White. The Album! The Beatles! 1968!

Wiederaufnahme des Publikumserfolgs am 16. Oktober  im Großen Haus des Theaters Heilbronn

Musikalisch hervorragend und szenisch so verrückt wie das legendäre „Weiße Album“ der Beatles: Am 16. Oktober um 19.30 Uhr  ist „White“, der Publikumserfolg der vergangenen Spielzeit wieder im Großen Haus des Heilbronner Theaters zu erleben.

Eigentlich trägt das Doppelalbum der Beatles, das im November 1968 erschien, den schlichten Titel „The Beatles“. Doch weil es in der Erstausgabe auf weißes Vinyl gepresst und mit einem weißen Cover umhüllt war, wurde es von den Fans nur „Das Weiße Album“ genannt. Stefan Huber und Michael Frei haben sich vom „Weißen Album“ inspirieren lassen.  Die beiden haben hier bereits mit der Inszenierung  „A day on Abbey Road“ 2007 einen Riesenerfolg gelandet.

„Das  Weiße Album“ gilt als das wichtigste, weil umfassendste, vielgestaltigste und widersprüchlichste popmusikalische Dokument des Umbruchsjahres 1968. Kein anderes Album der Beatles ist musikalisch abwechslungsreicher und innovativer. Die Beatles schenkten der Welt  mit diesem Album, mit dem sie sich auf der Höhe ihres Triumphes befanden, ein popmusikalisches  Monument . Es enthält so grandiose Songs wie „Back in the USSR“; „Ob-la-di, Ob-la-da“, „ Blackbird“, „I will“, „Why don’t we do it in the road“ – das Lied mit der meistzitierten Zeile der Popgeschichte, „Helter Skelter“  oder eben „Revolution“.

Auf der Bühne  stehen acht Darstellerinnen und Darsteller mit großer Sangeskraft- und- freude: Sylvia Bretschneider, Angelika Hart, Susan Ihlenfeld, Julia Klotz; Alexander von Hugo, Felix Jeiter, Gabriel Kemmether und Tobias D. Weber.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

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Fotos: Fotostudio M42

Jeder gegen jeden…

Wussten Sie, dass Alan Ayckbourn der nach Shakespeare meist gespielte englische Autor ist? Ist vielleicht kein Wunder bei einem Werk von 75 Stücken und noch ist keine Ende der Produktivität bei diesem Meister der englischen Komödie abzusehen. Solche und ähnlich interessante Informationen gibt es in der sogenannten Konzeptionsprobe, der ersten Probe, zu der sich alle Beteiligten einer neuen Inszenierung treffen. „Frohe Feste“ heißt Ayckbourns Stück, das am 11. November im Komödienhaus Premiere haben wird und zu dem am 4. Oktober die Proben begannen. Regie führt Jens Schmidl, der in Heilbronn schon zweimal sehr erfolgreich eine Komödie auf die Bühne gebracht hat: „Das andalusische Mirakel“ und „Arsen und Spitzenhäubchen“. Sein Talent für präzises Timing und die Formung überspitzter und grotesker Charaktere ist wieder gefragt, wenn er diese Komödie um das maximale Weihnachtsdesaster inszeniert. Ihm zur Seite stehen der Ausstatter Ulrich Frommhold und Dramaturg Andreas Frane, der Mann mit den spannenden Hintergrundinformationen. Drei Paare, ein kleiner Kaufmann mit Expansionsabsichten, ein Architekt, der Aufträge braucht, und ein Banker mit ihren jeweiligen Frauen verbringen zusammen Weihnachten. Eigentlich können sie sich nicht leiden, doch um des gesellschaftlichen Vorteils willen pflegen sie miteinander Umgang  und das auch zu Weihnachten. Drei Jahre hintereinander gewährt Ayckbourn einen Einblick in die chaotischen Festivitäten, denen alles fehlt, was ein Weihnachtsfest eigentlich ausmachen sollte: der Baum, der Glaube, die Liebe, die Geschenke. Das Raffinierte an diesem Stück: Die eigentliche Party läuft zwar im Wohnzimmer – dieses sieht man aber nicht. „Frohe Feste“ spielt in der Küche, dort wo man schon mal die  Contenance verliert und Klartext spricht. Schnell wird deutlich, dass es hinter der Fassade der drei Paare mächtig kriselt. Gabriel Kemmether und Judith Lilly Raab, Nils Brück und Sylvia Bretschneider und Vilmar Bieri (als Gast) und Katharina Voß spielen diese drei Albtraumpaare in Ayckbourns erfolgreichstem Stück.

