Dunkle Wolken im Malersaal

Unsere Auszubildenden Benedikt und Sarah arbeiten gerade an einem Bühnenbild für das Musical „Ein Käfig voller Narren – La Cage aux Folles“. Wo vor zwei Wochen nur die Grundierung zu sehen war, befinden sich heute erste dunkle Wolken. Diese werden mit verschiedenen Maltechniken aufgetragen. Korkmehl dient als variable Schablone. Es kann in der Form aufgetragen werden, die benötigt wird. Locker aufgetragen und mit der Lackierpistole überspritzt, lässt es die Farbe an den Rändern ausfransen. Ist diese Schicht trocken, wird mit dem Pinsel oder der Lackierpistole frei Hand weiter modelliert. Am Ende soll es der DIN A3 Vorlage entsprechen, nur auf „Großes Haus“-Format vergrößert.

In der Schreinerei ist ein richtiges Globe-Theatre als Bühnenbild für „Shakespeares sämtliche Werke – leicht gekürzt“ entstanden. Akkurat wurden die Teile gesägt und zusammengesetzt. Mittlerweile liegen sie im Malersaal und die ganzen sauber gearbeiteten Kulissen werden mit Axt und Farbe malträtiert. Löcher und fehlende Ecken sind hier nämlich erwünscht. „Künstlich Alterung“ nennt man das im Fachjargon. Außer der Axt helfen noch andere Techniken beim künstlich Altern. Das Holz wird mit einem sogenannten Reislack bestrichen, der beim Trocknen Risse in der Farbe bildet. An anderen Stellen wird die vorher aufgetragene Farbe mit dem Hammer einfach wieder abgeklopft. Sind die Theatermaler mit den Kulissen fertig, sehen diese original aus wie aus Shakespeares Zeiten.

Rebecca G., Praktikantin

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Faszination Figurentheater

Theater Heilbronn erstmals beim Festival IMAGINALE im März 2012 dabei
Faszination Figurentheater
Vier Vorstellungen für Erwachsene/eine für Kinder – Kartenverkauf läuft

Im März hält eine faszinierende Schwesternkunst von Schauspiel, Musiktheater und Tanz Einzug am Theater Heilbronn – das Figurentheater. Es erobert in jüngster Zeit mehr und mehr die Bühnen und zieht jeden mit einer ganz eigenen Theatersprache in seinen Bann.

Wer es noch nie erlebt hat, der denkt wahrscheinlich zuerst an Kasperletheater oder die Augsburger Puppenkiste. Dass Figurentheater aber unglaublich facettenreich ist und längst alle Grenzen zwischen den Künsten überschreitet, zeigt die IMAGINALE, eines der größten Figurentheaterfestivals in Deutschland. Erstmals ist das Theater Heilbronn Mitveranstalter, des zum dritten Mal stattfindenden Treffens der weltweit besten und interessantesten Inszenierungen dieses Faches. Die IMAGINALE 2012 findet vom 15.-25. März in verschiedenen Städten Baden-Württembergs statt (neben Heilbronn sind das Stuttgart, Mannheim, Pforzheim, Ludwigsburg, Schondorf und Eppingen). Wir möchten unserem Publikum zeigen, wie faszinierend, vielgestaltig und inspirierend Figurentheater ist. Heilbronn bietet vier hochkarätige Vorstellungen für Erwachsene und eine für Kinder.

Die IMAGINALE wird am Festivalort Heilbronn mit einem grandiosen Stück des aus Brasilien stammenden und in den Niederlanden lebenden Puppenspielers und Tänzers Duda Paiva eröffnet: »Bastard!« am Freitag, 16. März, um 20 Uhr im Komödienhaus. Duda Paiva arbeitet mit lebensgroßen Schaumgummifiguren, mit denen er zu verschmelzen scheint und die man bald für Wesen aus Fleisch und Blut hält. Sein Solo »Bastard!« ist inspiriert vom Buch »L’arrache coeur« (Der Herzausreißer) des französischen Schriftstellers Boris Vian und dessen humorvoller Annäherung an die menschliche Grausamkeit.

