Die unsichtbaren Räume des Theaters

Für jeden Laien (und vor allem Praktikant) sind die vielen Gänge und Räume im Theatergebäude ein Labyrinth. Dabei kennt man nur die „offiziellen“ Wege. Einmal falsch abgebogen und man scheint verloren. Marcus Rack hingegen kennt das Gebäude wie seine Westentasche und macht eine Führung mit mir. Er ist Hausinspektor am Theater Heilbronn und weiß sehr genau, wie man wo am schnellsten hinkommt. Und wieder zurück.

Auf dem Weg in den Keller gehen wir direkt unter der Bühne entlang. Hier stützen die sogenannten Triebstöcke die Bühne. Diese Triebstöcke können jeder bis zu 12 Tonnen tragen und die Höhe der verschiedenen Bühnenteile, die Hubpodien, verschieben.
Ein Stockwerk tiefer, im Keller, befindet sich die Lüftungszentrale. Hier befindet sich die gesamte Technik, um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Gäste und Mitarbeiter zu gewährleisten.
Die Brandschutzanlage ist enorm. Unter dem Foyer des Großen Hauses befindet sich zum Beispiel ein riesiger Wasserspeicher. Die blaue große Kapsel (siehe Bilder) umfasst 20 000l Wasser. Im Brandfall wird es innerhalb von Millisekunden in die Sprinkleranlage im ganzen Haus gepumpt, um die Zeit zu überbrücken, bis die großen Pumpen 2-3 Sekunden später angelaufen sind.

Aus dem Keller heraus gehen wir durch den Orchestergraben zwei Stockwerke höher in den Requisitenfundus. Der Raum ist über und über mit Requisiten gefüllt:
Sie sind in riesigen begehbaren Archivschränken untergebracht, die aussehen wie Polizeiarchive im Kriminalfilm. Auch wenn einzelne Requisiten nur für ein Stück gebraucht wurden, werden sie nicht weggeschmissen, erklärt Marcus Rack. Schaut man sich um und sieht die mit viel Liebe zum Detail gefertigten Plastiktorten, Kameras und andere Kunstwerke, kann man das leicht nachvollziehen. Ähnlich ist es mit den Kostümfundi. Davon gibt es nämlich gleich mehrere. Reihen von Kleider in allen Farben und aus vielen Epochen.

Dann geht es ganz nach oben unter das Dach zum Schnürboden. Auf dem Weg dorthin passiert man verschiedene Stationen. Normale Treppen führen auf die Höhe der Lichtanlage. Hier gibt es drei Galerien, von denen aus man die Bühne überblicken kann. Eine Wendeltreppe, die so niedrig ist, dass man sich den Kopf fast stößt, und ein Aufzug, der so eng ist, dass man gerade so zu Zweit reinpasst, bringen einen auf den Schnürboden. Ein Stahlgitter 22m über der Bühne ist dieser „Boden“. Drahtseile durchziehen den Raum. Alles, was auf der Bühne von oben kommt, wird hier gesteuert. Über die Leitrechner, die hier untergebracht sind, werden die Befehle von der Steuerung an die Drahtseile weitergegeben. Und so hebt und senkt sich dann zum Beispiel der große Vorhang.

Bei der Verabschiedung weiß ich, dass alle Räume und Gänge des Theaters rund um den Zuschauerraum und die Bühne des Großen Hauses gebaut sind. In welche Richtung ich gehen muss, um wieder in den ersten Stock zu kommen, weiß ich trotzdem nicht. Marcus Rack hat das gleich bemerkt und erklärt mir mit einem Grinsen den Weg.

Rebecca G., Praktikantin

 

[slideshow post_id=“921″]

TheaterWerkStatt – Die Eröffnung

Mit großem Getöse sind die Jugendclubs des Theaters Heilbronn am Samstag in ihr neues Zuhause, die TheaterWerkStatt im Wollhaus, umgezogen. Große Kartons, bunte T-Shirts, Trillerpfeiffen und ein Megafon gehörten zu der Ausrüstung der Jugendlichen. Um halb 5 zogen sie los: vom Theater durch die Innenstadt ins Wollhaus.

Die Theaterpädagogin Katrin Singer und ihre Praktikantin hatten aber noch Ungewöhnlicheres geplant: einen Flashmob vorm Wollhaus. 60 Personen spazierten erst unauffällig am Fleiner Tor entlang, bis sie sich mit Bananen und dem Spruch „Imobilius“ verzauberten und „tot“ umfielen. Ein lautes „TheaterWerkStatt jetzt im Wollhaus“ war der Startschuss für die offizielle Eröffnung.

