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THEATERKASSE
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Unser Praktikant Mark Etting sprach mit dem Schauspieler Oliver Kainz über die Figur des Kriminalinspektors Doppler in unserem Kriminalstück »Revanche«, der mit kühler Überlegung einem Verbrechen auf der Spur ist. Oliver Kainz verstärkt als Gast unser Ensemble in der Inszenierung von Marcus Everding, die am 16. November 2019 um 20.00 Uhr im Komödienhaus Premiere hat.
Etting: Herr Kainz, Sie kommen als Gast ans Theater Heilbronn für die Rolle des Inspektor Doppler in »Revanche«. Wie kam es dazu?
Kainz: Nun, Herr Vornam, der Intendant, hat mich in der Vorstellung »Ein Inspektor kommt« von Priestley gesehen und mich quasi noch in der Kantine engagiert. Ich hatte Zeit und Lust, und nun bin ich hier.
Etting: Sie sind ja halb Engländer…
Kainz: Ja, meine Mutter stammt aus Bristol. Aufgewachsen bin ich aber in Stuttgart.
Etting: War der englische Hintergrund hilfreich für die Rolle?
Kainz: Nun, mit dem Hintergrund konnte ich mich schon besser, also ich meine gut in die Rolle eines englischen Inspektors einfühlen. Da kommt doch einiges immer wieder hoch. Was nicht heißen soll, dass die Kollegen es nicht auch gut machen. Ein tolles Klima auf den Proben.
Etting: Kommen wir zur Rolle. Was ist Inspektor Doppler für eine Figur?
Kainz: Eine sehr spannende, sag ich jetzt mal so. Also, er gibt ja den schrulligen Landpolizisten, der sich dem erfolgreichen Krimi Schriftsteller Wyke quasi unterordnet, um dann den Spieß sozusagen umzudrehen und Wyke regelrecht vorzuführen. Das können Sie sich so vorstellen, wie den Inspektor Colombo. »Ich hätte da noch eine Frage.« (lacht)
Oliver Kainz als Inspektor Doppler
Etting: Doppler überführt also Andrew Wyke?
Kainz: Doch, schon. Er kann seinen Job total gut. Und auch das Publikum wird den Doppler am Anfang unterschätzen.
Etting: Man will also, dass Wyke erwischt wird?
Kainz: Wir wollen hier nichts verraten. Das ist schließlich ein Kriminalstück. Wäre doch schade, wenn das bei Ihnen schon alles nachlesen kann.
Etting: Mal eine Frage an Ihre Herangehensweise: Wie legen Sie den Inspektor an?
Kainz: Ich würde sagen hintergründig, doch. Spiegelnde Facetten, die sich in den Widersprüchen zu gefährlich blitzenden Glassplittern entwickeln.
Etting: Das klingt aber spannend.
Kainz: Ja, das hat Shaffer schon gut geschrieben.
Etting: Und dieser Doppler taucht ja eher überraschend spät im Stück auf.
Kainz: Genau. Also, wenn man das Programmheft nicht gelesen hat, weiß man das erst einmal nicht. Die Figur bezieht aus diesem Überraschungseffekt natürlich ihre Wirkung.
Oliver Kainz als Inspektor Doppler im Verhör mit Andrew Wyke (Nils Brück)
Etting: Man darf also gespannt sein. Ihre nächsten Pläne?
Kainz: Urlaub.
Etting: Verraten Sie uns wohin?
Kainz: Nein. Finden Sie’s heraus.
Etting: Danke für dieses Gespräch.
Das Kriminalstück »Revanche« können sie ab dem 16. November 2019 bis Silvester im Komödienhaus erleben.
Die Holzbildhauerei war auch eine Option. Sarah Finkel ist offenbar eine vielseitig begabte junge Frau. Sie solle ihre tolle Stimme nutzen und diese beruflich einsetzen – zum Beispiel beim Radio, rieten ihr die einen. Auf keinen Fall dürfe sie ihre künstlerisch-kreative Ader verkümmern lassen, meinten die anderen. Also probierte sie erst einmal die bildende Kunst und studierte Holzbildhauerei in dem schönen Ort Oberammergau.
Sarah Finkel als No in »No und ich« (Foto: Thomas Braun)
»Es hat Spaß gemacht. Aber irgendwas hat gefehlt«, sagt die junge Frau mit der dunklen Lockenmähne. Während ihrer Schulzeit in Landshut hat sie Theater gespielt. Warum also nicht versuchen, das Kapital aus künstlerischer Ader und interessanter Stimme zusammen zu nutzen. »Ich habe dann beschlossen, es einfach zu probieren und an Schauspielschulen vorsprechen zu gehen«, erzählt Sarah Finkel. Es hat auf Anhieb geklappt an der Athanor Akademie für Darstellende Kunst in Passau, wo sie von 2013-2017 ihre Schauspielausbildung absolvierte. »Da hatte ich meine innere Ruhe und mein Glück gefunden und das Gefühl richtig zu sein«, sagt die junge Frau. Ihre ersten Berufserfahrungen sammelte sie als freie Schauspielerin in Kurzfilmen und in mehreren Stückengagements am Theater Paderborn. Unter anderem entwickelte sie zum Thema 100 Jahre Frauenwahlrecht einen feministischen Schlagerabend über die Entwicklung der Rolle der Frau von 1919 bis 2019. »Wir sind in den 100 Jahren weit gekommen«, sagt sie, »aber wir dürfen uns nicht ausruhen.« Der Gesang ist ihre große Leidenschaft und der Einsatz für die Rechte der Frauen ein wichtiges, persönliches Anliegen.
Sarah Finkel als Jameelah in »Tigermilch« (Foto: David Klumpp)
Zwei Sommer lang spielte sie im Kulturmobil Niederbayern, einer professionellen Schauspieltruppe, die ganz den Ursprüngen des Schauspielerberufes verpflichtet ist: Die Schauspieler ziehen von Ort zu Ort und spielen dort für die Menschen abseits der Theaterzentren. Für den Sommer 2019 hatte sie ihr Engagement für das Kulturmobil bereits unterschrieben, als die Einladung zum Vorsprechen aus dem Theater Heilbronn kam. Sarah Finkel überzeugte die Heilbronner Theaterleitung und saß in der Zwickmühle. Die Proben für ihr erstes Stück im Jungen Theater liefen parallel zu denen für das niederbayerische Volksstück »Unkraut«, mit dem sie auf Tournee gehen wollte. Und während ihre neuen Kollegen des Heilbronner Schauspielensembles Sommerpause hätten, würde sie Abend für Abend in einem anderen Ort auf der Bühne stehen und spielen. Nix mit Erholung. »Aber wenn man seinen Vertrag unterzeichnet hat, dann lässt man die Kollegen nicht im Stich«, beschloss Sarah Finkel und stellte mit dieser Entscheidung schon mal eine der wichtigsten Tugenden eines Schauspielers unter Beweis: absolute Zuverlässigkeit. Mit den Heilbronnern einigte sie sich, dass sie zeitversetzt zu ihren Verpflichtungen beim Kulturmobil proben konnte. Und so spielte sie den ganzen Sommer lang vor einem begeisterten Publikum und brach mit ihrer Truppe vom Kulturmobil alle Zuschauerrekorde. Kaum war der letzte Vorhang für »Unkraut« gefallen, startete sie in ihre erste Spielzeit im Festengagement am Jungen Theater Heilbronn.
