Die für den 5. Mai geplante Premiere des Schauspiels »Madame Bovary« nach Gustave Flaubert im Großen Haus des Heilbronner Theaters kann nicht stattfinden, weil die Darstellerin der Titelheldin kurzfristig ausfällt. Continue reading „Inszenierung »Madame Bovary« kommt nicht zur Premiere“
Kategorie: Schauspiel
Spiel der Erinnerungen
Marius von Mayenburgs »Der Stein« erzählt deutsche Geschichte als Mosaik aus Geschichten
Premiere am 26. April 2013 im Großen Haus Continue reading „Spiel der Erinnerungen“
Drei Wochen vor der Premiere. „Der Stein“ auf der Bühnenprobe
„Dieses Schweigen. Wie eine Ohrfeige“, sagt Mietze (Judith Raab) in die Stille hinein. Sie wendet sich zu Witha (Sabine Unger): „Glauben Sie, die da drin schweigen auch?“ Continue reading „Drei Wochen vor der Premiere. „Der Stein“ auf der Bühnenprobe“
Proben-Puzzle mit „Der Stein“
Unsere Praktikantin Iris erlebt die ersten Bühnenproben.
Umzugskisten, Geschirr, ein Dreirad und eine Schaukel mitten im Raum. Auf den ersten Blick erscheint die Bühne für die Proben des Stücks „Der Stein“ von Marius von Mayenburg noch durcheinander. Continue reading „Proben-Puzzle mit „Der Stein““
Kinderträume
Stimmungswechsel
Kennen Sie das?
Sie arbeiten fünf, sechs, sieben Tage die Woche, 10, 12, 15 Stunden lang, von morgens bis abends (das ist nur ein kleines bisschen übertrieben 🙂 ), hängen sich voll rein, und doch sind Sie noch nicht wirklich zufrieden mit sich?
So geht mir das auch. Ich freue mich also schon darauf jetzt nach Hause zu fahren. Aber da fällt mir ein, dass ich mich ja für heute Abend mit einer Freundin im Theater verabredet habe… Na großartig! Eigentlich wollte ich doch einfach nur nach Hause, kurz was essen und dann die Decke über den Kopf ziehen…
Was kommt denn heute? „Eine Sommernacht“ – Beziehungskomödie, genau das was ich jetzt brauche… Na gut, ausgemacht ist ausgemacht.
Ich sitze also, mit den Gedanken noch bei der Arbeit, im Theater. So richtig nach Beziehungskomödie ist mir immer noch nicht. Doch das ändert sich schon nach zwei Minuten. Die Schauspieler kommen auf die Bühne, trinken Wein oder Whisky (also natürlich ist nicht wirklich Alkohol in den Gläsern) und albern herum. Das Publikum ist irritiert und irgendwo hört man jemanden fragen: „Hat’s denn schon angefangen?“ Für den ersten Lacher wurde damit gesorgt.
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Und dann werde ich in die Welt von Helena (Judith Lilly Raab) und Bob (Raik Singer) entführt, die eigentlich eher zufällig eine feucht fröhliche Nacht miteinander verbringen und beschließen sich nicht mehr wiederzusehen. Eingebettet in den musikalischen Rahmen von „Love will break your heart“ zu „Love will change your heart“ erleben die zwei, bei ihrem Versuch sich nicht mehr wiederzusehen, viele witzige und schöne, aber auch traurige Momente.
Ich genieße also eine herrliche Abwechslung von Humor und den wirklich wichtigen Fragen des Lebens. Ich lache ein erstes, ein zweites, ein drittes Mal… – und nach 90 Minuten gehe ich gut gelaunt nach Hause. Ich denke weder an den Chef, noch an die nicht fertigen Arbeiten, sondern ich erwische mich dabei wie ich auf der Heimfahrt grinsend „Love will break your heart…..“ vor mich hinsumme.
Kennen Sie das?
…wenn nicht, dann kommen Sie doch einfach vorbei!
Die nächste Vorstellung ist am Freitag 19.04.2013, 20 Uhr in den Kammerspielen.
Julia Heyer
Sind wir nicht alle ein bisschen Schatzsucher?
