Imaginale

Liebe Freundinnen und Freunde des Heilbronner Theaters,

wir möchten es nicht versäumen, Sie noch einmal auf das Treffen der weltweit besten Figurentheaterinszenierungen bei der IMAGINALE aufmerksam zu machen.

Alle zwei Jahre präsentiert die IMAGINALE, das internationale Figurentheaterfestival Baden-Württemberg, eine handverlesene Auswahl der weltweit besten und interessantesten Figurentheaterinszenierungen für Erwachsene und Kinder. Die nächste IMAGINALE findet vom 15.-25. März 2012 statt. Erstmals ist in diesem Jahr auch das Theater Heilbronn Mitveranstalter dieses großen Figurentheaterfestivals – mit fünf hochkarätigen Inszenierungen, die in den Kammerspielen oder im Komödienhaus laufen.

Die IMAGINALE wird am Festivalort Heilbronn mit einem grandiosen Stück des aus Brasilien stammenden und in den Niederlanden lebenden Puppenspielers und Tänzers Duda Paiva eröffnet: „Bastard!“ am Freitag, 16. März, um 20 Uhr im Komödienhaus. Duda Paiva arbeitet mit lebensgroßen Schaumgummifiguren, mit denen er zu verschmelzen scheint und die man bald für Wesen aus Fleisch und Blut hält. Sein Solo „Bastard!“ ist inspiriert vom Buch „L’arrache coeur“ (Der Herzausreißer) des französischen Schriftstellers Boris Vian und dessen humorvoller Annäherung an die menschliche Grausamkeit.

Am Samstag, 17. März, läuft um 17 Uhr in den Kammerspielen ein Stück der international gefeierten Gruppe „Thalias Kompagnons“ aus Nürnberg: „Kafkas Schloss – ein Machtspielchen“ . Kafkas Romanfragment wird hier mit kleinen Holzfiguren als boshaftes „Mensch-ärgere-dich“- Spiel voller Intrigen, Machtkämpfe und Beziehungsfallen erzählt.
Für alle Kafka-Fans und solche, die es werden wollen, bietet das Theater am 17. März einen ganzen Kafka-Tag an:
16.00 Uhr: Lesung Franz Kafka „Brief an den Vater“ Oberes Foyer
17.00 Uhr: Figurentheater: „Kafkas Schloss – Ein Machtspielchen“ Kammerspiele
19.30 Uhr: Schauspiel „Der Process“ nach Franz Kafka – Großes Haus
Man kann die Vorstellungen einzeln buchen oder ein Kombiticket für alle drei Veranstaltungen.

Am Sonntag-Vormittag, 18. März, um 11 Uhr im Komödienhaus dürfen sich Musikfreunde die unglaublich amüsante Interpretation von Mozarts „Zauberflöte – eine Prüfung“ durch die „Thalias Kompagnons“ und das ensembleKONTRASTE nicht entgehen lassen. Es ist ein Spiel mit historischen Papierkulissen, Puppen und Projektionen, einem Orchester und einem sensationellen Countertenor, der alle Partien der Oper von Sarastro bis zur Königin der Nacht übernimmt. Diese Inszenierung ist für Erwachsene und für Kinder ab 10 Jahren geeignet.

Am Samstag, 24. März um 20 Uhr ist das Stuffed Puppet Theatre von Neville Tranter, einem der weltweit erfolgreichsten Puppenspieler, aus Amsterdam zu Gast im Komödienhaus mit „Schicklgruber alias Adolf Hitler“. Mit Klappmaulfiguren bietet er ein groteskes Kammerspiel über die letzten Tage im Führerbunker. Es treten auf: Adolf Hitler, Eva Braun, Josef Goebbels, dessen Kinder, Hermann Göring und der Tod.

Und am Sonntag, 25. März, gibt es um 15 Uhr in den Kammerspielen ein Stück für Kinder ab sechs Jahren „Ernesto Hase hat Loch in der Tasche“ vom Ensemble Materialtheater aus Stuttgart. Darin geht es um eine Hasenfamilie, welche die Armut bekommt, so wie andere eine Krankheit – ein Stück mit Gewicht, aber ohne Schwere und mit viel Hoffnung und Humor.