Warum ist dieser Autor eigentlich so populär?  Dramaturg Andreas Frane hat eine Ahnung und findet sie in Ayckbourns eigenen Worten bestätigt: „Meine  Stücke handeln von der Unmenschlichkeit des Mannes gegen die Frau und der Unmenschlichkeit der Frau gegen den Mann. Sie handeln auch von der Unmenschlichkeit der ganzen physischen Welt gegen uns alle.“ Na, wenn das nicht zeitlos ist.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Konzeptionsprobe in den Probenkulissen. Regisseur Jens Schmidl und Ausstatter Ulrich Frommhold erklären den Schauspielern und den anderen an der Inszenierung beteiligten Kollegen das Bühnenbild

Speziell? Ja, immer wieder und dabei stets unterhaltsam!

Weihnachtlich startet »Theater spezial« in die neue Saison. Am 02. Dezember 2011 steht ein Wiedersehen mit Maybebop auf dem Spielplan. Die A-Cappella Gruppe hat »Schenken« im Gepäck. Der Titel ist Programm. Die vier Jungs aus Hannover schenken uns einen frohlockenden Abend mit poppigen Christmas-Evergreens u.a. von George Michael und Chris Rea.
Am 25. Februar 2012 baut der diesjährige Gewinner des deutschen Kleinkunstpreises Jess Jochimsen Tisch und Stuhl auf der Bühne auf. Dazu ein Kaltgetränk und los geht’s! Jochimsens neues Soloprogramm »Durst ist schlimmer als Heimweh« ist kein herkömmliches, sondern ein tragikomisches Roadmovie zum Zurücklehnen, ein entspannt-literarischer Heimatabend mit ungewissem Ausgang. Ihm gelingt es, grandios komisch zu sein, ohne je albern und oberflächlich zu werden. Mehr als ein Akkordeon, eine Gitarre und einen Dia-Projektor braucht er dafür nicht.
Mit voller Wucht und ungebremst hat Annamateur in der vergangenen Saison die Herzen der Heilbronner erobert. Die Frau mit der unverwechselbar soulig-jazzigen Stimme und einer satten Portion Selbstironie gastiert am 18. März 2012 mit ihrem neuen Programm im Komödienhaus.
Wer von Chansons mehr erwartet als den üblichen Mann-Frau-Hickhack und schwülstige Bebilderung von Seelenzuständen, liegt bei Pigor & Eichhorn genau richtig! Die Themenpalette, die die beiden Berliner zu bieten haben, ist atemberaubend und führt uns in Gefilde, wo bisher niemand Material für deutschsprachiges Liedgut vermutete. Ihre Songs sind böse, scharfsinnig um die Ecke gedacht. Die Träger des Deutschen Kleinkunstpreises und des Österreichischen Kabarettpreises sind wahrscheinlich die musikalischsten unter den Kabarettisten und die kabarettistischsten unter den Chansonniers. Sie gehören mit Sicherheit zum Sehenswertesten, was zur Zeit über die deutschen Kabarettbühnen zieht und am 21. April 2012 endlich auch in Heilbronn zu sehen sein wird. »Keine Macht den Dosen«. Das GlasBlasSing Quintett sind die wahren Verfechter des klassischen Leerguts. Eine Flasche macht doch nicht nur optisch viel mehr her als so eine schnöde Dose. Für das GlasBlasSing-Quintett sind Flaschen Instrumente und in ihrem neuen Programm »Keine Macht den Dosen« kommen weit mehr als die gängigen Allerweltsexemplare zum Einsatz. Ein paar Nummern größer oder auch ein paar Nummern kleiner als gewohnt – da sollte doch was zu finden sein, gerade für den Schlaginstrumenten-Sektor.

