Theaterfrühstück zur „Winterreise“

Dritte Koproduktion zwischen Theater Heilbronn und WKO: Die Winterreise nach Franz Schubert – Theaterfrühstück am 12. Februar – Premiere am 17. Februar

Einmal im Jahr finden sich die beiden wichtigen Kulturinstitutionen der Stadt Heilbronn, das Theater Heilbronn und das Württembergische Kammerorchester Heilbronn, zusammen, um gemeinsam ein Stück Musiktheater auf die Bühne zu bringen, das jenseits des gängigen Repertoires nur selten oder gar nicht in den Spielplänen zu finden ist. Am 17. Februar hat „Die Winterreise“ nach dem gleichnamigen Liederzyklus von Franz Schubert Premiere im Großen Haus des Stadttheaters.

Probenfoto „Die Winterreise“

Das THEATERFRÜHSTÜCK zur „Winterreise“ findet am 12. Februar um 11 Uhr im Foyer des Großen Hauses statt. (Das Frühstücksbuffet ist ab 10 Uhr aufgebaut) Hier gewährt das Inszenierungsteam einen spannenden Einblick in den außergewöhnlichen Theaterabend.
Der in Kassel lebende Komponist Jens Josef hat die von Schubert für Klavier und Gesangsstimme geschaffenen Lieder für Streichorchester und Bariton bearbeitet. Diese Neu-Orchestrierung der „Winterreise“ erlebt an diesem Abend ihre Uraufführung durch das Württembergische Kammerorchester Heilbronn unter Leitung von Ruben Gazarian mit dem Heidelberger Sänger Matthias Horn. Für die Inszenierung zeichnet Christian Marten-Molnárverantwortlich, Musiktheaterregisseur und Chefdramaturg am Theater Heilbronn. Er hat gemeinsam mit dem Bühnen- und Kostümbildner Nikolaus Porz auch die anderen beiden Koproduktionen zwischen dem Heilbronner Theater und dem WKO „Verklärte Nacht“ und „sinn_spuren“ auf die Bühne gebracht.

Lesen Sie unten weiter, wenn Sie mehr über das gemeinsame Projekt erfahren wollen.

ÜBRIGENS: Seit kurzem hat auch das Württembergische Kammerorchester einen elektronischen Newsletter. Wenn Sie diesen beziehen möchten, schreiben Sie eine Mail an Judith Heinrich, die für die Öffentlichkeitsarbeit des WKO zuständig ist an heinrich@wko-heilbronn.de

Winterreise – Impression einer Probe

Immer, wenn auf den Bühnen des Theaters keine Vorstellungen stattfinden, nutzen die Inszenierungsteams, die gerade für die nächsten Premieren proben, die Chance von der Probebühne auf die eigentliche Bühne zu gehen. So auch das Team der „Winterreise“, die in Kooperation des Theaters Heilbronn mit dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn unter Regie von Christian Marten-Molnár entsteht. Am 17. Februar hat „Die Winterreise“ nach dem gleichnamigen Liederzyklus von Franz Schubert Premiere im Großen Haus des Stadttheaters. Der in Kassel lebende Komponist Jens Josef hat die von Schubert für Klavier und Gesangsstimme geschaffenen Lieder für Streichorchester und Bariton bearbeitet.


Fotos: Rebecca Göttert

Christian Marten-Molnár inszeniert den Abend mit dem Heidelberger Bariton Matthias Horn in der Hauptrolle, der ein ausgewiesener Spezialist der „Winterreise“ ist und bereits eine eigene CD-Einspielung dieses Werkes vorgelegt hat. Er verkörpert auf der Bühne einen Menschen, der aus dem bürgerlichen Leben herausgefallen und an einen Punkt geraten ist, an dem er nur noch sich selbst hat und die Musik Schuberts. Außerdem arbeitet Marten-Molnár mit Statistinnen und Statisten des Heilbronner Theaters. Die szenischen Proben werden zur Zeit von Ann Joana Druyts am Klavier begleitet, bis in den letzten Probentagen das Orchester unter Leitung von Ruben Gazarian dazu kommt.

