Tchekpo Dance Company (Bielefeld) kommt zum Tanz! Festival

Am 13. Mai um 19.30 Uhr schlägt der afrikanische Choreograf Tchekpo Dan Agbetou in seiner Arbeit »Three levels« mit fünf herausragenden Tänzerpersönlichkeiten einen Lebensbogen von der Geburt bis zum Tod.

Mit fünf herausragenden Tänzerpersönlichkeiten beschreibt Tchekpo Dan Agbetou einen Lebensbogen von der Geburt bis zum Tod, von Entstehen, Entfalten und Vergehen.

Foto: Tchekpo Dance Company

 

Dabei beschäftigen ihn Fragen über das Verhältnis von Körper, Gefühl und Seele:
»Wie ist der Körper abhängig von der Seele? Wird er durch die Gefühle gelenkt oder lenkt die Seele die Gefühle? Ist der Körper wirklich der Spiegel der Seele? Und ist er das Instrument, das uns ermöglicht, unsere Ideen und Träume auf die Bühne zu bringen?« (T.D.A.)
In poetischen Solo- und kraftvollen Gruppensequenzen entfaltet sich seine zeitgenössische Tanzsprache. Bewusst hat er Tänzer gewählt, die verschiedenen afrikanischen Ländern entstammen. Der Choreograf hinterfragt mit ihnen das europäische Stereotyp vom »afrikanischen Körper« und sieht dahinter die Unterschiede, die Regionen und Ethnien hervorbringen.
»Was ist der Mensch? Was zeichnet ihn aus, und was macht ihn schwach? Der aus Benin  stammende und seit 1995 in Deutschland lebende Choreograf Tchekpo Dan Agbetou hat sich diesen Fragen gestellt und mit seinem aktuellen Stück ebenso aufrüttelnde wie berührende Antworten gefunden. (…) kluges, raffiniert choreografiertes und vom Premierenpublikum begeistert aufgenommenes Tanzstück (…)« (Neue Westfälische)

Foto: Tchekpo Dance Company

 

Nach der Premiere in Bielefeld und Aufführungen in Marrakesch ist Heilbronn der erste Gastspielort in Deutschland für diese Produktion.

Tchekpo Dan Agbetou erlernte zunächst in Benin/Westafrika den traditionellen Tanz. Als Jugendlicher kam er nach Frankreich und studierte Modern und Jazz in Paris und New York, u. a. am Alvin Ailey Dance Theater. 1991 gründete er in Frankreich die Tchekpo Dance Company und kam 1995 nach Deutschland, wo er in Bielefeld das Zentrum für Tanz + Kreativität DANSART eröffnete und die Arbeit mit seiner Company fortsetzte. Erfolgreich werden seine Produktionen seither nicht nur in Europa, sondern auch in Asien, Afrika und den USA gezeigt.
2002 übernahm er die künstlerische Leitung für das jährliche Tanzfestival Bielefeld. 2006 rief er zusätzlich ein Festival für Zeitgenössischen Tanz aus Afrika ins Leben, die BIENNALE PASSAGES.

Produktion: Tchekpo Dance Company, in Koproduktion mit DansArtTanznetworks. Gefördert vom Land Nordrhein-Westfalen und dem Verein der Förderer der Tanzkunst e.V.

Foto: Tchekpo Dance Company

 

Konzept:
Tchekpo Dan Agbetou
Choreografie:
Tchekpo Dan Agbetou mit den Tänzern
Dramaturgie:
Gilda Rebello
Tanz:
Michel Kouakou (Elfenbeinküste, USA), Pape Ibrahim N’Diayes »Kaolak« (Senegal, Tschechien), Doudet Grazai (Elfenbeinküste, Frankreich), Lebeau Boumpoutou (Kongo-Brazzaville, Burkina-Faso), Nestor Kouame (Elfenbeinküste, Frankreich)
Bühnenbild, Licht, Ton, Video, Lichtdesign
Chris Umney,
Tchekpo Dan Agbetou
Soundmix:
Chris Umney
Kostüm:
Sabina Strunk,
Ulla Agbetou

Dauer: 70 Min.

