Esther Vilar
Premiere am 02. März 2012, 20.00 Uhr im Komödienhaus
In einer Woche ist es soweit. „Der dressierte Mann“ hat am Freitag, dem 02. März, im Komödienhaus Premiere. Geprobt wird bereits fleißig und unser Bühnenbild ist auch schon fast fertig. Wie Ihr auf dem Foto sehen könnt, steht die Regalwand, vor der sich die Komödie um Helen und Bastian abspielt, auch schon. Die Geschichte ist schnell zusammengefasst: Bastian will Helen einen romantischen Antrag machen, da teilt sie ihm mit, dass sie befördert wurde und bald mehr Geld als er verdienen wird. Für Bastian ist der Abend gelaufen, der Heiratsantrag ist vom Tisch. Jetzt treten die beiden Mütter – eine Emanze und ein Weibchen – wortwörtlich aus dem Regal heraus. Parole: Die Heirat findet statt. Spritzig-frisch geht es dann zu, wenn Helen sich von einer Powerfrau in ein powackelndes Geschöpf verwandelt und Bastian, betrunken wie eine Strandhaubitze, die Welt nicht mehr versteht.
Noch ist unser Regal leer. Uns würde interessieren was in Euren Regalen so alles an Gegenständen, Nippes, Kunst, Büchern, Fotos, Maschinen usw. steht.
Also postet ein Foto oder schickt ein Foto bis zum 29.02.2012 an: katrin.schroeder@theater-hn.de Wir sind gespannt!
Heute hat „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt) “ – Komödie von Adam Long, Daniel Singer und Jess Winfield Premiere im Komödienhaus. Wir wünschen Oliver Firit, Gabriel Kemmether und Tobias D. Weber sowie dem ganzen Inszenierungsteam um Regisseur Nils Brück sowie Ausstatter Martin Fischer ein kräftiges TOI TOI TOI!!!
Männer in Pluderhosen Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt) – im Komödienhaus
Zu einem Wahnsinnsritt durch »Shakespeares sämtliche Werke« öffnet sich am 21. Januar 2012 um 20 Uhr im Komödienhaus der Vorhang. Leicht gekürzt, denn statt rund 150 Stunden, die eine Aufführung von Shakespeares 37 Tragödien, Komödien und Königsdramen dauern würde, braucht es für diesen Abend nur zwei Stunden.
Statt der 1834 Schauspieler, so viele Rollen umfasst das Gesamtwerk des Großmeisters, spielen sich drei gut aufgelegte Schauspieler durch das gesamte Repertoire: Gabriel Kemmether, Oliver Firit und Tobias D. Weber spielen alle großen Herren- und ganz nach elisabethanischer Theatertradition auch die Damenrollen und stellen sie in die aberwitzigsten Zusammenhänge. Nils Brück führt Regie und will das Publikum zur einer Achterbahnfahrt durch Shakespeares Werk und gleichzeitig durch 400 Jahre Theatergeschichte einladen. Bühnen- und Kostümbildner Martin Fischer steckt die Schauspieler nicht nur in Strumpf- und Pluderhose, sondern er hat auch eine überraschende Lösung für die Bühne gefunden, die an Shakespeares Globe erinnern wird. Bereits 1987 brachten Daniel Singer, Adam Long und Jess Winfield als Autoren- und Schauspieltrio die Komödie »Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)« auf dem inzwischen legendären Kulturfestival Edinburgh Festival Fringe in Schottland auf die Bühne. Der 97-minütige Abend war so erfolgreich, dass Gastspiele in Los Angeles, Montreal und Tokio folgten. In England läuft das Stück an einigen Theatern seit Jahren vor vollbesetzten Zuschauerreihen. Der Siegeszug durch die deutschen Theater ist ebenfalls ungebrochen. Angefangen hat alles 1981 in San Francisco. Hier brachte das Trio eine gekürzte Version von »Romeo und Julia« auf die Straße, bald darauf folgte »Hamlet«. Da sich die vorgesehene Schauspielerin den Fuß brach, musste kurzerhand Adam Long alle weiblichen Rollen übernehmen – ein Glücksfall, besonders für den Spaßfaktor dieser Komödie. Um einen ganzen Theaterabend an einer feststehenden Schaubühne zu präsentieren, bedurfte es jedoch noch 20 weiterer Minuten Spielzeit. Die Idee, die 35 anderen Werke Shakespeares einzukürzen und geschickt zusammenzufassen, machte den Abend rund.