Hier ist ein kurzer Eindruck von den Proben auf der Probebühne:
Video: Frank Druschel

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Recht so!?

»Kohlhaas« in den Kammerspielen

Nicht immer heißt Recht haben auch Recht bekommen. Da geht es den Leuten wie den Menschen. Michael Kohlhaas gibt ein gutes Beispiel, wie aus einem unbescholtenen Familienvater und Bürger ein Räuber und Mörder wird, weil Klüngel und politisches Kalkül den Einzelnen nicht zu seinem Recht kommen lassen. Michael Kohlhaas begehrt auf und stürzt ein ganzes Land in eine Krise.

Dabei fing alles ganz harmlos an. Der Rosshändler Kohlhaas ist auf dem Weg von Kohlhaasenbrück in Brandenburg in die sächsische Haupt- und Residenzstadt Dresden, als er vom Junker Wenzel von Tronka nach einem Passierschein zur Durchreise durch fremdes Gebiet gefragt wird. Kohlhaas verneint den Besitz, verspricht aber, sich in Dresden eine Erlaubnis ausstellen zu lassen. Als Pfand lässt er zwei seiner Rappen und seinen Knecht Herse beim Junker. Verwundert über das Märchen vom Passierschein will Kohlhaas Wochen später seine Rappen wieder abholen und muss feststellen, dass diese zur Feldarbeit missbraucht, völlig abgemagert und somit unverkäuflich geworden sind. Sein Knecht wurde verprügelt und vertrieben. Kohlhaas will den Junker bei Gericht in Dresden auf Wiedergutmachung für Mensch und Tier verklagen, gerät jedoch in die schmierigen Fäden der Vetternwirtschaft bei Hofe und wird als Querulant abgestempelt. Als bei der Übergabe einer neuen Petition an den Kurfürsten von Brandenburg seine Frau Lisbeth tödlich verletzt wird und sein Fall erneut kein Gehör findet, verkauft Kohlhaas seine Besitztümer und beschließt, sein Recht auf eigene Faust zu erstreiten. Mit einer wachsenden Anhängerschaft überfällt er die Tronkenburg und steckt mehrmals die Stadt Wittenberg in Brand, da Kohlhaas den Junker dort vermutet. Als er auch in Leipzig Feuer legt, schaltet sich Martin Luther ein und versucht mit einer Amnestie für Kohlhaas, den Weg für Recht und Ordnung zu ebnen. Doch Missgunst, Rachegelüste und politisches Kalkül lassen alles anders kommen, und der selbsternannte Retter des Rechts kann sich nur noch mithilfe eines prophetischen Zettels einer geheimnisvollen Frau vor dem Todesurteil retten.

Heinrich von Kleist begann seine Novelle »Michael Kohlhaas« im Jahre 1805 zu schreiben. Er bezog sich mit seiner Geschichte auf ein historisches Vorbild. Hans Kohlhase musste bereits im 16. Jahrhundert ähnliche Erfahrungen mit Recht und Gerechtigkeit machen. Kleist bediente sich dieser Chronik, um seine rechtlich-politischen Forderungen zum Ausdruck zu bringen, ohne gleich der politischen Agitation verdächtigt zu werden. Um 1800 sorgten in Preußen sowohl die außenpolitischen Misserfolge wie die Niederlage im Krieg gegen Napoleon als auch das unterschiedliche Verhalten deutscher Fürsten gegenüber Napoleon bei Kleist, einem ausgesprochenen Gegner Napoleons, für Unzufriedenheit.
Erste Fragmente von »Michael Kohlhaas« erscheinen 1808 in der von Kleist herausgegebenen Literaturzeitschrift »Phöbus«. 1810, ein Jahr vor dem Selbstmord Kleists, erscheint die vollständige Novelle im ersten Band der Erzählungen.

Wutbürger oder Prinzipienreiter, Märtyrer oder Staatsfeind Nr. 1, Terrorist oder Rechtsfanatiker – die Figur Michael Kohlhaas muss und musste im Kleist-Jahr 2011 als Synonym und Beispielfigur für so einige Vorgänge im tagesaktuellen Zeitgeschehen herhalten. Doch kann man sich am Vorgehen des Michael Kohlhaas wirklich ein Beispiel nehmen?

Wie weit würden Sie für Ihr Recht gehen?

Stefanie Symmank, Dramaturgin

Weil ihm Unrecht widerfährt, wird der rechtschaffene Kohlhaas zum Brandstifter.

Premiere am 23. Februar 2012

Regie
Constanze Kreusch
Ausstattung
Petra Wilke
Dramaturgie
Stefanie Symmank
Mit
Tobias D. Weber

Fremd bin ich eingezogen …

»Die Winterreise« Musiktheaterabend nach Franz Schubert
In einer neuen Orchestrierung für das Theater Heilbronn von Jens Josef
Premiere 17. Februar 2012

Foto: Christian Marten-Molnár/Nikolaus Porz

 

Erinnern Sie sich noch? Kurz vor Weihnachten? Die Geschäfte sind länger auf und Sie können sich rechtzeitig mit allem versorgen, was zu einem gelungenen Weihnachtsfest gehört. Mit schweren Einkaufstaschen stehen Sie nun abgekämpft im Parkhaus vor dem Parkscheinautomaten. Beruhigt und zufrieden holen Sie aus Ihrem Portemonnaie das notwendige Kleingeld. Da fällt Ihr Blick zufällig auf den alten Mann, der dort in der Ecke auf einem Stück Pappe sitzt. Sein leerer Kaffeebecher, der auf Ihre Almosen wartet, berührt Sie unangenehm. Muss er ausgerechnet dort sitzen und Ihnen die gute Laune verderben?

»Keiner mag ihn hören,
Keiner sieht ihn an,
Und die Hunde knurren
Um den alten Mann.«

Er schaut Sie an, scheint Sie stumm anzusprechen: »Ich sehe Dich schon als Hofrat! Was wird aus mir armem Musikanten? Ich werde wohl im Alter wie Goethes Harfner an die Türen schleichen und um Brot betteln müssen.«

»Barfuß auf dem Eise
wankt er hin und her.
Und sein kleiner Teller
Bleibt ihm immer leer.«

Sie weichen seinem Blick aus, stecken Ihr Kleingeld in den Automaten und gehen zum Auto. Der Mann aber geht Ihnen nicht mehr aus dem Kopf. Wer ist er, warum sitzt er dort, hat er keine Familie? Er scheint Ihnen zu antworten:

»Fremd bin ich eingezogen,
Fremd zieh ich wieder aus.
Ich kann zu meiner Reisen
nicht wählen mit der Zeit:
Muss selbst den Weg mir weisen
In dieser Dunkelheit.«

Und nun fragen Sie sich, was das alles mit der »Winterreise« von Franz Schubert zu tun hat? Mehr, als man auf den ersten Blick vermuten mag. Die Angstvision des Betteln gehen müssens ist die Schuberts gewesen. Er schrieb es zwei Jahre vor seinem Tod an seinen Freund Eduard von Bauernfeld. Sein kurzes Leben war gekennzeichnet von Entbehrung, Hunger, Obdachlosigkeit, das beschämende Gefühl, auf Almosen angewiesen zu sein. Er wollte für die Musik von der Musik leben. Doch die Gesellschaft verweigerte es ihm. In keinem Werk hat Schubert persönlicher über sich und die eigene Hoffnungslosigkeit erzählt, als in seinem Liederzyklus »Die Winterreise«. Und so waren denn auch seine Freunde entsetzt, als er ihnen wenige Wochen vor seinem Tod dieses neueste Werk vorstellte. Dieser tiefe, musikalische Blick in die Seele eines einsamen, ausgestoßenen Menschen wurde zu einem der beliebtesten Liederzyklen der Musikgeschichte. Unzählige Einspielungen zeugen von seiner emotionalen Kraft. Wer kennt nicht den zum Volkslied gewordenen »Lindenbaum«, ist nicht von der komponierten Leere des »Leiermanns« tief berührt worden. Und doch entlässt Schubert trotz allem den Zuhörer nicht ungetröstet in die eigene Wirklichkeit.

