Vom Papier auf die Bühne

Wer sich hinter den Kulissen des Theaters nicht auskennt, kann es sich kaum vorstellen: Am Bühnenbild für das Weihnachtsmärchen wird immer schon  mitten im heißen Sommer gearbeitet.  Noch vor der Sommerpause des Theaters entstanden im Malersaal riesige gemalte Dschungellandschaften, die seit November die Bühne des großen Hauses in den indischen Dschungel verwandeln.

Auch die berühmte Affenstadt aus dem Dschungelbuch wurde hier gefertigt. Eine alte Tempelanlage, erbaut von Menschen, die King Louie und seiner Affenbande als Heim dient. Die hölzernen und steinernen Statuten sind von Wind, Wetter und den wilden Affen gezeichnet. Und langsam erobert sich der Urwald die Relikte kultischer Rituale der Menschen zurück. Diese Zeugen längst vergangener Zeiten sehen verdammt echt aus – sogar aus der Nähe. Aber statt Holz und Stein ist ihr Hauptbestandteil Styropor, das in vielen Arbeitsschritten in kultische Stein und Holzfiguren verwandelt wird.

Michelle Zimmermann, die zum Sommer ihre 3-jährige Ausbildung als Plastikerin im Malersaal abgeschlossen hat, hat für uns die Entstehung der Statuen dokumentiert.

Am Beginn stehen die Skizzen des Bühnenbildners und ein riesiger Block Styropor. Nachdem Michelle Zimmermann die Skizzen angepasst und eine Lochpause erstellt hat, überträgt sie die Skizze auf den Styroporblock. Dann kommen Ketten- und Konturexsäge zum Einsatz, um der Figur ihre groben Konturen zu verleihen. Noch lässt sich nur erahnen, was das Endprodukt wird. Nach den ersten Schnitzarbeiten lässt sich schon erkennen, was später auf der Bühne stehen wird. Doch um der Figur auch den nötigen Halt zu verleihen, bekommt unsere Plastikerin Hilfe aus der Schlosserei und Schreinerei, die eine Stahlarmierung in jede Figur einfügen und ihr einen stabilen Sockel verleihen. Mit Montageschaum wird die Schnittstelle für die Stahlarmierung im Innern wieder unsichtbar gemacht.
Im nächsten Schritt geht es in die Feinarbeit. Mit klassischen Küchenmessern schnitzt Michelle Zimmermann immer mehr Details in das Styropor. Arme, Augen, Nase, Kleidung werden herausgearbeitet bis ihnen mit Schleifpapier der letzte Schliff verpasst werden kann.

Doch wie wird aus dem weißen Styropor eine antike Holz- oder Steinfigur?

Mit Nesselstoff, Leim und Farbe! Mit Stoff und Leim wird die Figur kaschiert, das gibt dem Styropor nicht nur Schutz und Festigkeit sondern auch die gewünschte Oberfläche, um die Figur anschließend mit Farbe in eine antike Holz- oder Steinfigur zu verwandeln.

In unserem kleinen Video, könnt Ihr verfolgen. Wie sich aus den Skizzen die verschiedenen Stauten entwickeln.

Kleidung sagt aus, wie Du gesehen werden willst.

Aus meinem ersten Gespräch mit dem Leiter unserer Kostümabteilung, Manuel-Roy Schweikart, ist bei mir dieser Satz hängen geblieben: »Kleidung sagt, aus wie Du gesehen werden willst.« Jetzt haben wir diesen Faden wieder aufgegriffen. Dabei rausgekommen ist ein spannender Einblick, was Kleidung alles über uns erzählt.