Anne Hardt, Kuratorin Theater spezial

 

Ein Kater stiefelt los …

Der Countdown läuft! Seit Mittwoch laufen die Proben zu unserem diesjährigen Weihnachtsmärchen. Bis zur Premiere ist zwar noch ein bisschen Zeit, aber schon jetzt fängt das Team um Regisseur Alejandro Quintana nicht bei Null an. Einzelne Bühnenteile sind schon fertig gebaut (sehen super aus!), die Schauspieler haben schon erste Anproben für ihre Kostüme in der Schneiderei (die Figurinen, also die Entwürfe für die Kleidung jedes einzelnen Schauspielers, sehen auch richtig märchenhaft aus) und die erste Probe, im Theater-Jargon die Konzeptions- und Leseprobe genannt, war für alle Beteiligten ein Riesenspaß. Mit Lust und Leidenschaft Kinderaugen zum Strahlen zu bringen, Kinderherzen zu bewegen und Erwachsenenköpfe wieder in die Kindheit zu versetzen stiefeln Peter Volksdorf als Kater zusammen mit Philipp Lind als Hans, Rolf-Rudolf Lüdgens als König gemeinsam mit Julia Apfelthaler als seine Tochter, der Prinzessin, und Ivan Gallardo als der arme Alles-können-Müsser Gustav durch eine ganz bestimmt märchenhaft schöne Probenzeit und sind dann ab dem 13. November auf der Bühne des Großen Hauses zu sehen.

Stefanie Symmank, Dramaturgin

Foto: Nicole Florinski

Bühnenbild "Der gestiefelte Kater'"
Bühnenbild „Der gestiefelte Kater'“ – Der Palast

Unsere Neuen – Teil 2

Philipp Lind

Für Philipp Lind gab es beruflich keinen Plan B. Schauspieler wollte er werden und sonst nichts. Obwohl es in seiner Familie niemanden mit einer besonderen Affinität zum Theater gibt. Unterstützt hat sie ihn in seinem Wunsch trotzdem. Wahrscheinlich ist es sein ausgesprochenes Faible für die Lust am Widerspruch, am Konflikt – dem also, was ein Drama ausmacht – die Philipp Lind zwangsläufig auf die Bretter, die die Welt bedeuten, geführt hat. Von Beginn an spielte er in der Schule Theater, im Alter von 13-18 begleitete ihn die Arbeit im Theaterjugendclub des Landestheaters Marburg, seiner Geburtsstadt, beim Erwachsenwerden. Nicht der schlechteste Weg, sich mit den Fragen, die einen auf diesem Weg umtreiben, auseinanderzusetzen. Noch vor dem Abitur bewarb er sich an verschiedenen Schauspielschulen und wurde an der Bayrischen Theaterakademie August-Everding in München angenommen. Hier nutzte er natürlich die Gunst des Ortes und ging ins Theater, so oft es die Zeit erlaubte – besonders häufig in die Münchner Kammerspiele. Sein Verständnis von Theater wurde hier weiter geprägt. Philipp Lind sieht Theater als Mittel, sich mit der Welt auseinanderzusetzen, Dinge zu hinterfragen, zu erkennen und zu verwerfen. Theater ist für ihn die Möglichkeit, Lebensentwürfe auszuprobieren, Fehler machen zu dürfen und wieder von vorn anzufangen. Theater, das nur unterhält oder die Zuschauer berieselt, interessiert ihn nicht. Abende, die artig beklatscht und als nett und schön eingestuft werden, sind für ihn nicht von Reiz. Da ist es ihm lieber, wenn die Hälfte der Zuschauer irritiert den Saal verlässt – aber noch lange über das Theater diskutiert. Mit dem Motto seiner ersten Spielzeit am Theater Heilbronn »Courage« kann er sich sehr identifizieren. Das hat es ihm auch erleichtert, von einer Stadt wie München nach Heilbronn zu wechseln. Natürlich hat er sich vorher über das Theater erkundigt und erfahren, dass Heilbronn eine gute Ensemble-Arbeit leistet. Das heißt, dass alle Schauspieler auf vielfältigste Weise besetzt werden, dass mit ihnen gearbeitet wird und sie sich weiter entwickeln können. Für einen Anfänger ideale Bedingungen. Seinen Einstand in Heilbronn gab Philipp Lind im Eröffnungsstück der neuen Spielzeit, dem »Ballhaus«, einem Stück, das beides hat: Unterhaltungswert und dramatische Tiefe.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Foto: Wolfgang Seidl, SeidlDesign

 

Unsere Neuen…

Teil 1: Peter Volksdorf

Er war noch gar nicht richtig in Heilbronn angekommen, da bekam er sie schon zu spüren, die Liebe der Heilbronner zu ihrem Theater. Peter Volksdorf nämlich, der noch während seines Studiums an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt am Main als Gast im »Hamlet« den Laertes spielte, zog sich in der Vorstellung am 01. April einen Bänderriss zu. Mit eisernem Willen spielte er die Szene zu Ende, dann brach er neben dem Inspizientenpult zusammen. Die Vorstellung musste abgebrochen werden – so mancher Zuschauer hielt dies für einen Aprilscherz. Doch schon am nächsten Tag erkundigten sich besorgte Besucher nach dem jungen Kollegen. Kurz darauf bekam er Post mit Genesungswünschen. »Das war sehr rührend«, sagt Peter Volksdorf. Und es entspricht durchaus dem Ruf, den das Theater Heilbronn in der Theaterwelt genießt: Die Zuschauer mögen ihr Haus. Dieser Ruf war auch bis zur Schauspielschule Frankfurt/Main vorgedrungen, deshalb freute sich der gebürtige Berliner über die Einladung zum Vorsprechen. Er ist froh, sein erstes Engagement an diesem Theater beginnen zu dürfen. Denn das bedeutet: Sich ausprobieren zu können, sich freizuspielen. Drei verschiedene Bühnen, Herausforderungen in der Schauspielerei, im Tanz und im Gesang, künstlerische Wagnisse – darauf hat er Lust. Im Gegensatz zu vielen Kollegen war der Beruf des Schauspielers zunächst nicht sein Traum. Eher durch Zufall landete er in einer Amateurgruppe. Nebenbei lernte er eine Schauspiellehrerin alter Schule kennen, der er ein paar Kostproben seines »Könnens« zeigte. Ihre Reaktion ist ihm noch heute sehr präsent: »Besser du machst viel und alles ist falsch als du machst wenig und alles ist falsch.« Dieses niederschmetternde Urteil hat ihn angestachelt. Also nahm er Unterricht bei dieser Lehrerin und bereitete sich auf die Aufnahmeprüfungen an den Schauspielschulen vor. Ein Engagement gleich nach dem Studium – das ist Glück in dem Beruf, um dessen Unsicherheiten Peter Volksdorf sehr wohl weiß. Zeit darüber nachzudenken hat er nicht. Er steckt mitten in den Proben für die erste große Premiere der Spielzeit: »Das Ballhaus«.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Foto: Wolfgang Seidl

