Albtraum oder Wirklichkeit

»Der Process« nach Franz Kafka hat Premiere im Großen Haus
(Premiere 26.11.2011 – nur noch RESTKARTEN für die ersten 4 Vorstellungen!)

Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. Welche Schuld der dreißigjährige Bankangestellte Josef K. auf sich geladen haben soll, erfährt er nicht. Er muss auch nicht ins Gefängnis, darf weiter seiner Arbeit nachgehen und soll auch sonst an seinem Leben nichts ändern. Doch zunehmend ergreift die unklare Bedrohung »Process« immer mehr die Herrschaft über K.s Gedanken und Handlungen.

Peggy Mädler, die gerade mit ihrem Romandebüt »Legende vom Glück des Menschen« Erfolge feiert und für das Theater Heilbronn bereits maßgeblich an der Textfassung der Schauspielcollage »Exit Europa« beteiligt war, hat Kafkas Roman für das Theater Heilbronn dramatisiert.

Wie stehst du zu diesem Roman:
Peggy Mädler: Ich bin – salopp gesagt – ein großer Fan von Kafka und besonders auch von diesem Roman. Ich mag die Mischung aus bedrückenden, sehr klug gebauten und gleichzeitig auch humorvollen Szenen. Es macht mir großen Spaß, bei Kafka dieses Augenzwinkern zu entdecken, mich von ihm zum Schmunzeln bringen lassen. Der Advokat, den K. aufsucht, liegt die ganze Zeit in einem riesigen Federbett – was für eine skurrile Situation, wenn man genauer darüber nachdenkt!

Unter welchem Aspekt seziert man einen Roman, wenn er auf der Theaterbühne spielbar sein soll?
Peggy Mädler: Im Vordergrund steht natürlich zunächst der Interpretationsansatz des Regisseurs. Dann kommen ganz praktische Erwägungen hinzu: Wie viele SchauspielerInnen stehen zur Verfügung? Wie sieht die Bühne aus? Welche Figuren gehen ab, welche bleiben auf der Bühne? Im Roman beispielsweise verlässt K. immer die Szene oder die jeweilige Situation. Bei uns kommt er während des ganzen Abends nicht von der Bühne. Ansonsten habe ich versucht, den Text hauptsächlich über Kürzungen und die Auswahl der Szenen zu modernisieren. K.s Leben in der Pension tritt in der Bühnenfassung in den Hintergrund, weil es aus einer heutigen Perspektive eher historisch wirkt. Dafür wird die Arbeitswelt von K., die Bank, viel stärker betont.

Welchen Interpretationsansatz verfolgt das Team mit der Inszenierung?
Peggy Mädler: Das Ganze ist wie ein Albtraum aufgebaut, bei dem man nicht genau weiß, was passiert hier eigentlich nur im Kopf von K. und was ist davon Realität. K. ist gleichzeitig Protagonist und Erzähler der Geschichte, das Geschehen entwickelt sich ja nicht unabhängig von seinem Erleben, sondern ist eng damit verknüpft, K. schätzt Situationen ein, bewertet sie und trifft Entscheidungen. Und letztendlich muss der Zuschauer auch immer wieder entscheiden, ob er K.s Wahrnehmung traut oder nicht.

Ist der Text der Bühnenfassung 100 Prozent Kafka?
Peggy Mädler: Ich würde sagen, der Text ist auf der Sprachebene 99 Prozent Kafka. Ich habe den Originaltext verwendet, ihn aber in Teilen anders strukturiert und verknappt und darüber hinaus Teile aus den Fragmenten und den »Traum« hinzugefügt, eine Erzählung, die im Umfeld des »Process« entstanden ist und in Kafkas Erzählband »Der Landarzt« veröffentlicht wurde. Josef K. geht in diesem Traum auf einem Friedhof spazieren, er fühlt sich nahezu magisch von den frischen Gräbern angezogen und entdeckt schließlich einen Künstler, der den Namenszug von K. in den Grabstein ritzt …

Wie ist deine Arbeitsweise beim Dramatisieren?
Peggy Mädler: Sie mutet wahrscheinlich sehr altmodisch an. Bevor ich mich an den Computer setze und losschreibe, arbeite ich mit Schere, Kleber, Papier und einer großen Wand in meiner Wohnung, die nur diesem Zweck dient – Strukturen bzw. Gliederungen zu erarbeiten. Genauso mache ich es auch beim Schreiben von Prosatexten, wie meinem Roman. Ich sortiere, ordne an dieser Wand, klebe Textpassagen zusammen oder verwerfe sie, bis das Grundgerüst fertig ist. Das hilft mir dann später am Computer bei der Orientierung.

