Heidelberg, Himbeer-Sirup-Sprudel-Gemisch und wir

Auf den Ba-Wü Theatertagen in Heidelberg
Der Theaterclub 4 auf den Ba-Wü Theatertagen in Heidelberg

Gestern habe ich, Jule Fuchs gemeinsam mit meinem Theaterclub und drei Theaterpädagogen des Theaters Heilbronn den Tag der Jugendclubs, welcher zu den Baden-Württembergischen Theatertagen in Heidelberg gehört, besucht und waren nicht nur ganz nah dran, sondern hautnah dabei!

Doch mal alles ganz von vorne:
Sonntagmorgen startete unser Zug am Heilbronner Bahnhof Richtung Heidelberg. Dort angekommen, zogen wir los und kamen nicht viel später am sogenannten „Zwinger“ – oder für alle anderen: dem Jungen Theater Heidelberg – an. Die Location war kaum zu übersehen, denn schon am Eingang, der zum Hof führte, war alles in den Farben des Festivals geschmückt. Magenta. Da fühlten wir uns gleich wie Zuhause, denn das schöne Pink glänzt auch vor unserem Theater, der BOXX. Wir wurden sogar mit pinken Getränken (Sprudel mit Himbeersirup) begrüßt, das war vielleicht ein Highlight! Nicht viel später trafen dann auch die anderen Jugendclubs ein. Mit an Bord waren der BLB Jugendclub Bruchsal, der Jugendclub U22 aus dem Theater Baden-Baden, der Spielclub 14+ Junge von der Bürgerbühne Mannheim, der Theaterjugendclub vom Landestheater Tübingen, der Club Jugend 2 aus dem Theater Heidelberg und wir. Zwei junge Mädls, aus dem Theaterclub aus Heidelberg, begrüßten uns und dann ging es auch schon los. Unsere Aufgabe war es 10 Minuten aus unseren selbst erarbeiteten Stücken zu spielen. Es war egal, ob man danach wusste um was es geht oder nicht, es diente einzig und allein darum, dass wir Clubs einen kleinen Einblick in die Arbeit und die Produktion der Anderen haben durften. Der Jugendclub Bruchsal begann mit einem Stückausschnitt aus seiner Inszenierung „Vor und Zurück“. Weiter folgten Baden-Baden, Mannheim und Tübingen. Dann kamen wir. Unser Stück „Ich bin mein Himmel und meine Hölle“ hatte erst vor 5 Wochen Premiere und deshalb war es uns ein Leichtes ein paar Szenen auf die Bühne zu bringen. Berührte und ergriffene Gesichter starrten uns nach unserer Performance an, denn wir endeten mit einem ergreifenden, selbstgeschrieben Text von einem Mitspieler von uns, Abdulsamad Murad, der aus Syrien floh. Danach tosender Applaus. Das war ein großartiges Gefühl. Nach uns zeigte der Jugendclub aus Heidelberg ein Teil ihres Stückes und wir waren restlos begeistert. Danach tauschten wir uns bei einer leckeren Mahlzeit und noch mehr Himbeer-Sirup-Sprudel-Gemisch über unsere Stücke aus. Ab 14:30 Uhr ging dann der weitere Verlauf des Tages weiter – diesmal nicht am Zwinger, sondern wir trafen uns alle im sogenannten „Spiegelzelt“. Das war ein riesiges Zelt, worin sich innen eine große Fläche befand. Tische, Stühle und Spiegel gehört füllten das Zelt und wir verteilten uns auf den für uns freien Plätzen. Nachdem es eine kleine Einführung gab, hatten wir die Möglichkeit an 3 von 8 Gruppentischen an Tischgesprächen teilzunehmen. An jedem Tisch, gab es verschiedene Themen über die man mit den anderen Clubs sprechen konnte. Dort wurden dann Themen wie: „Verändert Theater die Welt?“ „Muss ein Stück immer eine Aussage haben?“ oder „Was ist gutes Theater?“ behandelt. Da gab es viel Gesprächsstoff, sodass wir mit den vorgegeben 20 Minuten pro Thema nie hinkamen. Danach wurden die Ergebnisse und Sammlungen der verschiedenen Ideen von den jeweiligen Tischen vom Theaterclub Heidelberg vorgestellt und dann war auch schon Schluss. Mit einer gemeinsamen Abschieds-Rakete verabschiedeten wir uns voneinander und traten unsere Reise Richtung Heimat an.