Mit dem Griff in den Kleiderschrank entscheiden wir unterbewusst, wie wir dem Tag begegnen wollen, sagt Manuel-Roy Schweikart, dabei treffen wir jeden Tag eine Aussage über uns selbst. Das kann damit zu tun haben, wie wir uns fühlen oder was von uns erwartet wird. Dahinter stehen jedoch verschiedene Codes, wie Kleidung gelesen wird. Diese Codes sind von der Historie unseres Bekleidungsverständnisses abhängig und kulturell verschieden. So hat Kleidung und Mode in Italien und Frankreich einen deutlich höheren Stellenwert, die Entscheidung, was ich mit meiner Kleidung ausdrücken möchte, wird dort viel bewusster gefällt. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass diese Länder auch heute noch Bedeutung als Produktionsstandort haben. Während in Deutschland die hochwertige Bekleidungsfertigung ins Ausland verlegt wurde und in weiten Teilen das Modebild eher als praktisch und preiswert bezeichnet werden kann. Die Wertigkeit der Mode wird bei uns oft hintangestellt.
In der Art wie wir uns kleiden und Schuhe, Tasche, Gürtel und weitere Accessoires auswählen, greifen wir gelernte Codes auf und drücken Zugehörigkeiten aus. Trägt Mann zum Beispiel Sneakers zu seinem Anzug, was noch vor wenigen Jahrzehnten undenkbar gewesen wäre, bricht er die strenge Seriosität des Anzugs auf, dabei strahlt er mit diesem modischen Statement Agilität, Flexibilität und Modernität auf sein Gegenüber aus. Das weibliche Pendent dazu ist der Plisseerock. Während in den 50er/60er Jahren die Highheels zum Faltenrock Pflicht waren, ist er heute sportlich und unkonventionelle mit Sneakern oder Cowboystiefeln kombinierbar. Der ehemals spießig-konservativen Look wird neu interpretiert zum trendigen Fashion-Statement.

Bei der Entwicklung eines Theaterkostüms stehen diese Codes sehr bewusst im Fokus der Planungen von Kostümbildner und Schneiderei. Gerade über die Kleidung der Figuren lässt sich der Charakter der dargestellten Personen unterstreichen, erklärt Manuel-Roy Schweikart. Welche Stoffe gewählt werden, welche Accessoires, ist entscheidend dafür, wie die Figur gesehen wird. So ist beispielsweise Harper Regan, die Hauptfigur des gleichnamigen Stückes, eine arbeitende Frau der englischen Mittelklasse, die als Hauptverdienerin ihre Familie ernährt und zusammen hält. Ihre eigenen Bedürfnisse hat sie aus dem Blick verloren. Harper als stylische Fashonista darzustellen, wäre in diesem Kontext deplatziert. Die Figur versucht allen Anforderungen in Job und Familie gerecht zu werden, das spiegelt sich auch in ihrem Kostüm wider. Harpers Kleidung lässt sich am besten als ordentlich und zweckmäßig beschreiben. Die weiße Bluse, die blaue Stoffhose, der schlichte Gürtel, die praktische Handtasche setzen keine Statements, entsprechen aber Codes die Beruf und Alltag an sie stellen.

Judith Lillly Raab als »Harper Regan« Theater Heilbronn

Während wir unsere morgendlichen Entscheidung, was ich heute anziehe, oft unbewusst treffen, stehen vor den Entscheidungen für das Kostüm einer Figur oft viele Gespräche zwischen Regie, Ausstattung und der Kostümabteilung, was mit der Kleidung einer Figur über sie erzählt werden soll.

Judith Lillly Raab als »Harper Regan« Theater Heilbronn

 

Simon Stephens – Vom Barkeeper zum Erfolgsdramatiker

Von Sophie Püschel

Simon Stephens, der Autor des Stückes Harper Regan, kam erst auf Umwegen zur Dramatik.

Szene aus »Harper Regan« (v.l. Malin Kemper (Sarah); Judith Lilly Raab (Harper Regan); Tobias D. Weber (Seth))

Der 1971 in Stockport geborene Stephens wollte eigentlich Musiker und Songwriter werden. Zwölf Jahre war er Bassist der schottischen Punk-Band »Country Teasers«. Während seines Geschichtsstudiums stellte er nach eigenen Angaben fest, dass die attraktivsten Frauen im Studententheater spielten, weshalb auch er sich für das Theater zu interessieren begann und nachhaltig Feuer fing. Nach seinem Studium arbeitete er zunächst mehrere Jahre als Barkeeper, DJ und Lehrer, bis ihm der Absprung zum Berufsdramatiker gelang. 1998 wurde sein erstes Stück »Bluebird« uraufgeführt und bereits zwei Jahre später wurde er »resident dramatist« am Royal Court Theatre London und im selben Jahr Hausautor am Royal Exchange Theatre Manchester. Mittlerweile wurde er in Kritikerumfrage der Fachzeitschrift »Theater heute« fünfmal zum besten ausländischen Dramatiker des Jahres gewählt und gilt als der meistgespielte britische Gegenwartsdramatiker im deutschspracheigen Raum.

