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THEATERKASSE
Berliner Platz 1
74072 Heilbronn
Tel. 07131.56 30 01 oder 56 30 50 kasse@theater-hn.de
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Gestern lud das Theater die Kontaktlehrer(innen) seiner Kooperationsschulen aus Heilbronn und der Region zur neuen Spielplanpräsentation ein. Die insbesondere für Schüler interessanten Stücke der Spielzeit 2012/2013 wurden kurz erläutert und anschließend stellte die Theaterpädagogik ihre geplanten Projekte für die kommende Saison vor. Unter anderem kann man sich wieder auf eine interaktive Bühnenshow und spannende Partnerschultage freuen. Nächste Spielzeit werden zudem noch mehr Lehrerfortbildungen angeboten und zudem gibt es ab Oktober jeden ersten Montag im Monat einen Lehrerstammtisch in unserem Bistro.
Nach der Präsentation fand noch eine gemütliche Diskussionsrunde statt, in der sich die Lehrer mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Theaterpädagogik und des Besucherservices austauschen konnten. Von Seiten der Lehrer gab es viel Lob für das Engagement im Bereich der Theaterpädagogik und der Zusammenarbeit mit den Kooperationsschulen und noch mehr Lob für das anstehende Programm für die neue Spielzeit. Weitere Angebote der Theaterpädagogik, wie z.B. die unterschiedlichen Theaterclubs oder eine Tour durch die Abitur-»Sternchenthemen« im Fach Deutsch, findet ihr in der neuen Theaterpädagogikbroschüre.
Täglich probt der Jugend-Theater-Club Masken nun intensiv für einen besonderen Abend: am Samstag, den 30.06.12, wird sich der imaginäre Vorhang der Kammerspiele des Theaters Heilbronn für die Premiere des Stückes„Leonce und Lena“ nach Georg Büchner heben. Bereits anfangs der Spielzeit 2011/12 begannen die dreizehn Jugendlichen mit ersten Recherchearbeiten nach einem geeigneten Schauspiel, zusammen mit der Theaterpädagogin Katrin Singer, welche die Leitung des Theater-Clubs innehat. Die Idee, genau dieses Stück einzustudieren, in welchem es um eine durch Langeweile zugrunde gehende Gesellschaft geht, ist das Ergebnis langer Vorüberlegungen. Die Thematik der Fremdbestimmung als weiterer zentraler Aspekt brachte die Jugendlichen hierbei auf die Frage, ob man einem solchen System und den damit verbundenen Gesellschaftsstrukturen entkommen könne und wie sich ein solcher Ausbruchsversuch in diesem Falle wohl gestalten würde. Geprobt wird in der seit 2011 bestehenden TheaterWerkStatt und auf der Probebühne des Theaters Heilbronn.
Als Praktikantin beim Theater konnte ich mir bereits einen ersten Eindruck von der Inszenierung verschaffen und erlebte zum ersten Mal hautnah, was es bedeutet, einem Theaterclub anzugehören. Denn das bunt zusammengewürfelte Trüppchen von theaterbegeisterten Jugendlichen im Alter von 13 bis 21 Jahren scheint wunderbar aufeinander eingespielt zu sein: Auch wenn bei den Proben die eine oder andere Textpassage, der eine oder andere Raumgang oder Einsatz selbst nach mehrmaliger Wiederholung verpasst oder glattweg übersprungen wird – gelacht, geneckt und gezetert wird stets gemeinsam. Gemeinsam wird nun auch der anstehenden Premiere entgegengefiebert. Das Publikum darf sich auf zwei originelle Vorstellungen freuen und auf eine Besonderheit: bei dieser Inszenierung von „Leonce und Lena“ treten einzelne Charaktere sogar doppelt oder dreifachbesetzt auf, wie beispielsweise Lena und Valerio. Meiner Meinung nach eine äußerst kreative Idee, wodurch es der Fantasie des Zuschauer überlassen bleibt, dies weiter auszudeuten.