Einer der rechtschaffensten und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit…

Einer der rechtschaffensten und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit…
»Kohlhaas« – Schauspiel nach der Novelle von Heinrich von Kleist  in den Kammerspielen

»An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des 16. Jahrhunderts, ein Rosshändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit.« Mit diesem Satz beginnt Heinrich von Kleists Novelle »Michael Kohlhaas«, in der ein fleißiger und gewissenhafter Pferdehändler zum Mörder und Brandstifter wird, weil ihm Unrecht widerfährt. Kleists Novelle ist bis heute einer der stärksten und aktuellsten Texte, wenn es um den Widerspruch zwischen Recht haben und Recht bekommen und um den Kampf des Einzelnen gegen Willkürherrschaft geht. Nun kommt das Schauspiel »Kohlhaas« auf die Bühne der Kammerspiele. Premiere der Inszenierung von Constanze Kreusch mit Tobias D. Weber als Michael Kohlhaas ist am 23. Februar um 20 Uhr. Regisseurin Constanze Kreusch und Dramaturgin Stefanie Symmank haben aus Kleists Novelle eine Bühnenfassung für einen Schauspieler geschrieben. Das Schauspiel bleibt sehr dicht an Kleists Novelle – sowohl in der Handlung als auch in der Sprache. Die Ausstattung von Petra Wilke zitiert in den Kostümen die Entstehungszeit der Novelle und macht im Bühnenbild Kohlhaas’ Weg von einem geordneten bäuerlichen Leben zu einem verzweifelten Kampf  um sein Recht sinnlich erfahrbar.
Das Stück beginnt am Abend vor der Urteilsverkündung. Kohlhaas, einsam und auf sich geworfen, erzählt seine Geschichte, die ihn bis zu diesem Punkt geführt hat:

Probenfoto

Eines Tages ist Kohlhaas mit prachtvollen Tieren auf dem Weg zum Markt nach Dresden. An der Tronkenburg, die einen neuen Junker hat, wird plötzlich ein Passierschein von ihm verlangt, was bisher nie der Fall war. Da er den nicht vorweisen kann, soll er zwei schöne Rappen als Pfand zurücklassen und einen Knecht, der die Tiere so lange versorgt. In Dresden erfährt er, dass das Verlangen des Passierscheins ein reiner Willkürakt des Junkers Wenzel von Tronka war. Vom Markt zurückgekehrt, findet er seine Pferde halb verhungert vor. Sie wurden, ohne ausreichend Futter zu bekommen, zu schwerer Feldarbeit eingesetzt. Der Knecht wurde aus der Burg geprügelt. Kohlhaas zeigt den Vorfall bei Gericht an und wartet geduldig auf die Aufnahme des Verfahrens. Nach einem Jahr erfährt er, dass die Klage dank einflussreicher Verwandter des Junkers abgewiesen wurde.  Michael Kohlhaas wendet sich an den Kurfürsten von Brandenburg, der die Bittschrift an den Kurfürsten von Sachsen weiterleitet. Dieser weist Kohlhaas als »unnützen Querulanten« ab. Daraufhin versucht Kohlhaas’  Frau Lisbeth dem Kurfürsten von Brandenburg persönlich eine Bittschrift zu überbringen. Bei der Übergabe wird sie tödlich verletzt. Von nun an nimmt der Pferdehändler das Recht in die eigenen Hand. Mit einer kleinen Schar von Knechten brennt er die Tronkenburg nieder. Der Junker flieht, Kohlhaas verfolgt ihn mit seiner ständig wachsenden Anhängerschaft, die ihn als Würgeengel gegen ihre Unterdrücker sehen, und legt Feuer in den Orten, in denen er den Junker vermutet. Ein Einschreiten Martin Luthers lässt ihn innehalten. Luther handelt für ihn freies Geleit und die Annahme seiner Klage vor Gericht aus. Kohlhaas ist sofort bereit, die Waffen ruhen zu lassen, wenn der Junker seine Pferde wieder gesund füttert und ihm zurückgibt. Wie aber soll das Gericht mit der grausamen Selbstjustiz des Kohlhaas umgehen? Und was hat es mit dem geheimnisvollen Zettel auf sich, von dem eine Zigeunerin behauptet, er werde Kohlhaas dereinst das Leben retten?

1810 schrieb Kleist diese Novelle nach einem authentischen Fall. Das Top-Thema, das in der Zeit, in der Napoleon Europa überrollte, heftig diskutiert wurde, war das Recht auf Widerstand gegen Herrscher- Willkür. Das historische Vorbild von Kleists Titelfigur trug den Namen Hans Kohlhase, wurde um 1500 geboren und 1540 hingerichtet.
Noch heute ist dieser Stoff Grundlage für Diskussionen: Welcher Zweck heiligt die Mittel? Wie weit darf man für sein Recht gehen? Welche Chance hat der Einzelne, sich gegen Willkür und Vetternwirtschaft durchzusetzen?

