Öffungszeiten
Der Besucherservice ist von
Montag bis Freitag von 10-18 Uhr
und am Samstag von 10-14 Uhr
für Sie geöffnet.
THEATERKASSE
Berliner Platz 1
74072 Heilbronn
Tel. 07131.56 30 01 oder 56 30 50 kasse@theater-hn.de
Aufgrund der Abstandsregeln im Zuschauerraum, sind bis auf weiteres keine Kartenbuchungen im Webshop möglich. Bitte wenden Sie sich an die Theaterkasse. Vielen Dank für Ihr Verständnis!
In dieser Spielzeit haben wir endlich wieder regelmäßig die Kinderreporter der Heilbronner Stimme im Haus! Ihren ersten Einsatz hatten sie jetzt zur Kinderpressekonferenz – und haben hier von unserem Team des Jungen Theaters Einführungen in die Stücke bekommen, die in dieser Spielzeit in der BOXX gezeigt werden. Dann gab es noch Infos zu unserem Workshop-Angebot und zu den Theaterclubs, bevor die Nachwuchsreporter ihre zahlreichen Fragen stellen konnten. Diese reichten von Konzeptionellem (Wer denkt sich die Workshops aus und wer sucht die Stücke aus?) über die Handwerkskunst der Schauspieler (Passt sich der Schauspieler eher der Rolle an oder die Rolle / die Figur sich dem Schauspieler?) bis hin zum allgemeinen Theaterbetrieb (Was hat das Theater im Lockdown gemacht und wie steht es eigentlich um die Barrierefreiheit?). Nicole Buhr, die Leiterin des Jungen Theaters, die Theaterpädagoginnen Natascha Mundt und Christine Appelbaum sowie die Schulreferentin Anna-Lena Weckesser wussten auf fast jede Frage eine Antwort (Wie viele verschiedene Jobs es am Theater tatsächlich gibt, das hatten wir bislang auch noch nicht genau nachgezählt!) und konnten den Kindern viele kleine Anekdoten erzählen.
Unser Team des Jungen Theaters stand den Kinderreportern Rede und Antwort (v.l. Christine Appelbaum, Natascha Mundt, Nicole Buhr, Anna-Lena Weckesser) Foto: Kea Leemhuis
Die Kooperation mit der Heilbronner Stimme besteht bereits seit der Spielzeit 2019/20 und umfasst neben der Pressekonferenz eine Theaterführung, einen praktischen Workshop mit der Theaterpädagogik und Rezensionen von unseren Kinder- und Jugendstücken. Die Theaterführung wurde coronabedingt zwar noch verschoben, einen ersten Blick in die BOXX samt aufgebautem Bühnenbild für »Petty Einweg« konnten die Kinder aber schon erhaschen. Dann machten sie sich, bestückt mit jeder Menge Notizen, vielen neuen Infos und einem BOXX-Turnbeutel auf den Weg nach Hause, um ihre Artikel zu verfassen. Wir sind schon sehr gespannt!
Nicht mehr lange bis zum Start des bundesweiten Theaterprojekts »Kein Schlussstrich!«, das sich mit dem NSU-Komplex beschäftigt. In dieser Reihe stellen wir euch die einzelnen Bestandteile unseres Heilbronner Programms im Detail vor. Thema heute ist das Workshop-Angebot für Jugendliche und Schulklassen. Die Workshops finden exklusiv in der Woche vom 25. bis 29. Oktober in Kooperation mit dem Demokratiezentrum Baden-Württemberg statt und werden von der dazugehörigen Fachstelle »kompetent vor Ort. Gegen Rechtsextremismus« durchgeführt. Ziel ist es, den Schülerinnen und Schülern eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Themen Diskriminierung und Rassismus zu ermöglichen.
Foto: Burschel
Den Auftakt der Reihe bildet der Workshop »Diss DisRespect!«, der als vorstellungsbegleitenden Workshop in Kombination mit verschiedenen Vorstellungen möglich ist – zum Beispiel zu der Vorstellung von »Verschlusssache« am 25. Oktober. Dieser Workshop richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren. Zur Sensibilisierung der Teilnehmenden gegenüber Vorurteilen und Diskriminierung stehen unter anderem gruppendynamische Prozesse im Fokus, die Ausgrenzung begünstigen können. So werden die Mechanismen von Diskriminierung und Rassismus beleuchtet und auch die möglichen Folgen für die Opfer thematisiert. Hier liegt auch der Anknüpfungspunkt zum Stück »Verschlusssache«, das unter anderem durch die Radikalisierung der NSU-Mitglieder und ihre Morde aufzeigt, welche schlimmen Folgen Vorurteile letztlich nach sich ziehen können.