(Die Fragen stellte Silke Zschäckel)

Getanzte Hommage an Edith Piaf!

Ballett von Mauro Bigonzetti als Gastspiel des Staatstheaters Hannover (Premiere 22. November 2011)

Non, je ne regrette rien« – das Chanson ging um die Welt, und »Nein, ich bereue nichts« war zugleich Lebensmotto seiner Interpretin: Edith Giovanna Gassion, die kleine Frau mit der großen Stimme, wurde als Edith Piaf zur Legende. Ihr Leben gleicht einem Roman aus dem Rotlichtmilieu, der kein Klischee auslässt. Als Kind zieht Edith mit ihrem Vater im Wanderzirkus umher und beginnt zu singen. Mit fünfzehn sorgt sie als Straßensängerin in Paris selbst für ihren Lebensunterhalt und wird wenig später fürs Cabaret entdeckt. Als »La Môme piaf« (kleiner Spatz) hat sie Erfolg und nimmt Schallplatten auf. Ihr Chanson »La vie en rose« bringt der 31-jährigen den internationalen Durchbruch. Sie singt von Liebe und Glück, von Abschied und Tod – und alles klingt glaubwürdig, denn sie geht selbst durch alle Höhen und Tiefen. Mit 47 – schwer krank und drogenabhängig – stirbt »La Piaf«. Sie hinterlässt kein nennenswertes Vermögen, aber rund 300 unsterbliche Lieder.
Mauro Bigonzetti widmet der Chanson-Legende sein neuestes Stück »La Piaf« – ein Auftragswerk für das Ballett der Staatsoper Hannover. Als einer der führenden italienischen Choreografen ist Bigonzetti bekannt für starke Bilder, Temperament und Sinnlichkeit. Seine Ballette sind auf den Spielplänen der Compagnien in aller Welt zu finden.

 

»La Piaf«
Foto: Staatsoper Hannover

 

Interview mit Peter Volksdorf

Interview mit Peter Volksdorf

1.    Jeder ist wohl in seiner Kindheit mit Märchen in Berührung gekommen, zum Beispiel im Kindergarten oder bei den Großeltern- wann bist du dem „Gestiefelten Kater“ das erste Mal begegnet und was für einen Eindruck hat er damals bei dir hinterlassen?

Ich habe ihn mal in einem amerikanischen Musical im Fernsehen gesehen. Der Kater war total schlau und mutig, aber da ich als Kind schon immer die Bösewichte viel cooler fand, konnte der Kater gegen den Zauberer natürlich nicht auftrumpfen und war eher Beiwerk.

2.    Welche Gedanken gingen dir durch den Kopf, als du erfahren hast, dass du im Weihnachtsmärchen „Der Gestiefelte Kater“ tatsächlich den Kater spielst?

Aufgekratzte Kinder und viel Fell.

3.    Wie hast du dich auf diese Rolle vorbereitet? Musstest du tagelang üben, wie eine Katze zu miauen und auf die Jagd zu gehen oder fällt dir das eher leicht?

Es ging mir darum, herauszufinden, wie ich mich als Katze sehen würde, welche verhaltenstypischen Muster sie besitzen und wie man sie als Schauspieler am besten charakterisieren kann. Also habe ich als erstes Katzen beobachtet, das Musical Cats gesehen und mich mit Leuten unterhalten, die Katzen haben. Es ist ein laufender Prozess, wir (der Regisseur und ich) arbeiten jetzt immer noch daran, Sachen zu verfeinern, auszuloten, wegzulassen.

