Wer betrügt hier wen?

Mozarts »Le nozze di Figaro« aus Augsburg zu Gast

Kammerdiener Figaro möchte die Zofe Susanna heiraten, doch das ist nicht so einfach. Graf Almaviva, als Herr der beiden, ist selbst auf Susanna scharf und will sein Recht auf die erste Nacht geltend machen. Figaro indes kommt durch ein früher gegebenes Heiratsversprechen an die alte Haushälterin Marzelline in Bedrängnis. Die Gräfin ist eifersüchtig auf Susanna. Und der Page Cherubino ist unsterblich in die Gräfin verliebt. Die vielen Verwicklungen und Intrigen bringen die Hochzeit in Gefahr. Doch Figaro rettet sie mit List und Geschick und sorgt noch dafür, dass am Ende jeder Topf sein Deckelchen findet.

Die Hochzeit des Figaros

Wenn es eine musikalische Komödie in letzter Perfektion gibt, dann ist es »Le nozze di Figaro«. Mozart und da Ponte formten aus Beaumarchais’ am Vorabend der französischen Revolution entstandenem Lustspiel um die politisch-erotischen Nöte eines Grafen, der seinem Kammerdiener die Braut ausspannen will, ein psychologisches und musikalisch-theatrales Meisterwerk, in dem sich Charaktere, Handlung und Musik in unerreichter Weise durchdringen und bedingen. Mozart schuf authentische Figuren mit all ihren Widersprüchen, ihren Trieben und Sehnsüchten, ihren Ängsten und Hoffnungen. Was Susanna, Figaro, der Graf und die Gräfin tun und was sie fühlen, ist nicht an eine Zeit gebunden, es ist heute so wahr und unmittelbar wie im 18. Jahrhundert.

Jan Philipp Gloger, eigentlich ein Schauspielregisseur, hat in Augsburg erstmals eine Oper inszeniert und damit das Publikum und die Kritiker begeistert. Diese Inszenierung hat für so viel Furore gesorgt, dass er neben den großen Bühnen im Schauspiel nun auch die großen Häuser im Musiktheater erobert. Gerade hat er an der Dresdner Semperoper Händels »Alcina« herausgebracht und für die Festspiele auf dem Grünen Hügel in Bayreuth inszeniert er in diesem Jahr den »Fliegenden Holländer«.

Die Hochzeit des Figaros

 

Le nozze di Figaro (Die Hochzeit des Figaro)
Opera buffa in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart
Gastspiel des Theaters Augsburg

Premiere am 30. März 2012, 19.30 Uhr, Im Großen Haus

Musikalische Leitung: Carolin Nordmeyer
Inszenierung: Jan Philipp Gloger
Bühne: Ben Baur
Kostüme: Karin Jud
Choreinstudierung: Karl Andreas Mehling
Dramaturgie: Ralf Waldschmidt

Ein spannender Einblick …

Obwohl wir bei dem Titel des Stückes „The killer in me is the killer in you my love“ mehr an einen Krimi als an eine lustige Jugendgeschichte dachten, fanden wir diese nicht weniger spannend.
In dieser geht es um 5 Jugendliche, die sich im Sommer öfters im Schwimmbad treffen, wobei sie mit verschiedenen pubertären Problemen konfrontiert werden.
So konkurrieren beispielsweise die Freunde Gerber und Surbeck um Hanna, welche es genießt, die Augenweide der Männer zu sein. Die schüchterne Lena hingegen ist unzufrieden mit sich und verkörpert damit das Gegenteil der arroganten Hanna. Gerbers kleiner Bruder, der sich anfangs aus dem Imponiergehabe der Älteren heraushält, verliebt sich letztendlich aber doch in Lena.
Das Stück hat uns sehr gefallen, da der Autor die Probleme von Jugendlichen gut erfasst und die Schauspieler diese überzeugend dargestellt haben.

The killer in me is the killer in you my love

Außerdem haben wir noch zwei weitere Stücke angesehen, zu denen wir zuvor an einem Workshop in der Theaterwerkstatt im Wollhaus teilgenommen haben.
Das Zusammentreffen zweier Generationen war Hauptthema im Workshop zu dem Stück „Das Herz eines Boxers“. Zusammen mit einigen Studenten durften wir uns Szenen überlegen, in denen Jung und Alt und speziell deren Vorurteile aufeinander treffen. Die Theaterpädagogen führen die Besucher gekonnt an das Thema der Stücke heran.