Dieser Liederzyklus steht nun im Zentrum der nach »sinn_spuren« und »Verklärte Nacht« dritten Zusammenarbeit von Theater und Württembergischem Kammerorchester (WKO).

Der in Kassel lebende Komponist Jens Josef hat die Aufgabe übernommen, für die Inszenierung am Heilbronner Theater den Klavierpart des Schubert’schen Originals für die Möglichkeiten eines Streichorchesters zu erweitern. Er ist bereits mit zahlreichen eigenen Kompositionen in Konzertsaal und auf Opernbühnen zu hören gewesen und verfügt auch über große Erfahrung in der Kunst des Orchestrierens. Den Gesangspart übernimmt der Heidelberger Bariton Matthias Horn, der bereits eine eigene CD-Einspielung der »Winterreise« vorgelegt hat.

Christian Marten-Molnár, Chefdramaturg

 

Musikalische Leitung
Ruben Gazarian
Regie
Christian Marten-Molnár
Ausstattung
Nikolaus Porz
Mit
Matthias Horn

Alle Spieltermine:
Fr. 17.02.2012 19.30 Uhr
Sa. 18.02.2012 19.30 Uhr
Di. 03.04.2012 19.30 Uhr
Do. 05.04.2012 19.30 Uhr

Oma-Schreck oder Herzrasen im »Process«

Wie es sich anfühlt, Statistin am Theater zu sein

Von unserer Praktikantin
Rebecca Göttert

Dass ich mal stark geschminkt und laut kichernd auf einer Bühne vor 700 Zuschauern stehen würde, hätte ich nicht gedacht, als ich ein Praktikum am Theater Heilbronn begonnen habe. Doch ist man erst mal am Theater, kommen jeden Tag neue Herausforderungen auf einen zu. Für mich bedeutet das, Statistin in Kafkas »Der Process« zu sein.
Zusammen mit fünf anderen Mädchen und Susan Ihlenfeld, die Schauspielerin im Heilbronner Ensemble ist, spielen wir in der »Titorelli-Szene«. Wir sind die Straßenmädchen, die immer um den Maler Titorelli herumlungern. Auf der Bühne scharwenzele ich auffällig Kaugummi kauend um Stefan Eichberg, der den Maler Titorelli spielt, herum. Aber das Kaugummikauen für die Bühne will gelernt sein.

Das üben wir in Extra-Proben für uns Statisten, die auf der Probebühne und ohne Schauspieler stattfinden. Außerdem wird geklärt, auf welches Stichwort wir wie reagieren müssen. Unser Signal ist ein Pfeifen von Titorelli. Dann heißt es, Sebastian Weiss, der die Hauptrolle des Josef K. spielt, nicht aus den Augen zu lassen, möglichst auffällig Kaugummi zu kauen und Blasen zu machen – Dinge, für die man sonst kritisiert wird.

Diesem Verhalten wurde auch unser Kostüm angepasst: Negligees aus Omas Schrank kombiniert mit rutschenden Overknee-Wollsocken und abgewetzten Schuhen. Das i-Tüpfelchen gibt uns die Maske: die Haare werden in ein voluminöses Nest verwandelt und das Gesicht mit den Fingern stark übertrieben geschminkt. Passt natürlich zur Inszenierung, die den »Process« als Mischung aus Albtraum und Realität zeigt, ist aber definitiv ein Schreck für die eigene Oma. Zum Glück sieht sie einen nicht aus der Nähe. Die Schminkmasken sehen aus Zuschauersicht nicht mehr ganz so gruselig aus.

In der Woche vor der Premiere gibt es die sogenannten Hauptproben. Da sind die Abläufe schon so wie in den Vorstellungen. Die Maskenzeiten werden getimt, die richtigen Requisiten werden benutzt und ganz wichtig: die Applausordnung wird festgelegt. Dass die für uns Statisten manchmal komplizierter ist als der Auftritt selbst, können Sie ab und zu am Ende einer Vorstellung sehen.