4.    Was reizt dich besonders an der Rolle des Katers und was liegt dir so gar nicht?

Der „Gestiefelte Kater“ reizt mich unter anderem, weil es nicht das eigentliche Sprech- bzw. Stehtheater ist. Ich muss vor allem körperlich aus mir rauskommen und in die Rolle eines Tieres schlüpfen. Aber gleichzeitig die Menschlichkeit mit dem Körperlichen einer Katze verbinden. Das ist sehr spannend. Und verdammt anstrengend. Ich rase von einem Bühnenrand zum anderen, bin immer in Bewegung. Bei den ersten Proben kam kein Text aus mir raus, weil es nur ein einziges Geschnaufe war. Mit der Zeit gewöhnt sich der Körper an die Belastung und jetzt schaffe ich auch beides, Sprechen und Rennen. Da bin ich sehr stolz auf mich!

5.    Welche Szene des Märchens spielst du am liebsten und wieso?

Im Moment ist es die Szene, in der ich Hans ins Wasser werfe und er von dem König, der Prinzessin und Gustav gerettet werden muss. Sie ist rasant, humorvoll, spektakulär und romantisch. Das Bühnenbild ist wunderschön und lebendig. Hier ist das Stück wie ein kleines Feuerwerk.

6.     Du hast den „Gestiefelten Kater“ jetzt näher kennen gelernt. Ist er dir sympathisch? Würdest du mit ihm was unternehmen wollen oder eher auf Abstand gehen?

Den Kater wünsch ich mir für jeden als Freund.
Kater und Hans sind eigentlich eine Person. Heutzutage gibt es viele Menschen, die hauptsächlich den Hans leben. Das heißt sie leben in der Vergangenheit und geben der Angst zu häufig einen zu großen Raum. Ich bin der Meinung, es sollte mehr der Kater gelebt werde. Er hat ein Ziel vor Augen und geht Risiken ein. Er sieht Probleme als Chancen, nimmt also das Leben in die Hand.
Ich glaube, dass es erst dadurch bunt und lebenswert wird.

Peter Volksdorf
Foto: Fotostudio M42

Einmal den Kater, bitte

Einen ersten Einblick in die Verwandlung von Peter Volksdorf in den „Gestiefelten Kater“ gab es dieser Tage. Um den „Kater“ schon einmal bühnenreif in Erscheinung zu setzen, trafen sich Schauspieler Peter Volksdorf, Kostümbildner Matthias Werner und Maskenbildner Andreas Franz. Dokumentiert wurde das Ganze von der Heilbronner Stimme.

Das aufwändige Katzenkostüm kann Peter Volksdorf nicht alleine anziehen. Heute hatte er Hilfe vom Kostümbildner selbst. Matthias Werner hilft ihm dabei, das Fellkostüm überzuziehen und schnallt ihm den sehr lebendig wirkenden Katzenschwanz um.

Damit die Kinder auf der Bühne später aber wirklich eine Katze und keinen Menschen sehen, geht es weiter in die Maske. Andreas Franz hat 2010 die erste Deutsche Meisterschaft für Maskenbildner in Ausbildung im Rahmen der make-up artist design show Düsseldorf gewonnen und ist seit dieser Spielzeit am Theater Heilbronn. Er widmet sich der Maske des Katers.

Etwa eine halbe Stunde braucht er, um Peter Volksdorf ein Katzengesicht zu geben. Dafür wird eine vorgegossene, aus Silikon bestehende Katzenschnauze mit Barthaaren mit Acrylkleber auf Peter Volksdorfs Nase befestigt. Mit Fettschminke in verschiedenen Grautönen lässt Andreas Franz die Übergänge zwischen Maske und Gesicht verschwinden und modelliert Höhen und Tiefen in das Katzengesicht.

Am Schluss ist der Kater fürs Märchen perfekt: mit seinem grau-schwarzen Fell steht er in den roten Stiefeln, trägt einen grünen Umhang und hat den Hut auf den Ohren. Und sprechen kann er auch.

