Geld sparen – Theaterkarte ist Fahrticket

Wer gut und ohne Parkplatzstress die Vorstellungen im Theater besuchen will, kann einfach mit seiner Theaterkarte Bus und Bahn im HNV-Bereich (Heilbronner Hohenloher Haller Nahverkehr) fahren. Bei allen Theateraufführungen gilt: Eintrittskarte ist gleich Fahrschein. Diesen Service kann man am jeweiligen Tag der Vorstellung nutzen. Ab drei Stunden vor Beginn der Vorstellung bis Betriebsschluss kann man mit der Theaterkarte Bus, Bahn und Stadtbahn fahren. Auch die Theaterkarten, die im Webshop über die Theaterhomepage gekauft werden, gelten als Kombitickets für den Eintritt ins Theater und die Fahrt im öffentlichen Nahverkehr.

Wo ein Fest stattfindet …

DAS FEST_Service (28) facebook… muss es auch Menschen geben, die die festliche Gesellschaft bedienen und bewirten. In unserem nächsten Stück im Großen Haus namens „Das Fest“ (Premiere am 7. März) feiert Familienpatriarch Helge Klingenfeld-Hansen seinen 60. Geburtstag. Eine große Party ist geplant, Familie und Freunde sind eingeladen und das hoteleigene Personal auf Höflichkeit und reibungslosen Ablauf getrimmt. Zum Essen gibt es reichlich und der Alkohol fließt in Strömen, da hat die Dienerschaft gut zu tun. Nun reden wir hier aber über ein Theaterstück, das ausschließlich von Schauspielern bestritten wird. Von diesen kann man zwar unter anderem erwarten, dass sie sich seitenweise Text merken, aber dass sie Tische eindecken und servieren können wie die Profis gehört nicht unbedingt zu einer klassischen Schauspielausbildung. Für die Inszenierung von „Das Fest“ ist es aber überaus wichtig, dass die drei Schauspieler Katharina Voß, Bettina Burchard und Gabriel Kemmether, die das Personal des Hotels verkörpern, ihre besten Servicequalitäten unter Beweis stellen. Um die vorhandenen Grundlagen (Messer rechts, Gabel links) weiter auszubauen, haben wir uns Hilfe von einem wirklichen Profi geholt. Sarah Kuchenbecker ist Chef de Rang im „Ratskeller“ in Heilbronn und hat den drei Serviceeleven einen Schnellkurs in Sachen Eindecken und Bedienen gegeben. Wo liegt der Löffel? Wo stehen Weißwein-, Rotwein- und Wasserglas? Von welcher Seite wird das Essen serviert, von welcher wieder abgeräumt? Wie trägt man mehrere Teller gleichzeitig und sind 10 Gläser in einer Hand wirklich zu transportieren? Wie organisiert man Besteck, Essenreste und Teller, ohne sich einen Wolf zu laufen und wer bedient eigentlich wen und nach welchen Merkmalen? Alter? Geschlecht? Oder bekommt der zuerst sein Essen, der den größten Hunger hat?

Es war ein wirklich spannender und erhellender Besuch im „Ratskeller“. Jeder Schauspieler war sich sicher, dass er das nächste Mal, wenn er in einem Restaurant bedient wird, genauer auf manche Dinge achten wird.

Carpe Diem!

Martin Baltscheits »Nur ein Tag« als feinsinnige Komödie für Kinder

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»Das Leben ist zu kurz zum Streiten!«  So lautet die ebenso schlichte wie zeitlos wahre Weisheit, mit der eine gerade geschlüpfte Fliege zwei ewig zankende Kumpane kurzfristig zur Vernunft bringt. Gerade eben erst ist die junge Fliege geschlüpft, doch Wildschwein und Fuchs sind sich nicht so richtig einig darüber, ob sie sich freuen sollen oder nicht. Denn die beiden Streithähne wissen: Das zauberhafte Wesen ist eine Eintagsfliege. Und eigentlich müsste man ja traurig sein, weil man ihr Ende schon kennt. Dumm nur, dass die Fliege ihr Schicksal eben noch nicht kennt. Sie hält sich nämlich für eine Maifliege, stimmt ja auch, nur leider sind Maifliegen auch Eintagsfliegen, klingt halt einfach nur viel schöner. Und wie soll man der süßen Fliege das nur beibringen? Sollte man es ihr überhaupt sagen? Oder besser nicht? Und jetzt will sie auch noch wissen, wieso das Wildschwein denn so traurig ist? Klar, in der Not hilft nur eine Lüge. Notlüge: Das Schwein ist so traurig, weil der Fuchs nur einen Tag zu leben hat. Das sei hierzulande eben so, er ist quasi ein Eintags-Fuchs! Wie bitte? Der Fuchs ist überrumpelt und die Fliege schreitet zur Tat. Denn eins ist sicher: »Wer nur einen Tag hat, braucht das ganze Glück in 24 Stunden. Also gehen wir das Glück suchen!« Gesagt – getan. Die tatkräftige Eintagsfliege widmet fortan ihre ganze Zeit dem »armen« Fuchs. Nicht weniger als ein ganzes Leben soll in diesen einen Tag passen. Schule, Liebe, Heirat, Kinder – was halt so dazugehört. Ein Ausflug in den Hühnerstall ist da für einen Fuchs selbstverständlich inklusive.
Mit »Nur ein Tag« gelingt Autor Martin Baltscheit eine fabelhafte Komödie für Kinder ab sechs Jahren, die nichts weniger als das ganze Leben zum Inhalt hat. Zur großen Kunst des Autors gehört es, die ganz großen Themen von Geburt bis Tod mit so einer wunderbaren Leichtigkeit zu schildern und uns die drei Helden der Geschichte so ins Herz zu schreiben, dass man sie am liebsten gleich an den familiären Abendbrottisch einladen möchte, um mit ihnen über ALLES zu sprechen. Denn auch darum geht es in »Nur ein Tag«, um das Sprechen über die Dinge des Lebens, darum, das Ende nicht zu verschweigen, denn es gehört einfach dazu, auch wenn es sehr weh tut. Dabei kommt es nicht auf die Lebensdauer an – davon können Eintagsfliegen ein Lied singen – sondern darauf, wie man es füllt. Die zauberhafte Fliege zum Beispiel widmet ihre ganze Zeit einer Lüge. Aber was soll’s – sie tut es aus der festen Überzeugung heraus, etwas Gutes für den vermeintlichen Eintags-Fuchs zu tun, und bereut am Ende nichts. Sie ist ihrem etwas trotteligen Freund nicht mal böse – im Gegenteil. Gerade hat sie nämlich die Eier mit ihren Nachfahren in den Fluss gelegt und hat nur eine Bitte: »Na, wie sieht´s aus Jungs, passt ihr darauf auf?«

Von Stefan Schletter

Angehende Foto- und Medientechniker haben einen besonderen Blick auf „Tschick“

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Da soll sich noch mal einer über die „Jugend von heute“ beklagen. 11 angehende Foto- und Medientechniker, die derzeit ihre Ausbildung an der Schule für Gestaltung beim Kolping Bildungszentrum Heilbronn absolvieren, kamen mit ihrem Schulleiter Jürgen Häffner freiwillig(!!!) mitten in den Ferien(!!!) ins Theater, um einmal die Theaterfotografie auszuprobieren. Die Foto-Probe von „Tschick“ in der BOXX stand auf dem Programm. Zunächst gab es ein paar Tipps von unserem Theaterfotografen Thomas Braun. Denn Theaterfotografie hat ihre Tücken: Man darf nicht blitzen oder irgendwelche anderen Lichtquellen verwenden als die auf der Bühne. Man kann sich die Akteure nicht arrangieren, sondern muss die besten Momente abpassen, um gute Fotos zu bekommen. Das wiederum bedeutet im Fall von „Tschick“ rund 100 Minuten volle Konzentration ohne Pause. „Drückt nicht einfach sinnlos auf den Auslöser, sondern versucht der Geschichte zu folgen und zu schauen, welche Beziehungen sich zwischen den Schauspielern entwickeln“, gab Thomas Braun den jungen Fotografen mit auf den Weg. „Und Respekt vor den Darstellern!“, sagt er noch. „Im Idealfall dürfen die gar nicht merken, dass Fotografen im Raum sind.“

Nun das ist bei so vielen Fotografen in der kleinen BOXX kaum zu vermeiden, dass die Schauspieler, die ja sehr dicht dran sind an den Zuschauern, die Fotografen bemerken. Trotz der vielen Fotoapparate war es in dieser Probe dennoch eine relativ entspannte Atmosphäre. Also Kompliment an die jungen Fotografen, die wirklich sehr ruhig und überlegt an ihre Aufgabe herangegangen sind: Die schönsten und spannendsten Momente aus „Tschick“ festzuhalten. Gut eine Woche nach der Fotoprobe haben wir die jungen Frauen und Männer in der Schule für Gestaltung besucht und die entstandenen Fotos mit ihnen gemeinsam analysiert. Verblüffend, wie viele schöne Motive entstanden sind. Einigen sind wundervolle Charakterstudien der Schauspieler Katharina Leonore Goebel, Hannes Schumacher und Manuel Sieg gelungen. Andere haben genau die Entwicklung der Handlung beobachtet und sehr treffende Situationen aus dem Stück eingefangen. Wiederum andere haben die Theaterfotos genutzt, um ganz eigene fotografische Kunstwerke daraus zu machen. Alles hat seine Berechtigung, denn der der Blickwinkel des jeweiligen Fotografen macht das Besondere aus. Von den vielen schönen Fotos haben wir einige ausgewählt, die ihr hier sehen könnt. Wir danken Joy Lauter, Annika Kraus, Diala Durmaz, Laura Schramm, Patricia Köberl, Felix Ulmer, Vanessa Max, Carolin Bauer, Yasmin Weber, Laurine Widmer und Marcell Steinwart für ihre schönen Fotos und wünschen viel Erfolg bei der weiteren Ausbildung.

Silke Zschäckel

 

Nach der Premiere ist vor der Premiere

So viele Kollegen aus dem Theater kommen für die Konzeptionsprobe für „Das Fest“ auf der Probebühne zusammen
So viele Kollegen aus dem Theater kommen für die Konzeptionsprobe für „Das Fest“ auf der Probebühne zusammen

Gerade ist der Januar-Premierenzyklus mit „Tschick“ in der BOXX und „Don Karlos“ im Großen Haus über die Bühne gegangen, da beginnen auch schon die Proben für die neuen Stücke: „Nur ein Tag“ in der BOXX (Premiere am 26. Februar); „Das Fest“ im Großen Haus (Premiere am 7. März) und „Die Nervensäge“ im Komödienhaus (Premiere am 12. März). Dieser Tage finden die Konzeptionsproben für alle drei Stücke statt, in denen das Regieteam den Schauspielern und den Mitarbeitern der verschiedensten Abteilungen des Hauses das Konzept für Inszenierung, Bühnen- und Kostümbild vorstellt und das Stück gemeinsam zum ersten Mal gelesen wird. Danach geht es gleich weiter mit den ersten szenischen Proben. Ja, das Räderwerk am Theater steht eben nur in der Sommerpause kurz still …

 Ein Blick auf die Probenkostüme für „Das Fest“
Ein Blick auf die Probenkostüme für „Das Fest“
von Silke Zschäckel

Fach Theater startet in die nächste Runde

Schüler der Klasse 5b zeigen im Standbild  wie es ist verliebt zu sein.
Schüler der Klasse 5b zeigen im Standbild
wie es ist verliebt zu sein.

Schon im vergangenen Schuljahr erarbeiteten zwei Klassen der Wilhelm-Maier-Schule in Obereisesheim, zusammen mit den Theaterpädagoginnen des Theaters Heilbronn, Ramona Klumbach und Antjé Femfert, im Theaterunterricht zwei Theaterstücke »Pssst Lesenacht« und »Atomfurz vs. Beats«. Im Schuljahr 2014/2015 gehen gleich fünf Klassen, zwei fünfte, zwei sechste und eine siebte Klasse, zusammen mit der Theaterpädagogin Ruth Hengel und fünf Lehrerinnen, in die nächste Runde. Sie erarbeiten gemeinsam fünf Theaterstücke, jede Klasse eines, etwa 15-20 Minuten lang, die an einem Abend Ende Juni 2015 auf die Bühne der Schulaula gebracht werden. Durch den Abend, so war es der Vorschlag der siebten Klasse, führen zwei oder vier Figuren, die immer wieder auftauchen und die thematisch sehr unterschiedlichen Teile des Abends geschickt miteinander verbinden.
Theaterunterricht steht an der Wilhelm-Maier-Schule in Obereisesheim fest auf der Tagesordnung. Er ist seit dem Schuljahr 2012/2013 fester Bestandteil im Lehrplan, denn die Wilhelm-Maier-Schule ist »Schule mit Theaterprofil«. Dabei kooperiert und arbeitet sie eng mit dem Theater Heilbronn zusammen. Ziel des Theaterunterrichts, den die Schüler einmal wöchentlich für zwei Schulstunden besuchen, ist es aber nicht, in erster Linie ein glamouröses Stück auf die Bühne zu bringen. Hier geht es um viel mehr, nämlich um die Schüler selbst und deren persönliche Entwicklung. »Was muss man als Schauspieler auf der Bühne alles beherrschen?«, lautet die erste Frage. »Verschiedene Emotionen ausdrücken!«, »Gegen die Aufregung ankommen!«, »Laut und frei sprechen!«, »Sich fokussieren!«, »Im Team zusammen arbeiten!«, sprudelt es aus den Schülern hervor. »Und was von alledem könnt ihr auch für euren Alltag oder euer Arbeitsleben brauchen?« Schnell wird klar, dass im Theaterunterricht nicht für einen bevorstehenden Test oder eine Klausur gebüffelt wird. Hier werden Dinge gelernt, die für alle eine wichtige Rolle spielen. Jeder darf sich zwei Punkte aussuchen, die er gerne im Theaterunterricht lernen würde. Auch die Themen der Stücke suchen die Schüler selbst aus. Die Theaterpädagogin leitet lediglich den Arbeitsprozess an und steht als Theaterspezialistin sowie Mentorin beratend zur Seite.

Von Ruth Hengel

»Acht und zwanzig Jahre und nichts – nichts für die Unsterblichkeit gethan!«

Zerrissen zwischen Utopie und Wirklichkeit – Friedrich Schillers »Don Karlos« im Großen Haus

Foto: Thomas Braun
Foto: Thomas Braun

Es kommt in den besten Familien vor: ein Streit zwischen Vater und Sohn. Häufig geht es dabei um Unabhängigkeit, Selbstbehauptung, Lebensentwürfe, Frauen. Meistens wird eine Lösung des Konflikts gefunden – manchmal durch den Richterspruch der Mutter bzw. Ehefrau − und der Familienfrieden ist wieder hergestellt. Wenn der Vater jedoch der König von Spanien und der Sohn der Kronprinz, die Frau des Hauses gleichzeitig Königin, Stiefmutter und Ex-Verlobte ihres Stiefsohnes ist, verweben sich Familienstreit mit politischen Intrigen und Machtspielen. So auch beim Freiheitsdichter und Geschichtsskeptiker Friedrich Schiller in seinem »Don Karlos«.
Im Palast des spanischen Königs hängt der Haussegen schief. Don Karlos, der Infant von Spanien, liebt seine Stiefmutter Elisabeth. Früher war sie mit ihm verlobt, wurde aber aus politischen Interessen von Philipp, dem König von Spanien und Vater von Karlos, geheiratet. Nur dem Marquis von Posa, der soeben aus den aufständischen flandrischen Provinzen nach Madrid zurückgekehrt ist, wagt Karlos sich zu offenbaren. In einem von Posa arrangierten Treffen zwischen Karlos und Elisabeth weist diese den Infanten entschieden zurück. Posa drängt den Prinzen, sich für den Freiheitskampf der Niederlande zu verwenden. Tatsächlich bittet Karlos seinen Vater um das Kommando über die nach Flandern zu entsendenden spanischen Truppen, doch der König lehnt ab. Der Sohn ist politisch zu unerfahren. Der gewiefte Machtpolitiker Herzog Alba wird an seiner statt ins Krisengebiet geschickt. Don Karlos bleibt in Madrid und wird zum Spielball zahlreicher Intrigen und Interessenkämpfe, in die auch Posa verstrickt zu sein scheint. Aufgerieben zwischen privaten Konflikten und realpolitischen Notwendigkeiten geraten Vater und Sohn, König und Prinz, in eine aussichtslose Lage, in der es um Leben und Tod und um den Fortbestand Spaniens als Weltmacht geht.
Intendant und Regisseur Axel Vornam inszeniert »Don Karlos« in der Rigaer Fassung von 1787. In dieser verzichtet Schiller sowohl auf die Versform, als auch auf die klerikale Ebene. Das Changieren zwischen politischem Drama und Familientragödie, zwischen Utopie und Wirklichkeit, das Ringen um eine neue gesellschaftliche und politische Ordnung des Landes in Spanien um 1568 und im absolutistischen Deutschland nur wenige Jahre vor Ausbruch der Französischen Revolution, bringt Idealist Schiller in dieser Fassung auf den Punkt.

Von Stefanie Symmank

Chef der Theater-Schaltzentrale

Michael Köwer ist Leiter des künstlerischen Betriebsbüros

Michael K.Wenn man in Michael Köwers Büro schaut, hat er fast immer einen Telefonhörer in der Hand und trifft Absprachen für die nächsten Proben und Vorstellungen. Trotzdem hat der 31-Jährige, der seit September Leiter des Künstlerischen Betriebsbüros am Theater Heilbronn ist, immer noch Zeit für ein Lächeln und leiht, kaum dass er den Hörer aufgelegt hat, sein Ohr schon wieder dem nächsten, der in seiner Tür steht und etwas mit ihm klären muss. Das Künstlerische Betriebsbüro, kurz KBB, gleicht einem Taubenschlag. Es ist die Schaltzentrale am Theater, in der alle Fäden zusammenlaufen.
Das Talent für Planung und Organisation ist bei Michael Köwer wahrscheinlich genetisch bedingt. Denn schon sein Vater ist Künstlerischer Betriebsdirektor am Prinzregententheater in München. „Ich bin quasi im Theater aufgewachsen“, sagt der 31-Jährige. Dieser stressige, verantwortungsvolle Beruf ist tatsächlich sein Traumjob. „Ins Theater wollte ich unbedingt, weil da so viele besondere und leidenschaftliche Menschen arbeiten“, sagt er. „Aber ich wollte nicht ins Rampenlicht, sondern in die Organisation. Dicht dran zu sein an der Kunst und diese zu ermöglichen, das ist mein Ding.“ Nach dem Abitur begann er mit dem Studium der Theaterwissenschaften, Philosophie und Kunstgeschichte in München und wechselte dann in das viel praxisorientiertere Bayreuth zu den Theater- und Medienwissenschaften in Kombination mit angewandter Informatik. Dann setzte er noch den Master in Theater- und Orchestermanagement in Frankfurt/Main oben drauf. Zunächst ging er dann für drei Jahre ans Theater Ulm als Mitarbeiter des KBB und der Öffentlichkeitsarbeit. Es folgten drei weitere Jahre am Staatstheater Hannover auch als Mitarbeiter des Künstlerischen Betriebsbüros. Und nun trägt Michael Köwer in Heilbronn als Chefplaner die alleinige Verantwortung.

Er muss dafür sorgen, dass der Proben- und Vorstellungsbetrieb präzise wie ein Schweizer Uhrwerk läuft. Das Grundgerüst liefert die Jahresplanung. Wann sind die Premieren auf den drei Bühnen? Dann werden die über 500 Vorstellungen pro Spielzeit geplant. Außerdem müssen die Probenzeiten für jedes einzelne Stück disponiert werden. Wann ist es auf der Probebühne, wann auf der eigentlichen Bühne. Wann probieren Regie und Schauspieler allein, wann kommen Licht, Ton, Kostüme und Maske dazu? Zu berücksichtigen sind auch die Werkstattzeiten – ob in der Schneiderei, in der Schlosserei, der Schreinerei oder im Malersaal – überall brauchen die Kollegen genügend Zeit und Raum, um an drei bis vier Inszenierungen parallel arbeiten zu können. In den Monatsplänen geht es weiter ins Detail: Braucht man vor den Vorstellungen Durchsprech- oder Verständigungsproben? Werden die vorgeschrieben Ruhezeiten eingehalten? Sind die täglichen Umbauten oder die Licht- und Toneinrichtungen auf den Bühnen in der vorgesehenen Zeit zu bewältigen? Im wöchentlichen Plan, den das KBB nach Abstimmung mit allen technischen Abteilungen herausgibt, ist die Planung noch feiner. Letztlich bindend für alle ist der minutiös ausgearbeitete Tagesplan, der bis 14 Uhr für den Folgetag fertig sein muss und der von den zu probenden Szenen, übers Einsingen, Soundchecks oder Kostümanproben alles festhält und namentlich zuschreibt, was am jeweiligen Tag im Theater passiert.

Doch manchmal machen Krankheiten einen Strich durch die schönsten Planungen. Michael Köwer lässt sich von solchen „Katastrophen“ nicht schrecken. Im Gegenteil, diese Herausforderungen geben ihm positive Energie. „Wenn man im Zusammenspiel mit allen Abteilungen ganz schnell nach Lösungen sucht und die Vorstellung am Abend trotz aller Widrigkeiten läuft und das Publikum gar nichts merkt, ist das ein richtig gutes Gefühl.“

Die Bauprobe (oder auch der erste Schritt Richtung Premiere)

Miniatur Bühnenbild "TIE BREAK"
Fotos und Beitrag: Jule Fuchs

Gestern habe ich die Bauprobe zur Komödie „Tie Break“ von Charles Lewinsky in unserem Hause besucht. Am 16. Mai 2015 feiern wir Premiere im Komödienhaus.

Doch – was ist denn eigentlich eine Bauprobe? Wieso benötigt man so etwas für ein Stück und wie läuft das Ganze ab?

Bis ein Stück auf die Bühne kommt durchläuft es einige Prozesse/Phasen. Von der Suche nach dem richtigen Stück bis zu dem Tag, an dem sich der Vorhang endlich öffnet. Etwa 4 Monate vor der Premiere findet die so genannte Bauprobe statt. An diesem Termin haben sich meist Regisseur und Bühnenbildner schon getroffen, um die Gestaltung und Verwirklichung des Bühnenbildes festzulegen. Dafür wird in der Regel ein Bühnenbildentwurf erstellt. Um sich die Bühne schon mal besser vorstellen zu können, fertigt der Bühnenbildner eine Miniatur des zukünftigen Bühnenbildes an. Mit kostengünstigen Mitteln (also nicht dem tatsächlichen Material) wird dann auf der „richtigen“ Bühne das zukünftige Bühnenbild angedeutet. Dieses soll als Veranschaulichung für Regisseur, Bühnenbildner, Techniker und allen anderen, die an diesem Stück beteiligt sind, dienen. Ebenso erkennt man die Proportionen des Bühnenbildes, wie zum Beispiel die Auf- und Abtrittsmöglichkeiten. So können der Regisseur und der Bühnenbildner die Nutzbarkeit kontrollieren, bevor es dann in den Theaterwerkstätten realisiert werden kann.