Prägend für sein Werk ist seine Heimatstadt Stockport, ein industriell geprägter Vorort von Manchester. Diese Stadt bildet – wie er selbst sagt – die dramatische Landschaft seiner Stücke und ist Herkunftsort vieler seiner Protagonisten, so auch der von Harper Regan. Wie in einem filmischen Close-Up-Verfahren zoomt Stephens ganz nah an seine Figuren heran, um einen Blick hinter deren Fassade des Schweigens und des uneigentlichen Sprechens zu werfen. »Das Leben, wie es die Stücke von Simon Stephens zeigen, geht über den Einzelnen hinweg, und manchmal, nur selten geht der Einzelne in ihm auf: Von dieser Hoffnung, über die man am besten gar nicht spricht, erzählt Simon Stephens … Er sammelt dafür die scheinbar banalsten, zufälligsten und undramatischen Momente des Lebens ein, seltsame Situationen, in denen kein Blut fließt, sich niemand anschreit oder das Haus anzündet, und in denen trotzdem die ganze Tragödie des Lebens unabweisbar zutage tritt.« (Thomas Oberender)

Im Dschungel des Lebens

Jens Kerbel inszeniert Rudyard Kiplings »Dschungelbuch« als spannendes Coming of Age-Abenteuer für Groß und Klein

Von Mirjam Meuser

Wer kennt sie nicht, Walt Disneys berühmte Zeichentrick-Verfilmung von Rudyard Kiplings »Dschungelbuch«? 1967 kommt sie in die Kinos – und ist in Deutschland bis heute der erfolgreichste Film aller Zeiten. Die wundersame Geschichte von Mowglis Aufwachsen unter den Wölfen im indischen Dschungel, seinen Abenteuern mit Baloo, dem gemütlichen, etwas plumpen, honigversessenen Bären, und Bagheera, dem majestätischen Panther, mit deren Hilfe er schließlich auch seinen Feind, den ebenso selbstgefälligen wie gefährlichen Tiger Shere Khan, besiegt, ist ein Klassiker der Filmgeschichte, der Jung und Alt begeistert. Aber auch Kiplings Erzählungen im Original wiederzuentdecken, lohnt sich – und das nicht nur, weil sie ein wesentlich vielschichtigeres Bild von Mowglis Heranwachsen im Dschungel und seinem Kampf gegen den menschenfressenden Tiger zeichnen. Ihre Poesie und ihre Tief-, streckenweise auch Abgründigkeit machen sie zu einem aufregenden, ja berauschenden Lese- und Vorlesevergnügen für Groß und Klein.

Rudyard Kipling wird am 30. Dezember 1865 als Sohn britischer Eltern im Indien der Kolonialzeit geboren und wächst die ersten Jahre in seiner Geburtsstadt Bombay auf. Umsorgt von einem portugiesischen Kindermädchen und einem Hindi Meeta, hört er von ihnen unzählige Geschichten und Lieder in ihrer Venakularsprache, in der er auch zu denken und zu träumen lernt. Das Englische, das er mit seinen Eltern bei Tisch sprechen musste, ist für ihn als Kind ein fremdes Idiom. Aber nicht nur die Legenden und Mythen, auch die Musikalität und Farbigkeit der mündlichen indischen Folklore sind es, die seine Kindheit prägen. Sie legen nicht zuletzt das Fundament für den Fabel-Ton der Geschichten aus dem »Dschungelbuch«. »Es war notwendig, dass jedes Wort erzählen, tragen, Gewicht haben, schmecken und, wenn nötig, riechen sollte«, so formuliert Kipling seinen Anspruch an die Sprache in der posthum veröffentlichten Autobiographie »Something of myself«.