Rebecca G., Praktikantin

Ins rechte Licht gesetzt

Wohl jeder Mitarbeiter des Theaters wurde in seinem Berufsleben schon einmal gefragt: »Und was machen Sie vormittags?« Viele Menschen haben im Kopf, dass an den Abenden die Vorstellungen im Theater laufen, und können sich nicht vorstellen, dass dort fast rund um die Uhr und natürlich auch vormittags gearbeitet wird. Zum Beispiel in der Beleuchtung

Er sieht während seiner Arbeit kaum das Tageslicht, kann es aber im dunklen Raum nahezu perfekt herstellen. Gewitterhimmel, Sonnenuntergänge, gruselige Nebelschwaden, ja sogar Feuersbrünste kann er auf Wunsch zaubern − alles nur mit dem perfekten Zusammenspiel von Scheinwerfern. Carsten George ist Leiter der Beleuchtungsabteilung und für die Lichtregie der Inszenierungen verantwortlich. Hinter ihm steht ein Team von 12 Mitarbeitern, ohne die selbst die schönsten Ideen nicht umsetzbar wären. Welche Wirkung das »rechte Licht« haben kann, wird deutlich, wenn man sich die eigene Lichtfühligkeit in Erinnerung ruft. Kaltes Neonlicht lässt einen frösteln, warmes Glühlampenlicht erzeugt Wohlfühlatmosphäre. Welche Wirkung da 400 Scheinwerfer haben, die allein im Großen Haus im Einsatz sind, ist in den Vorstellungen zu sehen. Dafür muss der Beleuchtungsmeister ganz genau wissen, welchen »Lichthebel« er ansetzt. Eine Person, die im gleichen Kostüm an der gleichen Stelle auf der Bühne steht, kann komplett unterschiedlich aussehen: Wird sie von unten angeleuchtet, erscheint sie gespenstisch. Licht von oben streckt die Figur optisch. Im Gegenlicht wirkt sie geheimnisvoll. Licht von der Seite lässt die Züge des Gesichts deutlich hervortreten. Frontal auftreffendes Licht macht den Schauspieler nahezu zweidimensional. Entscheidend sind auch die Farben der Lichtfilter oder die Reihenfolge, in der sich die Scheinwerfer auf der Bühne einschalten. Während der Proben, in denen das Licht eingerichtet wird, spricht Carsten George verschiedene Nummern in ein Mikrofon: »Gib mal die 20 in die 161, die 416 in die 201 und die 466 in die 128.« Wie von Geisterhand wird die Bühne in ein kaltes, grünes Licht getaucht. Denn die Zahlen empfängt ein Kollege in der Beleuchtungsloge, der die Nummerncodes der Scheinwerfer anwählt. Automatisch werden die Lichtfilter ausgetauscht, die Richtung der Strahler geändert, Scheinwerfer ein- oder ausgeschaltet. Faszinierend! Ist sich das Inszenierungsteam einig, dass die Situation richtig getroffen ist, wird das erarbeitete Licht als »Stimmung« abgespeichert. Jede Inszenierung hat ihre eigene Speicherfolge. »Maria Stuart«, eine Inszenierung, in der es um eine feine Figurencharakterisierung mit Unterstützung des Lichtes geht, hat 90 Stimmungen. »Das Ballhaus«, wo Zeitenwechsel oder auch Showelemente mit Hilfe des Lichtes ausgedrückt werden, hat sogar 140 Stimmungen.
Licht als Element der Bühnenkunst gibt es seit dem 17. Jahrhundert. Öllampen, Kerzen und Fackeln sorgten auf der Bühne und im Zuschauerraum für Helligkeit. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Gasbeleuchtung eingeführt, die eine Abdunklung des Zuschauerraumes möglich machte. Heute sind die technischen Möglichkeiten nahezu unbegrenzt und die Computertechnik ermöglicht es, auch das komplizierteste Zusammenspiel von Scheinwerfern immer wieder zu rekonstruieren.
Trotzdem müssen die Scheinwerfer bei jedem Umbau von einer Vorstellung auf die nächste neu eingerichtet werden – das macht einen guten Teil der täglichen Arbeit von Carsten George und seinen Kollegen aus. An den Vormittagen verbringt der Chef der Abteilung viel Zeit in den Proben. Er will möglichst früh den Rhythmus der Inszenierung, die Atmosphäre erspüren. Parallel dazu entwirft er ein Lichtkonzept, das er in Zusammenarbeit mit Regisseur und Bühnenbildner weiter entwickelt. Das Vertrauen, das ihm entgegengebracht wird, ist so groß, dass er eigenständig und kreativ arbeiten kann, sagt George. Diese Tatsache und der »Geist des Hauses«, das große Gemeinschaftsgefühl, sorgen dafür, dass er sich in Heilbronn sehr wohl fühlt. Zu Beginn der 90er Jahre hat er hier schon mal gearbeitet. Dann war er viele Jahre auf Tour in den größten Theatern der Welt: Stockholm, Münchner Staatsoper, Festspielhaus Bayreuth, verschiedene Häuser in Japan und China, New Yorker Metropolitan Opera … Er war Lichtdesigner bei John Neumeier und Giorgio Armani und ist 2007 wieder zurückgekehrt. »Für mich ist es nicht entscheidend, ob ich in New York oder Heilbronn bin. Wichtiger sind die spannenden Herausforderungen.«