Der Spaß besteht nicht nur darin, wie die drei Darsteller virtuos von einer Figur in die nächste springen. Es ist auch äußerst amüsant, die großen, bedeutungsschweren Sätze Shakespeares in einem anderen Zusammenhang zu hören und zu erleben, mit welcher Unverfrorenheit die großen Stoffe in heutige Alltäglichkeiten übersetzt werden. Von »Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage« ist es nur ein kurzer Weg zu »Hast du zur Nacht gebetet, Desdemona?«, bevor man bemerkt: »Es war die Nachtigall und nicht die Lerche«. Diese humorvolle Hommage an den großen Dramatiker bietet die Chance, Theaterfreunde und Theatermuffel zu einer großen friedlichen Fangemeinde der rasanten Schauspielkunst zu vereinen.
… würde er sich wahrscheinlich auch nicht im Grabe umdrehen. Schließlich sagt man William Shakespeare ja auch nach, er habe in seinen Stücken hier und da „abgekupfert“, überhaupt seien sie ohnehin alle nach dem gleichen Schema F geschrieben und sowie nicht von Shakespeare selbst, sondern von einem Mann gleichen Namens.
38 Werke sollen auf Shakespeares schriftstellerisches Konto gehen. Erst Ende der 90er Jahre wurde das Drama „Edward III.“ offiziell in das Oeuvre des Briten aufgenommen – aber „nur“ in Ko-Autorenschaft verfasst. 37 davon haben sich drei Amerikaner bereits 1987 „zu eigen“ gemacht. Das bedeutet in Zahlen: 884647 Worte auf 118405 Zeilen für insgesamt 31959 Sprechrollen haben Adam Long, Daniel Singer und Jess Winfield auf eine rasante und spritzig-witzige Komödie „verkleinert“, die nicht etwa 5 Tage und 5 Nächte dauert (so die reine Spielzeit aller Werke), sondern knappe 2 Stunden. „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“ eben! Aus allen Werken Shakespeares haben die drei Autoren und Schauspieler nur die wichtigsten Inhalte und nötigsten Figuren herausdestilliert (selbstverständlich auch die Frauenfiguren, auf die kann natürlich nicht verzichtet werden!) und kompakt verpackt z. B. in ein königliches Fußballspiel, einen mörderischen Rapgesang, eine zerhacktstückte Küchenschlacht. Der Wahnsinn für jeden einzelnen Lachmuskel und für den Geist! Denn: Theater bildet. Einmal mehr, könnte man noch hinzufügen. Denn wer kann schon von sich behaupten, an einem Abend alle Werke des großen englischen Meisters mit soviel Lust und Freude gesehen zu haben?
Am Samstag, den 21. Januar 2012 um 20.00 Uhr ist die Komödie zum ersten Mal live und in Farbe im Komödienhaus zu sehen. Regisseur Nils Brück ist bereits vor einer Woche mit den drei Schauspielern Oliver Firit, Gabriel Kemmether und Tobias D. Weber und einer großen Anzahl Federhüten, Strumpfhosen, Degen, Mäntel und Totenköpfen (auch Hamlet wird dargeboten!) von der Probebühne ins Komödienhaus gezogen. Das Globe Theatre steht bereits fix und fertig aufgebaut und lässt die Spielstätte in völlig neuem Glanz erstrahlen. Aber nicht nur das ist ein wahrer Hingucker! Männer in Strumpfhosen haben immer ihren „gewissen Reiz“ und die Sehnsucht zwischen Romeo (Gabriel Kemmether) und Julia (Oliver Firit) scheint Funken zu sprühen, wenn sie von Tobias D. Weber am Klavier begleitet wird … „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“? Nichts wie hin! Premiere ist am 21. Januar! (Stefanie S.)
Übrigens: Auf Shakespeares Grabstein steht die Inschrift zu lesen: Du guter Freund, tu’s Jesus zu Gefallen und wühle nicht im Staub der hier verschlossen. Gesegnet sei der Mann, der schonet diese Steine. Und jeder sei verflucht, der stört meine Gebeine.
Das Komödienhaus verwandelt sich in ein Globe Theatre: