Lucy Scherer in „Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken“ – Premiere am 17. März 2018

Unsere „Schurken“ werfen ihre Schatten voraus: Für die weibliche Hauptrolle im turbulenten Musical „Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken“ ist es uns gelungen, Musical- und TV-Star Lucy Scherer zu gewinnen. Ab 17. März singt, spielt und tanzt sie auf der Bühne des Großen Hauses die Rolle der „Seifenkönigin“ Christine Colgate, auf deren Geld und Ehre es unsere beiden „Schurken“ Stefan Eichberg und Oliver Firit abgesehen haben. Neben Hauptrollen in den TV-Serien „Hand aufs Herz“ (SAT1) und „Sturm der Liebe“ (ARD) ist sie durch die großen Musicals im Palladium Theater Stuttgart bekannt, als Adrian in „Rocky“, in der Hauptrolle in „Rebecca“, als Sarah in „Tanz der Vampire“ und als Glinda in „Wicked – Die Hexen von Oz“. Mit „Rocky Horror“- und „Schurken“-Regisseur Thomas Winter hat Lucy Scherer im letzten Jahr für das Theater Bielefeld die Uraufführung des Musicals „Das Molekül“ auf die Bühne gebracht.

Orlando stellt sich vor! Teil 5

Der Brite Owen Willetts singt die Titelrolle des Orlando

Foto: Felix Grünschloß
Foto: Felix Grünschloß

Last but not least: Als letztes Ensemblemitglied unserer Barockopern-Inszenierung “Orlando”, die am 5. März ihre umjubelte Premiere feierte, stellt Ihnen unser Londoner Counter-Tenor Owen Willetts die Titelfigur vor – und sich selbst.

Wer und was ist Orlando in unserer Inszenierung?

Orlando ist ein Mann, den Zweifel und Sehnsucht umtreiben. Er fühlt sich nach einem Leben physischer und mentaler Traumata verloren und sucht verzweifelt nach etwas Stabilität und Frieden. Aber ob er den Frieden in der Pflichterfüllung oder einer Abkehr von seinen Pflichten findet (falls er ihn überhaupt finden kann), das ist die Frage in unserer Geschichte.

Wer ist Owen Willetts?

Ich bin Brite und Europäer und verbringe viel Zeit damit, unterschiedliche Menschen zu spielen. Ich finde es aufregend, in verschiedenen Teilen der Welt zu arbeiten und etwas über jeden von ihnen zu lernen. Aber ich liebe es auch, einfach zu Hause in meiner eigenen Küche zu sein und durch die schöne, grüne englische Landschaft zu wandern.

SWR zeigt Beitrag über Musical ‚Big Fish‘ in der Landesschau aktuell

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In einer turbulenten Zeit voller Premieren und Uraufführungen kann es schon einmal vorkommen, dass sich das SWR-Fernsehen gleich zwei Wochen in Folge anmeldet, um über das Theater Heilbronn zu berichten. Nach dem Beitrag über „Ein Lied von Liebe und Tod (Gloomy Sunday)“ in der Sendung Kunscht! vom 19. Januar wurde nun auch hinter und vor den Kulissen von „Big Fish“ gedreht. Das Musical – eine magische Geschichte über eine Vater-Sohn-Beziehung und das Kind im Manne – wird für fünf Abende in Folge ab dem 25. Januar im Großen Haus zu sehen sein. Zum ersten Mal findet eine Zusammenarbeit mit der renommierten Theaterakademie August Everding aus München statt.

Die Süddeutsche Zeitung schrieb am 13. November 2016 über die Europäische Erstaufführung im Münchener Prinzregententheater: “So Ideenreich, so liebevoll, so frisch hat selbst das Deutsche Theater lange kein Musical mehr hinbekommen.” Vielleicht liegt das Geheimnis dieser „frischen“, spritzigen Produktion auch an dem jungen Ensemble. So filmt das SWR-Kamerateam nicht nur Ausschnitte aus der Komplettprobe, sondern zeigt auch den Trubel hinter der Bühne: da werden die letzten Kostüme zurechtgelegt, der Soundcheck (noch im Bademantel) durchgeführt, es wird gescherzt und die Choreografie in Erinnerung gerufen. Diese heitere Stimmung wandelt sich sofort mit Beginn der Probe auf der Bühne in konzentriertes, professionelles Arbeiten – ohne, dass der Spaß und die gute Laune verloren gehen.

Wer es heute nicht zur Premiere schafft, kann um 19.30 Uhr in der Landesschau aktuell im SWR Fernsehen schon mal einen Eindruck gewinnen. Es lohnt sich, einzuschalten – und es lohnt sich natürlich doppelt, noch eine der letzten Karten für die nachfolgenden Vorstellungen, die bis zum 29. Januar in Heilbronn zu sehen sind, zu ergattern!

Praktikantin Patricia Heiss hat dem Kamerateam und dem Team von Big Fish zugeschaut.

Das Erfolgs-Musical »Big Fish« macht für fünf Vorstellungen in Heilbronn Station

Ein richtig großer Fisch!

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Eine Meerjungfrau taucht aus dem Orchestergraben auf, ein Riese stolpert auf die Bühne, Hexen wirbeln mit wallenden Gewändern aus den Gassen, ein Walfisch verschlingt ein ganzes Bett. Einen richtig großen Fisch hat die Bayerische Theaterakademie in München da an Land gezogen: 1993 gegründet, ist die Theaterakademie August Everding die größte Ausbildungsstätte für Bühnenberufe in Deutschland und vereint acht verschiedene Studiengänge. Zum 20-jährigen Jubiläum des Studiengangs Musical gelang es, für die Abschlussinszenierung im traditionsreichen Prinzregentenheater die Europäische Erstaufführung des Broadway-Erfolges »Big Fish« zu sichern. Ein vor Fantasie nur so sprühendes Musical für die ganze Familie, das den jungen Künstlerinnen und Künstlern der Akademie ermöglicht, die ganze Breite und Tiefe ihrer Talente auszuloten. Nicht nur das Publikum der Premiere geriet aus dem Häuschen, auch die Presse kam ins Schwärmen: Die Kritiker der Süddeutschen Zeitung fanden den Abend »zauberhaft«, »wunderbar«, »so ideenreich, so liebevoll, so frisch«.

Und wenn es um Kreativität und Fantasie geht, dann passt dazu auch perfekt die Geschichte von »Big Fish«, die wahrscheinlich weniger durch den Roman von Daniel Wallace als durch die Verfilmung von Tim Burton aus dem Jahr 2003 bekannt ist: Wie ein moderner Münchhausen erzählt der Vertreter Edward Bloom allen, die es hören wollen, seine Lügenmärchen. Von der Kleinstadt, die er nicht ein, sondern gleich zwei Mal gerettet hat, von der Hexe, die ihm in ihrer magischen Kugel seinen Tod vorhergesagt hat, von dem geheimnisvollen Zirkus, in dem er drei Jahre lang arbeiten musste, um das Rätsel um die Liebe seines Lebens lösen zu können. Und und und … Selbstverständlich ist Edward in all seinen Anekdoten und Schwänken immer der Held, der »große Fisch«. Nur seinen Sohn Will kann er damit nicht mehr beeindrucken. Denn wenn die Wahrheit immer von der Fantasie übermalt wird, wie soll man sie dann erkennen? Und wie soll man den eigenen Vater kennenlernen?

Als bei Edward eine schwere Krankheit diagnostiziert wird, macht sich Will auf die Suche nach dem »wahren« Edward Bloom. Und erlebt im Rennen gegen die ablaufende (Lebens-)Zeit nicht nur eine Überraschung …

Die Musicalfassung von »Big Fish« stammt von dem bekannten Drehbuchautor John August (»Charlie und die Schokoladenfabrik«) und dem Autor und Komponisten Andrew Lippa, dessen preisgekröntes Werk »The Wild Party« in der Spielzeit 2004/2005 in Heilbronn deutsch erstaufgeführt wurde. Für die mitreißende Inszenierung sorgen international begehrte Musicalprofis wie der Regisseur Andreas Gergen (Jekyll und Hyde, Shrek – das Musical, Hairspray), der Bühnenbildner und Projektionsdesigner Sam Madwar und der Choreograf Danny Costello.

Und Achtung: »Big Fish« wird nur vom 25. bis 29. Januar für fünf Vorstellungen in Heilbronn Station machen. Sichern Sie sich Ihre Karten im Vorverkauf!

»Ein Lied von Liebe und Tod (Gloomy Sunday)« kommt als Uraufführung ins Große Haus

»Ein Lied von Liebe und Tod (Gloomy Sunday)« kommt als Uraufführung ins Große Haus

Foto: Christian Richter
Foto: Christian Richter

Es ist die Geschichte einer Frau zwischen drei Männern, eines Liedes mit einem gefährlichen Zauber und einer Liebe in einer mörderischen Zeit: Die hinreißend schöne Ilona führt gemeinsam mit ihrem Geliebten László Szabó ein erfolgreiches Restaurant in Budapest, Ende der 30er Jahre. Auch der deutsche Unternehmer Hans Wieck und der Hauspianist András können sich ihrem Zauber nicht entziehen. Während sich András mit dem eigens für Ilona komponierten »Lied vom traurigen Sonntag« Zugang zu ihrem Herzen verschafft, versucht sich Wieck nach seinem aussichtslosen Werben, das Leben zu nehmen. László kann Wieck noch in letzter Sekunde retten. Und während András und Ilona sich ihrer Leidenschaft hingeben, freunden sich László und Wieck an. Als Wieck nach Deutschland zurückgeht, richten sich die übrigen drei in einer gut funktionierenden Dreierbeziehung ein. Mit der Besetzung Ungarns durch die Nazis kehrt aber auch Wieck nach Budapest zurück: Langsam, aber unabwendbar bricht eine Tragödie über die beschauliche Romanze herein.
Entscheidender Bestandteil der Bühnenfassung ist das Lied. John von Düffel schafft einen interessanten Zugang, eine Geschichte über zwei Zeitebenen, verbunden durch eine Melodie, die die Zeit überdauert. Seine Geschichte spielt in der Erinnerung, in Ilonas Erinnerung. »Sie ist die gegenwärtige Besitzerin von Szabós Restaurant. Die erinnerte, ferne Zeit sind die Jahre der Nazi-Besatzung in Budapest und kurz davor. Schauplatz ist das Restaurant, das einmal Szabós Restaurant war. Es ist der Raum der Erinnerung. Medium der Erinnerung ist die Musik. Mit ihr gehen wir durch die Zeiten, Stimmungen, Momente. Durch sie begegnen wir Figuren, Szenen und Konflikten. Im Mittelpunkt des Restaurants steht daher ein Flügel. Wenn er erklingt, dreht die Zeit, dreht sich das Karussell der Erinnerungen.«, beschreibt John von Düffel seine Konzeption. Zu Stückbeginn ist das Restaurant geschlossen. Man sieht einen Raum, der nicht mehr oder noch nicht lebt. Erst das Spiel der Musik und der Erinnerung wird ihn zum Leben erwecken. Es beschwört die Toten herauf und lässt das Vergangene gegenwärtig werden.
Im Zentrum der Geschichte der drei Hauptpersonen steht die Kraft der Liebe, die den Tod überdauert und über Verrat und Vergessen triumphiert. Der historische Bogen von der Vorkriegszeit bis zur Gegenwart wird spannend geschlagen, es geht nicht nur um menschliche Regungen wie Liebe, Treue und Eifersucht, sondern auch um die Utopie von Glück und um das Aufrechterhalten von Würde in einer würdelosen Epoche.