Fünf Jahre ist Rudyard alt, als ihn die Eltern gemeinsam mit seiner Schwester Trix nach England zur Schule schicken und in einer Pflegefamilie in Southsea unterbringen. Dort leidet er derart unter der Einsamkeit und dem Regiment seiner Pflegemutter, dass er sich in Bücher und Träume flüchtet und sich sprechende Tiere als Spielgefährten und Gesprächspartner herbeiphantasiert. Erst nach sechs Jahren wird er von seiner Mutter aus der Tortur befreit.

Jahre später formen sich aus diesen Kindheitserfahrungen die Geschichten der beiden »Dschungelbücher«. Kipling schreibt sie für seine erste Tochter Josephine, die 1892 in Vermont (USA) geboren wird – und vermacht ihr damit eine allegorische Erinnerung an die Abenteuer der eigenen Kindheit. Meisterhaft verschränkt er unmittelbare Erlebnisse, Wirkliches und Imaginiertes zu einer atemberaubenden Erzählung vom Sich-Zurechtfinden eines verlassenen, schutzlosen Menschenkindes in einer gefahrvollen, verwirrenden, unberechenbaren Umwelt.

Kiplings anarchische Fabulierlust hat es auch dem Regisseur Jens Kerbel angetan – ihrer Faszination und Verführungskraft will er mit seiner Inszenierung im Großen Haus nachspüren. Dafür hat er sich die Bühnenfassung von Frank Pinkus ausgesucht, die sich besonders stark an den ursprünglichen Erzählungen des »Dschungelbuchs« orientiert. Sie räumt den geheimnisvollen, poetischen, manchmal auch unheimlichen Seiten der Texte viel Platz ein – ohne den Humor zu kurz kommen zu lassen. Baloo, der Bär, erzählt hier die Geschichte von Mowglis Erwachsenwerden im Dschungel als ein spannendes Coming of Age-Abenteuer, an dessen Ende der Menschenjunge natürlich den Tiger besiegt, sich aber auch seiner Fremdheit unter den Tieren bewusst wird und seinen eigenen Weg und Platz in der Welt finden muss.

Das Team um Jens Kerbel arbeitet daran enthusiastisch mit. Der Musiker Stephan Ohm komponiert für die Aufführung am Theater Heilbronn ganz neue Ohrwürmer – nicht zuletzt der genussfreudige Baloo bekommt einen neuen Hit. Den verwunschenen indischen Dschungel und seine sagenumwobenen Bewohner wiederum zaubert der Bühnen- und Kostümbildner Toto auf die Bühne. In seinen phantasievollen Kostümen changieren Mowgli und seine Freunde so effektvoll zwischen Mensch und Tier, dass sich der kiplingsche Dschungel spielerisch als das entpuppt, was er eigentlich ist: der gefahrvolle, unberechenbare, aber auch unfassbar schöne und spannende »Dschungel des Lebens«.

Ein Schuh für den König

Oliver Firit bekommt für »Richard III.« einen Klumpfuß verpasst

Von Andreas Frane

»Die Aufgabe war, bei jemandem mit gesundem Fuß einen Klumpfuß zu erzählen«, sagt Tom Musch, Bühnen- und Kostümbildner von »Richard III.« »Wir haben einen Schuh als Sonderanfertigung herstellen lassen, der so gebaut ist, dass es nicht zu orthopädischen Problemen für Oliver Firit, unseren Richard, kommt.« Shakespeare hat seinen König, um ihn auch äußerlich »monströs« zu machen, mit Buckel, gelähmtem Arm und Hinkefuß ausgestattet, obwohl der historische Richard – das hat der überraschende Fund seines Skeletts im mittelenglischen Leicester 2012 ergeben – »nur« an einer Skoliose, einer Verkrümmung der Wirbelsäule, litt. Während der Buckel durch einen Unterziehwatton keine große Herausforderung an die Kostümabteilung des Theater Heilbronn stellte, erforderte der »Richard«-Schuh den Einsatz eines Spezialisten. Orthopädieschuhmacher Oliver Setzer erklärt: »Der Schauspieler sollte sich nicht aufs Hinken konzentrieren müssen. Deshalb wollten wir den Fuß in eine Fehlstellung bringen, eine Position, die es ihm nicht erlaubt, einen normalen Gang einzuschlagen.« Durch den Schuh wird das Bein verlängert, durch Innenrotation mit leichter Kippneigung der gewünschte Effekt erzielt. Und wie läuft es sich damit während der Vorstellung auf der Bühne? »Wenn man sich erstmal daran gewöhnt hat, ist es zwar immer noch unbequem, aber OK«, beschreibt Oliver Firit. »Irgendwann hat man das Gefühl, als wäre der  Fuß eingesperrt und möchte sich durchsetzen. Dann kämpft der Fuß gegen den Schuh. Der Schuh gewinnt.«