Sarah Finkel als Jameelah in »Tigermilch« (Foto: David Klumpp)
Ein schönes Haus und ein guter Spielplan, das ist das erste, was ihr zum Theater Heilbronn einfällt. Alles andere will sie auf sich zukommen lassen und erst einmal spielen, spielen, spielen mit dem schönen Gefühl, ein zweijähriges Festengagement zu haben. »Mir ist klar, dass ich in diesen zwei Jahren im Jungen Theater kaum von der Bühne herunterkommen werde«, sagt Sarah Finkel. Ihren Einstand gibt sie als Nowlen, eine 18-jährige Obdachlose in dem Stück »No und ich« von Delphine de Vigan. Ein großartiges Stück, wie sie findet. Sehr aktuell, ohne moralischen Zeigefinger. Auch wenn sie das Gefühl von Obdachlosigkeit nicht kennt, fühlt sie sich ihrer Figur nahe, denn auch sie weiß, was es heißt, für das persönliche Glück zu kämpfen. Ihr Lebensmotto stammt von Samuel Beckett und lautet: »Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail Better.«
Auftaktveranstaltung der Reihe »Erinnerung ist Liebe zur Zukunft« zieht eine Bilanz von 29 Jahren Deutscher Einheit
Es war
eine emotionsgeladene, hochspannende und anregende Diskussion, mit der die
Veranstaltungsreihe »Erinnerung ist Liebe zur Zukunft« in der sehr gut
besuchten BOXX des Theaters Heilbronn eröffnet wurde. »29 Deutsche Einheit –
eine Bilanz«, so lautete der schlichte Titel. Über die Situation in Deutschland, das seit 29 Jahren
wiedervereint, aber von einer wirklichen Einheit weit entfernt ist, diskutierten: Dr. Adriana Lettrari, Organisationsberaterin,
Publizistin und Mitbegründerin des Netzwerks „3te Generation Ostdeutschland“; Dr. Hans-Joachim Maaz, der Vorsitzende
des Instituts für Tiefenpsychologie und psychosoziale Prävention e. V. und
Gründer der Hans-Joachim Maaz – Stiftung Beziehungskultur und Heilbronns Intendant Axel Vornam, der durch seine
deutsch-deutsche Biographie und seine Arbeit als politisch wirkender Künstler
die Umbrüche der deutschen Geschichte aus einer besonderen Perspektive
betrachtet. Zwischen Moderation und Diskussion switchte Prof.Dr. Martin Sabrow
munter und souverän hin und her, er ist Direktor des Zentrums für
Zeithistorische Forschung in Potsdam und Professor für Neueste Geschichte und
Zeitgeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin.
Endlich kommt
die Debatte im Westen an
Endlich, sagt Dr. Adriana Lettrari, kommt die
Debatte über die Erfolge und Misserfolge des Deutschen Einheitsprozesses auch
in Westdeutschland an. Vor fünf Jahren, zum 25. Jahrestag des Mauerfalls,
fanden diese Gesprächsrunden fast ausschließlich im Osten statt, der Westen hat
sich nicht dafür interessiert. Auch Prof. Dr. Martin Sabrow freut sich, dass
das Theater in einer westdeutschen Stadt mit der Reihe »Erinnerung ist Liebe
zur Zukunft« auf die Bilanz der letzten 30 Jahre schaut. Und er fragt, warum
wir mehr die Einheit, als die Freiheit feiern. Dr. Hans-Joachim Maaz, der von
Sabrow als »Experte für ostdeutsche Befindlichkeiten« vorgestellt wurde, nannte
den Mauerfall das größte Ereignis seines Lebens. Aber mit der Einheit, mit der
sei er nicht zufrieden. Er unterscheidet zwischen der »äußeren Freiheit« der
offenen Grenzen und der Reisemöglichkeiten, die ganz klar errungen wurde, und der
»inneren Freiheit«, von der man weit entfernt sei. Innere Freiheit bedeute für
ihn, dass sich das »Selbst« frei entfalten kann, dass mantun kann, was man will, oder sich aus
Einsicht zurückhält. »Wie kann es sein, dass die Meinungsfreiheit
vom Mainstream wieder derartig eingeengt wird«, fragt er. Und außerdem: Sich
darstellen und immer verkaufen zu müssen, damit kämen viele Menschen aus dem
Osten nicht klar.
Nach dem
heißen Herbst 89 kam die Ernüchterung
Axel Vornam beschreibt die Zeit zwischen September und November 1989, den heißen Herbst 89, als spannendste Zeit. Er selbst moderierte an seiner damaligen Wirkungsstätte, dem Theater Rudolstadt den »Dialog 89«, in dem die Menschen diskutierten, wie man die DDR zu einem freiheitlichen, demokratischen Staat formen kann. »Zwischen ›Wir sind d a s Volk‹ und ›Wir sind e i n Volk‹ lagen gerade mal sechs Wochen«. Danach sei es mit den demokratischen Reformen auf dem Gebiet der DDR vorbei gewesen. Es sei nur noch um die Einheit gegangen, die dann eher ein Anschluss der DDR wurde, erinnert er sich. Viele Künstler und Intellektuelle hätten sich von dem Augenblick an aus der gesellschaftlichen Debatte zurückgezogen. Prof. Sabrow konstatiert die Enttäuschung, die 1990 auf die Euphorie der friedlichen Revolution folgte, merkt aber auch an, dass die DDR nicht einfach von der alten Bundesrepublik übernommen worden sei, sondern dass ein Großteil der Bürger die D-Mark wollte und nach den gleichen Lebensverhältnissen wie im Westen strebte. Diesem Druck konnten auch die vorsichtigen Politiker aus dem Westen, die den Prozess eher langsam vorantreiben wollten, nichts entgegensetzen. »Das, was 1989 passiert ist, ist so unendlich überraschend gewesen, niemand hatte ein Szenario dafür«, beschreibt Adriana Lettrari.
Die beiden
Koreas lernen von den Fehlern der Deutschen
Die beiden Koreas lernen aus den Fehlern des
deutsch-deutschen Zusammenwachsens. Adriana Lettrari ist genauso wie Hans-Joachim
Maaz von Mitarbeitern eines Wiedervereinigungsministeriums in Südkorea befragt
worden, die den deutschen Einheitsprozess genauestens analysieren und einen
Plan für die Zusammenführung der beiden Koreas entwickeln.
Wo liegen
die Fehler?
Aus Sicht von Hans-Joachim Maaz besteht der
Grundfehler der Deutschen Einheit darin, dass die Ostdeutschen nach der
friedlichen Revolution nicht die Macht in ihrem eigenen Land übernommen hätten.
»Wir sind übergelaufen.« Es gab keinen Einigungsprozess, keine neue, gemeinsam
entwickelte Verfassung. Die Menschen im Osten hätten das vermeintlich bessere
Leben des Westens gewählt. Keine der beiden Seiten habe danach gefragt, was
vielleicht aus der DDR bewahrenswert gewesen wäre oder was vielleicht am
westdeutschen Leben falsch war.