Meine Maskenzeit liegt erst eine Stunde nach Vorstellungsbeginn. Wenn ich am Theater ankomme, ist die Tiefgarage sehr voll. Wenn ich mir vorstelle,  dass das alles Zuschauer sind, steigt die Aufregung. Beim Aufgang auf die Bühne kann ich ganz kurz die vielen Köpfe im Zuschauerraum sehen. Da macht das Herz einen kleinen Sprung. Zeit um weiter darüber nachzudenken bleibt mir allerdings nicht. Schnell den Kaugummi in den Mund und schön schmatzen. Im Rampenlicht angelangt, verfliegt die ganze Aufregung. Das Scheinwerferlicht blendet so sehr, dass ich die Zuschauer nur erahnen kann.

 

Banu, Bianca, Franziska, Rebecca (Die Verfasserin dieser Zeilen) und Tatjana sind Statistinnen im »Process«.

Mission Freundschaft

Kinderstück »Agent im Spiel« hat am 12. Januar  in den Kammerspielen Premiere

Ein preisgekröntes Theaterstück für Menschen zwischen 8 und 12 Jahren steht ab Januar in den Kammerspielen auf dem Programm: »Agent im Spiel« von David S. Craig. Ein Stück, das, wie der Titel schon verrät, Spannung und Spiellust vereint und das mit seinen drei Hauptfiguren mitten in die Lebenswirklichkeit von Kindern springt.
Der zehnjährige Daniel zieht mit seiner Mutter Luise zum achten Mal in zwei Jahren um, weil das Geld für die Miete nicht reicht. Das muss man sich mal vorstellen: Achtmal ein neues Zuhause finden, achtmal in eine neue Schule gehen, achtmal Bekanntschaft mit neuen Menschen schließen. Wie hält ein Kind das aus? Daniel, der sich selbst den »Umzugskönig« nennt, hat sich ein Spiel ausgedacht, mit dessen Hilfe er am neuen Ort schnell Kontakt findet: »Für einen Freund brauche ich einen Vormittag, und für einen richtig guten einen einzigen Tag«, sagt er. Und recht hat er, denn ehe es die anderen Kinder merken, werden sie in ein fantastisches Spiel hineingezogen und sind gefesselt davon. Daniel selbst ist Delco, ein Geheimagent. Luise ist nicht wirklich seine Mutter, sondern tarnt sich als solche – zumindest erzählt er das dem supercoolen Nachbarsjungen Mehmet, der eigentlich nur Fußball im Kopf hat. Auch Mehmet könnte beim Agentenspiel dabei sein, lockt Daniel, aber nur, wenn er sich als »bester Freund« tarnt. Sogar die verwöhnte Melanie, die zwei Handys hat, deren Frisur 150 Euro kostet und die mit dem Taxi zum Ballettunterricht fährt, kann Daniel mit seinen verrückten Ideen gewinnen. Schnell bemerkt Daniel, dass die beiden neuen Freunde auch ihre Probleme haben. Mehmet möchte unbedingt im Fußball ein Tor schießen, trifft aber nie, aus Angst vor seinem Vater. Und Melanie hat zwar viel mehr »Besitz« als ein Kind sich wünschen kann, aber ihre Eltern lassen sich scheiden und tragen ihren Streit über die Tochter aus. Und Daniel? Der hat Sehnsucht nach seinem Vater, den er nicht kennt. Außerdem muss er dafür sorgen, dass seine Mutter das Geld, das sie in ihrem neuen Job verdient, nicht mit beiden Händen wieder ausgibt. Und eins ist ihm besonders unangenehm: Wenn er in der Schule einen Text vorlesen soll, hat er einen Knoten im Kopf und nichts geht mehr.

»Agent im Spiel« ist ein Stück über drei Kinder aus unterschiedlichen sozialen Welten, die aber bei aller Verschiedenheit die Sehnsucht nach einem glücklichen Familienleben und nach Anerkennung verbindet. Schließlich machen sie die Entdeckung, dass man mit Hilfe von Freunden, gegenseitiger Unterstützung und gemeinsamem Spaß besser durchs Leben kommt. (Silke Z.)