Am Samstag, 17. März, läuft um 17 Uhr in den Kammerspielen ein Stück der international gefeierten Gruppe »Thalias Kompagnons« aus Nürnberg: »Kafkas Schloss – ein Machtspielchen« . Kafkas Romanfragment wird hier mit kleinen Holzfiguren als boshaftes »Mensch-ärgere-dich«- Spiel voller Intrigen, Machtkämpfe und Beziehungsfallen erzählt.
Für alle Kafka-Fans und solche, die es werden wollen, bietet das Theater am 17. März einen ganzen Kafka-Tag an:
16.00 Uhr: Lesung Franz Kafka »Brief an den Vater« Oberes Foyer
17.00 Uhr: Figurentheater: »Kafkas Schloss – Ein Machtspielchen« Kammerspiele
19.30 Uhr: Schauspiel »Der Process« nach Franz Kafka – Großes Haus
Man kann die Vorstellungen einzeln buchen oder ein Kombiticket für alle drei Veranstaltungen.

Kafkas Schloss

Am Sonntag-Vormittag, 18. März, um 11 Uhr im Komödienhaus dürfen sich Musikfreunde die unglaublich amüsante Interpretation von Mozarts »Zauberflöte – eine Prüfung« durch die »Thalias Kompagnons« und das ensembleKONTRASTE nicht entgehen lassen. Es ist ein Spiel mit historischen Papierkulissen, Puppen und Projektionen, einem Orchester und einem sensationellen Countertenor, der alle Partien der Oper von Sarastro bis zur Königin der Nacht übernimmt.

Am Samstag, 24. März um 20 Uhr ist das Stuffed Puppet Theatre eines der weltweit erfolgreichsten Puppenspieler Neville Tranter aus Amsterdam zu Gast im Komödienhaus mit »Schicklgruber alias Adolf Hitler«. Mit Klappmaulfiguren bietet er ein groteskes Kammerspiel über die letzten Tage im Führerbunker. Es treten auf: Adolf Hitler, Eva Braun, Josef Goebbels, dessen Kinder, Hermann Göhring und der Tod.

Und am Sonntag, 25. März, gibt es um 15 Uhr in den Kammerspielen ein Stück für Kinder ab sechs Jahren »Ernesto Hase hat ein Loch in der Tasche« vom Ensemble Materialtheater aus Stuttgart. Darin geht es um eine Hasenfamilie, welche die Armut bekommt, so wie andere eine Krankheit – ein Stück mit Gewicht, aber ohne Schwere und mit viel Hoffnung und Humor.

Der Kartenvorverkauf für die fünf Vorstellungen in Heilbronn hat begonnen unter 07131/563001 oder 563050 oder im Online-Shop unter www.theater-heilbronn.de

Kommen Sie! Staunen Sie! Lassen Sie sich inspirieren! Wir sind sicher: Sie verlassen als Figurentheaterfans die Vorstellungen.

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Imaginale 2012

Internationales Figurentheaterfestival Baden-Württemberg
15. bis 25. März 2012
in Heilbronn, Stuttgart, Mannheim, Pforzheim, Ludwigsburg, Schorndorf und Eppingen

Im Verlauf der letzten 30 Jahren hat sich das Figurentheater aus seiner Nischenposition befreit. Spezialisierte Spielorte sind entstanden, Hochschulstudiengänge in Berlin und Stuttgart sorgen für fundierte Ausbildungen, ein weltumspannendes Netz von Festivals bietet attraktive Präsentationsflächen und macht Figurentheater zu einem ausdrucksstarken Medium für kulturellen Austausch.

Heute erstreckt sich das Spektrum des Figurentheaters vom Formenkanon traditioneller Spieltechniken bis hin zu experimentellen Performances. Grenzüberschreitungen zu Schauspiel, Musik, Tanz, Film und Pantomime sind selbstverständlich. Es ist also nicht erstaunlich, dass Figurentheater längst auch in die klassischen Schauspieltheater Einzug gefunden hat.

Maßgebliche Träger dieser Entwicklung sind eine Vielzahl freier, häufig weltweit aktiver Theaterensembles. Sie bilden das hoch bewegliche, innovative Zentrum einer Kunstform, in der bestehende Theaterformen immer wieder hinterfragt, erweitert und verändert werden.

Die IMAGINALE, das internationale Figurentheaterfestival Baden-Württemberg, zeigt in zweijährigen Rhythmus eine handverlesene Auswahl der derzeit besten und interessantesten Produktionen für Erwachsene und Kinder. Als städteübergreifende Großveranstaltung gehört die imaginale zu den größten deutschen Figurentheaterfestivals und verwirklicht in ihrem Konzept gleichzeitig die für kulturelle Arbeit essentielle Idee organisatorischer und künstlerischer Vernetzung.