Als Teil des Ferienprogramms bietet unsere Theaterpädagogik außerdem vom 2. bis 3. November die DemokratieBOXX an, die sich an Jugendliche zwischen 10 und 14 Jahren richtet. Den Einstieg bildet der gemeinsame Vorstellungsbesuch des Stücks »Die Zertrennlichen« – eine Geschichte über eine Freundschaft zwischen zwei Kindern, die aufgrund von Rassismus und Vorurteilen von den Eltern verboten wird. Im Anschluss folgen ein Nachgespräch und ein spielpraktischer Workshop, bei dem die Teilnehmenden auch selbst einzelne Szenen nachspielen. Dabei können sie zum Beispiel nachempfinden, wie es zu Ausgrenzung aus einer Gruppe kommt und wie es sich anfühlt, ausgegrenzt zu werden. Auch Gruppenspiele und die gemeinsame Reflexion kommen nicht zu kurz. Der zweite Tag dieses Workshops widmet sich der Demokratiebildung. Angeleitet durch die Bildungsreferentin Tanja El Ghadouini von der RAA Berlin – ein Verein, der diskriminierungskritische Partizipationsprojekte unter anderem in Schule und Schulumfeld unterstützt – spielen die Jugendlichen gemeinsam das innovative Demokratiespiel Quararo, das übrigens hier in Heilbronn entwickelt wurde! Hierfür lernen sie zunächst etwas über die Entscheidungsprozesse, die es in einer Demokratie gibt, und wie sie überhaupt funktionieren. Dann werden diese im Spiel selbst durchlebt, wobei man die Bedürfnisse aller Gruppenmitglieder bedenken und womöglich Kompromisse finden muss. Dabei wird die Gruppe vor realitätsnahe Herausforderungen gestellt, in denen sie knifflige Entscheidungen treffen muss, und – so viel sei bereits verraten – bei denen es gar nicht so leicht ist, eine gerechte Wahl zu treffen. In Anlehnung an »Die Zertrennlichen« wird das Oberthema des Spiels Freundschaft sein. Die DemokratieBOXX schult sowohl theatrale als auch diskursive Kompetenzen der Jugendlichen und verbindet die Themen Theater und Demokratie sowohl aktiv als auch rezeptiv miteinander. Die Kombination aus theoretischem Wissensgewinn und praktischem Erleben von demokratischen Prozessen macht den Workshop genauso besonders wie die Chance, Selbstvertrauen zu gewinnen und in den theaterpraktischen Gruppenspielen über den eigenen Schatten zu springen. Die Kosten betragen 7€ für den Vorstellungsbesuch von »Die Zertrennlichen«, die Anmeldung ist bis zum 25. Oktober 2021 an theaterpaedagogik@theater-hn.de möglich.
Darüber hinaus haben wir den kostenlosen Workshop »Toledo to do« im Programm, der die Schülerinnen und Schüler in die spanische Stadt Toledo versetzt, die als sehr weltoffen gilt, da dort seit langer Zeit viele Kulturen und Religionen zusammenleben. Die Teilnehmenden reisen zurück ins Mittelalter und nehmen die Rolle einer Einwohnerin oder eines Einwohners von Toledo ein. Durch diesen Perspektivwechsel und die zeitliche sowie räumliche Distanz erlangen sie einen neuen sensibilisierten Blick auf das heutige Zusammenleben in der pluralen Migrationsgesellschaft und lernen, mit Konflikten umzugehen.
In weiteren Workshops setzen sich die Schulklassen mit Hate Speech und Rechter Musik auseinander – Phänomene, die vielen Schülerinnen und Schülern im Alltag begegnen. Sie lernen, wie man Zivilcourage beweist, wie man rechten Inhalten begegnet und was rechtes Gedankengut anrichten kann. Durch das Workshop-Programm werden die Themen des Theaterprojekts »Kein Schlussstrich!« mit den Jugendlichen altersgerecht reflektiert und weitergedacht. Sie werden für rechtes Gedankengut und Rassismus sensibilisiert und lernen, sich mit anderen Meinungen auseinanderzusetzen. Auch hier gilt, dass wir in den Austausch miteinander gehen müssen, um die Probleme überwinden zu können, die durch das erneute Erstarken rechter Kräfte hervortreten. Und ganz im Zeichen von »Kein Schlussstrich!« wird hierbei stets auch die Betroffenen-Perspektive eingenommen – denn wer könnte uns mehr erzählen über den Weg zu einer diskriminierungsfreien Welt als die Menschen, die diese Erfahrung selbst machen mussten?
Der Lockdown stellt nicht nur das Theater vor neue Herausforderungen, sondern auch unsere Kooperationsschulen.
Wie unsere Theaterpädagoginnen die Lehrkräfte in Schwung bringen und so den Online-Unterricht bereichern, konntet ihr in unserem letzten Blogartikel lesen. Doch auch die Schulen sind nicht untätig und werden kreativ im Lockdown.
So haben die Lernbegleiter Julia Frömel, Katja Röken und René Karl von der Fritz-Ulrich-Schule die Fritze-Challenge ins Leben gerufen. Die Schülerinnen und Schüler waren in ihrer Freizeit aufgefordert, verschiedene Aufgabenstellungen zu lösen, die sie in die Heilbronner Stadt und Umgebung führten. In verschiedenen Video-Challenges stellten Lehrkräfte und Kooperationspartner der Schule den Schülerinnen und Schülern Aufgaben, die sie kreativ lösen sollten. Zunächst galt es den Ort für die Aufgabe zu finden, im zweiten Schritt mussten Lösungen gefunden werden. Insgesamt gab es 30 Challenge-Orte. In Lerngruppen machten sich die Schülerinnen und Schüler auf und stellten sich den Herausforderungen.
Lisa Marie Roth, Levi Josua Schultz, Samira Brauch und Raunietta Dietze von der Fritz-Ulrich-Schule haben uns ganz besonders beindruckt.
Auch unsere Theaterpädagogik war als Kooperationspartner der Fritz-Ulrich-Schule mit von der Partie. Normalerweise besuchen die Klassen der Schule jährlich eine Aufführung im Theater, wobei sie theaterpädagogisch betreut werden. Das ist während Corona nicht möglich. Doch bleiben unsere Pädagoginnen auch in der Pandemie mit den Schulen in Kontakt (siehe den Beitrag vom 13. Mai 2021). Die Idee der Fritze-Challenge fanden unsere Theaterpädagoginnen so gut, dass sie gern eine Aufgabenstellung kreierten und Preise für die Verlosung spendeten.
