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Mit »Der Pavillon« kommt im Komödienhaus die Stückvorlage des französischen Kultfilms auf die Bühne
von Dr. Mirjam Meuser
Gabriel Kemmether, Nils Brück; Foto: Verena Bauer
Elliott Nash (Nils Brück) ist ein erfolgreicher New Yorker Drehbuchautor. Seine Spezialität sind Kriminalfilme und Thriller, mit den Großen des Genres wie Alfred Hitchcock verkehrt er auf Du und Du. Um Inspiration zu finden und die Handlung seiner Drehbücher möglichst lebensecht zu gestalten, stellt er gerne die entscheidenden Passagen des Plots probeweise nach. Glücklicherweise hat er dafür in seinem Nachbarn, dem Staatsanwalt Harlow Edison (Tobias D. Weber), den besten Partner gefunden, den man sich vorstellen kann. Zu Beginn des Stücks üben die beiden gerade den perfekten Mord – und so unbeholfen, wie Elliott sich dabei anstellt, würde Harlow nie auf die Idee kommen, dass der Krimiautor tatsächlich für den Ernstfall probt.
Elliott hat nämlich ein Problem: Er wird seit einiger Zeit erpresst. Und zu allem Überfluss droht der Erpresser nicht ihm selbst zu schaden, sondern seiner über alles geliebten Frau Nell (Judith Lilly Raab), einer berühmten Schauspielerin. Harry Shelby, ehemals Pfleger eines Sanatoriums für drogenabhängige Prominente, hat bei seiner Kündigung die Krankenakten einiger Patienten mitgehen lassen, denen er nun droht, die Unterlagen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, sollten sie seinen Forderungen nicht nachkommen. Unter diesen Patientenakten findet sich auch die von Elliotts Frau Nell, die offenbar in ihrer Vergangenheit eine schwierige Phase hatte. Elliott, der fürchtet, dass diese Enthüllung der Karriere seiner Frau schaden könnte – und der niemals zulassen würde, dass Nell in irgendeiner Weise verletzt wird –, befindet sich in der Zwickmühle. Die Gefahr, dass Nells Geschichte publik wird, wenn er zur Polizei geht, ist zu groß. Sollte er aber den Forderungen des Erpressers nachgeben, wird er auch vor weiteren Erpressungsversuchen nicht gefeit sein. Hinzu kommt, dass die Nashs sich gerade erst ein schickes Haus auf Long Island gekauft haben und seither in chronischer Geldnot leben. Sprich, Elliott fehlen schlichtweg die Mittel, um den Erpresser zufriedenzustellen. Was also liegt näher, als den Verbrecher um die Ecke zu bringen? Und es wäre doch gelacht, wenn es dem Krimiautor angesichts seiner langjährigen Erfahrung mit Mord und Totschlag nicht gelingen würde, den Erpresser spurlos zu beseitigen! Zum Glück hat seine Frau gerade das Fundament für den neuen Gartenpavillon – ein völlig überteuertes Schmuckstück aus dem 18. Jahrhundert – gießen lassen …
Dass ordentlich Chaos wartet, wo ein Schreibtischtäter sich erstmals an einem echten Mord versucht, ist bei Alec Coppel Programm. Der australische Drehbuchautor, Schriftsteller und Dramatiker, Spezialist für Krimikomödien und Mystery-Thriller, der zu Lebzeiten zu den versiertesten Autoren seines Fachs gehörte und neben Alfred Hitchcock auch mit Alex Corda, James Stewart und Aldous Huxley zusammenarbeitete, hat dem Protagonisten seines größten Bühnenerfolgs selbstironisch auch einige autobiografische Züge verliehen. Die Uraufführung 1958 am New Yorker Broadway mit Walter Slezak und Jayne Meadows in den Hauptrollen kam in anderthalb Jahren auf 266 Vorstellungen, am Londoner West End zwei Jahre später war »Der Pavillon« in ganzen 479 Aufführungen zu sehen. Auch die erste Verfilmung des Stoffs erfolgte bereits 1959 unter dem Originaltitel »The Gazebo« (dt. »Die Nervensäge«) mit Glenn Ford und Debbie Reynolds in den Hauptrollen. Kultstatus allerdings genießt die französische Verfilmung von 1971 mit Louis de Funès, Claude Gensac und Bernhard Blier in den Hauptrollen, die in Deutschland unter dem Titel »Hasch mich, ich bin der Mörder« bekannt wurde.
Regisseur Jens Kerbel, der das zugrunde liegende Bühnenstück jetzt in liebevoll nachempfundenem 60er-Jahre-Schick (Bühne: Gesine Kuhn) im Komödienhaus inszeniert, bezeichnet den französischen Komödienklassiker als einen seiner Lieblingsfilme. Ob wir uns ab März also auch auf den berühmten Dialog »Nein!« – »Doch!« – »Ohhh!« freuen dürfen, wird aber noch nicht verraten.
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Axel Vornam inszeniert Anton Tschechows letztes Stück »Der Krischgarten« im Großen Haus
von Dr. Mirjam Meuser
Foto: Verena Bauer
Am 17. Januar 1904, vor genau 120 Jahren also, an Anton Pawlowitsch Tschechows 44. Geburtstag, wurde seine Komödie »Der Kirschgarten« am Moskauer Künstlertheater uraufgeführt. Es blieb sein letztes Theaterstück. Am 2. Juli desselben Jahres starb der russische Schriftsteller, schwer von der Tuberkulose gezeichnet, in Badenweiler bei Freiburg. Der Kuraufenthalt im Badischen, bei dem er sich von den Strapazen der vergangenen Jahre erholen wollte, in denen er oft gegen ärztlichen Rat zwischen der Krim und Moskau hin und her gereist war, kam zu für ihn zu spät. »Der Kirschgarten« war die letzte große literarische Anstrengung seines kurzen Lebens – eine hellsichtige Bestandsaufnahme seiner Gegenwart als einer Zeit des Umbruches, die so verzweifelte wie komische Abwehrreaktionen provozierte. Zur Ironie des Schicksals gehört es somit auch, dass am Tag des Ausbruchs der Oktoberrevolution im Moskauer Künstlertheater »Der Kirschgarten« gespielt wurde.