Es war für uns eine riesengroße Erfahrung und eine Ehre, Teil eines so tollen Projektes sein zu dürfen.
Ich sage Danke und verabschiede mich heute auch mit einer Abschiedsrakete: Tschüüühüüüüüüüüüssss!

Einmal Ruhestörer sein am 11. Juli!

Es liegt was Gelbes in der Luft …

… und damit meinen wir nicht den hartnäckigen Pollenstaub! In Vorbereitung auf ein großes Ereignis, sehen wir am Theater Heilbronn schon jetzt ziemlich viel gelb. Heute in genau 4 Wochen beginnt um Punkt 13.00 Uhr mit einem lauten Knall unser Tag der offenen Tür.
Getreu dem Motto der nächste Spielzeit „Querdenker und Störenfriede“ steht dieser Tag ganz im Zeichen von Stören und Stören lassen. Lassen Sie sich bei einer Gruselführung durch die Katakomben des Theaters nicht von schauerlichen Gestalten stören oder „stören“ Sie selbst beim „Rundgang für Selbststörer“ mit ihren Fragen die Mitarbeiter aus Maske, Schneiderei, Requisite, Malersaal und Tischlerei. Störfreien ist die Probebühne im Theater Heilbronn. Hier erlernen Sie mit Darstellern unseres Ensembles Grundlagen des Synchronsprechens und Schauspielens. Auch das Junge Theater rund um die Spielstätte BOXX hat an diesem Tag einige Störungen zu vermelden. Neben Kinderschminken, einer Theaterrallye und Graffiti-Kunst erlernen die kleinen „Ruhestörer“ das Kugellaufen und entwickeln mit Schauspielern des Ensembles eine tierische Laut-Performance. Genießen Sie ganz ungestört im Stör-Café musikalische Highlights dieser Spielzeit bei Kaffee und Kuchen, bevor die Bühnenshow im Großen Haus Einblicke in technische Tricks und Raffinessen der Theatermaschinerie bietet. Traditionell findet um 17.00 Uhr die Kostüm- und Requisitenversteigerung mit Auktionator und Intendant Axel Vornam und seinem störmisch-charmanten Assistenten statt. Aufmerksam machen wollen wir Sie auf unser buntes Programm mit der Farbe, die laut Farbenlehre die stimulierendste und kommunikativste Couleur ist, die es gibt: gelb. Dazu ein sattes schwarz kombiniert und fertig ist der Hingucker! Seitdem wir uns für dieses Outfit für unseren Tag der offenen Tür entschieden haben, sehen viele Mitarbeiter nur noch gelb. Gelbe Blumen, gelbe Autos, gelbes zerknülltes Papier … Die Fotos zeigen den ganzen gelben Wahnsinn. Vielleicht sind sie jetzt auch schon auf den gelben Geschmack gekommen? Wenn nicht, garantieren wir Ihnen, dass Sie spätesten am 11. Juli auch gelb sehen werden, wenn es Punkt 13.00 Uhr am Theater Heilbronn heißt: „Bitte stören Sie!“

Hinter den Kulissen von Tanz! Heilbronn

CIE Pal Frenak_The Hidden Men_Peter Peti
Eine Woche Tanz, eine Woche Rhythmus, eine Woche voller Begegnung, eine Woche… das könnte ewig so weiter gehen, doch es gibt weit mehr darüber zu erzählen, denn das Festival Tanz! Heilbronn ist nicht nur in der Woche präsent, wenn es stattfindet (dieses Jahr vom 06.05.15 – 10.05.15). Es ist ein langer spannender Prozess, welcher vom Festlegen der Termine bis hin zur Nachbereitung geht. Man mag es kaum glauben, aber das eine Tanz-Festival hat noch nicht mal richtig begonnen, da wird schon für das kommende Festival im nächsten Jahr geplant. Welche Kompanien laden wir ein? Unter welchem Motto wird es laufen? Kommen die ausgewählten Stücke bei den Zuschauern an? Gibt es extra Zusatzprogramm für Tanzbegeisterte, die gerne selbst das Tanzbein schwingen?
All diese Fragen stellt sich unsere Tanz Kuratorin Karin Kirchhoff, welche schon seit 2008 die Verantwortung des Festivals trägt. Im nächsten Tanz-Blogbericht erzählt sie euch, wie sie sich für das Festival wappnet und auf was sie sich am meisten freut.