Im Beifallsrausch in die neue Spielzeit

Es gehört zu den schönsten Momenten von Theaterschaffenden, wenn sich das Publikum zum Beifall von den Plätzen erhebt und ausdauernd Beifall spendet. So geschehen zu unserer Auftakt-Premiere „Das Ballhaus“, diesem Schauspielabend ohne Worte, der allein mit Tanz und nonverbalem Spiel die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts erzählt. Dieser Moment der stehenden Ovationen gleicht einer großen Umarmung zwischen Ensemble und Publikum. Einige Premierengäste haben bereits auf der Premierenfeier verkündet, dass sie dieses Stück, bei dem so viel auf der Bühne passiert, dass man es keinesfalls alles erfassen kann, noch einmal anschauen wollen. Und tatsächlich haben bereits am Montag die ersten schon wieder Karten für eine der nachfolgenden Vorstellungen geordert.

„Die Zoogeschichte“ am zweiten Abend, dieses feine, intelligente Kammerspiel von Edward Albee in der Inszenierung von Alejandro Quintana mit den beiden Schauspielern Tobias Weber und Raik Singer, wurde nicht minder intensiv beklatscht. An beiden Abenden war übrigens eine Kritikerin von einer großen überregionalen Theaterzeitschrift in Heilbronn, die sich einen Eindruck verschaffen wollte. Und die hat uns zu unserem tollen Publikum gratuliert, das so intensiv zuschaut und zuhört und ein Gespür für feinste Nuancen hat.

Auch der dritte Abend des Auftaktwochenendes, der„Ritter Ludwig“, war sehr fein und wurde von den Zuschauern gefeiert. Ein Lustspiel mit ernsten Untertönen, das vom würdigen Altern und von verpassten Lebenschancen erzählt und zeigt, dass es nie zu spät ist, einen neuen Weg einzuschlagen, wenn man sich auf dem alten verrannt hat. Hier sah man so manchen im Publikum verstohlen die Augen auswischen – wobei nicht ganz klar wurde, ob es Lachtränen oder Tränen der Rührung waren, die das Spiel der Kolleginnen und Kollegen aus der Komödie im Marquardt hervorriefen.

Silke Zschäckel, Pressereferentin

Foto: Fotostudio M42

Jagdsaison im Central Park

Edward Albees Erstling »DIE ZOOGESCHICHTE« eröffnet heute um 20 Uhr die Saison in den Kammerspielen.