Turmhohe Wellen

 »Der fliegende Holländer« von Richard Wagner kommt als Gastspiel aus Heidelberg

»Selten hat man turmhohe Wellen so schäumen gehört«, jubelte der Kritiker des Neuen Merkers Wien über Lydia Steiers Inszenierung der Oper »Der fliegende Holländer«, die im April 2016 in Heidelberg Premiere hatte. Nun kommt die Inszenierung der international renommierten Regisseurin als Gastspiel für 9 Vorstellungen zwischen Oktober 2016 und Februar 2017 nach Heilbronn. Das hiesige Publikum kennt unter anderem Lydia Steiers opulente Inszenierung des Händel-Oratoriums »Saul«, die hier als Gastspiel des Staatstheaters Oldenburg zu sehen und für den Theaterpreis »Faust« nominiert war.
Die frühesten Versionen des Stoffes vom fliegenden Holländer sind aus dem 18. Jahrhundert überliefert. Heinrich Heine, dessen Handlungsverlauf aus den »Memoiren des Herren von Schnabelewopski« Richard Wagner als Grundlage für sein Opernlibretto diente, fasste die Fabel folgendermaßen zusammen: »Es ist die Geschichte von dem verwünschten Schiffe, das nie in den Hafen gelangen kann, und jetzt schon seit undenklicher Zeit auf dem Meere herumfährt. (…) Jenes hölzerne Gespenst, jenes grauenhafte Schiff, führt seinen Namen von seinem Kapitän, einem Holländer, der einst bei allen Teufeln geschworen, dass er irgendein Vorgebirge, dessen Name mir entfallen, trotz des heftigsten Sturms, der eben wehte, umschiffen wolle, und sollte er auch bis zum Jüngsten Tage segeln müssen. Der Teufel hat ihn beim Wort gefasst, er muss bis zum Jüngsten Tage auf dem Meere herumirren, es sei denn, dass er durch die Treue eines Weibes erlöst werde. Der Teufel, dumm wie er ist, glaubt nicht an Weibertreue, und erlaubte daher dem verwünschten Kapitän alle sieben Jahr einmal ans Land zu steigen, und zu heiraten, und bei dieser Gelegenheit seine Erlösung zu betreiben …«
1843 in Dresden uraufgeführt, ist »Der fliegende Holländer« Richard Wagners erste romantische Oper und gilt als Durchbruch zu seinem eigenen Stil. »Aus den Sümpfen des Lebens« sei ihm dieses »mythische Gedicht des Volkes so wiederholt und mit unwiderstehlicher Anziehungskraft« aufgetaucht, schrieb Richard Wagner. Seiner Komposition liegt ein eigenes Erlebnis zugrunde. 1839 gerieten Richard und Minna Wagner auf einem Handelsfrachter in einen Sturm, bei dem sie um ihr Leben fürchteten. Minna habe sich dabei, so heißt es, mit einem Tuch an ihren Mann binden lassen, um notfalls gemeinsam mit ihm zu sterben. Wagner suchte nach einer Möglichkeit, um dieses Erlebnis zu verarbeiten. Ob es dabei um Erlösungsprojektionen geht oder um die Macht der Phantasie, um Fanatismus oder Opfermut – in jedem Fall entwarf Wagner mit Senta das Porträt einer jungen Frau, die sich mit so kraftvoller wie provozierender Unbedingtheit und bis um den Preis des Todes ihrer Überzeugung verschreibt.
Regisseurin Lydia Steier zeichnet in ihrer Inszenierung mit dem Holländer und Senta zwei Außenseiter, die wie im Brennglas verdichtete Symptome einer Gesellschaft sind, die zu Gesicht bringt, was diese produziert und dann verdrängt, erläutert die Regisseurin. Sie sagt: »Das Bild des Holländers, den das jahrhundertelange Ausgesetzthollaender_khp_p_011

Der ganz normale Bürowahnsinn

Foto: jesadaphorn - Fotolia.comWer weiß heute noch wo ein Rückstelltastenregulatoren-Abstandseinstellrad eingebaut ist? Die »Office-Managerin« sicher nicht mehr, die »Sekretärin« aber schon, denn sie kann sie noch bedienen: die Schreibmaschinen dieser Welt mit den so vertraut klingenden und erfolgsversprechenden Namen wie Erika, Mignon, Triumph und Olympia.

Im Zeitalter von PC, Laptop und iPad stehen zwar keine Schreibmaschinen mehr in den Arbeitsstuben der »Fachkauffrauen für Büromanagement«, allerdings ist der alltägliche Wahnsinn, der sich hier zuweilen austobt, absolut zeitlos. Deshalb werfen wir, pünktlich zum Sommer, wenn fast ein jeder schon gedanklich im Urlaub ist, einen Blick in die Betriebsabläufe eines Großraumbüros und schauen keineswegs grauen »Büromäusen« beim Fingernägel lackieren, Kaffee kochen, Frauenzeitschriften lesen und privaten Telefonieren zu. Aber es werden nicht nur Klischees bedient, es wird auch gearbeitet! Sechs singende Sekretärinnen schreiben Steno (Versuchen Sie das fünf Mal hintereinander fehlerfrei zu sagen!), werden zum Diktat gerufen, nehmen Telefonate an, vertrösten Anrufer und klappern auf den Schreibmaschinen bis die Tastatur raucht und nicht nur die Farb- sondern auch die Stimmbänder glühen. Denn die Damen des Vorzimmers sind nicht nur virtuose Schreibmaschinistinnen, sondern auch leidenschaftliche musikalische Bürokräfte, die trotz ihrer unterschiedlichen Charaktere (vom Vamp über das schüchterne Hausmütterchen bis hin zur biederen Bürovorsteherin sind alle dabei), eins vereint: Die Sehnsucht nach »A little respect«. Und so singen sie von ihren Sorgen und Nöten, die der turbulente Sekretärinnenalltag mit sich bringt, aber auch von den verborgenen Sehnsüchten und geheimnisvollen Lastern, die mit ein bisschen Tipp-Ex nicht so einfach zu entfernen sind. Zickenkriege werden ebenso besungen wie Büroromanzen, wenn schon nicht mit dem Chef, dann mit dem blassen und unscheinbaren Büroboten, der eine Bürorevolte nur dadurch zu verhindern weiß, dass er den Eros (Ramazotti) in sich weckt und so seine wahre Identität zu erkennen gibt.

Franz Wittenbrink, dessen Liederabend »Männer« einer der Renner der letzten beiden Spielzeiten im Großen Haus war, hat neben dem testosterongestählten Abend mit »Sekretärinnen« auch einen echten Frauenquotenkracher mit Herz, Humor und Hits zu bieten. Dabei ist »Sekretärinnen« mehr als nur ein Liederabend. Es ist eine Musical-Revue, ein »Tippsical«, ist geballte Frauenpower, gepaart mit musikalischen Freudentänzen und poppigem Schreibmaschinengeklapper. Ein wahrhaft feminines Vergnügen, bei dem auch die Männer nicht zu kurz kommen …

Regisseur Philippe Besson stellt sich mit der flotten Mischung aus Schlager, Chanson und Pop erstmals dem Heilbronner Publikum vor. Mit dabei ist auch der Berliner Musiker und Sänger Andreas »Kulle« Dziuk, der u. a. seit 1996 Keyborder der deutschen Rockband Pankow ist.

Zu Gast im „kleinen Horrorladen“: Lanie Sumalinog

Bettina Burchard, Lanie Sumalinog, Angelika Hart
Bettina Burchard, Lanie Sumalinog, Angelika Hart

Als eine drei „Ronettes“, unserer Girl-Group im Musical „Der kleine Horrorladen“, verstärkt sie sangeskräftig das Ensemble des Theater Heilbronn. Doch Lanie Sumalinog kennt auch die großen Musicalbühnen in Berlin, Bregenz und Stuttgart – und hat hier bei uns noch eine Sonderaufgabe. Dramaturg Andreas Frane unterhielt sich mit der gefragten Musicaldarstellerin.

Sie haben auf den Philippinen studiert und Ihre Theaterlaufbahn unter anderem mit Stücken wie “Das Tagebuch der Anne Frank” oder “Warten auf Godot” begonnen. Wie sind Sie nach Deutschland und zum Musical gekommen?

Lanie Sumalinog. Während meiner theaterwissenschaftlichen Ausbildung auf den Philippinen habe ich auch privaten Gesangsunterricht genommen. Dann kam ein „Casting Call“ für das Erfolgsmusical “Miss Saigon” in Deutschland. Ich habe das einfach probiert und mit viel positiver Energie als Chance genommen. Und glücklicherweise hat es auch geklappt!

Was waren die Musicalrollen, die Sie bisher am liebsten gesungen und gespielt haben?

Lanie Sumalinog. Ich bin sehr dankbar, dass ich die Chance bekommen habe, die Rollen Kim und Gigi in „Miss Saigon“, Eponine und Cosette in „Les Misérables“, Esmeralda in „Der Glöckner von Notre Dame“ und Maria Magdalena in „Jesus Christ Superstar“ zu interpretieren.

Bei “Der kleine Horrorladen” sind Sie neben der Rolle der „Crystal“ auch als “Dance Captain” im Einsatz. Was genau muss man sich darunter vorstellen?

Lanie Sumalinog. Als Dance Captain achte ich darauf, die Choreografien der „Ronettes“ in bester Form zu halten. Das bedeutet, dass ich alle Fragen und Probleme kläre, die mit Choreografie und Positionen zu tun haben. Ich übe mit meinen Kolleginnen Angelika und Bettina vor jeder Vorstellung die Schritte, so eine Art Auffrischungsprobe. Denn wenn die Choreografie “schon im Körper” ist, wenn man nicht mehr denken muss: „Welcher Schritt kommt bloß als Nächstes?“, dann kann man wirklich beim Spielen auf der Bühne Spaß haben. (lacht) Und das überträgt sich natürlich auf die Zuschauer

Spät gefreit hat sehr gereut

Donizettis komische Oper »Don Pasquale« kommt als Gastspiel des Münchner Staatstheaters am Gärtnerplatz nach Heilbronn

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Hervorragend inszeniert, noch besser gesungen und bis in die kleinsten Rollen großartig besetzt − so kann man die einhellig positiven Kritikermeinungen zur Komischen Oper »Don Pasquale« am Münchner Staatstheater am Gärtnerplatz zusammenfassen. Jetzt kommt die erfolgreiche Inszenierung von Sängerinnen-Legende Brigitte Fassbaender nach Heilbronn. Einst startete sie ihre Weltkarriere in München und setzte diese später als erfolgreiche Regisseurin und bis 2012 als Intendantin in Innsbruck fort.
Besonders der delikate, lebensweise Humor ihrer Interpretation stieß auf Begeisterung. Im Interview mit der Münchner Abendzeitung sagte die Regisseurin 2012 im Vorfeld der Premiere: »Ich versuche, die Emotionen zu durchleuchten, mich mit den Personen glaubwürdig zu identifizieren. Man kann dieser Oper nicht mit Buffo-Polterei beikommen.«
Schon zur Uraufführung 1843 in Paris hatte das Publikum seinen Spaß an dem Hagestolz Don Pasquale, der sich auf seine alten Tage eine junge, knackige Frau nehmen will. Seinen Neffen Ernesto hingegen, der die arme aber hübsche Norina liebt, will er mit einer vermögenden Dame verheiraten: Entweder Hochzeit mit der Reichen oder Enterbung.
Das kann allerdings Don Pasquales Arzt Dr. Malatesta, der gleichzeitig der beste Freund von Ernesto ist, nicht mit ansehen. Er spinnt eine kleine Intrige zusammen, um Ernesto zum Glück zu verhelfen und dem alten Geizhals eine Lehre zu erteilen. Dr. Malatesta schlägt Don Pasquale seine Schwester Sofronia als Braut vor, bescheiden, sittsam, in einem Kloster erzogen und auch noch jung und schön. Hinter der angeblichen Schwester verbirgt sich jedoch niemand anders als Norina, die sofort ganz nach dem Geschmack des Alten ist. Schnell wird geheiratet. Doch kaum ist der – fingierte – Kontrakt geschlossen, verwandelt sie sich in eine Furie, die den Alten durch maßlose Geldausgaben ebenso ärgert, wie durch ihren Eigensinn … Wie Don Pasquale diese Heirat bereut, kann man sich denken und in 11 Vorstellungen zwischen Januar und März im Heilbronner Theater erleben.