Kommen Sie! Staunen Sie! Lassen Sie sich inspirieren! Wir sind sicher: Sie verlassen als Figurentheaterfans die Vorstellungen

Der Kartenvorverkauf für die fünf Vorstellungen in Heilbronn läuft unter 07131/563001 oder 563050 oder im Online-Shop unter www.theater-heilbronn.de

Serie Social Media in der Praxis

Wir haben uns mit Karin Janner ausführlich über Social Media am Theater Heilbronn unterhalten. Ihren Blog Artikel möchten wir als Anlass nehmen, um euch zu fragen, über welche Themen rund ums Theater ihr mehr auf unseren Web Plattformen erfahren möchtet? Was findet ihr toll oder welche Informationen fehlen euch?
Wir freuen uns auf eure Anregungen, Ideen und Tipps!!!

Serie Social Media in der Praxis

Meister des schönen Scheins

Wohl jeder Mitarbeiter des Theaters wurde in seinem Berufsleben schon einmal gefragt: »Und was machen Sie vormittags?« Viele Menschen haben im Kopf, dass an den Abenden die Vorstellungen im Theater laufen, und können sich nicht vorstellen, dass dort fast rund um die Uhr und natürlich auch vormittags gearbeitet wird. Zum Beispiel im Malersaal
Sie können sich ihren eigenen Palast bauen — richtig preiswert noch dazu. Marmor, Gold, edle Hölzer, wertvolle Tapeten und Gemälde – alles kein Problem. Sie brauchen dafür lediglich ein paar Sperrholzplatten, die sie mit Farbe und verschiedenen Materialien bearbeiten.  »Wir sind die Meister des schönen Scheins«, sagt Kirstin Köppel, stellvertretender Vorstand im Malersaal. »Die Blender und Täuscher«, fügt sie verschmitzt hinzu. Dass sie und ihre Kollegen falsche Tatsachen vortäuschen, ist kein Verbrechen, sondern eine hohe Kunst, die mit einfachen Mitteln die schönsten Welten auf der Bühne entstehen lässt.

Karlheinz Kirchler, Herbert KÜbler und Kirstin Koeppel – das starke Team des Malersaals.

Seit 1993 arbeitet Kirstin Köppel als Malerin und Plastikerin im Theater Heilbronn, ihr Kollege Karlheinz Kirchler ist seit 1998 mit dabei. Gelernt haben sie ihre Kunst beim dienstältesten Mitarbeiter des Heilbronner Theaters, bei Herbert Kübler, der als Vorstand die Abteilung  leitet, seit 1977 seinem Haus die Treue hält und Jahr für Jahr talentierte junge Leute in seinem Beruf ausbildet. Stefan Dittrich hat im vergangenen Jahr seine Ausbildung abgeschlossen. Derzeit baut er einen 2,90 Meter großen Männerakt aus Marmor für das Musical »Ein Käfig voller Narren«. Natürlich ist die Figur nicht wirklich aus Marmor, sondern aus Styropor. Das wird mit einer Kaschiermasse aus Kreide und Leim bestrichen und anschließend poliert. Und siehe da, die Statue glänzt wie feinster Marmor. Nicht nur aus der Ferne wirkt sie sagenhaft schwer und wertvoll. Um diese Figur zu bauen, bekam Stefan Dittrich lediglich ein Foto als Vorlage. Wie nur bekommt man den Kerl dreidimensional? Um sich die Rückfront des Herrn vorstellen zu können, ahmt Stefan Dittrich die Bewegung auf dem Bild nach und fotografiert sich von hinten. So hat er eine Ahnung, wie die Muskeln auf dem Rücken verlaufen könnten und wie die Beine stehen müssen. Dann fertigt er Zeichnungen von allen Seiten und schließlich geht’s ran an das Styropor. Zunächst mit einer großen Drahtsäge, der man auf keinen Fall zu nahe kommen sollte. Dann mit Messern und Raspeln. Die Arbeitsweise unterscheidet sich keinen Deut von der eines Bildhauers.

Stefan Dittrich baut den 2,90-Meter-Mann.

