Vom Häuserbauen und der Pusteblume

Ein tolle Performance boten die Schülerinnen und Schüler der Lindenparkschule und der Fritz-Ulrich-Schule, die eine Woche lang mit den Profis der berühmten Candoco-Dance-Company aus London trainiert haben. Zwei Vorstellungen ihres Stücks “Vom Häuserbauen und der Pusteblume” zeigten sie im Foyer des Komödienhauses und wurden dafür heftig bejubelt. Tim von der Fritz-Ulrich-Schule erzählte im Publikumsgespräch, dass diese eine Woche ihn sehr verändert habe. Körperbewusst und selbstbewusst hat sie diese Woche gemacht. Auch wenn der Workshop jetzt zu Ende ist, wollen die Jungen und Mädchen weitermachen. Und wer weiß, vielleicht kann das Pflänzchen, das da in die Erde gesetzt wurde, ja wachsen. Auch die Candocos haben sich vor 20 Jahren in einem Workshop kennengelernt.

Die weltberühmte Candoco-Dance-Company hat nicht nur in jeder Hinsicht eine großartige Arbeit geleistet: Als Tänzer und als Leiter zweier Workshops  für Schüler und für Lehrer. Sie hat sich auch noch in Heilbronn un in unserem Theater sehr wohl gefühlt. Aber lest selbst im Blog der Candoco-Dance-Company: International Touring and other sunny delights

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Pressestimmen: “Plötzlich hat es Spaß gemacht” von Leonore Welzin

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Tanz zwischen Himmel und Erde

Drückt die Daumen, dass in der Nacht von Freitag zu Samstag speziell ab 22 Uhr das Wetter gut ist. Und dann kommt zu dieser Zeit an den Brunnen vor dem Theater. Ihr werdet Zeugen eines einzigartigen Tanzerlebnisses: Die Pariser Compagnie Retouramont tanzt an der Fassade des K3-Gebäudes. Zusammen mit faszinierenden Videocollagen, die die Künstler  in den letzten Tagen hier gedreht haben, mit Musik  und mit dem akrobatischen Fassadentanz entsteht ein Kunstwerk von einzigartiger Schönheit. Das Ganze ist bei freiem Eintritt am Freitag, 11. Mai, um 22 Uhr auf dem Berliner Platz zu sehen.

Erste Probenbilder auf dem Theatervorplatz …

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Candoco Workshop mit Schülern der Lindenpark- und der Fritz-Ulrich-Schule

Bis vor einer Woche waren sie ganz normale Schülerinnen und Schüler zwischen 13 und 15 Jahren an der Lindenpark- und an der Fritz-Ulrich-Schule in Heilbronn. Jetzt sind sie Tänzerinnen und Tänzer, die heute Abend nicht nur eine spannende Vorstellung von ihrem Tanzstück „Vom Häuserbauen und der Pusteblume“ zeigen werden, sondern die auch noch viel öffentliche Aufmerksamkeit für ihr außergewöhnliches Projekt erfahren. Ein Kamerateam des SWR filmte und interviewte die Mädchen und Jungen, eine Rundfunkreporterin erstellte eine Radio-Reportage und in verschiedenen Zeitungen und Online-Tanzportalen wird über das Projekt berichtet. Die Workshop-Leitung hat ein Team der berühmten Londoner Candoco-Dance-Company  inne. Sechs Tage lang wurde täglich sechs Stunden lang geprobt. Ein Credo der Company, in der behinderte und nichtbehinderte Tänzer seit 20 Jahren zusammenarbeiten: Jeder Mensch ist einzigartig und das Besondere gilt es zu entdecken. Das scheint auch innerhalb dieser Woche mit den Schülern gelungen zu sein. Diese haben es nicht nur gelernt, bewusst mit ihrem Körper umzugehen, Emotionen und Situationen tänzerisch auszudrücken, sondern sie sind sich auch darüber klar geworden, dass sie selbst ganz außergewöhnliche junge Menschen sind. Mit Herzklopfen blicken sie ihrer heutigen Vorstellung vor rund 300 Zuschauern entgegen – um 19 Uhr und 20 Uhr im Komödienhausfoyer. Sie sind quasi die Vorgruppe der Candoco-Company, die um 19.30 Uhr  im Komödienhaus ihr StückTurning 20“ zur Deutschen Erstaufführung bringt. Doch egal, wie die Vorstellung heute für die Jugendlichen läuft, das Selbstbewusstsein, das sie in der einen Woche erworben haben, kann ihnen keiner mehr nehmen.

Die weltberühmte Candoco-Dance-Company hat nicht nur in jeder Hinsicht eine großartige Arbeit geleistet: Als Tänzer und als Leiter zweier Workshops  für Schüler und für Lehrer. Sie hat sich auch noch in Heilbronn un in unserem Theater sehr wohl gefühlt. Aber lest selbst im Blog der Candoco-Dance-Company: International Touring and other sunny delights

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Druckfrisch: Vorschaubuch 2012/13 ist da!

Hurra, unser Spielzeitbuch für 2012/13 ist  da. Reimt sich! Liegt vielleicht daran, dass gestern Abend die erste Probe vom „Sommernachtstraum“, in dem die Liebesverwirrungen vor allem in heiteren Versen verhandelt werden? Doch vor Probenbeginn hatten wir die große Freude, eine Riesenlieferung mit unseren druckfrischen Jahresvorschauheften in Empfang zu nehmen. 360 Seiten pralle Informationen und Fotos über alles, was Euch in der nächsten Saison erwartet. Alle Stücke kurz beschrieben und mit weiterführenden Infos versehen, dazu gibt es Fotos von unseren Schauspielern hinter den Kulissen, viele Vorstellungstermine und  die ganze Vielfalt unserer Abonnements – Ihr findet einfach alles, was man über die neue Saison wissen muss. Die Bücher sind kostenlos abzuholen im Besucherservice des Theaters. Wir sind gespannt, wie sie Euch gefallen.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Roter Samt und Sternenhimmel

Wohl jeder Mitarbeiter des Theaters wurde in seinem Berufsleben schon einmal gefragt: »Und was machen Sie vormittags?« Viele Menschen haben im Kopf, dass an den Abenden die Vorstellungen im Theater laufen, und können sich nicht vorstellen, dass dort fast rund um die Uhr und natürlich auch vormittags gearbeitet wird. Zum Beispiel in der Dekoabteilung

Sandra Horvath und Reiner Hennrich arbeiten am Mobiliar für »Lola«.

Roter Samt und goldene Borte – das Bett von »Lola« für das gleichnamige Schauspiel nach Fassbinder braucht einen altmodisch-plüschigen und etwas anrüchigen Charakter. Schließlich ist Lola Nachtclubsängerin in einem Edelbordell. Für das richtige Interieur einer Inszenierung sorgt die von allen schlicht als »Deko« bezeichnete Abteilung. Die Werkstatt wirkt trotz ihrer Größe sehr gemütlich – schließlich ist der Sinn für Atmosphäre in Räumen eine der wichtigsten Eigenschaften, die man in diesem Beruf mitbringen muss. In der Mitte steht ein riesiger Arbeitstisch, an dem alle sechs Kollegen gleichzeitig tätig sein können. An den Wänden hängen bunte Teppiche, die für schon abgespielte Inszenierungen angefertigt wurden. In Regalen lagern farbige Stoffballen, PVC-Rollen, Stahlfedern für Sitzmöbel, robuste Scheren oder Seile und Kordeln aller Art. An der Fensterseite stehen 6 Nähmaschinen – eine, so laut wie ein LKW, ist für schwere Vorhangstoffe gedacht und kapituliert auch nicht vor Plastikbahnen. Viele Näh-Arbeiten werden aber noch mit der Nadel in der Hand verrichtet. So wie jetzt eben das Nähen der goldenen Kordel um das rote Samtbett. Sandra Horvath liebt diese Tätigkeit, die sie sehr akribisch verrichtet. »Nur weil das Möbelstück meterweit vom Auge des Betrachters entfernt steht, darf man sich trotzdem nicht um einen halben Zentimeter vertun. Man sieht es, wenn es nicht stimmt«, versichert sie. Mit dem gleichen roten Samt bezieht ihr Kollege Reiner Hennrich einen alten Sessel, der die Einrichtung von »Lola« komplettieren wird. Dafür wurde ein altes, ziemlich abgewirtschaftetes Möbelstück aus dem Fundus geholt, die Federn neu gespannt, frisch gepolstert und schließlich bezogen. Reiner Hennrich ist seit zwanzig Jahren am Theater Heilbronn. Früher hat er Autositze in teure Limousinen eingebaut. Als das Theater eine Stelle als Dekorateur ausschrieb, hat er sich beworben, um den zugegebenermaßen sehr gut bezahlten Job in der Autoindustrie mit der sehr abwechslungsreichen Arbeit im Theater einzutauschen.

Ohne gute Scheren geht gar Nichts bei Chefin Angelika Wagner.

Ähnlich kam Angelika Wagner, die seit zwei Jahren die Abteilung leitet, ans Theater. Sie ist gelernte Raumausstatterin. Ihr Markenzeichen ist eine große Schere, die sie immer in der Hosentasche trägt und Stecknadeln am Pullover. »Nähen, polstern, tapezieren, Fußböden verlegen – das sind unsere Arbeiten, wie bei einem Raumausstatter auch«, beschreibt sie. Allerdings sind die Dimensionen viel größer und die Deko-Artikel alles andere als gewöhnlich. Wann braucht man in einer Wohnung schon mal einen riesigen Vorhang aus Goldlaméstreifen wie bei »Ladies Night«? Die Blasen an den Händen vom Zuschneiden sind mittlerweile verheilt. Oder wer benutzt Toilettenpapier von einem Meter Breite – wie es in »Hase Hase« gebraucht wurde? Wer weiß, wie man handgemalte Tapeten verklebt, wie es bei »Arsen und Spitzenhäubchen« erforderlich war? Eine der spannendsten Herausforderungen waren die Stalaktiten aus Stoffballen, die in der Inszenierung »Die Irre von Chaillot« von der Decke hingen und für die Tonnen von Stoffresten verarbeitet wurden. Für diese Stoffinstallationen gab es in so mancher Vorstellung Szenenapplaus – diese unmittelbare Reaktion auf ihre Arbeit erfahren die Dekorateure nur selten. Ihren persönlichen Beifall erhalten sie zumeist am Tag der technischen Einrichtung vom Bühnenbildner rund zehn Tage vor der Premiere. »Das sind quasi unsere Auftraggeber«, erklärt Angelika Wagner. Das Bühnenbildmodell, technische Zeichnungen und schriftliche Erläuterungen sind ihre Arbeitsgrundlage. Diese sind für jede Inszenierung auf einem gelben Blatt festgehalten, das an der Eingangstür zur Deko klebt. WAS sie bauen und einrichten sollen, geht daraus hervor. WIE sie es tun, ist ihrer Kreativität, ihrer Stilsicherheit und ihrem handwerklichen Geschick überlassen. »Wir entwickeln Proben und sprechen die Materialien mit dem Bühnenbildner ab. Anschließend wird in Großformat gearbeitet«, erklärt die Abteilungsleiterin. Für »Lola« zum Beispiel lautete die Anforderung: Gebraucht wird ein wunderschöner Sternenhimmel. Der entsteht aus pechschwarzem Samt: 15 Meter breit, 10 Meter hoch, in den viele kleine Löcher gestanzt werden. Mit Hilfe einer kunstvollen Beleuchtung von hinten erhält man auf diese Weise die perfekte Illusion einer sternenklaren Nacht.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Interview mit der Tänzerin Nefeli Skarmea

Interview mit der Tänzerin Nefeli Skarmea

Die Griechin Nefeli Skarmea ist eine gefragte Tänzerin, die schon mit zahlreichen Choreografen gearbeitet hat. 2012 nimmt sie bereits zum dritten Mal am Heilbronner Tanzfestival teil, das ist Zufall – aber nicht nur. 2009 trat sie in “meinland” von Philip Bergmann auf. 2011 tanzte sie ein wunderbares Duett mit dem Taiwanesen Shang-Chi Sun und erzählte nach der Aufführung von einem ungewöhnlichen Projekt, das gerade entstanden war: “Sideways rain” des in Genf lebenden Brasilianers Guilherme Botelho. Aufgrund ihrer Empfehlung habe ich mir „Sideways rain“ angesehen und war sofort überzeugt von diesem Stück, das nun das Heilbronner Festival am 09. Mai im Großen Haus eröffnen wird.

 

Karin Kirchhoff (Kuratorin Tanz! Heilbronn): Nefeli Skarmea, Sie leben in Berlin, wie kam es dazu, dass der in Genf arbeitende Guilherme Botelho Sie engagiert hat?

Nefeli Skarmea.: Cie. Alias hat ein Vortanzen im Tanzhaus NRW in Düsseldorf angekündigt, und ich hatte in der Zeit nach neuen Engagements gesucht. Das ist schon vor ungefähr 4 Jahren. Eigentlich hat Guilherme nach Tänzern für eine frühere Produktion gesucht. Es war ein sehr langer Tag, ich hab’s auch bis zum Ende geschafft, aber er hat mich trotzdem nicht für das Stück engagiert… Diese Kostprobe seiner Arbeit habe ich aber sehr genossen und geschätzt und anderthalb Jahre später, als ich in Lausanne für eine andere Kompanie vortanzen war, habe ich beim Alias Studio in Genf “vorbeigeschaut” und mit der Gruppe trainiert. Durch diesen neuen Kontakt hat mir dann Gui angeboten bei Sideways Rain mitzumachen.

 

K.K.: Das Stück war international schon viel unterwegs. In welcher Stadt oder welchem Land sind Sie besonders gerne gewesen?

 N.S.: Natürlich freut man sich, in südlichen Ländern bzw. wärmeren Orten Gastspiele zu haben. Zagreb und Porto, Tel Aviv und Sao Paolo haben das Team besonders glücklich gemacht! Letztes Jahr am Ende des Sommers haben wir in Zürich getanzt, in einem Theater dessen Backstage-Bereich direkt am Züricher See liegt. Das Wetter war in der Zeit ganz wundervoll, und jeden Tag nach der Verbeugung sind wir alle nackt ins Wasser gesprungen; das war immer nach der ganzen Erschöpfung, der Anstrengung vom Stück, ein absolut fantastisches Gefühl…!
Ich freue mich auch immer, wenn Gui über das Stück spricht. Er hat eine sehr einfache aber poetische Art, über die Konzeption des Stücks zu erzählen; wie er von seiner eigenen Aktivität des Laufens inspiriert wurde, wie sich alles vorwärts bewegt wie ein Fluss auf der Bühne, wie es nicht über Beziehungen zwischen Menschen handelt sondern über das Individuum innerhalb seines Lebensflusses.

 

K.K.: Ihr seid mit 17 Leuten auf Tour. Weil die Gruppe so groß ist, müssen sich die Tänzer Doppelzimmer teilen, um Kosten zu sparen. Geht man sich da manchmal auf die Nerven?

 N.S.: Wir sind sehr unterschiedlichen Alters, von 20 bis 38 Jahren ungefähr, trotzdem verstehen wir uns extrem gut und hatten nie wirklich Probleme. Niemand will das Zimmer mit Fabio teilen, weil er anscheinend schnarcht, deswegen teile ich es mit ihm, da ich so tief schlafe.

 

K.K.: Gibt es etwas, worauf Sie sich in Heilbronn freuen, oder woran Sie sich vom letzten Aufenthalt noch gut erinnern?

N.S.: Vom Tanz! Heilbronn Festival habe ich mich immer sehr willkommen gefühlt. Wir freuen uns natürlich auf ein enthusiastisches Publikum, was ich bis jetzt in Heilbronn jedes Mal so erlebt habe.

 

 

Nefeli Skarmea ist auf dem Bild ganz links zu sehen. Foto: Cie. Alias/Guilherme Botelho (Genf)

Macht und Moral, Gefühle und Geschäfte

Alejandro Quintana inszeniert im Großen Haus Fassbinders »Lola«

Wenn eine Hand die andere Wäscht, wird alles zum Geschäft—auch die Liebe. – Foto: Rebecca Göttert

Ich bin die fesche Lola, stellt sich Marlene Dietrich singend als der »Blaue Engel« in dem gleichnamigen Film von Josef von Sternberg vor, einer Adaption von Heinrich Manns Roman »Professor Unrat«. »Lola« heißt – nicht zufällig –  der inzwischen als Klassiker gehandelte Film des Regisseurs Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1981. Nach dem überwältigenden Erfolg von »Die Ehe der Maria Braun« gab Fassbinder seinem Drehbuchautor Peter Märthesheimer den Auftrag, ihm einen »Blauen Engel« zu schreiben und ihn in die Adenauer-Ära der 50er Jahre zu versetzen. Den Dietrich-Film allerdings dürfe er sich bis zur Ablieferung des Textes auf keinen Fall noch einmal anschauen.

Der erste Versuch fand keine Gnade vor den kritischen Augen Fassbinders. Also machten sich Märthesheimer und seine Koautorin Pea Fröhlich noch einmal an die Arbeit und erfanden – in sechs kurzen Wochen – »Lola«: Eine böse Dreiecksgeschichte aus der Wirtschaftswunderzeit. Mit Misstrauen und Vorsicht reagieren die Honoratioren einer Kleinstadt auf den neuen Baudezernenten, Herrn von Bohm, der mit seiner Korrektheit das einträgliche Arrangement zwischen Politik und Wirtschaft zu stören droht.

Doch dann interessiert sich die faszinierende und provozierende Lola für ihn, die Geliebte des Baulöwen Schuckert und die Hauptattraktion des lokalen Bordells, in dem die eigentlichen Geschäfte dieser feinen Gesellschaft gemacht werden. Von Bohm verliebt sich in Lola. Noch weiß er nicht, wer oder was sie ist. Doch eine Lunte ist gelegt. Wird das durch und durch korrupte System von »Eine-Hand-wäscht-die-andere«, von dem die Machteliten der Stadt kräftig profitieren, jetzt explodieren?

Aus seinem Drehbuch schuf Märthesheimer 1998 eine Bühnenfassung, ein ironisch als »Kleinbürgertragödie« untertiteltes Schauspiel um Macht und Moral, Gefühle und Geschäfte. Wie Fassbinder ist er nicht an einem historischen Sittengemälde interessiert, sondern an den Parallelen zwischen der politischen und wirtschaftlichen Amoralität des Wiederaufbaus und seiner und unserer Gegenwart. Nach »Angst essen Seele auf« bringt das Theater Heilbronn zum zweiten Mal einen Fassbinder-Film auf die Bühne. Regisseur Alejandro Quintana wird »Lola« mit Chansons und Schlagern aus der Wirtschaftswunderzeit inszenieren.

Andreas Frane, Dramaturg

Regie: Alejandro Quintana
Ausstattung: Marie-Luise Strandt
Mit:
Johannes Bahr
Sylvia Bretschneider
Stefan Eichberg
Angelika Hart
Susan Ihlenfeld
Gabriel Kemmether
Nicolas Kemmer
Rolf-Rudolf Lütgens
Tobias D. Weber
Statisterie

Der „Boxer“ durch die Linse

Ein Gewitter an Klicks füllt den Zuschauerraum der Kammerspiele. Die beiden Schauspieler auf der Bühne lassen sich davon nicht aus dem Spiel bringen, sie wissen, dass die Geräuschkulisse einen guten Grund hat.
Seit einigen Spielzeiten sind die Schülerinnen und Schüler der Schule für Gestaltung des Kolping Bildungszentrums Heilbronn zu Gast in unseren Kammerspiel-Proben. Mit ihren Kameras fangen sie unter der Anleitung von Lehrer Jürgen Häffner ganz individuelle Blicke auf ausgewählte Inszenierungen ein und stellen die Ergebnisse dann im Foyer der Kammerspiele aus.
Ab sofort hängen die Fotos von acht SchülerInnen der Klasse FMT2 von unserem Jugendstück „Das Herz eines Boxers“ mit Frank Lienert-Mondanelli und Peter Volksdorf. Vom intensiven, überraschend geheimnisvollen Boxer-Portrait bis zur Momentaufnahme einer witzigen Zweier-Szene reichen die Eindrücke, die die Klasse von Petra Wüllenwebers Inszenierung aufgenommen hat. Ein Blick ins Kammerspiel-Foyer lohnt vor den Vorstellungen!

Andreas Frane, Dramaturg

Die Heimkehr der Köpfe

Die Heimkehr der Köpfe
Eine Initiative des Theatervereins Heilbronn

Über 40 Jahre lagen sie verborgen im Lapidarium der Stadt: Sechs große Maskenköpfe aus Heilbronner Sandstein. Einst zierten sie das Jugendstiltheater in Heilbronn, das der berühmte Architekt Prof. Theodor Fischer projektiert hat. 1913 wurde es eröffnet und schloss als Zierde der Stadt die nördliche Allee ab. Beim Bombenangriff am 4. Dezember 1944 wurde das Theater stark beschädigt und seitdem nicht mehr bespielt. Nach langen, kontroversen Diskussionen erfolgte am 18. Juni 1970 die Sprengung des prächtigen Gebäudes und die Köpfe verschwanden in der Versenkung.

Jetzt möchte das Theater die sechs großen Maskenköpfe wieder nach Hause holen und ihnen ein würdiges Umfeld geben. Wie schon vor 100 Jahren sollen sie mit Beginn der Spielzeit 2012/2013, wenn auch das Foyer saniert ist, wieder vom Theater auf den Berliner Platz herunterschauen und die Besucher begrüßen. Der Heilbronner Bildhauer Karl Gimmi (1870-1955) hatte die grotesken Maskenköpfe nach dem Vorbild antiker griechischer Schauspielmasken geschaffen. Sie waren an der Brüstung der großen Terrasse an der halbkreisförmigen Südfassade angebracht. Inhaltlich standen sie im unmittelbaren Zusammenhang mit den Fresken an der Brüstung, die der Schweizer Maler Alfred Heinrich Pellegrini zu den Themen Sinnlichkeit, Anbetung, Leidenschaft, Verzweiflung und Resignation geschaffen hat. Zwei der Maskenköpfe wurden bei dem Bombenangriff auf Heilbronn zerstört und 1949 durch Kopien ersetzt.

Wir als Theaterverein möchten Geld sammeln, um  die Maskenköpfe restaurieren und eindrucksvoll präsentieren zu können. Wir rufen alle Theaterfreunde dazu auf, die Heimkehr der Köpfe finanziell zu unterstützen. Die Kosten betragen rund  25 000 Euro. Damit wollen wir nicht nur an die lange und gute Theatergeschichte in Heilbronn erinnern. Wir möchten auch die  Tradition des Bürgerengagements für das Heilbronner Theater wieder beleben. Alle drei Theaterbauten, die in Heilbronn errichtet wurden, 1844, 1913 und 1982, sind dank des großzügigen Engagements der Einwohner dieser Stadt möglich geworden.

Vielen Dank!
Ihr Theaterverein Heilbronn

Spendenkonto
Empfänger: Theaterverein
Kontonummer: 27 48 43
Bankleitzahl: 620 500 00
Kreissparkasse Heilbronn
Kennwort: Köpfe
Auf Wunsch: Spendenbescheinigung

Herausgeber:
Theaterverein Heilbronn e.v.
Lerchenstraße 70
74074 heilbronn
Tel.: 07131/164317
Vorsitzende: Hanne Jacobi
Redaktion: Silke Zschäckel
Fotos: Theater Heilbronn

Wer betrügt hier wen?

Mozarts »Le nozze di Figaro« aus Augsburg zu Gast

Kammerdiener Figaro möchte die Zofe Susanna heiraten, doch das ist nicht so einfach. Graf Almaviva, als Herr der beiden, ist selbst auf Susanna scharf und will sein Recht auf die erste Nacht geltend machen. Figaro indes kommt durch ein früher gegebenes Heiratsversprechen an die alte Haushälterin Marzelline in Bedrängnis. Die Gräfin ist eifersüchtig auf Susanna. Und der Page Cherubino ist unsterblich in die Gräfin verliebt. Die vielen Verwicklungen und Intrigen bringen die Hochzeit in Gefahr. Doch Figaro rettet sie mit List und Geschick und sorgt noch dafür, dass am Ende jeder Topf sein Deckelchen findet.

Die Hochzeit des Figaros

Wenn es eine musikalische Komödie in letzter Perfektion gibt, dann ist es »Le nozze di Figaro«. Mozart und da Ponte formten aus Beaumarchais’ am Vorabend der französischen Revolution entstandenem Lustspiel um die politisch-erotischen Nöte eines Grafen, der seinem Kammerdiener die Braut ausspannen will, ein psychologisches und musikalisch-theatrales Meisterwerk, in dem sich Charaktere, Handlung und Musik in unerreichter Weise durchdringen und bedingen. Mozart schuf authentische Figuren mit all ihren Widersprüchen, ihren Trieben und Sehnsüchten, ihren Ängsten und Hoffnungen. Was Susanna, Figaro, der Graf und die Gräfin tun und was sie fühlen, ist nicht an eine Zeit gebunden, es ist heute so wahr und unmittelbar wie im 18. Jahrhundert.

Jan Philipp Gloger, eigentlich ein Schauspielregisseur, hat in Augsburg erstmals eine Oper inszeniert und damit das Publikum und die Kritiker begeistert. Diese Inszenierung hat für so viel Furore gesorgt, dass er neben den großen Bühnen im Schauspiel nun auch die großen Häuser im Musiktheater erobert. Gerade hat er an der Dresdner Semperoper Händels »Alcina« herausgebracht und für die Festspiele auf dem Grünen Hügel in Bayreuth inszeniert er in diesem Jahr den »Fliegenden Holländer«.

Die Hochzeit des Figaros

 

Le nozze di Figaro (Die Hochzeit des Figaro)
Opera buffa in vier Akten von Wolfgang Amadeus Mozart
Gastspiel des Theaters Augsburg

Premiere am 30. März 2012, 19.30 Uhr, Im Großen Haus

Musikalische Leitung: Carolin Nordmeyer
Inszenierung: Jan Philipp Gloger
Bühne: Ben Baur
Kostüme: Karin Jud
Choreinstudierung: Karl Andreas Mehling
Dramaturgie: Ralf Waldschmidt