Das Programm startete mit einer Begrüßung von Intendant Axel Vornam und der Theaterpädagogin Katrin Singer. Danach gaben die Jugendclubs jeweils eine Kostprobe ihrer Arbeit und wechselten sich mit Musik von Dittrich & Köni (ehemals Klangrekorder) ab.

In der 600qm großen TheaterWerkStatt, die vorher ein Drogeriemarkt war, befindet sich jetzt alles, was die 5 Jugendclubs zum Proben brauchen: eine kleine Küche, ein Fundus und mehrere Bühnen. Dass sich die Jugendlichen dort wohl fühlen, war schon bei ihren Auftritten zu sehen. Zwei der Jugendlichen stellten sich gegen Ende spontan auf die Bühne und gaben ein paar Coversongs zum Besten.

TheaterWerkStatt bedeutet aber mehr als „nur“ Proberaum für die Jugendclubs. Die Theaterpädagogik hat nun endlich einen Raum für ihre anderen Projekte. Für die jungen Theaterbesucher werden Theaterworkshops zu den einzelnen Inszenierungen angeboten. Außerdem gibt es Vorgespräche, Nachgespräche, Lesungen und Lehrerfortbildungen. Zur Zeit hat das Theater 18 Kooperationsschulen (Tendenz steigend), deren Schüler regelmäßig das Theater besuchen. Mit der TheaterWerkStatt wurde endlich ein Raum geschaffen, wo sich die Theaterpädagogik entfalten kann.

Rebecca G., Praktikantin


 

[slideshow post_id=“882″]

Proben für den „Process“ haben begonnen…

Wie immer gab es zum Auftakt die Konzeptionsprobe, in der das Regieteam erläutert, was es vorhat. Intendant Axel Vornam führt Regie. Er möchte das Stück, das nach Kafkas Roman entstanden ist, wie einen großen Albtraum mit einem Panoptikum an Figuren inszenieren, bei dem man nicht weiß: Was ist Traum, was ist Realität? Ästhetisch wird das Ganze an einen Stummfilm erinnern. Tom Musch, der für Bühne und Kostüme verantwortlich ist, entwarf einen riesigen Plafond, der in Neigung und Höhe verstellbar ist. Mit dessen Hilfe können ganz viele Spielorte angedeutet werden. Er kann Weite erzeugen aber auch klaustrophobische Enge, die die Ausweglosigkeit der Situation fast körperlich spürbar macht. Ein ganz wichtiges Gestaltungsmittel wird das Licht sein.

Dramaturg Christian Marten-Molnar erklärte, dass die Bühnenfassung zu 100 Prozent Kafka-Text ist. Alle wichtigen Szenen des Romans sind enthalten. Hinzugenommen wurde ein Text, den Kafka im Umfeld des Romans geschrieben hat: „Der Traum“, erschienen in seinem Erzählband „Der Landarzt“. Die Bühnenfassung stammt von Peggy Mädler, die bereits an „Exit Europa“ mitgearbeitet hat und gerade mit ihrem ersten Roman „Legende vom Glück des Menschen“ auf Einladung des Goethe-Instituts durch die Welt reist. Da sie am Tag der Konzeptionsprobe  gerade von Budapest nach New York flog, um ihr Buch dort zu präsentieren, konnte sie nicht dabei sein.

Die Hauptrolle des Josef K. spielt übrigens Sebastian Weiss, der eine anstrengende Probenzeit vor sich hat, da er während der gesamten Vorstellung nicht einmal von der  Bühne herunterkommt. Die Wochen zwischen der Ballhaus-Premiere und dem Probenbeginn für den „Process“ nutzte er zum Textlernen, wenn er nicht gerade in einer der vielen anderen Inszenierungen auf der Bühne stand.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Katerarbeiten

Geht man in diesen Tagen durch die Werkstätten des Theaters, merkt man schnell, dass an Großem gearbeitet wird. Der „Gestiefelte Kater“ hat am 13. November Premiere im Großen Haus und noch ist nicht alles fertig.

Für die erste Szene des Wintermärchens fehlt noch der Hintergrund des Bühnenbilds. Blau wie der Himmel soll er sein. Und in genau dieser Farbe erstrahlt im Moment die Malerei. Damit später auch der ganze Bühnenhintergrund bedeckt ist, braucht man eine sehr große Fläche. So ist es nicht verwunderlich, dass fast der gesamte Boden der Malerei himmelblau und nicht betretbar ist. Deswegen müssen sich die Bühnenmaler für andere Kulissenteile, wie zum Beispiel eine übergroße Flasche für „Die Wanze“, an den Rand der riesigen Werkstatt zurückziehen.