Ähnlich ist es in der Theatermalerei. Alle Kollegen im Malersaal sind hervorragende Maler und Zeichner und gehen seit frühester Kindheit diesem Hobby nach. Beruflich schaffen sie Auftragswerke in riesigen Formaten. Auftraggeber sind in diesem Fall die Bühnenbildner, die mit Modellen und Fotos der Bühne kommen und sagen, was sie sich wünschen. »Wie wir das umsetzen, das ist unserer Kreativität überlassen. Es muss nicht nur schön, sondern immer auch kostengünstig und den Erfordernissen des Theateralltags gewachsen sein«, erklärt Karlheinz Kirchler.  Eine Aufgabe für den »Käfig voller Narren« war es zum Beispiel eine 10 Meter breite und 6,50 Meter hohe Stadt-Silhouette von St. Tropez in Abenddämmerung auf Leinwand zu malen. Die Vorlage war ein Foto. Hier bedienen sich die Künstler im Malersaal, in diesem Fall Sarah Michel und Benedikt Finteis aus dem zweiten Lehrjahr, der Rastertechnik. Über das Foto wird ein Liniengitter gezeichnet, welches das Bild in kleine Kästchen teilt. Diese Kästchen werden dann maßstabsgetreu mit Schnüren auf der riesigen grundierten Leinwand auf dem Boden übertragen. Dann werden die Umrisse aus den kleinen Kästchen in die großen gezeichnet. Anschließend werden ohne Schnurnetz die Farben aufgetragen. Für Formate von bis zu 19×19 Metern ist im Heilbronner Malersaal Platz. Die Maler arbeiten im Stehen mit Pinseln an ca. ein  Meter langen Stielen. Von den wertvollen Langschaftpinseln hat jeder Theatermaler sein eigenes Sortiment, das er wie seinen Augapfel hütet.

Die Farben werden nicht etwa fertig gekauft, sondern selbst mit Wasser, Kaltleim und Farbpigmenten angerührt. Das ist für Malersaalvorstand Herbert Kübler wichtig wegen der Brillanz und deshalb eine Frage der Ehre. Die Farbküche ist mit ihren bunten Kisten, in denen die Pigmente in allen Abstufungen der Regenbogenfarben lagern, eine Wohltat für Auge und Seele – gerade in der grauen Jahreszeit.  Vielleicht sind deshalb die Kollegen im Malersaal immer gut gelaunt, auch wenn es noch so dicke kommt. Wie alle Abteilungen im Haus auch haben sie ein enges Terminraster. Ein Rädchen greift ins andere, wenn die  Arbeitsschritte mit den anderen Abteilungen wie der Schreinerei, der Schlosserei und der Dekowerkstatt koordiniert werden, die alle gemeinsam am Bühnenbild für eine Inszenierung arbeiten. Und jeder Auszubildende lernt vom ersten Tag an, sich die Zeit perfekt einzuteilen und muss gleich richtig mithelfen. Elisabeth Eis und Charlotte von Davier dürfen sich bereits  im ersten Lehrjahr an Picasso-Imitationen heranwagen – in riesigen Formaten, denn anders würden sie den Ansprüchen der Bühne einfach nicht genügen.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Drag Queens und schmissige Songs

 Bei »La Cage Aux Folles« verwandeln sich Männer in Frauen

Das ist ein Stück, da müssen wir auf den Putz hauen, grinst Chefmaskenbildner Sasha Heider-Friebel. Er meint das Musical »Ein Käfig voller Narren«, das Regisseur Jens Schmidl gerade am Theater Heilbronn inszeniert.