Neben den beiden Hauptveranstaltungsorten, dem FITZ in Stuttgart und den Mannheimer Institutionen Schnawwl und Alte Feuerwache macht die IMAGINALE 2012 auch Station in Pforzheim, Ludwigsburg, Schorndorf, Eppingen und – erstmals in diesem Jahr – am Theater Heilbronn. Damit hat sich der Veranstalterverbund weiter vergrößert und die IMAGINALE kann noch besser die Aufgabe erfüllen, die sie sich gestellt hat: Zu zeigen, wie faszinierend, vielgestaltig, ergreifend, inspirierend und unterhaltsam Figurentheater sein kann.

Die IMAGINALE 2012 bietet ein weit gefächertes Programm mit international renommierten Künstlern aus Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Russland, Österreich, der Schweiz und Taiwan. Erwartet werden mehr als 20 Ensembles und Solokünstler. Insgesamt sollen im Rahmen des Festivals ca. 80 Vorstellungen gezeigt werden.

Die IMAGINALE 2012 wird gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg.

Das detaillierte Programm in Heilbronn erscheint am 17. Dezember 2011. Informationen zum Festival gibt es auch im Internet unter www.imaginale.net

Theaterverein verschenkt zum Nikolaus Theaterkarten an Bedürftige

Hanne Jacobi, Vorsitzende des Theatervereins, und Intendant Axel Vornam überreichten am Nikolaustag die Theaterkarten, die der Theaterverein einmal im Jahr seit über 20 Jahren an Bedürftige verschenkt.
241 Karten im Gesamtwert von über 3200 €, einerseits vom Theaterverein und andererseits vom Theater finanziert, wurden im Bistro an die Vertreter der Sozialen Einrichtungen überreicht.
Bei so einem Event dürfen Fotograf und Fernsehen nicht fehlen. Der Fotograf der Heilbronner Stimme setzte also ein kleines Fotoshooting für die knapp 20 Menschen an. Immer schön lächeln, in die Kamera schauen und die Karten zeigen. Das kam dem Herrn von LTV auch gelegen, der außer dem Shooting noch die Ansprache von Frau Jacobi filmte.
Zum Ausklang der Übergabe gab es dann im Theaterbistro Kaffee und weihnachtliches Gebäck.

Rebecca G., Praktikantin

Auf Reisen für Tanz! Heilbronn

Irgendwie klingt es ja ziemlich schick: durch die Gegend fahren, um Tanzstücke anzusehen. Womöglich nach London, Paris, Stockholm. Manchmal ist es auch beglückend, spannend, anregend, und die Tanzkuratorin denkt, sie hat den schönsten Beruf der Welt. Die Kehrseite des Lebens unterwegs sind einsame Hotelfrühstücke, Stunden in verspäteten Zügen, übermüdetes Warten in Abflughallen und zu wenig Zeit daheim.

Ob sich die Fahrt lohnt, weiß man vorher oft nicht. Im besten Fall ist das Stück toll, passt gut zum eigenen Festival-Thema und während des Anschauens formuliert sich schon der Ankündigungstext im Kopf. Eventuell ergeben sich überraschende Querverbindungen zu anderen ins Visier genommenen Stücken und man freut sich auf das In-Beziehung-setzen, das ein Festival ermöglicht.

Aber es kann auch schief gehen: das Stück ist nicht so gut wie erhofft und im anschließenden Gespräch mit dem Choreografen übt sich der Gast in diplomatischen Formulierungen oder vorsichtig geäußerter Kritik und hofft, dem Künstler und der Arbeit dabei dennoch gerecht zu werden.

Schließlich sind eine Reihe von Wunschproduktionen ins Auge gefasst und das Puzzlespiel beginnt: Die Künstler müssen in der fraglichen Festivalwoche Zeit haben, die Stücke brauchen eine passende Bühne – vom Großen Haus bis zu den kleinen Kammerspielen – , das Budget darf nicht überschritten werden und die Anfangszeiten wollen abgestimmt sein. Und stimmt der Gesamtbogen des Festivals noch? Ist es abwechslungsreich genug? Was machen wir im Rahmenprogramm? Und müsste ich nicht eigentlich schon über 2013 nachdenken?