»Applaus ist doof!«

Wie ein Dramaturg in acht Wochen zu 45 Kindern kam

Foto: Thomas Braun

Foto: Thomas Braun

»45!« rufe ich durch die offene Tür, »ich habe 45 Kinder bekommen.« Angelika Illenseer, eine der Damen in unserer Verwaltung, kann sich ein breites Grinsen nicht verkneifen: »Respekt! Wie haben Sie denn das geschafft?« Seit Wochen werden die Zahlen der Kinder durch die Büros der Leitungsetage angesagt wie Börsenkurse. Von Null auf Zwanzig, zurück auf Zwölf, dann hoch auf Dreißig. Der Höchststand mit Sechzig war – glücklicherweise – nur kurz zu halten.
Was ist da los? Das Badische Staatstheater Karlsruhe »borgt« dem Theater Heilbronn in diesem Winter seine Inszenierung von Humperdincks Operndauerbrenner »Hänsel und Gretel«, die dort seit mehr als zehn Jahren alle Jahre wieder vor vollem Haus läuft. Doch für das dort tanzende Kinderballett (14 Engel!) und den singenden Kinderchor waren die acht Fahrten vom Rhein an den Neckar nicht machbar. Zu spät wären sie zurück nach Hause gekommen – und das während der Schulzeit und meist unter der Woche. Schnell einigten sich beide Häuser schon im letzten Winter auf eine Lösung: Heilbronner Ballettelevinnen und Chöre sollen übernehmen und mit Hilfe des Originalchoreografen, Andrej Golescu, und des Originalregisseurs, Achim Thorwald, in den Opernabend »eingearbeitet« werden. Auf dem Papier alles gut und schön. Mit Edith Tilman und der Ballett- und Stepschule Münch war für die Tanzeinlage ein enthusiastischer, wunderbarer Partner gefunden.
Dann kam das Chor-Problem: Ich machte mich im Frühjahr auf die Suche. Zuerst mit sehr positiven Reaktionen der angefragten Chorleiter. Aber sehr schnell bekam ich zu hören: »Tut mir leid, das schaffen wir nicht«, oder »So viele Auftritte können wir nicht gewährleisten«. Schließlich zunehmend »Das ist jetzt leider zu knapp«. Und die Zeit lief weiter – und davon. Da gab’s am Ende nur eins: Einen eigenen Chor gründen. Geboren war der 45köpfige »Hänsel-und-Gretel-Projektchor«, zusammengestellt mit Rat und Hilfe einiger Musiklehrer aus Heilbronn und der Region. Für die Einstudierung ließ sich Andrea Voit-Erlewein gewinnen, die das Ensemble des Theaters Heilbronn seit Jahren stimmlich und gesanglich betreut und schult. Continue reading “»Applaus ist doof!«”