Schauspieler und Hauptdarsteller Nils Brück wirft einen besorgten Blick in den Spiegel. Noch weiß er nicht, was ihm am Ende dieser »Probe« entgegenschauen wird. Denn innerhalb der nächsten dreißig Minuten soll er sich von einem gestandenen Mann in Zaza verwandeln, eine »Drag Queen«, Star und Attraktion des Travestie-Clubs »La Cage Aux Folles« im mondänen Saint-Tropez. Ein Testlauf für insgesamt sechzehn Vorstellungen, bei denen die Verwandlung während der Nummer »Mascara« live auf der Bühne des Großen Hauses passieren wird. Neugierig beobachtet Kostümbildnerin Ilka Kops wie Brück mit Hilfe von Mastix, Puder, Rouge, Lippenstift, Perücke und künstlichen Wimpern zu einer betörend attraktiven Frau mutiert. Und er ist nicht der Einzige, der sich im »Käfig voller Narren« verwandelt: Für die großen Shownummern im Club »La Cage Aux Folles« sind neben Brück noch acht »Cagelles«, extra engagierte Musicaltänzer und -sänger, verantwortlich, die mit der Berliner Choreografin Andrea Heil, dem musikalischen Leiter Hans Kaul und dem Großteil des Schauspielensembles seit Ende Januar in Heilbronn proben. Sasha Heider-Friebel seufzt: »Das sind für uns ungefähr fünfzig Kopfbedeckungen, Perücken und Paillettenhauben«. »Und über hundert Kostüme«, ergänzt Ilka Kops. Die Seufzer sind schnell von einem erneuten Grinsen weggewischt. »Aber gerade so ein Ausstattungsstück macht auch Riesenspaß.«

Trotz aller Lust an der Verwandlung, der schmissigen Musik und den turbulenten Verwicklungen ist bei dem Musical, das auf einer erfolgreichen französischen Boulevard-Komödie und ihrer mehrfach preisgekrönten Verfilmung basiert, nicht alles nur Jux und Tollerei: Seit mehr als zwanzig Jahren sind Clubbesitzer Georges und sein Star Albin alias Zaza ein Paar. Zwei Welten prallen aufeinander, als Jean-Michel die Tochter eines erzkonservativen Politikers heiraten und dafür seine »Herkunft« verleugnen will. Er ist das Ergebnis eines »heterosexuellen Fehltritts« von Georges und wird von Albin liebevoll »bemuttert«. Wie weit sollen, wie weit können Albin und Georges für das Glück ihres Sohnes verstecken, was und wie sie sind? Autor Harvey Fierstein und Komponist Jerry Herman schufen mit ihrer Version vom »Käfig voller Narren« 1983 ein charmantes, aber auch mitreißendes Plädoyer für Toleranz und Selbstachtung, Freiheit und Individualität, das in einem Song gipfelt, der zur Hymne wurde: »Ich bin, was ich bin.« (Andreas F.)

Fotos: Maskenprobe für Nils Brück, der Albin alias Zaza im »Käfig voller Narren« spielt. Rund 30 Minuten dauert die Verwandlung des Mannes in eine schillernde Drag Queen. Kostümbildnerin Ilka Kops und Maskenchef Sasha Heider-Friebel probieren das optimale Make-Up und Geschmeide für ZaZa.

Ein Käfig voller Narren
Musical von Jerry Herman und Harvey Fierstein nach Jean Poiret
Premiere am 10. März 2012, 19.30 Uhr, im Großen Haus

Musikalische Leitung: Hans Kaul
Regie: Jens Schmidl
Bühnenbild: Marcel Keller
Kostüme: Ilka Kops
Choreografie: Andrea Heil
Gesangstraining: Andrea Voit-Erlewein
Dramaturgie: Andreas Frane
Mit:
Julia Apfelthaler
Johannes Bahr
Sylvia Bretschneider
Nils Brück
Stefan Eichberg
Angelika Hart
Gabriel Kemmether
Philipp Lind
Rolf-Rudolf Lütgens
Till Schmidt
und als Cagelles:
Hakan T. Aslan
Stratos Goutsidis
Kevyn Haile
Claus Opitz
Timo Radünz
Eric Rentmeister
Patrick Stauf
Robert Zapatka
Statisterie

„Neulich war ich im Zoo“

Marc Eberhardt, David Jurgowski und Svenja Gehring aus der Jahrgangsstufe  13 des Theodor-Heuss-Gymnasiums Heilbronn haben die „Zoogeschichte“ in den Kammerspielen besucht, ihre Eindrücke aufgeschrieben und für unseren Blog zur Verfügung gestellt. Die nächste Vorstellung der „Zoogeschichte“ mit Raik Singer und Tobias D.Weber ist übrigens am 11. März um 20 Uhr in den Kammerspielen