Das Stück zeigt eine Gesellschaft, die sich der neuen Zeit so lange und mit so viel tragikomischem Aufwand verweigert, dass sie letztlich von ihr überrollt wird. Es spielt um 1900 in Russland auf dem Gut von Ljubow Andrejewna Ranjewskaja (Sabine Fürst), die sich vor fünf Jahren nach dem tödlichen Unfall ihres jüngsten Sohnes nach Paris geflüchtet hat. Inzwischen ist das unrentable Anwesen, das derweil von ihrer Adoptivtochter Warja (Juliane Schwabe) verwaltet wurde, hoch verschuldet und soll binnen Kurzem versteigert werden. Daher holt Anja (Romy Klötzel), die jüngere Tochter der Ranjewskaja, ihre Mutter aus Paris zurück, in der Hoffnung, sie könnte das Gut retten. Doch die Mutter hat ihr Vermögen mit ihrem Liebhaber in Paris durchgebracht, sie kann nicht helfen. Statt zu sparen und Geld aufzutreiben, wirft sie auch noch mit den letzten Rubeln um sich, als gäbe es kein Morgen. Den dringenden Rat des Geschäftsmannes Jermolai Alexejewitsch Lopachin (Sven-Marcel Voss), Sohn eines ehemals leibeigenen Bauern, den gerade in voller Blütenpracht stehenden Kirschgarten abzuholzen und gewinnbringend für den Bau von Sommerhäusern zu verpachten, tut sie als geschmacklos ab. Undenkbar, dass der verlässlich in jedem Frühjahr blühende Kirschgarten, für sie ein Symbol von Heimat und Beständigkeit und Kristallisationsort ihrer sentimentalen Erinnerung an eine sorglose Kindheit, einem ›Nützlichkeitsdenken‹ geopfert werden könnte. In einer komischen Mischung aus infantiler Realitätsverweigerung und angstvoller Schicksalsverfallenheit tut sie folglich nichts, um ihren Besitz zu retten. Als schließlich der geschäftstüchtige Lopachin selbst den Kirschgarten ersteigert und die Axt ansetzt, bricht ihre Welt zusammen. Der neue, durchrationalisierte und –kapitalisierte Typus Mensch ist ihr im Innersten fremd – so wie der gesamten untergehenden alten Gesellschaft, die Tschechow uns in all ihren tragikomischen Facetten vorführt. Denn selbst da, wo sie sich mit der neue Zeit auseinandersetzen, gerät diese Beschäftigung zur reinen Schwärmerei.
Tschechows letztes Theaterstück, das zu den meistgespielten Dramen der Weltliteratur gehört, wirkt, von heute aus betrachtet, wie der Seismograph einer Umbruchszeit, nicht unähnlich der unseren. Wo alte Gewissheiten nicht mehr gelten und Unsicherheit zur alltäglichen Erfahrung wird, sind melancholisch-rückwärtsgewandte Realitätsverleugnung, nostalgische Verklärung einer vermeintlich paradiesischen Vergangenheit und schwärmerische Heilserwartungen an die Zukunft wiederkehrende Phänomene. Das verzweifelte Festhalten an der ›alten Welt‹ wirkt letztlich wie ein Katalysator, der die selbstzerstörerischen Prozesse beschleunigt. In seiner Inszenierung für das Große Haus holt Axel Vornam das Tschechow-Universum in die Gegenwart. Er stellt die Figuren in einen zeitlosen Spiel-Raum (Bühne: Tom Musch), in dem sie sich unablässig und selbstverliebt um sich selber drehen – getrieben von der hilflosen Verweigerung, sich der neuen, sich rasant verändernden Welt zu stellen. Das Alte vergeht, so oder so, aber wie soll das Neue Gestalt annehmen?
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Ein wahnwitziges Täuschungsmanöver sorgt in Ivan Calbéracs Komödienhit »Jugendliebe« für allerhand unterhaltsame Turbulenzen
von Sophie Püschel
Foto: Jochen Quast
Nach dem großen Erfolg von Ivan Calbéracs preisgekröntem Stück »Weinprobe für Anfänger«, das 2022 mit Nils Brück in der Hauptrolle das Heilbronner Publikum begeisterte, folgt nun seine neueste Komödie »Jugendliebe«. Diesmal steht Nils Brück jedoch nicht als Schauspieler auf, sondern als Regisseur vor der Bühne.
Der erfolgsverwöhnte Antoine (Arlen Konietz) hat alles, was man sich nur wünschen kann, ein florierendes Unternehmen, das ihm enorm viel Geld einbringt, und eine attraktive Freundin, die weiß, was sie will: ein Schloss in der Dordogne! Das Leben könnte kaum schöner sein, da erscheint sein Anwalt Rougeron (Pablo Guaneme Pinilla) mit einem ominösen Brief. Darin teilt Antoines Jugendliebe Maryse (Sarah Finkel) ihm mit, dass sie ihre Arbeit als Krankenschwester für Ärzte ohne Grenzen in Malawi unterbrochen habe, um sich mit ihm in Paris zu treffen. Der Grund ihrer Reise ist, dass sie nach 20 Jahren die Scheidung einreichen möchte. Antoine fällt aus allen Wolken, denn er war sich nicht bewusst, dass ihre Spontanhochzeit in einem Aschram Rechtsgültigkeit besitzt. Als ihn sein Anwalt darauf aufmerksam macht, dass Maryse nach französischem Recht bei einer Scheidung die Hälfte seines Vermögens zusteht, läuten bei Antoine alle Alarmglocken. Es braucht schnell eine Lösung, denn Maryse darf auf gar keinen Fall sein luxuriöses Apartment in bester Pariser Innenstadtlage betreten. Da kommt ihm seine renitente Haushaltshilfe Chuang-Mu (Regina Speiseder) gerade recht, die sich neuerdings jeden Handgriff zusätzlich bezahlen lässt, nachdem sie gelesen hat, dass Antoine 637-mal mehr verdient als sie. Kurzerhand schickt er Chuang-Mu in den bezahlten Urlaub nach Marokko, um währenddessen heimlich ihre Plattenbauwohnung in einem Brennpunktviertel zu beziehen. Antoines Freundin Diane (Judith Lilly Raab), die aus einer alten französischen Adelsfamilie stammt und ein Leben im Luxus gewöhnt ist, lässt sich nur widerwillig zu dieser Maskerade überreden. Denn neben der Wohnung gilt es natürlich auch, Lebensstil, Kleidung und Sprache des vermeintlichen Prekariats zu kopieren. Ein wahnwitziges Spektakel nimmt seinen Lauf! Die Täuschung scheint perfekt, würde sich die Weltverbesserin Maryse nicht hartnäckig dazu bemüßigt fühlen, ihrem alten Freund den Weg aus der Arbeitslosigkeit zu ebnen. Zu allem Überfluss kehrt auch noch Chuang-Mu zu früh aus dem Urlaub zurück und lässt sich nun nicht mehr so einfach herumschubsen. Ergänzt wird dieses heitere Verwirrspiel von einer Reihe live vom Ensemble gesungener französischer Lieder und Chansons, die der Musiker und Komponist Johannes Mittl eigens für die Heilbronner Inszenierung einrichtet.
In seiner turbulenten Komödie »Jugendliebe« lässt Ivan Calbérac charmant-verschrobene Figuren aus ganz unterschiedlichen Welten aufeinanderprallen: Die High-Society-Lady Diane, die ihre innere Leere mit rauschhaftem Shopping kompensiert, trifft auf die Hippie-Krankenschwester Maryse, die ihre persönliche Berufung in der humanitären Hilfe in Afrika gefunden hat, während die aufmüpfige Hausangestellte Chung-Mu selbstbewusst auch ein Stück vom Kuchen fordert und die Ungerechtigkeit der Vermögensverteilung anprangert. Indessen zieht Antoine alle Register, um seine Komfortzone nicht verlassen zu müssen, denn seine hehren, kapitalismuskritischen Ideale der Studentenzeit sind längst von seinem hart erarbeiteten Reichtum korrumpiert. Trotz des lustvollen Spiels mit Klischees und Stereotypen gelingt es Calbérac die tiefsitzende und sehnsuchtsvolle Frage spürbar zu machen, die alle Figuren umtreibt: Was ist wirklich wichtig im Leben?
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»Wenn ich allein bin, spreche ich mit den Dingen. Vielleicht kennen Sie das: Wenn Sie eine ganze Nacht lang arbeiten müssen, dann bekommen auch die Geräusche etwas ganz Bedrohliches. Und ich habe mich dann gefragt: Was wäre eigentlich, wenn die Dinge antworten würden.« Martin Suter
Reto ist mal wieder allein zu Hause. Seit seiner Trennung von Susi hat er ein wiederkehrendes abendliches Ritual: die Tiefkühlpizza in den Ofen schieben, sich ein Glas Rotwein einschenken und ein »kultiviertes After-Work-Selbstgespräch führen«. Dabei spornt er seinen automatischen Staubsauger zum eifrigen Arbeiten an, sein Topfhandschuh mutiert im ausgelassenen Spiel zum bissigen Hund und auch die Pizza wird launig angesprochen. Soweit business as usual, bizarr wird es erst, als die Pizza in das Gespräch einsteigt. Und als sich auch noch der Hugo Boss-Anzug, der Topfhandschuh, das Blumenkissen und der psychologisch geschulte Sessel – er stand früher jahrelang in der Praxis eines Psychiaters – einschalten, gerät Retos Lebenswelt ins Wanken: Hat er ein Gläschen Wein zu viel getrunken? Ist er einsam und bildet sich Dinge ein? Hat er Wahrnehmungsverschiebungen? Kann er seinem eigenen Verstand noch trauen? Doch damit nicht genug: Die Gegenstände können scheinbar nicht nur sprechen, sie haben auch die Beziehung zwischen dem selbstbewussten Produktmanager Reto und seiner Ex-Freundin Susi genau beobachtet und analysiert – und Reto kommt dabei gar nicht gut weg. Wähnt er sich doch als derjenige, der Schluss gemacht hat und der sein Single-Leben genießt, sind die Dinge da vollkommen anderer Meinung. Auch als das Blumenkissen zögerlich davon berichtet, wofür Susi es in Retos Abwesenheit bei ihren Männerbesuchen verwendet hat, erhöht das nicht gerade Retos Selbstwertgefühl …
Martin Suter, bekannt vor allem durch seine hintergründigen – mehrfach ausgezeichneten und verfilmten – Romane, in denen die Protagonisten durch unvorhersehbare, manchmal surreale Ereignisse aus ihrer Lebensroutine gerissen werden, setzt in seinem scharfsinnigen und unglaublich komischen Schauspiel die Beschäftigung mit Figuren im Ausnahmezustand fort. Pointiert, pfiffig und mit bösem Witz erweckt er die Gegenstände zum Leben: Mit dem schwäbisch sprechenden Hugo Boss-Anzug, dem aggressiv-bissigen Topfhandschuh, der launenhaften Pizza, dem schüchternen Blumenkissen, dem therapeutisch bewanderten Sessel oder dem ewig stichelnden Pouf, um nur einige zu nennen, hat er wunderbar plastische Charaktere mit amüsanten menschlichen Eigenschaften entwickelt.
Am Theater Heilbronn wird Regisseur Kay Neumann diese spitzzüngige Komödie mit Unterstützung des Figurenspielers Lukas Schneider als ein Stück für vier Schauspieler in 13 Rollen auf die Bühne bringen. Die Hauptfigur des vermeintlichen Gewinnertypen Reto, dessen falsche Selbsteinschätzung im Laufe des Stücks lustvoll dekonstruiert wird, verkörpert Pablo Guaneme Pinilla. Judith Lilly Raab, Tobias D. Weber und Lukas Schneider spielen nicht nur jeweils einen menschlichen Charakter, sondern kreieren auch als Figurenspieler einen zum Schmunzeln anregenden Bühnen-Kosmos, eine Gesellschaft der Dinge!
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Blog von Jacob Wahl, Regiehospitant bei »Extrawurst«
Samstag, 4. März 2023. Der Saal im Komödienhaus füllt sich, mein Handydisplay zeigt: 20:00 Uhr. Gleich beginnt die Premiere. Ich habe das Stück, das hier gleich zur Aufführung kommt, in den letzten Wochen unzählige Male gesehen und kann jeden Satz auswendig mitsprechen. Doch die Premiere vor dem Publikum im ausverkauften Haus ist nochmal etwas ganz anderes.
Hinter mir liegen sechs aufregende Wochen. Sechs Wochen als Regiehospitant bei Extrawurst, einer Komödie, in der die Vereinsversammlung eines Tennisclubs wegen einer scheinbar unbedeutenden Angelegenheit – der Anschaffung eines zweiten Grills für das einzige muslimische Mitglied – aus dem Ruder läuft.
Die erste Zeit wurde im Probenzentrum des Theaters Heilbronn geprobt, einem modernen Bau Norden Heilbronns, gelegen zwischen Bahngleisen und Industriegebiet. Von innen wirkt es wie eine Mischung aus Turnhalle und Theaterbühne. Als ich zum ersten Mal in den Probenraum komme, treffe ich dort nicht nur auf den Regisseur des Stückes Folke Braband, sondern auch auf das Ambiente eines Tennisclubs: Überall stehen Pokale und Tennisschläger. Die Schauspielerinnen und Schauspieler kommen dazu, setzen sich auf die Barhocker im Bühnenbild von Tom Presting und sprechen den Text der Szene, die heute geprobt werden soll. Plötzlich bin ich mittendrin im Stück und höre, wie sich die Diskussion um den zweiten Grill entspinnt: Soll man zusätzlich zu dem Grill, das man ohnehin neu anschaffen will, einfach noch einen zweiten kaufen? Oder genügt es einfach, den alten Grill sauber zu machen? Anschließend erlebe ich die gleiche Szene nochmal, diesmal aber nicht nur als Text, sondern gespielt. Der Unterschied fällt mir zuerst ehrlich gesagt kaum auf, weil das Ensemble schon beim Lesen des Textes alles gegeben hat.
Ab da sitze ich Tag für Tag hinter dem großen Tisch im Probenzentrum, schaue mir die Proben an, lache bei den schrägen Gags, trage Änderungen am Text in mein Regiebuch ein und esse währenddessen zu viele Schokokekse. Wenn Tennisbälle über die Bühne fliegen, sammle ich sie wieder auf und bringe das Bühnenbild gemeinsam mit Lisa, der Regieassistentin, wieder in den Originalzustand. Als absoluter Theaterneuling trete ich auch mal in ein Fettnäpfchen: Als ich nach einer Probe begeistert applaudiere, werde ich freundlich zur Seite genommen und lerne, dass man das auf keinen Fall tun darf, denn Klatschen vor der Premiere bringt Unglück – so besagt es zumindest der Theateraberglaube.
Schließlich ist es so weit: Zwei Wochen vor der Premiere wechseln wir vom Probenzentrum auf die Bühne im Komödienhaus. Hier sehe ich zum ersten Mal auch das Originalbühnenbild: Der Schriftzug TC Fortuna Gaffenberg prangt über der Bühne, die nun kaum mehr von einem echten Tennisvereinsheim zu unterscheiden ist. Die Früchte der Arbeit der vergangenen Wochen zahlen sich jetzt aus: Meine Anmerkungen im Regiebuch helfen Lisa, die finale Bühnenfassung für die Mitarbeitenden von Licht und Ton auszuarbeiten. Und am Abend vor der Premiere sagen mir die Ensemblemitglieder, dass ihnen meine Lacher bei den Proben eine große Hilfe waren, um abschätzen zu können, ob die Pointen funktionieren.
Und dann sitze ich in der Premiere unter den Zuschauern. Ganz so gelassen wie bei den Proben kann ich nicht mehr sitzen, weil auch ich gespannt bin, wie das Stück beim Publikum ankommt. An einer Stelle lache ich als einziger, weil einer der Schauspieler einen überraschenden Einfall hat, der aber nur mir auffällt, weil ich das Stück kenne. Am Ende läuft aber alles gut – die Theatergeister haben wohl nochmal ein Auge zugedrückt und mir mein vorzeitiges Applaudieren verziehen. Mit nach Hause nehme ich an diesem Abend nicht nur einen Rucksack voller Premierengeschenke, sondern auch jede Menge ermutigende Erfahrungen und vor allem die Erinnerung an eine schöne, witzige Zeit.
Wein ist ein besonderer Saft. Er atmet Geschichte. Und mit jedem Schluck bekennt sich der Weinschmecker zum Genuss. Er dokumentiert Bodenständigkeit, Selbstbewusstsein, Feingefühl, Stil, Geschmack, Geist und neuerdings eben auch Zeitgeist sowie fließende Kenntnisse in Weinlatein.
Wer mit Weinliebhabern, Önologen oder Sommeliers über Wein spricht, versteht zuweilen nur Kauderwelsch. Da ist dann zum Beispiel von einem »adstringierendem Finish« die Rede, von einer »grasigen Blume« oder einem »fleischigen Körper«. Man kann dieses Wortgeklingel und die teils blumig-gespreizten Ausdrücke einfach nur amüsant finden. Doch was sich hinter dem vermeintlich überkandidelten Weinlatein auch verbirgt, ist ein natürlich gewachsenes Weinvokabular, das sich mit der Zeit entwickelt hat – nicht zuletzt aus der Not heraus: Wie beschreibt man einem anderen Menschen, was man gerade riecht, fühlt oder schmeckt?
Tatsächlich handelt es sich bei dem Weinlatein oft nur um eine, teils lautmalerische, Beschreibung von vergleichenden Geschmackseindrücken – ein Versuch, mit Worten und für andere zu beschreiben, was man eigentlich nur subjektiv erleben kann: Aromen, Odeurs und Geschmackskomponenten eines guten Tropfens, die die Nase oder die Papillen unter der Zunge gerade wahrnehmen. Zumindest sind der Fachwelt und Weinkennern bisher kaum Alternativen dazu eingefallen. Auch der Wein hat eben seine ganz eigene Sprache.
Abgang
Mit dem Abgang des Weines (auch Nachhall, Finish oder Finale genannt) wird der Nachgeschmack bezeichnet. Also jene Empfindungen, die die Aroma- und Geschmacksstoffe des Weins auf dem Gaumen hinterlassen. Er enthält je nach Rebsorte und Lagerung eine Fülle von Geschmacksnoten, die sich nach einem kurzen Moment im Mund entfalten.
Adstringierend
Adstringierend, von Lateinischen »adstringere« bedeutet »zusammenziehen«. Ein schwerer oder sehr säurehaltiger Wein wird als adstringierend bezeichnet, wenn sich im Mund aufgrund der Kombination von Säure und Tanninen sprichwörtlich alles zusammenzieht.
Alkohol
Bei der Gärung des Weins entsteht Alkohol. Der jeweilige Alkoholgehalt wird in Volumenprozent (Vol.-%) angegeben. Damit Wein seinen Charakter entwickeln kann, braucht er einen bestimmten Alkoholgehalt. Wein enthält in der Regel zwischen 9 und 14 Prozent Alkohol. Vergorener Most gilt erst dann als Wein, wenn er mindestens 8,5 Prozent Alkohol enthält. Ein zu niedriger oder zu hoher Alkoholgehalt wirkt sich zudem negativ auf den Geschmack aus.
Aroma
Mit dem Aroma ist die gesamte Vielfalt des Geschmacks und seiner Dufteindrücke gemeint. Wein hat bis zu fünfhundert verschiedene Aromastoffe, die unterschiedlich konzentriert vorkommen. Sie reichen von Frucht- und Kräuteraromen über Gewürze bis hin zu chemischen Substanzen wie Schwefel. Die Aromen haben ihren Ursprung in der Traube selbst oder entstehen bei der Gärung und im Ausbau.
Assemblage
Tatsächlich werden viele Weine nicht aus einer einzigen Rebsorte gekeltert, sondern aus teils bis zu vier (oder mehr) Rebsorten zusammengefügt. Dieses Verfahren heißt Assemblage oder auch Verschnitt. Assemblieren ist eine Kunst: Profis lassen durch den Prozess des Assemblierens höherwertige Weine entstehen, die sich durch Harmonie im Geschmack und eine gleichbleibende Qualität auszeichnen – sogenannte Cuvées. Bekannte Cuvées sind zum Beispiel der Rioja, Chateauneuf du Pape oder Chianti. Aber natürlich werden mit der Technik auch schon mal Farbe und Geschmack eines eher minderwertigen Weins korrigiert.
Ausbau
Als Ausbau wird die Gesamtheit der kellerwirtschaftlichen Arbeiten von der Phase der Gärung bis zur Abfüllung des Weins benannt. Er ruht nun im Stahltank oder Holzfass, um zu reifen. Hier entwickelt der Wein seinen Charakter, seine Struktur und Komplexität. Dieser Prozess kann abhängig von der Weinart, dem Jahrgang, der Qualität und dem Potenzial wenige Wochen bis zu einigen Jahren dauern.
Barrique
Das Barrique ist ein kleines Eichenholzfass, das 225 Liter fasst. Rot- oder Weißweine werden in ihm gelagert, um dem Wein ein Vanillearoma zu verleihen. Vor allem jüngere Fässer geben dem Wein einen intensiveren Vanillegeschmack. Aus Kostengründen werden mancherorts allerdings auch nur Eichenspäne dem Wein in einem Stahltank zugesetzt, um auf die kostspielige Fasslagerung zu verzichten und trotzdem das typische Aroma zu erhalten. Weine, die im Barrique ausgebaut werden, weisen aber einen höheren Gehalt an Gerbstoffen oder Tanninen auf. Spezielle Fassbauer sind in der Lage, durch Dauer und Intensität des Ausbrennens solcher Fässer (dem sogenannten »Toasting«), dem Wein eine einzigartige Geschmacksrichtung zu geben.
Blume
Die Blume ist, anders als das Aroma, nur der angenehme Duft, den ein Wein ausstrahlt. Er entwickelt sich im Glas, daher riechen Weinkenner vor dem Trinken gerne am Wein, um seine verschiedenen Aromen besser wahrzunehmen – schwenken entfaltet diese zusätzlich. Gleichermaßen wird hier auch von einem Bouquet gesprochen, das mit Attributen wie »feinfruchtig-blumig« oder »grün« bezeichnet wird. Die Grundlage des Bouquets findet sich in der jeweiligen Rebsorte und dem Reifegrad der Trauben. Sie verleihen dem Wein seine typische Charakteristik.
Chambrieren
Meint das langsame Aufwärmen des Rotweines auf Zimmertemperatur. Die Rotweine werden in der Regel aus dem kalten Keller in den Wohnraum gestellt und sollen hier ein paar Stunden vor dem Öffnen auf rund 18 Grad gebracht werden. Doch Vorsicht: Heute sind Wohnräume meist wärmer als früher und die Zimmertemperatur entspricht nicht der optimalen Trinktemperatur.
Dekantieren
Das Dekantieren meint das Umfüllen des Weins in eine Karaffe, die am Boden in der Regel weit und ausladend (»bauchig«) geformt ist und nach oben hin schmal verläuft. Das Dekantieren dient in erster Linie dazu, den Wein von dem Bodensatz (sogenanntes Depot) zu trennen, der sich nach langem Lagern in der Flasche gebildet hat. Ein weiterer Grund ist der Luftstrom, dem der Wein beim Umgießen ausgesetzt ist. In dem Fall spricht man allerdings vom Karaffieren: Der Wein soll dabei atmen und seine Aromen voll entwickeln. Der Geschmacksunterschied ist teils deutlich, hochwertige Rotweine werden daher häufig dekantiert und karaffiert. Richtig alte Weine können allerdings bei zu viel Luftkontakt »umkippen« und werden dann ungenießbar.
Grasig, grün
Mit grasig beschreibt das Weinlatein den Geschmack oder den Duft eines jungen Weißweines. Er zeigt deutliche Aromen von frischem Gras. Auch der Begriff »grün« oder »grasig-grün« wird hierbei häufig verwendet. Ein typischer Vertreter dieser Aromen ist die Rebsorte Sauvignon Blanc.
Jungwein
Der Jungwein ist ein Wein, dessen alkoholische Gärung noch nicht abgeschlossen ist, er wurde noch nicht von der Hefe getrennt.
Lage
Wie bei Immobilien gilt auch beim Wein: Lage, Lage, Lage. Die Lage eines Weinanbaugebietes entscheidet maßgeblich über die Qualität der Reben und den Geschmack des Weines. Entscheidend sind hierbei die Sonneneinstrahlung, die Wasserdurchlässigkeit der Böden, die Temperaturen bei Tag, aber auch bei Nacht, sowie ob es sich um eine Höhen- oder eine Hanglage handelt.
Lüften
Mit dem Lüften ist im Weinlatein das Entkorken eines Rotweins gemeint. Die Flasche wird dabei rund ein bis zwei Stunden vor dem Einschenken geöffnet, der Wein kann in der Flasche atmen und entfaltet in dieser Zeit sein Bouquet.
Reinsortig
Von reinsortigen Weinen spricht der Winzer, wenn ein Wein nur aus einer einzigen Traubensorte besteht. Reinsortige Weine werden als Weiß- und Rotweine hergestellt. Aber Achtung: Reinsortiger Wein darf immer noch bis zu 15 Prozent andere Trauben enthalten.
Restzucker
Der nach der Gärung im Wein zurückgebliebene Zucker wird Restzucker genannt. Ein Wein wird als »trocken« bezeichnet, wenn der Restzucker unter 9 Gramm pro Liter (und der Gesamtsäuregehalt bei maximal 2 Gramm pro Liter) liegt. Als »halbtrocken« gelten bis zu 18 Gramm pro Liter (Gesamtsäureanteil nicht mehr als 10 Gramm pro Liter). Als »lieblich« wiederum gelten Weine mit bis zu 45 Gramm pro Liter, »süßer Wein« hat hingegen über 45 Gramm Restzucker pro Liter.
Säure
Neben dem Restzucker und dem Alkoholgehalt ist die Säure das Rückgrat des Weins. Sie bestimmt seine Struktur und Haltbarkeit. Abhängig von der Sorte und Reife der Trauben liegt der Säuregehalt des Weins zwischen 3 und 16 Gramm pro Liter. Als Faustregel gilt: Je wärmer das Anbaugebiet, desto geringer ist der Säuregehalt im Wein.
Schwer
Als schwer werden extraktreiche und stark aromatische Weine bezeichnet. Sie weisen in der Regel einen hohen Alkoholgehalt auf und haben eine sättigende Wirkung.
Tannine
Auch Gerbstoffe genannt, sitzen in den Kernen, Stielen und Schalen der Traube. Abhängig von der Konzentration schmeckt Tannin leicht bitter und hinterlässt ein pelziges Gefühl auf der Zunge. Im Weißwein ist Tannin ein unerwünschter Stoff, während er im Rotwein zum besseren Aroma beiträgt. Tannine verhindern die frühe Oxidation des Weines und machen es so möglich, dass Rotweine länger gelagert werden können.
Terroir
Im Grunde heißt Terroir nur »Gegend«. Die Übersetzung wird dem Begriff allerdings nicht gerecht. Terroir umfasst mehr, es beschreibt Eigenschaften oder besser gesagt den Charakter eines bestimmten Gebiets, einer Region und welchen Einfluss etwa das Land, der Boden und das Mikroklima auf die dort angebauten Weinreben haben. Neben der Rebsorte erhält der angebaute Wein gerade durch das Terroir seinen ganz eigenen Charakter. Und je kleiner das Gebiet und je knapper die dort hergestellten Weine, desto exklusiver – bestes Beispiel: der Champagner aus der Champagne.
Viskosität
Bezeichnet die Zähflüssigkeit des Weins. Sie deutet auf einen höheren Zucker- bzw. Alkoholgehalt im Wein hin. Die Viskosität überprüft man, in dem man das Glas bis zu einem Drittel füllt, leicht schräg hält und dann beobachtet, wie schnell der Wein am Glasrand zurückfließt. Gelegentlich lassen sich hier auch sogenannte Kirchenfenster in der Verlaufsstruktur wahrnehmen. Sie deuten auf einen hohen Glyzerin-Gehalt hin.
Weinstein
Ist der Trivialname für das Kalium- oder Calciumsalz der Weinsäure. Er setzt sich am Boden oder am Korken der Flasche ab und wird oft fälschlicherweise als Zucker angesehen. Im Mund fühlt er sich wie scharfkantiger Sand an und schmeckt leicht säuerlich, die Weinqualität beeinträchtigt er aber nicht.