Begründung der Jury zur Nominierung für den Deutschen Kindertheaterpreis 2004:
»Daniel geht als Geheimagent durch seinen Alltag, den er durch dieses Spiel besser erträgt. Damit hat er aber auch eine interessante und zugleich unkonventionelle Methode erfunden, in einer fremden Umgebung schnell neue Freunde zu finden. Dieses Well-Made-Play zeigt Kinder als Persönlichkeiten, die ihr durch soziale Kälte und zunehmende Differenzierung in Arm und Reich geprägtes Leben zu bewältigen haben, was ihnen nur durch die ihnen eigene Kindersolidarität in fast schon Kästnerschem Gestus gelingt. So ist das Stück auch ein Sozialmärchen, das aber soziales Außenseitertum nicht verklärt, sondern zeigt, dass Armut
und soziale Kälte wehtun.«

Regie
Gerald Gluth-Goldmann
Ausstattung
Martin Fischer
Mit
Julia Apfelthaler
Sylvia Bretschneider
Philipp Lind
Peter Volksdorf

Die ersten Fotos aus einer Probe gibt es hier  zu sehen:

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Die Herren der Unterwelt

Wohl jeder Mitarbeiter des Theaters wurde in seinem Berufsleben schon einmal gefragt: »Und was machen Sie vormittags?« Viele Menschen haben im Kopf, dass an den Abenden die Vorstellungen im Theater laufen, und können sich nicht vorstellen, dass dort fast rund um die Uhr und natürlich auch vormittags gearbeitet wird. Zum Beispiel in der Haustechnik.

Fotos: Fotostudio M42

»Haustechnik bitte zur Bühne. Haustechnik bitte dringend zur Bühne!« Schallt dieser Ruf aus der Durchrufanlage des Theaters, steigt bei jedem, der ihn hört, die Herzfrequenz. Besonders wenn gerade eine Vorstellung läuft und dieser Ruf zwar flüsternd, aber mit großem Nachdruck verbreitet wird. »Dann wissen wir, es brennt«, sagt Markus Rack, der leitende Haus- und Betriebstechniker des Theaters Heilbronn. Natürlich brennt es nicht wirklich, aber es ist, zumindest für diejenigen, die auf der Bühne stehen, fast genauso schlimm. Denn ein technisches Detail in der gigantischen Bühnenmaschinerie funktioniert nicht, was den ganzen Apparat außer Betrieb setzen kann. Dann heißt es für den diensthabenden Kollegen der Haustechnik: Ruhe bewahren, Taschenlampe, Laptop und Werkzeugkoffer packen und schnell, aber ohne Hast zur Bühne zu gehen. Unterwegs kreisen die Gedanken: Wo ist der Fehler?

Das Theater Heilbronn gehört mit seiner Bühnentechnik zu den gut ausgestatteten Häusern in Deutschland: Podien, die sich heben und senken, mit denen Schauspieler und Kulissen hochgefahren werden und wieder verschwinden, eine Drehbühne, Seilzüge, an denen von oben Scheinwerfer oder Schauspieler einschweben. Alles ist computergesteuert, und die vielen Möglichkeiten werden von den Inszenierungsteams mit Lust ausgereizt. Aber manchmal kann eben ein kleiner Betriebsfehler die Vorstellung in Gefahr bringen. »Es ist unser Ehrgeiz, dass keine Vorstellung ausfällt oder wegen eines technischen Problems abgebrochen werden muss« sagt Markus Rack. Da ist er sich mit seinen drei Kollegen Jürgen Klein, Martin Bauer und Michael Ohibsky einig. Einer der vier Haus- und Betriebstechniker ist zwischen 7.30 Uhr und 23.30 Uhr immer da