Für die Challenge überlegte sich unsere Kollegin Christine Appelbaum eine besondere Herausforderung, deren Ergebnisse uns schwer beeindruckt haben. Die Aufgabenstellung könnt ihr im Video sehen.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Der zu findende Ort war nicht schwer: Es ist der Brunnen vor dem Theater. Doch die Aufgabe, das Figurenensemble des Brunnens als Inspiration für eine selbstverfasste Kurzgeschichte zu nutzen, hatte es in sich. Umso beeindruckter waren wir von den Ergebnissen. Es sind vier bezaubernde Minierzählungen entstanden, die uns die Fritz-Ulrich-Schule nach erfolgreicher Beendigung der Fritze-Challenge schickte. Als wir die charmanten Storys lasen, waren wir so begeistert von den kreativen Ideen der Schülerinnen und Schüler, dass wir beschlossen, diese Geschichten mit dem Ensemble der BOXX unserem Publikum vorzustellen.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Die Fritze-Challenge zeigt uns, wie die Heilbronner Schulen einen kreativen Umgang mit dem Lockdown finden, der die Schülerinnen und Schüler fördert und fordert. Welch kluge und charmante Geschichten dabei entstanden sind, wozu der Brunnen vorm Theater die Autorinnen und Autoren aus der 7. und 8. Klassenstufe der Fritz-Ulrich-Schule inspirierte, seht ihr diese Woche und die nächsten drei Montage in unserem Instagram-Kanal. Dort liest unser BOXX-Ensemble die vier Gewinnergeschichten der Video-Challenge vom Theater Heilbronn.
Besuch beim Workshop: Stressabbau und Konzentrationssteigerung mit der Theaterpädagogik
»Sitzen 13 Akademiker um 19.15 Uhr zusammen und machen Grimassen«, schreibt einer in die Chatkommentare und sendet drei dicke Grinse-Smilies hinterher. Seinem Gesicht, in das sich seit geraumer Zeit ein breites Lächeln eingegraben hat, sieht man den Spaß an dieser speziellen Abendunterhaltung an. Wie die anderen Akademiker, die sich zur Online-Konferenz verabredet haben, ist er Lehrer und der Einladung der Abteilung Theaterpädagogik zum Workshop »Energizer und Warm up« gefolgt. Schon zum zweiten Mal haben die Theaterpädagoginnen des Theaters Heilbronn zu einer Online-Fortbildung für Pädagogen eingeladen, in der sie ganz praktische Tipps vermitteln, wie man in einer Schulklasse nach anstrengenden Arbeitsphasen Lockerungsübungen einbaut, oder wie man die Konzentration wieder sammelt, wenn die Energie der Schüler langsam schwindet. Die Idee kam Natascha Mundt, Christine Appelbaum und Anna-Lena Weckesser, weil es im Online-Unterricht zu Corona-Zeiten dreimal schwerer ist, die Aufmerksamkeit der Schüler auf einem hohen Level zu halten. Sie selbst merken es bei der Arbeit mit ihren Kinder- und Jugendclubs, wo die Übungen ihnen schon so manchen guten Dienst erwiesen haben. Das Schöne ist, dass alle Methoden auch in Präsenzveranstaltungen und mit allen Altersgruppen funktionieren. Die Theaterpädagoginnen setzen sie regelmäßig ein, wenn sie in den Schulen der Region unterwegs sind, und kaum jemand kann sich dem Charme dieser so ganz und gar nicht pädagogisch wertvoll daherkommenden Energizer entziehen. Auch die Lehrer nicht, denen Natascha Mundt und Christine Appelbaum an diesem Abend gern von ihrem Wissen abgeben. Eigentlich wollten sie zu zweit die Gruppe anleiten, aber weil es auch für diesen Termin so viele Anmeldungen gab, wird die Gruppe geteilt. Ich darf beim Online-Workshop vom Team Natascha zuschauen und, um es gleich vorweg zu nehmen: Ich habe schon lange nicht mehr so einen lustigen Abend erlebt.
Die Theaterpädagoginnen Natascha Mundt und Christine Appelbaum leiten die Workshops an.
Los geht’s mit einem Kennlernspiel: Die Computer-Kameras werden mit Post-its abgeklebt, die abgenommen werden, wenn man sich von einer bestimmten Frage der Teamleiterin angesprochen fühlt. Bei der letzten Frage in dieser Rubrik – Wer hätte jetzt lieber Präsenzunterricht? – sind alle Klebezettel weg. Bei einer der nächsten Übungen gilt es, schnellstmöglich Gegenstände in einer vorgegebenen Farbe herbei zu schaffen und in die Kamera zu halten. Danach geht es um Wahrnehmungstraining – alle Teilnehmer prägen sich für zwei Minuten die Gesichter und die Bild-Hintergründe der anderen ein. Dann werden die Kameras abgeklebt und jeder ändert zwei Details an sich, die anschließend von den anderen erraten werden müssen: Brille auf, Haare offen, Ordner verschwunden … Man muss schon genau hinschauen und sein Gegenüber bewusst wahrnehmen. Dann wird es wieder sportlich, wenn alle sehr zügig Utensilien heranholen müssen, die mit einem bestimmten Buchstaben anfangen. Wer die meisten Dinge eingesammelt hat, ist Sieger. Die Steigerung dieser Übung ist eine Geschichte, die man rund um diese Gegenstände erfinden soll. Je absurder, desto besser. Ein herrlicher Spaß und ein wunderbares Training für die grauen Zellen.
Bereit für den Workshop.