»Die Schatzsucher« von Anna Katharina Hahn als Uraufführung in den Kammerspielen
Anna Katharina Hahn ist eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen unser Zeit. Jeder Erzählband, ob »Sommerloch« oder »Kavaliersdelikt«, ist des Lesens wert, jeder Roman, ob »Kürzere Tage« oder »Am schwarzen Berg« ist ein literarischer Glücksfall. Vielfach wurde Anna Katharina Hahn mit Preisen ausgezeichnet, hoch gelobt von Presse und Kritik. Sie vermag es, wie kaum eine zweite Autorin, in ihren Werken Lebensgefühl und Zeitgeschehen extrem zu vergegenwärtigen. In vielen Rezensionen wird ihr ein »literarischer Röntgenblick« nachgesagt, der bis in die Abgründe der Figuren vordringt und diese schonungslos wie liebevoll an die Oberfläche bringt.
Anna Katharina Hahn ist am Theater Heilbronn längst keine Unbekannte mehr. Bereits im Frühjahr 2010 schrieb sie für unser Haus ihr erstes eigenständiges Theaterstück »Die letzte Stufe« mit Ingrid Richter-Wendel in der Rolle der Lina Eisele. Am 28. Februar 2013 wird nun eine weitere Auftragsarbeit am Theater Heilbronn als Uraufführung in der Inszenierung von Intendant und Regisseur Axel Vornam Premiere feiern: »Die Schatzsucher«. In ihrer »Komischen Tragödie« führt uns die in Stuttgart lebende Anna Katharina Hahn in eine Reihenhaussiedlung am Rande einer Großstadt. Ein älteres Ehepaar, Tom und Elli, plagen finanzielle Nöte – er ist einfacher Angestellter, sie hat ihren Job »zwischen Regalen voller Waschpulver, Seife, Badeschaum« verloren. Die Angst, die monatlichen Raten für das Haus nicht mehr bezahlen zu können, bringt sie um den Schlaf. Deshalb versuchen die zwei das Kinderzimmer ihrer Tochter Tilli zu vermieten. Diese studiert weit weg von Daheim, hat lediglich Erinnerungen und einen von ihr liebevoll gehegten und gepflegten Pfirsichbaum zurückgelassen. Endlich kommt ein junger Mann, der, im Gegensatz zu anderen Interessenten, an Lage und Ausstattung des Zimmers nichts auszusetzen hat. Er beginnt, dem Paar eine »Wahrheit« nach der anderen aufzutischen und systematisch deren Leben durcheinander zu bringen. Die anfängliche Befangenheit dem neuen Mitbewohner gegenüber schlägt bald in Begeisterung um. Nicht nur, dass Elli und Tom glauben, unter ihrem Garten sei ein Schatz versteckt und sie auf der Suche nach diesem sogar den töchterlichen Pfirsichbaum fällen, der junge Mann bringt die beiden dazu, ihren vielleicht ureigensten Sehnsüchten nachzugehen und unabhängig voneinander die Koffer zu packen, mit dem Willen, den anderen zu verlassen.
In »Die Schatzsucher«beschreibt Anna Katharina Hahn die idyllische Wohnwelt des Bildungsbürgertums als verstörendes, gar bedrohtes Gefilde, als Bühne subtiler Psychodramen, immer mit wenigen Worten, aber einer großen Portion Humor. Ina Hartwig bringt es 2010 in ihrer Laudatio anlässlich der Verleihung des Roswitha-Preises an Anna Katharina Hahn auf den Punkt: »Ihr Blick auf Milieus ist liebevoll und böse, klug und hart, vor allem ist er genau. So genau, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt.«
Stefanie Symmank
Nächste Spieltermine:
Do. 28.02.2013 20.00 Uhr, PREMIERE, (AUSVERKAUFT)
Do. 07.03.2013 20.00 Uhr
Do. 28.03.2013 20.00 Uhr
Das kriegt selbst Amor nicht besser hin!
Das kriegt selbst Amor nicht besser hin! Wir verlosen 2×2 Karten für „Eine Sommernacht“ am 14. Februar 2013 für die zwei schönsten Liebeserklärungen/Liebesgedichte, die bis zum 4. Februar gepostet werden.