Silke Zschäckel, Pressereferentin

heimat.com (UA) – Schauspiel von Holger Schober

Am 28.11. zeigen wir um 20 Uhr eine Zusatzvorstellung von „heimat.com (UA)“ – Schauspiel von Holger Schober

»Ohne Heimat sein heißt leiden.« Fjodor M. Dostojewski

Knapp 20.000 Asylbewerber warten im Moment in Deutschland darauf, dass ihre Leiden ein Ende haben und sie eine Heimat finden. Amira ist eine von ihnen. Sie ist mit 6 Jahren nach Deutschland gekommen, jetzt ist sie 15. Deutschland ist längst ihre Heimat geworden, in ihrem Herzen. Nur leider nicht auf dem Papier. Amira soll abgeschoben werden. Mit ihren Eltern. Mit ihren drei Brüdern. Mit ihrer Schwester. Obwohl ihr Vater einen Job macht, den kein Deutscher machen würde. Obwohl ihre Mutter einen Job macht, den sonst nicht einmal eine Ausländerin machen würde. Obwohl die Familie gut integriert ist, wie man so schön sagt. Amira versteckt sich vor den Behörden und geht an die Öffentlichkeit. »Wenn ich nicht bleiben darf, dann bring ich mich um«, sagt sie, und die Medien stürzen sich darauf wie die Hyänen. Ein Mädchen im Kampf gegen das System. David gegen Goliath, doch wo nimmt man im Medienzeitalter die Steinschleuder her?
Das Stück wird über die Präsenz der Geschichte von Amira in den Medien erzählt. Fernsehbeiträge, Interviews mit dem Innenminister, Radiobeiträge, Weblogs, Internetforen, Hotlines, Tageszeitungen, überall wird das Schicksal von Amira reflektiert und besprochen. Alle wissen, was zu tun ist, aber keiner tut es. So entsteht ein Kaleidoskop an Meinungen, Emotionen und Gedanken.
Wie schon in seinem Erfolgsstück Hikikomori, das auch in Heilbronn gezeigt wurde, erzählt Holger Schober heimat.com auf mehreren Ebenen, spielt mit den unterschiedlichen Ausdrucksformen und Möglichkeiten der verschiedenen Medien. Heraus kommt ein Gegenwartsstück im besten Sinn, nämlich ein Stück, das die Gegenwart zum Inhalt nimmt und mit gegenwärtigen Mitteln eine gegenwärtige Geschichte erzählt.

Empfohlen für Menschen ab Klasse 8.

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Die Stiefel sind geputzt!

Die Proben zu unserem Weihnachtsmärchen „Der gestiefelte Kater“ gehen in die letzte Runde. Am Dienstagabend fand die erste Probe (im Theaterjargon ,Komplettprobe’ genannt) mit Ton, Licht und vor allem mit den Original-Kostümen und der Maske statt. Für alle Beteiligten die vielleicht spannendste Probe überhaupt im ganzen Probenprozess. Und wie schön sie aussieht, die Prinzessin in ihrem funkelnden Kleid, wie königlich der König daherkommt in seinem blau-goldenen Kostüm, wie schnell die Umzüge des königlichen Beraters Gustav auf Jäger, Koch und Narr funktionieren und wie … pscht … wie der Kater aussieht wird noch nicht verraten. Nur so viel: Die Grenze zwischen Tier und Mensch muss neu gezogen werden!
Eine aufregende Zeit, die das ganze Haus gerade erlebt. Die Tage werden merklich kürzer, die Nächte herbstlich kühler, man hört schon den ein oder anderen Kollegen ein Weihnachtslied summen und der Countdown bis zur Premiere unseres Weihnachtsmärchens am jetzigen Sonntag läuft …

Stefanie Symmank, Dramaturgin

Die Werkstätten haben alle Hände voll zu tun

Am Wochenende stehen am Theater Heilbronn zwei große Premieren an: am Freitag um 20.00 Uhr die Komödie „Frohe Feste“ und am Sonntag um 15.00 Uhr unser Wintermärchen „Der Gestiefelte Kater“.

Die Werkstätten geben den Kulissen und Kostümen gerade noch den Feinschliff.

In der Dekoabteilung ist für den „Gestiefelten Kater“ fast alles fertig, nur ein paar Rosen müssen noch gefaltet werden. Es kann also schon für kommende Stücke vorgearbeitet werden. Gerade entstehen erste Entwürfe für den „Goldenen Drachen“. Außerdem wird an übergroßen, teilweise verzierte Kissen gearbeitet, die im Prozess gebraucht werden.

Die Schneiderei ist im Moment viel Besuch gewöhnt. Ganze Schulklassen haben schon die Kostüme der Märchenfiguren bewundert. Das Kleid der Prinzessin hat dabei seinen Effekt nicht verfehlt: Es ist so schön rosa und glitzert, dass es jedes kleine Mädchen am liebsten behalten würde.

Rebecca G., Praktikantin

Nils klärt den König auf

Kleine »Experten« begleiten Proben zum »Gestiefelten Kater«

Die Proben für den »Gestiefelten Kater« laufen auf Hochtouren: Und wieder hat das Theater eine Expertengruppe in Sachen Märchen eingeladen: Die Klasse 2a aus der Silcherschule darf das Stück von den ersten Proben bis zur Premiere begleiten. In der Probenphase ist das Bühnenbild noch nicht komplett, die Musik ist noch nicht festgelegt und die richtigen Kostüme werden noch genäht. Aber der Plüschschwanz des Katers wippt schon lustig, denn er wird durch Klaviersaiten im Inneren verstärkt und wirkt dadurch kräftig und lebendig. Doch die provisorische Probenausstattung stört die Kinder nicht. Gebannt verfolgen sie wie der Kater versucht Hans zu erklären: »Ich bin ein Kater. Keine Mietz.« Die wild tanzende Prinzessin mit Tröte im Mund wird mit fröhlichen Gelächter begrüßt und auch Gustav, der einzige Diener des Königs, kommt gut an. Er wurde nämlich dazu verdonnert, der ganze Hofstaat zu sein: Jäger und Koch, Narr und Musikant. Er wechselt in rasender Geschwindigkeit Kostüme und Dialekte und muss der Prinzessin dazu noch erklären, dass weder Kartoffelbrei noch Fischstäbchen auf dem Baum wachsen. Nach der dritten Wiederholung einer Szene hat der Schüler Nils genug: Jemand muss dem König doch endlich sagen, dass Gustav ihm kein Rebhuhn vorgesetzt hat. »Es ist ein Suppenhuhn! Es ist ein Suppenhuhn!«, ruft er laut. Die Versuche seines Nachbarn, ihm den Mund zuzuhalten, scheitern.
Im Nachgespräch mit der Theaterpädagogin Katrin Singer wird deutlich: Das Stück gefällt den Kindern. Allerdings gibt es auch noch Unklarheiten: Wovor rennen Hans und der Kater zu Beginn weg? Wieso sind die Stiefel des Katers nicht rot? (Bei den Proben trägt der Kater noch schwarze Probestiefel. Bei der Aufführung sind sie dann rot.) Und sitzt der Mann mit der Trommel während der Aufführung auch noch da und sagt, dass man die Szene noch mal spielen muss? (Regisseur Alejandro Quintana ersetzt bei den Proben noch den einen oder anderen Musiker und Effekt.) Alejandro Quintana legt sehr viel Wert auf die Anregungen der Schüler. Er wird sie bei der Inszenierung des Stücks berücksichtigen.