Die Zoogeschichte

„Neulich war ich im Zoo“
Theaterbesuch: Edward Albees „Die Zoogeschichte“

„Neulich war ich im Zoo.“

Wie würden wir reagieren? Man sitzt gemütlich im Park, verbringt die Freizeit mit einem guten Buch – natürlich auf der Lieblingsbank, denn die ersten Sonnenstrahlen des Frühlings kann man dort am besten genießen. Plötzlich, einfach so, wird man angesprochen von einem jungen Mann, den man noch nie zuvor gesehen hat. Merkwürdig! Aber etwas neugierig geworden, möchte man dann doch wissen, was es denn mit dieser Zoogeschichte auf sich hat. Und, so versichert der Fremde, die ganze Welt wird es wissen wollen und mitbekommen in den nächsten Tagen in den Medien.
So geht es dem erfolgreichen Verlagsangestellten und Familienvater Peter, der im besten Alter und glücklich verheiratet ist. Im New Yorker Central Park wird er von Jerry angesprochen; geradezu zum Gespräch gezwungen von einer Person, die in einem Moment aufdringlich, provokant und cholerisch wirkt, im anderen jedoch Neugierde erweckt. So bekommt Peter nach und nach Jerrys Probleme, ja seine gesamte Lebensgeschichte aufgezwungen.

„Ich sagte, neulich war ich im Zoo.“

So beginnt Jerry seine Geschichte, eine Geschichte mitten aus dem Leben eines Mannes, der mit der Welt, der Gesellschaft und Gott nicht mehr klar kommt und sozial isoliert dahinfristet.
Die in das Repertoire der Kammerspiele Heilbronn aufgenommene „Zoogeschichte“ von Edward F. Albee, im Jahr 1959 uraufgeführt, bringt den gut situierten Geschäftsmann ebenso wie den Zuschauer erst in Verlegenheit und schließlich völlig aus der Fassung.
Mitgerissen von der gut umgesetzten Inszenierung und den authentischen Schauspielern verbrachte die Oberstufe des Theodor-Heuss-Gymnasiums Heilbronn einen Theaterabend der besonderen Art, zusammen mit den Psychologiekursen von Frau Finke und Frau Wilbs.
Wie schwierig doch Kommunikation sein kann, lernt man in diesem Stück. Zwei unterschiedliche Welten prallen aufeinander und es kommt, wie es kommen muss.
Nachdem Jerry sein Messer gezückt und Peter ihn in einer Eskalation scheinbar tödlich verwundet, verlässt der aus seinem Vorzeigeleben gerissene Musterbürger – wahrscheinlich für immer – seine Bank und den Park.
Es bleibt Jerry, der sich zum Publikum wendet:

„Neulich war ich im Zoo.“

Die Zoogeschichte

Die Zoogeschichte

Regie: Alejandro Quintana
Ausstattung: Lars Betko
Dramaturgie: Stefanie Symmank
Mit: Raik Singer, Tobias D. Weber

Eine unerzählte Geschichte

Mit dem Stück »Tito, mein Vater und ich (UA)« kommt das Theater direkt in die Klassenzimmer

Da steht plötzlich dieser Typ vom Film in der Klasse und beschwert sich, dass nichts vorbereitet ist.  Keine Assistentin ist da, kein Kamerateam, und die Mädchen und Jungen, die vor ihm sitzen, sind kein bisschen auf diese Szenen eingestellt, in denen sie mitspielen sollen. Was soll das? Tamas ist Filmstudent und in vier Tagen ist Abgabetermin für seinen Abschlussfilm. Um seinen Vater soll es gehen. Seine Eltern stammen aus Ex-Jugoslawien und sind im Krieg nach Deutschland gekommen. Und Tamas, der erst in Deutschland geboren wurde, hat sich nichts weniger vorgenommen, als die Geschichte seiner Eltern und Geschwister mit dem Film zu erzählen. Eine Geschichte, die für ihn bisher unerzählbar war, weil er sie nicht über die Lippen bekommen hat. Eine Liebesgeschichte, die eine Kriegsgeschichte wurde. Der Vater, ein Demagoge, der mit seinen Reden die Landsleute in den Krieg trieb und der aus dem Land floh, als es ernst wurde. Seine Mutter, die auf der anderen Seite stand. Und er selbst?