Nach einer kurzen Pause wird es nun richtig spaßig. Zunächst gilt es, berühmte Bilder nachzustellen. Dann soll man die Grimasse seines Vorgängers nachmachen (O-Ton der Ermunterung von Natascha Mundt: Man muss keine Angst haben, sich zum Obst zu machen). Wer will, kann hier mit seiner Gruppe die beste Grimasse küren. »Die Klassen lieben es, sie machen wirklich alle mit«, versichert die Theaterpädagogin. Dann folgt die Aufgabe, Emotionen in unterschiedlichen Abstufungen darzustellen: zum Beispiel ein bisschen Freude, größere Freude, riesengroße Freude. An dieser Stelle ist bei vielen Workshopteilnehmern durchaus schauspielerisches Talent erkennbar. Mein Highlight ist folgende Übung: Alle stellen sich mit dem Rücken zur Kamera. Wenn sie nach vorne schauen, befinden sie sich in einer bestimmten Rolle. Wie sieht ein typischer Lehrer aus? Vom Erklärbär bis zur (gegenwärtig) ratlosen Person ist eine große Auswahl an Persönlichkeitstypen. Und dann die Aufforderung: Dreht euch um als eure Schüler! Köpfe mit zerrauften Haaren und zerknirschten Gesichtern schauen jetzt aus den Video-Kacheln. Aber alle mit einem liebevollen Augenzwinkern, bei dem man erkennen kann, warum die Lehrer nach vielen Stunden online-Unterricht noch den Workshop absolvieren – für ihre Schüler nämlich! So manche Übung könnte man auch als Party-Spaß in sein Repertoire aufnehmen, wenn es denn wieder möglich ist. Einen Zungenbrecher zu sprechen etwa – zuerst normal, dann ganz schnell, hinterher in Zeitlupe, mit einer vorgestellten großen Kartoffel im Mund, einem Zahnstocher quer oder einer heißen Kirsche. Oder man tauscht alle Vokale in ein A: Faschers Fratze faschte frasche Fasche … Und versuchen Sie mal, in der Gruppe bis 21 zu zählen, jeweils einer nach dem anderen, ohne festzulegen, wer wann dran ist. Immer wenn zwei zur gleichen Zeit eine Zahl nennen, muss wieder von vorn begonnen werden. An diesem Abend kommen all die schlauen und engagierten Lehrerinnen und Lehrer nicht weiter als bis zur Sieben. Macht nichts! Dafür haben sie jede Menge Muskeln gelockert, Stress abgebaut und Glückshormone freigesetzt. So viel ist sicher!
Der Workshop wird für alle interessierten Lehrkräfte wieder angeboten. Wer Interesse hat, kann sich auf der Warteliste unter: theaterpaedagogik@theater-hn.de anmelden.
Die Theaterclubs am Theater Heilbronn gehen trotz Pandemie und damit einhergehender geschlossener Theater weiter. Wie das geht? Theater ist doch so nah, so unmittelbar? Die direkte Erfahrung zwischen den Akteuren und den Zuschauern. Genau das haben sich zu Spielzeitbeginn auch die drei Theaterpädagoginnen Christine Appelbaum, Natascha Mundt und Anna-Lena Weckesser gemeinsam mit ihrer Mitarbeiterin Evelyn Döbler gefragt. Und sich bewusst dazu entschieden, das Wagnis »Online-Theaterclub« einzugehen. Also treffen sich seit Ende Oktober die vier Clubs wöchentlich über eine Konferenzplattform, um hier gemeinsam den digitalen Raum als Spielfläche zu nutzen.
Der Kinderclub bei den Proben.
Erstaunlicherweise ist das gar nicht ein so großer Unterschied zum realen Proben in den Clubs. Mittlerweile haben sich die Teilnehmer gut als Gruppe zusammengefunden, obwohl sich fast noch niemand davon in der wirklichen Welt getroffen hat. Erste Schauspielübungen für den Körper und die Stimme gingen den Clubbern gut von der Hand. Sie konnten sogar ihren Raum erfahren, indem sie ausprobiert haben, was die Kamera alles so aufzeichnen kann.
Momentan probieren sich alle Clubs an der Kunst des Improvisierens. Hier gilt es, spontan zu sein, sich auf die Situation und seine Mitspieler einzulassen, Kompromisse einzugehen und mit Lust jedes gemachte Angebot der Mitspieler anzunehmen und zu nutzen. Vielleicht befindet man sich so plötzlich in einem Opern-Western, findet auf einem fernen Planeten einen Gegenstand, den man klassifizieren soll oder muss einen gekauften Gegenstand im Laden umtauschen, obwohl man keine Ahnung hat, was man da eigentlich gerade zurückgeben will. Lacher sind also auch auf die Ferne unter den Teilnehmern garantiert und das bindet auch wieder die Gruppe ein Stück mehr zusammen.
Der Teensclub in Aktion.
Kernstück unserer Clubarbeit am Theater Heilbronn ist jedes Jahr das gemeinsame Erarbeiten eines eigenen Stücks, das die Clubber unter theaterpädagogischer Anleitung selbst schreiben. In dieser Spielzeit beschäftigen sich alle mit dem Spielzeitmotto »Paradise Lost«, das geradezu gespenstisch zur aktuellen Lage passt.
Durch Improvisationsspiele und -übungen und Gesprächsrunden sammeln die Teilnehmer ihr Material, aus dem dann später ein Stück entstehen soll. Ob dies dann analog in der BOXX zu sehen sein wird, oder ob wir uns dazu auch eine digitale Alternative ausdenken, steht momentan noch in den Sternen. Wir freuen uns aber auf beides und machen aus der Not eine Tugend.
Hanna Kimmerle, 18 Jahre, hat eine Woche als Praktikantin in der Theaterpädagogik verbracht, um sich besser orientieren zu können, worauf die Wahl ihres Studienganges fallen soll. Hier berichtet sie von ihren Eindrücken, die sie in den Proben unserer verschiedenen Jugendclubs gewonnen hat.