Auch in der Schneiderei gibt es schon viel zu sehen: An der Kleiderstange für den „Gestiefelten Kater“ befinden sich schon einige Kostüme. Das der Prinzessin hängt ganz vorne. Es funkelt und glitzert durch und durch in rosa und hat am Rock ganz viel Tüll. Dazu gibt es noch eine rosa Unterhose und rosa Schuhe; es ist der Traum jedes kleinen Mädchens, das Prinzessin werden möchte. Am Kostüm des Katers wird hingegen noch fleißig gearbeitet. Damit der Plüschschwanz bei der Aufführung lebendig aussieht, werden Klaviersaiten ins Innere eingearbeitet.

Rebecca G., Praktikantin

Kulissenteil im Malersaal für unser Weihnachtsmärchen

Platte Nasen am Theaterfenster

Das Fotoshooting der Komödie „Frohe Feste“ für die Theaterzeitung

Die Komödie „Frohe Feste“ von Alan Ayckbourn  hat am 11. November 2011 Premiere im Komödienhaus. Darin geht es um das maximale Weihnachtsdesaster. Drei Paare, die sich eigentlich nicht mögen, feiern in drei aufeinanderfolgenden Jahren  zusammen Weihnachten. Ein Paar wird von Judith Lilly Raab und Gabriel Kemmether verkörpert – sie sind Sidney Hopcroft, Besitzer eines kleinen Lebensmittelgeschäftes mit Expansionsabsichten,  und seine putzwütige Frau Jane. Die beiden wollen unbedingt zum Fest der anderen, gesellschaftlich höher gestellten Paare.  Dieser Tage wurden Werbefotos im oberen Foyer des Theaters für die Theaterzeitung „Szene“ gestellt. Die neue Ausgabe erscheint am 28. Oktober als Beilage der Heilbronner Stimme. Ausgabe sollen Artikel und Bilder dazu erscheinen.

Fotoshooting für „Frohe Feste“

Von den Schauspielern Judith Lilly Raab und Gabriel Kemmether wurde  aber Außergewöhnliches verlangt: keine schönen, einstudierte Posen sondern an der Fensterscheibe plattgedrückte Gesichter mit dem Ausdruck „Wir wollen da hinein“.
Damit die Schauspieler richtig dicht an die Scheiben gehen können, haben Ausstatter Ulrich Frommhold und Dramaturg Andreas Frane erst einmal die Fenster geputzt (und waren dabei fast so akribisch wie Jane Hopcroft in dem Stück). Zur großen Freude der Schauspieler, durften diese dann im Inneren des Theaters bleiben, während die Fotografen in die Kälte mussten.

Fotoshooting für „Frohe Feste“

Mit Partyhütchen und Glitzerhaarreif, die Ulrich Fromhold in Hamburg erstanden hatte, ging es dann für die Schauspieler los. Sie drückten ihre Nasen und Münder ohne Scheu an die Fensterscheibe und es entstanden schöne, lustige Bilder.
Bilder und Informationen zum Stück können Sie am 28. Oktober in der Theaterzeitung „Szene“, die als Beilage in der Heilbronner Stimme erscheint, anschauen.

Rebecca G., Praktikantin

Lingualer Muskelkater!

Wenn man – egal ob Schauspieler, Regisseur oder Dramaturg –  eine Weile ein Stück probt, dann kann es vorkommen, dass man im Alltag, im Umgang mit Kollegen und Freunden, plötzlich aus diesem Stück zitiert oder anfängt, in ganz ähnlicher Art und Weise wie die Figuren aus dem Stück zu sprechen. Letzteres merkt die Produktion „Die Präsidentinnen“ gerade intensivst. Nun ist am Samstag Premiere dieses Klassikers von Werner Schwab und man kann hoffen, dass sich danach der „verrückte“ Sprachstil wieder normalisiert.

Beim gestiefelten Kater, nur einen Katzensprung von den Kammerspielen entfernt im Großen Haus, geht die tierische Sprachkonfusion gerade erst los! So kommt der Schauspieler Peter Volksdorf gestern von der Probe mit einem tierischen Muskelkater. Regisseur Alejandro Quintana hofft, dass nach der Präsidentinnen-Premierenfeier am Samstag am Montag niemand verkatert auf die Probe kommt oder gar ein schmackhaftes Katerfrühstück fordert. Außerdem ist schon jetzt klar: Das Weihnachtsmärchen wird so spektakulär, dass am Ende einer Vorstellung eine einfache Katzenwäsche wohl nicht genügen wird, denn die Kater, äh Schauspieler, geben alles! Der Besuch einer unserer Premierenklassen zum gestiefelten Kater endete zum Leidwesen der Kinder, leider (noch) nicht mit dem Katz-und-Maus-Spiel zwischen Zauberer und Kater (aber ein bisschen Überraschung muss einfach noch bleiben! Ihr werdet es alle ab dem 13.11.2011 erleben können!). Es besteht also überhaupt kein Grund, einen Katzenjammer anzustimmen! Höchstens, wenn man die Katze im Sack gekauft hat, dann muss man unter Umständen ein bisschen katzbuckeln, um sie wieder loszuwerden. Ärgerlich ist es auch, einen romantischen Abend an einem Katzentisch verbringen zu müssen, vielleicht sogar noch mit Katzenmusik-Gedudel im Hintergrund. Naschkatzen sollten da lieber zu Hause bleiben, dann tanzen die Mäuse auch nicht auf dem Tisch!

Es ist einfach tierisch was los am Theater Heilbronn! Deshalb nicht wie die Katze um den heißen Brei schleichen, sondern schnell Karten für unsere tierischen Vorstellungen kaufen! Denn, das ist ja wissenschaftlich bewiesen: Die Letzten beißt der Kater! Oder war es Schmitz’ Katze? Oder der Dackel von der Grete, aus dem Stück „Präsidentinnen“? Oder doch das Katerlischen? Egal! Nachts sind eh alle Katzen grau!

Stefanie Symmank, Dramaturgin

Die Präsidentinnen

Wovon träumt die Putzfrau?

Kleiner Eindruck gefällig? Werner Schwabs bekanntestes Werk „Die Präsidentinnen“, eine Gesellschaftssatire mit Paraderollen für drei Vollblutschauspielerinnen, hat am 15. Oktober um 20 Uhr in den Kammerspielen Premiere. Axel Vornam erarbeitete dieses Stück des kometenhaft aufgestiegenen, aber früh verstorbenen Entfant terrible des österreichischen Theaters mit den Schauspielerinnen vlnr. Sabine Unger (Erna), Angelika Hart (Grete) und Cosima Greeven (Mariedl). Die drei spielen Putzfrauen, die vom Leben nicht gerade verwöhnt wurden und die sich in Ernas guter Stube treffen, um zu schwadronieren, dem Papst zu lauschen und bei einem Glaserl Wein vom Glück zu phantasieren.

Schwabs „Präsidentinnen“, 1990 entstanden, gehören  heute zum österreichischen Kulturerbe. Jedes bedeutende Theater hat dieses Stück gespielt – nun auch endlich das Theater Heilbronn. Für die Premiere gibt es noch ein paar Karten.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

TheaterWerkStatt im Wollhaus

Theaterjugend nimmt am 22. Oktober ehemaligen Drogeriemarkt in Besitz

Dort, wo bis vor einiger Zeit noch Zahnpasta und Seife verkauft wurden, im ehemaligen Drogerie-Markt in Wollhaus nämlich, wird künftig Theater gespielt. Da wird sich die TheaterWerkStatt befinden, quasi das Jugendzentrum des Heilbronner Theaters. Die Theaterpädagogik zieht mit der Clubszene, das sind die verschiedenen Jugendclubs des Theaters,  und all ihren Veranstaltungen in die 600 Quadratmeter großen Räumlichkeiten. Diese wurden vom Theater schon für das Kunstprojekt „Wohnzeit“ im Sommer 2011 genutzt. Jetzt hat die Stadt Heilbronn dem Theater weiterhin die Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Am 22. Oktober um 17 Uhr ist die offizielle Einweihung. Es gibt Live-Musik und die Theaterjugendclubs zeigen Szenen aus ihren aktuellen Stücken.  Hinterher wird ordentlich gefeiert. Zwischen 16.15 Uhr und 16.40 Uhr ziehen die Jugendclubs mit Megaphon, Trillerpfeifen und Umzugskisten durch die Stadt vom Theater zu ihrem neuen Domizil. In den Kisten sind allerlei Materialien, die der Theaterjugend von den Profis am Berliner Platz zur Verfügung gestellt werden.