Tito, mein Vater und ich (UA)

In den Diskussionen mit Jugendlichen, die im Theater Heilbronn Stücke wie »Das ist Esther« oder »Türkisch Gold« sehen, kommt es immer wieder vor, dass einer von ihnen anfängt, die Geschichte seiner Herkunft zu erzählen. Oft werden die anderen Jugendlichen in diesen Diskussionen ganz still, hören zu und sagen Sätze wie: Da sitzt man in der Schule nebeneinander und weiß gar nicht, was der andere erlebt hat.

Das hat das Theater Heilbronn bewogen, auf die Suche nach diesen »Unerzählten Geschichten« zu gehen. Maja Das Gupta erhielt den Auftrag, dazu ein Stück zu entwickeln. Unendlich viele unerzählte Geschichten sind ihr bei den Recherchen begegnet und fünf Stückentwürfe sind entstanden. »Tito, mein Vater und ich«, das nun als Klassenzimmerstück durch die Schulen reisen wird, ist die letzte Fassung. In ihr fließen mehrere wahre Geschichten zusammen. Diesen Filmstudenten Tamas beispielsweise gibt es wirklich, auch sein Vater war eine politische Leitfigur in Ex-Jugoslawien. Dann hatte Maja Das Gupta in Heilbronn eine Frau kennengelernt, die seit ihrer Flucht aus dem Kosovo arbeitsunfähig ist. Außerdem recherchierte sie vor einiger Zeit in Belgrad über das Schicksal von Frauen im Bürgerkrieg. All diese Geschichten sind in dem Stück »Tito, mein Vater und ich« vereint.

Tito, mein Vater und ich (UA)

Die Form des Klassenzimmerstücks ist eine besondere. Der Klassenraum wird, so wie er ist, bespielt. Es gibt keine Bühne. Sebastian Weiss agiert als Filmstudent Tamas mitten unter den Jugendlichen, bezieht sie ein. So wird,  hofft es der in Heilbronn geborene Regisseur Christopher Gottwald, eine Unmittelbarkeit entstehen, der man sich kaum entziehen kann.
Es wäre schön, wenn dieses Stück die Jugendlichen anregt, sich selbst mit ihren eigenen unerzählten Geschichten und ihrer Herkunft zu beschäftigen. Die Premiere wird am 8. März in der Klasse 10 a der Dammrealschule stattfinden.

Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg fördert dieses Stück. So ist es möglich, das Klassenzimmerstück kostenfrei in den Schulen zu spielen. Im Anschluss an die Vorstellung gibt es ein von der Theaterpädagogik moderiertes Publikumsgespräch.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Tito, mein Vater und ich (UA)

Tito, mein Vater und ich (UA)
(Empfohlen ab 9. Klasse)
Klassenzimmerstück von Maja Das Gupta
Premiere am 08. März 2012, 10.00 Uhr, Dammrealschule

Regie: Christopher Gottwald
Kostüm: Roswitha Egger
Dramaturgie: Christian Marten-Molnár
Mit
Sebastian Weiss

 

»Tito, mein Vater und ich« wird gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst

Dressur d’amour

 GEBALLTE FRAUENPOWER IN DER KOMÖDIE »DER DRESSIERTE MANN«

Wann ist der Mann ein Mann? Das fragte schon Herbert Grönemeyer. Wenn er außen hart ist und innen ganz weich? Neueste Studien zeigen, dass das klassische Rollenbild des Mannes, der sich vor allem über Stärke oder Statussymbole definiert, von gestern ist. Der Mann von heute ist bereit, die weiche Seite nach außen zu kehren und eine Träne zu verdrücken, wenn der geliebte Fußballklub wieder haushoch verloren hat. Doch wie viel »Mann« bleibt da noch übrig? Immerhin 31 Prozent der in einer Umfrage befragten Frauen finden es lächerlich, wenn Männer sich die Achseln rasieren. Und jede fünfte Frau findet es unmännlich, wenn Er keinen Nagel in die Wand bekommt. Wie möchte Frau also den Mann haben?