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Audienz beim König …

… Schauspieler zum Anfassen
Nach der letzten Vorstellung vom »Gestiefelten Kater« durften die Kinder mit den Darstellern weiterspielen

Teetrinken mit der Prinzessin, Suppenhuhnzielwurf mit Gustav, Mäusefangen mit dem Kater und Hans oder eine Audienz beim König. Die rund 400 Kinder, die mit ihren Eltern oder Großeltern am Sonntag  in die letzte Vorstellung vom „Gestiefelten Kater“ gekommen waren, genossen nicht nur das turbulente Spiel auf der Bühne sondern hinterher auch das  Treffen mit den Schauspielern. Mit den Helden, die sie gerade eben noch auf der Bühne beklatscht hatten, nun zu reden und zu spielen, das hatten die Kinder noch nicht erlebt. Die meisten der kleinen Besucher waren selbst verkleidet und wollten auch mal das Katerkostüm anfassen oder wissen, wie sich die Perücke der Prinzessin anfühlt. Auch wichtige Fragen, etwa wie man Schauspieler wird oder wie man die Schminkmaske wieder abbekommt, konnten an diesem Nachmittag geklärt werden. Vor allem bei der Teezeremonie mit der Prinzessin hatten die Kinder reichlich Gelegenheit, ihre vor allem begeisterten Kommentare zu dem Stück loszuwerden, was wiederum für die Schauspieler interessant war. Wann kommt man schon mal so eng in Kontakt mit seinem Publikum?  Nach 48 Vorstellungen heißt es jetzt Abschied zu nehmen vom  Kater in den Roten Stiefeln (Peter Volksdorf), vom verliebten Müllerburschen Hans (Philipp Lind), von der wilden Prinzessin (Julia Apfelthaler), dem ewig hungrigen König (Rolf-Rudolf Lütgens) und seinem lustigen  Diener Gustav (Ivan Gallardo). Aber schon im November gibt es wieder ein großes Märchen im Heilbronner Theater. (Silke Z.)

[slideshow post_id=”2019″]

 

 

Am 12.05 ist die Compagnie Marie Chouinard aus Montreal zu erleben

Choreografie, Foto: Marie Chouinard

Am 12. Mai um 19.30 Uhr ist die Compagnie Marie Chouinard aus Montreal mit »bODY_rEMIX/gOLDBERG_vARIATIONS« im Großen Haus zu erleben, einem Stück von virtuoser, verstörender Schönheit. Marie Chouinard verfremdet die Formensprache des Balletts auf einzigartige Weise. Ihre virtuosen Tänzerinnen und Tänzer sind mit Spitzenschuhen an Händen und Füßen ausgestattet. Sie sind an Stangen gefesselt, staksen auf Krücken oder hängen an Seilen und verwandeln sich in Wesen zwischen Mensch, Maschine und Tier.

Body Remix: die kanadische Choreografin Marie Chouinard zerlegt und verfremdet die Formsprache des Balletts auf einzigartige Weise. Ihre virtuosen Tänzerinnen und Tänzer sind mit Spitzenschuhen an Händen und Füßen ausgestattet, an Stangen gefesselt, staksen auf Krücken oder hängen an Seilen. Die Hilfsmittel behindern oder ermöglichen ihre Bewegungen und erzeugen hybride Körperformen zwischen Mensch, Maschine und Tier.
Latente Ballett-Erotik wird in aggressive Sexualität gewandelt, mit dem Spitzenschuh als Fetisch und Folterinstrument. Gleichzeitig entsteht ein hyperästhetisches Sinnbild über die Bedingungen der menschlichen Existenz: mit ihrem Gefangen-sein in der physischen Wirklichkeit und dem Streben nach Vollkommenheit und Freiheit.
Der Manipulation der Bewegungen entspricht der Umgang mit dem musikalischen Material. Bachs Goldberg-Variationen werden in der berühmten Interpretation von Glenn Gould zum Teil verfremdet, zum Teil original wiedergegeben.

 

Choreografie, Foto: Marie Chouinard

 

Bereits 2005 entstanden, tourte bODY_rEMIX/gOLDBERG_vARIATIONS um die Welt und ist mit seiner zeitlosen Kraft weiterhin im Repertoire einer der bekanntesten Kompanien Kanadas.
Die Choreografin Marie Chouinard wurde in Québec geboren. Seit 1978 entwickelte sie eigene Stücke, die das Publikum oft schockierten und faszinierten. Nach dreißig Soloarbeiten gründete sie 1990 die Compagnie Marie Chouinard. Sie erhielt zahlreiche renommierte Preise und Ehrungen wie den Prix du Québec (2010), Chevalier de L’Ordre des Arts et des Lettres (Frankreich 2009), Officer of the Order of Canada (2007) und den Bessie Award (New York 2000).

Choreografie, Foto: Marie Chouinard

 

Produktion: Compagnie Marie Chouinard. Koproduktion: National Arts Centre (Ottawa), Montréal High Lights Festival, Schlossfestspiele (Ludwigsburg), Théâtre de la Ville (Paris), Biennale von Venedig, White Bird (Portland), mit Unterstützung von ImPulsTanz (Wien).

Choreografie, Künstlerische Leitung:
Marie Chouinard
Tanz:
Valeria Gallucio, Leon Kupferschmid, Lucy M. May, Michael Nameishi, Mariusz Ostrowski, Carol Prieur, Gérard Reyes, Dorotea Saykaly, James Viveiros, Megan Walbaum
Musik:
Louis Dufort: Variations on the Variations; Johann Sebastian Bach: Goldberg Variationen, Variationen 5, 6, 8; Vocal Extracts of Glenn Gould (A state of Wonder: The Complete Goldberg Variations (1955 & 1981)
Licht, Bühne, Requisiten:
Marie Chouinard
Kostüme, Frisuren:
Vandal
Technische Leitung:
Jean-François Bernier

Open-Air-Spektakel

Am 11. Mai gibt es um 22 Uhr ein großes Open-Air-Spektakel auf dem Theatervorplatz. Die Compagnie Retouramont aus Paris vollführt in der Choreografie von Fabrice Guillot »Danse des Cariatides« einen nächtlichen Tanz zwischen Himmel und Erde.

In einer spektakulären, abendlichen Aktion zwischen Himmel und Erde erobern drei Tänzerinnen den Luftraum vor dem Theater. Eine hohe Hauswand dient als »Tanzboden« für die Choreografie an Horizontal- und Vertikalseilen.
Die französische Compagnie Retouramont passt ihr Stück an die architektonischen Gegebenheiten des jeweiligen Ortes an. Dafür werden sie drei Tage in Heilbronn proben. Ein währenddessen hier gedrehtes Video spielt mit Perspektiven und Dimensionen und erschafft zusammen mit Licht, Ton und Live-Tanz eine so poetische wie spannungsgeladene Atmosphäre.

Foto: Pierre Galais

 

»In gewissen Nächten verlassen diese Steinwesen ihre Sockel und erobern den Raum, auf den sie so lange gestarrt haben. Ihre mineralische Konsistenz wird geschmeidig und allmählich befreien sie sich aus der Architektur. Auch unter dem Fundament leben mächtige Karyatiden, unterirdische Kolleginnen, Riesinnen mit einem Körper aus Dunkelheit. Sie erheben sich aus dem Untergrund, drängen sich an die Fassaden und treffen sich schließlich für einen nächtlichen Tanz. Sie bewegen sich umeinander, tragen einander und erschaffen unwahrscheinliche Zentauren mit Körpern aus Bildern und Dunkelheit. Lasst uns, nur für einen Moment, durch die Augen dieser Frauen sehen, und seht die Welt stürzen, die Wände schwanken und den Horizont sich um sich selber drehen. Die Karyatiden verkehren die Schwerkraft der Welt.« (Cie. Retouramont)

Foto: Pierre Galais

 

Produktion: Le Manège Mons/Belgien, Remue-Méninges/Lieux Publics, pOlau Pôle des Arts Urbains Cie Off, Compa/CG Eure et Loir, Theater Bonneuil, Theater Cachan,Theater Charenton (Val-de-Marne), Grand Théâtre Lorient, Gemeinde Port-Louis, Schloss Clermont, Associazione Culturale BASILICATA 1799 / Festival Citta delle Cento Scale – Rassegna Internazionale di Danza e arti performative nei Paesaggi Urbani (Italien).
Gefördert durch: Abteilung für Musik, Tanz, Theater und Darstellende Künste des Ministeriums für Kultur und Kommunikation Frankreich; Conseil Général Département Val-de-Marne; Conseil Général Département Seine-Saint-Denis.
Gastspiel mit freundlicher Unterstützung des Institut français d’Allemagne / Bureau de la création artistique – Théâtre et Danse.

Choregrafie:
Fabrice Guillot
Tanz:
Séverinne Bénnevault
Bérangère Roussel
Nathalie Tedesco
Komposition:
Bach to Beirut / Trio
Filmregie/Video, Lichtdesign:
Pierre Galais

Dauer: 40 Min.

Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.dailymotion.com zu laden.

Inhalt laden


Danse des Cariatides von jmcarmona

Tanz! Heilbronn wird im Mai mit der Compagnie Alias eröffnet

Eröffnet wird das Festival am 9. Mai um 19.30 Uhr im Großen Haus mit einem rauschhaften Lauf durch die Evolution der Menschheit: »Sideways rain« ist eine Arbeit des brasilianischen Choreografen Guilherme Botelho und seiner Schweizer Compagnie Alias. Die 14 Tänzerinnen und Tänzer bilden für 60 Minuten einen unermüdlichen Menschenstrom voll visueller Kraft und hypnotischer Energie und spüren der Entwicklung der Menschheit vor dem Hintergrund einer sich stets verändernden Welt nach.

Vierzehn Tänzerinnen und Tänzer überqueren die Bühne von links nach rechts, immer wieder, unermüdlich. Sie robben, kriechen, gehen, laufen, fallen, stehen auf und beginnen wieder von vorne. Ein endlos scheinender Menschenstrom, getrieben durch den unerklärlichen Drang zur Fortbewegung. Bestimmt durch Schicksal, Vorsehung, Evolution?
Der brasilianische Choreograf Guilherme Botelho erschafft mit seiner Schweizer Kompanie eine physische Metapher des Lebens, der Conditio Humana. Durch das ineinandergreifende Universum aus Licht, Musik und Bühnenbild entstehen aus der beeindruckenden Einfachheit der Bewegungen die komplexen Fragen nach der Entwicklung des Menschseins vor dem Hintergrund einer Welt, die sich in stetiger Transformation befindet. Aus der Wiederholung der Muster und der stetigen Beschleunigung des Rhythmus entsteht eine Choreografie voll visueller Kraft und soghafter Energie, deren Faszination man sich nur schwer entziehen kann. Der Zuschauer wird hypnotisiert und hineingezogen in diesen rauschhaften Lauf durch die Evolution der Menschheit.

 

Der in São Paulo geborene Guilherme Botelho begann mit 16 Jahren seine Tanzausbildung und wurde bereits zwei Jahre später ans Grand Théâtre in Genf engagiert, wo er heute noch lebt. 1993 gründete er dort die Compagnie Alias, die seitdem mehr als 20 Stücke erarbeitet und in Vorstellungen auf der ganzen Welt gezeigt hat.
Botelhos Arbeiten gewannen mehrere Preise, darunter den 2. Kirin Contemporary Award of Tokyo 1999 und den Schweizer Tanz- und Choreografiepreis 2009.

Nefeli Skarmea, Tänzerin der Compagnie Alias, gibt am 09. Mai einen zweistündigen Workshop zu Sideways rain exklusiv für Schülerinnen und Schüler von Kooperationsschulen des Theaters Heilbronn.

Produktion: Alias. In Koproduktion mit La Bâtie festival de Genève, Théâtre du Crochetan, Théâtre Forum Meyrin. Unterstützt von: Stadt Genf, Kanton Genf, Pro Helvetia – Schweizer Kulturstiftung, Gemeinde Meyrin, Fondation meyrinoise pour la promotion culturelle, sportive et sociale, Stiftung Corymbo, Stiftung Leenaards. Gastspiel unterstützt durch Corodis.


Choreografie
Guilherme Botelho
Musik
Murcof (Fernando Corona)
Kostüme
Marion Schmid, Julia Hansen
Bühne
Guilherme Botelho, Gilles Lambert, Stefanie Liniger
Licht
Jean-Philippe Roy
Technische Direktion
William Ballerio
Tanz
Stéphanie Bayle, Fabio Bergamaschi, Adriano Coletta, Erik Lobelius, Philia Maillardet, Danilo Moroni, Madeleine Piguet Raykov, Ambre Pini, Claire Marie Ricarte, Adrian Rusmali, Candide Sauvaux, Nefeli Skarmea, Gabor Varga

Dauer: ca. 60 Min.

Jede Menge los im Theater!

Das Theater lebt!
Vergangene Wochen haben die Proben für gleich vier neue Produktionen begonnen: “La Cage aux folles” (Premiere am 10.03.2012), “Der dressierte Mann” (Premiere am 02.03.2012), “Kohlhaas” (Premiere am 23.02.2012) und “Tito, mein Vater und ich” (Premiere am 08.03.2012).

Das bedeutet eine hohe Regisseur-Dichte in der Dramaturgie, eine hohe Schauspieler- und Gästedichte in der Kantine und geschäftiges Schneiden, Sägen, Schweißen und Schneidern in sämtlichen Werkstätten. Welch ein Gewusel herrscht auch auf den Probebühnen! Auf der einen singt Nils Brück gerade “Ich bin was ich bin” während ein paar Türen weiter mit professionellen Musicaldarsteller das Opening zu „La Cages aux folles“ geprobt bzw. choreographiert wird. Dazu finden parallel die szenischen Proben mit den Schauspielern auf einer weiteren Probebühne statt.