Rebecca G., Praktikantin

Mit roten Stiefeln auf Rebhuhnjagd

»Der gestiefelte Kater« – ein tierisches Märchen zur Weihnachtszeit (Premiere 13.11.2011)

Es war einmal ein Großvater, der hatte einen Enkelsohn, der in einem weit entfernten Land wohnte. Eines Tages sagte der erfahrene Mann zu seinem Enkel, dass er in Heilbronn am Theater das Märchen »Der Gestiefelte Kater« auf die Bühne bringen wird. Da rief der Enkel ganz aufgeregt: »Opa, das traust Du Dich?« Der Großvater schmunzelte. »Ja und es wird toll werden! Ich verspreche es Dir.« Da sprach der Enkelsohn mit fester Stimme: »Ich werde gucken kommen. Versprechen muss man halten!« Der Großvater nickte und freute sich schon jetzt auf den Tag, an dem sein kleiner Enkel mit großen Augen im Zuschauerraum des Theaters sitzt.  Der Großvater aus dieser Geschichte ist Alejandro Quintana. Er inszeniert in diesem Jahr das Weihnachtsmärchen und freut sich wie ein Kind über diese Aufgabe. Denn Weihnachtsmärchen haben nicht nur für die kleinen Zuschauer einen ganz eigenen Zauber, sondern auch für alle Beteiligten.
Freundschaft, Vertrauen und das Suchen und Finden des großen Glücks – darum geht es im »Gestiefelten Kater« der Brüder Grimm. Müllersohn Hans wird von seinen Brüdern zusammen mit der Hauskatze auf die Straße gesetzt und seinem Schicksal überlassen. Voll des Selbstmitleids sieht Hans alle seine Felle davonschwimmen, als sich plötzlich die Katze als sprechender Zeitgenosse entpuppt. Und nicht nur das! Der Kater hat einen Plan, wie Hans zu jeder Menge Geld und Besitz kommt. Also Hut auf, Stiefel an und losgeflitzt. Nur vom Rumsitzen ist schließlich noch niemand ein Graf geworden!
In der Theaterfassung des Dramatikers Thomas Freyer gibt es noch einen zweiten Spielort: das königliche Schloss. Hier gibt es gerade großen Ärger. Der König ist pleite und muss alle Angestellten entlassen. Nur Gustav, der königliche Berater, bleibt in Lohn und Brot, muss dafür aber sämtliche Arbeiten, vom Jäger über Gärtner und Koch, übernehmen. Doch im ganzen Königreich sind keine Rebhühner, des Königs Lieblingsspeise, aufzutreiben. Der arme Kerl weiß schon bald nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Zudem muss Gustav auch noch für die Bespaßung des königlichen Nachwuchses sorgen, denn die Prinzessin langweilt sich, weil der Vater sie immer dann zum Spielen schickt, wenn es spannend wird und überhaupt findet, dass die Prinzessin noch ein Kind ist. Durch eine List des Katers trifft sich die ganze Entourage am Badesee und der Plan des Katers scheint zu funktionieren. Mit einer spektakulären List gelingt es ihm sogar noch, das Land von einem bösen Zauberer zu befreien.
Am Ende geht märchengemäß alles gut aus und für Hans und die Prinzessin ist sogar eine klitzekleine Liebesgeschichte in diesem wunderbaren Märchen mit Musik eingeschrieben. Ein wahres Fest für Augen und Ohren aller Altersklassen. Versprochen!

Stefanie Symmank, Dramaturgin