Sie arbeiten fünf, sechs, sieben Tage die Woche, 10, 12, 15 Stunden lang, von morgens bis abends (das ist nur ein kleines bisschen übertrieben 🙂 ), hängen sich voll rein, und doch sind Sie noch nicht wirklich zufrieden mit sich?
So geht mir das auch. Ich freue mich also schon darauf jetzt nach Hause zu fahren. Aber da fällt mir ein, dass ich mich ja für heute Abend mit einer Freundin im Theater verabredet habe… Na großartig! Eigentlich wollte ich doch einfach nur nach Hause, kurz was essen und dann die Decke über den Kopf ziehen…
Was kommt denn heute? „Eine Sommernacht“ – Beziehungskomödie, genau das was ich jetzt brauche… Na gut, ausgemacht ist ausgemacht.
Ich sitze also, mit den Gedanken noch bei der Arbeit, im Theater. So richtig nach Beziehungskomödie ist mir immer noch nicht. Doch das ändert sich schon nach zwei Minuten. Die Schauspieler kommen auf die Bühne, trinken Wein oder Whisky (also natürlich ist nicht wirklich Alkohol in den Gläsern) und albern herum. Das Publikum ist irritiert und irgendwo hört man jemanden fragen: „Hat’s denn schon angefangen?“ Für den ersten Lacher wurde damit gesorgt.
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Und dann werde ich in die Welt von Helena (Judith Lilly Raab) und Bob (Raik Singer) entführt, die eigentlich eher zufällig eine feucht fröhliche Nacht miteinander verbringen und beschließen sich nicht mehr wiederzusehen. Eingebettet in den musikalischen Rahmen von „Love will break your heart“ zu „Love will change your heart“ erleben die zwei, bei ihrem Versuch sich nicht mehr wiederzusehen, viele witzige und schöne, aber auch traurige Momente.
Ich genieße also eine herrliche Abwechslung von Humor und den wirklich wichtigen Fragen des Lebens. Ich lache ein erstes, ein zweites, ein drittes Mal… – und nach 90 Minuten gehe ich gut gelaunt nach Hause. Ich denke weder an den Chef, noch an die nicht fertigen Arbeiten, sondern ich erwische mich dabei wie ich auf der Heimfahrt grinsend „Love will break your heart…..“ vor mich hinsumme.
Kennen Sie das?
…wenn nicht, dann kommen Sie doch einfach vorbei!
Die nächste Vorstellung ist am Freitag 19.04.2013, 20 Uhr in den Kammerspielen.
In der französischen Beziehungskomödie geht es um nichts als »Die Wahrheit« Premiere: 09. März 2013, Komödienhaus
Warum sind Komödien über untreue Lebenspartner so beliebt? Vermutlich weil jeder irgendwie mitreden kann. Kaum jemand, der nicht schon mal mit diesem Thema in Berührung gekommen ist: Der beste Freund hat sein Leid geklagt, weil er vermutet, dass die Liebste nebenbei noch einen anderen hat. Die Schwester weiß nach einem Seitensprung nicht weiter und holt sich Rat. Und glaubt man den Statistiken, dann haben sich rund 50 Prozent der Menschen in festen Beziehungen schon einmal auf amouröse Abwege begeben. Fast 4,5 Mio. Treffer gibt es in einer der führenden Internet-Suchmaschinen unter dem Stichwort »Seitensprung«. Es gibt sogar eine boomende Untreue-Industrie: Detekteien, die ausschließlich in dieser Angelegenheit recherchieren und Agenturen, die außereheliche Treffen so organisieren, dass garantiert niemand etwas merkt. Unzählige Ratgeber in Buchform oder im World Wide Web beschäftigen sich mit der Frage: Was passiert »danach« – sagt man die Wahrheit oder besser nicht? »Wenn die Leute von heute auf morgen aufhören würden, sich zu belügen, gäbe es kein einziges Paar mehr auf Erden. Und in gewisser Hinsicht wäre das das Ende der Zivilisation.« Das ist zumindest die Haltung von Michel, der Hauptperson in der Komödie »Die Wahrheit« des Franzosen Florian Zeller.
Also trifft er sich fröhlich weiter mit Alice, der Frau seines besten Freundes Paul, um mit ihr regelmäßige Schäferstündchen im Hotel zu verbringen. Seiner Gattin erzählt er von endlos langen Sitzungen, bei seinen Kollegen entschuldigt er seine Abwesenheit von der Arbeit mit schweren Infekten und manchmal muss sogar Paul als Alibi für die Zeit herhalten, in der Michel sich mit dessen Frau vergnügt. Wüsste Paul die Wahrheit, das würde ihn zerstören, glaubt Michel. Seiner Frau Laurence jedenfalls würde er nie etwas von dem Verhältnis mit Alice erzählen. Selbstverständlich einzig und allein um sie zu schützen. Denn Michel ist fest davon überzeugt, dass es rücksichtsvoller gegenüber dem Partner ist, ihm nicht die Wahrheit zu sagen. Klar wird es hin und wieder anstrengend, sich im eigenen Lügengespinst nicht zu verirren. Aber Michel ist fest davon überzeugt, dass er alles bestens im Griff hat … Was bei englischen Komödien der schwarze Humor, ist bei französischen Stücken dieses Genres die flirrende Leichtigkeit. Und nichts ist, wie es scheint. Weder ist der Grundkonflikt dieses Stückes so banal, wie es zunächst aussieht, noch ist der Verlauf der Dinge vorhersehbar. Denn im Laufe der sieben Szenen nimmt das Stück so manche überraschende Wendung. Das Publikum, das nicht einen Deut schlauer ist als die handelnden Personen, darf sich also nicht nur auf einen unterhaltsamen, sondern auch auf einen spannenden Abend freuen. Psst: Wenn Sie im Laufe des Stücks hin und wieder zu Ihrem Partner schielen und sich fragen, ob der Sie auch so gnadenlos hintergeht, dann denken Sie an die oben zitierte Statistik. Es ist »nur« die Hälfte der Männer und Frauen, die Liebesabenteuer außerhalb der Partnerschaft suchen. Sie haben also mindestens zu 50 Prozent die Chance, dass Ihr Partner treu ist. Die meisten Seitensprünge passieren angeblich aus Langeweile. Das beste Mittel, um dies zu verhindern, sind gemeinsame Interessen und Unternehmungen. Also wenn Sie gern und regelmäßig zusammen ins Theater gehen, dann kann Ihnen schon gar nicht mehr viel passieren. Deshalb: Bleiben Sie uns treu!