Rote Rosen und Pralinenschachteln in Herzform zum Valentinstag sind out! Schließlich sollen Herzen mit ganz besonderen Ideen erobert werden! Wir haben das passende Geschenk für jeden Valentin und jede Valentina, jeden Schatz und jede Süße, jeden Ehemann und jede Geliebte. Individuell und trotzdem ein gemeinsames Erlebnis, spannend wie ein Krimi und romantisch wie „Casablanca“, kuscheln wie im Kino und trotzdem live dabei sein. Das geht nur im Theater! Passend zum Tag der Liebe am 14. Februar spielen wir „Eine Sommernacht“, ein prickelnd-gefühlvolles Schauspiel mit Live-Musik in den Kammerspielen. Helena, Scheidungsanwältin und sitzengelassene Geliebte, trifft auf Bob, Kleinkrimineller und sympathischer Loser. Eigentlich mögen sich die beiden ja überhaupt nicht, aber nach einer gemeinsamen Nacht in Helenas Bett, einem zufälligen Wiedersehen auf der Kirchetreppe, einem romantischen Spaziergang im Park und einem geheimnisvollen Aufenthalt im Bondage-Club, haben beide Schmetterlinge im Bauch.
Rechtliche Hinweise
Die Karten werden unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verlost, die bis zum Montag, den 04.02.2013 eine Lieberklärung/Liebesgedicht gepostet haben. Die Karten werden am 05.02.2013 unter allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern verlost. Die Gewinner(innen) werden per E-Mail benachrichtigt. Die Preise dürfen nicht getauscht oder verkauft werden, insbesondere findet keine Barauszahlung statt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
»Seid fidel!«
Gerhart Hauptmanns »Einsame Menschen« ab dem 12. Januar im Großen Haus
Kann es zwischen einem Mann und einer fremden Frau eine kameradschaftliche, intellektuelle Verbindung geben, ohne dass seine Ehe deshalb in Gefahr gerät? Der in Niederschlesien geborene Autor und selbsternannte »Sohn von Goethe« Gerhart Hauptmann (1862-1946) spielt diese Frage in seinem 1890 entstandenen Drama »Einsame Menschen« durch und kommt zu dem – vielleicht nicht ganz so überraschenden – Schluss: Drei ist immer einer zuviel.
Das Stück spielt in einem Landhaus am Müggelsee. Der junge Gelehrte Johannes Vockerat und seine Frau Käthe haben ihr erstes Kind bekommen. Johannes kommt mit seiner wissenschaftlichen Arbeit nicht voran und wird zunehmend gereizter. Weder sein Freund, der Maler Braun, noch Käthe vermögen ihn zu beruhigen oder ihm die nötige Kraft zum Weiterschreiben zu geben. Erst als die russische Studentin Anna auftaucht, blüht Johannes plötzlich auf. Er ist hingerissen von der klugen, selbstbewussten und unabhängigen jungen Frau. In ihr findet er eine ebenbürtige Gesprächspartnerin. Doch die zunehmende Vertrautheit zwischen Anna und Johannes fordert ihren Preis. Käthe fühlt sich mehr und mehr überflüssig, auch Braun kommt nicht mehr zu Besuch und Johannes’ fromme Eltern äußern moralische Bedenken. Doch Johannes möchte Anna in seinem Leben nicht mehr missen. Die Katastrophe scheint unausweichlich.
Gerhart Hauptmann galt und gilt als einer der Naturalisten des deutschen Dramas. Wirklichkeitsgetreu und ohne Deutung und Verklärung wollten die Naturalisten schreiben. Auch Hauptmann bediente sich vor allem vieler Themen und Situationen aus der Realität der zunehmenden Industrialisierung (»Die Weber«, 1892; »Vor Sonnenaufgang«, 1888/89), aber auch aus dem privaten Leben. »Einsame Menschen« sei immer sein liebstes Stück gewesen. Durchlebt wurde es bereits in aller Ausführlichkeit von seinem Bruder Carl. Drei Hauptmann-Brüder haben drei Thienemann-Schwestern geheiratet. Als die junge polnische Studentin Josepha in Carls Leben tritt, scheinen die engen Familienbande gefährdet.
Carl unternimmt lange Spaziergänge mit ihr, bittet sie, eine Zeit in Berlin mit seiner Frau zu verbringen und auch Gerhart stellt er sie vor. Doch bevor »das Gift einer eiternden Wunde binnen kurzem alles vergiften konnte«, wird Carl, nicht zuletzt von Bruder Gerhart, gedrängt, das »Verhältnis« zu beenden.
»Einsame Menschen« ist kein soziales Drama, sondern ein Familiendrama. Es beschreibt die Veränderung der sozialen Rollen im Zuge der Modernisierung des 20. Jahrhunderts. Wenn der Mann (Johannes) nicht mehr die Grundbedingungen des männlichen Geschlechtscharakters verkörpert, sondern eine junge Frau (Anna), dann muss das geschlechtskonforme Verhalten der Ehefrau (Käthe) ins Leere laufen und damit in einem Drama enden. Zurück bleiben moderne, aber schwache Menschen.
Einsame Menschen eben, deren Entfremdung in der Inszenierung von Chefregisseur Alejandro Quintana einen kraftvollen Ausdruck findet. Durch einen technisch-optischen Kniff wird im Bühnen- und Kostümbild von Stefan Brandtmayr und Cornelia Kraske die Haltlosigkeit dieser Menschen atmosphärisch-visuell unterstrichen.
Stefanie Symmank
Eines Tages werde ich alles vergessen haben
»Am Horizont« von Petra Wüllenweber hat am 11. Januar Premiere in den Kammerspielen
ICH WERDE ALLES VERGESSEN. IRGENDWANN WERDE ICH SOGAR VERGESSEN HABEN, DASS DU MEIN ENKEL BIST erklärt der Opa seinem Enkelsohn Janek in dem Theaterstück »Am Horizont«.
Ungefähr 20 Prozent der deutschen Bevölkerung sind 65 Jahre und älter. Schätzungsweise 1,2 Millionen Menschen leiden in Deutschland an der Alzheimer-Krankheit. Diese Diagnose bedeutet immer einen tiefen Einschnitt im Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen, denn zu den Symptomen gehören unter anderem Gedächtnisverlust, Verlust der Sprachfähigkeit und des Urteilsvermögens, weitgehende Veränderung der Persönlichkeit sowie starke Stimmungsschwankungen. Gerade Kinder sind mit der Situation überfordert, wenn die geliebten Großeltern sich auf einmal verändern. Dazu kommt, dass etwa 70 Prozent aller Demenz-Kranken zu Hause gepflegt werden und Kinder so noch viel direkter den Verlauf der Krankheit, für dies es bislang keine Heilung gibt, mitbekommen. Dass dies nicht einfach ist, zeigt das Stück »Am Horizont«, das die Überforderung der Familienmitglieder aus der Sicht eines 10-Jährigen erzählt.
Janek und seinen Opa verbindet die Leidenschaft für den Schwimmsport. Sein Opa, der 1968 Mitglied der deutschen Olympia-Mannschaft im Schwimmen war, trainiert ihn. Janek ist zunächst gar nicht begeistert davon, dass der Großvater plötzlich bei ihnen einzieht. Doch nach und nach stellt sich heraus, warum Opa nicht mehr alleine leben kann: Er wird immer vergesslicher. Erst liest er die Zeitung von gestern, dann will er im Bademantel ins Kino gehen und schließlich erkennt er sein eigenes Spiegelbild nicht mehr. Diagnose: Alzheimer. In Anna, einer neuen Mitschülerin, findet Janek eine Freundin und Verbündete.
Petra Wüllenweber, die Autorin des Stückes, ist auch als Regisseurin bekannt. In der Spielzeit 2011/2012 inszenierte sie »Das Herz eines Boxers« von Lutz Hübner. Sie schildert in »Am Horizont« die Not der Angehörigen, ihre Überforderung und ihre Verzweiflung. Und trotzdem gelingt es ihr, die schönen Momente festzuhalten, die Janek mit seinem Opa teilt. Das Stück wurde 2010 bei den Mülheimer Theatertagen nominiert und belegte den 3. Platz. Auf die Frage, wie viel Realität man 10-Jährigen im Theater zumuten kann, antwortet Petra Wüllenweber: »Das Drastische begegnet den Kindern im Leben. Und in diesem Fall viel unmittelbarer und nicht nur als »Theater«. Das Stück »Am Horizont« bietet eine Chance zu verstehen, was passiert, wenn jemand an Alzheimer erkrankt. Und es zeigt auch, wie schwer dieser Zustand für die Angehörigen ist. Das Thema Demenz existiert in unserer Gesellschaft – es aufzugreifen heißt, Kinder mit ihren Fragen dazu ernst zu nehmen.«
Regisseur Nils Brück, der als Schauspieler am Theater Heilbronn engagiert ist und gerade mit dem Kilianspreis ausgezeichnet wurde, setzt das Stück für Kinder ab 10 Jahren einfühlsam in Szene.
»Ich weiß jetzt, wie Opa in den Himmel gelangt. Schließlich ist er ein Delphinschwimmer. Wenn du am Strand stehst, siehst du, wie sich weit draußen Meer und Himmel berühren. Da schwimmt Opa hin. Er schwimmt zum Horizont.« Janek in »Am Horizont«
Antjé Femfert