Im Notfall bahnt sich der Diensthabende seinen Weg durch die aufgeregte Kollegenschar und versucht durch geschickte Fragen die Fehlerquelle einzukreisen. Blitzschnell muss entschieden werden: Ist das Problem sofort zu beheben oder muss eine vorübergehende Lösung gefunden werden? »Wir haben es gelernt, uns in dieser Stresssituation, wenn alle auf einen einreden und Hilfe wie von Zauberhand erwarten, zu konzentrieren. Die Technik haben wir im Griff«, sagt Jürgen Klein schmunzelnd: »Die Nervosität der Kollegen nicht immer.«

Es kann passieren, dass sie während der Vorstellung in den Schnürboden im Bühnenturm hinauf müssen oder in die Untermaschinerie unter der Bühne. Ganz leise und unsichtbar fürs Publikum, deshalb spendet bei der Fehlersuche nur eine Taschenlampe Licht. Wenn sie für die Vorstellung eine Notlösung gefunden haben, schlagen sie sich hinterher die Nacht mit der Reparatur um die Ohren. Denn schon am nächsten Morgen wird auf der Bühne wieder gespielt oder geprobt. »Das Schöne ist, dass keine Routine einzieht, eine gewisse Sicherheit schon, aber nie Gleichförmigkeit« sagt Markus Rack.

Das Theater kennen die Vier wie ihre Westentasche. Sie sind besonders in den »unsichtbaren Räumen« unterwegs, den labyrinthartigen Katakomben unter der Bühne. Da befinden sich technische Anlagen, die anmuten wie das Rechenzentrum der NASA. Von dort werden die Wärmeversorgung und die Belüftung der Bühnen, der Foyers und der Zuschauerräume computertechnisch geregelt. Dort sind ein Notstromdieselmotor und riesige Wassertanks mit 120 000 Litern Wasser, die im Brandfall durch die Sprinkleranlage fließen würden. All diese Anlagen müssen täglich kontrolliert werden. Funktioniert eine von ihnen nicht, darf keine Vorstellung stattfinden. Da unten ist auch das »Gehirn« der Bühnenmaschinerie. In riesigen Stahlschränken blinken unzählige Lämpchen und ein für den Laien undurchschaubares Gewirr an Kabeln sorgt dafür, dass schwere Bühnenteile per Knopfdruck bewegt werden können. Manchmal sind es aber auch ganz simple Dinge, bei denen die vier Retter in der Not ihren Kollegen am Theater behilflich sind: Ein Bügeleisen in der Schneiderei ist kaputt oder ein Wasserhahn tropft. Dann tauchen die »Herren der Unterwelt« kurz aus ihrem hochtechnisierten Reich auf.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

 

Dunkle Wolken im Malersaal

Unsere Auszubildenden Benedikt und Sarah arbeiten gerade an einem Bühnenbild für das Musical „Ein Käfig voller Narren – La Cage aux Folles“. Wo vor zwei Wochen nur die Grundierung zu sehen war, befinden sich heute erste dunkle Wolken. Diese werden mit verschiedenen Maltechniken aufgetragen. Korkmehl dient als variable Schablone. Es kann in der Form aufgetragen werden, die benötigt wird. Locker aufgetragen und mit der Lackierpistole überspritzt, lässt es die Farbe an den Rändern ausfransen. Ist diese Schicht trocken, wird mit dem Pinsel oder der Lackierpistole frei Hand weiter modelliert. Am Ende soll es der DIN A3 Vorlage entsprechen, nur auf „Großes Haus“-Format vergrößert.

In der Schreinerei ist ein richtiges Globe-Theatre als Bühnenbild für „Shakespeares sämtliche Werke – leicht gekürzt“ entstanden. Akkurat wurden die Teile gesägt und zusammengesetzt. Mittlerweile liegen sie im Malersaal und die ganzen sauber gearbeiteten Kulissen werden mit Axt und Farbe malträtiert. Löcher und fehlende Ecken sind hier nämlich erwünscht. „Künstlich Alterung“ nennt man das im Fachjargon. Außer der Axt helfen noch andere Techniken beim künstlich Altern. Das Holz wird mit einem sogenannten Reislack bestrichen, der beim Trocknen Risse in der Farbe bildet. An anderen Stellen wird die vorher aufgetragene Farbe mit dem Hammer einfach wieder abgeklopft. Sind die Theatermaler mit den Kulissen fertig, sehen diese original aus wie aus Shakespeares Zeiten.