Während unserer Praktikumswoche haben wir erfahren, wie wichtig das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit für das Theater sind. Sie tragen maßgeblich dazu bei, dass mittlerweile jährlich über 160.000 Zuschauer gezählt werden.

Besonders interessant waren für uns auch die weiteren Theaterberufe, die wir bei einer Führung zu sehen bekommen haben. Neben den zahllosen Requisiten und Kostümen sahen wir außerdem, wie aufwändig die Mitarbeiter der verschiedenen Werkstätten die Bühnenbilder erstellen und wie viel Technik für den reibungslosen Ablauf einer Aufführung nötig ist.

Für uns war das Praktikum eine gute Erfahrung, da es uns einen interessanten Einblick hinter die Kulissen und die einzelnen Abläufe ermöglicht hat.
Die Tätigkeit mit den Leuten hat uns viel Spaß gemacht, sodass wir uns sehr gut vorstellen könnten, hier später einmal zu arbeiten.

Leunora und Ergin, die Praktikanten der Öffentlichkeitsarbeit

Gewinnspiel: 3×2 Freikarten für “Schicklgruber”!

Die Imaginale – Das internationale Figurentheaterfestival läuft auf Hochtouren!

Wir verlosen exclusiv an unsere Social Media Fans 3×2 Karten für „Schicklgruber“ am kommenden Samstag, dem 24. März, um 20 Uhr im Komödienhaus!

Schreibt uns kurz eine Email an schroeder@theater-hn.de mit der richtigen Antwort  auf folgende Frage:

In welchem Jahr gründete Neville Tranter das »Stuffed Puppet Theatre«?

Einsendeschluss ist Donnerstag, der 22. März. Den Gewinnern geben wir dann am 23. März per E-Mail bescheid.
(Der Rechtsweg ist ausgeschlossen)

Einer der weltweit erfolgreichsten Puppenspieler in Heilbronn: Ein Spiel mit dem Tod – Neville Tranter zeigt „Schicklgruber“

Am Samstag, 24. März um 20 Uhr ist mit Neville Tranter und dem Stuffed  Puppet Theatre einer der weltweit erfolgreichsten Puppenspieler aus Amsterdam zu Gast im Komödienhaus. Sein Stück »Schicklgruber alias Adolf Hitler« bietet  mit Klappmaulfiguren ein groteskes Kammerspiel über die letzten Tage im Führerbunker. Es treten auf: Adolf Hitler, Eva Braun, Josef Goebbels, dessen Kinder, Hermann Göring und der Tod.

Obwohl der  Untergang seines  Naziregimes unmittelbar bevorsteht, begeht der »Führer« die Feierlichkeiten zu seinem 56. Geburtstag in einem engen Bunker. Während Explosionen die Decke erschüttern, diskutiert Hitler über seinen Geburtstagskuchen, Eva Braun träumt von ihrer Hochzeit mit dem Führer, Goebbels doziert über die Bedeutung von Propaganda und der Minister der Luftwaffe, Hermann Göring, macht keinen Schritt ohne seine beeindruckenden Uniformen. Keiner von ihnen scheint beunruhigt davon, dass ihnen allen der Tod bevorsteht. Als der Suizid unabwendbar wird, muss eine Entscheidung über die Kinder im Bunker getroffen werden. Hitler indes ist mehr um seinen Hund besorgt.

Die Geschichte ist dicht dran an den historischen Ereignissen. Sie erzählt von Menschen in einer extremen Situation und konfrontiert die Zuschauer  mit der Frage, ob man irgendeine Form von Mitgefühl für einen der Charaktere in diesem Spiel entwickeln kann. Außerdem ist es ein Spiel über Verdrängung: Die Verdrängung der Niederlage, der Verantwortung und des nahendes Todes.

In diesem Endzeitszenario wird der Horror der NS-Zeit, die Selbstüberhebung, die konservierten Posen und die menschliche Erbärmlichkeit ihrer Protagonisten ins schmerzlich Absurde vergrößern. Neville Tranter selbst übernimmt die Rolle von Hitlers Sekretär Heinz Linge. Respektlos und doch sensibel wagt sich Tranter an ein Stück finsterer deutscher Vergangenheit. Flankiert von seinen charakteristischen lebensgroßen Klappmaulfiguren, mal mit dramatischer Wucht, dann wieder mit berückender Leichtigkeit findet er noch in den Abgründen des Verbrechens Züge des Menschlichen. Tranter gelingt die  Gratwanderung zwischen Schrecken und Komik mit Bravour. Ein Spiel mit dem Tod, das unter die Haut geht.