Zur Bauprobe sind dann alle Hausmitgleider eingeladen. Der zuständige Dramaturg der Produktion erklärt in einer kurzen Einführung den Inhalt des Stückes, etwas über den Autor, also in diesem Fall Charles Lewinsky, und was es für eine Besetzung geben wird. Für zusätzliche Fragen ist der Regisseur ebenfalls anwesend.
So. Der Anfang ist gemacht. Zumindest für unsere Komödie.
In den nächsten Tagen, Wochen und Monaten begleite ich das Stück. Vom ersten Möbelstück bis hin zu Premiere. Was es als nächstes sein wird, das werdet ihr schon bald sehen. Seid gespannt!

Ein wunderbar seltsames Paar

»Oscar und Felix«  mit den Fernsehstars Leonard Lansink und Heinrich Schafmeister im Komödienhaus

Foto: Dietrich Dettmann
Foto: Dietrich Dettmann

Wer an gute Kriminalkomödien im Fernsehen denkt, der kommt an »Wilsberg« nicht vorbei. Regelmäßig Samstagabend zur besten Sendezeit schickt uns das ZDF nach Münster, in das gemütlich unaufgeräumte Antiquariat von Georg Wilsberg, der wegen seiner notorischen Geldknappheit auch als Privatdetektiv tätig ist und die bizarren Verbrechen in der beschaulichen westfälischen Stadt schneller löst als die Polizei (es erlaubt). Spaß machen diese Filme vor allem wegen ihrer Darsteller, allen voran Leonard Lansink, der den chaotischen, supercoolen und eher unfreiwillig charmanten Wilsberg seit 1999 verkörpert. Einer seiner Mitstreiter der ersten Stunde war Heinrich Schafmeister als Wilsbergs bester Freund Manni, Mitarbeiter des städtischen Bauamtes, und in seiner Pedanterie und Ängstlichkeit ganz das Gegenteil des draufgängerischen Privatdetektivs. Ein ähnlich wunderbar gegensätzliches Paar spielen Leonard Lansink und Heinrich Schafmeister seit 2011 im Theater in der Neuauflage von Neil Simons Komödie »Ein seltsames Paar«. Sie touren damit durch Deutschland. Vor allem durch die Verfilmung mit Jack Lemmon und Walter Matthau ist diese Komödie unsterblich geworden. Nun hat Neil Simon seinen Komödienklassiker noch einmal überarbeitet, nennt ihn »Oscar und Felix – das seltsame Paar im 21. Jahrhundert« und lässt seine Protagonisten mit den technischen Tücken unserer hochtechnisierten Welt kämpfen. Und versprochen: Leonard Lansink und Heinrich Schafmeister sind auch in den Rollen des schlampigen Oscar und des peniblen Ordnungsfanatikers Felix ein absolutes Traumpaar.
Oscar ist glücklich geschieden. Seit der Trennung von seiner Frau genießt der Sportreporter das Leben in vollen Zügen mit Poker, Alkohol und Zigaretten. Dass er ein großer Chaot ist, stört nun niemanden mehr. Als sein bester Freund Felix von seiner Frau vor die Tür gesetzt wird, bietet Oscar ihm gutmütig Asyl. Felix nimmt die Trennung gar nicht leicht und er leidet laut und ausdauernd. Aber das wäre alles noch zu ertragen, wenn er nicht so ein Putzteufel und Pfennigfuchser wäre. Denn was am Anfang aussieht wie eine ganz normale Männer-WG, entpuppt sich bald als eheähnliches Panoptikum, mit dem einzigen Unterschied, dass das ewig wischende und putzende Heimchen am Herd eben keine Frau, sondern ein Mann ist…

Von Silke Zschäckel