»Was haben wir gesehen? Was hätten wir uns gewünscht?« Diese beiden Fragen stellen sich die jüngsten Theaterclubmitglieder immer, um nach den Improvisationsspielen das Gesehene zu reflektieren.
Erstes Kennenlernen der Clubs im Oktober 2019.
Ich durfte im Zuge eines Praktikums eine Woche lang in den abwechslungsreichen Arbeitsalltag der Theaterpädagoginnen und damit auch in die Theaterclubs reinschnuppern. Jetzt, wo die Woche vorbei ist frage auch ich mich: »Was habe ich gesehen? Was hätte ich mir gewünscht?«
Am Montag durfte ich die Theaterpädagogin Christine Appelbaum, die zusammen mit Schauspieler Marek Egert den Kinderclub leitet, begleiten. Begonnen hat die Stunde mit verschiedenen Spielen zum Aufwärmen, deren Ziel es war, die Kinder dazu zu bringen, spontan auf Impulse zu reagieren und nicht alles zu filtern bevor sie es sagen. Das war eine wichtige Vorbereitung auf die Improvisation, die am Ende der Stunde stattfand. Bei dieser ist es eine besondere Herausforderung für die kleinen Schauspieler, unvermittelt aufeinander zu reagieren und wahrzunehmen, wo gerade der Fokus liegt. Ich war sehr begeistert, was für tolle und lustige Ideen die Kinder spontan auf die Bühne gebracht haben.
Auch Christine Appelbaums Stil, die Gruppe zu leiten, hat mich beeindruckt. Es herrscht eine sehr angenehme lockere Atmosphäre, in der die Kinder sich sehr wohlfühlen, Spaß haben können und gleichzeitig viel dazulernen. Nach jeder Szene, die auf der Bühne gezeigt wird, besprechen die Kinder die Fragen: »Was habe ich gesehen? Was hätte ich mir gewünscht?«. Die Schauspieler bekommen direkt Feedback und allen wird klar, worauf sie auf der Bühne achten sollen.
So lernen die Kinder spielerisch und durch viel Reflexion, auf was es beim Theater spielen ankommt.
Diese »schauspielerischen Basics« bringen die 12-15 Jährigen im Teensclub teilweise schon mit. Daher kann hier eine konkretere Vorbereitung auf das Stück im Vordergrund stehen. Während Schauspielerin Juliane König und Schulreferentin Anna-Lena Weckesser, die den Club leiten, schon Ideen der Kinder, die bei der Improvisation aufkommen, festhalten, um sie später für die Stückentwicklung zu verwerten, lernen die Teilnehmer durch verschiedene Übungen Fähigkeiten, die sie später in der Inszenierung brauchen werden. Beispielsweise sollten sie bei einer Aufgabe ihrer Fantasie freien Lauf lassen und Gegenstände verkörpern, da später im Stück das personifizierte Internet eine tragende Rolle spielen soll. Die besondere Herausforderung bei dieser Altersgruppe ist es, dass die Kinder lernen, sich selbst auch mal nicht so ernst zu nehmen, einfach drauf los zu spielen und den Kopf mal abzuschalten.
Um das aus den Kindern herauszukitzeln wirft Juliane sie auch mal ins kalte Wasser oder in Situationen, die ihnen im ersten Moment unangenehm sind. Wenn sie dann warm werden und sich trauen, kommen sehr tolle kreative Szenen zustande.
In der Clubszene treffen die verschiedenen Clubs aufeinander und entwickeln gemeinsam kleine Szenen.
Diese Fähigkeit, sich selbst nicht so ernst zu nehmen und Hemmungen beim Theater spielen abzuschalten haben die Mädels im Jugendclub schon gelernt. Das merkt man bereits beim Aufwärmen. Wie kleine Kinder das automatisch tun, lassen die Jugendlichen sich auf Spiele und Musik ein und stellen den Spaß an die erste Stelle. Da sie sowohl diese Lockerheit als auch ein wenig Schauspielerfahrung schon mitbringen, kann hier die Stückentwicklung im Vordergrund stehen. Nachdem Natascha Mundt (Theaterpädagogin) und Malin Kemper (Schauspielerin) den Mädchen Impulse gegeben haben, besprechen sie selbstständig, welche Themen ihnen am Herzen liegen und welche sie gerne in ihr Stück einbauen wollen, sowie die Frage wo sie sich und die Welt in der Zukunft sehen. Sie entwickeln Szenen und haben viel Spaß daran, hierbei ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen.
Jeder der drei Theaterclubs hat mir auf seine eigene Art und Weise unheimlich gut gefallen. Ich habe alles gesehen was ich mir gewünscht habe. Meine Erwartungen an das Praktikum wurden voll erfüllt. Ich durfte die Theaterpädagogik bei ihrer täglichen Arbeit begleiten und konnte mir so einen umfassenden Einblick über ihre Arbeit verschaffen. Es hat mir bei der Entscheidung für mein Studium geholfen, denn ich will auf jeden Fall etwas mit pädagogischer Ausrichtung studieren.
Von Ende September bis Anfang November begleitete die Klasse 6a der Lindenparkschule Heilbronn die Entstehung des Stücks »WiLd!«. Ihre Erfahrungen und Erlebnisse haben sie für uns in folgendem Bericht fest gehalten.
Start des Projekts Im letzten Schuljahr am 15.07.2019 war Frau Kuß bei uns in der Schule. Frau Kuß ist Regisseurin im Theater Heilbronn. Sie erklärte uns was ihre Aufgabe als Regisseurin ist. Eine Regisseurin legt fest, was im Theaterstück vorkommen soll. Das nennt man Regie. Wir durften Fragen stellen und haben ein Spiel gespielt. Außerdem durften wir verschiedene Gefühle darstellen, wie zum Beispiel ängstlich, fröhlich oder wütend. Zum Schluss erzählte sie uns noch, wie das Stück heißt und worum es in dem Stück geht. Das Stück heißt »WILD!« und es handelt von Billy, einem Jungen mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung). Wir sollten Frau Kuß zeigen, was für uns »wild« bedeutet. Also gingen wir im Klassenzimmer herum und waren wild.
