40 junge Sängerinnen und Sänger singen hintereinander insgesamt 41 Arien auf der Bühne des Großen Hauses. Sie kommen aus aller Frauen und Herren Länder, von Norwegen bis Südafrika, von Brasilien bis Südkorea, von Pforzheim bis Schwäbisch Hall. Das hat es am Theater Heilbronn so noch nicht gegeben. Am Ende des Castingtages ist nicht nur die aus Stuttgart angereiste Korrepetitorin Kazuko Nakagawa erschöpft, auch dem vielköpfigen Gremium im Zuschauerraum schwirren die Noten durch die Köpfe – und jetzt hat es die Qual der Wahl, jetzt muss entschieden werden.
Den Anfang nahm dieses »Wagnis« bereits im Herbst 2013 bei einer Art »Intendanten-Gipfel« im Büro von Axel Vornam am Berliner Platz. Der Intendant des Theaters Heilbronn und sein Kollege vom Württembergischen Kammerorchester Heilbronn, Dr. Christoph Becher, hatten lange darüber gesprochen, wie man die nun schon sieben Jahre andauernde, erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen beiden Institutionen weiterführen könnte. Warum nach dem Erfolg mit sehr unterschiedlichen Projekten wie »sinn_spuren« oder »Winterreise« und der Uraufführung der Kammeroper »Minsk« nicht eine Repertoire-Oper wagen? Einen »Klassiker« der Opernliteratur, den man mehr als nur vier Vorstellungen lang auf dem Spielplan des Großen Hauses halten kann. »Das machen wir, aber es muss für uns machbar sein«, beschließen beide Intendanten gemeinsam mit Ruben Gazarian, dem Chefdirigenten des Württembergischen Kammerorchesters – und treffen sich in der Diskussion bei dem von allen dreien hoch geschätzten Wolfgang Amadeus Mozart. Schnell fällt die Wahl auf sein »dramma giocoso«: »Così fan tutte«.
Doch woher nun die Sänger nehmen? Da es sich bei Mozarts und Da Pontes Figuren mit einer Ausnahme um junge Menschen handelt, deren noch sehr unreife Vorstellungen von Liebe und Beziehungen an der Realität zerschellen, könnte das kleine, aber feine Ensemble sich doch aus Sängerinnen und Sängern zusammen setzen, die gerade von der Hochschule kommen und am Anfang ihrer Karriere stehen. Christoph Becher hat die richtige Telefonnummer parat: Er nimmt Kontakt zu Prof. Ulrike Sonntag an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart auf, ein Treffen in einem Stuttgarter Café schürt die gemeinsame Begeisterung, ein Vorsingen wird anberaumt. Mit verblüffendem Ergebnis: Ganze Trauben von Studierenden der Hochschule (siehe oben) machen sich am 30. Juni auf den Weg nach Heilbronn, um sich Axel Vornam und Christoph Becher, Dirigent Ruben Gazarian und Dramaturg Andreas Frane vorzustellen.
Am frühen Abend sollen die Entscheidungen fallen: Nicht nur auf schöne Stimmen, auf Artikulation und Timbre kommt es an, auch die »Typen« von Fiordiligi und Dorabella, Ferrando und Guglielmo und der kecken Kammerzofe Despina müssen passen, Präsenz und Spielfreude kommen als Voraussetzungen dazu. Die Beratung im Intendanzbüro im zweiten Stock des Theaters braucht ihre Zeit, denn viele der Studierenden bestachen durch tolle Leistungen: Welche Kandidaten aber passen jeweils als Paare zusammen? Wie unterschiedlich sollen die Damen sein? Die Diskussion über die jungen Sängerinnen und Sänger greift vor allem bei Regisseur Vornam und seinem Dramaturgen schon ins Konzeptionelle. Wie stellen sie sich die Figuren vor und was müssen die Sänger darstellerisch erfüllen?