Auf unseren Probebühnen in der Paulinenstraße zieht die Winterreise (Premiere am 17.02.2012) ihre musikalischen Kreise und wird ein Mann auf höchst amüsante Art und Weise dressiert.

Sogar in der TheaterWerkStatt wird fleißig unser Klassenzimmerstück geprobt. Und weil damit auch schon alle Probebühnen belegt sind, probt unser Michael Kohlhaas in einem extra für ihn angemieteten Probenraum, nämlich im Deutschhofkeller der Volkshochschule. Ein Ort, wie geschaffen für die Kleist-Novelle um den rechtschaffenen Familienvater, der durch Willkür und Vetternwirtschaft nicht zu seinem Recht kommt und deshalb das Recht in die eigene Hand nimmt und zum Räuber und Mörder wird. Erste verheißungsvolle und exklusive Eindrücke könnt Ihr hier sehen. (Stefanie S.)
[slideshow post_id=”1910″]

Recht so!?

»Kohlhaas« in den Kammerspielen

Nicht immer heißt Recht haben auch Recht bekommen. Da geht es den Leuten wie den Menschen. Michael Kohlhaas gibt ein gutes Beispiel, wie aus einem unbescholtenen Familienvater und Bürger ein Räuber und Mörder wird, weil Klüngel und politisches Kalkül den Einzelnen nicht zu seinem Recht kommen lassen. Michael Kohlhaas begehrt auf und stürzt ein ganzes Land in eine Krise.

Dabei fing alles ganz harmlos an. Der Rosshändler Kohlhaas ist auf dem Weg von Kohlhaasenbrück in Brandenburg in die sächsische Haupt- und Residenzstadt Dresden, als er vom Junker Wenzel von Tronka nach einem Passierschein zur Durchreise durch fremdes Gebiet gefragt wird. Kohlhaas verneint den Besitz, verspricht aber, sich in Dresden eine Erlaubnis ausstellen zu lassen. Als Pfand lässt er zwei seiner Rappen und seinen Knecht Herse beim Junker. Verwundert über das Märchen vom Passierschein will Kohlhaas Wochen später seine Rappen wieder abholen und muss feststellen, dass diese zur Feldarbeit missbraucht, völlig abgemagert und somit unverkäuflich geworden sind. Sein Knecht wurde verprügelt und vertrieben. Kohlhaas will den Junker bei Gericht in Dresden auf Wiedergutmachung für Mensch und Tier verklagen, gerät jedoch in die schmierigen Fäden der Vetternwirtschaft bei Hofe und wird als Querulant abgestempelt. Als bei der Übergabe einer neuen Petition an den Kurfürsten von Brandenburg seine Frau Lisbeth tödlich verletzt wird und sein Fall erneut kein Gehör findet, verkauft Kohlhaas seine Besitztümer und beschließt, sein Recht auf eigene Faust zu erstreiten. Mit einer wachsenden Anhängerschaft überfällt er die Tronkenburg und steckt mehrmals die Stadt Wittenberg in Brand, da Kohlhaas den Junker dort vermutet. Als er auch in Leipzig Feuer legt, schaltet sich Martin Luther ein und versucht mit einer Amnestie für Kohlhaas, den Weg für Recht und Ordnung zu ebnen. Doch Missgunst, Rachegelüste und politisches Kalkül lassen alles anders kommen, und der selbsternannte Retter des Rechts kann sich nur noch mithilfe eines prophetischen Zettels einer geheimnisvollen Frau vor dem Todesurteil retten.

Heinrich von Kleist begann seine Novelle »Michael Kohlhaas« im Jahre 1805 zu schreiben. Er bezog sich mit seiner Geschichte auf ein historisches Vorbild. Hans Kohlhase musste bereits im 16. Jahrhundert ähnliche Erfahrungen mit Recht und Gerechtigkeit machen. Kleist bediente sich dieser Chronik, um seine rechtlich-politischen Forderungen zum Ausdruck zu bringen, ohne gleich der politischen Agitation verdächtigt zu werden. Um 1800 sorgten in Preußen sowohl die außenpolitischen Misserfolge wie die Niederlage im Krieg gegen Napoleon als auch das unterschiedliche Verhalten deutscher Fürsten gegenüber Napoleon bei Kleist, einem ausgesprochenen Gegner Napoleons, für Unzufriedenheit.
Erste Fragmente von »Michael Kohlhaas« erscheinen 1808 in der von Kleist herausgegebenen Literaturzeitschrift »Phöbus«. 1810, ein Jahr vor dem Selbstmord Kleists, erscheint die vollständige Novelle im ersten Band der Erzählungen.

Wutbürger oder Prinzipienreiter, Märtyrer oder Staatsfeind Nr. 1, Terrorist oder Rechtsfanatiker – die Figur Michael Kohlhaas muss und musste im Kleist-Jahr 2011 als Synonym und Beispielfigur für so einige Vorgänge im tagesaktuellen Zeitgeschehen herhalten. Doch kann man sich am Vorgehen des Michael Kohlhaas wirklich ein Beispiel nehmen?

Wie weit würden Sie für Ihr Recht gehen?

Stefanie Symmank, Dramaturgin

Weil ihm Unrecht widerfährt, wird der rechtschaffene Kohlhaas zum Brandstifter.

Premiere am 23. Februar 2012

Regie
Constanze Kreusch
Ausstattung
Petra Wilke
Dramaturgie
Stefanie Symmank
Mit
Tobias D. Weber

Toi toi toi …

Heute hat “Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt) ” – Komödie von Adam Long, Daniel Singer und Jess Winfield Premiere im Komödienhaus. Wir wünschen Oliver Firit, Gabriel Kemmether und Tobias D. Weber sowie dem ganzen Inszenierungsteam um Regisseur Nils Brück sowie Ausstatter Martin Fischer ein kräftiges TOI TOI TOI!!!

Männer in Pluderhosen
Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt) – im Komödienhaus

Zu einem  Wahnsinnsritt durch »Shakespeares sämtliche Werke« öffnet sich am 21. Januar 2012 um 20 Uhr im Komödienhaus der Vorhang.  Leicht gekürzt, denn statt rund 150 Stunden, die eine Aufführung von Shakespeares 37 Tragödien, Komödien und Königsdramen dauern würde, braucht es für diesen Abend nur zwei Stunden.

Statt der 1834 Schauspieler, so viele Rollen umfasst das Gesamtwerk des Großmeisters, spielen sich drei  gut aufgelegte Schauspieler durch das gesamte Repertoire: Gabriel Kemmether, Oliver Firit und Tobias D. Weber spielen alle großen Herren- und ganz nach elisabethanischer Theatertradition auch die Damenrollen und stellen sie in die aberwitzigsten Zusammenhänge. Nils Brück führt Regie und will das Publikum zur einer Achterbahnfahrt durch Shakespeares Werk und gleichzeitig durch 400 Jahre Theatergeschichte einladen. Bühnen- und Kostümbildner Martin Fischer steckt die Schauspieler nicht nur in Strumpf- und Pluderhose, sondern er hat auch eine überraschende Lösung für die Bühne gefunden, die an Shakespeares Globe erinnern wird.
Bereits 1987 brachten Daniel Singer, Adam Long und Jess Winfield als Autoren- und Schauspieltrio die Komödie »Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)« auf dem inzwischen legendären Kulturfestival Edinburgh Festival Fringe in Schottland auf die Bühne. Der 97-minütige Abend war so erfolgreich, dass Gastspiele in Los Angeles, Montreal und Tokio folgten. In England läuft das Stück an einigen Theatern seit Jahren vor vollbesetzten Zuschauerreihen. Der Siegeszug durch die deutschen Theater ist ebenfalls ungebrochen. Angefangen hat alles 1981 in San Francisco. Hier brachte das Trio eine gekürzte Version von »Romeo und Julia« auf die Straße, bald darauf folgte »Hamlet«. Da sich die vorgesehene Schauspielerin den Fuß brach, musste kurzerhand Adam Long  alle weiblichen Rollen übernehmen – ein Glücksfall, besonders für den Spaßfaktor dieser Komödie. Um einen ganzen Theaterabend an einer feststehenden Schaubühne zu präsentieren, bedurfte es jedoch noch 20 weiterer Minuten  Spielzeit. Die Idee, die 35 anderen Werke Shakespeares  einzukürzen und geschickt zusammenzufassen, machte den Abend rund.

Der Spaß besteht nicht nur darin, wie die drei Darsteller virtuos von einer Figur in die nächste springen. Es ist auch äußerst amüsant, die großen, bedeutungsschweren Sätze Shakespeares in einem anderen Zusammenhang zu hören und zu erleben, mit welcher Unverfrorenheit die großen Stoffe in heutige Alltäglichkeiten übersetzt werden.  Von »Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage« ist es nur ein kurzer Weg zu »Hast du zur Nacht gebetet, Desdemona?«, bevor man bemerkt: »Es war die Nachtigall und nicht die Lerche«. Diese humorvolle Hommage an den großen Dramatiker bietet die Chance, Theaterfreunde und Theatermuffel zu einer großen friedlichen Fangemeinde der rasanten Schauspielkunst zu vereinen.