Wir treten in Aktion. Wir zeigen unsere wilde Seite.
Wir lernen Patrick Isermeyer kennen Am 26.09.2019 waren wir zum ersten Mal in diesem Schuljahr im Theater. Wir sind mit Frau Kuß in einen Raum gegangen und in diesem Raum war das Bühnenbild aufgebaut. In diesem Raum übt Patrick Isermeyer seine Rolle als Billy in dem Stück »WILD!« . Etwas später kam Patrick Isermeyer und erzählte uns etwas von sich. Wir haben sehr viele Fragen gestellt und Patrick hat uns eine Szene aus dem Stück »WILD!« vorgespielt. Wir, die 6a, durften Patrick Tipps geben. Wir haben Standbilder und verschiedene Theaterübungen gemacht.
Wir löchern Frau Kuß, Patrick Isermeyer und Frau Appelbaum mit Fragen.Wir testen das Bühnenbild und schlüpfen selbst in die Rolle des Billy.
Auch wir sind Schauspieler Am 7.10.2019 kam dann Frau Appelbaum zu uns an die Schule. Wir gingen in den Festsaal und machten ein paar Übungen. Wir lernten zum Beispiel verschiedene Geschwindigkeiten kennen. Außerdem haben wir Szenen aus dem Stück »WILD!« selbst gespielt. Frau Appelbaum ist Pädagogin am Theater. Eine Theaterpädagogin vermittelt zwischen dem Theater und dem Publikum. Sie organisiert zum Beispiel Workshops für Kinder und Jugendliche.
Wir schlüpfen in die Rolle eines Schauspielers/einer Schauspielerin.Wir stellen Szenen aus dem Stück dar.
Probenbesuch und Theaterbesichtigung Als nächstes waren wir nochmal im Theater. Wir haben wieder Patrick, Frau Kuß und Frau Appelbaum getroffen. Patrick hat mehrere Szenen vorgespielt. Wir durften wieder Tipps geben und Fragen stellen. Dann haben wir das Theater angeschaut. Als wir das gemacht haben, hat Frau Appelbaum etwas über das Theater erzählt und wir haben den größten Kleiderschrank von Heilbronn gesehen.
In den Räumen des Theaters gibt es viel zu entdecken.Patrick Isermeyer beeindruckt uns mit seiner Darbietung
Besuch der Theateraufführung Am 5.11.2019 waren wir nochmal im Theater. Aber dieses Mal waren wir in der Boxx und wir haben das Theaterstück angeschaut. Wir und unsere zwei Lehrerinnen hatten kostenfreien Eintritt und wir durften als Erste unsere Plätze auswählen. Wir haben die erste Reihe genommen und dann ging es schon los. Es war super und jetzt war auch noch der Schlagzeuger mit dabei. Er hat das Stück begleitet und hatte eine coole Frisur. Zurück in der Schule haben wir noch über das Theaterstück gesprochen. Wir konnten uns richtig gut in Billy hineinversetzen und uns vorstellen wie er sich fühlt.
DANKESCHÖN! Uns, der Klasse 6a der Lindenparkschule Heilbronn mit Frau Matter und Frau Grammetbauer, hat das Projekt »Premierenklasse« sehr gut gefallen. Wir bedanken uns von Herzen bei Frau Kuß, Frau Appelbaum, Patrick Isermeyer und dem Theater Heilbronn für die tollen und spannenden Einblicke!
Auch wir bedanken uns bei der Klasse 6a der Lindenparkschule, dass sie unsere Premierenklasse bei »WiLD!« waren und uns mit diesem schönen Bericht teilhaben lassen. Alle Vorstellungen zu »WiLd!« finden Sie auf unserer Webseite. Am 5. März 2020 gibt es ab 19.30 Uhr einen Themenabend »Leben mit AD(H)S« und einer Abendvorstellung von »WiLD!«.
Die BOXX-Kids bei der Erfindung ihrer Märchenfigur.
»Ich bin ein Drache. Ich bin 1000000000 Jahre alt.
Am liebsten esse ich Schweine. Da ist es ganz praktisch, dass ich die dann mit
meinem gespuckten Feuer direkt grillen kann.«, sagt Anton, 8 , in der ersten
Castingrunde von »Das Märchenland sucht den Super-Märchenstar.« Wie, Sie haben
von diesem Castingformat noch nie gehört? In den Herbstferien machten sich an
zwei Tagen zwölf mutige Kinder zwischen sechs und zehn Jahren zu einer Reise
ins Märchenland auf. Doch der Weg war gar nicht so einfach. In verschiedenen
Castingrunden durften die Kinder ihre eigene Märchenfigur in der
TheaterWerkStatt entwickeln. Dass man sich dazu auch überlegen musste, was die
Märchenfigur gern in ihrer Freizeit macht oder am liebsten isst, ist ja ganz
klar. So galt es dann, verschiedene Runden zu meistern: Sich vor einer Jury zu
präsentieren, ein Ausstellungsobjekt in einem Märchen-Museum zu sein und hier
auf viele andere Märchenfiguren zu treffen. Außerdem bauten die
Märchensuperstars von morgen aus Rührlöffeln eigene
Märchenfigurentheaterpuppen, die in selbst erfundenen kleinen Märchen auf der
Bühne glänzen durften. Alle teilnehmenden Märchenfiguren waren so großartig,
dass es der Jury um Theaterpädagogin Natascha Mundt nicht schwer fiel, alle
Kinder zu Märchenlands nächstem Märchensuperstar zu küren.