Er ist der Meister der Stoffe

Mit Nadel und Faden und einem engagierten Team schneidert unser neuer Leiter der Kostümabteilung, Manuel-Roy Schweikart, den Schauspielerinnen und Schauspielern die Kostüme auf den Leib.

Manuel-Roy Schweikart

Als Modedesigner verbrachte Manuel-Roy Schweikart viele Jahre in renommierten Designateliers und auf Prêt-à-porter-Modenschauen. Jetzt kehrt er wieder zurück in die Theaterschneiderei. Begonnen hat seine Karriere am Theater Augsburg, mit einer Ausbildung, die er als Bundessieger der Azubis im Damenschneider-Handwerk beendete. Es folgte die Kostümschneiderei der Staatsoper „Unter den Linden“ in Berlin. Mit dem Studium an der Deutschen Meisterschule in München wechselte er in die Welt des Modedesigns, die ihn kurze Zeit später in die Designabteilung von Wolfgang Joops »Wunderkind« führte. Als Manuel Roy Schweikart sich eine Auszeit vom hektischen Haute- Couture- Betrieb nahm, Als Manuel Roy Schweikart sich eine Auszeit vom hektischen Haute-Couture-Betrieb nahm, hat er sich zum Life- und Businesscoach, nach der Urheberphilosophie, ausbilden lassen.

Doch was führt ihn in die Kostümwerkstätten des Theaters Heilbronn?

Die Liebe zum Handwerk und auch die ganz private, holten ihn wieder ans Theater und in den Süden Deutschlands. Das familiäre Umfeld in der Theaterschneiderei reizte ihn besonders. Gemeinsam mit seinem Team setzt er die Entwürfe der Kostümbildner um. Zwischen dem Rattern der Nähmaschinen und Zischen des Dampfbügeleisens entstehen erst die Schnittkonstruktionen und anschließend die Kostüme für die Inszenierungen. Hier bestimmen nicht die Trends der Mode das Ergebnis, denn auch die Erstellung historischer Kostüme gehört zu den Fertigkeiten der Schneidermeister. Die Kreativität wird in den Kostümwerkstätten auf eine ganz andere Art herausgefordert als in der Modewelt. Während in der Modewelt das Design und die exklusiven Stoffe im Vordergrund stehen, sagt Manuel-Roy Schweikart, fordert ein Theaterkostüm eine lange Haltbarkeit, oft unter extremen Bedingungen. So müssen die Materialien der fast täglichen Reinigung standhalten. Die saubere Verarbeitung der Stoffe steht dabei an erster Stelle für den Schneidermeister. Mit seinem Team möchte Manuel-Roy Schweikart gemeinsam kreativ sein, die unterschiedlichsten Kostüme produzieren und zusammen an den immer wieder neuen Aufgaben wachsen. Lasst euch überraschen was in diesem Jahr entstehen wird. Die Ergebnisse der Arbeit unserer Schneiderei seht ihr in den Stücken und vielleicht ist auch ein Hauch Haute Couture dabei.

Herzrasen vor dem großen Auftritt

Wie geht es Schauspielern am Tag der Premiere? Die Schauspieler Judith Lilly Raab und Oliver Firit berichten über ihr Lampenfieber, Ablenkungsrituale und Glücksgefühle.