Immer gibt es irgendeinen Programmpunkt, der sich erst in den allerletzen Tagen vor Drucklegung des Festivalprogramms entscheidet. So bleibt es spannend bis zum Schluss – hoffentlich später auch für das Publikum.

Karin Kirchhoff, Kuratorin

Ein paar spannende Fotos zu Tanz! Heilbronn 2011 gibt es hier:

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Wahnsinnsritt durch „Shakespeares sämtliche Werke“ beginnt

Kaum ist ein Stück zur Premiere gebracht, beginnt auch schon der Probenzyklus für ein Neues. Für das Komödienhaus wird gerade der Wahnsinnsritt durch „Shakespeares sämtliche Werke“ geprobt. Leicht gekürzt, denn statt rund 150 Stunden, die eine Aufführung von Shakespeares 37 Tragödien, Komödien und Königsdramen dauern würde, braucht es für diesen Abend nur zwei Stunden.
Drei gut aufgelegte Schauspieler: Gabriel Kemmether, Oliver Firit und Tobias Weber spielen alle großen Herren- und Damenrollen des Großmeisters der englischen Dramatik und stellen sie in die aberwitzigsten Zusammenhänge. Nils Brück führt Regie und will das Publikum zur einer Achterbahnfahrt durch Shakespeares Werk und gleichzeitig durch 400 Jahre Theatergeschichte einladen. Bühnen- und Kostümbildner Martin Fischer will nicht nur die Schauspieler in Renaissance-Kostüme stecken, sondern er hat auch eine überraschende Lösung für die Bühne gefunden. Welche das ist, kann man spätestens zur Premiere am 21. Januar um 20 Uhr im Komödienhaus sehen.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Entscheidungen für Tanz! Heilbronn 2012 fallen jetzt

Seit ein paar Wochen läuft der Entscheidungsprozess für das Tanzfestival 2012 auf Hochtouren. Welche Gruppen sollen bei Tanz! Heilbronn im kommenden Jahr auftreten, welche Workshops sollen angeboten werden?

Die Einladung von großen internationalen Tanzkompanien muss immer schon sehr früh erfolgen. So wurde bereits im Februar 2011 die kanadische Company Marie Chouinard für das Festival im Mai 2012 eingeladen. Bekannte Künstler haben wie die Stadttheater einen Planungsvorlauf von über einem Jahr, und begehrte Stücke sind frühzeitig ausgebucht – da geht es den Programmmachern nicht anders als dem Theaterpublikum.

Außerdem gibt es in der Tanzwelt unausgesprochenen Hierarchien: ein Veranstalter, der mehrere Vorstellungen anbieten und womöglich als Koproduzent eine zukünftige Produktion mitfinanzieren kann, ist für einen bekannten Choreografen ein interessanterer Gesprächspartner als derjenige, der „nur“ ein einzelnes Gastspiel anbieten kann. Um die „Stars“ unter den Choreografen zu „kriegen“, ist also Einsatz gefragt. Manchmal – wie bei Alain Platel vor 2 Jahren – hilft das langjährige Interesse an der Arbeit und eine günstige Gelegenheit zum persönlichen Gespräch. Beharrlichkeit kann nützlich sein, oder das Glück, dass die Kompanie aus Fernost gerade zum Festivalzeitraum in Europa unterwegs ist. Und manchmal klappt es einfach nicht, die Termine passen nicht – und das Programm muss anders gestaltet werden.

In meiner Eigenschaft als Kuratorin oder Festivalprogrammacherin studiere ich die Tanzfachpresse und Spielpläne von Tanzhäusern und Tanzfestivals unter dem Blickwinkel, ob etwas für das Heilbronner Publikum dabei sein könnte, mache Listen mit Namen und plane Vorstellungsbesuche.

Bei der Auswahl spielt die jeweilige choreografische Handschrift und die Qualität der Arbeit eine große Rolle. Manche Künstler beobachtet man schon lange und wartet auf eine passende Gelegenheit zur Einladung. Andere werden von Kollegen empfohlen, wieder andere sind auf vielen Festivals präsent und so eine Art „must have“ im Tanzbetrieb. Außerdem senden Agenturen und Künstler Informationen über ihre Stücke und häufig auch DVDs der Arbeiten. Videoaufzeichnungen können aber nur einen ersten Eindruck verschaffen, den leibhaftigen Vorstellungsbesuch ersetzen sie nicht. Also heißt es Kofferpacken und Losfahren.