Mein Name ist Jule Fuchs. Zurzeit mache ich eine Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau am Theater Heilbronn und im Moment befinde ich mich in der Abteilung Marketing / Öffentlichkeitsarbeit. Eine besondere Aufgabe in meinem Beruf am Theater ist es, bei Projekten wie dem Tanz-Festival, mitzuwirken. Beim diesjährigen Tanz Festival musste ich die verschiedenen internationalen Kompanien vom Flughafen und Bahnhof abzuholen und zu betreuen. Ihr erinnert euch? Die Bahn hat gestreikt: Das war ein Fest!

Doch fangen wir doch erst mal von vorne an:
Bevor die Festival-Woche überhaupt begann, setzten wir, das Tanz! Heilbronn-Orga-Team, welches aus Karin Kirchhoff, Michèle Jarry-Anton, der guten Seele der Verwaltung und mir bestand, uns zusammen, und besprachen die Abläufe für die kommende Woche. Vom Anliefern der Getränke bis zum Standort des Kuchen-Buffets, von arrival bis departure wurde alles bis ins kleinste Detail besprochen. Ein Muss eines solchen Festivals sind die sogenannten „Rider“ oder auch „Technical Rider“ genannt. In diesen Dokumenten sind alle technischen Anforderungen festgehalten, die die Kompanie oder ein Künstler für seine Auftritte braucht. Das erleichtert unserer Licht-,Ton- und Technikabteilung die Vorbereitung und sie haben die Möglichkeit, den straffen Zeitplan einzuhalten, der auf sie wartet. Da die Kompanien erst einen Tag vor Vorstellung anreisen, ist eine technische Probe also auch erst ein paar Stunden vor dem Auftritt möglich. Der „Rider“ verhindert also Überraschungen und lässt keinen Künstler im Dunkeln stehen.