Es ist der klassische Albtraum eines Schauspielers: Man kommt auf die Bühne, hunderte Augenpaare schauen erwartungsvoll. Und dann – Text vergessen. Im Kopf ist ein schwarzes Loch. Wo bin ich, was mache ich hier, welches Stück, welche Szene? Zum Glück ist das Schreckgespenst mit dem Weckerklingeln vertrieben. „Solche Träume kennt jeder von uns“, sagt Schauspieler Oliver Firit, und seine Kollegin Judith Lilly Raab kann es nur bestätigen. Auch die langjährige Bühnenerfahrung schützt nicht davor. Die Angst vorm Versagen ist vor jeder Vorstellung ihr Begleiter. Aber am schlimmsten ist das Lampenfieber an Premierentagen. Denn dann kommt zur Panik vor Stimmversagen und Texthängern noch die Unsicherheit dazu: Wie wird das Publikum das Stück annehmen? „Man spürt  sofort die Energie aus dem Saal – hört die Huster oder das knisternde Bonbonpapier, sieht wie sich mancher mit dem Programmheft Luft zuwedelt“, sagt Judith Lilly Raab. Wenn die Zuschauer gebannt und konzentriert zuhören oder in Komödien nicht mit Lachern geizen, dann spielt man viel befreiter. „Und außerdem wissen wir ja eigentlich, dass wir es drauf haben. Am Vortag in der Generalprobe haben wir es ja gerade unter Beweis gestellt“, sagt Oliver Firit. „In den Endproben entwickele ich für jedes Stück einen eigenen Ablauf, den ich während aller Vorstellungen versuche, beizubehalten“, schildert Judith Lilly Raab. „Das gibt Halt und Sicherheit.“

Der Begriff Lampenfieber, der heute allgemein als Synonym für die Angst vor öffentlichen Auftritten gilt, kommt aus dem Theater, wo alle Scheinwerfer auf den Schauspieler gerichtet sind. „Der Mund wird trocken und ich muss sehr häufig die Toilette besuchen“, charakterisiert Oliver Firit seine Symptome. „Ich bin immer sehr nervös, das Herz rast und ich kann kaum Menschen um mich herum ertragen“, beschreibt Judith Lilly Raab ihr Befinden. Früher, so erzählt Oliver Firit, setzte das Lampenfieber gleich morgens nach dem Aufwachen am Premierentag ein. Jetzt hat der Vater dreier kleiner Kinder keine Chance dazu, weil die Kleinen ihn auch an solchen Tagen in Beschlag nehmen. „Am Tag der Premiere von ,Ein Volksfeind‘ habe ich bis 17.30 Uhr mit ihnen eine Ritterburg aufgebaut und alles falsch gemacht“, erinnert er sich. Auch vor Premieren geht er mit den Kindern auf den Spielplatz und lauscht deren fröhlichem Geplapper. „Mittlerweile wünschen sie mir zwar viel Erfolg und TOI TOI TOI, aber dass eine bevorstehende Premiere auch bedeutet, dass Papa Ruhe braucht, wissen sie noch nicht.“ Spätestens, wenn er dann das Theater betritt, hat ihn das Lampenfieber fest im Griff. Er blättert den Text noch einmal durch, verwandelt sich mit dem Anlegen von Maske und Kostüm in die Figur und wartet mit Herzklopfen auf den Auftritt.
Auch Judith Lilly Raab beschäftigt sich vor der Premiere, eigentlich vor jeder Vorstellung noch mal intensiv mit dem Text und geht ihn Wort für Wort durch. Sie hat vor einiger Zeit ihr Premierentagritual geändert. Früher hat sie lange geschlafen, ist dann ins Theater gegangen, hat überall ihre kleinen Toi Toi Toi-Geschenke für die Kollegen hingelegt und die leere Bühne abgeschritten – ganz allein. Seit ungefähr einem Jahr beginnt sie den Tag, wenn es geht, aktiv mit Sport. Dann isst sie zu Mittag und versucht noch mal zu schlafen. Hinterher sucht sie ihr Kleid für die Premierenparty heraus, das kann schon mal ˈne halbe Stunde dauern, sagt sie augenzwinkernd: „Spätestens  ab 16.30 Uhr bin ich im Premierenmodus und möchte von niemandem mehr gestört werden.“
Ist das Lampenfieber schon bei „normalen“ Premieren groß, wird es sich bei beiden in ihren nächsten Stücken fast ins Unerträgliche steigern. Denn beide spielen Riesenrollen, Traumrollen geradezu, und ihre Figuren stehen im Zentrum der Inszenierungen: Judith Lilly Raab spielt Harper Regan, eine faszinierende und sehr facettenreiche Frau in dem gleichnamigen Stück von Simon Stephens, einem der besten zeitgenössischen Dramatiker Großbritanniens. Und Oliver Firit spielt einen der diabolischsten Charaktere der Theatergeschichte: Richard III. von William Shakespeare. Etwas verblüffend für Außenstehende ist vielleicht ein Phänomen, das beide beschreiben. Wenn man in diesen großen Rollen kaum von der Bühne kommt, legt sich die mit körperlichen Symptomen verbundene Riesenaufregung sogar im Laufe der Vorstellung und weicht einem Dauerkribbeln mit erhöhter Anspannung. Bei mehreren kleinen Rollen hingegen fängt das Herzrasen mit jedem Auftritt von vorn an.