Fortsetzung folgt.

Karin Kirchhoff, Kuratorin Tanz! Heilbronn

Karin Kirchhoff

Tanz! Heilbronn 2012

»Tanz! Heilbronn« geht vom 09.-13. Mai 2012 in die vierte Runde
Die vierte Ausgabe des Festivals für zeitgenössischen Tanz steht unter dem Motto DER AUFRECHTE GANG, was sowohl wörtlich wie auch im übertragenen Sinne verstanden werden kann. Das Festival schließt sich damit dem Themenkomplex der Theaterspielzeit COURAGE UND WIDERSTAND an. Geplant sind Aufführungen, die sich thematisch mit dem »Einstehen« für die eigene Sache oder die eigene Überzeugung beschäftigen, auch gegen politische und gesellschaftliche Widerstände.

Besonderen Mut braucht es immer noch, wenn sich Menschen mit körperlichen Behinderungen tanzend auf der Bühne zeigen. Dass daraus beeindruckende künstlerische Produktionen entstehen können und dass DER AUFRECHTE GANG
auch mit körperlichen Einschränkungen möglich ist, soll in diesem Jahr durch eine Aufführung – begleitet von einem Amateurprojekt oder einem Workshop – thematisiert werden. Wie in den vergangenen Jahren wird sich die Bandbreite der gezeigten Stücke von großen, international bekannten Produktionen
bis zu ersten Arbeiten von jungen Choreografen erstrecken. Das Rahmenprogramm umfasst Künstlergespräche und/oder Einführungen in ein Werk, einen Film zum Thema sowie Workshops, in denen einige der im Festival auftretenden Künstler ihre Tanztechnik und Methodik vermitteln.
Wir freuen uns auf Sie!

Ihre Karin Kirchhoff
(Kuratorin Tanz! Heilbronn)

Internationales Highlight:
Compagnie Marie Chouinard (Montréal):
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Die kanadische Choreografin Marie Chouinard lässt ihre Ballerinen nicht nur Spitzenschuhe an den Füßen oder Händen tragen, sie gibt ihnen auch Krücken, Gehhilfen, Fesseln und lässt sie in Harnessen über die Bühne fliegen. Der Gebrauch der Hilfsmittel führt zu ungewöhnlichen Körpergebilden und öffnet ein Universum von präzisen und spielerischen Erkundungen, in denen Solos, Duos, Trios und Gruppensequenzen die menschliche Existenz in vielen Facetten widerspiegeln.

Gerätschaften und Schuhe begrenzen und erweitern die Bewegungsmöglichkeiten der zehn Tänzerinnen und Tänzer. Deren weitgehend entblößte Körper verwandeln sich in hybride Wesen zwischen Mensch und Maschine, roboter- oder insektenhaft, wie zerlegt in ihre Einzelteile und dennoch aggressiv sinnlich. Schönheit und Deformation, Vollkommenheit und Kontrollverlust irisieren in der extravaganten Ästhetik der Inszenierung. Ballettstangen werden zu Notenlinien und unterstreichen die enge Verbindung mit der Musik: ein elektronisch stark manipulierter Remix aus Bachs GOLDBERG-VARIATONEN, eingespielt von Glenn Gould, versetzt mit Interviewfragmenten Goulds.

Seit 1990 leitet Marie Chouinard ihre eigene Compagnie. Ihre Stücke touren weltweit, sie erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen, u.a. den Ordre du Canada und den französischen Chevalier de l’Ordre des Arts et Lettres. Besonders bekannt wurde ihre Interpretation von Stravinskys sacre du printemps von 1993, das die Compagnie bis heute im Repertoire führt.

Tanz! Heilbronn 2012

Deutscher Lernatlas weist aus: Wir leben in einer wirklich theaterbegeisterten Region

Wir haben es ja immer geahnt, aber nun ist es auch im Deutschen Lernatlas der Bertelsmann-Stiftung nachzulesen: In Heilbronn und Umgebung leben die am meisten theater- und konzertbegeisterten Menschen aller vergleichbaren Städte und Kreise in Deutschland. Die Stadt Heilbronn wurde in der Kategorie der kreisfreien kleinen und mittleren Großstädte deutschlandweit mit 56 Städten verglichen und liegt hier bei den Theater- und Konzertbesuchen auf Platz 1. Der Landkreis Heilbronn liegt unter 144 „Kreisen im verdichteten Umland“ bei den Theater- und Konzertbesuchen auf Platz 2.