Für Alice Schwarzer war das in den 1970er Jahren noch keine Frage. Dass die Frau über den Mann verfügen, ihn gar von sich abhängig machen kann – undenkbar! Schließlich kämpft(e) Schwarzer für die Emanzipation der Frau, für die Befreiung aus dem die Frau unterjochenden Patriarchat. In scharfer Abgrenzung zu Schwarzer stellte Esther Vilar in ihrem 1971 erschienenen Buch »Der dressierte Mann« die These auf, dass der Mann zwar ein starkes, intelligentes Wesen ist, sich aber bereitwillig in einem System namens Ehe versklaven lässt, in dem ihn die Frauen als »ausbeutendes Luxusgeschöpf« durch verschiedene Dressurakte von sich abhängig machen. Dass sich Vilar mit diesen Äußerungen keine Freundinnen machte, liegt auf der Hand. Als »Verräterin des eigenen Geschlechts« beschimpft, angefeindet und sogar zusammengeschlagen, verließ sie die Bundesrepublik und emigrierte in die Schweiz.

Wann ist der Mann ein Mann? Foto: Fotostudio M42

Der Autor John von Düffel hat Vilars antifeministische Kampfschrift für die Bühne als spritzig-amüsante Komödie bearbeitet. Düffel lässt dabei nicht nur die zwei Antipoden Emanze und Antifeministin in Gestalt zweier Mütter aufeinanderprallen, er hinterfragt auch die Chancen für ein glückliches Zusammenleben der nachfolgenden Generation. Bastian will Helen einen Antrag machen. Er ist der heiratswilliger Sohn von Dr. Elisabeth Schröder-Röder, Feministin der ersten Stunde und promoviert in Gender Studies. Helens Mutter ist Dr. Konstanze Engelbrecht, verheiratet in 3. Ehe mit einem Zahnarzt und promoviert »in Naturwissenschaften, also Männer«. Die Verlobte in spe teilt ihrem Liebsten jedoch just in dem Moment mit, dass sie den Job bekommen hat, auf den Bastian eigentlich scharf ist und dass sie jetzt ein Vielfaches mehr verdient als er. Für Helen kein Problem, schließlich leben die zwei in einer »Beziehung auf Augenhöhe«. Doch für Bastian ist der Abend gelaufen. Seine Männlichkeit ist angekratzt, an Heirat ist nicht mehr zu denken. Ein Drama für Helens Mutter. Schließlich glaubte sie, den »Ladenhüter ihres Lebens« endlich an den Mann gebracht zu haben. Und auch Dr. Schröder-Röder findet plötzlich Gefallen an der Idee, dass die Ehe eine perfide Erfindung der Frauen zur Unterwerfung des Mannes ist. Schließlich würde sich erst dadurch die Emanzipation der Frau bezahlt machen! Also wird Helen kurzerhand in ein powackelndes Weibchen verwandelt und bezirzt Bastian in der »Sprache der Verführung« so gut sie es eben kann. Als die drei Frauen sich am Ziel glauben, zieht Bastian überraschend den Schwanz ein und erklärt die Ehe für überholt. Jetzt hilft nur noch eins: Kinder!

Starke Frauen, die so rigoros wie vergnüglich ihren Mann stehen und ein beherzter Mann, der eigentlich nichts gegen Gleichberechtigung hat, solange die Frau nicht mehr verdient als er, stehen im Mittelpunkt dieser Komödie, die vielleicht einen Hinweis darauf geben kann, wie Liebende glücklich miteinander leben könn(t)en.

Stefanie Symmank, Dramaturgin

Der dressierte Mann

Komödie von John von Düffel
Nach dem Bestseller  von Esther Vilar

Premiere am 02. März 2012, 20.00 Uhr im Komödienhaus

Regie: Alejandro Quintana
Bühnenbild: Stefan Brandtmayr
Kostüme: Cornelia Kraske
Dramaturgie: Stefanie Symmank
Mit:
Oliver Firit
Judith Lilly Raab
Sabine Unger
Katharina Voß

Klassenzimmerstück auf der Zielgeraden

Das Klassenzimmerstück „Tito, mein Vater und ich“ (UA) von Maja Das Gupta hat in zwei Wochen, am 8. März, Premiere.