Axel Vornam spricht von einer mehrfachen Enteignung der Ostdeutschen. Sie hätten die Freiheit gewählt und einen Verlust ihrer Arbeitsplätze, eine Aberkennung ihrer Lebensleistung und einen Elitenaustausch erfahren, der bis heute nachwirkt. »Die Frustrationen im Osten ist kein Ergebnis der DDR, sondern sie resultieren aus den zum Teil bitteren Erfahrungen danach.«
»Wie kann es sein, dass nur 1,7 Prozent der Führungspositionen in Deutschland mit Ostdeutschen besetzt sind«, fragt Lettrari. Jetzt sei es an der Zeit, dass ihre Generation der Nachwendekinder mit den Erfahrungen beider Systeme an die Reihe komme, in Führungspositionen aufzusteigen, um wieder ein gesellschaftliches Gleichgewicht herzustellen. Und sie ergänzt: Mit den Erfahrungen von heute: Würde man das heute noch einmal genauso machen? Gibt es vielleicht auch so etwas wie eine Scham der Westdeutschen über die Versäumnisse des Einigungsprozesses?
»Scham? Nein!«, sagt Sabrow. »Sorgen? Sehr wohl!« Er kritisiert das sich Einrichten in den deutsch-deutschen Befindlichkeiten, vermisst die Einordnung der Ereignisse von 1989/90 in die globalen Zusammenhänge. Er ist sehr stolz auf das Institut, das er leitet und beschreibt: »Wir haben uns sehr lange unsere Biografien erzählt. Viele meiner Mitarbeiter sind ost-westdeutsche Hybridwesen.«
Auf dem Podium in der BOXX: Axel Vornam, Dr. Adriana Lettrari, Prof. Dr. Martin Sabrow. Dr. Hans-Joachim Maaz (vl.nr.)
Den Osten
nicht in die rechte Ecke stellen
»Aber sind all diese Versäumnisse ein Grund,
dass man rechtsradikal wählt?«, zeigt Sabrow sein Unverständnis für die Stärke
der AfD in Ostdeutschland.
Maaz betont, dass viele AfD-Wähler einzig und allein, um den größtmöglichen
Protest zu äußern und den etablierten Parteien den schmerzhaftesten Denkzettel
zu erteilen, so und nicht anders abstimmten. Die wenigsten von ihnen hätten eine
rechtsradikale Gesinnung. Er sieht eine große Gefahr darin, den Osten in die
braune Ecke zu stellen. Stattdessen solle man lieber nachfragen, wo die
Ursachen für dieses Verhalten lägen. Aber damit müsse man die gesamte deutsche
Entwicklung der letzten 30 Jahre hinterfragen – in Ost- wie in Westdeutschland.
Adriana Lettrari konstatiert die massenhafte Abwanderung der gut ausgebildeten
Nachwendekinder, die ein politisches Gegengewicht bilden könnten, in den
Westen. Im Übrigen hätten von den 34 000 AfD-Mitgliedern 27 000
Frauen und Männer und 90 Prozent des Führungspersonals eine westdeutsche
Biografie.
Vornam glaubt, dass die Hoffnungen, die der Osten gegenüber der Demokratie und
den Versprechungen der Politik gehegt habe, nicht aufgegangen seien. »Diese
Hoffnung war in gewisser Weise naiv.«
Stimmen
aus dem Publikum
Richtig heiß her ging es, als das Publikum in
die Diskussion einbezogen wurde – hier einige Stimmen:
Sind die
Menschen im Osten und zunehmend auch die im Westen vielleicht irritiert von den
Auswüchsen des Kapitalismus?
Eigentlich
hat man im Osten ja gelernt, wie der Kapitalismus funktioniert. Aber das haben
die Menschen so schnell vergessen. Antikapitalismus und Antifaschismus – beides
wurde sehr schnell über Bord geworfen.
Es gibt
nicht d e n Osten und d e n Westen. Die Biografien in
beiden Teilen Deutschlands sind sehr unterschiedlich!
Ich habe
hier aus dem Westen mit großer Spannung auf die Ereignisse in Ostdeutschland
geschaut und gehofft, dass man sich dort einen eigenen, freien Staat schafft.
Und so weiter und so fort …
Moderator Prof. Dr. Martin Sabrow konnte nur
konstatieren: »Wir merken angesichts der heftigen Diskussionen: Es geht um was! Das Thema lässt
niemanden kalt.«
Aber wo sonst als im Theater gibt es die Möglichkeit, sich mit Gründlichkeit
dieser Thematik anzunehmen und in den Dialog zu treten, der so überfällig ist.
Geredet wurde auch im Anschluss an die Podiumsdiskussion lange und ausführlich. Die nächste Gelegenheit zur Fortführung des Dialogs gibt es am 4. November im Kinostar Arthaus-Kino. Hier läuft der Grimme-Preis-gekrönte Film: »Novembertage – Stimmen und Wege« von Marcel Ophüls. Im Anschluss findet ein Publikumsgespräch mit dem Filmpublizisten Ralph Eue statt.
Ein Gespräch mit Dr. Mirjam Meuser über »Erinnerung ist Liebe zur Zukunft«
Aus Anlass des 30. Jahrestages des Mauerfalls widmet sich das Theater Heilbronn in einer ganzen Veranstaltungsreihe dem Thema Deutsche Einheit. Unter dem Titel »Erinnerung ist Liebe zur Zukunft« finden monatliche Lesungen, Gesprächsrunden und Filmabende in Kooperation mit dem Kinostar Arthaus-Kino statt. Inhalt aller Veranstaltungen ist es, gegenwärtige gesellschaftliche Entwicklungen aus ihrem historischen Kontext heraus zu untersuchen. Kuratorin der Reihe ist Dr. Mirjam Meuser, Dramaturgin am Theater Heilbronn. Pressereferentin Silke Zschäckel hat sich mit ihr unterhalten.
Dr. Mirjam Meuser (Foto: Thomas Braun)
S.Z.: »Erinnerung ist Liebe zur
Zukunft« – ein sehr schöner, sehr poetischer Titel: Woher kommt er?
M.M.: Eigentlich ist das der
Titel eines Heiner-Müller-Interviews, nur leicht abgewandelt. Der Titel heißt
ursprünglich »Nekrophilie ist Liebe zur Zukunft«. Die Liebe zu den Toten, das
Ausgraben der Toten – das ist die Liebe zur Zukunft. Das ist ein Zentralmotiv
im ganzen Müller’schen Werk. Ich habe das umgewandelt in »Erinnerung ist Liebe zur
Zukunft«, damit es nicht ganz so morbid klingt. Und zum anderen gibt es in der
Geschichtswissenschaft das Teilgebiet der Erinnerungsforschung, und darauf
wollte ich mich beziehen.
S.Z.: Woher rührt dein Interesse
für dieses Thema – die Beschäftigung mit der deutsch-deutschen, insbesondere
auch mit der ostdeutschen Geschichte, obwohl du aus Bayern stammst?
M.M.: Zunächst mal liegt das an
meinem grundsätzlichen Interesse für Geschichte. Und dann ist es eine
Geschichte, mit der ich unmittelbar konfrontiert worden bin, weil ich während
meines Studiums in Berlin sehr viele Menschen aus Ostdeutschland kennengelernt
habe, unter anderem meinen Doktorvater. Der brachte mir Heiner Müller nahe, und
damit war es unweigerlich verbunden, dass ich anfing, mich mit der ostdeutschen
und der deutsch-deutschen Geschichte zu beschäftigen. Ich lernte einen ganz
anderen Blick auf die historische Vergangenheit kennen, als ich ihn in der
Schule erlebt habe oder als im Westen Geschichte reflektiert wurde. Da wurde
die ganze Historie des Sozialismus ausgespart, die gab es nicht – oder eben
erst ab 1989. In bin in meinem Literaturstudium komischerweise immer wieder bei
den ostdeutschen Professoren gelandet, ohne dass ich vorher wusste, dass sie
aus der ehemaligen DDR kommen. Und bei den Philosophen, die ich aus Ostdeutschland
kennengelernt habe, spielte das Lehren von Zusammenhängen eine größere Rolle
als beim Studium im Westen, wo das Vertiefen in einzelne Positionen und Autoren
wichtig war, weniger das Woher und das Wohin.
S.Z.: Nach welchen Aspekten hast
du die Reihe konzipiert? Welche Themen wolltest du unbedingt drin haben?
M.M.: Ich habe die Reihe nicht
allein konzipiert. Das war eine Gemeinschaftsarbeit, da sind Ideen vom gesamten
Leitungsteam dabei. Wir haben versucht,
verschiedene Themenschwerpunkte zu setzen. Es war klar, dass es eine
Auftaktveranstaltung geben soll, in der wir die letzten 30 Jahre noch mal
untersuchen. Eine Veranstaltung zum Wirken der Treuhand war Axel Vornam und Uta Koschel, die auch
mitgedacht hat, sehr wichtig. Für mich persönlich ist auch die
Geopolitik-Veranstaltung von Belang, weil ich möchte, dass wir das Thema in
einen größeren globalen Kontext stellen. Denn mit 1989/90 ist nicht nur die DDR
verschwunden, sondern auch die alte BRD. Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks hat
ein massiver weltweiter Veränderungsprozess begonnen. Das kommt erst jetzt so
langsam im gesellschaftlichen Bewusstsein an. Und dann war mir auch wichtig,
die Vorgeschichte der friedlichen Revolution anzuschauen. Die kam ja nicht aus
dem nichts. Welche Entwicklungen haben eigentlich dazu geführt, dass am Ende
die Mauer aufging?
S.Z.: Hast du eine Veranstaltung,
auf die du dich ganz besonders freust?
M.M.: Ich freu mich auf die
erste, weil ich auf die unterschiedlichen Sichtweisen sehr gespannt bin. Wir
haben eine Frau auf dem Podium, Adriana Lettrari, Gründerin des »Netzwerks 3te
Generation Ostdeutschland«, die inzwischen in der Wirtschaftsberatung tätig
ist, außerdem den Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz und den Theatermann Axel
Vornam, die von Martin Sabrow, einem sehr profilierten Historiker befragt
werden. Ich glaube, das kann sehr spannend werden. Ich freue mich auch sehr auf
die Treuhand-Veranstaltung, ein Thema, bei dem, glaube ich, noch viel
Aufarbeitung notwendig ist. Auch da bin ich gespannt auf das Podium. Wir haben den
investigativen Journalisten Dirk Laabs eingeladen, außerdem Marcus Böick, einen
jungen Historiker, der mit seiner Dissertation die erste historische
Aufarbeitung der Geschichte der Treuhand geschrieben hat. Und für die
Moderation kommt André Steiner, ein renommierter Wirtschaftshistoriker, der
sowohl die Geschichte der DDR als auch der BRD kennt.
S.Z.: War es schwierig, die sehr
hochkarätigen Gäste von dem Konzept zu überzeugen oder haben gleich alle
gesagt: Wir sind dabei?
M.M.: Ich habe sehr oft die
Erfahrung gemacht, dass die Leute das Konzept gut finden und dass sie deshalb
auch gerne kommen.
S.Z.: Was erhoffst du dir von
dieser Reihe? Sowohl von den einzelnen Abenden als auch als Quintessenz am
Ende?
M.M.: Von den Abenden erhoffe ich
mir spannende Diskussionen, von denen ich mir wünsche, dass sich das Publikum
miteinbeziehen lässt. Ich hoffe auf einen Dialog, einen Austausch – letztlich
auch zwischen Ost und West, um die vielen Vorurteile, die es doch noch gibt,
aufzubrechen und einander besser verstehen zu lernen. Es wäre schön, wenn es
gelingen würde, die subjektiven Sichten und die historischen Zusammenhänge besser
miteinander ins Verhältnis zu setzen. Das wäre mir ganz wichtig.
»Man braucht gar nicht vor ein Publikum zu treten, wenn man nicht bereit ist, etwas von seiner Lebenserfahrung, seinen Gefühlen, seinen Meinungen und seiner Fantasie Preis zu geben.« Ivan
Eine Szene aus den Proben.
Im Generationenclub treffen Welten aufeinander, jung, alt,
Ost, West, verwurzelt, zugezogen, Nord, Süd, nah und fern. Alle Spieler bringen
ihre Lebensgeschichten und -erfahrungen mit, aus denen ein eigenes Stück
entsteht.
In diesem Jahr ist die Stückentwicklung »Das Gewebe der
Gegenwart braucht rote Fäden« entstanden. Orientiert am Spielzeitmotto
SINNSUCHER_NoLimits haben sich die Spieler auf die Suche gemacht nach dem, was
dem Leben einen Sinn gibt. Geschichten, Erfahrungen, Lebensfäden werden immer
wieder verknüpft, beschreibt Andrea die Entstehung des Stückes.
Ob es Geschichten aus ihrer Kindheit in einer anderen fernen
Heimat sind, Geschichten vom Ankommen, Geschichten vom Altsein, vom Jungsein.
Manche Geschichten erzählen über Krieg, der sich vor über siebzig in das Leben
der Menschen einschrieb, als die Erzählenden noch Kinder waren. Jetzt wird er mit
den Erfahrungen junger Menschen von heute in Verbindung gebracht. Parallelen zu
den Erzählungen Geflüchteter, die heute in Deutschland Schutz suchen, werden
offenbar. So laufen hier jeden Mittwoch Geschichten aus vielen Ländern und
Kulturen, unterschiedlicher Generationen zusammen und werden im Spiel
verwoben.
Aus den Proben.
Egal ob die Spieler seit der ersten Stunde des Generationenclubs
vor sechs Jahren wie Ivan, Bruni, Beate, Edi, Andrea und Barbara dabei oder erst in den
letzten Monaten hinzugekommen sind wie Stefan, Sebastian, Alara und Sam, sie
alle finden im wöchentlichen Training zueinander. In der Arbeit – mit
Clubleiterin Evelyn Döbler – am eigenen Stück lernen sie alle viel über sich und
die anderen und erfahren, wie aus einer willkürlichen Gruppe eine Gemeinschaft
wachsen kann. Dank des Clubs, sagt Andrea, habe sie gelernt, zu sehen welches
Potential in ihr selbst und auch den anderen schlummert.
Es ist die Freude, die Gemeinschaft, das gemeinsame
Nachdenken, das Spielen, das Lachen, die Verbindung mit den anderen, das
voneinander Lernen, was die Clubber antreibt, sich jeden Mittwoch zu treffen. Es
ist das Zuhören, das Gehörtwerden, das ihnen Kraft, Hoffnung, Stärke gibt einen
Platz zu finden, im Club, in der Gruppe, aber auch den eigenen Platz in der
Gesellschaft besser auszuloten. Das
alles übertragen sie in ihre Stücke.
Wie Achtsam bin ich gegenüber anderen? Wie gehen wir miteinander um? Wo ist mein Platz in dieser Gesellschaft? Was können wir voneinander lernen? Was verbindet uns? Was trennt uns? Was gibt uns Halt? Wonach suchen wir im Leben? Das sind die Fragen denen sie sich gestellt haben. Jede Woche treten sie miteinander neu in Kontakt. Begegnen sich freundschaftlich mit Vertrauen, Verständnis und ihren Texten, die sie im Spiel zusammenbringen. Beharrlich und mit großem Einfühlungsvermögen für jeden einzelnen treibt Clubleiterin Evelyn Döbler die Gruppe voran. Mit Disziplin, Kraft und Kreativität suchen sie nach dem Verbindenden im Club und in der Gesellschaft. So wird der Club für sie zu einem Ort des Ankommens, der Erdung, der Einbettung im Hier und Jetzt, in Heilbronn. Ihr Stück ist der Wunsch, etwas davon hinauszutragen, von diesem Gefühl der Gemeinschaft und den Geschichten, die in ihr entstehen können.
Die Statistinnen von »Hexenjagd« erzählen über ihre Erfahrungen.
Die Statistinnen mit Stella Goritzki und Stefan Eichberg. Foto: Jochen Quast
Anfang Januar 2019
sind 27 junge Mädchen und Frauen im Alter von 13 bis 24 Jahren dem Aufruf des
Theaters gefolgt, um an dem Statistinnen-Casting für die Inszenierung von
Arthur Millers »Hexenjagd« teilzunehmen. Regisseurin Uta Koschel und
Dramaturgin Sophie Püschel suchten für die Inszenierung eine Gruppe junger
Mädchen, die die Schauspielerinnen Stella Goritzki und Ipek Özgen bei verschiedenen
Szenen als »Mädchen aus Salem« unterstützen.
Wir haben einige der Statistinnen
über ihre Motivation, sich für das Casting zu bewerben, befragt:
Anna Lena Knecht: »Theaterspielen macht mir extrem viel
Spaß. Ein paar aus dem Kolpingtheater und mein Vater haben mich auf einen
Artikel der Heilbronner Stimme aufmerksam gemacht, in dem stand, dass
Statistinnen gesucht werden. Daraufhin habe ich mich für das Casting
angemeldet.«
Lilly Eichberg: »Ich war wahnsinnig interessiert, wie die
Entwicklung von der ersten Probe, bis hin zum komplett fertigen Stück abläuft.
Ich wollte wissen, wie es ist ein Teil des Ganzen zu sein.«
Anna Laukhuf: »Ich liebe Theater und mich reizte die
Vorstellung, eine andere Perspektive und Rolle einzunehmen und mich aktiv am
Schauspielgeschehen zu beteiligen, anstatt die Position der Zuschauerin zu
bekleiden. Außerdem fand ich es verlockend, so Einblicke in die Prozesse hinter
der Bühne zu bekommen und ein Stück von der Idee bis hin zur fertigen Inszenierung
zu begleiten.«
Die Mädchen aus Salem
spielen in »Hexenjagd« eine entscheidende Rolle, denn ihr Vergehen: nachts im
Wald zu tanzen, setzt die Ereignisse in dem kleinen Ort in Gang. In der streng
puritanischen Gemeinde Salem sind solch weltliche Vergnügen wie Tanzen oder das
Lesen von Büchern strengstens verboten. Als die Mädchen beim Tanzen entdeckt
werden, brechen einige von ihnen ohnmächtig zusammen, aus Angst vor der ihnen
drohenden Strafe. Unter ihnen ist auch die Tochter des Pfarrers Parris, als sie
nicht mehr aus ihrer Ohnmacht erwachen will, keimt schnell das Gerücht von
Hexerei auf. Auf der Suche nach Schuldigen werden die Mädchen ins Verhör
genommen und unter Druck gesetzt, zu gestehen bzw. der Hexerei Schuldige zu
benennen. Von nun an greifen Denunziationen und Misstrauen um sich. Die Bezichtigung,
ein Werkzeug des Teufels zu sein, eignet sich bestens, um unliebsame Gegner aus
dem Weg zu räumen. So wird Salem im Zuge der Hexenprozesse in eine Art
Massenhysterie aus Lügen, Angst und Machtmissbrauch versetzt.
Szenenfoto aus »Hexenjagd« Foto: Jochen Quast.
Aus dem Casting sind zwei
Gruppen von je fünf Statistinnen hervorgegangen. Die meisten brachten bereits
erste Erfahrungen aus Theater-AGs und -clubs oder früheren Statistinnenrollen
mit.
Doch der
professionelle Theaterbetrieb hielt für sie neue Eindrücke und einige Überraschungen
bereit.
Anna Laukhuf: »Vor allem ist mir aufgefallen, wie
leidenschaftlich die Schauspieler oder auch andere Mitarbeiter ihre Arbeit
ausüben. Man spürt eine Atmosphäre, die davon geprägt ist, dass jeder seine
Arbeit als Berufung und nicht bloß als Job ansieht.«
Christiane Staudacher berichtete: Ȇberrascht haben mich die vielen und
unterschiedlichen Abteilungen, die ein so großes Haus besitzt und den für eine
Produktion notwendig sind. Angefangen bei den Kostümen, die alle selbst genäht werden,
hin zum Bühnenbild, das exklusiv für jede einzelne Produktion angefertigt wird,
bis zur Gesamtorganisation einer solch großen Produktion, vor und hinter der
Bühne.«
Einen neuen Blick, was eine Inszenierung alles umfasst,
gewann auch Leonie Decker:
»Überrascht hat mich, wieviel Wert auf jedes Detail in Make-up, Bühnenbild und
Text gelegt wurde. Unsere Kostüme wurden alle maßgeschneidert und es galt zu
unserem Leid striktes BH-Verbot, nur um auch wirklich den Eindruck der Zeit
einzufangen, welcher von der Regisseurin gewünscht wurde. Als Zuschauer hatte
ich nie bemerkt, wie viele Ideen von verschiedenen Seiten in ein einzelnes
Stück fließen, um dieses komplett werden zu lassen. Darauf werde ich zukünftig,
wenn ich ins Theater gehe, mehr achten.«
Im März begann für die
Schauspielerinnen und Schauspieler die sechswöchige Probenzeit und natürlich
auch für die Statistinnen. Für die Mädchen war es eine bereichernde und
zusammenschweißende Zeit.
Szenenfoto »Hexenjagd«; Foto: Steffen Nödl
Matilda Martinez über die Proben: »Es gab so viele kleine
Momente, Momente mit den anderen Statistinnen, den Schauspielern: Es waren alle
so offen und nett, die Atmosphäre war einfach jedes Mal so unbeschreiblich.«
Leonie Decker verriet uns: »Wir als Statistinnengruppe untereinander hatten Backstage wahnsinnig viel Spaß und ich habe jede einzelne meiner Mitstatistinnen als Freundin lieb gewonnen. Zudem wurde durch dieRegisseurin und die anderen Darsteller auf der Bühne eine Atmosphäre kreiert, welche mich motiviert hat auf der Bühne mein Bestes zu geben. Im Kopf geblieben ist mir, als wir das erste Mal unsere „Vogelszene“ probten, welche sehr intensiv war. Es hat uns einiges an Mimik und Stimme abverlangt, aberda alle hochmotiviert mitmachten, in mir auch ein Hochgefühl ausgelöst. Somit würde ich das als „schönsten Probenmoment“ bezeichnen.«
Hinter den Kulissen. Foto: Steffen Nödl
Am 4. Mai 2019 ging es dann für das Ensemble und die erste Gruppe der Mädchen aus Salem auf die Bühne des Großen Hauses. Seitdem spielen abwechselnd die beiden Gruppen in den Vorstellungen.
Szenenfoto »Hexenjagd«; Foto: Jochen Quast
Für Anna Laukhuf war gerade der Abend der Premiere ganz
besonders: »Mein schönster Moment waren die letzten gemeinsamen Erlebnisse
hinter der Bühne vor der Premiere. Fast jeder hat dem anderen ein kleines
Glücks-Präsent überreicht, was mich sehr gerührt hat. Alle Geschenke enthielten
auch – direkt oder indirekt – eine Botschaft, die mit dem Stück zu tun hatte.
Mich hat begeistert, wie viel Gedanken sich alle darüber gemacht haben und wie
viel Wertschätzung auch uns als Statistinnen entgegengebracht wurde.«
Wie viel Arbeit und Disziplin hinter den Proben und den
Vorstellungen steckt, hat Lilly Eichberg beeindruckt: »Auf den Proben oder in
den Pausen während Vorstellungen wird manchmal rumgealbert. Trotzdem müssen
dann alle zum richtigen Zeitpunkt wieder konzentriert sein und ihre Arbeit
machen, wenn es weiter geht. Das war eine gute Erkenntnis.«
Ob sich die Erwartungen, mit denen sich die Mädchen beim Casting beworben haben, in Erfüllung gingen wollten wir natürlich auch von ihnen wissen.
Hinter den Kulissen. Foto: Steffen Nödl
Anna Lena Knecht: »Ich hatte keine konkreten Erwartungen,
sondern viel mehr die Hoffnung, dass auch wir Statistinnen gut in die
Schauspielgruppe integriert werden. Dies hat sich definitiv erfüllt.«
Leonie Decker: »Ich hatte die Erwartungshaltung als
Statisten wäre man »nur« eine Hintergrundfigur und würde auch dementsprechend
behandelt. Jedoch die freundliche und auch unterstützende Art, welche die
anderen Darsteller und Mitarbeiter gegenüber uns Statistinnen hatten, hat dafür
gesorgt, dass ich mich sofort wertgeschätzt gefühlt habe.«
Matilda Martinez: »Um ehrlich zu sein, wusste ich gar nicht,
was auf mich zukommen würde und ich habe viel mehr daran gedacht, das Casting
aus Spaß zu machen. Mittlerweile bin ich mehr als froh, dass ich diese
Erfahrung machen durfte.
Und wie fühlt es sich an, auf der Bühne im Großen Haus zu stehen?
Szenenfoto »Hexenjagd«, Foto Steffen Nödl
Matilda Martinez: »Es ist unbeschreiblich, auf der großen Bühne
stehen zu dürfen. Mit den »Großen« zu spielen, zu sehen, wie sie die Charaktere
verkörpern, von ihnen zu lernen … . Man kann dieses Gefühl nicht beschreiben,
es ist einfach ein pures Glücksgefühl, das so viele verschiedene Emotionen
freisetzt.«
Lilly Eichberg: »Es macht total viel Spaß! Während der
Vorstellung ist man auf der Bühne meistens sehr konzentriert. Man vergisst
fast, dass man auf der Bühne im Großen Haus steht und einem so viele Leute zusehen. Ich realisiere das meist erst,
wenn ich wieder von der Bühne runter bin.«
Christiane Staudacher: »Auf einer Bühne zu stehen, ist für
mich ein unbeschreibliches Erlebnis. Ich fühle mich dort einfach wohl. Ein
Traum ist für mich in Erfüllung gegangen.«
Für alle war es eine aufregende und
besondere Zeit. Auf die Frage ob sie es noch mal machen würden, haben alle sofort
mit JA! geantwortet.
Szenenfoto »Hexenjagd«, Foto: Jochen Quast
Leonie Kurz: »Auf jeden Fall würde ich es nochmal machen! Es
macht einfach unglaublich viel Spaß, und kein Abend ist wie der andere!«
Christiane Staudacher: »Meine Erfahrungen am Theater Heilbronn
möchte ich auf keinen Fall missen, und wer weiß, was die Zukunft für mich
vorhat?«
Lilly Eichberg: »Auf jeden Fall! Es hat sehr viel Spaß
gemacht, und ich habe viele neue Erfahrungen gesammelt.«
Matilda Martinez: »Ich würde es jederzeit wieder tun. Das
Casting, die Proben, die Vorstellungen würde ich nicht mehr missen wollen.«
Leonie Decker: » Die Erfahrung am Theater hat mich viele
Dinge gelehrt und in meinem Leben weitergebracht, des Weiteren hat es Spaß
gemacht und mich mit neuen Menschen zusammengeführt. Meine Antwort lautet: 100% Ja!«
Wir danken allen Statistinnen von »Hexenjagd« für ihre Unterstützung und Spielfreude. Wer sie noch mal auf der Bühne erleben möchte hat noch am 6., 12. & 14. Juli die Gelegenheit.
Als »Gärtnerin aus Liebe« kommt die Sopranistin Johanna Pommranz ans Theater Heilbronn zurück
Johanna Pommranz als Marchesa Violante Onesti, unter dem Namen Sandrina als Gärtnerin verkleidet; Foto: Thomas Braun
»Bei »Orlando« habe ich Gesang noch im Bachelor-Studiengang studiert, inzwischen geht mein Master-Studium schon dem Ende entgegen«, antwortet Johanna Pommranz auf die Frage, was sie als Sängerin gemacht hat, seit sie als Dorinda in unserer letzten eigenen Operninszenierung das Heilbronner Publikum eroberte. »Außerdem konnte ich weitere Opernerfahrungen sammeln, z.B. in Tübingen als Erminio in der Wiederentdeckung von Jommellis »Il cacciatore deluso« oder als Sand- und Taumännchen in Humperdincks »Hänsel und Gretel« bei den Staufer Festspielen. Daneben gab es viele Konzerte mit Orchester und einige solistische Auftritte auch im Ausland – Spanien, Österreich und Frankreich.«
Nun singt und spielt die aus Gomaringen stammende junge Sopranistin die
Titelrolle in unserer Gartenoper »La finta giardiniera«. Und sie ist als
die »Gärtnerin aus Liebe« auch sicher die vielschichtigste Figur in
Mozarts Jugendwerk. »Für mich liegt das Geheimnis von Sandrina, alias
Violante, zum einen darin, dass sie eine wahnsinnige Entwicklung
durchläuft«, beschreibt Johanna. »Trauer, Zorn, Eifersucht, aber auch
Todesangst und Freude. Dass sie all diese Gemütszustände und Emotionen
durchlebt, macht sie zu einer alles andere als stereotypen Figur. Für
mich wird sie dadurch so menschlich.« Sie erklärt sich das Besondere an
der vermeintlichen Gärtnerin Sandrina aber auch opernhistorisch: »Zum
anderen kann man sie weder einer typischen Opera buffa- noch einer
typischen Opera seria-Figur zuordnen. Eigentlich ist Violante eine
Gräfin, die sich aber als eine Person niedrigen Standes ausgibt. Ich
finde, dass Mozart das in seiner Komposition wahnsinnig interessant
widerspiegelt. In ihrer Arie »Geme la tortorella« verwebt er Elemente
der Opera buffa wie liedhafte Melodik mit einer so differenzierten
Harmonik und Dynamik, die nicht mehr der Opera buffa zugeordnet werden
können. Auch der Text lässt sich als Gleichnisarie der Opera seria
zuordnen. So verschmilzt an dieser Stelle Musik beider Varianten,
genauso wie die beiden Rollen Sandrina und Violante quasi gemeinsam
singen und ineinander verschmelzen. Bei ihrer letzten Arie im zweiten
Akt ist aber nichts mehr von der Opera buffa wiederzufinden. Sandrina
flieht aus dem Haus des Podestà und hat ihre Rolle als Gärtnerin
abgelegt. Sie ist Violante.«
Johanna Pommranz und Paul Sutton, im Vordergrund; Foto: Thomas Braun
Man merkt Johanna Pommranz an, wie intensiv sie sich mit der Gärtnerin auseinander gesetzt hat. »La finta« war offensichtlich für sie ein Spaß und eine Herausforderung: »Neben dem großen Reiz, eine Rolle zu spielen, die wiederum eine Rolle spielt, hat die Partie in musikalischer Hinsicht auch viele Tücken. Die vielen verschiedenen Emotionen stellen unterschiedliche Ansprüche an die Stimme. So gibt es viele lyrische Elemente, aber auch dramatische und Koloraturpassagen. Das alles innerhalb einer Oper zu zeigen und sich zwischen den Arien umzustellen, finde ich bei jeder Vorstellung aufs Neue spannend.« Und was ist das nächste Spannende für Johanna? »Mein Master-Abschluss an der Hochschule im Februar«, lacht sie. »Und dann heißt es für mich: Vorsingen und hoffen, dass ich in ein Opernstudio aufgenommen werde.« Wir wünschen ihr dafür ein herzliches TOI TOI TOI!
Noch könnt Ihr Johanna Pommranz zwei Mal in der Oper »La finta giardiniera« auf der BUGA erleben, gleich heute Abend um 20.00 Uhr und das letzte Mal am Freitag 5. Juli 2019 um 20.00 Uhr.
Uta Koschel verabschiedet sich als Chefregisseurin aus Heilbronn und wird Schauspieldirektorin in Schwedt
Uta Koschel; Foto: David Klumpp
Es ist eine Mischung aus Vorfreude und Wehmut, die Uta
Koschel gegenwärtig durch den Tag begleitet: Vorfreude auf die neuen Aufgaben,
die sie in ihrer neuen Funktion als Schauspieldirektorin an den Uckermärkischen
Bühnen Schwedt erwarten. Wehmut, weil ihr der Abschied vom Theater Heilbronn,
das sie seit Beginn der Intendanz von Axel Vornam mitgeprägt hat, nicht leicht
fällt. Seit 11 Jahren gehört Uta Koschel zum Team von Regisseuren, die hier
regelmäßig arbeiten. In den vergangenen drei Spielzeiten war sie fest als
Chefregisseurin am Haus. Mit ihren beiden letzten, ganz unterschiedlichen Inszenierungen
in dieser Funktion setzte sie noch einmal unvergessliche Akzente: Mit »Harper
Regan«
von Simon Stephens, der Tragödie einer Frau, die vor lauter Warten auf das
Leben das Leben an sich vorbeiziehen lässt. Und mit »Hexenjagd«
von Arthur Miller, einer Inszenierung, die zwar in einer puritanischen Gemeinde
des Jahres 1692 angesiedelt ist, die aber als Parabel für eine Gesellschaft, in
der Toleranz und Vernunft im öffentlichen Diskurs immer stärker einem
hysterisch geführten, gefährlichen Disput weichen, mit aller
Deutlichkeit ins Hier und Heute weist.
Erinnert sei auch an ihre Heilbronner Inszenierungen wie »Das
Fest«,
»Die
Katze auf dem heißen Blechdach« oder »Der Besuch der alten Dame« oder
den Komödienhit »Der nackte Wahnsinn« – da werden Bilder wieder lebendig. Ihr
Markenzeichen als Regisseurin ist, dass sie kein Markenzeichen hat. Uta Koschel
entwickelt die Inszenierung immer
aus dem jeweiligen Stoff heraus gemeinsam mit ihrem Team, mit einer klugen, fein
ziselierenden, die handelnden Figuren genau untersuchenden Arbeitsweise und
einem guten Gespür für Timing und Rhythmus. Da vereinen sich in der Tochter
einer Schauspielerin und eines Dramaturgen offenbar beide elterliche Talente.
Bei den Proben zu »Hexenjagd«gewährte Uta Koschel den Studenten der Heilbronner Hochschule exklusive Einblicke in die Entstehung des Stücks. In einer Premierenklasse durften die Studierenden einzelne Proben der Inszenierung begleiten.
Vermissen wird Uta Koschel das großartige, äußerst vielseitige Heilbronner Ensemble, mit dem es Freude macht zu arbeiten: »Mit jedem einzelnen«. Auch die Mitarbeiter in den Werkstätten seien ganz besonders: »Sie arbeiten immer für die Kunst und machen ALLES möglich.« Überhaupt sei das ganze Haus außergewöhnlich gut organisiert und von einem hohen Arbeitsethos geprägt. Heilbronn als Stadt werde immer quirliger und dynamischer, und das Publikum sei wach und dem Theater sehr zugetan. Aber einen Wermutstropfen hatte ihr Engagement im Südwesten immer: Ihren Lebensgefährten Jon- Kaare Koppe, Schauspieler in Potsdam, hat sie viel zu selten gesehen. Schon seit der Schauspielschule sind die beiden ein Paar.
Von Schwedt, ihrer neuen Wirkungsstätte, sind es nur rund 70 Minuten bis zur gemeinsamen Wohnung in Berlin. Aber nicht nur deshalb freut sie sich auf die Arbeit in den Uckermärkischen Bühnen. »Das Theater ist das kulturelle Zentrum einer spannenden Region«, beschreibt Uta Koschel. Früher abseits am äußersten östlichen Rand der DDR gelegen, findet sich die Stadt jetzt mitten im Herzen Europas wieder – zehn Kilometer von Polen entfernt. Das Theater in Schwedt überwindet hier im wahrsten Sinne des Wortes die Grenze, ist federführend in der Deutsch-Polnischen Zusammenarbeit. Die Uckermärkischen Bühnen arbeiten mit der Musicalhochschule in Gdynia zusammen und realisieren zweimal im Jahr große Musicals. Im traditionellen Weihnachtsmärchen kommt ein Drittel der Besucher aus Polen. Es gibt zweisprachige Schauspieler im Ensemble, so dass Stücke mit polnischen Versatzstücken aufgeführt werden. »Eine wunderbar ungezwungene Art, um sich mit der Sprache des jeweiligen Nachbarlandes zu beschäftigen.« Schwedt bringt auch Deutschsprachige Erstaufführungen polnischer Stücke heraus. »Das alles finde ich sehr aufregend“, beschreibt Uta Koschel. Das Theater bekennt sich auch zu seiner politischen Verantwortung. Darin setzt der neue Intendant André Nicke, unter dessen Leitung Uta Koschel in Schwedt beginnt, die Arbeit seines langjährigen Vorgängers Rainer Simon fort.
Einen
Vorteil hat Schwedt außerdem: Zwei Wochen Winterpause, weil das Theater auch im
Sommer spielt. Einen Teil davon wird sie, so überlegt Uta Koschel,
wahrscheinlich in Heilbronn verbringen, um nach ihrem alten Theater zu schauen.
Außerdem wird sie sich jedes Vierteljahr eine Kiste mit Heilbronner Weinen in
die Uckermark schicken lassen, genießen und sich mit dem Geschmack auf der
Zunge an ihre intensive Zeit in Heilbronn erinnern.
Liebe Uta: Die Träne im Knopfloch, mit der Du Dich
verabschiedest, die haben wir auch.
Wir sagen DANKE – einer tollen Regisseurin und einem feinen Menschen.
Die Inszenierung »Hexenjagd« ist noch bis zum 14. Juli 2019 im Großen Haus zu sehen. Allle Termine gibt es HIER –>.
Bariton Konstantin Krimmel gastiert nach »Orlando« zum zweiten Mal am Theater Heilbronn
Konstantin Krimmel als Roberto, Diener der Marchesa Violante, unter dem Namen Nardo, Gärtnerbursche beim Podestà mit Clémence Boullu; Foto: Thomas Braun
Seit
seinen Auftritten als Zoroastro in unserer Inszenierung von Georg Friedrich
Händels »Orlando« hat sich bei dem Bariton Konstantin Krimmel einiges getan:
Erst vor kurzem ist er mit dem Preis des Deutschen Musikwettbewerbs UND des
Internationalen Helmut-Deutsch-Liedwettbewerbs ausgezeichnet worden. Was
bedeuten solche Preise für einen jungen Sänger? »Solche Wettbewerbe können für
uns ein sehr großes Sprungbrett sein«, erklärt der Absolvent der Staatlichen
Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. »Die Jury ist meist
besetzt mit hochkarätigen Sängern und Musikern, mit Agenten, Intendanten. Sie
haben alle schon große Karriere gemacht und dadurch natürlich auch einen großen
Wirkungskreis. Noch dazu sind die Finalrunden meist öffentlich, man kann sich
vor Publikum präsentieren. Und gehört zu werden, das ist manchmal wichtiger als
das Siegertreppchen.«
Konstantin Krimmel, Foto: Thomas Braun
Bei den
vielen neuen und spannenden Auftritten und Projekten, die nun auf Konstantin
zukommen, haben wir uns sehr gefreut, dass er Zeit und Lust hatte, auf der
Sparkassenbühne der BUGA die Partie des Nardo zu übernehmen. Wie auch die
anderen Figuren in »La finta giardiniera« stellt der vermeintliche Gärtner dem
Objekt seiner Liebe hinterher – auch wenn es natürlich die Falsche ist. Könnte
man ihn sogar ein bisschen als »Stalker« bezeichnen? Konstantin Krimmel lacht: »Das
ist nicht ganz der richtige Begriff. Inmitten all dieser anderen Liebespaare
ist Nardo einfach fasziniert vom Kammermädchen Serpetta. Und sie ist ja auch
die Einzige, die wegen ihrer sozialen Stellung für ihn überhaupt in Frage
kommt.« Ein ganz anderer Fall ist da seine »Kollegin« Sandrina … »Für sie würde
er sehr weit gehen. Nardo ist ihr Diener. Aber weil sie sich nicht als Adelige
zu erkennen geben darf, haben sie nach außen dieselbe Stellung, eigentlich. Und
das gefällt ihm ganz gut.«
Was wartet nun als Nächstes auf Konstantin Krimmel, wenn die acht Vorstellungen auf der BUGA vorbei sind? »Viel Lied und Konzert. Unter anderem in Köln und Stuttgart, aber auch Konzert- und Opern-Projekte auf Schloss Esterhazy im Burgenland und am Staatstheater Wiesbaden, in Oxford und London. Gibt also viel zu proben, und ich freue mich sehr darauf.«
Noch drei Mal gibt es »La finta giardiniera« auf der BUGA zu erleben. Alle Termine finden Sie HIER –>.
Clémence Boullu singt und spielt eine ehrgeizige Kammerzofe in »La finta giardiniera«
Clémence Boullu als Serpetta, Kindermädchen beim Podestà; Foto Thomas Braun
Wir wandern
weiter durch unser internationales Ensemble von »La finta giardiniera«: Clémence Boullu stammt aus Frankreich und hat in Lyon,
Lausanne, Luzern und Stuttgart Gesang und Oper studiert. So lebenslustig und
quirlig sie im wirklichen Leben wirkt, ist es kein Wunder, dass sie auf der
Bühne in Buffo-Rollen brilliert. »Ich hatte schon die Chance, Barbarina
in »Le Nozze di Figaro« und Zerlina in »Don Giovanni« zu spielen«, erzählt Clémence. »Und ich habe riesigen Spaß mit den
Soubretten-Figuren von Mozart. Sie haben so viele Farben!« Gilt das auch für Serpetta, das diebische Dienstmädchen in »La finta«? »Sie ist es leid, für Leute wie die Capricciosa Arminda zu arbeiten und
träumt von einem höheren sozialen Status – am besten durch Heirat mit dem
Podestà. Aber leider steht dem jetzt die neue Gärtnerin Sandrina im Weg. Und
noch dazu ist der verliebte Nardo immer hinter ihr her. Sie versucht alles, um
ihn los zu werden: Schimpfen, schreien, Eifersucht, ihm die Zunge
herausstrecken, ihn lächerlich machen … Aber er kommt immer wieder!« Sie sprudelt nur so, wenn sie über ihre Partie erzählt.
Konstantin Krimmel, Clémence Boullu
Mozart-Partien füllen Clémence Boullus Repertoireliste. Ist er ihr Lieblingskomponist? »Einer meiner Lieblingskomponisten«, gesteht sie. »Als ich zehn Jahre alt war, habe ich »Die Zauberflöte« mit Lucia Popp als Königin der Nacht gehört und gedacht: Das ist echter Zauber! Das will ich auch singen! Ich komme aus La Côte St. André, dem Geburtsort von Hector Berlioz. Und in unserem 5000-Seelen-Dorf gibt es jeden Sommer ein Festival mit den Besten der Musikwelt. Großes Orchester, große Gefühle, tolle Musik. Das hat meine Berufswahl wahrscheinlich auch ein bisschen beeinflusst.« Im August wird dort übrigens ihr »La finta«-Dirigent Case Scaglione zu Gast sein. Aber wie geht es nach dem Sommer weiter für Clémence? »Vorsingen, vorsingen, vorsingen«, lacht sie. Fest geplant sind aber schon einige Projekte mit dem SWR, dem Kammerchor Stuttgart und dem Orpheus Vokalensemble – »und Mozart ist natürlich auch dabei, aber diesmal mit geistlicher Musik, dem Requiem!«
Bis 5. Juli 2019 ist »La finta giardiniera« noch auf der Sparkassen-Bühne auf der BUGA zu erleben.