Das ist heute in der Heilbronner Stimme nachzulesen. Und wer es ganz genau wissen möchte, möge unter www.deutscher-lernatlas.de nachschauen. Da kann man seine Region eingeben und erhält alle relevanten  Daten genau aufgeschlüsselt. Die Theater- und Konzert-Besuche sind in dem Bereich „Persönliches Lernen“ erfasst.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Unsere Neuen: Stefanie Symmank

Und wenn man noch so ein großer Goethe-Freund ist − eines seiner Stücke über fünf oder sechs Stunden im Theater zu verfolgen, das hält wohl selbst der hartgesottenste Fan nicht aus. »Deshalb gibt es uns, die Dramaturgen«, sagt Stefanie Symmank. Damit so ein Goethe-Stück nur zweieinhalb oder drei Stunden dauert, nehmen sich die Dramaturgen den Text vor und kürzen ganz vorsichtig Passagen heraus. Entscheidend ist natürlich, dass man ihn trotzdem versteht und dass nichts Wesentliches fehlt. So anschaulich beginnt Stefanie Symmank ihre Arbeit zu erklären, denn sehr oft wird ihr die Frage gestellt: Was macht man eigentlich als Dramaturgin? Seit dieser Spielzeit gehört sie zum Leitungsteam des Theaters Heilbronn. Das Einstreichen der Texte ist dabei nur ein kleiner Aspekt der Arbeit. Die Dramaturgen erstellen die Programmhefte, sie sind das neutrale Auge im Inszenierungsprozess, vermitteln zwischen Autoren und der Regie, zwischen Regie und Schauspielern, zwischen Inszenierung und Publikum. »Wir sind die Textdeuter, die Vermittler, die Brückenbauer, – obwohl wir den Goethe natürlich auch nicht selbst gekannt haben.« Dramaturgen lesen unendlich viele Stücke und suchen aus der Vielfalt der alten und neuen dramatischen Texte diejenigen  heraus, die für die Zeit, die Stadt und ihr Theater interessant sein können. Sie arbeiten im Hintergrund, verbeugen sich nie auf der Bühne, obwohl sie auch  einen großen Anteil am Gelingen einer Inszenierung haben. In Heilbronn jedoch gehören sie zu den bekannten Gesichtern des Theaters. Sie sind die Protagonisten, wenn es heißt, engagiert auf das Publikum zuzugehen. Sie leiten die Theaterfrühstücke und halten vor den Vorstellungen die Einführungen zu den Stücken. Das bedeutet zwar gegenüber anderen Theatern ein Mehr an Arbeit, kann Stefanie Symmank aber nicht schrecken. »Der Austausch mit dem Publikum ist mit das Schönste an meiner Arbeit. Und die Aufforderung, mit mir und meinen Kollegen ins Gespräch zu kommen, ist immer ernst gemeint«, sagt die gebürtige Neubrandenburgerin. Eine Puppentheaterinszenierung von Ovids »Metamorphosen«, die sie im Vorschulalter in ihrer Heimatstadt sah, war das Erweckungserlebnis. Nicht Schauspielerin zu werden, sondern als Dramaturgin zu arbeiten, diese Entscheidung traf Stefanie Symmank während ihres Praktikums am Kinder- und Jugendtheater in Berlin. Die Kommunikation auf Augenhöhe mit dem künstlerischen Leiter einer Produktion, ja sogar die Mitwirkung an der inhaltlichen Ausrichtung eines ganzen Theaters sollten von da an zu ihren Arbeitsfeldern gehören. Ihr Studium in Hildesheim war »glücklicherweise« sehr praxisorientiert. Danach führte ihr Weg über die Theater Konstanz und Erlangen nach Heilbronn. Ihren Einstand als Dramaturgin hatte sie mit der »Zoogeschichte« und den »Präsidentinnen«. Derzeit beschäftigt sie sich intensiv mit dem »Gestiefelten Kater« und bereitet schon das Stück »Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)« fürs Komödienhaus vor. Und nebenbei ist sie mit ihren Kollegen auf der Suche nach Stoffen für die neue Spielzeit.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

 

Stefanie Symmank
Foto: Fotostudio M42