Die Märchensuperstars in Aktion.
Doch das waren nicht die einzigen Teilnehmer im
Märchen-Casting. Einen Ferientag gab es zudem auch noch im Kinder- und
Familienzentrum Augärtle in der Heilbronner Nordstadt. Nur einen Steinwurf vom
Probenzentrum des Theaters entfernt treffen sich hier Kinder und Jugendliche
aus der Nachbarschaft, um miteinander zu spielen, Sport zu machen, oder einfach
nur um zu chillen und eine schöne Zeit zu haben. Warum also nicht die
Nachbarschaft nutzen und gemeinsam ein Ferienprojekt auf die Beine stellen,
dachte sich Natascha Mundt, die Leiterin der Theaterpädagogik im Theater
Heilbronn. Bestens vorbereitet waren die Augärtle-Kinder zwischen sechs und
zwölf Jahren auf den »Theatertag«. Die Erzieherinnen und Erzieher hatten zuvor
bereits den Film DREI HASELNÜSSE FÜR ASCHENBRÖDEL mit den Kindern geschaut und
vorbesprochen. Ganz klar war allen Mädels also, dass sie unbedingt das
Aschenbrödel sein möchten. Der einzige Herr der Runde durfte sich als Prinz so
nun aus einer Vielzahl von Aschenbrödeln eine aussuchen. Wer die Wahl hat, hat
die Qual… Voller Energie erfanden die Kinder gemeinsam und mit der Hilfe von
Märchenkarten und Zauberluft viele verschiedene kleine Märchen, tauchten
kopfüber in die Verkleidekiste des Augärtle ein und präsentierten stolz ihre
eigenen Märchen vor der Jury aus
Erziehern und Theaterfachleuten.
Für die Kids waren es tolle Ferientage am Theater.
»Musik ist
die Sprache der Leidenschaft«. Dies pflegte Richard Wagner zu sagen und ich als
leidenschaftliche Musikerin, schließe mich dieser Aussage voll und ganz an. Ich
bin Claire Winkelhöfer und gehe in die zehnte Klasse des Landesgymnasiums für
Musik in Wernigerode. Während meiner Zeit als Praktikantin in der
Theaterpädagogik des Theaters Heilbronn wurde mir die Aufgabe zuteil, eine
eigene musikalische Interpretation, inspiriert von der Erzählung »Der goldne
Topf« von E.T.A. Hoffmann, zu erarbeiten.
Claire Winkelhöfer auf der Probebühne
Während des Lesens von »Der
goldne Topf«, entstand in meinem Kopf, wie das häufig bei Musikern der Fall
ist, bereits die ein oder andere Idee für eine musikalische Umsetzung. Ich habe
die Eigenschaft, gleich sehr groß und meist in einem Orchestersatz zu denken. Zudem
bin ich, als begeisterte Wagnerianerin, ein großer Fan der Leitmotivtechnik.
Ein Leitmotiv ist ein häufig wiederkehrendes, in dem Fall musikalisches Motiv,
welches bestimmten Personen, Gegenständen, Ereignissen, Stimmungen usw.
zugeordnet ist und diese charakterisiert. Mein Faible für diese Technik wirkt sich
demzufolge auch auf mein künstlerisches Schaffen aus. Besonders faszinierend daran
finde ich diesen bestimmten Wiedererkennungswert innerhalb eines Werkes. Ich
empfinde es als sehr spannend, wenn ich durch das Erklingen eines Leitmotivs
bereits eine Vorahnung bekomme, welche Person wohl gleich wieder auftauchen
wird, womöglich sogar schon da und nur nicht zu sehen ist, oder genau weiß, von
welchem Gegenstand oder Ereignis die Rede ist, ohne dass explizit davon gesprochen
wurde. Ich dachte mir, die beiden unterschiedlichen Welten, die es in »Der
goldne Topf« gibt, müssten durch verschiedene Leitmotive geprägt und zum
Ausdruck gebracht werden. Für die mystische Welt stellte ich mir Instrumente vor, die gemeinsam
sphärische Klänge produzieren können. Im Allgemeinen dachte ich an Flöten, eine
Harfe und hohe Streicher. Allerdings fände ich Hörner als Melodieinstrumente sehr
ansprechend. Wenn man kein ganzes großes Orchester zur Hand hat, dann reicht auch
ein Klavier in hoher Lage mit viel rechtem Pedal, um die verschiedenen
Melodieteile ein bisschen ineinander verschwimmen zu lassen. Eventuell wäre
noch eine Geige denkbar. Als Leitmotiv stellte ich mir eine relativ ruhige Melodie vor,
die mit höheren, kleineren Melodien unterlegt ist. Es sollte im Piano bis Pianissimo, also leise
bis sehr leise, aber maximal im Mezzoforte, halblaut, gespielt werden. Im
Kontrast hierzu dachte ich bei der normalen Welt an eher plumpe Klänge, die
durchaus auch einen bedrohlichen Charakter haben dürfen. In einem Orchester würden
an dieser Stelle die Blechbläser die Arbeit bekommen, sowie die tieferen
Streicher, die einen tiefen Klangteppich erzeugen könnten. Wenn kein Orchester
zur Verfügung steht, so kann man wieder ein Klavier in Betracht ziehen, diesmal
jedoch in tiefer Lage. Hier könnte man noch zusätzlich das linke Pedal
benutzen, um einen dumpfen Klang zu erzeugen. Als Grundbild für ein Leitmotiv
dachte ich an ein mittleres Tempo. Es sollte zwar nicht allzu langsam sein,
doch darf es auf keinen Fall hektisch wirken. Auch sollte es nicht zu leise
werden, um einen Gegensatz zum anderen Motiv zu schaffen.