Nach seinem Dramen-Studium und ersten Theaterarbeiten in den USA gründete der australische Figurenspieler Neville Tranter 1976 das »Stuffed Puppet Theatre«. Zwei Jahre später übersiedelte er nach Amsterdam und begann, jene ungeheuer kraftvolle Theatersprache zu entwickeln, die ihn zu einem der erfolgreichsten Figurenspieler der Welt gemacht hat.

Schickgruber zu Gast bei der Imaginale

Vom 09.-13. Mai 2012 wird »Der aufrechte Gang« getanzt

4. Auflage des Festival »Tanz! Heilbronn«
Vom 09.-13. Mai 2012 wird »Der aufrechte Gang« getanzt
Unter anderem zu Gast: Die Candoco Dance Company mit einer Deutschen Erstaufführung

Es ist mittlerweile aus der Vielfalt der Angebote am Theater Heilbronn nicht mehr wegzudenken: Das Festival »Tanz! Heilbronn«, das jedes Jahr im Mai für eine Woche Highlights des internationalen Tanztheaters auf den Bühnen des Stadttheaters präsentiert.

Eröffnet wird es am 09. Mai um 19.30 Uhr im Großen Haus mit einem rauschhaften Lauf durch die Evolution der Menschheit: »Sideways rain« ist eine Arbeit des brasilianischen Choreografen Guilherme Botelho und seiner Schweizer Compagnie Alias. Die 14 Tänzerinnen und Tänzer bilden für 60 Minuten einen unermüdlichen Menschenstrom voll visueller Kraft und hypnotischer Energie und spüren der Entwicklung der Menschheit vor dem Hintergrund einer sich stets verändernden Welt nach.

Am 10. Mai um 19.30 Uhr ist die britische Candoco Dance Company mit einer Deutschen Erstaufführung zu erleben. Behinderte und nichtbehinderte professionelle Tänzerinnen und Tänzer arbeiten seit 20 Jahren in dieser Gruppe zusammen. Aus Anlass ihres Jubiläums hat sich die Company einen Abend geschenkt, der eine aktuelle Choreografie »Looking back« des Franzosen Rachid Ouramdane mit einem Klassiker der jüngeren Tanzgeschichte »Set and Reset/Reset« von Trisha Brown vereint.

Am 11. Mai um 20.00 Uhr kommt Vanilton Lakka aus Brasilien mit seinem Stück »Is the body the media of dance? Other parts« in die Kammerspiele. Zusammen mit seinen beiden Mitstreitern gewinnt er dem Breakdance ganz neue Bewegungsformen ab. Er verbindet ihn mit Elementen des klassischen Tanzes und lässt die Choreografie im Wesentlichen von den Zuschauern mitgestalten. (Eine zweite Vorstellung ist am 12. Mai um 22 Uhr.)

Ebenfalls am 11. Mai gibt es um 22 Uhr ein großes Open-Air-Spektakel auf dem Theatervorplatz. Die Compagnie Retouramont aus Paris vollführt in der Choreografie von Fabrice Guillot »Danse des Cariatides« einen nächtlichen Tanz zwischen Himmel und Erde.

Am 12. Mai um 19.30 Uhr ist die Compagnie Marie Chouinard aus Montreal mit »bODY_rEMIX/gOLDBERG_vARIATIONS« im Großen Haus zu erleben, einem Stück von virtuoser, verstörender Schönheit. Marie Chouinard verfremdet die Formensprache des Balletts auf einzigartige Weise. Ihre virtuosen Tänzerinnen und Tänzer sind mit Spitzenschuhen an Händen und Füßen ausgestattet. Sie sind an Stangen gefesselt, staksen auf Krücken oder hängen an Seilen und verwandeln sich in Wesen zwischen Mensch, Maschine und Tier.

Am 13. Mai um 19.30 Uhr schlägt der afrikanische Choreograf Tchekpo Dan Agbetou in seiner Arbeit »Three levels« mit fünf herausragenden Tänzerpersönlichkeiten einen Lebensbogen von der Geburt bis zum Tod.
Er hinterfragt das europäische Stereotyp vom afrikanischen Körper und untersucht, wie der Körper von der Seele abhängig ist.

Der Kartenvorverkauf für das Festival hat begonnen.
Karten und Infos unter 07131/56 30 01 od. 56 30 50 oder im Online-Ticket-Shop unter www.theater-heilbronn.de

Silk Zschäckel, Pressereferentin

„Boxer“-Team zu Besuch bei den Boxern in Neckarsulm

„Na, dann zeig mal die Kampfstellung,“ ruft Toni La Rocca. Schauspieler Peter Volksdorf stellt sich in Pose und geht leicht in die Knie. „Jawoll. Schlag die Führhand.“ Volksdorf schlägt mit der linken Faust in La Roccas geöffnete Rechte. Und schon fängt er sich von dem grinsenden Boxtrainer eine (angedeutete) Ohrfeige auf die rechte Wange ein. „Und wieder kriegst du eine,“ lacht La Rocca. „Beweg dich nicht wie ein Känguru. Eins, zwei, drei.“ La Roccas geballte Faust streicht schnell über Volksdorfs Kinn. „Und jetzt wärst du K.O.“

Box-Unterricht bei Toni La Rocca (links): Frank Lienert-Mondanelli und Peter Volksdorf holen sich schlagkräftige Tipps für „Das Herz eines Boxers“ – Foto: Stephanie Paschke

Das Inszenierungs-Team des Jugendstücks „Das Herz eines Boxers“ ist mit den beiden Schauspielern Frank Lienert-Mondanelli und Peter Volksdorf zu Besuch in der Sporthalle der Johannes-Häußler-Schule in Neckarsulm. Dort trainieren drei Mal wöchentlich die Leistungs-Boxer und zwei Mal wöchentlich die Anfänger von der Neckarsulmer Sportunion, zu denen viele erfolgreiche Aufsteiger wie zum Beispiel Hakan Kutdag, Metin Coruk und Melvin Perry gehören. Perry in der kleineren Sporthalle beim Sparring zu beobachten, begeistert auch Regisseurin Petra Wüllenweber und Bühnen- und Kostümbildnerin Ulrike Melnik, die die geschmeidigen Bewegungen und blitzschnellen Schläge des amtierenden deutschen Jugend-Meisters und Vize-Weltmeisters im Schwergewicht (bis 81 kg) hinter einer Glaswand bewundern.

Box-Unterricht bei Toni La Rocca (links): Frank Lienert-Mondanelli und Peter Volksdorf holen sich schlagkräftige Tipps für „Das Herz eines Boxers“ – Foto: Stephanie Paschke

Für die Theatermacher ist der Ausflug allerdings nicht nur Spaß, sondern auch ein Teil ihrer aktuellen Arbeit: In dem Jugendstück des gebürtigen Heilbronners Lutz Hübner, inzwischen schon ein Klassiker, zeigt ein ehemaliger Champion einem perspektivlosen 16-Jährigen, wie man sich durchs Leben boxt. Und das ist in einer Szene wirklich wörtlich zu nehmen.
Toni La Rocca, früher selbst ein erfolgreicher Bundesliga-Boxer, hat sich gerne bereit erklärt, den zwei box-unerfahrenen Schauspielern vor dem Training die Grundbegriffe auf den Weg zu geben. Dazu gehört aber mehr als Schläge und Posen: „Bei Boxern sind auch das Benehmen und gegenseitiger Respekt wichtig,“ erklärt La Rocca. Das zeigt sich, als die jungen Boxer der NSU nacheinander auftauchen und die ungewohnten Besucher vom Theater Heilbronn neugierig mustern: Keiner geht an dem Trainer, Petra Wüllenweber und den Schauspielern vorbei, ohne ihnen höflich die Hand zu schütteln – mit Augenkontakt.  Wie heißt es bei Hübner: „Ein richtiger Boxer ist ein Gentleman.“ Der Satz könnte auch von Toni La Rocca stammen.

„Das Herz eines Boxers“ hat am 15. März Premiere in den Kammerspielen.

Saallicht aus, Scheinwerfer an, Bühne frei und bitte!

Jana- Sophie Engelmann und Paula Kleine aus der Klasse 9c des Theodor-Heuss-Gymnasiums besuchten einen Workshop zur Inszenierung „Maria Stuart“ und fühlten sich zwei Stunden lang in die Figuren dieses Stückes ein. So haben sie diese zwei Unterrichtsstunden der anderen Art im Theater erlebt:

Saallicht  aus, Scheinwerfer an, Bühne frei und bitte! Mit diesen Worten überlässt die Theaterpädagogin Katrin Singer je vier von uns Schülern das Wort. Nun heißt es über seinen Schatten springen und nur noch so denken, fühlen und handeln wie die Personen aus Friedrich Schillers Drama Maria Stuart. Gespannt schauen wir zu, was sich unsere Mitschüler überlegt haben.
Jeder hatte eine Karte gezogen, auf der jeweils eine wichtige Figur  aus dem Drama charakterisiert und vorgestellt wurde. Auf der Rückseite stand ein kurzes Zitat dieser Person. Nun sollten wir zu viert zusammengehen und eine mögliche Szene unter Einbringung der Zitate auf die Beine stellen.
Das fiel uns nicht so schwer, da wir vorher die einzelnen Personen mit ihren Eigenschaften und ihrem historischen Hintergrund genauer besprochen hatten. Außerdem hatten wir geklärt, dass sich Herrscher und Untertanen auf der Bühne unterschiedlich zu verhalten haben. Eine weitere Übung war es, ein Zitat einer Figur in verschiedenen Stimmungen und Situationen vorzutragen, egal was es inhaltlich aussagte. So sollte man einmal flehend und bittend, dann wiederum stolz und selbstbewusst klingen. Wir  waren gut vorbereitet, eine Szene um die uns vorgegebenen Rollen herum zu gestalten. Die Ergebnisse waren überraschend! Von manch einem Mitschüler hätte man derartige schauspielerische Leistungen gar nicht erwartet.
Es waren also für alle zwei lehrreiche und durchaus amüsante Schulstunden einer anderen Art.

Jana-Sophie Engelmann
Paula Kleine

 

Wie man sich durchs Leben boxt

Mit »Das Herz eines Boxers« schrieb der Heilbronner Autor Lutz Hübner einen modernen Jugendtheater-Klassiker

Das Herz eines Boxers

Sieben Szenen hat Lutz Hübners Jugendstück »Das Herz eines Boxers« — wie sieben Szenen eines Boxkampfes.
Die beiden, die sich hier auf der Bühne gegenübertreten, scheinen zuerst sehr ungleiche Kontrahenten zu sein: Der 16-jährige Jojo ist beim Klauen eines Mofas erwischt worden und muss jetzt in einem Altersheim Sozialstunden ableisten. Der alte Leo, dessen Zimmer er streichen soll, sitzt nach einem Schlaganfall stumm im Sessel. Doch nichts ist, wie es scheint. Leo, ein ehemaliger Boxer mit siegreicher Vergangenheit im Ring, täuscht seine Krankheit nur vor und plant insgeheim die Flucht. Jojo täuscht mit seiner großen Klappe darüber hinweg, dass er sich selbst für einen Loser ohne Perspektiven hält. Er wollte einem Mädchen imponieren und hat die Strafe für den Moja-Diebstahl für einen anderen aus seiner Clique auf sich genommen.

Aus dem Kampf gegeneinander wird in sieben Runden ein Mitein­ander, das beiden hilft, ihre Wünsche zu verwirklichen. Und Leo bringt Jojo etwas bei: »Ein richtiger Boxer hat ein so großes Herz, dass er niemanden hassen kann. Er schlägt zu, aber nicht aus Hass, und wenn er einsteckt, nun, davon geht die Welt nicht unter, so ist das Leben, ganz k.o. ist man nie.»

Der in Heilbronn geborene, in Weinsberg aufgewachsene Lutz Hübner hat mit »Das Herz eines Boxers« einen modernen Jugendtheater-Klassiker geschrieben. Voller Humor und Pfiff erzählt er von Freundschaft, von Courage und von der Kunst, sich durchs Leben zu boxen, und gibt dazu augenzwinkernd auch einigen Männer- und Helden-Klischees eins auf die Nase. 1998 erhielt Hübner für »Das Herz eines Boxers« den Deutschen Jugendtheaterpreis. Daneben liefert das Stück ein perfektes Sparring für zwei lustvolle Schauspieler: Unter der Regie von Petra Wüllenweber ziehen in Heilbronn Frank Lienert-Mondanelli als Leo und Peter Volksdorf als Jojo die Boxhandschuhe an. (Andreas F.)

Das Herz eines Boxers

Das Herz eines Boxers
(Empfohlen ab 7. Klasse)
Schauspiel von Lutz Hübner

Premiere am 15. März 2012, 20.00 Uhr, in den Kammerspielen

Regie: Petra Wüllenweber
Ausstattung: Ulrike Melnik
Dramaturgie: Andreas Frane
Mit:
Frank Lienert-Mondanelli
Peter Volksdorf

Vorhang auf für den „Käfig voller Narren“ – TOI TOI TOI

Am Samstagabend ist es so weit. Dann öffnet sich endlich der Vorhang für das Musical „Ein Käfig voller Narren“. Einen Song aus diesem Musical kennt wohl jeder: „I am what I am“. Und genau darum, dass man so sein darf wie man ist, dreht sich das Musical, das im berühmtesten Transvestitenclub an der Riviera spielt. Georges (gespielt von Stefan Eichberg) leitet diesen Club und sein geliebter Albin (gespielt von Nils Brück, der im Frauenkostüm eine wirklich gute Figur macht) ist als Drag-Queen Zaza jeden Abend die große Attraktion. Seit 20 Jahren sind die beiden ein Paar mit allen Höhen und Tiefen. Bei einem einmaligen „heterosexuellen Fehltritt“ hat Georges ein Kind gezeugt – Jean Pierre, mittlerweile 24 Jahre alt. Albin hat sich wie ein Mutter um ihn gekümmert. Der Junge hat sich ausgerechnet in Anne, die Tochter des Abgeordneten Dindon von der Partei für „Tradition, Familie und Moral“ verliebt, der für die Schließung aller Transvestitenclubs in St. Tropez plädiert. Um vor seinen zukünftigen Schwiegereltern bestehen zu können, braucht Jean-Michel ein untadeliges Familienleben. Schließlich kann man Dindon keine Drag-Queen in der angeheirateten Verwandtschaft zumuten. Die „Elternpaare“ sollen sich zur Verlobung kennen lernen und Jean-Michel braucht ganz schnell eine „normale“ Familie. Es ist ganz klar, dass der Abend des Anstandsbesuches in urkomischen Verwirrungen und turbulentem Chaos endet, wenn die schrille Zaza die treu sorgende Mutter von Jean-Michel spielen muss.
Ein Käfig voller Narren” ist eine vor Situationskomik und flotten Dialogen strotzende musikalische Komödie mit mitreißenden Musik-, Tanz- und Gesangsnummern, die das Inszenierungsteam opulent auf die Bühne bringt.
Eine besondere Augenweide sind die sieben Cagelles, allesamt ausgebildete Musical-Darsteller, die sonst in großen Musical-Produktionen wie „Cats“, „Starlight-Express“ oder „Ich war noch niemals in New York“ auf der Bühne stehen und sich wunderbar in ihren atemberaubend hohen High Heels bewegen können, die sie als Transvestiten in dem Club „La Cage Aux Folles“ tragen müssen.

Wir hoffen, Sie haben viel Spaß in unserem verrückten „Käfig voller Narren“. Für die Premiere gibt es noch ein paar Karten.
Die nächsten Vorstellungen sind am 13. März, am 15. und 16. März jeweils um 19.30 Uhr im Großen Haus

Karten unter 07131/563001 oder 563050 oder direkt im Online-Shop unter www.theater-heilbronn.de

Ein Käfig voller Narren

Stimme TV zu Gast im Theater

360 Grad-Video hinter den Kulissen von „Käfig voller Narren“

 

Heute Mittag war der Chefredakteur der Heilbronner Stimme, Uwe Ralf Heer, mit seinem Stimme-TV -Team zu Gast im Theater, um die wöchentliche 360 Grad-Video-Kolumne am Rande der Proben von „Ein Käfig voller Narren“ (La Cage Aux Folles) zu drehen. Wir nahmen ihn mit auf die Seitenbühne, wo er den Blick des Inspizienten hatte. Er drehte auf der Hinterbühne zwischen einzelnen Kulissenteilen, die auf den nächsten Einsatz warteten. Das Team war mit in der Maske, wo die opulenten Perücken und Kopfputze gerade frisch auffrisiert waren und eine Wolke von Haarspray den Damen und Herren fast den Atem nahm. Und das Team war mit in den Katakomben des Theaters, wo die über 100 Kostüme und die wahnsinnig hohen High Heels, auf denen die Männer in dem Stück sich bewegen und tanzen müssen, gelagert werden. Den Vorschlag, so einen Schuh mal anzuprobieren, lehnte der Stimme- Chefredakteur dankend ab.