Endlich Wochenende! Endlich Sonntag! Ausschlafen, Ausspannen, Arbeitslos für einen Tag! Viele Menschen wissen schon montags, wie sie den Tag, an dem selbst Gott sich eine Pause gönnte, verbringen. Auch Peter, Vertreter der amerikanischen Mittelklasse und ein mit sich und der Welt zufriedener Verleger mit einer Frau, zwei Töchtern, zwei Katzen und zwei Wellensittichen, schnappt sich an einem sonnigen Sonntagnachmittag ein Buch, setzt sich im nahe gelegenen Central Park auf eine Bank und beginnt zu lesen. Die Vögel zwitschern, der Rasen grünt, ein leichter Wind weht. Doch plötzlich …: »Ich war im Zoo.« Eine scheinbar harmlose Feststellung, mit der Jerry, ein isoliert lebender und von Problemen heimgesuchter Mensch, der in einer Pension unter äußerst fragwürdigen Bedingungen lebt, Peter bei seinem Lesevergnügen stört. Was will die merkwürdige Person von ihm? Peter versucht, den kauzigen Typen zu ignorieren, doch Jerry schafft es, den Familienvater gekonnt in ein Gespräch zu verwickeln an dessen Ende klar ist, dass es für einen von beiden keinen Montag mehr geben wird. Doch was passiert? Herzinfarkt? Selbstmord? Oder gar Mord? Und wer wird in Edward Albees Erstlingswerk von 1958 das Zeitliche segnen? Gründe und Motive für ein Verbrechen gibt es genug. Einerseits ist es nachvollziehbar, dass Peters Herz schneller schlägt, wenn ein penetranter Störenfried plötzlich auftaucht und ihm ein Gespräch über den guten alten Norden aufdrängen will. Zu allem Überfluss macht Jerry ihm auch noch das geliebte Pfeiferauchen madig, indem er Peter auf die Langzeitfolgen des Tabakkonsums aufmerksam macht. Es ist weiterhin auch nur zu verständlich, wenn Peter in Rage gerät, weil Jerry ihm sein gut situiertes Leben vorwirft, gar anfängt, die sich dahinter verbergende Trostlosigkeit und Mittelmäßigkeit aufzudecken. Da würde doch wirklich jeder aus der Haut fahren, wenn ein völlig Fremder behaupten würde, man hätte sein ganzes Leben lang nur Kompromisse gemacht und hätte nie genug Mumm in den Knochen gehabt, seinen Willen durchzusetzen. Da kann man(n) schon mal seine guten Manieren vergessen und … Anderseits ist Jerry ein gewisses Aggressionspotential auch nicht abzusprechen, schließlich hat er schon versucht, den Hund der Nachbarin zu vergiften. Außerdem macht er den Eindruck eines Kleinkriminellen auf Peter. Bestimmt ist der Typ auch noch bewaffnet! Mit sprachlicher Brutalität zwingt Jerry Peter seine Lebensgeschichte auf, erzählt von seiner schweren Kindheit, seiner miserablen Wohnsituation, seiner Einsamkeit, seiner Sehnsucht nach einem tiefgründigen Gespräch. Jerry hat nie auf der Sonnenseite des Lebens gestanden und scheint zu allem bereit.
Zwei Welten prallen an diesem sonnigen Sonntagnachmittag im Central Park aufeinander. Wer ist Jäger? Wer Gejagter? Am Ende offenbart sich ein grausamer Plan, dessen Erfüllung in einem Unglück endet.
Die Legende besagt, dass Edward Albee in der Nacht seines 30sten Geburtstages die Entscheidung traf, seine Stelle als Laufbursche bei der Western Union zu kündigen, um Theaterautor zu werden. Also »lieh« sich Albee eine Schreibmaschine seines Noch-Arbeitgebers aus und begann zu tippen. Nach 3 Wochen war sein Debütstück »The Zoo Story« fertig. Der Grundstein für seine Karriere als einer der erfolgreichsten amerikanischen Theaterautoren war gelegt. Das meistgespielteste (und bekannteste) Stück des heute 83-jährigen ist allerdings nach wie vor »Wer hat Angst vor Virginia Woolf?«.Welches seiner knapp 30 Stücke gefällt Albee selbst am besten? »Immer das, welches ich noch nicht geschrieben habe. Bei diesem Stück konnte ich noch keinen Fehler machen.«

Stefanie Symmank, Dramaturgin

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Darf ich bitten!

Darf ich bitten! »Das Ballhaus« ist ein Tanz durch das vergangene Jahrhundert

Darf ich bitten«. Endlich hat sich der junge Mann, der heute seinen besten Anzug trägt, ein Herz gefasst und sie angesprochen – die schöne, junge Dame, die jede Woche ins Ballhaus kommt, sitzt und wartet, dass der Richtige sie zum Tanz und später vielleicht in ein gemeinsames Leben holt. Vielleicht dieser da, der jetzt so schüchtern und nervös vor ihr steht? Warum nicht? Sie steht auf und lässt ihn die Arme um sich legen und beide wiegen sich im Takt der Musik. Inmitten der anderen Ballhausbesucher, die sich in Paaren tanzend auf dem Parkett bewegen oder zuschauen und warten, dass das Glück in Gestalt eines liebenswerten Menschen bei ihnen anklopft.