»Die Perle Anna« mit einer Paraderolle für Anita Kupsch als Sommergastspiel im Komödienhaus
Für Haushälterin Anna könnte das Leben so angenehm und bequem sein, wenn da nicht Hausherr Bernard und seine Frau Claudine wären. Denn seitdem Claudine in letzter Zeit stundenlang auf Einkaufstour ist, ohne jedoch mit Einkäufen nach Hause zu kommen, und Anna Bernard bei Telefonaten erwischt, die er vor ihr geheim halten möchte, ist ihre Ruhe dahin. Da kommt Anna der Umstand, dass Bernard auf Dienstreise gehen muss, während Claudine zu ihrer Mutter will und die Haushälterin daher auf Urlaub schickt, sehr gelegen. Anna gibt zwar vor zu verreisen, bleibt aber unbemerkt von ihren Herrschaften in der Wohnung, um endlich einmal in Ruhe die Füße hochlegen zu können. Aber besagte Ruhe währt nicht lange, denn plötzlich steht Claudine samt unbekannter männlicher Begleitung in der Tür: Mit ihrem Geliebten Robert, einem Profiboxer, will sie es sich ebenfalls in der Wohnung gemütlich machen, obwohl Robert kurz vor einem Kampf steht und sich eigentlich von Weib und Alkohol fernhalten sollte. Schnell hat Anna beide im Schlafzimmer einquartiert und will sich wieder dem süßen Nichtstun hingeben, da öffnet sich erneut die Wohnungstür und hereinspaziert kommt Bernard mit seiner Geliebten Catherine – und schon fangen die Probleme an. Nur gut, dass Anna noch nie um eine Antwort verlegen war … Eine Paraderolle für den Bühnenliebling aus Berlin: Anita Kupsch!
Premiere: 27.07.2012 Regie: Manfred Langner Mit: Anita Kupsch, Ulla Schlegelberger, Alexandra Marisa Wilcke, Christopher Krieg, Christian Sunkel Gastspiel der KOMÖDIE IM MARQUARDT Stuttgart
Mit Peter Shaffers »Komödie im Dunkeln« sorgt Regisseurin Katka Schroth für helles Gelächter
Ich liebe Komödien, und ich würde liebend gerne mehr davon schreiben, meint der britische Dramatiker und Drehbuchautor Peter Shaffer (»Amadeus«). »Aber es ist sehr hart, und ich glaube, es verlangt fast mehr Disziplin als die ‚ernsthaften‘ Stücke.« Diese Disziplin, vor allem in fast akrobatischer Körperbeherrschung und wildem Slapstick, brauchen auch die sieben Schauspielerinnen und Schauspieler, die bei seiner »Komödie im Dunkeln« über die Bühne stolpern, purzeln und fallen. Denn Shaffer dreht sein Stück mit einem genialen Kniff zur rasanten Farce auf, in der jede Albernheit erlaubt ist: Die Bühne, das Apartment des jungen Künstlers Brindsley Miller, ist zwar für die Zuschauer hell erleuchtet, aber die Figuren des Stücks tappen buchstäblich im Dunkeln. Die Idee kam dem Autor 1965, nachdem er an der Pekingoper einen Schwertkampf in fiktiver Dunkelheit gesehen hatte. Für die Sommersaison des renommierten Londoner National Theatres schrieb er fast in Rekordzeit den Einakter »Komödie im Dunkeln«, in dem schon nach ein paar Minuten ein Stromausfall für heillose Verwirrung sorgt. Und das ausgerechnet an dem Abend, als Brindsley den Besuch eines reichen russischen Kunstmäzens und des furchteinflößenden Vaters seiner Verlobten Carol erwartet. Um beiden zu imponieren, haben er und Carol die Antiquitäten seines verreisten Nachbarn Harold Gorringe »ausgeliehen«. Aber weil selten ein Unglück alleine kommt, kehrt nicht nur Harold früher aus dem Wochenende zurück, sondern taucht auch noch unerwartet und ungesehen Brindsleys Ex-Freundin Clea in der Wohnung auf. Im Schutz der Dunkelheit versucht Brindsley mit allen Mitteln den völlig verrückten Abend zu retten – falls das überhaupt noch möglich ist. Aber da sich alle unsichtbar und unbeobachtet fühlen und dementsprechend die Hemmungen fallen und die Aggressionen steigen, ist schon bald das blinde Chaos König. Grelles Licht ins Dunkel und schallendes Gelächter ins Komödienhaus bringt die Berliner Regisseurin Katka Schroth, die sich mit Peter Shaffers Erfolgsstück erstmals in Heilbronn vorstellt. Seit 1996 inszeniert sie unter anderem in Zürich, am Theater Magdeburg, an den Bühnen Halle, am Theater Bielefeld, am Staatstheater Nürnberg, am Rheinischen Landestheater Neuss und in Toronto/Kanada.
Andreas Frane, Dramaturg
Premiere am 16. Juni 2012, 20.00 Uhr, im Komödienhaus Regie: Katka Schroth Bühne: Johanna Pfau Kostüme: Elke von Sivers Mit: Sylvia Bretschneider, Gabriel Kemmether, Judith Lilly Raab, Till Schmidt, Sabine Unger, Tobias D. Weber, Kai Windhövel