Beide wissen, bei Lampenfieber hilft nur kämpfen – also raus auf die Bühne ins Scheinwerferlicht, auch wenn es noch so sehr im Magen grummelt. Denn eigentlich ist es genau diese Aufregung und der damit verbundenen Adrenalinkick, der sie zu Höchstleistungen treibt und der diesen Beruf so besonders macht. Denn seit Menschengedenken sorgt Angst dafür, dass der Homo sapiens in Gefahrensituationen seine höchste Konzentration und Muskelkraft mobilisieren kann.  Nur so konnte man in der frühen Menschheitsgeschichte gegenüber lebensbedrohlichen wilden Tieren bestehen. Heute lauert sozusagen imaginär ein mächtiges Tier auf der Bühne,  die Furcht vor Blamage vor aller Augen.

Aber unbezahlbar und mit das Schönste an der Schauspielerei im Theater ist das unglaubliche Glücksgefühlt, das sich einstellt, wenn alles gut lief, der letzte Satz gesprochen ist und der erlösende Applaus aufbrandet.

 

 

 

Abschiedspicknick auf der BUGA

So schnell kann es gehen und schon treffen sich unsere kleinen Forscher zum letzten Mal auf dem BUGA-Gelände.

Die Pappeln werden immer größer, die Rosen blühen und es gibt grüne Hobbit-Hügel. Das Labyrinth, welches bei unserem ersten Besuch noch ganz karg war, ist jetzt schon bewachsen und die kleinen Forscher suchen ihren Weg durch den Irrgarten. Begeistert sind sie von der Rutsche an der Kletterwand und können es kaum erwarten, wenn diese endlich benutzt werden kann. Auf dem weichen, grünen Gras breitet Stefan Buck eine RIESIGE Picknickdecke aus, auf welcher alle Kinder Platz finden. Gemeinsam sammeln wir, was sich die Kinder auf der BUGA wünschen. Die Ideen sprudeln nur so heraus, dabei sind Vorschläge wie ein Wasserspielplatz mit Schleuse, ein schönes Restaurant oder ein Minigolfplatz in den Hobbit-Hügeln. Aber auch größere Ideen wie eine Seilbahn vom Wartberg über das BUGA-Gelände, Schienen auf denen eine Eisenbahn über das Gelände fährt, ein sich selbst aufrichtendes Riesendomino, ein Sandkasten, in welchem riesige Sandburgen gebaut werden können oder eine Mountainbike-Strecke sind dabei.

Auf dem frischen Gras und den gewachsenen Bäumen erinnern wir uns an unsere erste gemeinsame BUGA-Begehung und die Kids fühlen sich an die Toskana erinnert.

Wir freuen uns schon jetzt auf eine tolle BUGA-Saison!

Meet the Cast – Das Herrenquartett

Sie kommen aus ganz unterschiedlichen (Himmels-)Richtungen und mit unterschiedlichem Erfahrungshintergrund nach Heilbronn und bilden doch ein Ensemble: Das Herrenquartett an Musicaldarstellern, das wir uns zur Verstärkung für »Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken« engagiert haben. David Roßteutscher hat zum Beispiel seine Karriere im Tanz begonnen und wurde 2013 von der Fachzeitschrift »tanz« zum Tänzer des Jahres nominiert. Arne David und Andreas Röder sind zwei erfahrene Musicaldarsteller, die zwischen dem Berliner Friedrichstadtpalast, den Bad Hersfelder Festspielen und dem Deutschen Theater in München auf vielen bekannten Bühnen gestanden haben. Manuel Heuser spezialisiert sich nach dem Musicalstudium am Konservatorium Wien gerade auf ein Sologesangsstudium an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim.

»Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken«

An Herausforderungen mangelt es ihnen in Thomas Winters turbulenter Inszenierung nicht. Die schnellen Umzüge und Szenenwechsel halten die Herren auf Trab, aber sie empfinden sich – da sind sich alle einig – als »eingespieltes Team«. Auf die Frage, welche der vielen kurzen,  kleinen Rollen ihnen jeweils am meisten gefällt, sprudeln die Antworten: »Mir hat sich der Page Pierre besonders ins Herz gespielt«, grinst Arne David. Für Manuel Heuser ist es »sicherlich der Eisbär, dank des liebevoll gestalteten Kostüms. Auch wenn ich in den wenigen Minuten, in denen ich das Kostüm trage, mehr schwitze als in den Tanzszenen.« David Roßteutscher dagegen findet, dass sein »schlecht gelaunter Geisterbahn-Clown« heraussticht, während Andreas Röder ein eigenes besonders Highlight hat: »Für mich es die Latin-Dance-Nummer. Da knallt einfach das Orchester und auf der Bühne tauchen wir alle in die Cha-Cha-, Tango- und Salsa-Schritte ein. Da ist die Energie so schön hoch!«

Die letzte Vorstellung von »Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken« geht am Donnerstag, den 19. Juli über die Bühne des Theater Heilbronn.

Ohren auf! Stimmbänder geölt? Die BUGA-Entdecker werden zu Lautsprechern

Die Sonne scheint, 0% Regenrisiko und die BUGA-Entdecker sind wieder unterwegs auf dem BUGA-Gelände.

BUGA-Entdecker

Es gibt wieder viel Neues zu entdecken, das angepflanzt, gebaut, weitergewachsen ist und die Entdecker marschieren wieder mit ganz offenen Augen durchs Gelände.
Die Pappeln sind schon wieder ein ganz schönes Stück gewachsen, die Wohnhäuser nehmen langsam Gestalt an und überall blüht und brummt und summt es.
Das Thema dieses Treffens heißt »Lautsprecher«! Ein Lautsprecher kann ein Gerät sein, das Klänge erzeugt, aber ein Lautsprecher kann auch ein Mensch sein, der sich lautstark Gehör verschafft.Das wird an diesem Tag geübt. »Was ist denn das Wichtigste, um laut zu sprechen? « fragt Stefan Buck. Die Kinder sammeln Ideen:  »Die Zunge.« »Die Zähne.« »Die Stimmbänder.« »Man muss den Mut haben sich zu trauen.« Alles sehr wichtig zum laut Sprechen. Aber das Allerwichtigste ist die Luft!
Zunächst werden gemeinsam Atemübungen gemacht. Dann müssen die kleinen Entdecker zum einen sehr gut zuhören und zum anderen klar und deutlich sprechen: Einem Kind werden die Augen verbunden und der Partner muss dem Blinden nur mit der Stimme helfen, über ein Feld mit Tannenzapfen zu laufen, ohne auf diese zu treten. Eine ganz schön knifflige Aufgabe. Aber die BUGA-Entdecker stellen sich der Herausforderung. Nach dem erfolgreichen Bestehen dieser Prüfung gehen sie gewappnet mit ihren Lieblingswörtern zu der nächsten Aufgabe.
Die Lieblingswörter sind ganz unterschiedlich: von Möhre, Pusteblume, Ferien, Baum bis Grashalm sind einige spannende Wörter dabei. Die Kinder müssen verschiedene Aufgaben mit dem Lieblingswort bewältigen: das Wort muss gesungen werden, in einer Diskussion gegen ein anderes Lieblingswort bestehen, der Tomate wird eine Liebeserklärung gemacht, das Wort wird aus Körpern auf den Boden gelegt, das Wort soll dreimal anders betont werden und wir hören die Geschichte von der Banane, die so gerne Grimassen zieht.
Mitte findet das nächste Treffen der BUGA-Entdecker statt, diese wird auch unser letztes sein, bei welchem die BUGA-Entdecker zum »Blickfang« werden.