Bei der ersten hausoffenen Probe durften sich die Mitarbeiter des Theaters wieder wie Schüler fühlen. Im Probenklassenzimmer in der Theaterwerkstatt spielte Sebastian Weiss den Filmstudenten Tamas, der für seine Abschlussarbeit einen Film drehen will. Es soll um seine Eltern und Geschwister gehen, die aus Exjugoslawien stammen und im Krieg nach Deutschland gekommen sind.
In diesem ersten Durchlauf vor Publikum machte sich Sebastian Weiss sehr gut. Er brachte das Publikum zum Lachen (und fast auch zum Weinen) und nutze das Klassenzimmer, das für einen Schauspieler ein eher ungewöhnlicher Vorstellungsraum ist, mit all seinen Facetten.
Wie die ersten „echten“ Schüler auf das komplette Stück in ihrem Klassenzimmer reagieren, bleibt noch ungewiss. Deshalb wird die Premiere aber umso gespannter erwartet…

Rebecca Göttert, Praktikantin

 

»Tito, mein Vater und ich« wird gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst

Tito, mein Vater und ich (UA)

Schüler sprechen mit Raik Singer

Betriebsspionage unserer Praktikantin Eva:Schüler sprechen mit Raik Singer

Heute waren 17 Kinder der AIM-Schreibwerkstatt im Theater Heilbronn zu Gast. Sie alle nahmen an einem Ferienkurs mit Redakteuren der Heilbronner Stimme teil, um die verschiedenen journalistischen Darstellungsformen kennenzulernen.Um sich im Porträt-Schreiben zu üben, interviewten sie den Schauspieler Raik Singer. Er ist zur Zeit in dem Stück „Die Wanze“ zusehen. Das besondere an dem lustigen Insektenkrimi ist, dass alle Rollen von einem Schauspieler, Raik Singer, verkörpert werden.In dem einstündigen Gespräch wollten die Gymnasiasten nicht nur wissen, wie er zum Theater kam und welche Rollen er am liebsten mag, sondern auch wie er seine Texte auswendig lernt. Raik Singer beantwortete alle Fragen witzig und mit vielen Beispielen aus seinem Leben als Schauspieler.Zum Abschluss der Fragerunde trug Raik Singer, auf Bitten der begeisterten Nachwuchsjournalisten, den Beginn aus dem Stück „Die Wanze“ vor und lud alle zu einer der nächsten Vorstellungen ein.

Die Aufgabe der Schüler ist es nun, heute Nachmittag ein Porträt über den Schauspieler zu schreiben. Dies wird am Samstag in der Heilbronner Stimme erscheinen.

Eva, Praktikantin

— 25. Februar 2012, Heilbronner Stimme: Raik Singer ist der Wanzenmann —

 

 

Zeigt her Eure Regale!

In einer Woche ist es soweit. „Der dressierte Mann“ hat am Freitag, dem 02. März, im Komödienhaus Premiere. Geprobt wird bereits fleißig und unser Bühnenbild ist auch schon fast fertig. Wie Ihr auf dem Foto sehen könnt, steht die Regalwand, vor der sich die Komödie um Helen und Bastian abspielt, auch schon. Die Geschichte ist schnell zusammengefasst: Bastian will Helen einen romantischen Antrag machen, da teilt sie ihm mit, dass sie befördert wurde und bald mehr Geld als er verdienen wird. Für Bastian ist der Abend gelaufen, der Heiratsantrag ist vom Tisch. Jetzt treten die beiden Mütter – eine Emanze und ein Weibchen – wortwörtlich aus dem Regal heraus. Parole: Die Heirat findet statt. Spritzig-frisch geht es dann zu, wenn Helen sich von einer Powerfrau in ein powackelndes Geschöpf verwandelt und Bastian, betrunken wie eine Strandhaubitze, die Welt nicht mehr versteht.

Noch ist unser Regal leer. Uns würde interessieren was in Euren Regalen so alles an Gegenständen, Nippes, Kunst, Büchern, Fotos, Maschinen usw. steht.

Also postet ein Foto oder schickt ein Foto bis zum 29.02.2012 an: katrin.schroeder@theater-hn.de
Wir sind gespannt!