Das Klassenzimmerstück »Tito, mein Vater und ich« fährt am 11. Juni zum Festival »Junge Triebe« nach Bielefeld. Dies ist ein Fest der Jugendkultur, bei dem sich junge Künstler aus allen Bereichen treffen: Breakdancer, Kurzfilmer, Graffitikünstler, Theaterleute und Poetryslamer. »Tito, mein Vater und ich« von Maja Das Gupta in der Inszenierung von Christopher Gottwald hatte im März Premiere in der Dammrealschule und war seither in vielen Klassenzimmern in Heilbronn und Umgebung zu sehen. Zumeist wissen die Schüler vorher nicht, dass sie sich gleich mitten in einem Theaterstück befinden, wenn plötzlich die Tür ihres Klassenzimmers aufgeht, ein junger Mann hereinstürmt und sie fragt, warum nichts für die Dreharbeiten vorbereitet ist. Schauspieler Sebastian Weiss spielt in dem Ein-Personen-Stück den Filmstudenten Tamas, der zwar in Deutschland geboren wurde, aber dessen Familie aus Ex-Jugoslawien stammt und der über die eigene Familiengeschichte seinen Diplomfilm machen will. Eine Geschichte, die für ihn bisher unerzählbar war, weil er sie nicht über die Lippen bekommen hat. Eine Liebesgeschichte, die eine Kriegsgeschichte wurde. Der Vater war ein Demagoge, der mit seinen Reden die Landsleute in den Krieg trieb. Seine Mutter stand auf der anderen Seite. Wie kam es, dass die beiden zusammen nach Deutschland gingen und ein Kind bekamen?
– Physiodrama mit Peter Volksdorf – Biografisches Theater mit Ramona Klumbach – Clown mit Cosima Greeven – Objekttheater mit Verena Lany – Maskentheater mit Katrin Singer – Theatersport & Improvisation mit Nadine Lipp
In den Workshops entstanden kleine Szenen die unter großem Beifall und Spaß auf der Bühne präsentiert wurden. Danach gab es dank zahlreicher Sponsoren ein leckeres und gesundes Buffet. Das alles ist nur das Vorgeplänkel für den großen Abschlussabend an den die Schüler Ausschnitte aus ihren eigenen Stücken präsentieren dürfen. Wir sind sehr auf die Inszenierungen unserer Teilnehmer. Hiermit ein herzliches TOI, TOI, TOI!
Hier unsere ersten Impressionen der Schultheatertage…
Text und Fotos stammen von Nicole (Azubi), Rebecca (Praktikantin) und Jule (Praktikantin))
Partnerschultage am 24. und 25. Mai – Workshops und Präsentationen eigener Stücke
Am 24. und 25. Mai 2012 gehört die Bühne des Komödienhauses 120 Schülerinnen und Schülern zwischen 12 und 19 Jahren. Diese besuchen eine der Kooperationsschulen des Heilbronner Theaters und spielen in der Schule Theater. Das Treffen der Schülertheater bietet eine Plattform zum gegenseitigen Austausch: Wie arbeiten andere Theatergruppen? Was ist ähnlich, was anders? Die Gespräche zwischen den Teilnehmern fördern den Kontakt und bereichern die eigene Arbeit.
Los geht es am Donnerstag, dem 24. Mai, ab 17 Uhr mit einer theatertypischen Form des gegenseitigen Kennenlernens – mit Theaterspiel und Improvisation. Anschließend stellen die Gruppen kurz ihre Stücke vor, die sie zu den Partnerschultagen mitgebracht haben und die am nächsten Tag in 20 Minuten langen Ausschnitten gezeigt werden sollen.
Am Freitag, 25. Mai, können die Schülerinnen und Schüler von 9-11 Uhr in sechs verschiedenen Workshops in die Arbeit der Theaterprofis hineinschnuppern und ihr eigenes Repertoire um andere Theatertechniken erweitern. Schauspielerin Cosima Greeven, die auch eine Clownsausbildung hat, führt in die Geheimnisse des Clownsspiels ein. In diesem Workshop gilt es herauszufinden, wann und warum eine Spielweise zum Lachen bringen kann. Schauspieler Peter Volksdorf leitet den Workshop „Physiodrama“, der Einblicke in den Einsatz des Körpers in der Schauspielkunst gibt. Im Workshop „Biografisches Theater“ sucht Theaterpädagogin Ramona Klumbach mit den Teilnehmern nach Wegen, aus eigenen Erlebnissen Spielszenen zu entwickeln. Theaterpädagogin Verena Lany zeigt im Workshop „Objekttheater“, wie Alltagsgegenstände zum Leben erweckt werden. In die geheimnisvolle Welt des „Maskentheaters“ nimmt Theaterpädagogin Katrin Singer die Mädchen und Jungen mit. Und Nadine Lipp, Schauspielerin und Theaterpädagogin, treibt mit den Jugendlichen „Theatersport und Improvisation“. Nach den Workshops gibt es von 11.30-12.30 Uhr eine kleine Präsentation. In der anschließenden Pause sorgen dankenswerter Weise Bäcker. Metzger, Obst- und Gemüsebauern und Lebensmittelhändler der Region für die Versorgung der angehenden Schauspieler. Dann geht es zum Höhepunkt des kleinen Festivals für die Partnerschulen: Ab 17 Uhr präsentieren die Schultheatergruppen ihre eigenen Stücke. Zuschauer sind bei freiem Eintritt herzlich eingeladen.