Rebecca G., Praktikantin

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Mehr Attitude

Gestandene Männer staksen auf High Heels im Kreis, posen wie die Models, schwenken zum Disco-Sound die Hüften und stoßen spitze Kreischer aus. Was ist da los auf der Probebühne im Keller des Theaters Heilbronn?

„Mehr Attitude“, ruft die drahtige Dame vor der Spiegelwand an der Längsseite des Raums. Immerhin sollen die zwölf Herren überzeugend Damen mimen – oder eher „Cagelles“, die tanzenden und singenden Transvestiten im „Cage Aux Folles“, dem „Käfig voller Narren“. Das Musical steht ab Frühling 2012 auf dem Spielplan des Theaters Heilbronn, aber die Vorarbeiten für die aufwändige Produktion laufen bereits jetzt an. Zu den vielen wichtigen Vorentscheidungen, die getroffen werden müssen, gehört auch das Casting der Cagelles: Welche acht Herren werden sich für uns in Damen verwandeln? Schon die Vorbereitung dieses Probelaufs hat Disponentin Vera Högemann vor originelle Aufgaben gestellt. Einige der eingeladenen Musical-Darsteller hatten passendes Schuhwerk aus vorherigen Produktionen, aber wo finden wir für die anderen High Heels in Größe 46?

Während des Castings mit der eigens aus Berlin angereisten Choreographin Andrea Heil erweist sich, dass das Laufen in den die Füße malträtierenden Schuhen dann selbst von noch nicht so erfahrenen Tänzern meisterhaft beherrscht wird. Aber die in neunzig Minuten erarbeitete Choreographie und das darauffolgende Vorsingen verlangen den Herren einiges ab: Spagat und Pas de Bourrée, puppenhaftes Posing und sehr gute Kondition. Andrea Heil ist für das Finale der Blickkontakt mit dem Publikum wichtig, das in diesem Fall aus Regisseur Jens Schmidl, musikalischem Leiter, Dramaturg und Disponentin besteht. Später schleicht sich neugierig noch Masken-Chef Sascha Heider-Friebel dazu.
Am Ende ihrer „Nummer“ heben die völlig durchgeschwitzten Herren/Damen Becken und Arme und stoßen lustvoll schrille Kreischer aus. Und dann brechen sie lachend zusammen. Aber nichts mit Entspannung. „Noch mal in Dreiergruppen“, verlangt Andrea Heil. Einer der Gäste, Claudio aus Argentinien, springt zur CD-Anlage, um die Musik (passenderweise „I’ve Had the Time of My Life“) wieder hoch zu fahren: „Seid ihr berrrrrrreit. Rock it, Guys!“
Die Premiere von “Ein Käfig voller Narren” ist am 10. März 2012.

Probebühne
Eine „kleine“ Schuhauswahl

 

Theaterverein verschenkt zum Nikolaus Theaterkarten an Bedürftige

Hanne Jacobi, Vorsitzende des Theatervereins, und Intendant Axel Vornam überreichten am Nikolaustag die Theaterkarten, die der Theaterverein einmal im Jahr seit über 20 Jahren an Bedürftige verschenkt.
241 Karten im Gesamtwert von über 3200 €, einerseits vom Theaterverein und andererseits vom Theater finanziert, wurden im Bistro an die Vertreter der Sozialen Einrichtungen überreicht.
Bei so einem Event dürfen Fotograf und Fernsehen nicht fehlen. Der Fotograf der Heilbronner Stimme setzte also ein kleines Fotoshooting für die knapp 20 Menschen an. Immer schön lächeln, in die Kamera schauen und die Karten zeigen. Das kam dem Herrn von LTV auch gelegen, der außer dem Shooting noch die Ansprache von Frau Jacobi filmte.
Zum Ausklang der Übergabe gab es dann im Theaterbistro Kaffee und weihnachtliches Gebäck.

Rebecca G., Praktikantin