80 Jahre lang werden wir als Zuschauer die Geschichte dieses Ballhauses und seiner Besucher beobachten. In einem großen Schauspiel, das ganz ohne Worte auskommt – das aber als Darsteller unbedingt Schauspieler und keine Tänzer braucht. Fast das ganze Ensemble steht auf der Bühne und tanzt sich durch das vergangene Jahrhundert, das in prägnanten Episoden wie ein großer Bilderbogen von den Zwanziger Jahren bis zur Deutschen Wiedervereinigung vorüberzieht. Über 160 Kostüme, viele historische Requisiten und die live gespielte Musik werden die geschichtlichen Veränderungen markieren. Sie bestimmen, wie sich die Menschen zueinander verhalten – selbst im Tanzsaal. Die Schauspielerinnen und Schauspieler verkörpern dabei nicht die Geschichten jeweils eines einzigen Menschen, sondern sie sind ganz bestimmte Typen, die es zu jeder Zeit gibt. Es begegnen uns: die Grand Dame; das Mädchen mit dem romantischen Tick; die Charismatische; die Dame, die weiß, wie man gehen muss; die Schöngeistige; die große Liebende; das kurzsichtige Huhn; der Mann an sich; der Denunziant; der Ganove; der Gigolo; der Verklemmte; der Exaltierte; der Sympathische; der Eintänzer; der junge Single und der Künstler. Die einzigen Figuren, die uns immer wieder begegnen, sind der Wirt und die Klofrau – die sich beide sehr mögen, ohne es voneinander zu wissen.

Anregung war das französische Stück »Le Bal« vom Theatre du Campagnol von 1983, das durch die Verfilmung von Ettore Scola weltberühmt wurde. Steffen Mensching hat zwei Theaterfassungen geschaffen – eine für die Neuen und eine für die Alten Bundesländer. Seit Mitte der 90er Jahre hat »Das Ballhaus« auf deutschen Bühnen seinen Siegeszug angetreten und die Zuschauer mitgerissen mit der Kraft der Musik und der Erinnerungen. (Silke Z.)

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Spannung steigt vor den ersten Premieren – das ganze Theater im Endprobenfieber

Bei uns steigt gerade die Spannung, denn es ist die sogenannte Endprobenwoche. In wenigen Tagen starten wir mit den ersten Premieren in die neue Spielzeit. Mit dem „Ballhaus“, diesem opulenten Tanz-Schauspiel, der „Zoogeschichte“, einem feinen Kammerspiel, und der Komödie „Ritter Ludwig“ erleben die Zuschauerrinnen und Zuschauer ein Kontrastprogramm. Man kann die Spannung, die während der Endproben am Theater herrscht, fast mit den Händen greifen. In dieser Woche werden alle Elemente, die eine Inszenierung ausmachen, zusammengefügt. Also Kostüm, Maske, Licht, Ton, Originalrequisiten – darin oder damit müssen sich die Schauspielerinnen und Schauspieler jetzt zurecht finden. Im „Ballhaus“ sitzen die Choreografien bereits. Jetzt werden die schnellen Kostüm- und Maskenwechsel geprobt – eine große Herausforderung auch für die Kolleginnen und Kollegen hinter den Kulissen. Die Band steht mit auf der Bühne und spielt live. Unsere Beleuchtungsabteilung zaubert mit dem Licht und gibt dem Ballsaal, in den sich unsere Bühne verwandelt hat, die richtige Stimmung. In der „Zoogeschichte“ geht es vor allem darum, die Konzentration, die dieses feine Kammerspiel verlangt, immer wieder aufzubauen. Alejandro Quintana setzt noch einmal die „Goldfeile“ an, um die Konturen der Inszenierung weiter zu verschärfen.

Eine der letzten Proben vor der Premiere ist die Fotoprobe. Dann gehen unsere beiden Hausfotografen Katja und Thomas vom Fotostudio m 42 mit diversen Kameras ausgerüstet hinein und halten die Inszenierungen fest. Das ist dann auch für uns von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit die Gelegenheit, die Inszenierung schon mal anzuschauen. Ein wirklich aufregender Moment. Und ganz besonders schön ist es dann zu sehen, wie sich die Inszenierung in den wenigen Proben bis zur Premiere dann noch weiterentwickelt.

Silke Zschäckel, Pressereferentin