Bis vor einer Woche waren sie ganz normale Schülerinnen und Schüler zwischen 13 und 15 Jahren an der Lindenpark- und an der Fritz-Ulrich-Schule in Heilbronn. Jetzt sind sie Tänzerinnen und Tänzer, die heute Abend nicht nur eine spannende Vorstellung von ihrem Tanzstück „Vom Häuserbauen und der Pusteblume“ zeigen werden, sondern die auch noch viel öffentliche Aufmerksamkeit für ihr außergewöhnliches Projekt erfahren. Ein Kamerateam des SWR filmte und interviewte die Mädchen und Jungen, eine Rundfunkreporterin erstellte eine Radio-Reportage und in verschiedenen Zeitungen und Online-Tanzportalen wird über das Projekt berichtet. Die Workshop-Leitung hat ein Team der berühmten Londoner Candoco-Dance-Company inne. Sechs Tage lang wurde täglich sechs Stunden lang geprobt. Ein Credo der Company, in der behinderte und nichtbehinderte Tänzer seit 20 Jahren zusammenarbeiten: Jeder Mensch ist einzigartig und das Besondere gilt es zu entdecken. Das scheint auch innerhalb dieser Woche mit den Schülern gelungen zu sein. Diese haben es nicht nur gelernt, bewusst mit ihrem Körper umzugehen, Emotionen und Situationen tänzerisch auszudrücken, sondern sie sind sich auch darüber klar geworden, dass sie selbst ganz außergewöhnliche junge Menschen sind. Mit Herzklopfen blicken sie ihrer heutigen Vorstellung vor rund 300 Zuschauern entgegen – um 19 Uhr und 20 Uhr im Komödienhausfoyer. Sie sind quasi die Vorgruppe der Candoco-Company, die um 19.30 Uhr im Komödienhaus ihr Stück „Turning 20“ zur Deutschen Erstaufführung bringt. Doch egal, wie die Vorstellung heute für die Jugendlichen läuft, das Selbstbewusstsein, das sie in der einen Woche erworben haben, kann ihnen keiner mehr nehmen.
Die weltberühmte Candoco-Dance-Company hat nicht nur in jeder Hinsicht eine großartige Arbeit geleistet: Als Tänzer und als Leiter zweier Workshops für Schüler und für Lehrer. Sie hat sich auch noch in Heilbronn un in unserem Theater sehr wohl gefühlt. Aber lest selbst im Blog der Candoco-Dance-Company: International Touring and other sunny delights
Die Vorfreude war riesig, als wir, Klasse 8b vom Theodor-Heuss-Gymnasium, hörten, dass wir an einem Theaterworkshop teilnehmen konnten. Und weil wir in nächster Zeit ein Hörspiel namens „Dracula“ im Theater besuchen wollten, drehte sich auch der Workshop um Hörspiele. Als wir im Wollhaus angekommen waren, wurden wir herzlich von Frau Singer begrüßt, die den Kurs leitete. Nachdem sie sich uns genauer vorgestellt hatte, löcherten wir sie noch mit ein paar Fragen, auf die sie sehr freundlich antwortete. Daraufhin sollte sich jeder einen Gegenstand in der Umgebung suchen, mit dem er ein bestimmtes Geräusch machen konnte. Wir holten Spülmittel, Alufolie und sogar einen Kaugummiautomaten. Dann setzten wir uns zusammen und jeder stellte sein Geräusch vor, während die anderen die Augen schlossen. Danach teilten wir uns in zwei Gruppen, die eine setzte sich in einem Kreis auf den Boden, die andere setzte sich in den Kreis. Die Gruppe im Kreis schloss die Augen und die andere machte Geräusche zu bestimmten Themen, wie z.B. „Büro“. Nach kurzer Zeit wechselten wir. Daraufhin bekamen wir in kleinen Gruppe einen Dialog aus dem Hörspiel „Dracula“, zu dem wir passende Geräusche machen und die Rollen sprechen sollten. Diese Aufgabe hat uns besonders gut gefallen, da es viel Spass gemacht hat, die Ergebnisse zum Schluss anzusehen und -zuhören. Uns allen hat der Workshop sehr viel Freude bereitet und wir würden jederzeit gerne wieder an einem teilnehmen.