Im Verlauf
meines Praktikums hatte ich das Vergnügen, die Inszenierung von »Der goldne Topf« von
Maik Priebe zu sehen und somit auch die musikalische Umsetzung von Stefan
Leibold zu hören. Diese war zwar völlig konträr zu meinen Gedanken, jedoch
höchst interessant. Die musikalische Gestaltung war nicht auf die Leitmotivik
ausgelegt, sondern eher darauf, mit einfachsten Mitteln einen beeindruckenden
Klangteppich zu erzeugen. Wobei »einfach« in diesem Fall nicht als »leicht« zu
verstehen ist, sondern bedeutet, dass mit einfachen Gegenständen gearbeitet
wurde, die nicht schwer zu bedienen sind. Der geschaffene Klangteppich wurde
nicht mit herkömmlichen Instrumenten gestaltet, sondern durch alltägliche
Gegenstände oder den Menschen selbst. Durch das Übereinanderlegen dieser
unterschiedlichen Klänge konnten Stimmungen erzeugt werden, die sonst eher
selten zu finden sind, aber wie geschaffen dafür sind, eine mystische Atmosphäre zu
erzeugen.
Obwohl ein großer Kontrast zwischen diesen beiden musikalischen
Gedanken liegt, gibt es durchaus auch gemeinsame Überlegungen. Beispielsweise
das Erschaffen einer mystischen
Welt durch das Zusammenwirken verschiedenster Stimmungen und Klänge. In meinem
Fall arbeite ich lieber mit Leitmotiven als mit Klangteppichen.
Zum Abschluss möchte ich sagen, dass ich es toll fand mir die
Inszenierung mit Musik ansehen und anhören durfte und mich anschließend selbst an
einer musikalischen Interpretation
dazu ausprobieren durfte. Meine fertige Arbeit kann unter hier angehört werden.
Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube. Mehr erfahren
Das Abitur steht für viele Schülerinnen und Schüler in der Region vor der Tür. In bewährter Tradition hat das Theater Heilbronn auch in dieser Spielzeit wieder die AbiTour-Tage angeboten, an denen den Schülerinnen und Schülern nochmal ein ganz anderer Blick auf die Sternchenthemen geboten wurde.
Vernissage zur Eröffnung der AbiTour-Tage 2019
Vom 28.01. bis zum 01.02.2019 drehte sich im Großen Haus und in der BOXX alles um den »Steppenwolf« und um den »Goldnen Topf«. Die Woche wurde mit der Vernissage »ZWISCHEN.WELTEN« eröffnet, für die Schülerinnen und Schüler des Robert-Mayer-Gymnasiums Kostüme passend zum »Goldnen Topf« entworfen und angefertigt hatten. Inspiriert wurden die ausgestellten Kostüme von Anselmus’ Zerrissenheit und dem Changieren zwischen zwei Welten, die in E. T. A. Hoffmanns »Der goldne Topf« thematisiert werden. In einer Performance, angeleitet von den Theaterpädagoginnen Lisa Spintig und Anja Bräutigam, wurden die Arbeiten live dem Publikum präsentiert. Außerdem konnte man sich die Kostüme auf ästhetisch gestalteten Fotografien bei einem Rundgang durch das BOXX-Foyer aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachten. Einen exklusiven Einblick in die Arbeit und Vorgehensweise der Theatermacher erhielten die Besucher am Dienstag, den 29.01.2019 in einem Werkstattgespräch. Theaterpädagogin Natascha Mundt sprach mit den stückbegleitenden Dramaturginnen Sophie Püschel und Mirjam Meuser, die dem interessierten (Schüler-) Publikum rege Auskunft darüber erteilten, wie lange man an so einem Stück arbeitet, wie man eine Bühnentextfassung erarbeitet und was ein Dramaturg denn sonst noch so macht. Zudem erläuterten die beiden die künstlerischen Zugriffe der Regisseure auf die Abitur-Stoffe. Für Fragen aus dem Publikum war auch Zeit. Die ganze Woche konnten interessierte Klassen in Workshops die Inhalte beider Inszenierungen praktisch erleben und auf sinnliche Weise begreifen. So setzten die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler das gegenseitige Sich-Spiegeln in Szene. Sich gegenüberstehend nehmen Sie die Bewegungen des anderen auf, werden zu dessen Spiegelbild, lassen sich ein auf das gegenüber oder geben dem Spiegelbild Bewegungen, Haltungen vor und nähern sich so der »Steppenwolf«- Inszenierung. In dem Workshop zu »Der goldnen Topf« dagegen laufen und stürmen die Schülerinnen und Schüler durch den Raum, bis sie durch einen äußeren Impuls plötzlich das Tempo wechseln und Bewegungen suchen, die sie in mystische Wesen aus Atlantis verwandeln. Das Stolpern des Anselmus durch die zwei Welten, wie ihn E.T.A. Hoffmann beschreibt, wird für sie körperlich erfahrbar. Was macht es mit mir, wenn ich vom hektischen Spießbürger zu einem Fabelwesen einer verborgenen Welt werde? Für die Schülerinnen und Schüler boten sich in der Abitourwoche verschiedene neue Ansätze sich mit den Sternchenthemen auseinanderzusetzen.
Jetzt wünschen wir den Abiturientinnen und Abiturienten Toi Toi Toi für die Prüfungen. Für uns gilt nach dem Abi ist vor dem Abi: wir freuen uns schon auf die AbiTour-Tage 2020 mit vielen wissensdurstigen Schülerinnen und Schülern bei uns im Theater Heilbronn!