Am Mittwoch, dem 06.05.2015 holte ich die erste Kompanie am Stuttgarter Flughafen ab. Mit einem „Theater Heilbronn“-Schild stellte ich mich an das Terminal 1 und wurde prompt von einem netten Mann angesprochen, der vor Jahren von Heilbronn nach Stuttgart gezogen und früher begeisterter Statist am Theater Heilbronn war. Aber das ist eine andere Geschichte… Die „Pàl Frènak Compagnie“ aus Budapest landete um 13:40 Uhr und ich nahm sie in Empfang. Dóra Juhász, die Managerin der Tanz-Kompanie stürmte mir sofort entgegen. Die fünf Tänzer, drei Techniker und Pàl Frènak gleich hinterher. Dann begann eine lustige Heimreise zurück ans Theater Heilbronn. Die anfängliche Angst, dass meine englischen Sprachkenntnisse nicht ausreichen könnten, waren wie verflogen. Ein Tänzer unter ihnen, versuchte sogar ein bisschen Deutsch mit mir zu sprechen, doch am Schluss herrschte reges Gelächter im Bus und man unterhielt sich in Englisch, Deutsch, Ungarisch und Französisch. Es war herrlich. Zurück am Theater, zeigte ich ihnen das Theatergebäude, doch von der langen Reise waren alle etwas müde und ich fuhr sie zum Hotel. Am nächsten Tag durfte ich bei der Generalprobe dabei sein und ein bisschen in ihr Stück hineinschnuppern. 3 Seile hingen von der Decke auf die Mitte der Bühne. Licht beleuchtete die Seile und dann ging es auch schon los. Laute Musik tönte aus den Lautsprechern und der erste Tänzer sprang auf die Bühne. Er schnappte sich das eine Seile und war mit nur vier Handgriffen am oberen Teil des Seiles angelangt, um sich dann mit einer fließenden Bewegung runterhängen zu lassen. Er bewegte sich im Rhythmus der Musik – und obwohl er nicht wirklich tanzte, sah es ganz danach aus. Im nächsten Moment kamen schon die restlichen Tänzer auf die Bühne und die Performance nahm ihren Lauf. Es war großartig! Am Abend der Vorstellung konnte sich das Heilbronner Publikum nicht mehr auf den Stühlen halten und für die Kompanie aus Budapest gab es tosenden Beifall und Standing Ovation.
Als ich die Truppe am nächsten Tag wieder Richtung Flughafen fuhr, verabschiedeten wir uns mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Traurig wegen des Abschieds, aber voller Freude, dass man aus so einem Festival nicht nur Erfahrungen sondern auch Freundschaften mit nach Hause nimmt. Freitagabend trafen dann die BalletBoyz aus London ein. Kim Rapolder, meine Mitauszubildende, durfte die zehn jungen Männer aus England in Empfang nehmen, die zum ersten Mal in Deutschland waren und sich gleich Willkommen fühlten. Am Samstag hatten sie dann ihren großen Auftritt im Großen Haus. Eine Erstaufführung der BalletBoyz in Deutschland, die sofort in alle Herzen traf. Man sah, wie präzise die beiden Choreografen Alexander Whitley und Christopher Wheeldon gearbeitet haben. Auch diese Darbietung traf voll ins Schwarze. Nicht nur bei den Zuschauern, auch ich war völlig von den Socken und war mir sicher, nächstes Jahr möchte ich wieder Teil des Ganzen sein. Nach diesem spektakulären Auftritt traf man sich zusammen im Foyer der BOXX, quatschte, lachte und tanzte zusammen.
Am Sonntag, dem letzten Tag des Festivals, standen dann Ahmed Khemis und Eisa Jocson auf der Bühne. A. Khemis sogar gleich 2 Mal, da er eine Doppelvorstellung spielte/tanzte. Auch hier wieder tosender Applaus und Freude.

Zwischen sportlicher Höchstleistung und der Leidenschaft zum Tanzen, kam kein Tanztheater-Junkie zu kurz.

Mitwirken, mitgestalten, mit dabei sein. Tanz! Heilbronn ist nicht nur was Besonderes für das Theater Heilbronn, nein, auch für mich. Im nächsten Jahr bin ich wieder dabei…

Du auch?

FREE HUGS!

Da staunten einige Heilbronner nicht schlecht, als ihnen am vergangenen Samstag in der Innenstadt eine Horde wild gewordener Hippies entgegen kam und freimütig kostenfreie Umarmungen verteilte. Viele Einkaufsbummler nutzen diesen kurzen Moment des Innehaltens und umarmten trotz der Last der Einkaufstüten leichtfüßig und lang. Worte waren unnötig für diese kurzen Glücksmomente, die die Heilbronner Theaterclubber gern teilten, und die bestimmt noch beim Einkaufsbummel nachhallten. „Flower Power“ war das Motto der letzten Clubszene, zu der sich die vier Theaterclubs des Theaters Heilbronn trafen. Sie stimmten sich gemeinsam auf den nahenden Frühling und die damit verbundenen Gefühlsstürme ein. Zu den Smash Hits der 60er Jahre wurde getanzt, Liebeserklärungen gemacht, Luftgitarren zerstört und Theater gespielt. Jetzt beginnt der Premierenreigen der Theaterclubs. Fast ein Jahr lang haben alle Kinder und Jugendlichen an ihren Theaterstücken gearbeitet. Für jeden, der kommt, haben wir ein Päckchen „Schöne Zeit“ gepackt. Und vielleicht wiederholen wir unsere „Free Hugs Aktion“ nochmal. »Ich bin mein Himmel und meine Hölle« (Theaterclub 4) Vorstellungen: 15.05.15 20 Uhr / 17.05.15 15 Uhr und 18 Uhr »Immernacht« (Theaterclub 3) Vorstellungen: 27.06.15 20 Uhr / 28.06.15 15 Uhr und 20 Uhr »Waldgeflüster« (Theaterclub 1) + »2069« (Theaterclub 2) Vorstellungen: 18.07.15 18 Uhr / 19.07.15 15 Uhr und 18 Uhr

Warum verzweifelt sein?

Theaterprojekt zu „Anne Frank“ in der BOXX

„Ich bin jung und habe noch viele verborgene Eigenschaften. Ich bin jung und stark und erlebe das große Abenteuer, sitze mittendrin und kann nicht den ganzen Tag klagen, weil ich mich amüsieren muss! Ich habe viel mitbekommen, eine glückliche Natur, viel Fröhlichkeit und Kraft. Warum sollte ich dann verzweifelt sein?“ (Auszug Anne Frank Tagebuch) Sieben Jugendliche aus dem Mönchseegymnasium, der Andreas-Schneider-Schule und dem Kolping- Bildungswerk begaben sich drei Tage lang auf die Suche nach Anne Frank. Im Rahmen der Themenwoche zu „Anne und Zef“  wurde unter dem Arbeitstitel „Sehnsucht Luft und Lachen“ im Tagebuch der Anne Frank geblättert, der Liebe zu Annes Peter nachgespürt und das Zusammenleben auf engstem Raum erforscht. Heraus kam eine Darbietung, die im Foyer der BOXX stattfand. Dicht neben, unter und zwischen den Zuschauern agierten die Jugendlichen mit Leidenschaft und Präzision. Und genauso wie sie am Vormittag nach dem Vorstellungsbesuch von „Anne und Zef“ berührt waren, saß nun Schauspielerin Anastasija Bräuniger, die Anne Frank spielt,  mit großen Augen im Publikum und war begeistert: „Ich bin ganz inspiriert von euch. Das gibt mir nochmal einen ganz anderen Blick auf die Rolle.“  

Theater Spezial! Groß.Klein.Kunst. 2015/2016

Nach der überaus erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen dem Theater Heilbronn und der Bulling Entertainment in der vergangenen Saison setzen die beiden Partner die Reihe »Theater Spezial! Groß.Klein.Kunst.« gemeinsam fort. In einer Slideshow stellen wir die Gäste der kommenden Spielzeit vor.
Zur Ticketbuchung

Bert, der Bär, macht im Theater auf Kinderschutzbund Heilbronn aufmerksam

Mit der Aktion „Bert, 365 tage unterwegs“ machen der Kinderschutzbund Heilbronn und die TSG Heilbronn auf das Projekt „anna&marie“ aufmerksam. Bert ist ein Stoffbär, der 365 Tage in Heilbronner Institutionen, bei Privatpersonen und im Umland unterwegs ist. Am 16. April war er im Theater zu Gast. Ein kleines Fotoalbum zeigt, was er hier erlebt hat.