Die Herrenpartien sind schnell besetzt, für die Damen in der Endrunde bringt aber erst ein weiteres Arbeitstreffen im September auf der Probebühne die Entscheidung: Und jetzt freuen wir uns auf Manuela Viera dos Santos (Fiordiligi), Haruna Yamazaki (Dorabella) und Isabella Froncalla (Despina), Yongkeun Kim (Ferrando) und Jongwook Jeon (Guglielmo). Mit dem Bassisten Frank van Hove stößt für die Rolle des abgeklärten, ironischen Philosophen Don Alfonso ein international bekannter Opern-Profi zum Ensemble dazu. Als Chor unterstützt uns das Heilbronner Vokalensemble Alto e Basso unter der Leitung von Michael Böttcher. Und wer weiß, vielleicht verbirgt sich unter den talentierten Absolventinnen und Absolventen der Hochschule ein großer Gesangsstar von morgen?
Kategorie: Allgemein
Zwei wie Feuer und Wasser
Wochenpraktikantin Anna Gazarian war bei einer Durchlaufprobe der Komödie „Die Nervensäge“ dabei.
„Ich will nicht in die Anstalt“, schluchzt Pignon, der gerade einen Selbstmordversuch überlebt hat. Wenn der ihn bemitleidende Hotelpage Vincent und Ralph, sein zwielichtiger Zimmernachbar, nur wüssten, dass sich schon bald die Rollen tauschen werden und alles Kopf stehen wird – und alles nur wegen dem gerade noch so aus Liebeskummer winselnden Pignon…
Obwohl in der Bühnenprobe unter der Leitung von Hausregisseur Alejandro Quintana, die ich besucht habe, noch nicht alle Kostüme fertig waren und nur im Arbeitslicht geprobt und auch an den Sounds, den Effekte und an der Musik noch getüftelt wurde, konnte man schon feststellen, dass Nils Brück und Tobias Weber die beiden Hauptrollen, die so verschieden sind wie Feuer und Wasser, so überzeugend spielen, dass man meinen könnte, die Nervensäge und der Killer seien ihre zweiten Identitäten. Dass die Beiden vom Typ her unterschiedlicher nicht sein könnten, fiel mir schon auf, als sie ganz zu Beginn nacheinander von Joachim Förster, der die Rolle des immer wieder auftauchenden Hotelboy innehat, in ihre Räume geführt werden.
Pignon ist ein naiver, schusseliger aber dennoch liebenswerter Mensch, während Jean zielstrebig und genau wirkt und es gar nicht mag, wenn man ihn bei seiner Arbeit stört. Und dann gibt es da noch Louise (Sylvia Bretschneider), die Pignon zurückgewinnen will, ihren Freund Doktor Wolf, der die Nase von Pignon auch schon gehörig voll hat und mit seinem Auftritt das Chaos perfekt macht, und einen Polizisten (Andreas Eber), der sonst eigentlich viel über sich ergehen lassen muss. Bei dieser Probe kann er aber nicht dabei sein und wurde deswegen von der Souffleuse Elke Hodok eingelesen.
- Aber … was hat überhaupt der Polizist im Hotel zu suchen?
- Und was genau hatte Jean so dringend zu erledigen?
- Und was bringt ihn dazu, am Schluss mit den Nerven am Ende zu sein und sich zu wünschen, dass Pignon bloß nie sein Zimmernachbar gewesen wäre?
Wenn Sie das erfahren wollen und Komödien mit kurzen Witzen und raffiniert eingesetzter Musik mögen, ist „Die Nervensäge“ perfekt für Sie.
Das Stück feiert am 12. März im Komödienhaus Premiere und ist eine absolute Empfehlung
Von Anna Gazarian
Workshops für Männer und Frauen im Rahmen des Festival Tanz! Heilbronn
Im Tanz begegnen – Zwei Workshops – zwei Polaritäten
Workshops für Frauen und Männer ab 40 Jahren – ohne Vorkenntnisse
mit Christine Grunert und Olaf Herzog
Mit Elementen des zeitgenössischen Tanzes und des Tango gehen die Workshopteilnehmer auf die Suche nach ihren jeweiligen weiblichen und männlichen Eigenschaften, die jeder in sich trägt. Zunächst treffen sich die Frauen und die Männer in den dreitägigen Workshops separat, um am Ende zum Austausch der tänzerischen Ergebnisse zusammenzukommen.
8./9./10. Mai 2015 Workshop in den Steps Tanzstudios
Gender as performance
Für Menschen ab 14 Jahren – ohne Vorkenntnisse
Mit Diane Torr
Hier erkunden die Teilnehmer im Gespräch und in der Bewegung die Ursprünge von Geschlecht (gender) und Identität. Sie kreieren für sich neue Gestaltungsmöglichkeiten und suchen nach Räumen jenseits der bipolaren Geschlechterbilder. Diane Torr ist eine weltweit bekannte Performance-Künstlerin, die insbesondere als Drag- King-Pionierin berühmt wurde. (drag king: Frau, die mittels Aussehen und Verhalten eine Männerrolle einnimmt). Ihre Workshops „Man for a day“ gibt sie seit über 20 Jahren für Frauen und für Männer die Workshops „Woman for a day“.
Erster bundesweiter Tag der Theaterpädagogik in der BOXX
Mehr Drama, Baby!
[tribulant_slideshow post_id=“7810″]
Freitag, den 27.2.2015. Die Luft steht still in der BOXX, aber das ist dann auch schon alles, was sich nicht bewegt.
Am späten Freitag treffen sich die fünf Theaterclubs des Heilbronner Theaters mit zwei Theatergruppen aus Eppingen und Neckarsulm zur dritten Clubszene in dieser Spielzeit. Es ist der erste bundesweite Tag der Theaterpädagogik unter dem Motto „ Mehr Drama, Baby!“ und dabei beteiligt sich auch die Abteilung Theaterpädagogik des Theaters Heilbronn.
An die 50 Jugendliche im Alter von 8 – 25 Jahren begegnen sich, um gemeinsam im Schnellverfahren dramatische Tode zu sterben oder im Zombi-Spezial-Modus wieder zum Leben zu erwachen. Wer man ist, verraten einem die anderen, wenn sie vormachen, wie man sich bewegt oder den Mitmenschen begegnet. Denn der Name der neuen Identität klebt an der eigenen Stirn. Shakespeare, Einstein, Madonna und Bob der Baumeister – alles dabei. Wir können nur herausfinden, wer wir sind, wenn unser Gegenüber uns die passenden Gesten, die treffende Mimik vormacht. Bei der Auflösung tritt jeder in die Mitte des Stehkreises und löst das Rätsel. Nicht jeder von uns trifft ins Schwarze, aber alle treffen die Lachnerven der anderen.
Niemand hat Berührungsängste. Aus zwei fremden Menschen wird einer: In Paaren finden wir uns zusammen. Einer stellt sich hinter den anderen, umschlingt den Oberkörper mit seinen Armen und untermalt alles, was der Vordermensch sagt mit Gesten.
Alle mischen sich, bleiben dann bei STOPP vor einem anderen Paar stehen und tauschen sich über das Lieblingsrezept, den ersten Fallschirmsprung und den fiesesten Lehrer der Schule aus.
Nach den Aufwärm- und Kennenlernspielen zeigt jede Gruppe ihre Arbeit.
Anhand von drei Standbildern sollen wir anderen beschreiben, an was gerade geprobt wird.
Unterschiedlicher können die Projekte nicht sein: Von Tschick, über eine Anlehnung an Schillers Räuber bis zu einem Wettbewerb zwischen verschiedenen Kulturen reicht die bunte Palette der Ideen. Dann gibt es noch selbstentwickelte Stücke, auf die wir gespannt sein können, über die mysteriöse Welt von Albus Arcus, einem Klassentreffen nach 10 Jahren, bei dem die unterschiedlichsten Menschen aufeinandertreffen, auf der Suche nach Dingen, die die Gruppe noch verbinden oder jeden einzelnen zusammenhalten.
Die Jüngsten erarbeiten etwas zum Thema Wald und stellen sich viele Fragen, wie zum Beispiel die, warum wir den Wald brauchen und warum wir ihn verschmutzen.
Ab 21 Uhr verwandelt sich die BOXX- Bühne in eine Disco. In Neonfarben leuchten die angemalten Gesichter auf der Tanzfläche, es wird zu den Beats von DJ Dubsquare im Kreis getanzt, gesprungen und geheadbangt. Bis ins Foyer hämmert der Bass, trotzdem nutzen viele den Ort, um sich auszutauschen oder die Müdigkeit mit süßem Weingummi zu bekämpfen und den Durst zu löschen.
Ein langer Tag endet. An Spielfreude, Phantasie und Bewegungslust hat es keinem gefehlt.
