Making Of – ein Dinosaurierkopf Teil I

Es stehen in naher Zukunft wieder spannende Premieren an. Wo man das im Haus am besten erkennen kann? Hinter den Kulissen, im Malersaal zum Beispiel.

Für das Musical „La cage aux folles“, das am 10. März 2012 Premiere hat, arbeiten unsere Auszubildenden Benedikt und Sarah jetzt schon am Bühnenbild. Im Großen Haus wird ein Himmel mit Wolken gebraucht. Auf dem Boden im Malersaal wird also gerade eine Fläche mit heller Farbe grundiert. Es folgen noch andere Schichten, z.B. die Vorzeichnungen der Wolken und dann später der Farbauftrag.

Die Vorzeichnung für eine Plastik, wie Stefan Dittrich sie gerade fertigt, sieht ganz anders aus. Er arbeitet an einem Dinosaurierkopf für das Stück „Agent im Spiel“. Darin gibt es nämlich einen Jungen, dessen Vater immer so viel und laut mit ihm herumbrüllt wie ein solches Urtier. Deshalb taucht der Dinosaurierkopf im Stück immer dann auf, wenn der Vater brüllt. Obwohl er nicht die größte Rolle spielt, legt Theatermaler und –plastiker Stefan Dittrich viel Wert auf die detailgenaue Erstellung. Der Dinokopf muss aus sechs verschiedenen Perspektiven gezeichnet werden: von oben, unten, rechts, links, vorne und hinten. Diese perspektivischen Zeichnungen werden dann auf einen Styroporblock gelegt. Der Styroporblock wird mit vielen Küchenmessern so bearbeitet, dass er den Zeichnungen entspricht, nur dreidimensional. Nach 10 Tagen Arbeit sieht der Dinosaurierkopf so aus, wie auf unseren Bildern. Er ist plastisch ausgearbeitet und das Styropor wurde mit Gips fixiert. Nur die Zähne fehlen noch. Die liegen gerade noch auf einem Tisch und warten auf ihren Einsatz.

Was passiert, wenn am Ende der Zwei-Komponenten-Epoxid-Harz aufgetragen wird, wie der Dinosaurierkopf dann aussieht und was er kann, dass erfahrt ihr in der bebilderten Fortsetzung. 

Rebecca G., Praktikantin

Mehr Attitude

Gestandene Männer staksen auf High Heels im Kreis, posen wie die Models, schwenken zum Disco-Sound die Hüften und stoßen spitze Kreischer aus. Was ist da los auf der Probebühne im Keller des Theaters Heilbronn?

„Mehr Attitude“, ruft die drahtige Dame vor der Spiegelwand an der Längsseite des Raums. Immerhin sollen die zwölf Herren überzeugend Damen mimen – oder eher „Cagelles“, die tanzenden und singenden Transvestiten im „Cage Aux Folles“, dem „Käfig voller Narren“. Das Musical steht ab Frühling 2012 auf dem Spielplan des Theaters Heilbronn, aber die Vorarbeiten für die aufwändige Produktion laufen bereits jetzt an. Zu den vielen wichtigen Vorentscheidungen, die getroffen werden müssen, gehört auch das Casting der Cagelles: Welche acht Herren werden sich für uns in Damen verwandeln? Schon die Vorbereitung dieses Probelaufs hat Disponentin Vera Högemann vor originelle Aufgaben gestellt. Einige der eingeladenen Musical-Darsteller hatten passendes Schuhwerk aus vorherigen Produktionen, aber wo finden wir für die anderen High Heels in Größe 46?