Obwohl wir bei dem Titel des Stückes „The killer in me is the killer in you my love“ mehr an einen Krimi als an eine lustige Jugendgeschichte dachten, fanden wir diese nicht weniger spannend. In dieser geht es um 5 Jugendliche, die sich im Sommer öfters im Schwimmbad treffen, wobei sie mit verschiedenen pubertären Problemen konfrontiert werden. So konkurrieren beispielsweise die Freunde Gerber und Surbeck um Hanna, welche es genießt, die Augenweide der Männer zu sein. Die schüchterne Lena hingegen ist unzufrieden mit sich und verkörpert damit das Gegenteil der arroganten Hanna. Gerbers kleiner Bruder, der sich anfangs aus dem Imponiergehabe der Älteren heraushält, verliebt sich letztendlich aber doch in Lena. Das Stück hat uns sehr gefallen, da der Autor die Probleme von Jugendlichen gut erfasst und die Schauspieler diese überzeugend dargestellt haben.
Außerdem haben wir noch zwei weitere Stücke angesehen, zu denen wir zuvor an einem Workshop in der Theaterwerkstatt im Wollhaus teilgenommen haben. Das Zusammentreffen zweier Generationen war Hauptthema im Workshop zu dem Stück „Das Herz eines Boxers“. Zusammen mit einigen Studenten durften wir uns Szenen überlegen, in denen Jung und Alt und speziell deren Vorurteile aufeinander treffen. Die Theaterpädagogen führen die Besucher gekonnt an das Thema der Stücke heran.
Während unserer Praktikumswoche haben wir erfahren, wie wichtig das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit für das Theater sind. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass mittlerweile jährlich über 160.000 Zuschauer gezählt werden.
Besonders interessant waren für uns auch die weiteren Theaterberufe, die wir bei einer Führung zu sehen bekommen haben. Neben den zahllosen Requisiten und Kostümen sahen wir außerdem, wie aufwändig die Mitarbeiter der verschiedenen Werkstätten die Bühnenbilder erstellen und wie viel Technik für den reibungslosen Ablauf einer Aufführung nötig ist.
Für uns war das Praktikum eine gute Erfahrung, da es uns einen interessanten Einblick hinter die Kulissen und die einzelnen Abläufe ermöglicht hat. Die Tätigkeit mit den Leuten hat uns viel Spaß gemacht, sodass wir uns sehr gut vorstellen könnten, hier später einmal zu arbeiten.
Leunora und Ergin, die Praktikanten der Öffentlichkeitsarbeit
Jana- Sophie Engelmann und Paula Kleine aus der Klasse 9c des Theodor-Heuss-Gymnasiums besuchten einen Workshop zur Inszenierung „Maria Stuart“ und fühlten sich zwei Stunden lang in die Figuren dieses Stückes ein. So haben sie diese zwei Unterrichtsstunden der anderen Art im Theater erlebt:
Saallicht aus, Scheinwerfer an, Bühne frei und bitte! Mit diesen Worten überlässt die Theaterpädagogin Katrin Singer je vier von uns Schülern das Wort. Nun heißt es über seinen Schatten springen und nur noch so denken, fühlen und handeln wie die Personen aus Friedrich Schillers Drama Maria Stuart. Gespannt schauen wir zu, was sich unsere Mitschüler überlegt haben. Jeder hatte eine Karte gezogen, auf der jeweils eine wichtige Figur aus dem Drama charakterisiert und vorgestellt wurde. Auf der Rückseite stand ein kurzes Zitat dieser Person. Nun sollten wir zu viert zusammengehen und eine mögliche Szene unter Einbringung der Zitate auf die Beine stellen. Das fiel uns nicht so schwer, da wir vorher die einzelnen Personen mit ihren Eigenschaften und ihrem historischen Hintergrund genauer besprochen hatten. Außerdem hatten wir geklärt, dass sich Herrscher und Untertanen auf der Bühne unterschiedlich zu verhalten haben. Eine weitere Übung war es, ein Zitat einer Figur in verschiedenen Stimmungen und Situationen vorzutragen, egal was es inhaltlich aussagte. So sollte man einmal flehend und bittend, dann wiederum stolz und selbstbewusst klingen. Wir waren gut vorbereitet, eine Szene um die uns vorgegebenen Rollen herum zu gestalten. Die Ergebnisse waren überraschend! Von manch einem Mitschüler hätte man derartige schauspielerische Leistungen gar nicht erwartet. Es waren also für alle zwei lehrreiche und durchaus amüsante Schulstunden einer anderen Art.
Von Julia Campanella, Kl. 13f und Lydia Kastner, Kl. 13g, Theodor Heuss Gymnasium
Jemand musste den Deutschkurs verleumdet haben, denn ohne dass die Abiturienten etwas Böses getan hätten, wurden diese eines Morgens zu einer Theater-Werkstatt verschleppt. Der Unterricht, der jeden Freitag gegen 11 Uhr stattfindet, kam diesmal nicht.
Denn uns stand etwas viel Größeres bevor – ein Theater-Workshop passend zum Sternchenthema »Der Proceß«. Doch was sollte uns erwarten? Wir schwelgten in Unsicherheit. In der Schule sind wir vorbereitet, dort könnte uns etwas Derartiges unmöglich geschehen, wir haben dort einen geregelten Stundenplan, eine eigene Lehrerin, und die Schreibutensilien liegen auf unseren Tischen. Doch unsere unsichere Lage schwand mit der lebensfrohen Präsenz Katrin Singers, Theaterpädagogin am Theater Heilbronn, die sofort unser Interesse für die Übungen weckte. Ausgestattet mit verschiedenen Rollenkärtchen versuchte ein jeder von uns, sich in die Lage der jeweiligen Charaktere zu versetzen. Vielerlei Emotionen – Wut, Freude, Angst, Neid – kamen sowohl stimmlich als auch durch die Körperhaltung zu Tage. Wie der Nachweis von K.s Schuld, so war auch unser Schauspieltalent schwer zu ergreifen. Doch an Resignation war nicht zu denken.
Ähnlich wie die Schauspieler, die an der Inszenierung beteiligt waren, durften wir die uns zugeteilten Charaktere mithilfe diverser Gangarten ausprobieren: die trippelnde Gerichtssekretärin, den mechanisch- bürokratischen Untersuchungsrichter, den kriechenden, untertänigen Kaufmann Block. Neugierig darauf, wie das Stück mit seinen vielseitigen Charakteren auf der Bühne zum Ausdruck kommen würde, ging der Workshop zu Ende. In freudiger Erwartung besuchten wir die Vorstellung, die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Wir konnten dabei die Rollen, die am Morgen dargestellt wurden, wiederentdecken. Beeindruckend war die Umsetzung der kalten, bürokratischen und einengenden Welt im Bühnenbild mithilfe von vielen Grautönen und einer absenkbaren Dachschräge, die K. im Laufe des Prozesses Stück für Stück den Freiraum und die Möglichkeit zur Flucht nahm. Den bürokratischen und grauen Strukturen standen die undurchschaubare Komplexität des Gerichtswesens und vor allem die Frauenrollen, die innerhalb unseres Kurses durch ihr extremes Auftreten für gespaltene Meinungen sorgten, gegenüber.
Besonders gelungen war die schauspielerische Leistung des Josef K. Durch die gekonnte Umsetzung der Emotionen, die sich in Kafkas Werk nur indirekt abzeichnen, wurde der Wandel seiner Einstellung zum Prozess verdeutlicht. Dementsprechend trug auch die hinzugefügte Traumszene eine große Bedeutung für die Gesamtinszenierung.
Anhand der szenischen Umsetzung von »Der Process« konnte sich jeder von uns näher mit der Intention des Werkes auseinandersetzen und neue Sichtweisen für die Interpretation gewinnen.
Während der reflektierenden Verarbeitung der gesammelten Eindrücke schien es uns, als ob durch die Vorfälle des Tages eine große Unordnung verursacht worden sei. War aber einmal diese Ordnung wieder hergestellt, war jede Spur dieser Vorfälle ausgelöscht und alles nahm seinen gewöhnlichen Lauf des Schulalltags auf