Am Ende ist es egal, wer woher kommt und in welcher Gruppe man spielt. Was verbindet ist die Leidenschaft fürs Theaterspiel und die Neugierde auf alles, was auf der Bühne möglich ist.
Bei der Clubszene entstand ein großes Durch- und Miteinander, aus dem jeder mit roten Wangen und fröhlichem Herzen wieder nach Hause gegangen ist und müde ins Bett plumpste.
Paula Freter, Praktikantin Theaterpädagogik
Kollektives Knüllen für die Kunst
Da werden Erwachsene wieder zu Kindern: Zu einer spontanen Zeitungsknüllaktion fanden sich Mitarbeiter aus allen Abteilungen des Theaters zusammen. Aus großen Stapeln alter Zeitungen mussten Bälle geformt werden, die alle für das Bühnenbild von „Nur ein Tag“ gebraucht werden. Dieses besteht nämlich komplett aus Zeitungspapier: Wolken, ein Baum, und Inseln in einem See sind mit Zeitungen tapeziert. Der Clou sind aber die kollektiv geknüllten Zeitungsbälle. Sie werden in der Inszenierung zu Wasser in einem See, in das sich die drei Schauspieler des Kinderstückes: Anastasija Bräuniger als Eintagsfliege, Manuel Sieg als Wildschein und Henry Arturo Jimenez Morales Hals über Kopf stürzen oder darin untertauchen können und sich dabei so wohlfühlen wie Kinder im Bällchenbad …
Silke Zschäckel
Geld sparen – Theaterkarte ist Fahrticket
Wer gut und ohne Parkplatzstress die Vorstellungen im Theater besuchen will, kann einfach mit seiner Theaterkarte Bus und Bahn im HNV-Bereich (Heilbronner Hohenloher Haller Nahverkehr) fahren. Bei allen Theateraufführungen gilt: Eintrittskarte ist gleich Fahrschein. Diesen Service kann man am jeweiligen Tag der Vorstellung nutzen. Ab drei Stunden vor Beginn der Vorstellung bis Betriebsschluss kann man mit der Theaterkarte Bus, Bahn und Stadtbahn fahren. Auch die Theaterkarten, die im Webshop über die Theaterhomepage gekauft werden, gelten als Kombitickets für den Eintritt ins Theater und die Fahrt im öffentlichen Nahverkehr.
Wo ein Fest stattfindet …
… muss es auch Menschen geben, die die festliche Gesellschaft bedienen und bewirten. In unserem nächsten Stück im Großen Haus namens „Das Fest“ (Premiere am 7. März) feiert Familienpatriarch Helge Klingenfeld-Hansen seinen 60. Geburtstag. Eine große Party ist geplant, Familie und Freunde sind eingeladen und das hoteleigene Personal auf Höflichkeit und reibungslosen Ablauf getrimmt. Zum Essen gibt es reichlich und der Alkohol fließt in Strömen, da hat die Dienerschaft gut zu tun. Nun reden wir hier aber über ein Theaterstück, das ausschließlich von Schauspielern bestritten wird. Von diesen kann man zwar unter anderem erwarten, dass sie sich seitenweise Text merken, aber dass sie Tische eindecken und servieren können wie die Profis gehört nicht unbedingt zu einer klassischen Schauspielausbildung. Für die Inszenierung von „Das Fest“ ist es aber überaus wichtig, dass die drei Schauspieler Katharina Voß, Bettina Burchard und Gabriel Kemmether, die das Personal des Hotels verkörpern, ihre besten Servicequalitäten unter Beweis stellen. Um die vorhandenen Grundlagen (Messer rechts, Gabel links) weiter auszubauen, haben wir uns Hilfe von einem wirklichen Profi geholt. Sarah Kuchenbecker ist Chef de Rang im „Ratskeller“ in Heilbronn und hat den drei Serviceeleven einen Schnellkurs in Sachen Eindecken und Bedienen gegeben. Wo liegt der Löffel? Wo stehen Weißwein-, Rotwein- und Wasserglas? Von welcher Seite wird das Essen serviert, von welcher wieder abgeräumt? Wie trägt man mehrere Teller gleichzeitig und sind 10 Gläser in einer Hand wirklich zu transportieren? Wie organisiert man Besteck, Essenreste und Teller, ohne sich einen Wolf zu laufen und wer bedient eigentlich wen und nach welchen Merkmalen? Alter? Geschlecht? Oder bekommt der zuerst sein Essen, der den größten Hunger hat?
Es war ein wirklich spannender und erhellender Besuch im „Ratskeller“. Jeder Schauspieler war sich sicher, dass er das nächste Mal, wenn er in einem Restaurant bedient wird, genauer auf manche Dinge achten wird.
Carpe Diem!
Martin Baltscheits »Nur ein Tag« als feinsinnige Komödie für Kinder
»Das Leben ist zu kurz zum Streiten!« So lautet die ebenso schlichte wie zeitlos wahre Weisheit, mit der eine gerade geschlüpfte Fliege zwei ewig zankende Kumpane kurzfristig zur Vernunft bringt. Gerade eben erst ist die junge Fliege geschlüpft, doch Wildschwein und Fuchs sind sich nicht so richtig einig darüber, ob sie sich freuen sollen oder nicht. Denn die beiden Streithähne wissen: Das zauberhafte Wesen ist eine Eintagsfliege. Und eigentlich müsste man ja traurig sein, weil man ihr Ende schon kennt. Dumm nur, dass die Fliege ihr Schicksal eben noch nicht kennt. Sie hält sich nämlich für eine Maifliege, stimmt ja auch, nur leider sind Maifliegen auch Eintagsfliegen, klingt halt einfach nur viel schöner. Und wie soll man der süßen Fliege das nur beibringen? Sollte man es ihr überhaupt sagen? Oder besser nicht? Und jetzt will sie auch noch wissen, wieso das Wildschwein denn so traurig ist? Klar, in der Not hilft nur eine Lüge. Notlüge: Das Schwein ist so traurig, weil der Fuchs nur einen Tag zu leben hat. Das sei hierzulande eben so, er ist quasi ein Eintags-Fuchs! Wie bitte? Der Fuchs ist überrumpelt und die Fliege schreitet zur Tat. Denn eins ist sicher: »Wer nur einen Tag hat, braucht das ganze Glück in 24 Stunden. Also gehen wir das Glück suchen!« Gesagt – getan. Die tatkräftige Eintagsfliege widmet fortan ihre ganze Zeit dem »armen« Fuchs. Nicht weniger als ein ganzes Leben soll in diesen einen Tag passen. Schule, Liebe, Heirat, Kinder – was halt so dazugehört. Ein Ausflug in den Hühnerstall ist da für einen Fuchs selbstverständlich inklusive.
Mit »Nur ein Tag« gelingt Autor Martin Baltscheit eine fabelhafte Komödie für Kinder ab sechs Jahren, die nichts weniger als das ganze Leben zum Inhalt hat. Zur großen Kunst des Autors gehört es, die ganz großen Themen von Geburt bis Tod mit so einer wunderbaren Leichtigkeit zu schildern und uns die drei Helden der Geschichte so ins Herz zu schreiben, dass man sie am liebsten gleich an den familiären Abendbrottisch einladen möchte, um mit ihnen über ALLES zu sprechen. Denn auch darum geht es in »Nur ein Tag«, um das Sprechen über die Dinge des Lebens, darum, das Ende nicht zu verschweigen, denn es gehört einfach dazu, auch wenn es sehr weh tut. Dabei kommt es nicht auf die Lebensdauer an – davon können Eintagsfliegen ein Lied singen – sondern darauf, wie man es füllt. Die zauberhafte Fliege zum Beispiel widmet ihre ganze Zeit einer Lüge. Aber was soll’s – sie tut es aus der festen Überzeugung heraus, etwas Gutes für den vermeintlichen Eintags-Fuchs zu tun, und bereut am Ende nichts. Sie ist ihrem etwas trotteligen Freund nicht mal böse – im Gegenteil. Gerade hat sie nämlich die Eier mit ihren Nachfahren in den Fluss gelegt und hat nur eine Bitte: »Na, wie sieht´s aus Jungs, passt ihr darauf auf?«
Von Stefan Schletter
Angehende Foto- und Medientechniker haben einen besonderen Blick auf „Tschick“
[tribulant_slideshow post_id=“7691″]