Während des Castings mit der eigens aus Berlin angereisten Choreographin Andrea Heil erweist sich, dass das Laufen in den die Füße malträtierenden Schuhen dann selbst von noch nicht so erfahrenen Tänzern meisterhaft beherrscht wird. Aber die in neunzig Minuten erarbeitete Choreographie und das darauffolgende Vorsingen verlangen den Herren einiges ab: Spagat und Pas de Bourrée, puppenhaftes Posing und sehr gute Kondition. Andrea Heil ist für das Finale der Blickkontakt mit dem Publikum wichtig, das in diesem Fall aus Regisseur Jens Schmidl, musikalischem Leiter, Dramaturg und Disponentin besteht. Später schleicht sich neugierig noch Masken-Chef Sascha Heider-Friebel dazu.
Am Ende ihrer „Nummer“ heben die völlig durchgeschwitzten Herren/Damen Becken und Arme und stoßen lustvoll schrille Kreischer aus. Und dann brechen sie lachend zusammen. Aber nichts mit Entspannung. „Noch mal in Dreiergruppen“, verlangt Andrea Heil. Einer der Gäste, Claudio aus Argentinien, springt zur CD-Anlage, um die Musik (passenderweise „I’ve Had the Time of My Life“) wieder hoch zu fahren: „Seid ihr berrrrrrreit. Rock it, Guys!“
Die Premiere von “Ein Käfig voller Narren” ist am 10. März 2012.

Probebühne
Eine “kleine” Schuhauswahl

 

Theaterverein verschenkt zum Nikolaus Theaterkarten an Bedürftige

Hanne Jacobi, Vorsitzende des Theatervereins, und Intendant Axel Vornam überreichten am Nikolaustag die Theaterkarten, die der Theaterverein einmal im Jahr seit über 20 Jahren an Bedürftige verschenkt.
241 Karten im Gesamtwert von über 3200 €, einerseits vom Theaterverein und andererseits vom Theater finanziert, wurden im Bistro an die Vertreter der Sozialen Einrichtungen überreicht.
Bei so einem Event dürfen Fotograf und Fernsehen nicht fehlen. Der Fotograf der Heilbronner Stimme setzte also ein kleines Fotoshooting für die knapp 20 Menschen an. Immer schön lächeln, in die Kamera schauen und die Karten zeigen. Das kam dem Herrn von LTV auch gelegen, der außer dem Shooting noch die Ansprache von Frau Jacobi filmte.
Zum Ausklang der Übergabe gab es dann im Theaterbistro Kaffee und weihnachtliches Gebäck.

Rebecca G., Praktikantin

Die Zauberinnen von der Requisite

Wohl jeder Mitarbeiter des Theaters wurde in seinem Berufsleben schon einmal gefragt: »Und was machen Sie vormittags?«. Viele Menschen haben im Kopf, dass an den Abenden die Vorstellungen im Theater laufen und können sich nicht vorstellen, dass dort fast rund um die Uhr und natürlich auch vormittags gearbeitet wird. Zum Beispiel in der Requisite:

Das Team der Requisite
Foto: Fotostudio M42


Wenn im Musical »The Black Rider« der Teufel die Hand öffnet und aus dieser eine Flamme emporschießt, dann staunt das Publikum. Oft gibt es dafür Szenenbeifall. Den haben sich in erster Linie die Damen von der Requisite verdient. Denn sie sind es, die sich eine praktikable Lösung einfallen lassen müssen, wenn es in der Regieanweisung heißt: Eine Flamme schlägt aus der hohlen Hand!
Solche Aufgaben lieben Bettina Pinkert, Silke Bertsch, Claudia Specht und Carolin Volz. Denn hier sind Querdenken und handwerkliches Geschick gefragt, die Seiten ihres Berufes, welche die Vier besonders mögen. Manchmal ist es wie Zaubern. Um für solche Probleme die Lösungen zu finden, nutzen sie vor allem die Vormittagsstunden in ihrer kleinen Werkstatt direkt neben der großen Bühne. Der Arbeitstag beginnt um 9 Uhr. Da legen sie alle Probenrequisiten bereit. Pünktlich um 10 Uhr muss alles fertig sein. Danach beginnt der handwerklich-kreative Teil.  Oft sind es Nahrungsmittel, die täuschend echt aussehen müssen, die sie mit Styropor, verschiedenen Gummi- und Schaumstoffsorten herstellen und anmalen. Oder eine kostbare Ochsenpeitsche in Rot muss beschafft werden – da hilft das Internet weiter. Schnaps- und Weinflaschen etikettieren und mit einer echt aussehenden Flüssigkeit füllen, die Popelsammlung von Pöbelmän basteln oder Benzin beschaffen, das keins ist, aber so riecht. Jedes Stück bringt neue Herausforderungen. »Man geht nicht einfach nach Hause und hakt die Arbeit ab. Ununterbrochen wird im Kopf weiter an der Umsetzung der Ideen gearbeitet. Man läuft mit sehr offenen Augen durchs Leben und schaut sich ganz viel sehr intensiv an – ob eine Salamischeibe, die man nachbauen muss oder Blumen«, sagt Silke Bertsch. Wahrscheinlich macht sich kein Zuschauer darüber Gedanken, wenn ein Schauspieler sich auf einen Koffer setzt. Der Schauspieler sitzt dann einfach. Dass der Koffer präpariert und von innen verstärkt werden muss, ahnt niemand. »Muss auch nicht«, meint Bettina Pinkert. »Denn es ist unsere Aufgabe, für einen reibungslosen Ablauf der Vorstellungen zu sorgen. Die Schauspieler müssen sich hundertprozentig auf uns verlassen können.« Abends zu den Vorstellungen stehen die Requisiteurinnen unsichtbar für das Publikum, aber unverzichtbar für die Schauspieler am Bühnenrand. Sie reichen aufs Stichwort Utensilien zu oder nehmen welche ab. Bereits vor der Vorstellung haben sie die Bühne mit allem eingerichtet, was an Ort und Stelle benötigt wird. Jeder noch so kleine Gegenstand muss an seinem verabredeten Platz liegen, sonst kann ein Chaos ausbrechen. Die Schauspielerinnen und Schauspieler müssen die Gegenstände ganz selbstverständlich vorfinden und nicht darüber nachdenken. Ist dann der letzte Beifall verrauscht und der wirklich letzte Zuschauer aus dem Saal gegangen, beginnt der abschließende Teil des Abends: Das Aufräumen. Alle Gegenstände müssen eingesammelt, manchmal gesäubert und repariert und sorgfältig weggeräumt werden. Denn zur nächsten Vorstellung werden sie wieder genauso gebraucht. Und so endet der Arbeits-Tag nicht selten erst um 23 Uhr. Trotz der »unfreundlichen Arbeitszeiten« haben die Vier ihre Berufswahl nie bereut. Sie alle sind über Umwege dahin gekommen, haben Gärtnerin, Malerin und Lackiererin oder Schreinerin gelernt. Die Lehrberufe sind eine gute Basis, für das was sie heute tun. Nur dass jetzt von ihnen viel mehr selbständiges Denken und Kreativität verlangt wird. Aber das ist ja gerade das Schöne daran.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

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Da bekommt man Appetit, aber an diesen Leckereien würde man sich die Zähne ausbeißen, denn sie bestehen aus Plastik, Schaumstoff und Farbe und werden in der Requisite des Theaters Heilbronn hergestellt.

Auf Reisen für Tanz! Heilbronn

Irgendwie klingt es ja ziemlich schick: durch die Gegend fahren, um Tanzstücke anzusehen. Womöglich nach London, Paris, Stockholm. Manchmal ist es auch beglückend, spannend, anregend, und die Tanzkuratorin denkt, sie hat den schönsten Beruf der Welt. Die Kehrseite des Lebens unterwegs sind einsame Hotelfrühstücke, Stunden in verspäteten Zügen, übermüdetes Warten in Abflughallen und zu wenig Zeit daheim.

Ob sich die Fahrt lohnt, weiß man vorher oft nicht. Im besten Fall ist das Stück toll, passt gut zum eigenen Festival-Thema und während des Anschauens formuliert sich schon der Ankündigungstext im Kopf. Eventuell ergeben sich überraschende Querverbindungen zu anderen ins Visier genommenen Stücken und man freut sich auf das In-Beziehung-setzen, das ein Festival ermöglicht.

Aber es kann auch schief gehen: das Stück ist nicht so gut wie erhofft und im anschließenden Gespräch mit dem Choreografen übt sich der Gast in diplomatischen Formulierungen oder vorsichtig geäußerter Kritik und hofft, dem Künstler und der Arbeit dabei dennoch gerecht zu werden.

Schließlich sind eine Reihe von Wunschproduktionen ins Auge gefasst und das Puzzlespiel beginnt: Die Künstler müssen in der fraglichen Festivalwoche Zeit haben, die Stücke brauchen eine passende Bühne – vom Großen Haus bis zu den kleinen Kammerspielen – , das Budget darf nicht überschritten werden und die Anfangszeiten wollen abgestimmt sein. Und stimmt der Gesamtbogen des Festivals noch? Ist es abwechslungsreich genug? Was machen wir im Rahmenprogramm? Und müsste ich nicht eigentlich schon über 2013 nachdenken?

Immer gibt es irgendeinen Programmpunkt, der sich erst in den allerletzen Tagen vor Drucklegung des Festivalprogramms entscheidet. So bleibt es spannend bis zum Schluss – hoffentlich später auch für das Publikum.

Karin Kirchhoff, Kuratorin

Ein paar spannende Fotos zu Tanz! Heilbronn 2011 gibt es hier:

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Wahnsinnsritt durch „Shakespeares sämtliche Werke“ beginnt

Kaum ist ein Stück zur Premiere gebracht, beginnt auch schon der Probenzyklus für ein Neues. Für das Komödienhaus wird gerade der Wahnsinnsritt durch „Shakespeares sämtliche Werke“ geprobt. Leicht gekürzt, denn statt rund 150 Stunden, die eine Aufführung von Shakespeares 37 Tragödien, Komödien und Königsdramen dauern würde, braucht es für diesen Abend nur zwei Stunden.
Drei gut aufgelegte Schauspieler: Gabriel Kemmether, Oliver Firit und Tobias Weber spielen alle großen Herren- und Damenrollen des Großmeisters der englischen Dramatik und stellen sie in die aberwitzigsten Zusammenhänge. Nils Brück führt Regie und will das Publikum zur einer Achterbahnfahrt durch Shakespeares Werk und gleichzeitig durch 400 Jahre Theatergeschichte einladen. Bühnen- und Kostümbildner Martin Fischer will nicht nur die Schauspieler in Renaissance-Kostüme stecken, sondern er hat auch eine überraschende Lösung für die Bühne gefunden. Welche das ist, kann man spätestens zur Premiere am 21. Januar um 20 Uhr im Komödienhaus sehen.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Entscheidungen für Tanz! Heilbronn 2012 fallen jetzt

Seit ein paar Wochen läuft der Entscheidungsprozess für das Tanzfestival 2012 auf Hochtouren. Welche Gruppen sollen bei Tanz! Heilbronn im kommenden Jahr auftreten, welche Workshops sollen angeboten werden?

Die Einladung von großen internationalen Tanzkompanien muss immer schon sehr früh erfolgen. So wurde bereits im Februar 2011 die kanadische Company Marie Chouinard für das Festival im Mai 2012 eingeladen. Bekannte Künstler haben wie die Stadttheater einen Planungsvorlauf von über einem Jahr, und begehrte Stücke sind frühzeitig ausgebucht – da geht es den Programmmachern nicht anders als dem Theaterpublikum.

Außerdem gibt es in der Tanzwelt unausgesprochenen Hierarchien: ein Veranstalter, der mehrere Vorstellungen anbieten und womöglich als Koproduzent eine zukünftige Produktion mitfinanzieren kann, ist für einen bekannten Choreografen ein interessanterer Gesprächspartner als derjenige, der „nur“ ein einzelnes Gastspiel anbieten kann. Um die „Stars“ unter den Choreografen zu „kriegen“, ist also Einsatz gefragt. Manchmal – wie bei Alain Platel vor 2 Jahren – hilft das langjährige Interesse an der Arbeit und eine günstige Gelegenheit zum persönlichen Gespräch. Beharrlichkeit kann nützlich sein, oder das Glück, dass die Kompanie aus Fernost gerade zum Festivalzeitraum in Europa unterwegs ist. Und manchmal klappt es einfach nicht, die Termine passen nicht – und das Programm muss anders gestaltet werden.

In meiner Eigenschaft als Kuratorin oder Festivalprogrammacherin studiere ich die Tanzfachpresse und Spielpläne von Tanzhäusern und Tanzfestivals unter dem Blickwinkel, ob etwas für das Heilbronner Publikum dabei sein könnte, mache Listen mit Namen und plane Vorstellungsbesuche.

Bei der Auswahl spielt die jeweilige choreografische Handschrift und die Qualität der Arbeit eine große Rolle. Manche Künstler beobachtet man schon lange und wartet auf eine passende Gelegenheit zur Einladung. Andere werden von Kollegen empfohlen, wieder andere sind auf vielen Festivals präsent und so eine Art „must have“ im Tanzbetrieb. Außerdem senden Agenturen und Künstler Informationen über ihre Stücke und häufig auch DVDs der Arbeiten. Videoaufzeichnungen können aber nur einen ersten Eindruck verschaffen, den leibhaftigen Vorstellungsbesuch ersetzen sie nicht. Also heißt es Kofferpacken und Losfahren.

Fortsetzung folgt.

Karin Kirchhoff, Kuratorin Tanz! Heilbronn

Karin Kirchhoff

Tanz! Heilbronn 2012

»Tanz! Heilbronn« geht vom 09.-13. Mai 2012 in die vierte Runde
Die vierte Ausgabe des Festivals für zeitgenössischen Tanz steht unter dem Motto DER AUFRECHTE GANG, was sowohl wörtlich wie auch im übertragenen Sinne verstanden werden kann. Das Festival schließt sich damit dem Themenkomplex der Theaterspielzeit COURAGE UND WIDERSTAND an. Geplant sind Aufführungen, die sich thematisch mit dem »Einstehen« für die eigene Sache oder die eigene Überzeugung beschäftigen, auch gegen politische und gesellschaftliche Widerstände.

Besonderen Mut braucht es immer noch, wenn sich Menschen mit körperlichen Behinderungen tanzend auf der Bühne zeigen. Dass daraus beeindruckende künstlerische Produktionen entstehen können und dass DER AUFRECHTE GANG
auch mit körperlichen Einschränkungen möglich ist, soll in diesem Jahr durch eine Aufführung – begleitet von einem Amateurprojekt oder einem Workshop – thematisiert werden. Wie in den vergangenen Jahren wird sich die Bandbreite der gezeigten Stücke von großen, international bekannten Produktionen
bis zu ersten Arbeiten von jungen Choreografen erstrecken. Das Rahmenprogramm umfasst Künstlergespräche und/oder Einführungen in ein Werk, einen Film zum Thema sowie Workshops, in denen einige der im Festival auftretenden Künstler ihre Tanztechnik und Methodik vermitteln.
Wir freuen uns auf Sie!

Ihre Karin Kirchhoff
(Kuratorin Tanz! Heilbronn)

Internationales Highlight:
Compagnie Marie Chouinard (Montréal):
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Die kanadische Choreografin Marie Chouinard lässt ihre Ballerinen nicht nur Spitzenschuhe an den Füßen oder Händen tragen, sie gibt ihnen auch Krücken, Gehhilfen, Fesseln und lässt sie in Harnessen über die Bühne fliegen. Der Gebrauch der Hilfsmittel führt zu ungewöhnlichen Körpergebilden und öffnet ein Universum von präzisen und spielerischen Erkundungen, in denen Solos, Duos, Trios und Gruppensequenzen die menschliche Existenz in vielen Facetten widerspiegeln.

Gerätschaften und Schuhe begrenzen und erweitern die Bewegungsmöglichkeiten der zehn Tänzerinnen und Tänzer. Deren weitgehend entblößte Körper verwandeln sich in hybride Wesen zwischen Mensch und Maschine, roboter- oder insektenhaft, wie zerlegt in ihre Einzelteile und dennoch aggressiv sinnlich. Schönheit und Deformation, Vollkommenheit und Kontrollverlust irisieren in der extravaganten Ästhetik der Inszenierung. Ballettstangen werden zu Notenlinien und unterstreichen die enge Verbindung mit der Musik: ein elektronisch stark manipulierter Remix aus Bachs GOLDBERG-VARIATONEN, eingespielt von Glenn Gould, versetzt mit Interviewfragmenten Goulds.

Seit 1990 leitet Marie Chouinard ihre eigene Compagnie. Ihre Stücke touren weltweit, sie erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u.a. den Ordre du Canada und den französischen Chevalier de l’Ordre des Arts et Lettres. Besonders bekannt wurde ihre Interpretation von Stravinskys sacre du printemps von 1993, das die Compagnie bis heute im Repertoire führt.

Tanz! Heilbronn 2012

Deutscher Lernatlas weist aus: Wir leben in einer wirklich theaterbegeisterten Region

Wir haben es ja immer geahnt, aber nun ist es auch im Deutschen Lernatlas der Bertelsmann-Stiftung nachzulesen: In Heilbronn und Umgebung leben die am meisten theater- und konzertbegeisterten Menschen aller vergleichbaren Städte und Kreise in Deutschland. Die Stadt Heilbronn wurde in der Kategorie der kreisfreien kleinen und mittleren Großstädte deutschlandweit mit 56 Städten verglichen und liegt hier bei den Theater- und Konzertbesuchen auf Platz 1. Der Landkreis Heilbronn liegt unter 144 „Kreisen im verdichteten Umland“ bei den Theater- und Konzertbesuchen auf Platz 2.

Das ist heute in der Heilbronner Stimme nachzulesen. Und wer es ganz genau wissen möchte, möge unter www.deutscher-lernatlas.de nachschauen. Da kann man seine Region eingeben und erhält alle relevanten  Daten genau aufgeschlüsselt. Die Theater- und Konzert-Besuche sind in dem Bereich „Persönliches Lernen“ erfasst.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Ein Regisseur wird zum Brüller!

Es wird ja behauptet, dass Regisseure auf den Proben gelegentlich die Beherrschung verlieren und rumbrüllen was das Zeug hält. Das mag an einigen Theatern vielleicht auch zutreffen, aber was am Theater Heilbronn derzeit Vorstellung für Vorstellung des Weihnachtsmärchens „Der gestiefelte Kater“ passiert, ist ein Brüller für sich. Wenn in der Szene, in der der Kater den Zauberer mit einem klugen Trick überlistet, der Löwe mit mächtigem Gebrüll auf die Bühne kommt, schlottern nicht nur dem Kater die Knie. Doch wo kommt die Aufnahme her? Aus dem Safariurlaub der Regieassistentin, aus der Daktarisammlung eines Schauspielers, aus dem Archiv des Tonmeisters? Nein! „Eingebrüllt“ hat es der Regisseur Alejandro Quintana höchstpersönlich. Und nicht nur der Löwe kommt aus seiner Kehle, auch der Elefant ist ein Werk des animalischen Lautmalers Quintana. Ein tierisches Vergnügen … wie das Weihnachtsmärchen überhaupt. Und damit wollen wir uns gar nicht selber loben, sondern nur die vielen Rückmeldungen zitieren, die wir derzeit erhalten. „Der gestiefelte Kater“ ist in aller Munde, jeder will es sehen und manch einer greift auch zu etwas unkonventionellen Mitteln wie beispielsweise ‚Alibikindern’, um die Geschichte des Müllerburschen Hans, der dank des klugen Katers ein Graf wird und die große Liebe findet, zu erleben. Also machen Sie sich keinen Stress beim „Kinder kriegen“, bei uns dürfen sie auch ohne kindliche Begleitung das Weihnachtsmärchen anschauen. Denn wie sagte schon Erich Kästner: „Im Herzen bin ich immer Kind geblieben.“ Und wir ergänzen: „Gerade zur Weihnachtszeit dürfen wir diesem Kind freien Lauf lassen.“ Rennen Sie uns die Theatertüren ein!

Stefanie Symmank, Dramaturgin

Der Löwe