In Zukunft finden auch alle Theaterworkshops für Schulklassen in diesen großzügigen Räumlichkeiten statt. Mittlerweile hat das Theater Heilbronn 18 Kooperationsschulen, und das Interesse wächst weiter. Deshalb war es dringend nötig, neue Räume für die Theaterpädagogik zu suchen.  Zu allen Inszenierungen bietet die Theaterpädagogik spielerische Vor- und Nachbereitungen, Diskussionsveranstaltungen und Lehrerfortbildungen an. Dafür bietet die TheaterWerkStatt im Wollhaus ab dem 22. Oktober ideale Bedingungen.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

NAME GESUCHT!

Ab dem 22. Oktober ziehen wir mit der Theaterpädagogik ins Wollhaus. Da wo früher ein Drogeriemarkt war, spielen dann unsere Jugendclubs Theater und finden unsere vielen Workshops mit Jugendlichen statt. Auf 600 Quadratmetern sind Probebühnen, gemütliche Ecken zum Chillen und Diskutieren und eine Küche aufgebaut. Das Ganze hat uns die Stadt jetzt zur Verfügung gestellt. Wir freuen uns! Jetzt seid ihr gefragt: WIR SUCHEN EINEN NAMEN FÜR UNSERE SPIELSTÄTTE! Wer gute Ideen hat, schreibt uns diese bitte auf unsere Pinnwand bis Dienstag, den 11. Oktober. Es gibt KARTEN für „White“ am 16. Oktober zu GEWINNEN.

Theaterworkshop

Vom Thron geschubst…

Werner Schwabs Bizarres Schauspiel »Die Präsidentinnen« am 15. Oktober in den Kammerspielen

Wer träumt nicht auch davon? Im Rentenalter munter mit langjährigen Freunden bei Kaffee und Erdbeertorte in der Küche sitzen, plaudern und palavern über Gartenbau und Backrezepte und den neuesten Tratsch und Klatsch aus dem englischen Königshaus. Die Kinder sind hinausgezogen in die weite Welt, sind hochbezahlte Bank Business Management Assistants mit Familienhund und 2,5 Kindern, die Enkel am Wochenende zu Besuch, ein Häuschen in Frankreich, unendlicher Urlaub … Das Leben kann so herrlich sein!
Kann, muss aber nicht. Ein gutes Beispiel dafür geben Sparweltmeisterin Erna, Lebefrau Grete und die fromme Mariedl ab. Besonders Erna und Grete hat das Leben mit all seinen Boshaftigkeiten und Auswüchsen schwer gebeutelt. Hermann, großgesparter Sohn Ernas, lässt seine Mutter wegen permanenter Saufeskapaden nachts nicht ruhig schlafen und auch Grete, einmal Witwe, einmal geschieden, hat ein schweres Nachwuchs-Packerl zu tragen. Ihre Tochter Hannelore hat die Flucht nach Australien ergriffen, Kontakt gibt es keinen mehr, der Grund ist ein Tabuthema unserer Gesellschaft.
Beschimpfungen und Lebenserfahrungen kommen nun passend zum Ostersonntag auf den Küchentisch. Jede Frau will es noch schwerer gehabt haben und nur eine nimmt es leicht: Mariedl. Ihr Alleinstellungsmerkmal ist nicht Seelenschutt und schwere Not mit dem Nachwuchs; Mariedl ist dafür bekannt, es »auch ohne« zu machen! Strafe dem, der jetzt Böses denkt! Rutscht es auf dem stillen Örtchen nicht nach unten, sondern quillt nach oben, greift die Mariedl mit bloßen Händen – ohne Gummihandschuhe! – in die Muschel und … Für Mariedl, die ungekrönte »Befreierin des Throns«, ein gutes Werk für Jesus Christus. Doch wer dankt einem wirklich alle Anstrengung und Mühen? »Niemand«, würden Grete, Erna und Mariedl unisono antworten. Da hilft nur eins: Träumen. Eintauchen in das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Da wird die eine zur Unternehmergattin und die andere zur Großgrundbesitzerin, da wird hemmungslos geflirtet und zünftig gegessen, da findet die Mariedl in jedem verstopften Abort ein schöneres Geschenk vom Herrn Pfarrer. Die unerfüllten Sehnsüchte der Frauen laufen über, werden größer und phantastischer und zerschellen an der brutalen Realität der Mariedl, die plötzlich Hannelore und Hermann auftauchen lässt, um dem ganzen Treiben Einhalt zu gebieten.
Aus dem Präsidentinnen-Trio wird am Ende ein rachsüchtiges Verschwörer-Duo, das die anarchische Staatsfrau in Ernas Küche in einem großen Showdown vom Thron stößt. Und dann? Geht das Leben heiter weiter!

Stefanie Symmank, Dramaturgin