Da soll sich noch mal einer über die „Jugend von heute“ beklagen. 11 angehende Foto- und Medientechniker, die derzeit ihre Ausbildung an der Schule für Gestaltung beim Kolping Bildungszentrum Heilbronn absolvieren, kamen mit ihrem Schulleiter Jürgen Häffner freiwillig(!!!) mitten in den Ferien(!!!) ins Theater, um einmal die Theaterfotografie auszuprobieren. Die Foto-Probe von „Tschick“ in der BOXX stand auf dem Programm. Zunächst gab es ein paar Tipps von unserem Theaterfotografen Thomas Braun. Denn Theaterfotografie hat ihre Tücken: Man darf nicht blitzen oder irgendwelche anderen Lichtquellen verwenden als die auf der Bühne. Man kann sich die Akteure nicht arrangieren, sondern muss die besten Momente abpassen, um gute Fotos zu bekommen. Das wiederum bedeutet im Fall von „Tschick“ rund 100 Minuten volle Konzentration ohne Pause. „Drückt nicht einfach sinnlos auf den Auslöser, sondern versucht der Geschichte zu folgen und zu schauen, welche Beziehungen sich zwischen den Schauspielern entwickeln“, gab Thomas Braun den jungen Fotografen mit auf den Weg. „Und Respekt vor den Darstellern!“, sagt er noch. „Im Idealfall dürfen die gar nicht merken, dass Fotografen im Raum sind.“
Nun das ist bei so vielen Fotografen in der kleinen BOXX kaum zu vermeiden, dass die Schauspieler, die ja sehr dicht dran sind an den Zuschauern, die Fotografen bemerken. Trotz der vielen Fotoapparate war es in dieser Probe dennoch eine relativ entspannte Atmosphäre. Also Kompliment an die jungen Fotografen, die wirklich sehr ruhig und überlegt an ihre Aufgabe herangegangen sind: Die schönsten und spannendsten Momente aus „Tschick“ festzuhalten. Gut eine Woche nach der Fotoprobe haben wir die jungen Frauen und Männer in der Schule für Gestaltung besucht und die entstandenen Fotos mit ihnen gemeinsam analysiert. Verblüffend, wie viele schöne Motive entstanden sind. Einigen sind wundervolle Charakterstudien der Schauspieler Katharina Leonore Goebel, Hannes Schumacher und Manuel Sieg gelungen. Andere haben genau die Entwicklung der Handlung beobachtet und sehr treffende Situationen aus dem Stück eingefangen. Wiederum andere haben die Theaterfotos genutzt, um ganz eigene fotografische Kunstwerke daraus zu machen. Alles hat seine Berechtigung, denn der der Blickwinkel des jeweiligen Fotografen macht das Besondere aus. Von den vielen schönen Fotos haben wir einige ausgewählt, die ihr hier sehen könnt. Wir danken Joy Lauter, Annika Kraus, Diala Durmaz, Laura Schramm, Patricia Köberl, Felix Ulmer, Vanessa Max, Carolin Bauer, Yasmin Weber, Laurine Widmer und Marcell Steinwart für ihre schönen Fotos und wünschen viel Erfolg bei der weiteren Ausbildung.
Silke Zschäckel
Nach der Premiere ist vor der Premiere
Gerade ist der Januar-Premierenzyklus mit „Tschick“ in der BOXX und „Don Karlos“ im Großen Haus über die Bühne gegangen, da beginnen auch schon die Proben für die neuen Stücke: „Nur ein Tag“ in der BOXX (Premiere am 26. Februar); „Das Fest“ im Großen Haus (Premiere am 7. März) und „Die Nervensäge“ im Komödienhaus (Premiere am 12. März). Dieser Tage finden die Konzeptionsproben für alle drei Stücke statt, in denen das Regieteam den Schauspielern und den Mitarbeitern der verschiedensten Abteilungen des Hauses das Konzept für Inszenierung, Bühnen- und Kostümbild vorstellt und das Stück gemeinsam zum ersten Mal gelesen wird. Danach geht es gleich weiter mit den ersten szenischen Proben. Ja, das Räderwerk am Theater steht eben nur in der Sommerpause kurz still …
von Silke Zschäckel