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Gesellschaft im Zerrspiegel

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»Ich bin geflohen aus dem Süden, wo es heiß ist und die Menschen sterben wie die Fliegen, ohne dass sie sich selber umbringen müssten,« sagt Elisio. »Im Süden, da lachen wir über euch, ich verstehe das alles hier nicht« – Elisio und Fadoul heißen die beiden illegal eingewanderten Flüchtlinge, die wie eine Art roter Faden durch eine kalte Großstadt am Meer und durch die 19 Szenen von Dea Lohers Erfolgsstück »Unschuld« ziehen.
Selbst getrieben von Schuldgefühlen – sie waren in einem entscheidenden Moment zu feige und zu selbstsüchtig, um einem anderen Menschen zu helfen – treffen sie auf eine Gesellschaft von Versehrten und Verzweifelten, Kontakt- und Schicksalssuchenden: Da ist die merkwürdige Frau Habersatt, die die Hinterbliebenen von Gewaltopfern aufsucht und sich als die Mutter der Täter ausgibt. Oder die an Diabetes erkrankte Frau Zucker, die einfach mal die Verantwortung für sich ihrer Tochter Rosa und deren Mann Franz übergibt. Franz wiederum hat seine Berufung in einem Bestattungsinstitut gefunden und kümmert sich mehr um die Leichen und die Urnen als um seine eigene Frau. Oder das blinde Mädchen Absolut, das jede Nacht am Hafen für fremde Männer tanzt und ein Buch verloren hat, das »Die Unzuverlässigkeit der Welt« heißt und das einzige ihrer Werke ist, das die frustrierte Philosophin Ella nicht verbrannt hat.
»Alle diese Figuren«, beschreibt Regisseurin Esther Hattenbach, »haben irgendeine körperliche, aber noch mehr eine seelische Deformation. Aber gerade Letztere entsteht dadurch, dass sie den einen Mangel oder das eine Problem in ihrem Leben ins Unermessliche vergrößern und zum Anlass nehmen, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Es ist, als hätten sie ein positives soziales Miteinander verlernt.« Esther Hattenbach, die sich in Heilbronn mit ihren Inszenierungen von »Der Stein«, »Verbrennungen« und »Groß und klein« als Spezialistin für zeitgenössische Dramatik etabliert hat, sieht in Dea Lohers 2003 geschriebenem Schauspiel »ein absolutes Zeitstück«. Durch den neugierigen und befremdeten Blick von Außen, mit dem die beiden Flüchtlinge unsere absurd scheinende Wohlstandsgesellschaft betrachten, wirkt »Unschuld« heute inmitten der Debatten um Einwanderungspolitik und Asylanten tatsächlich aktueller als bei seiner Uraufführung. »Dieser Wechsel der Perspektive, den Dea Loher hier vornimmt, ist einerseits  entlarvend, hat aber auch eine schöne Ironie und eine große Komik«, meint Hattenbach. »Er zeigt unsere Gesellschaft wie in einem Zerrspiegel.«
Auch die Form, die die vielfach für ihr Werk preisgekrönte Autorin gewählt hat, macht »Unschuld« zu etwas Besonderem: Wie in einer raffinierten Partitur gibt es (sprach-)melodische Bögen, Themen und Variationen, Leitmotive, die sich durch die vielen erzählten und gespielten Geschichten ziehen und sie miteinander verknüpfen. Auch das fasziniert Esther Hattenbach: »Dieses Stück ist ungeheuer musikalisch – und ich bin sehr gespannt darauf, wie wir diese Musikalität mit dem Ensemble – denn das ist ein absolutes Ensemblestück – umsetzen werden.«

Expeditionen zum Glück

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Vier Tage lange wurde im Theater intensiv in allen Ecken nach dem Glück gesucht. 39 Kinder hatten in der ersten Osterferienwoche die Möglichkeit Bühnenluft zu schnuppern. Nach einem Theaterbesuch des Stückes „Nur ein Tag“, in dem Wildschwein, Fuchs und Eintagsfliege alles Glück der Welt in 24 Stunden erleben, starteten die Nachwuchsschauspieler sofort in die Proben für ihre eigenen Theaterstücke. Besonders interessierte sie das Leben mit all seinen Schattierungen. Und natürlich stellten sich die Kinder die Frage nach dem Glück und wo man es findet. Lebt es außen und wenn ja wo? Vielleicht auf einem Planeten namens Pups, zwischen zwei Buchdeckeln oder sitzt das Glück neben uns an der Eistheke? Oder lebt es in uns und umschwirrt uns die ganze Zeit flirrend? Vielleicht muss man einfach mal die Hände ausstecken und sich mutig etwas davon nehmen. Die Gedanken wurden theaterspielend weitergesponnen und in kleinen Szenen umgesetzt. Eltern, Großeltern und Geschwister waren restlos begeistert von den drei kleinen Theaterstücken, die am Gründonnerstag in der BOXX gezeigt wurden. Minutenlange Applausvariationen lockten so viele Glücksgefühle aus ihren Verstecken, dass alle Darsteller schier überwältigt waren. Der ein oder andere hat sich vielleicht das Glück in den Rucksack gesteckt und mit nach Hause genommen. Und dann wird es in einem stillen besonderen Moment ausgepackt und die Erinnerung bringt ein Lächeln in Gesicht und Herz.