Und an dieser Stelle brechen wir mal ein Privileg, das sonst die Zeitung hat und plaudern auch mal aus dem Nähkästchen, so wie es die Stimme oft in ihrer beliebten Rubrik „Aufgeschnappt“ tut: Uwe Ralf Heer braucht für jede Szene nur einen Dreh, dann ist sie im Kasten. Er spricht seinen Text frei in die Kamera und zwei Stunden später ist das Ganze auf Sendung  – Respekt!

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Ausbruch aus dem Schulalltag

… mit dem »Process«

Von Julia Campanella, Kl. 13f und Lydia Kastner, Kl. 13g, Theodor Heuss Gymnasium

Jemand musste den Deutschkurs  verleumdet haben, denn ohne dass die Abiturienten etwas Böses getan hätten, wurden diese eines Morgens zu einer Theater-Werkstatt verschleppt. Der Unterricht, der jeden Freitag gegen 11 Uhr stattfindet, kam diesmal nicht.

Der Process

Denn uns stand etwas viel Größeres bevor – ein Theater-Workshop passend zum Sternchenthema »Der Proceß«. Doch was sollte uns erwarten? Wir schwelgten in Unsicherheit. In der Schule sind wir vorbereitet, dort könnte uns etwas Derartiges unmöglich geschehen, wir haben dort einen geregelten Stundenplan, eine eigene Lehrerin, und die Schreibutensilien liegen auf unseren Tischen. Doch unsere unsichere Lage schwand mit der lebensfrohen Präsenz Katrin Singers, Theaterpädagogin am Theater Heilbronn, die sofort unser Interesse für die Übungen weckte. Ausgestattet mit verschiedenen Rollenkärtchen versuchte ein jeder von uns, sich in die Lage der jeweiligen Charaktere zu versetzen. Vielerlei Emotionen – Wut, Freude, Angst, Neid – kamen sowohl stimmlich als auch durch die Körperhaltung zu Tage. Wie der Nachweis von K.s Schuld, so war auch unser Schauspieltalent schwer zu ergreifen. Doch an Resignation war nicht zu denken.

Der Process

Ähnlich wie die Schauspieler, die an der Inszenierung beteiligt waren, durften wir die uns zugeteilten Charaktere mithilfe diverser Gangarten ausprobieren: die trippelnde Gerichtssekretärin, den mechanisch- bürokratischen Untersuchungsrichter,  den kriechenden, untertänigen Kaufmann Block. Neugierig darauf, wie das Stück mit seinen vielseitigen Charakteren auf der Bühne zum Ausdruck kommen würde, ging der Workshop zu Ende. In freudiger Erwartung  besuchten wir die Vorstellung, die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Wir konnten dabei die Rollen, die am Morgen dargestellt wurden, wiederentdecken. Beeindruckend war die Umsetzung der kalten, bürokratischen und einengenden Welt im Bühnenbild mithilfe von vielen Grautönen und einer absenkbaren Dachschräge, die K. im Laufe des Prozesses Stück für Stück den Freiraum und die Möglichkeit zur Flucht nahm. Den bürokratischen und grauen Strukturen standen die undurchschaubare Komplexität des Gerichtswesens und vor allem die Frauenrollen, die innerhalb unseres Kurses durch ihr extremes Auftreten für gespaltene Meinungen sorgten, gegenüber.

Der Process

Besonders gelungen war die schauspielerische Leistung des Josef K. Durch die gekonnte Umsetzung der Emotionen, die sich in Kafkas Werk nur indirekt abzeichnen, wurde der Wandel seiner Einstellung zum Prozess verdeutlicht. Dementsprechend trug auch die hinzugefügte Traumszene eine große Bedeutung für die Gesamtinszenierung.

Anhand der szenischen Umsetzung von »Der Process« konnte sich jeder von uns näher mit der Intention des Werkes auseinandersetzen und neue Sichtweisen für die Interpretation gewinnen.

Während der reflektierenden Verarbeitung der gesammelten Eindrücke schien es uns, als ob durch die Vorfälle des Tages eine große Unordnung verursacht worden sei. War aber einmal diese Ordnung wieder hergestellt, war jede Spur dieser Vorfälle ausgelöscht und alles nahm seinen gewöhnlichen Lauf des Schulalltags auf