Nächste Spieltermine:
Sa. 21.01.2012 20.00 Uhr (NUR NOCH RESTKARTEN)
Mi. 25.01.2012 20.00 Uhr (NUR NOCH RESTKARTEN)
Fr. 27.01.2012 20.00 Uhr
Do. 02.02.2012 20.00 Uhr
Fr. 03.02.2012 20.00 Uhr
Sa. 04.02.2012 20.00 Uhr
Di. 07.02.2012 20.00 Uhr
Do. 09.02.2012 20.00 Uhr
Sa. 11.02.2012 20.00 Uhr
Mi. 15.02.2012 20.00 Uhr
Fr. 17.02.2012 20.00 Uhr
Sa. 18.02.2012 20.00 Uhr
So. 19.02.2012 15.00 Uhr

Karten unter 07131/563001 oder 563050 oder direkt im Online-Karten-Shop unter www.theater-heilbronn.de

[slideshow]

Wenn das der Willi wüsste …

… würde er sich wahrscheinlich auch nicht im Grabe umdrehen. Schließlich sagt man William Shakespeare ja auch nach, er habe in seinen Stücken hier und da „abgekupfert“, überhaupt  seien sie ohnehin alle nach dem gleichen Schema F geschrieben und sowie nicht von Shakespeare selbst, sondern von einem Mann gleichen Namens.

38 Werke sollen auf Shakespeares schriftstellerisches Konto gehen. Erst Ende der 90er Jahre wurde das Drama „Edward III.“ offiziell in das Oeuvre des Briten aufgenommen – aber „nur“ in Ko-Autorenschaft verfasst. 37 davon haben sich drei Amerikaner bereits 1987 „zu eigen“ gemacht. Das bedeutet in Zahlen: 884647 Worte auf 118405 Zeilen für insgesamt 31959 Sprechrollen haben Adam Long, Daniel Singer und Jess Winfield auf eine rasante und spritzig-witzige Komödie „verkleinert“, die nicht etwa 5 Tage und 5 Nächte dauert (so die reine Spielzeit aller Werke), sondern knappe 2 Stunden. „Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“ eben! Aus allen Werken Shakespeares haben die drei Autoren und Schauspieler nur die wichtigsten Inhalte und nötigsten Figuren herausdestilliert (selbstverständlich auch die Frauenfiguren, auf die kann natürlich nicht verzichtet werden!) und kompakt verpackt z. B. in ein königliches Fußballspiel, einen mörderischen Rapgesang, eine zerhacktstückte Küchenschlacht. Der Wahnsinn für jeden einzelnen Lachmuskel und für den Geist! Denn: Theater bildet. Einmal mehr, könnte man noch hinzufügen. Denn wer kann schon von sich behaupten, an einem Abend alle Werke des großen englischen Meisters mit soviel Lust und Freude gesehen zu haben?

Am Samstag, den 21. Januar 2012 um 20.00 Uhr ist die Komödie zum ersten Mal live und in Farbe im Komödienhaus zu sehen. Regisseur Nils Brück ist bereits vor einer Woche mit den drei Schauspielern Oliver Firit, Gabriel Kemmether und Tobias D. Weber und einer großen Anzahl Federhüten, Strumpfhosen, Degen, Mäntel und Totenköpfen (auch Hamlet wird dargeboten!) von der Probebühne ins Komödienhaus gezogen. Das Globe Theatre steht bereits fix und fertig aufgebaut und lässt die Spielstätte in völlig neuem Glanz erstrahlen. Aber nicht nur das ist ein wahrer Hingucker! Männer in Strumpfhosen haben immer ihren „gewissen Reiz“ und die Sehnsucht zwischen Romeo (Gabriel Kemmether) und Julia (Oliver Firit) scheint Funken zu sprühen, wenn sie von Tobias D. Weber am Klavier begleitet wird …
„Shakespeares sämtliche Werke (leicht gekürzt)“? Nichts wie hin! Premiere ist am 21. Januar!   (Stefanie S.)

Übrigens: Auf Shakespeares Grabstein steht die Inschrift zu lesen:
Du guter Freund, tu’s Jesus zu Gefallen
und wühle nicht im Staub der hier verschlossen.
Gesegnet sei der Mann, der schonet diese Steine.
Und jeder sei verflucht, der stört meine Gebeine.

 

Das Komödienhaus verwandelt sich in ein Globe Theatre: